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{"created":"2022-01-31T16:28:02.878183+00:00","id":"lit31662","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mentz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 222-224","fulltext":[{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nLiteraturberiekt.\nnicht die Zeit zur Untersuchung complicirter Affecte gekommen ist, davon haben mich die Tafeln 52\u201454 nur noch mehr \u00fcberzeugt, man kann sie sehr mannigfach ausdeuten.\nIn der Conset\u00ffuenz seiner Ergebnisse wendet sich Lehman\u00bb von der LANGE-Theorie ganz ab \u2014 entstehen doch die k\u00f6rperlichen Aenderungen sp\u00e4ter als die Gef\u00fcMst\u00f6ne. Das in den Tafeln 18, 19 angef\u00fchrte Erschrecken m\u00f6chte ich nicht als besten Beweis ansehen, eine Reihe anderer Gef\u00fchle beweisen auch in L.\u2019s Tafeln mehr. L. setzt daf\u00fcr in Ueberein-stimmung mit James\u2019 sp\u00e4teren Ausf\u00fchrungen (Psychol. Review 1, 254) die Theorie, \u201edie Gef\u00fchlsbetonung ist als ein an einen gegebenen Voratellunp-inhalt gekn\u00fcpftes psychisches Moment zu betrachten, das sich nicht aus k\u00f6rperlichen Ver\u00e4nderungen ableiten l\u00e4fst; im Gegentheil sind letztere zum Theil davon abh\u00e4ngig, ob die Gef\u00fchlsbetonung vorhanden ist oder nicht... Organempfindungen, die von k\u00f6rperlichen St\u00f6rungen herr\u00fchren, welche durch ein prim\u00e4res Gef\u00fchl hervorgerufen werden, werden denjenigen Zust\u00e4nden einverleibt, welche wir Affecte nennen\u201c. Ob Lehman\u00bb, dessen eben vorgetragene Meinung wohl immer mehr Geltung erringen wird, aber ein Recht hat, weiterhin zu schliefsen, eine je gr\u00f6fsere Rolle di\u00a9 Organempfindungen im gesammten Bewufstseinszustande spielen, um so mehr erhalte dieser den Zustand des Affects, ist fraglich. Man soll mit der Benutzung dieser wenig analysirten Zust\u00e4nde vorsichtig sein.\nWelche Factoren als Ursachen der hier gefundenen Ver\u00e4nderungen anzusehen sind, kann L. nat\u00fcrlich noch nicht beantworten \u2014 er stellt Untersuchungen \u00fcber den Kreislauf in der Carotis in Aussicht, von denen er Aufkl\u00e4rung erhofft. Da mittelst der Volumpulse gar keine Aufkl\u00e4rung zu erreichen ist, combinirt er nun diese mit den Druckpulsen, kann aber bisher nur feststellen, dafs lebhafte Unlust von Gef\u00e4fsverengerung in einem bedeutenden Theile des Organismus begleitet ist.\nSo stellt sich Lehmann's Werk durch seinen besonnenen, auf That-Sachen, nicht auf Hypothesen gehenden Inhalt als unumg\u00e4ngliches Werk f\u00fcr Jeden dar, der sich \u00fcber das Thema unterrichten will. Wagen wir m, an ein solches Werk kritische Bemerkungen allgemeiner Art zu kn\u00fcpfen, so sind es zwei eng zusammenh\u00e4ngende : Affectzust\u00e4nde (auch Stimmungen) sind f\u00fcr L. zu sehr Einheiten, nicht Combinationen und Verl\u00e4ufe einfacher Gef\u00fchle. Daher f\u00fchrt seine Analyse nicht weit genug. Daraus folgen unklar charakterisirte Zust\u00e4nde (Spannung), daraus folgt aber auch die Voraussetzung, Lust\u2014Unlust sei der einzige Gef\u00fchlszustand. Ob dem so sei, h\u00e4tte erst einer Untersuchung bedurft.\tBbahn (Leipzig).\nW. S. Johnson, liitarche* ll Practice aai lallt. Studies from 'the Yale Psychol. Laborat. 8, 51\u2014103. 1898.\nW. W. Davis. Researches in Cross-Education- Ebenda, 6 50. 1898.\nZeitsch\u00e4tzung als subjective motorische Gleichmachung der Dauer eines Tones gegen\u00fcber einem ersten ergab Zunahme der Dauer des zweiten bei einigen, Abnahme bei anderen Versuchspersonen als Folg\u00a9 der h\u00e4ufigen Wiederholung. Auch die zutreffend\u00a9 indifferente Sch\u00e4tzung verschob sich im Laufe langer Uebung ausnahmslos. Die Sch\u00e4tzung selbst h\u00e4ngt mit dem","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n223\nTemperamente der Versuchsperson zusammen, sowie der Richtung der Aufmerksamkeit, n\u00e4mlich ob diese sensorisch oder motorisch bei diesen Versuchen war. Bei Herstellung eines Rhythmus \u00fcbereinstimmend mit einem lauten objectiven von 1 Sec. Zwischenzeit zeigte sich allm\u00e4hliche Aende-rung des eonstanten Fehlers f\u00fcr zwei der Versuchspersonen als allm\u00e4hliches Uebergehen eines erheblichen negativen Zeitfehlers in einen positiven, f\u00fcr die dritte als zunehmende Verminderung des negativen Zeitfehlers, ohne in einen positiven \u00fcberzugehen (hier waren ausnahmsweise nur 3 Versuchspersonen betheiligt). Bei freier rhythmischer Herstellung ohne H\u00fclfe zeigte sich unwillk\u00fcrliche Verk\u00fcrzung des Intervalles im Laufe der Zeit.\nDer Gewinn an Schnelligkeit und an Regelm\u00e4\u00dfigkeit bei schneller Tappbewegung (auf die 3 Eckpunkte eines Dreieckcontactes) war Anfangs, gr\u00f6fser, sp\u00e4ter geringer (von Zeiten der Erm\u00fcdung nat\u00fcrlich abgesehen). Bei wiederholtem Nachzeichnen eines Kreises zeigte sich ferner als individuell verschieden: Abnahme der Gr\u00f6fse w\u00e4hrend des Uebens und von Tag zu Tag; Zunahme w\u00e4hrend des Uebens des einzelnen Tages, jedoch Abnahme von Tag zu Tag; schliefslich geringe Variation als letzter Typus. F\u00fcr die Praxis ergiebt sich nach Ansicht des Verf-\u2019s aus diesen Versuchen, dafs kurze Ein\u00fcbungen schwieriger coordinatorischer Fertigkeiten, wie Zeichnen,. Schreiben, besser sind als lange, da sich bei letzteren auch die falschen Handhabungen als st\u00f6rend und den Enderfolg verz\u00f6gernd gleichsam physiologisch eingraben.\nDer zweitgenannte Verf. untersuchte die Aus\u00fcbung, die bekanntlich sowohl allgemein, als insbesondere f\u00fcr den symmetrischen K\u00f6rpertheil ein-tritt, durch die Anzahl wiederholten Tappens mit dazu eingerichteter Z\u00e4hlwerkregulirung f\u00fcr die rechte Hand, linke Hand, rechten Fufs, linken Fufs, sowie durch Treffen des markirten Mittelpunktes eines weifsen Kreisse in einer gewissen complicirten Fehlerstellung und mittels zugeh\u00f6rigen Griffes. Die engste Beziehung der Mit\u00fcbung findet f\u00fcr Theile statt, die in Function zusammengeh\u00f6ren oder in Lage entsprechen, und zwar am besten als symmetrische Gegens\u00e4tzlichkeit (Fbchner und Wbbeb u. A., hier auch durch Spielen von Tonleitern von Raif, Berlin best\u00e4tigt). Die Uebung von Wille,. Muskelkraft, Aufmerksamkeit durch derartige \u201ephysische\u201c Trainirung \u00fcbt allgemein. Der Gewinn an Uebung ist f\u00fcr wenig benutzte Muskelpartien ihier grofse Zehe untersucht) am gr\u00f6fsten. Wie bei Kniereflex und ergo-graphischen Bewegungen (auch t\u00e4glichem Leben) ergaben sich auch hier Schwankungswellen in der Ausf\u00fchrung von zum Theil auch subjectiver Bemerkliehkeit.\nHinsichtlich des unmittelbaren WTachsthums des Muskelumfanges (gegen\u00fcber dem central verwickelten durch Ern\u00e4hrung) bei einseitigem Ueben eines Armes durch wiederholtes Heben von Gewichten bis zu bestimmter H\u00f6he (mit Ruhepausen bei Erm\u00fcdung) zeigte sich keine Correspondes, sondern eher Gegens\u00e4tzlichkeit (in Folge der localen Umsatz-und Circulationsverh\u00e4ltnisse), wie sowohl aus Umfangsmessungen, als aus dem Nachlafs unmittelbar nach der Uebung, sowie aus der geringen Temperatur der nicht in Bewegung befindlichen Muskeln zu schliefsen war. Dagegen fand eine Correspondenz hinsichtlich der Abh\u00e4rtung gegen locale Erm\u00fcdung (gegen\u00fcber allgemeiner Erm\u00fcdung) statt, wobei man auch die-","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nLitera tmrberick t\nfr\u00fchere sonstige Erm\u00fcdung der Sehnen gegen\u00fcber den Muskeln zu ber\u00fccksichtigen hat, ferner Correspondons gegen\u00fcber der unangenehmen Nachwirkung, und schliefslich die Verh\u00e4ltnisse erkl\u00e4rend auch des Umfanges, durch centrale Vermittelung statt Beide Untersuchungen sind sowohl technisch als literarisch von greiser Sorgfalt, wie aie gr\u00f6fseren Arbeiten aus Scbipttre\u2019s Laboratorium.\tMextz (Leipzig).\ny. Schres'ck-Notzino. Dt\u00ab gerichtlich - medidmische Beievtaaf 4er Suggestiea.\nArckw f\u00fcr Criminal-Anthrop. 5, 1\u201436.\nDie in Betracht kommenden strafbaren Handlungen sind: 1. Verbrechen an Hypnotisirten, wozu in, weiterem Sinne der fahrl\u00e4ssige Mifebrauch hypnotisirter Personen gerechnet werden kann; 2.-Verbrechen, welche mit H\u00fclfe hypnotisirter Personen ausgef\u00fchrt werden; 3. Kriminelle Handlungen, herbeigef\u00fchrt durch Suggestion im, wachen Zustande. Zur ersten Glase\u00ab geh\u00f6ren. haupts\u00e4chlich Sittlichkettsdeliete. Dabei, sind tiefere Hypnosen erforderlich. Nicht immer besteht dabei vol\u00a9 Passivit\u00e4t, andererseits veranlassen auch die Hypnotiseure das somnambule Opfer durch Suggestion zu, einer activen Theilnabme an, dem sexuellen Attentat 1 H\u00e4ufiger als wirklich erwiesene Sittlichkeitsdelicte an Hypnotisirten sind, \u00fcbrigens f\u00e4lschliche Anschuldigungen von Aerzten und Hypnotiseuren wegen geschlechtlichen Mifsbrauchs. Derartige Anschuldigungen sind ja auch sonst h\u00e4ufig, z. B. von Hysterischen, Kindern, Verr\u00fcckten, Eigenthumsvergehen an Hypnotisirten, sind selten, ebenso K\u00f6rperverletzungen hypnotisirter Personen. Dagegen ist di\u00a9 fahrl\u00e4ssige K\u00f6rperverletzung sehr h\u00e4ufig. Dahin geh\u00f6ren die \u00fcblen Folgen, welche nach Vornahme hypnotischer Experimente \u25a0durch Laien oft 'beobachtet werden. \u2014 Verbrechen der zweiten Classe haben bisher das Gericht noch, nicht besch\u00e4ftigt, m\u00fcssen also sehr selten, sein. Eingebungen unsympathischer oder unmoralischer Art lassen sich schlecht suggeriren. Doch l\u00e4fst sich ein normales sittliches Gef\u00fchl durch allm\u00e4hliche suggestive Dressur abschw\u00e4chen. Bei der dritten Classe, handelt es sich, soweit die bisherige Literatur Beispiele giebt, bei der Mehrzahl \u25a0der suggerirten Verbrechen um kindliche, psychopathische, hysterische \u25a0oder schwachsinnige Naturen. Doch ist nicht ausgeschlossen, dafs geistig gesunde Menschen nicht unter Umst\u00e4nden ebenfalls einer antisocialen Eingebung, einer verbrecherischen Suggestion folgen k\u00f6nnten.\n\u00dcMPFENBACH.","page":224}],"identifier":"lit31662","issued":"1901","language":"de","pages":"222-224","startpages":"222","title":"W. S. Johnson: Researches in Practice and Habit. Studies from the Yale Psychol. Laborat. 6, 51-103, 1898 / W. W. Davis: Researches in Cross-Education. Ebenda, 6-50. 1898","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:02.878189+00:00"}