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{"created":"2022-01-31T16:25:12.016052+00:00","id":"lit31605","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wirth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 126-127","fulltext":[{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\nF. H. Bradley, i Defence if Phenomenalism in Psychology. Mind 9 (33',\n26\u201415. 1906.\nPh\u00e4nomenalismus, d. h. alleinige Ber\u00fccksichtigung der psychischen Ph\u00e4nomene, ist nach B. der allein berechtigte Standpunkt psychologischer Wissenschaft. Denn jedes Hinausgehen \u00fcber die Betrachtung der psychischen Vorg\u00e4nge [\u201eevents\u201c], ihre Coexistenz und Succession und die Gesetze ihrer Verkn\u00fcpfung sei eine heillose Vermischung der Psychologie mit der Metaphysik. B. sucht diese subjectlose Psychologie gegen eine Reihe von Emwlirfen und Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen zu vertheidigen. N\u00e4her pr\u00e4cisirt er seine Auffassung dann noch dahin, dafs er den Ph\u00e4nomenalismus weder atomistisch noch intellectualistisch gefafst wissen will. Die psychischen Vorg\u00e4nge bestehen nicht etwa aus letzten discreten Elementen, die erst k\u00fcnstlich in Verbindung gebracht werden, sondern sind prim\u00e4r in conti nuirlichen Zusammenh\u00e4ngen gegeben ; und die psychischen Vorg\u00e4nge sind nicht nur in der Form von Vorstellungen vorhanden, vielmehr geh\u00f6ren die Lust- und Unlustgef\u00fchle mit hinein in das System der erfahrungsm\u00e4fsig aufweiabaren Ph\u00e4nomene.\tW. Stern (Breslau).\nM. Tschelpanoff. La mensuration des ph\u00e9nom\u00e8nes psychiques. Revue scientifique 13 (7 u. 9), 193-204 u. 264-270. 1900.\nDer Verf., f\u00fcr welchen auch in der Psychologie die Wissenschaft erst mit der exacten Messung beginnt, sucht einem allgemeineren Leserkreise ein Bild davon zu machen, worin die sog. \u201epsychische Messung\u201c \u00fcberhaupt bestehe. Hierdurch soll insbesondere die aus ihrer M\u00f6glichkeit mitunter gezogene Consequenz widerlegt werden, dafs die psychischen Vorg\u00e4nge mit den physischen identisch seien. F\u00fcr die Messung der psychischen Intensit\u00e4t besteht diese Aufkl\u00e4rung vor Allem im Hinweis auf die Mittelbarkeit dieser Messung. Es werde nur eine Beziehung zwischen Reiz und Empfindung hergestellt. Verf. h\u00e4lt sich im Wesentlichen an die FRCHNEu\u2019sche Auffassung und acceptirt die Zusammensetzung der Empfindungen aus Minimalempfindungen. Ohne R\u00fccksicht auf die Entwickelung der psychologischen Deutung des WEBEB\u2019schen Gesetzes \u00fcbernimmt er schiefslich auch das FECHNER\u2019sche Hauptargument gegen die Identificirung des Physischen und Psychischen, dafs die Empfindungen als solche den Reizen nicht proportional seien. Dasselbe Endziel verfolgt auf einem anderen Umwege die","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n127\nDiscussion der Messungen \u00fcber psychische Geschwindigkeit, die in einem \u00fcbersichtlichen Auszug\u00a9 aus Wundt\u2019s Schriften \u00fcber die Reactions-versuche (von. der sog. einfachen Reaction bis zur Messung der Unterscheidung*-, Wahl- und Associationszeit) geschildert werden. Hier glaubt nun Verf. jene Identification nur dadurch zur\u00fcckweisen zu k\u00f6nnen, dafs er auf die \u201eSubjectivit\u00e4t\u201c der Zeitvorstellung hinweist. Darin, dafs die psychischen Vorg\u00e4nge mit Zeiteinheiten gemessen werden k\u00f6nnen, zeige sich eben ihr rein subjectiver Charakter (8. 270). Der zuerst (im bewufsten Anschluss an Wundt) dargelegte Standpunkt eines kritischen Realismus, von dem aus er Oberhaupt erst zur Bestimmung der \u201eSubjectivit\u00e4t\u201c gelangt, l\u00e4fst diesen letzten Abschnitt der Polemik gegen jene Identification von Physischem und Psychischem nicht nur \u00fcberfl\u00fcssig, sondern geradezu widersprechend erscheinen.\tWirth (Leipzig).\nC. Stumpf. Iir Methodik der Kiiulerpsychologie. fertrag in der ersten Siting des Berliner \u201eVereins f\u00fcr Kinderpsychologie\", 1\u00a7. Januar 1900. Zeitschr. f. P\u00e4d. Psychol, u. Pathol. 2 (1), 1\u201421. 1900.\nIn Berlin ist zu Anfang des Jahres ein \u201eVerein f\u00fcr Kinderpsychologie\u201c ins Leben getreten, der mit um so gr\u00f6fserer Freude zu begr\u00fcfsen ist, als sein Programm, und die Einleitungsrede des Vorsitzenden uns Gew\u00e4hr leisten, dafs er mit Besonnenheit und Umsicht an seine so reizvolle Aufgabe gehen wird.\nSt. wendet sich an alle Diejenigen, welche, von dem Wunsche erf\u00fcllt, die Kindesseele zu beobachten, ohne genauere Kenntnifs der einzuschlagenden Pfade, unsicher herumtasten. Er unterscheidet vier Stadien im Kindes-,alter: die Zeit bis zum Beginn des Sprechens \u2014 bis zum Schuleintritt \u2014 bis zum Beginn der Entwickelungsjahre \u2014 die Entwickelungsjahre selbst. W\u00e4hrend dieser Perioden m\u00fcssen sich die verschiedenen Beobachter: Eltern, Aerzte, P\u00e4dagogen, Psychologen gegenseitig zu erg\u00e4nzen suchen. Von den beiden zur Verf\u00fcgung stehenden Methoden, der directen und der indirecten, ist die erstere, die sich der Erinnerung an die eigene Kindheit und der Selbstaufzeichnungen von Kindern bedient, nur selten anwendbar; die letztere geht mit Einzel- oder Massenuntersuchungen vor. Indem St. hier die verschiedenen Anwendungsm\u00f6glichkeiten beleuchtet, weist er besonders auf die Fehlerquellen hin, die durch falsche Deutungen des Beobachteten, durch die \u201eunwissenschaftliche Geistesverfassung\u201c der Kinder und die Zweischneidigkeit statistischer Materialsammlungen entstehen.\nWas ist nun aber das Ziel all\u2019 dieser Untersuchungen? \u201eErkenntnifs der Anlagen und Erkenntnifs der Factoren, durch welche die Anlagen nach bestimmten Richtungen entwickelt werden.\u201c Bemerkenswerth ist, dafs St. den in der modernen Psychologie etwas stiefm\u00fctterlich behandelten Begriff der Anlage in den Mittelpunkt der Betrachtung r\u00fcckt. Hiermit im Zusammenhang ber\u00fchrt er die \u201eTypenpsychologie\u201c, d. h. die Psychologie der individuellen Differenzen, wobei er die mental teste einer gerechtfertigt strengen Kritik unterzieht. Die \u201escientia amabilis\u201c \u2014 so nennt St. die Kinderpsychologie \u2014 erheischt eben, gleichwie die kleinen amabiles selbst, gr\u00f6fste Sorgfalt und Vorsicht, um wachsen und gedeihen zu k\u00f6nnen.\nW. Stern (Breslau).","page":127}],"identifier":"lit31605","issued":"1901","language":"de","pages":"126-127","startpages":"126","title":"M. Tschelpanoff: La mensuration des ph\u00e9nom\u00e8nes psychiques. Revue scientifique 13 (7u.9), 193-204 u. 264-270. 1900","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:12.016058+00:00"}