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A. Diehl: Ueber die Eigenschaft der Schrift bei Gesunden. Kraepelin's Psychol. Arbeiten 3, 1-61. 1899

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{"created":"2022-01-31T16:25:52.650672+00:00","id":"lit31603","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 26: 441-443","fulltext":[{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n441\nsehr erh\u00f6hen und, dale diese schneller f\u00fcr kleinere als f\u00fcr gr\u00f6fsere Intervalle w\u00e4chst. Alles Genauere hier\u00fcber w\u00e4re einer fr\u00fcheren Abhandlung S.\u2019s (Science N. S. 4, 535) zu entnehmen, welche Bef. nicht auftreiben konnte.\nEttlingbb (M\u00fcnchen).\nA. Diehl. Heber die Eigenschaft der Schrift bei Gesunden. Kraepelin 's\nPsychol. Arbeiten 3, 1\u201461. 1899.\nAls Versuchspersonen dienten je 4 W\u00e4rter und W\u00e4rterinnen der Heidelberger Universit\u00e4tsirrenklinik, die an Bildung dem Durchschnitt der Patienten nahe standen. Denn mit Recht erblickt Verf. in der Schriftuntersuchung eine wichtige Handhabe zur Erforschung der Willensst\u00f6rungen, die bisher noch viel weniger wissenschaftlich ergr\u00fcndet sind als die Krankheiten des Intellects. Die den Experimenten vorausgegangene. Arbeit war zwar nicht immer die n\u00e4mliche, erwies sich aber ohne Einflufs. Auf gleiche Wiederholung des Auftrages wurde peinlichst geachtet ; letzterer bestand darin, auf der Schriftwaage mit einem stets gleichm\u00e4fsig gespitzten Kohinoorstifte Nr. H. B. die Zahlen von 1\u201410 auf ein gut geleimtes K\u00e4rtchen zu schreiben, und zwar an 5 Tagen zun\u00e4chst 2 mal hinter einander langsam und sorg-sorgf\u00e4ltig (L) und dann nach 2 Min. Pause 2 mal so schnell wie m\u00f6glich (<S). An weiteren 5 Tagen wurden die Zahlen nochmals 4 mal hinter einander so schnell wie m\u00f6glich geschrieben und an allen 10 Tagen bildete den Schlufs die umgekehrte Reihe von 10\u20141 in der bequemsten Weise (R). Es ergab sich nun, dafs der Schreib weg, der mit einem eigens construirten, genau beschriebenen und auf dem Principe der Aehnlichkeit von Figuren mit parallelen Umfassungslinien beruhenden Curvimeter bestimmt wurde, bei L am l\u00e4ngsten und bei R am k\u00fcrzesten war. Es wurden also die Schriftz\u00fcge um so kleiner, je schwieriger die Aufgabe war. Ebenso nimmt der Weg unter allen 3 Versuchsbedingungen von Tag zu Tag ab. Die Wiederholung des Versuches an demselben Tage vergr\u00f6fserte ihn bei L und verk\u00fcrzte ihn bei S. Die Tagesschwankungen waren unbedeutend, bei S am gr\u00f6fsten. Die Schreibdauer \u2014 gemessen durch die Zeitschreibung, welche die F\u00fcnftelsecundenuhr an der rotirenden Trommel lieferte \u2014 war bei Nichtber\u00fccksichtigung der Binnenpause am l\u00e4ngsten bei L, am k\u00fcrzesten bei S; durch die Wiederholung der Aufgabe verk\u00fcrzte sie sich, namentlich bei L. Die Schwankungen der einzelnen Tage waren hier bei S am geringsten, bei L am gr\u00f6fsten. \u2014 Die Millimeterzeit d. h. die Zeit f\u00fcr 1 mm Schreibweg ausgedr\u00fcckt in hundertstel Secunden (\u00c7), wurde durch Division des Schriftwegs in die Schriftdauer gewonnen und liefert ein Maafs f\u00fcr die Schreibgeschwindigkeit. Sie ist bei L fast um ein Viertel gr\u00f6fser als bei S, aber nur wenig gr\u00f6fser als bei R; durch die Wiederholung des Versuchs wird sie bei L kleiner, bei S etwas gr\u00f6fser; im Laufe der Versuchstage w\u00e4chst sie, vielleicht in Folge einer gewissen Erregung am Anf\u00e4nge. Die Tagesschwankungen sind am gr\u00f6fsten bei R, am kleinsten bei S. \u2014 Die Pausendauer zwischen den einzelnen Zahlen ist bei L am gr\u00f6fsten, bei $ am kleinsten, wird durch die Wiederholung verk\u00fcrzt und nimmt im Laufe der Versuchstage ab, namentlich vom 1. zum 2. Tage. Sehr grofs sind ihre Tagesschwankungen. \u2014 Die Binnen-pausen bei den Zahlen 4, 5 und 10 sind durchschnittlich halb so lang,","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nLiteraturberickt.\ndie Pausen zwischen den Zahlen, verhalten sich aber sonst wie diese. Die von 10 ist die k\u00fcrzeste bei L und S, die l\u00e4ngste bei R, wahrscheinlich in Folge der Stellung; zeigte doch beim Vorw\u00e4rtsschreiben die 10 oft eine theilweise Verbindung der beiden Ziffern. Die Binnenpause von 4 ist meist l\u00e4nger als die von \u00f6, jedenfalls in Folge der schroffen Richtung\u00bb-\u00e4nderung und der Wichtigkeit des 2. Bestandteils. \u2014 Der Schreibdruck, gemessen an dem h\u00f6chsten Drucke bei jedem Schriftzug und \u00bbwar vermittelst der Schriftwaage in der von Gross {Psychol. Arbeiten 2, 450fc) angegebenen Weise, war am geringsten bei L, am gr\u00f6fsten bei R; durch die Wiederholung der Aufgabe wurde er gr\u00f6fser bei L und geringer bei 8. Im Verlauf der Tage nimmt er ab. Die Tagesschwankungen sind bei fi und S gr\u00f6fser als bei L, nehmen bei der Wiederholung von L zu, bei der von S ab. \u2014 Die einzelnen Zahlen zeigen in der Dauer bedeutende Verschiedenheiten, so dafs die k\u00fcrzeste zur l\u00e4ngsten sich verh\u00e4lt wie 100 : 242. Ihre Ordnung, nach dem arithmetischen Mittel bestimmt (Ord. I), ist: 1, 6, 9, 8, 3, 2, 7, 5, 4, 10 und nach dem Durchschnittswerte f\u00fcr die einzelnen Personen (Ord. II) : 1, 6, 3, 9, 8, 7, 2, 4, 10, 5. Ein Unterschied zwischen der vorw\u00e4rts oder r\u00fcckw\u00e4rts geschriebenen Reihe ist nicht vorhanden, was gegen den Einflufs der Stelle spricht; dagegen scheint die Pause von Einflufs zu sein. Dem Weg nach ergab Ord. I: 1, 5, 4, 6, 3,7,\n2, 8, 9, 10 und Ord. II: 1, 5, 4, 3, G, 7, 8, 2, 9, 10. Offenbar kommt hier der Wechsel des Einflusses der Pause und der schroffen Richtungs\u00e4nderung 4 und 5 zu statten, w\u00e4hrend 6, 9, 8 wegen ihrer Rundung einen relativ grofsen Weg bei geringer Dauer haben. Die Millimeterzeit, deren kleinste sich zu der gr\u00f6fsten nur wie 100 : 145 verh\u00e4lt, ist am kleinsten bei 10 und 9, am gr\u00f6fsten bei 4 und 5; auch 3 und 1 wurden langsam geschrieben. Es werden also die Zahlen mit kurzem Weg verh\u00e4ltnifsm\u00e4laig langsam geschrieben. \u2014 Das Geschlecht zeigte sich insofern von Einflufs, als der Weg bei L bei M\u00e4nnern kleiner war als bei den Frauen, die Schn\u00f6rkeleien liebten; bei S und R drehte sich dagegen das Verh\u00e4ltnis um. Die Wiederholung war ohne Einflufs. Die pers\u00f6nlichen Differenzen sind hier bei den Frauen gr\u00f6fser. Die Dauer des Schreibens wie der Pausen war bei den Frauen geringer als bei den M\u00e4nnern, namentlich zeigte sich dieses bei L. Auch hier ist die Wiederholung ohne Einflufs; dagegen sind die pers\u00f6nlichen Differenzen hier bei den M\u00e4nnern gr\u00f6fser, namentlich bei S und R. Die Millimeterzeit ist bei den Frauen k\u00fcrzer und weist zwischen L und \u00bbS geringere Unterschiede auf. F\u00fcr R liegt sie bei den M\u00e4nnern zwischen L und S, w\u00e4hrend sie bei den Frauen hier am gr\u00f6fsten ist. Die pers\u00f6nlichen Differenzen sind hier bei den Frauen gr\u00f6fser, namentlich bei S. Der Druck ist bei den Frauen kaum halb so grofs wie bei den M\u00e4nnern; der Unterschied ist gr\u00f6fser bei S als bei L; auch die pers\u00f6nlichen Differenzen sind hier bei den M\u00e4nnern gr\u00f6fser. Bei R wird der Druck noch gr\u00f6fser als bei S, namentlich aber bei den M\u00e4nnern. An pers\u00f6nlichen Eigenth\u00fcmlichkeiten ergab sich, dafs die Tages Schwankungen des Weges und der Dauer bei L f\u00fcr die einzelnen Personen ann\u00e4hernd gleiclim\u00e4fsig sind, w\u00e4hrend bei -S die der Dauer und Millimeter zeit abnehmen und die des Weges zunehmen; nur 1 Versuchsperson, die bei L die gr\u00f6fste und bei <S die k\u00fcrzeste Dauer aufwies, zeigt bei S eine","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n443\nBtirke Vergr\u00f6fserung der Schwankungen bei der Dauer und auff\u00e4llige Gleichm\u00e4fsigkeit und Vergr\u00f6\u00dferung des Weges. R f\u00fchrte im Allgemeinen, abgesehen von der eben erw\u00e4hnten Person, zur Abnahme und gr\u00f6fseren Gleichm\u00e4fsigkeit der Dauer im Vergleich mit L; auch der Weg nahm hier ab, ohne dafs aber die Gleichm\u00e4fsigkeit gr\u00f6fser wurde. Am gr\u00f6fsten sind die Tagesschwankungen der Pausendauer und zwar besonders bei L und am wenigsten bei R. Die Reihenfolge der Personen in Bezug auf die Schwankungen der Tage wechselt mit den Versuchsbedingungen. Bildet man aus den Werthen f\u00fcr die letzteren wieder einen Mittelwerth und berechnet die mittlere Variation, so sind die so erhaltenen Schwankungen am geringsten beim Weg, etwa 10mal so grofs bei der Dauer des Schreibens und noch gr\u00f6fser bei der Pausendauer. Bestimmt man die Reihenfolge der Personen nach den Werthen f\u00fcr die einzelnen Eigenschaften der Schrift, so bleibt sie im Grofsen und Ganzen in Bezug auf Weg, Dauer des Schreibens und der Pause, und Druck unter den verschiedenen Bedingungen die n\u00e4mliche, w\u00e4hrend sie in Bezug auf die Millimeterzeit weit weniger feststehend ist; diese ist also mehr von der pers\u00f6nlichen Veranlagung abh\u00e4ngig, w\u00e4hrend jene unter den verschiedenen Bedingungen f\u00fcr die verschiedenen Personen in ann\u00e4hernd gleichm\u00e4fsiger Weise sich ver\u00e4ndern. Jedenfalls d\u00fcrfen nur Schriften unter m\u00f6glichst gleichen Bedingungen mit einander verglichen werden.\nWie Verf. selbst zugiebt, erblickt er den eigentlichen Werth dieser Untersuchung weniger in den noch \u201eunsicheren\u201c Ergebnissen, als in dem Einblick in die Bedingungen des Schreibens. Diesen Erfolg hat er sicherlich erreicht. Je mehr sich auf graphologischem Gebiete der Dilettantismus breit macht, um so dankenswerther sind derart exacte, n\u00fcchterne und von jeder Sensation freie Arbeiten. Nicht unbedenklich scheint mir die Vereinigung der Werthe f\u00fcr alle Zahlen und f\u00fcr alle Personen, um Mittelwerthe f\u00fcr den Weg, die Dauer etc. zu gewinnen. Allerdings wird das Bedenken dadurch geschw\u00e4cht, dafs hinterher die einzelnen Zahlen und Personen auch wieder getrennt betrachtet werden. Eine Erm\u00fcdung nimmt Verf. bei diesen kurzen Versuchen nicht an; es will mir scheinen, als ob sie namentlich beim schnellen Schreiben doch nicht so ganz auszuschliefsen ist; sie erkl\u00e4rt vielleicht die Wiederholungserscheinungen besser als der \u201eNachlafs des Antriebes\u201c. Auch die Zeitfolge der Reihen h\u00e4tte beachtet werden m\u00fcssen; manches Ergebnifs bei den r\u00fcckl\u00e4ufigen Reihen d\u00fcrfte in dem Umstande seine Erkl\u00e4rung finden, dafs diese immer am Schl\u00fcsse der Sitzung vorgenommen wurden. Ebenso hatte das schnelle Schreiben nicht immer nach dem langsamen erfolgen sollen. \u2014 Tabelle XX auf 8. 34 ist offenbar die der Pausendauer und XIX die der Schreibdauer schon f\u00fcr auf \u2014 und absteigende Reihe; dementsprechend ist auch der Zusatz \u201eTab. XX\u201c in der letzten Zeile von S. 33 am falschen Platze; er geh\u00f6rt auf S. 35.\tA. Wreschner (Z\u00fcrich).\nHarlow Gale. A Case of Alleged Loss of-Personal Identity. Psychol. Studies by Gale (1), 140-156. 1900.\nIn einem Fall, wo einige Zeit hindurch v\u00f6lliger Verlust des Ged\u00e4chtnisses vorgegeben wird, liegt wegen fr\u00fcherer Verbrechen der Verdacht der","page":443}],"identifier":"lit31603","issued":"1901","language":"de","pages":"441-443","startpages":"441","title":"A. Diehl: Ueber die Eigenschaft der Schrift bei Gesunden. Kraepelin's Psychol. Arbeiten 3, 1-61. 1899","type":"Journal Article","volume":"26"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:52.650678+00:00"}

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