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{"created":"2022-01-31T16:25:11.549090+00:00","id":"lit31598","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 432-436","fulltext":[{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"1\n432\tLiteraturbericht.\n100 : 64,4 heifsen 66,2 : 100 bezw. 64,4 :100. Endlich w\u00e4re es rathsam za vermeiden, dafs R -f* Q bei den Auffassungsversuchen eine etwas andere geartete St\u00f6rung bedeutet, als bei den Additionen.\nAbthub Wreschneb (Z\u00fcrich).\nJacopo Finzi. Zur Untersuchung der Aiffassungsfahigkelt and lerkfihigkett\nKraepelin's Psychol. Arbeiten 3, 289\u2014384. 1900.\nDie bisherigen Ged\u00e4chtnifsuntersuchungen, wie z. B. die an Geisteskranken con8tatirten nur den vorhandenen Besitzstand von Erinnerungen ohne R\u00fccksicht auf die \u00fcberhaupt erworbenen und die noch zu erwerbenden Kenntnisse, oder sie sind f\u00fcr die klinische Beobachtung zu complicirt wie z. B. die von Ebbinghaus ausgef\u00fchrten, oder sie sind zu oberfl\u00e4chlich und unsicher wie die nach der Methode der \u201emental tests.\u201c Verf. wandte daher ein neues Verfahren an, um die Auffassungsf\u00e4higkeit und Merkf\u00e4higkeit, letztere im Sinne Wernickes als die F\u00e4higkeit \u201ewillk\u00fcrlicher Einpr\u00e4gung und Beherrschung dargebotener Eindr\u00fccke und Vorstellungen,8 also als Maafs der augenblicklichen Leistungsf\u00e4higkeit des Ged\u00e4chtnisse\u00ab gegen\u00fcber frischen Eindr\u00fccken zu untersuchen. Er bot n\u00e4mlich Buchstaben (im grofsen lateinischen Alphabet), Zahlen und 3buchstabige sinnlose Silben (aus dem kleinen lateinischen Alphabet), die auf durchsichtigem Papier mit der Schreibmaschine gedruckt waren, vermittelst eines eigens, nach dem Vorbilde des Schufsmyographions construirten, n\u00e4her beschriebenen Apparates als Gesichtsreize bei durchscheinendem Lichte dar. Die Lichtquelle war ein Auerbrenner. Die Anzahl der Reize, die so geordnet waren, dafs entweder je 1 oder je 2 oder je 3 unter einander standen, wechselte; jeder Punkt des Reizes war 16,76 a sichtbar. Die Gesammtzahl der Auffassung\u00bb- v versuche war 2630, die der Merkversuche 7080 ; sie wurden an 12 akademisch gebildeten Personen zwischen 20 und 35 Jahren unter den \u00fcblichen Cautelen gewonnen, aber nicht an allen in gleicher Zahl.\nDie Auffassungsversuche, bei denen die K\u00e4rtchen mit 9 Buchstaben zur Anwendung kamen und das Gesehene sofort laut hergesagt wurde, mit gleichzeitiger Bezeichnung der Stelle auf einem Quadrat mit 9 leeren Abtheilungen, ergaben, dafs im Gesammtdurchschnitte von allen Personen 2 1/3 Buchstaben richtig und 3 \u00fcberhaupt genannt wurden. Die Irrth\u00fcmer schwanken in ihrer Anzahl je nach der Versuchsperson und bestanden in Verstellungen und Verkennungen d. h. Buchstaben, die sich \u00fcberhaupt nicht in der Vorlage fanden; die Zahl der letzteren ist durchg\u00e4ngig die gr\u00f6fsere. Gleiche Versuche mit 4 und 6 Buchstaben zeigten, dafs die richtigen Angaben im Procentsatz zur Zahl der dargebotenen Reize\nstets und im absoluten Werthe mehrfach mit der Zahl der Reize abnimmt;\n\u2666\ndagegen bleibt die Zahl der \u00fcberhaupt wiedergegebenen Buchstaben un-beeinflufst von der Reizzahl; es w\u00e4chst also mit dieser vor allem die Fehierzahl, namentlich die der Verstellungen, wozu ja auch die M\u00f6glichkeit steigt; nur ist die Fehlerzahl bei 9 Buchstaben geringer als bei 6, weil jene weitaus am h\u00e4ufigsten vorkamen und wie die 4 Buchstaben in einem Quadrat, die 6 Buchstaben dagegen in einer senkrechten S\u00e4ule angeordnet waren. Ein Vergleich der Buchstaben und Zahlen, die zu je 6 dargeboten","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n433\nworden, ergiebt, dafs im Ganzen von jenen mehr genannt wurden als von diesen, dafs aber die Zahlen mehr richtige Angaben liefern; es giebt eben mehr Buchstaben als Zahlen und die M\u00f6glichkeit der Verlesungen ist dort gr\u00f6feer als hier. Bei Versuchen mit je 2 Silben, so dafs Reagent wufste, Ms er es mit Silben zu thun hatte, war die Anzahl der aufgefafsten Buchstaben gr\u00f6fser als selbst bei 4 einzelnen Buchstaben, jedenfalls weil diese im grofsen, jene im kleinen Alphabet und mit der M\u00f6glichkeit der Silbenbildung gedruckt waren; immerhin aber erkannte keine Person im Durchschnitt eine volle Silbe richtig; die Fehler waren hier fast nur Verkennungen. Die Beizstelle, bei den Versuchen mit 9 Buchstaben bestimmt, zeigte sich bei den verschiedenen Personen von verschiedenem Einfl\u00fcsse; zumeist wurden allerdings, in Folge des gew\u00f6hnlichen Lesens, die 3 obersten Bachstaben, zuweilen auch unter Bevorzugung der links stehenden, am besten gelesen; nicht selten aber auch war der Gesammteindruck mit Bevorzugung bald dieses, bald jenes Feldes mafsgebend; jedenfalls traten diese individuellen Differenzen deutlicher an den richtig erkannten, als an den \u00fcberhaupt aufgefafsten Buchstaben hervor. Auch die Form der Buchstaben, unabh\u00e4ngig von der Stellung, war nicht gleichg\u00fcltig: L, M und 8 wurden am h\u00e4ufigsten genannt, gleich nach ihnen kamen C, H und Z; aber auch hier giebt es pers\u00f6nliche Liebhabereien; im Gegensatz zur Stellung zeigt sich jedoch die Form von gr\u00f6fBerem Einfl\u00fcsse bei den \u00fcberhaupt genannten, als bei den richtig angegebenen Buchstaben; war ja doch der Reagent bei den letzteren mehr durch das Gegebene gebunden. Berechnet man daher die durchschnittliche H\u00e4ufigkeit der Verkennungen, so erh\u00e4lt man einen Einblick in die Lesbarkeit, die nat\u00fcrlich bedeutende pers\u00f6nliche Differenzen zeigt. Die Ursache der Verkennungen liegt zumeist in der Form\u00e4hnlichkeit (L und I, V und Y, W und M, C und 0); im Ganzen ist der Vorgang der Falschlesung sehr verwickelt, so dafs der Unterschied zwischen Verkennungen und Verstellungen sehr schwierig ist und letztere nur 20 mal \u00fcberhaupt mit Sicherheit zu constatiren waren. Hierzu tritt noch der sehr erhebliche Einflufs fr\u00fcherer Eindr\u00fccke. Einmal erkannte Buchstaben werden bei Wiederkehr derselben Karte leichter auf-gefafst, oft in ihrer Gesammtheit, oft auch nur theilweise, die anderen dann durch Association reproducirend. Trotzdem zeigte sich die That-sache, dafs unter den 9 Buchstaben immer 3,53 von der letzten und 3,68 von der vorletzten Karte wiederkehrten, zumeist sogar von ung\u00fcnstigem Einfl\u00fcsse und zwar die letzte Karte in h\u00f6herem Grade als die vorletzte ; allerdings ist bei dieser Berechnung die Lesbarkeit und Stellung unbeachtet geblieben. Jedenfalls zeigt eine Ber\u00fccksichtigung nur der in der letzten and vorletzten Karte erkannten Buchstaben einen unterst\u00fctzenden Ein-flufs, und zwar dort mehr als hier. Allerdings stellten sich hierdurch oft auch F\u00e4lschungen ein, namentlich durch die vorletzte Karte, aber in gleichem Grade durch die genannten, wie durch die nicht genannten Buchstaben.\nBei den Merkversuchen mit 2, 4, 8, 15 und 30 Sec. zum Theil auch 2 und 5 Min. Zwischenzeiten von Darbietung bis Wiedergabe des Reizes, w\u00e4hrend deren Reagent stumm und unbeweglich, die Augen dauernd auf Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 26.\t28","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nLiteraturbericht.\ndie Reizstelle gerichtet, dasafs, stieg die Zahl der Angaben \u00fcberhaupt vie auch der Fehler, der Verkennungen wie der Verstellungen, mit dem Intervall an; beide Werthe sind bei 2 Sec. bereits gr\u00f6sser als bei den. blofsen Auffassungen ; auch die Zahl der richtigen Angaben ist dort gr\u00f6ber als hier, bei etwa 4 Sec. aber am gr\u00f6fsten. Der Einflufs von Stellung, Form und Lesbarkeit war hier der n\u00e4mliche wie bei den Auffassungen, nur scheinen D, G und E in der Erinnerung besonders bevorzugt, L, C, M und Z besonders vernachl\u00e4ssigt zu werden, offenbar in Folge unberechenbarer pers\u00f6nlicher Eigent\u00fcmlichkeiten. Einzelne Buchstabengruppen blieben bewufst oder unbewufst besonders leicht im Ged\u00e4chtnifis haften, so dafs sie bei Wiederholung der K\u00e4rtchen richtig erkannt wurden : an eie gliederten sich dann nach und nach andere Buchstaben dauernd oder vor\u00fcbergehend an. Einige K\u00e4rtchen wurden in dieser Weise von allen Personen bevorzugt, entweder weil in ihnen die n\u00e4mlichen Buchstaben, zuweilen sogar an den gleichen Stellen relativ h\u00e4ufig wiederkehrten oder weil der Reichthum an Vocalen zur Silbenbildung f\u00fchrte. Die Anzahl der sich festsetzenden Gruppen w\u00e4chst nat\u00fcrlich mit der der Wiederholungen, jedoch wechselt die Schnelligkeit, in der dies geschieht, je nach den Personen. Die Bevorzugung gewisser Stellen ist dabei nicht immer maab-gebend, sondern zuweilen auch sprachliche Ankn\u00fcpfung, namentlich wenn nur ein Theil der Gruppe deutlich aufgefafst worden war. Auf diese Weise stellte sich auch oft eine fehlerhafte Bereicherung der Wahrnehmungen oder Einpr\u00e4gungen ein. Die vorletzte, noch mehr die letzte Karte zeigte sich von merklichem Einfl\u00fcsse, und zwar nicht nur in Bezug auf die Auffassung, sondern auch in Bezug auf die Einpr\u00e4gung f\u00fcr sich-Allerdings wirkt dieser Einflufs oft im Sinne einer Verf\u00e4lschung, der der vorletzten Karte bei Auffassung und Einpr\u00e4gung gleich stark, der der letzten hier st\u00e4rker als dort; im Ganzen f\u00fchrte er in l/a der F\u00e4lle irre. Er ist ferner gr\u00f6fser in den genannten als in den nicht genannten, und bei den letzteren wiederum absolut wie relativ genommen bedeutender durch die letzte als durch die vorletzte Karte. Der Zwischenzeit nach w\u00e4chst er bei beiden Karten f\u00fcr die richtigen wie f\u00fcr die Einpr\u00e4gungen \u00fcberhaupt bis zu 8 Sec., um dann deutlich abzunehmen; er ist also nicht bedingt durch das Hineinfallen des neuen Reizes in das allm\u00e4hliche Schwinden des alten sondern durch die einige Zeit ben\u00f6thigende Neuerregung der bereits versunkenen Erinnerungsbilder auf associativem Wege. Die Anzahl der Buchstaben erwies sich bei einem mit lautem Z\u00e4hlen ausgef\u00fcllten Intervall von 30 Sec. ohne Einflufs auf die absolute Zahl der richtigen Einpr\u00e4gungen; das Z\u00e4hlen verminderte die Leistung den Auffassungs-wie einfachen Merkversuchen gegen\u00fcber und vermehrte die Fehler, namentlich die Verstellungen. Zahlen werden durchweg schlechter eingepr\u00e4gt als aufgefafst, sowohl in Hinsicht auf die Einpr\u00e4gungen \u00fcberhaupt wie auf die richtigen insbesondere; dagegen weisen sie weniger Fehler auf wie die Buchstaben. In sinnlosen Silben wurden so viele Buchstaben eingepr\u00e4gt wie aufgefafst, dagegen war die Fehlerzahl dort gr\u00f6fser; im Ganzen war diese Einpr\u00e4gung leichter als die einzelner Buchstaben; trotzdem wurde nie eine Silbe richtig eingepr\u00e4gt, namentlich in Folge theil weiser Umwandlungen. Die Art des Einpr\u00e4gens wurde bei einem Interwall derart","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturherich L\n435\nuntersucht, dafs die eingepr\u00e4gten Buchstaben am Ende des Intervalls niedergeschrieben oder hergesagt oder auf einem Alphabet gezeigt oder sofort hergesagt und nach 15 Sec. wiederholt oder sofort niedergeschrieben und nach 1.5 Sec. ausgesprochen wurden. Es ergab in Hinsicht auf die richtigen Einpr\u00e4gungen wie auf die Fehler das Mederschreiben nach dem Intervall ein besseres Eesultat als das Aussprechen ; auch das unmittelbare Aussprechen wirkte in beiden Hinsichten, wenn auch in geringerem Grade, f\u00f6rderlich, w\u00e4hrend bei dem unmittelbaren Mederschreiben dies nicht der Fall war. Das mehr optische Verfahren scheint besonders, zu Verstellungen, das sprachliche zu Verwechslungen zu f\u00fchren. Das Zeigen auf dem Alphabet lieferte kein eindeutiges Ergebnifs; -\u00fcbrigens zeigten auch die anderen Arten der Einpr\u00e4gung individuelle Differenzen.\t:\nAblenkungen durch Addiren oder Lesen oder lautes Z\u00e4hlen oder durch einen neuen Auffassungsversuch nach 15 Secj bei Versuchen mit 9. Buchstaben und 30 Sec. Intervall bedingten eine bedeutende Herab-1 Setzung der richtigen Angaben; am st\u00e4rksten st\u00f6rte das Addiren, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Arten deutliche pers\u00f6nliche Unterschiede aufwiesen. Das laufe Z\u00e4hlen st\u00f6rte weniger, wenn es bereits vor dem Versuche einsetzte. Die Fehler waren gegen\u00fcber Ben Auffassungen vermehrt, aber nicht gegen\u00fcber den einfachen Merkversuchen bei 30 Sec. Intervall.\n\u25a0 : ^ Die subjective Sicherheit wurde durch 1 Ya st\u00fcndiges '' Auf fassen und Merken mit mehreren Zwischenzeiten theilweise auch mit Ablenkungen durch Z\u00e4hlen oder Lesen w\u00e4hrend 3 Tage untersucht; sie war am gr\u00f6fsten unmittelbar nach dem- Auffassen, um dann mit Zunahme des Intervalls zu sinken; das gleiche gilt von ihrer Richtigkeit. Wie das Wachsen des Intervalls wirkte auch die Ablenkung. Unter den unsicheren Angaben waren % richtig ; der Einflufs der L\u00e4nge der Zwischenzeit ist hier mehr pers\u00f6nlichen Differenzen ausgesetzt.\nDieUebung w\u00e4hrend 4 Tage erstreckte sich bei der einen Versuchsperson mehr auf den Umfang, bei der anderen mehr auf die G\u00fcte der Auffassungen und f\u00fchrte so zu einer allm\u00e4hligen Verwischung der anf\u00e4nglichen Unterschiede; insgesammt aber steigert sie mehr die Zuverl\u00e4ssigkeit als den Umfang; bei den Merkversuchen erh\u00f6hte sie die Richtigkeit mehr, den Umfang weniger als bei den Auffassungen. Die Gew\u00f6hnung an die St\u00f6rung erfolgte bald schnell, bald langsam, und zwar ohne Beziehung zur Gr\u00f6fse der Ablenkung; wo sie eintrat, pflegte sie die Richtigkeit mehr als die Zahl zu heben. Erm\u00fcdungserscheinungen traten in Folge der vielen Pausen kaum ein; waren sie vorhanden, dann f\u00fchrten sie bei dem einen zur Einschr\u00e4nkung des Umfangs, bei dem anderen zu der der Richtigkeit. Ein Antrieb machte sich nur bei einzelnen und dann nur bei den richtigen Angaben geltend.. Was die sonstigen pers\u00f6nlichen Verschiedenheiten anlangt, so geht ihnen Verf. sehr eingehend nach, ohne jedoch zu besonders gesicherten Ergebnissen zu gelangen als zu dem, dafs selbst bei so einfachen Vorg\u00e4ngen die pers\u00f6nliche Eigenart sehr mannigfaltig ist. H\u00f6chstens w\u00e4re noch erw\u00e4hnenswerth, dafs der Umfang der Auffassung wie der Einpr\u00e4gung bei den 3 Frauen am kleinsten war, -w\u00e4hrend die Zuverl\u00e4ssigkeit relativ gr\u00f6fser war; die Uebungsf\u00e4higkeit war.\n\u25a0' ' ' 28*","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nLiteraturbericht\nbei ihnen gering, die Erm\u00fcdbarkeit grofs; die Einpr\u00e4gung erfolgte bei ihnen vornehmlich visuell.\nSo gewissenhaft und sorgf\u00e4ltig auch die vorliegende Arbeit ist, so wenig d\u00fcrfte sie das letzte Wort \u00fcber dieses Thema sein. Ihr wichtigstes Ergebnifs scheint mir der Einblick in die aufserordentliche Complicirtheit dieser scheinbar einfachen Vorg\u00e4nge zu sein. Auch mufs man dem Verf. unbedingt zugeben, dafs sein Verfahren sich als fruchtbar und leicht ausf\u00fchrbar erwiesen hat und dafs \u201eeine Fortsetzung derartiger Untersuchungen uns ein brauchbares Werkzeug zur genaueren Zergliederung bisher nur in ihren gr\u00f6bsten Umrissen bekannter St\u00f6rungen liefern und damit unser Verst\u00e4ndnifs krankhafter Seelenzust\u00e4nde wesentlich zu f\u00f6rdern im Stande sein wird.\u201c Trotzdem wird es mancherlei Verbessungen unterzogen werden m\u00fcssen. Namentlich erscheint mir die durch die geringe Zahl der Buchstaben wie Ziffern bedingte Wiederkehr der n\u00e4mlichen Reize h\u00f6chst bedenklich; jedenfalls mufs die Wiederkehr der n\u00e4mlichen Constellation derselben Reize, obenein noch an denselben Stellen unter allen Umst\u00e4nden vermieden werden. Nicht gen\u00fcgend ber\u00fccksichtigt ist der Einflufs des Aussprechens der aufgefafsten oder gemerkten Reize auf die Leistung. Bei dem Vergleich zwischen Auffassungen und Einpr\u00e4gungen in Bezug auf den Einflufs fr\u00fcherer Eindr\u00fccke ist die Thatsache des Merkens nicht beachtet, obgleich es doch nat\u00fcrlich einen grofsen Unterschied macht, ob ich einen Eindruck sofort abthue oder mich mit ihm angestrengt 2 bis 80 Sec. lang besch\u00e4ftige, um ihn im Ged\u00e4chtnifs zu behalten ; auch sonst ist der Vergleich zwischen Merken und Auf fassen zu schablonenhaft. In der Reizzahl w\u00e4re ein gr\u00f6fserer Wechsel bei Constanz der Versuchszahl w\u00fcnschenswerth. Schliefslich w\u00e4re in der Darstellungsweise gr\u00f6fsere Einfachheit und Durchsichtigkeit willkommen ; es kostet viel M\u00fche, sich durch diese Arbeit durchzuwinden.\tWreschner (Z\u00fcrich).\nL\u00e9on Brunschvicg. Introduction \u00e0 la vie de l\u2019esprit. Paris, Alcan, 1900. 175 S.\nDer mehr philosophische als psychologische Gehalt dieses anregenden Buchs gestattet hier nur eine kurze Notiz. B. behandelt im ersten Capitel das Bewufstseinsleben im Allgemeinen, in den folgenden das wissenschaftliche, \u00e4sthetische, moralische und religi\u00f6se Leben des Geistes; dies Alles vom Standpunkt des franz\u00f6sischen Neukriticismus aus. Dem entspricht bereits im ersten Capitel eine Vernachl\u00e4ssigung des Gef\u00fchls- und Willenslebens gegen\u00fcber dem Vorstellungsleben und in den weiteren Darlegungen eine einseitig intellectualistische Auffassung. Trotzdem und obgleich \u00fcber der popul\u00e4ren Absicht die zureichende Begr\u00fcndung oft unterbleibt, machen Eigenart und W\u00e4rme der Darstellung die Lekt\u00fcre genufsreich.\n,\tEttlinger (M\u00fcnchen).\nvon Feldegg. Beitr\u00e4ge zur Philosophie des Gef\u00fchls. Leipzig, J. A. Barth,\n1900. 122 S.\nDie geistvolle Schrift behandelt vom idealistischen Standpunkte aus einige Fragen aus dem Gebiete der Psychologie, Metaphysik, Erkenntnistheorie und Ethik. Es wird viel Anregendes geboten. Verf. beabsichtigt,","page":436}],"identifier":"lit31598","issued":"1901","language":"de","pages":"432-436","startpages":"432","title":"Jacopo Finzi: Zur Untersuchung der Auffassungsf\u00e4higkeit und Merkf\u00e4higkeit. Kraepelin's Psychol. Arbeiten 3, 289-384. 1900","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:11.549095+00:00"}