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{"created":"2022-01-31T16:25:25.432794+00:00","id":"lit31590","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ufer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 420-421","fulltext":[{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nLiteraturbericht.\nDas eifrige Studium des sogen. Seelenlebens bei niederen Thieren mit verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig einfachem Gehirn mufs den psychologischen Fragen nach der Bedeutung und dem Zusammenhang cerebraler Bildungen mit psychischen Erscheinungen h\u00f6herer Ordnung vorangehen.\nMerzbacheb (Strafsburg i. E.)\nOtto Wiener. Die Erweiterung unserer line. (Hab.) Leipzig, Barth, 1900. 43 S.\nIm \u00c4nschlufs an eine Aufz\u00e4hlung zahlreicher feinster Instrumente, welche die moderne Technik auf Grund der entwickelten physikalischen Erfahrungen herstellen konnte, wirft Verf. die Frage auf, welche Bedeutung die dadurch gewonnene Erweiterung unserer Sinne f\u00fcr die Erkenntnistheorie gewinnen kann und giebt einen Ausblick auf die M\u00f6glichkeit, uns mit H\u00fclfe einer einheitlichen und erweiterten Theorie einstmals frei machen zu k\u00f6nnen von der Beschr\u00e4nkung, die uns die besondere Natur unserer Sinne auferlegt. Den Versuch zu einer solchen Theorie, die alle physikalischen Erscheinungen auf Bewegungen gleichartigen Stoffes zur\u00fcckf\u00fchrt, hat Herz in seinen \u201ePrincipien der Mechanik\u201c hinterlassen.\nMerzbacheb (Strafsburg i. E.).\nPreyer. Die Seele des Kindes. 5. Auflage. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet u. herausgegeben v. Karl L. Schaefer. Leipzig, Th. Grieben, 1900. 448 S.\nDer neue Herausgeber, ein Sch\u00fcler des Verf.'s, bezeichnet das vor zwanzig Jahren zum ersten Male erschienene Werk mit Recht als die noch. immer reichlich fliefsende Quelle, aus der andere Autoren zu sch\u00f6pfen, pflegen, und auch darin mufs man ihm Recht geben, dafs er den Text, soweit irgend thunlioh, unver\u00e4ndert gelassen hat. Am meisten haben di\u00a9 Abschnitte \u00fcber die Entwickelung der Sinne Verbesserungen und Erg\u00e4nzungen durch den Herausgeber erfahren, wobei die neueren Forschungsergebnisse ber\u00fccksichtigt wrorden sind. Auch die Ausf\u00fchrungen \u00fcber das Sprechen lernen weisen Zus\u00e4tze aus der neueren und neuesten Literatur auf (Lindner, Ament, Olt\u00fcszewsky u. A.).\nOb die Zus\u00e4tze des Herausgebers nicht noch etwas reichlicher h\u00e4tten ausfallen k\u00f6nnen, kann dahingestellt bleiben, denn was man in dem Preyeb-schen Werke vor allen Dingen sucht, das sind die Beobachtungsergebnisse von Preyer selbst. Ihnen verdankt es seine Stellung in der Geschichte der Kinderpsychologie und seinen dauernden Werth.\nDa wir einmal die Geschichte der Kinderpsychologie erw\u00e4hnt haben, so mag noch darauf hingewiesen werden, dafs auch in der 5. Auflage des PREYER\u2019schen Buches (S. 353) noch von Tiedemann\u2019s rMemoiren\u201c die Rede ist. Aus der Benennung, die Preyer von Perez \u00fcbernommen hat, geht hervor, dafs das Original Preyer nicht zu Gesicht gekommen ist. Da es sich hier um die ersten Anf\u00e4nge der biographischen Methode auf dem Gebiete der Kinderpsychologie handelt, so mag auf Folgendes hingewiesen werden. Die Tiedemann\u2019sehen Aufzeichnungen erschienen, wie ich aus Tdbdemann\u2019s Psychologie ermitteln konnte, 1787 in den \u201eHessischen Beitr\u00e4gen zur Gelehrsamkeit und Kunst\u201c unter dem Titel \u201eBeobachtungen \u00fcber die Ent-","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n421\nWickelung der Seelenf\u00e4higkeiten bei Kindern\u201c, wurden 1863 in franz\u00f6sischer Sprache im Pariser Journal g\u00e9n\u00e9ral de l\u2019Instruction publique und 1881 nach dieser Uebersetzung auszugsweise von Pebez als besondere Schrift ver\u00f6ffentlicht. Preyjkb und andere haben die Schrift offenbar nur in Gestalt des Auszugs von Pebez gekannt. Nachdem dieser Auszug auch ins Englische \u00fcbersetzt worden war (Boston 1891), veranstaltete ich selber die erste vollst\u00e4ndige Sonderausgabe des Originaltextes (Altenburg, Bonde, 1897), nach der dann eine ungarische Ausgabe bearbeitet wurde. Soviel zur Geschichte der TiEDEMANN\u2019schen \u201eMemoiren\u201c.\tUfer (Altenburg).\nM. C. u. Harlow Gale. The Vocabularies of two Children of one Family to two and a half Tears of Age. Psychol. Studies by Gale (1), 70\u2014117. 1900.\nVon 3 Kindern derselben Familie hatte am Ende des zweiten Lebensjahres das erstgeborene einen Wortschatz von ca. 400, die sp\u00e4teren von \u00fcber 700. Bei allen dreien fand bis zum Alter von 21,2 Jahren ungef\u00e4hre Verdoppelung statt. Dafs die meisten anderen Kinderpsychologen auch ungef\u00e4hr die Zahl 400 fanden, erkl\u00e4rt G. daraus, dafs solche Untersuchungen mit Vorliebe bei den \u201ewunderbaren\u201c Erstgeborenen gemacht werden. An seine Ergebnisse kn\u00fcpft G. berechtigte Bedenken gegen die h\u00e4ufige geringe Einsch\u00e4tzung des Wortschatzes \u201eungebildeter\u201c Erwachsener.\nAn einem Tag gebrauchten die Kinder 5\u201410000 Worte, darunter 50-65\u00b0,'o ihres gesammten Wortschatzes; dabei freilich auch wohl theil-weise angeregt und offenkundig am\u00fcsirt durch das Gebahren ihrer Eltern, die ihnen von Zeit zu Zeit einen ganzen Tag mit dem Notizblei folgten; an den anderen Tagen aber immer nur die neuen Worte anmerkten; diese Methode h\u00e4lt G. f\u00fcr die zuverl\u00e4ssigste.\nBeachtenswerth sind die grofsen individuellen Differenzen im Wortschatz; trotz der grofsen Aehnlichkeit der \u00e4ufseren Bedingungen hatten die drei Kinder weniger als die H\u00e4lfte der Worte gemeinsam, und jedes \u00fcber ein Viertel ganz f\u00fcr sich. G. will dies aus einem biologischen Lust-Unlustgesetz erkl\u00e4ren.\tEttlinger (M\u00fcnchen).\n0. Kalischer. Deber Grofshirnexstirpatlonen bei Papageien. Sitzungsberichte d. k\u00f6nigl. preafs. Akadem. d. Wissensch. zu Berlin 34 (5. Juli), 722\u2014726. 1900. - Weitere \u25a0ittbeilongen sur Grofshirnexstirpation bei Papageien. Fortschritte der Med. 18 (33), 641\u2014644. 1900.\nDie Exstirpationen des Grofshirnes bei Papageien (Sittiche, Amazone, Cacadu) ergeben St\u00f6rungen analog denen bei Affen und Hunden. Totale Exstirpation einer Hemisph\u00e4re oder gr\u00f6fserer Theile derselben ergiebt complete gekreuzte L\u00e4hmungen, doch sterben die Thiere nach kurzer Frist, da die Nahrungsaufnahme aufh\u00f6rt. Entfernungen oberfl\u00e4chlicher Gehimtheile haben St\u00f6rungen der Motilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t auf der gekreuzten Seite zur Folge, die bei \u00e4lteren Individuen bedeutend l\u00e4nger nachzuweisen sind als bei j\u00fcngeren. Bei letzteren k\u00f6nnen nach drei bis vier Wochen nur Reste der urspr\u00fcnglichen Sch\u00e4digungen naehgewiesen werden.","page":421}],"identifier":"lit31590","issued":"1901","language":"de","pages":"420-421","startpages":"420","title":"Preyer: Die Seele des Kindes. 5. Auflage. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet u. herausgegeben v. Karl L. Schaefer. Leipzig, Th. Grieben, 1900. 448 S","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:25.432799+00:00"}