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{"created":"2022-01-31T16:22:33.973610+00:00","id":"lit31658","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mentz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 216-217","fulltext":[{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nLiteraturbericht.\ndas Gesammtergebnifs ein imagin\u00e4res war, ebenso der Haupttbeil der Bestand theile, der auch dem Wechsel zug\u00e4nglich war. Wiederholung derselben Fragen ergab h\u00e4ufige Irrungen. Antworten auf Fragen nach historischen Daten fielen meist falsch aus. Multiplicationsergebnisse zeigten nur in den letzten Stellen eine begreifliche Richtigkeit. Die Versuchsperson selbst gab zu, dafs Errathen stattfand. Theilweise wurde auch die Auskunft anf Fragen mit etwas Widersetzlichkeit verweigert. Zusammen wirkten also Erinnerungen, hlofses Errathen, Gombiniren, Art und Reihenfolge der Fragestellungen, Suggestion des guten Erfolges, vielleicht auch etwas Ehrgeiz. Die h\u00e4ufige Wiederkehr sehr ge\u00fcbter, auch ziemlich allt\u00e4glicher Redensarten, auch bei wichtigeren Fragen ist ebenfalls bemerkenswerth. In der folgenden Hypnose wurde ein The\u00fc der secundftr angeregten Vorstellungen wiedergefunden, und umgekehrt bei dem automatischen Schreiben als Nachwirkung der Hypnose.\nDas Selbst\u00e4ndigwerden von gedanklichen Nebenstr\u00f6mungen zeigte sich hier jedenfalls sehr deutlich. Aehnliches findet bekanntlich h\u00e4ufig in Tr\u00e4umen statt, und ist dann ebenso schwierig zu analysiren, wenn mm nicht ein sehr gutes Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr psychologische Einzelheiten und Einwirkungen besitzt. Der besondere Einflufs von Personen, welche Gegenstand von Liebe, Hafs, Achtung, Abscheu, Furcht, Groll sind, wirkt auch im wachen Leben in \u00e4hnlicher Weise. Vielleicht hat man hierhin zu rechnen, dafs die Versuchsperson auf die Frage: \u201eSind Sie Mann oder Weib?\u201c irrth\u00fcmlieh letzteres bejahte, doch mag auch die Nachwirkung ah des letzten Wortes Ursache sein, oder betheiligt sein. Auch Einfl\u00fcsse der letzten Zeit, selbst der Tr\u00e4ume der vorangegangenen Nacht, sowie der von Verf. merkw\u00fcrdiger Weise mit keinem Worte erw\u00e4hnte Inhalt des Gelesenen mit seinen vielfachen Reproductionen werden zweifellos auch irgendwie mitgespielt haben.\nStatt der \u00e4lteren Anordnung eines auf Kugeln liegenden Schreibbrettes (Jastrow) mit seinen sch\u00e4dlichen Eigenbewegungen wurde diejenige von Mifs Stbin vorgezogen. Eine kleine Schaukel f\u00fcr die Hand h\u00e4ngt von der Decke herab an einem geeigneten Draht, und enth\u00e4lt in einer Glasr\u00f6hre einen beschwerten Bleistift. Dieser schreibt (in Folge seiner Schwere) anf berufsten Papierfl\u00e4chen, die dann nach Bedarf gewechselt werden. Nach Verff. ist diese Anordnung sicherer.\tMentz (Leipzig;.\nF. B. Summer. A Statistical Stlif if Belief. Psych. Rev. 5 (6), 616-681. 1898.\nDie Fragestellungen dieses Fragebogens waren z. B.: Wird die Welt nach Ihrer Ansicht besser oder schlechter? Wir die Lebensf\u00fchrrung der Menschen vollkommen durch die Erblichkeit und die Lebensverh<nisse bestimmt? Ist wissenschaftliche Arbeit ebenso sch\u00f6pferisch als k\u00fcnstlerische? Wird die Poesie immer bei den cultivirtesten V\u00f6lkern in hoher Achtung stehen? untermischt mit \u00e4hnlich wirkenden Fragen historischer, culturhistorischer, politischer, sociologischer, mathematischer und meteoro logischer Art. Einestheils sollten nach M\u00f6glichkeit Entscheidungen getroffen werden, sodann in engerer Auswahl der Fragen eine Aufreihung nach Intensitfttsgraden der Gef\u00fchlsgewifsheit gegeben werden, jedoch nicht","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n217\n(wsa als besondere Reihe h\u00e4tte geschehen sollen) der Gef\u00fchlssicherheit epeciell der logischen Entscheidung. F\u00fcr die Reihenanordnung machte sich als st\u00f6rend geltend, dafs neben Intensitfttsunterschieden auch qualitative Unterschiede der Gef\u00fchle vorhanden waren. Bei sofortiger Theilung der Fragen w\u00e4re wiederum das logische Moment voraussichtlich in den Vordergrund getreten, doch w\u00e4re dies an sich noch kein Mangel gewesen. Bei Zerlegung nach psychologischer Zusammengeh\u00f6rigkeit h\u00e4tte sich wahrscheinlich eine unangenehme Pr\u00e4occupation in bestimmten Richtungen geltend gemacht.\nAls theoretischer Ein wand dr\u00e4ngt sich auf: Bei derartigen summarischen, psychologisch und vor Allem logisch sehr verwickelten Fragestellungen h\u00e4ngt unzweifelhaft sehr viel von dem logischen und dem Ge-f\u00f6hlswerthe der einzelnen Worte ab, und von der Art ihrer Zusammenstellung. Der Zusatz z. B. von Partikeln, Parenthesen, des blofsen W\u00f6rtchens \u201ecausal\u201c in der zweiten Frage als mehr wissenschaftliche Erg\u00e4nzung, die Aenderung \u201eLeistung\u201c statt \u201eArbeit\u201c in der dritten, die Aenderung \u201edie Dichtkunst\u201c oder \u201eDichtkunst\u201c in der vierten: ziehen bestimmte Beeinflussungen nach sich. Hierauf beruht bekanntlich in weiterer Hinsicht die Wirkung des Stils.\nIndem Verf. das von Studenten eingelaufene Material in die Rubriken \u201em\u00e4nnlich\u201c und \u201eweiblich\u201c, \u201ePsychologen\u201c und \u201eNichtpsychologen\u201c zerlegte, ergab sich: erstens ein vorauszusehender Unterschied der Geschlechter, in dem Ansprechen auf die verschiedenen Fragen, ferner eine noch erheblichere Abweichung der Psychologen gegen\u00fcber den Nichtpsychologen, und andererseits eine geringere Variation der Psychologen unter sich. Zweifellos h\u00e4tte man noch etwas weiter ansholen k\u00f6nnen, einerseits vom individualpsychologischen Standpunkte aus, andererseits auch nach der p\u00e4dagogischen und socialpsychologischen Bearbeitungsweise hin. N\u00e4mlich etw\u2019a: Anordnung nach Altersstufen, Classenstufen, Studienf\u00e4chern aufser Psychologie, bei Nichtstudenten Beruf, ferner Temperament, vorwiegende Gef\u00fchlstendenz, ob positiv, negativ oder schwankend (wie bei Menschen mit schw\u00e4cherem Willen und bei Neurasthenikern), Aenderungen der Bewerthung im Verlaufe des Tages, Gef\u00fchlssicherheit des logischen Urtheils sowrohl in Bezug auf seinen Inhalt als auf den Procefs des Urtheilens, Verlauf auch f\u00fcr die sonstige unreflectirte Gef\u00fchlsgewifsheit f\u00fcr die Einzelfragen, Anordnung der beiden Arten Gewifsheiten und Verlauf derselben gerade bei Offen-lassung von Fragen, Beruf der Eltern, Landeatheil, Absicht des k\u00fcnftigen Berufes, Neigungen, Richtungen der privaten Lect\u00fcre, Beeinflussungen durch Eltern, Unterricht und Freunde. Sowohl zur Charakterisirung der verschiedenen Lebensalter, Temperaments, Landestheile, Berufe, Erziehung, Sch\u00e4rfe der erlangten logischen und psychologischen Einsicht und von Einfl\u00fcssen \u00fcberhaupt h\u00e4tte sich auf diese Weise manches brauchbare qualitative Material ergeben. Man darf nicht vergessen, dafs die erste und letzte Aufgabe auch von Versuchen, die Aufdeckung in erster Linie von qualitativem Material und von Analyse, und nicht nothwendig von als solchem verwerthbarem quantitativem Material ist. Als oberste Aufgabe h\u00e4tte hier gelten m\u00fcssen, ein Veret\u00e4ndnifs f\u00fcr \u201eBewerthung\u201c zu gewinnen, und die Einfl\u00fcsse bei derselben klarzulegen. Die gesteigerte M\u00fche h\u00e4tte sich zweifellos belohnt.\tMbntz (Leipzig).\nI","page":217}],"identifier":"lit31658","issued":"1901","language":"de","pages":"216-217","startpages":"216","title":"F. B. Summer: A Statistical Study of Belief. Psych. Rev. 5 (6), 616-631. 1898","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:33.973633+00:00"}