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{"created":"2022-01-31T16:34:23.547951+00:00","id":"lit31648","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 209-211","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n209\nMilicent Washburn Shinn. Botes m the Development of a. CUM. Ill\u2014I?.\nUmvermty of California Studies 1 (3\u20144), 179-424, Berkeley, Cal. 1899.\nDie ersten, beiden Theile des wichtigen, Werkes haben wir in. fr\u00fcheren Jahrgftngen dieser Zeitschrift bereits angezeigt. Es ist keine besonders lesbare Arbeit, sondern eine Materialiensammlung \u00fcber die Entwickelung eines Kindes, aber die beste, die wir \u00fcberhaupt besitzen. Wenn wir bei Besprechung des ersten Theiies dem Wunsche Ausdruck gaben, es m\u00f6chten die von anderer Seite, insbesondere von Pbeyeb bewirkten Aufzeichnungen in gr\u00f6fserem Umfange vergleichungsweise herange? jen werden, so ist dem in den. gegenw\u00e4rtig vorliegenden Theilen in reichem Maafse entsprochen worden. Sie enthalten zum weitaus gr\u00f6fsten Theile Beobachtungen* \u00fcber das Auftreten und die Entwickelung der Bewegungen bis zum Ende des zweiten. Jahres. Durch den Charakter des Werkes wird eine Berichterstattung \u00fcber den Inhalt au\u00dferordentlich erschwert; auf keinen Fall k\u00f6nnte sie einen entsprechenden Begriff von seinem Werthe geben. Es w\u00e4re dringend zu w\u00fcnschen, dafs sich recht bald ein. Uebersetzer und ein unternehmender Verleger f\u00e4nden, um eine deutsche Ausgabe herzustellen. Das Werk von Mils Shinn geh\u00f6rt zu den wenigen Ver\u00f6ffentlichungen, die von. dem, der sich eingehender mit Kinderpsychologie besch\u00e4ftigt, durchaus nicht entbehrt werden k\u00f6nnen.\tUfer (Altenburg).\nE. L. Thorndike, \u00e0cimal Intelligence. Ai Experimental Stiij of the Associative Processes in Animals. The Psychological Review, Series of Monograph Supplements, 2 (4), 4. 109 S. 1,898.\n'Es hat lange gedauert:, bis die Thierpsychologie sich zu wissenschaftlicher Methode erhoben hat. Nicht als ob f\u00fcr das Seelenleben, der Thiere kein Interesse vorhanden gemessen w\u00e4re. Philosophen und Thierfreunde machten sich schon lange ihre Gedanken \u00fcber die Thiere. Dennoch wurde di\u00a9 Kennte ifs des thierischen Seelenlebens keineswegs sonderlich gef\u00f6rdert. Die Philosophen von Aristoteles und Descartes angefangen Ms auf Schopenhauer stritten sich nur darum, ob sie dem Thiere \u00a9in\u00a9 eben, solch\u00a9 Seele zugestehen sollten, wie dem Menschen. W\u00e4hrend die einen, erf\u00fcllt von dem Bewufstsein ihrer W\u00fcrde, zwischen Mensch und Thier \u00a9inen, unendlichen Abstand sahen, bem\u00fchten eich, andere, weniger aristokratisch f\u00fchlend, sie zum Menschen, in br\u00fcderliche N\u00e4he zu bringen. Und di\u00a9 Lieb\u00a9 begeisterter Thierfreund\u00a9 liefs sie nicht ohne reichliches Material. Sehr wissenschaftlich war \u00a9s freilich nicht. Freundschaft ist ja nie objectiv.\nIndes fortschreitende, umfassendere Beobachtung f\u00fchrte auch hier wie \u00fcberall zu n\u00fcchterner Auffassung. Vor Allem war es di\u00a9 Abstammungslehre, welche di\u00a9 Bolle des Instinctes ins rechte Licht r\u00fcckte und, was noch mehr war, sein\u00a9 Entstehung der Mystik entzog- Wenn, gleichwohl noch viele Punkte im, thierischen Seelenleben der Aufkl\u00e4rung harren, so liegt, das theils an dem gewaltigen Umfang des Gebietes, theile an der greisen Schwierigkeit, in die Psyche des uns so fern\u00a9 stehenden Thieres einzndiingen, theils auch an der noch gering entwickelten Methode der Untersuchung. Einen beachtenswerthen Fortschritt gerade in letzterer Richtung bringt Thorndike\u2019s Arbeit. Ihm lag daran, die Wirksamkeit der Association, deren Bedeutung f\u00fcr die Dressur von Niemand je bestritten Zeitactritt f\u00f6r Psychologie 25.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nLiteraturbericht\nwurde, genauer zu erforschen. Er ging dabei rein experimentell vor. Seine Studienobjecte waren Hunde, Katzen und Kaninchen. Hungrig wurden diese in K\u00e4sten gesteckt und hatten die Aufgabe, einen Ausweg zu dem au\u00dferhalb befindlichen Futter zu finden. Die Ausg\u00e4nge bezw. Verschl\u00fcsse waren verschieden gebaut, so dafs bald eine einzige Handlung, bald eine k\u00fcrzere oder linger\u00a9 Reihe von Handlungen in bestimmter Folge erforderlich waren, um den Ausgang zu finden bezw. den Verschlafe zu \u00f6ffnen. Die Association nun, die sich zwischen der Wahrnehmung der unangenehmen Anfangssituation, der bezw. den daraus befreienden Handlungen und der endlichen, angenehmen Empfindung der Freiheit und der S\u00e4ttigung bildete, war der Gegenstand der mannigfachen, sorgf\u00e4ltig durchgef\u00fchrten und vorsichtig interpretirten Versuche Thornmki\u2019s. Curven veranschaulichen des \u00f6efteren die Ergebnisse. Wir w\u00fcnschten sie nur noch etwas zahlreicher und eingezeichnet in Netze, welche ein sichereres Lesen derselben erm\u00f6glichen.\nDie Ergebnisse der THOBNnncB\u2019schen Experimente sind kurz folgende. Wenn ein hungriges Thier in eine solche Situation gebracht ist, so macht es zun\u00e4chst alle m\u00f6glichen, meist sehr angestrengten Bewegungen, die Situation zu beendigen. Unter diesen zahlreichen Bewegungen f\u00fchrt schliefslich doch eine znm gew\u00fcnschten Erfolg. Zwischen dieser letzten erfolgreichen Bewegung, der unangenehmen Lage zu Anfang, der angenehmen am Ende bildet sich eine Association, wenn nicht heim ersten so doch beim zweiten oder dritten erfolgbegleiteten Versuche. Ihre Wirkung zeigt sich darin, dafs bei den folgenden Versuchen die Zahl der erfolglosen Bewegungen abnimmt, damit nat\u00fcrlich auch die Zeit bis zur Befreiung sich verk\u00fcrzt und schliefslich auf ein Minimum herabsinkt. Die Ein\u00fcbung der Bewegungsreihe ist erreicht. In diesen einfachen Associationsvorgang l\u00f6st sich Alles auf, was nicht selten als Vernunft und Schlufsfolgerung am ge sprochen wurde und wird.\nDiese Associationen halten lange nach, nicht selten auf Monate hinaus, und sind im Stande, den Instinct in bestimmten Richtungen zu hemmen. Die Zahl der Aesociationsglieder ist freilich meist beschr\u00e4nkt ; doch scheint es nicht ausgeschlossen zu sein, dafs sie sich wesentlich erh\u00f6hen l\u00e4sst, wenn es nur gelingt, sie mit Gef\u00fchlen in Verbindung zu bringen und so zum Gegenstand der Aufmerksamkeit zu machen. Die Nachahmung, ein Begriff, der in der Thierpsychologie eine grofse Rolle spielt, konnte Th. bei seinen Thieren nicht nachweisen ; er l\u00e4fst ihn erst bei den Primaten, den Affen, einsetzen. Die Aufregung, in der die Thiere sich befanden, scheint freilich f\u00fcr das Aufkommen der Nachahmung nicht g\u00fcnstig gewesen zu sein. Diese Vermuthung wird dem Ref. nahe gelegt durch eine Beobachtung von Nachahmung, die Small in Notes of the Psychic Development of the Young White Rat (Awcric. Journal of Psychol. 11 (1. Oct. 1899), 87) mittheilt.\nEine ganz andere Frage ist es, ob den \u00e4nfseren, f\u00fcr den Beobachter zug\u00e4nglichen Gliedern der Association auch Vorstellungen entsprechen, mit anderen Worten, ob man bei den Thieren von Ideenaesociation sprechen kann. Th. ist geneigt, das in Abrede zu stellen \u2014 etwas k\u00fclm ! Die entgegenstehende Ansicht, welche den Thieren ein wenn auch beschr\u00e4nktes Vorstellungsleben zuspricht, kann freilich ebensowenig zwingende Beweise","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n211\nf\u00fcr ihren Analogxeschlufe beibringen ; doch haben wir etwa Besseres als Analogieschl\u00fcsse gegen\u00fcber den Nebenmenschen ? Was aber dem Einen recht ist, soll dem Anderen billig sein.\nZnsammenfassend bestimmt schliefslich der Yerf., die thierische Intelligenz, soweit er sie wenigstens an seinen Thieren feststellen konnte, als eine Summe von ganz speciellen, den rein praktischen Zwecken der Erhaltung dienenden Reactionen \u2014 bestehend ans k\u00fcrzeren oder l\u00e4ngeren Reihen von Einzelreactionen \u2014 und vergleicht sie mit den zweckm\u00e4fsigen, eich stetig vervollkommnenden Bewegungen etwa eines Tennisspielers. Bas Bewu\u00dftsein, das zwischen Reiz und Reaction sich einschiebt, tritt beim Thier jedenfalls ebenso zur\u00fcck, wie beim Tennisspieler. Gerade diese Spanne zwischen Reiz und Reaction ist es, die beim denkenden Menschen so au\u00dferordentlich breit ist und einen wichtigen Unterschied zwischen Mensch und Thier begr\u00fcndet. Im Uebrigen mufs auf die Arbeit selbst verwiesen werden. Sie wird jedenfalls jedem Experimentator auf diesem (iebiete sehr willkommen sein, umsomehr als der Verf. freigebig genug ist, Interessenten auf Wunsch Photographieen seiner Apparate zur Verf\u00fcgung m stellen.\tOffner (M\u00fcnchen).\nW. s. Small. lotet of the Psychic Development of tie Young VUte lit.\nAjumc. Journal of Psych. 11 (1), 80\u2014100. 1899.\nAngeregt durch Weslby Mill\u2019s Studien \u00fcber die fr\u00fcheste Entwickelnng der Hunde, Katzen und einiger anderer Thier\u00a9 unterzog Small f\u00fcnf junge Ratten in den ersten vier Wochen, der Zeit ihrer \u201eKindheit\u201c als der Zeit, innerhalb deren eich der Muskel-, Nerven- und Sinnesapparat zu voller Reife und zu freiestem Gebrauch entwickelt, einer sorgf\u00e4ltigen Beobachtung. An die ausf\u00fchrlichst mitgetheilten Aufzeichnungen schliefst er eine psychologische Beurtheilung des Materiales, die mutatis mutandis v\u00f6llige Ueber-ekgtimmung mit Mill\u2019s Beobachtungen ergiebt. Die Arbeit ist ein beachte ns werther Beitrag zur Thierpsychologie.\tOffner (M\u00fcnchen).\nV. F. Moore. The Psychology if loll\u00ae s tld III Sources. Amerkan Journal\nof Psychology 11 (1), 49\u201466. 1899.\nDais Hobbes einer der Ersten war, welche in England f\u00fcr modernes Denken und Forschen eingetreten, ist bekannt und unbestritten. Bafs er aber auch als der Vater der englischen Psychologie zu betrachten ist, wird gern \u00fcbersehen. Bas hat Moore veranlafst, Hobbes\u2019 psychologische Ansichten, wie sie sich im Leviathan, in de Corpore, de Homine, Human Nature finden, zusammenzustellen und auch ihren Ursprung zu untersuchen. Es finden sich in der That bei dem k\u00fchnen englischen Benker ein\u00a9 Reihe von Gedanken, welche zu den Grundlagen der gegenw\u00e4rtigen Psychologie geh\u00f6ren. H. weife, dafs unser ganzer geistiger Inhalt auf Wahrnehmungen zur\u00fcckgeht, betont die Subjectivit\u00e4t unserer Sinnesempfinduegen, kennt schon die Enge des Bewufsteeins, die Nachbilder, das Eigenlicht der Netzhaut, die Ideenassociation auf Grund der Ber\u00fchrung. Er unterscheidet aber an diesen letzteren zwei Arten der series cogitationum, irregularis und regulata. Moore fafst sie freilich irrig auf. Ihr Unterschied beruht nicht, wie M. annimmt, darauf, dafs bei letzterer die Vorstellungen lediglich in\n14*","page":211}],"identifier":"lit31648","issued":"1901","language":"de","pages":"209-211","startpages":"209","title":"E. L. Thorndike: Animal Intelligence. An Experimental Study of the Associative Processes in Animals. The Psychological Review, Series of Monograph Supplements, 2 (4), 4. 109 S. 1898","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:23.547956+00:00"}