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{"created":"2022-01-31T16:35:11.127092+00:00","id":"lit31630","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ettlinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 151-152","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbet'icht.\n151\ndie individuellen Unterschiede der vier Versuchspersonen hinsichtlich ihrer Neigungen zu Gesichts-, Geh\u00f6rs- oder Articulationsvorstellungen \u00fcberhaupt festgestellt, und zwar durch Analyse des Erlebnisses beim Erblicken eines geschriebenen Wortes und beim Reproduciren eines gelesenen Inhaltes. Untersuchungen mit dem Laryngographen stimmen mit dieser Selbstbeobachtung gut \u00fcberein. Eine von Dr. Mifs Smith festgestellte Vermischung von gesehenen Buchstaben mit der Gesichtsvorstellung gleichzeitig geh\u00f6rter Worte wird als Wirkung der Articulationstendenz erkl\u00e4rt, da sie bei der stark visuell, aber wenig articulo-motorisch veranlagten Versuchsperson des Verf.\u2019s ausblieb. Zur L\u00f6sung der Hauptfrage wird nun versucht, die begleitenden Geh\u00f6rsvorstellungen und Articulationstendenzen w\u00e4hrend des Lesens immer mehr zu erschweren und wom\u00f6glich zu verhindern, zun\u00e4chst durch die Aufgabe, m\u00f6glichst rasch zu lesen, dann durch gleichzeitiges Pfeifen und Hersagen des Alphabets, schliefslich noch unter Musikbegleitung von Seiten des Experimentators. Die Articulationstendenz schwand schon im ersten, die Geh\u00f6rs Vorstellung im letzteren Falle, wenigstens bei einer Person, w\u00e4hrend sie bei den anderen zum Mindesten nicht mehr \u201eso laut\u201c erschien. Beliebige gleichzeitige Willk\u00fcrbewegungen waren jedoch erfolglos. Allerdings schweigt der Verf. dar\u00fcber, wie es sich in jenen F\u00e4llen mit der Auffassung des Sinnes verhielt. Bei gleich starker Tendenz zur Auffassung desselben scheinen doch sonst jene \u201eH\u00fclfen\u201c bei St\u00f6rungen umsomehr hervorzutreten, wof\u00fcr ja auch die Ergebnisse des Verf.\u2019s \u00fcber das Hervortreten der Articulationstendenz etc. bei St\u00f6rungen im gelesenen Drucke selbst sprechen.\tWerth (Leipzig).\nJ. Madison Bentley. The Memory Image and its Qualitative Fidelity. Amer.\nJoum. of Psychol. 11 (1). 1899.\nB. giebt in seinem ersten Gapitel eine kritische Uebersicht dar\u00fcber, welchen Platz das Erinnerungsbild in der Literatur \u00fcber das Ged\u00e4chtnifs einnimmt. Man sei dabei meist zu sehr von popul\u00e4ren oder p\u00e4dagogischen Gesichtspunkten ausgegangen, und habe zu wenig darauf gesehen, die Erinnerungsvorstellung ph\u00e4nomenologisch zu analysiren und ihre Rolle im psychischen Lebenszusammenhang zu bestimmen. Zum Wiedererkennen bedarf es keines Erinnerungsbildes.\nDaher ist, f\u00fchrt das zweite Gapitel aus, auch vom biologischen Gesichtspunkt das Ged\u00e4chtnifsbild als eine verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig sp\u00e4te Erwerbung des Organismus zu betrachten. Die Erwerbung der Sprache ist f\u00fcr seine Rolle von besonderer Wichtigkeit; dieselbe ersetzt vielfach das Sinnes-ged\u00e4chtnilK\nDas dritte experimentelle Gapitel beschr\u00e4nkt sich auf Ged\u00e4chtnifs-\u2022bilder von Gesichtsemdr\u00fccken. Das Ged\u00e4chtnifsbild eines gegebenen Gesichtsreizes ist von der Versuchsperson mit m\u00f6glichster Anschaulichkeit wieder wachzurufen und mit einem neu auftretenden zweiten Reiz zu vergleichen , beziehungsweise unter einer Reihe neuer der \u00e4hnlichste zu w\u00e4hlen. Dabei ergeben sich bereits bei einem so einfachen Reiz, wie einer farbigen oder grauen Scheibe, bemerkenswerth verschiedene Ged\u00e4chtnifs-arten.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLiteraturberich t\n1.\tEin Visualiker hat visuelle Ged\u00e4chtnifsbilder.\n2.\tNichtvisualiker ben\u00fctzen Namen und andere Associationen.\n3.\tDer Gef\u00fchlston hat, wo vorhanden, betr\u00e4chtlichen Ein\u00e4ufs.\n4.\tK\u00fcrperempfmdungon erleichtern unter Umst\u00e4nden.\nBei Ausf\u00fchrung der Versuche im Tageslicht zeigen die Ged\u00e4chtnifs bilder eine Tendenz, heller zu werden, im Dunklen eine solche, dunkler so werden; beides besonders bei Visualikern. Dies zeigt, wie wenig zuverl\u00e4ssig das Ged\u00e4chtnifs ist, wo es keine Combinationen zu H\u00fclfe nimmt.\nDie Treue des Ged\u00e4chtnisses f\u00e4llt mit der Zeit. Doch ist ein Ge d\u00e4chtnifsbild nach f\u00fcnf Minuten leichter wachzurufen, als nach einer. Meistens gelingt es, ein Ged\u00e4ehtnifsbild wachzurufen. Doch ist auch ohne bewufste Erinnerung und Vergleich das Urtheil nur wenig unzuverl\u00e4ssiger.\nWo ein Erinnerungsnachbild vom eigentlichen Ged\u00e4ehtnifsbild isolirt wird, zeigt es eine constante Durchschnittsdauer.\nEttlihqeb (M\u00fcnchen).\nM. Wentscher. Der psychophysische FtraUeiismus ia der Segenwart. Zeitschrift f. Phil. u. ph\u00fc. Krit. 116 (1), 108\u2014120. 1900.\nL. Busse. Die Wechselwirkung xvischei Leib aid Seele and das Seseti der Erhaltnag der Eaergie. Philosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 89\u2014126. T\u00fcbingen 1900.\nH. Riokkrt. Psychophysische CaisaliUt aad psychophysischer Parallelismas.\nPhilosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 59 \u2014 88 T\u00fcbingen 1900.\nF. Erhardt. Psychophysischer Parallelismus aad erkeaatnUstheoretischer IdealismiS. Zeit sehr. f. Philos. u. philos. Kritik 116 (2), 265\u2014297. 1900.\nVon diesen vier, s\u00e4mmtlich antiparallelistischen Schriften wird, wie ich glaube, die erstere besonders dadurch Nutzen stiften, dafs sie die theil-weis\u00a9 sehr verschiedenen Lehren, welche einerseits als Parallelismns, andererseits als Wechselwirkungstheorie dargeboten werden, scharf zu sondern nnd ersch\u00f6pfend zu classiticiren versucht. Es ergeben sich f\u00fcr den Parallelismus vier m\u00f6gliche Standpunkte: diejenigen des spiritnalistischen und des materialistischen Monismus, der agnostischen Lehre vom unbekannten Dritten und des Dualismus mit pr\u00e4stabilirter Harmonie; auf jedem dieser Standpunkte kann sodann das Wirkliche resp. die beiden wirklichen Substanzen als Einheit oder als Vielheit aufgefafst, nnd endlich der Parallelismus allgemein oder nnr f\u00fcr einen Theil des Gegebenen gefordert werden. Auch die Wechselwirkungstheorie zeigt sich in mehreren verschiedenen Gestalten, je nachdem man die Allgemeinheit des Gesetzes von der Erhaltung der Energie leugnet, den Energiebegriff auf das Gebiet des Psychischen erweitert, oder blos die Umsetzung von kinetischer in potentielle Energie und umgekehrt als Ursache bezw. Wirkung psychischer Processe anerkennt; und auch hier sind allgemeinere nnd speziellere, dualistische und spiritualisti8ch- oder aguostisch monistische, singnlaristische und pluralistische Auffassungen m\u00f6glich. Dem Wunsche des Verf.\u2019s, dafs Jeder, um Mifsrer8tftndnis8en vorzubeugen, den von ihm vertretenen Standpunkt genau bezeichnen solle, komme ich gern nach, and bekenne mich (sofern dies nach","page":152}],"identifier":"lit31630","issued":"1901","language":"de","pages":"151-152","startpages":"151","title":"J. Madison Bentley: The Memory Image and its Qualitative Fidelity. Amer. Journ. of Pychol. 11 (1). 1899","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:11.127098+00:00"}