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{"created":"2022-01-31T16:37:17.515352+00:00","id":"lit31631","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 152-154","fulltext":[{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLiteraturberich t\n1.\tEin Visualiker hat visuelle Ged\u00e4chtnifsbilder.\n2.\tNichtvisualiker ben\u00fctzen Namen und andere Associationen.\n3.\tDer Gef\u00fchlston hat, wo vorhanden, betr\u00e4chtlichen Ein\u00e4ufs.\n4.\tK\u00fcrperempfmdungon erleichtern unter Umst\u00e4nden.\nBei Ausf\u00fchrung der Versuche im Tageslicht zeigen die Ged\u00e4chtnifs bilder eine Tendenz, heller zu werden, im Dunklen eine solche, dunkler so werden; beides besonders bei Visualikern. Dies zeigt, wie wenig zuverl\u00e4ssig das Ged\u00e4chtnifs ist, wo es keine Combinationen zu H\u00fclfe nimmt.\nDie Treue des Ged\u00e4chtnisses f\u00e4llt mit der Zeit. Doch ist ein Ge d\u00e4chtnifsbild nach f\u00fcnf Minuten leichter wachzurufen, als nach einer. Meistens gelingt es, ein Ged\u00e4ehtnifsbild wachzurufen. Doch ist auch ohne bewufste Erinnerung und Vergleich das Urtheil nur wenig unzuverl\u00e4ssiger.\nWo ein Erinnerungsnachbild vom eigentlichen Ged\u00e4ehtnifsbild isolirt wird, zeigt es eine constante Durchschnittsdauer.\nEttlihqeb (M\u00fcnchen).\nM. Wentscher. Der psychophysische FtraUeiismus ia der Segenwart. Zeitschrift f. Phil. u. ph\u00fc. Krit. 116 (1), 108\u2014120. 1900.\nL. Busse. Die Wechselwirkung xvischei Leib aid Seele and das Seseti der Erhaltnag der Eaergie. Philosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 89\u2014126. T\u00fcbingen 1900.\nH. Riokkrt. Psychophysische CaisaliUt aad psychophysischer Parallelismas.\nPhilosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 59 \u2014 88 T\u00fcbingen 1900.\nF. Erhardt. Psychophysischer Parallelismus aad erkeaatnUstheoretischer IdealismiS. Zeit sehr. f. Philos. u. philos. Kritik 116 (2), 265\u2014297. 1900.\nVon diesen vier, s\u00e4mmtlich antiparallelistischen Schriften wird, wie ich glaube, die erstere besonders dadurch Nutzen stiften, dafs sie die theil-weis\u00a9 sehr verschiedenen Lehren, welche einerseits als Parallelismns, andererseits als Wechselwirkungstheorie dargeboten werden, scharf zu sondern nnd ersch\u00f6pfend zu classiticiren versucht. Es ergeben sich f\u00fcr den Parallelismus vier m\u00f6gliche Standpunkte: diejenigen des spiritnalistischen und des materialistischen Monismus, der agnostischen Lehre vom unbekannten Dritten und des Dualismus mit pr\u00e4stabilirter Harmonie; auf jedem dieser Standpunkte kann sodann das Wirkliche resp. die beiden wirklichen Substanzen als Einheit oder als Vielheit aufgefafst, nnd endlich der Parallelismus allgemein oder nnr f\u00fcr einen Theil des Gegebenen gefordert werden. Auch die Wechselwirkungstheorie zeigt sich in mehreren verschiedenen Gestalten, je nachdem man die Allgemeinheit des Gesetzes von der Erhaltung der Energie leugnet, den Energiebegriff auf das Gebiet des Psychischen erweitert, oder blos die Umsetzung von kinetischer in potentielle Energie und umgekehrt als Ursache bezw. Wirkung psychischer Processe anerkennt; und auch hier sind allgemeinere nnd speziellere, dualistische und spiritualisti8ch- oder aguostisch monistische, singnlaristische und pluralistische Auffassungen m\u00f6glich. Dem Wunsche des Verf.\u2019s, dafs Jeder, um Mifsrer8tftndnis8en vorzubeugen, den von ihm vertretenen Standpunkt genau bezeichnen solle, komme ich gern nach, and bekenne mich (sofern dies nach","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Liter a tu rberich t.\n153\nfr\u00fcheren Aeufserungen meinerseits noch n\u00f6thig sein sollte) zu einem spiri-tuaiistisch-monistischen, universellen und singularistischen Parallelismus. \u2014 Von den vier Autoren, deren j\u00fcngste Arbeiten ich hier zu besprechen habe, nimmt Busse ein\u00a9 auf Wirkungen zwischen K\u00f6rpern beschr\u00e4nkte G\u00fcltigkeit des Energiegesetzes an, w\u00e4hrend Wentschbr dasselbe in seiner Allgemeinheit aufrecht erh\u00e4lt, und nur die Umsetzungen der Energie mit psychischen Processen in Wechselwirkung stehen l\u00e4fst. Jeder kriticirt die Ansicht des Anderen mit zum Theil bemerkenswerthen Gr\u00fcnden ; \u00fcbrigens werden keine neuen Gesichtspunkte geboten. \u2014 Die Abhandlungen Rickebt\u2019b und Erhaidt\u2019s lassen \u00a9ine solch\u00a9 ausdr\u00fccklich\u00a9 Stellungnahme vermissen; jene ist haupts\u00e4chlich erkenntnifstheoretischen, diese polemischen Er\u00f6rterungen gewidmet. Nach Rickeht liegt der Opposition gegen die psychophysische CaosalitM schliefslich nur ein Mifsverst\u00e4ndnifs zum Grunde. Die Unvergleichliehkeit der beiden Welten sei nicht gegeben, sondern von der Naturwissenschaft, welche alles Qualitative auf Quantitatives zur\u00fcckf\u00fchrt, k\u00fcnstlich hergestellt worden; achtet man, statt auf di\u00a9 Abstractions-producte der mechanischen Naturbetrachtung, auf die urspr\u00fcnglichen Erfahrungsdaten, so vermischen sich die beiden Gebiete, und steht einer Wechselwirkung zwischen denselben nichts mehr im Wege. Hiergegen ist zu bemerken, dafs doch immer der Unterschied zwischen einer directen \u2022psychischen) und einer hlos abgespiegelten (physischen) Causalit\u00e4t bestehen bleibt, und dafs dieser Unterschied gen\u00fcgt, um die Forderung zweier parallel verlaufender und sich nirgends vermischender Erscheinungsreihen zu begr\u00fcnden. Des weiteren findet Richest einen Widerspruch in dem Gedanken, dafs die qualitativ gleichartige Reih\u00a9 der (mechanisch gedachten) Naturerscheinungen, und die qualitativ verschiedenartig\u00a9 Reih\u00a9 der psychischen Erscheinungen einander parallel verlaufen sollten; ich antworte, dafs jene erster\u00a9 Reihe nur aus den m\u00f6glichen Wirkungen realer Process\u00a9 auf Einen bestimmten Sinn (den Bewegungssinn) besteht, und kraft der Eigenart dieses Sinnes nothwendig eine gewisse Gleichartigkeit aufweisen mufs. \u25a0\u2014\u25a0 Die Schrift Erhardt\u2019s richtet sich gegen den von Paulsen und von mir vertretenen idealistischen Parallelismus. Allerdings giebt der Verf. zu, was ich in meinem Parallelismusartikel vermuthet hatte, dafs seine Wechselwirkungstheorie von Paulsen\u2019s und meiner Parallelismuslehre gar nicht so verschieden sei (S. 10); er versichert jedoch, dafs diese Lehre kein rechter Paralleliemus sei, und dafs sie voll grober Ineonsequenzen und principieller Unklarheiten stecke. Was den ersteren Punkt betrifft, so glaube ich nach wie vor, dafs ein\u00a9 Lehre, welche die Nothwendigkeit begr\u00fcndet, das Wirkliche in zwei parallele, in sich geschlossene Reihen gesetzm\u00e4fsig geordnet zu denken, Parallelismus zu heifsen verdient; ich kann aber diese rein terminologische Frage um so eher auf sich beruhen lassen, als auch Anti-parallelisten die Annahme einer geschlossenen Naturcausalit\u00e4t als Crit\u00e9rium der parallelistischen Auflassung anerkennen (Wentscher 110), und selbst Ebbabdt auf Grund seiner Ann\u00e4herung an dieselbe des Uebertritts zum Parallelismus beschuldigen (Busse 110). Was aber den zweiten Punkt betrifft, so entspringen die vermeintlichen Inconsequenzen einfach aus der wie es scheint un\u00fcberwindlichen Neigung Erhardt\u2019s, Paulsen\u2019s und meinen Parallelismus mit Bruchst\u00fccken aus \u00e4lteren, besonders spinozistischen Auf-","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturbericht.\niassiingen zu vermischen; er ist eben seiner besseren Einsicht so sicher,, dafs er sich, nicht die M\u00fche nimmt, sich in, die von ihm bek\u00e4mpften Lehren zierst hineinzudenken. So glaubt er denn einen entscheidenden Streich zu f\u00fchren, indem, er ausf\u00fchrlich auseinandersetzt, dafs Erscheinungen, als -solche unter sich nicht in causaler Beziehung stehen, k\u00f6nnen, und daraus die Unm\u00f6glichkeit einer mechanischen Naturerkl\u00e4rung auf idealistischem Standpunkte ableitet (23\u201433). Anstatt nun ohne Weiteres anzunehmen, dafs so Naheliegendes dem, Gegner verborgen geblieben sei, w\u00e4re es jedenfalls vorsichtiger gewesen, zuerst einmal nachzulesen, was dieser Gegner eigentlich sagt; h\u00e4tte der Verfasser dies gethan, so w\u00fcrde er gefunden haben, dafs Paulsen (an der von Erhardt S. 27 citirten Stelle; ausdr\u00fccklich das hier gemeinte Erkl\u00e4ren als \u201ein einen gesetzm\u00e4fsigen Zusammenhang einreihen,\u201c bestimmt, w\u00e4hrend ich, kaum weniger deutlich, S. 99 meines Artikels von einer \u201ePseudocausalit\u00e4t\u201c gesprochen habe. Wir beide haben also einfach gesagt, dafs die physikalischen, Erscheinungen, indem sie zu den verursachenden realen Processen in einer bestimmten functioneilen Beziehung stehen, \u00e4hnlich wie diese eine feste Gesetzm\u00e4fsig-keit erkennen lassen m\u00fcssen; und wenn wir hin und wieder diese Gesetz m\u00e4fsigkeit auch Causalit\u00e4t genannt haben, so meint E. selbst, dafs dieses in R\u00fccksicht auf die Bequemlichkeit des Sprachgebrauchs nicht wohl vermieden werden kann (S. 31). Wozu dann aber der L\u00e4rm? \u2014 Ein sachlicher Differeezpunkt zwischen Erhardt und mir liegt, soweit ich sehe, nur in seiner Ansicht, dafs zwar die psychischen Processe der prim\u00e4ren, die Ge-hirnerscheinungen der secund\u00e4ren Reihe angeh\u00f6ren, jedoch diese nicht die Erscheinung jener seien; vielmehr bleibe das Psychische ohne Vertretung in der Erscheinungswelt. Zur Begr\u00fcndung dieser Ansicht wird nur auf die Thatsache des Todes hingewiesen,, indem hier \u201eauf irgend eine Weise die Seele aus dem K\u00f6rper verschwindet, w\u00e4hrend dieser selbst noch weiter \u00a9xistirt\u201c (S. 13) ; offenbar wird hier aber vorausgesetzt was eben za beweisen, w\u00e4re, dafs n\u00e4mlich der todte K\u00f6rper nicht mehr die Erscheinung Irgendwelcher psychischer Processe ist. Im Allgemeinen ist noch zu bemerken, dafs selbstverst\u00e4ndlich die abstracte M\u00f6glichkeit realer Processe, denen keine sinnliche Erscheinung entspricht, unbedingt zuzugeben ist; dafs jedoch das thats\u00e4chliche Vorkommen solcher Processe sofort einen Bruch in der Gesetzm\u00e4fsigkeit der Natur veranlassen m\u00fcfste, welchen anzunehmen wir durch nichts gen\u00f6thigt werden, und welcher mit der fr\u00fcheren, jetzt wiederholten Aeufserung Eehaedt\u2019s: \u201ef\u00fcr die \u00e4ufsere Betrachtung verh\u00e4lt sich die Sache ganz so, wie der Materialismus und der psychophysische Parallelismus behaupten\u201c (S. 37) in schroffem Widerspruch, st\u00fcnde. Warum scMiefslich Erbarbt, w\u00e4hrend er in oben angedeuteter Weise das begriffliche Material, zur Aufkl\u00e4rung der stets enger sich erweisenden Beziehung zwischen Gehirn und Bewufstsein fertig beisammen hat, dieses Material un verwendet l\u00e4fst, und von letzten, als solche hinzunehmenden, ihrer inneren M\u00f6glichkeit nach unbegreiflichen Thatsachen redet, ist mir durchaus r\u00e4thselhaft.\tHeymans (Groningen).","page":154}],"identifier":"lit31631","issued":"1901","language":"de","pages":"152-154","startpages":"152","title":"M. Wentscher: Der psychophysische Parallelismus in der Gegenwart. Zeitschrift. f. Phil. u. phil. Krit. 116 (1), 103-120. 1900. / L. Busse: Die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele und das Gesetz der Erhaltung der Energie. Philosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 89-126. T\u00fcbingen 1900. / H. Rickert: Psychophysische Causalit\u00e4t und psychophysischer Parallelismus. Philosophische Abhandlungen Christoph Sigwart gewidmet 59-88. T\u00fcbingen 1900. / F. Erhardt: Psychophysischer Parallelismus und erkenntni\u00dftheoretischer Idealismus. Zeitschr. f. Philos u. philos. Kritik 116 (2) 255-297. 1900","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:17.515358+00:00"}