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{"created":"2022-01-31T16:24:55.171908+00:00","id":"lit31588","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 419","fulltext":[{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n419\nL. Edikgkb. Hirnaaatomle and Psychologie. Berliner klinische Wochenschrift 37 (26), 561\u2014564; (27), 600\u2014604. 1900.\nNach einem kurzen geschichtlichen Ueberblick \u00fcber die Lehren des Zusammenhanges zwischen den Bewufstseinserscheinungen, insbesondere der sogenannten h\u00f6heren Lebensth\u00e4tigkeit, und den physiologischen Organen, d. h. anatomischen Verh\u00e4ltnissen der Hirnsubstanz, wirft Edingeb die Grundfrage auf, wie sich die Anatomie zur Welt der psychologischen Begriffe mit R\u00fccksicht auf die unmittelbare F\u00f6rderung ihrer eigenen Aufgabe zu verhalten habe. \u2014 Der Verf. stellt zun\u00e4chst fest, dafs die allgemeine Frage nach den physiologischen Bedingungen des Bewufstseins \u00fcberhaupt vorl\u00e4ufig als m\u00fcssig bei Beite zu setzen ist, weil ja die anatomischen und physiologischen Befunde nur als Bewusstseinsinhalte studirt werden k\u00f6nnen, uns nur als Empfindungen gegeben sind, eine Ursache an sich der Empfindung daher niemals erkennbar, sondern h\u00f6chstens mit der Geltung einer metaphysischen Hypothese aufstellbar sein kann. F\u00fcr den Naturforscher kann es sich nach dem Vorg\u00e4nge von Wundt, Mach u. A. nur darum handeln, Parallelismen zwischen den Reihen der psychischen und physischen Objecte, Gesetzm\u00e4fsigkeiten in dem durch die Sinnesorgane Gegebenem aufzufinden. Von hier aus liegt die Gefahr nahe, im Sinne H\u00e4ckel\u2019s aus physiologischen Vorg\u00e4ngen im thierischen Organismus zu weitgehende Analogieschl\u00fcsse auf das Vorhandensein und Mitwirken von Bewufstsein zu ziehen. Gerade die bewufst einseitige Erkl\u00e4rung physiologischen Verhaltens bei Menschen und Thieren \u201eaus der Kenntnifs der anatomischen Unterlagen und ihrer Eigenschaften heraus, das Studium der nach dem Reflextypus arbeitenden Mechanismen\u201c, mufs die Anatomie als ihre ausschliefsliche Aufgabe festhalten, w\u00e4hrend die Betheiligung von Bewufstseinsvorg\u00e4ngen an motorischen Lebens\u00e4ufserungen f\u00fcr jeden Fall erst zu beweisen w\u00e4re, \u00fcberall da aber, wo der Vorgang ohne ihre Annahme erkl\u00e4rbar ist, als nicht vorhanden anzunehmen ist. Der Physiologie verbleibt in inniger F\u00fchlung mit der anatomischen Forschung die Untersuchung der Leistungsf\u00e4higkeit der Elementarorgane und ihrer Verbindungen mit einander.\nBei einigen niederen Thieren ist es gelungen, Handlungen derselben direct auf bekannte chemisch-physikalische Vorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren, ja es konnten auf diesem Wege sogar k\u00fcnstliche Am\u00f6ben (Rumbler\u2019s k\u00fcnstl. Am\u00f6ben) construirt werden. F\u00fcr die Functionen des Nervensystems bietet das Studium der Reflexvorg\u00e4nge eine Reihe von Anhaltspunkten zur Zurtickf\u00fchrung anscheinend zweckm\u00e4fsiger Handlungen auf anatomische Anordnungen. Durch die fortschreitende Kenntnifs der die Associations-m\u00f6glichkeiten bedingenden nerv\u00f6sen Bahnen und unter Zuh\u00fclfenahme der Vererbung lassen sich sodann auch complicirtere Reflexmechanismen ohne die Annahme des Bewufstseins verstehen. Schon jetzt sind die Handlungen niederer Vertebraten zum grofsen Theil aus dem Hirnbau erkl\u00e4rbar; nur darf man nicht den menschlichen \u00e4hnliche Gef\u00fchle und Ueberlegungen da sehen wollen, wo ein rein reflectorischer Ablauf noch irgend zu erweisen ist.\n27*","page":419}],"identifier":"lit31588","issued":"1901","language":"de","pages":"419","startpages":"419","title":"L. Edinger: Hirnanatomie und Psychologie. Berliner klinische Wochenschrift 37 (26), 561-564; (27), 600-604. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:55.171913+00:00"}