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{"created":"2022-01-31T16:24:26.966024+00:00","id":"lit31671","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Grothmann, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 249-250","fulltext":[{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n249\nfiele Andere Fragen, die mit dem Thema nur in losem Zusammenh\u00e4nge stehen. So berichtet er von Versuchen, die er an sich selbst unternommen hat, um festzustellen, ob umfangreiche einmalige Lect\u00fcre oder mehrmaliges sorgf\u00e4ltige\u00ab Lesen weniger B\u00fccher sprachlich gr\u00f6fseren Gewinn bringe. Bas Ergebnifs war, dafs einmaliges hastiges Lesen ohne jeden Werth sei. Bemgem\u00e4fe komme es bei der Behandlung von Lesest\u00fccken in der Schule nicht auf die Masse des Durch genommenen an, sondern auf gewissenhaftes Durcharbeiten zur Bereicherung des Sprachschatzes. In der Frage der Vorbereitung von Dictaten beklagt Verl, dafs noch immer viele Lehrer die schriftlichen Arbeiten in der Classe als Pr\u00fcfungsarbeiten anseh en, obgleich heutzutage kein erfahrener Schulmann diesen Standpunkt mehr einnehme.\nJeder Lehrer des Deutschen, der nicht blos aus Bequemlichkeit auf ausgetretenen Wegen wandeln will, wird durch das Lesen dieser Arbeit zu neuen Gedanken angeregt werden, welche auf seine eigene Methode be fruchtend wirken k\u00f6nnen.\tP. Selos ((Gr.-Lichterfelde).\nH.\tLuesns. Drawing ift the Early Tein. Proceed, of the National Educat.\n\u00c2MMC. 1900. S. 946\u2014961.\nDer Verf. entwickelt in dem Aufsatz seine Ansichten \u00fcber die Entwickelungsstufen der k\u00fcnstlerischen F\u00e4higkeit des Kindes und einen Lehrgang im Zeichnen.\nEr nimmt 4 Perioden der Entwickelung an. Das Kennzeichen der\nI.\tPeriode, welche etwa um das 4. und 5. Lebensjahr stattfindet, ist das Interesse des Kindes an den Gegenst\u00e4nden selbst oder an Abbildungen derselben von anderer Hand. Sobald das Kind anf\u00e4ngt, mehr Genufs am Zeichnen als am fertigen Bilde zu f\u00fchlen, hat es die 2. Periode erreicht, w\u00e4hrend welcher sich die Einbildungskraft geltend macht. Es steht unter dem Einfiufs der \u201ek\u00fcnstlerischen Illusion\u201c (siehe Kon\u00bb. Lange). Das Kind liebt es, aus dem Kopfe zu zeichnen. Warum sollt\u00a9 es darstellen, was schon da ist? Das Bild soll die Stelle des abwesenden Gegenstandes vertreten. Ei ist ein Fundamentalfehler des Zeichenunterrichts, da Ca er diese Periode der Entwickelung ignorirt. Das Kind bedarf nur der Gelegenheit und Aufmunterung zum Zeichnen. Das Zeichnen, sollte ein\u00a9 gebr\u00e4uchliche Form des Ausdrucks sein wie die Sprache. Das ein\u00a9 ist nicht mehr ein besonderes Talent als daa andere. (Dies ist der springende Punkt, welcher dem Psychologen und dem Zeichenlehrer sehr viel zu denken giebt.) Die grofse Gefahr, welche ein einseitiges Zeichnen aus dem Ged\u00e4chtnifs mit sich bringt, besteht darin, dafs das Kind einem Gebrauch von festen, conventionellen Formen anheim f\u00e4llt. Dagegen kann nur das Zeichnen nach dem Gegenst\u00e4nde helfen.\nDas Kennzeichen der 3. Periode \u2014 etwa um das 12. Lebensjahr herum \u2014 ist ein (scheinbarer ?) Stillstand der k\u00fcnstlerischen Entwickelung, welcher dadurch bedingt ist, dafs an die Stelle der \u201ek\u00fcnstlerischen Illusionsf\u00e4higkeit\u201c der Verstand, welcher das Unnat\u00fcrliche der fr\u00fcheren Zeichnungen erkennt, getreten ist. Nur bei wenigen gl\u00fccklichen Leuten, welche nach der Pubert\u00e4t eine Wiedergeburt der sch\u00f6pferischen Kraft erfahren, wird die k\u00fcnstlerisch\u00a9 Entwickelung nicht unterbrochen \u2014 4. Periode \u2014 und mancher von diesen wird K\u00fcnstler von Beruf. F\u00fcr diesen wiederholt sich","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nLiteraturbericht.\njenes goldene Alter seiner Kindheit, in welchem er in dem Werk# selbst seine tiefste Genugthuung fand.\nIn Bezug auf d\u00e8n Lehrgang im Zeichnen ergeben sich dem Verf. an obiger Ansicht folgende Forderungen.\n1.\tMan erschwert dem Kinde das Zeichnen, wenn, man es zu fr\u00fch nach der Natur zu zeichnen n\u00f6thigt.\n2.\tDas Zeichnen nach dem Gegenst\u00e4nde mufs mit Ged\u00e4chtnifszeichnen combinirt werden.\n3.\tAnmuth, Gleichgewicht und Leichtigkeit im Zeichnen kann nur durch Muskel\u00fcbungen erreicht werden.\n4.\tDas Object par excellence f\u00fcr das Zeichnen auf den unteren Stufen und im Kindergarten ist die menschliche Figur und demn\u00e4chst die thierische Form. (??)\n5.\tDer einzige Weg, zeichnen zu lernen, ist zeichnen.\n6.\tDie darstellende Geometrie geh\u00f6rt nicht in dem (Freihand-) Zeichenunterricht.\n7.\tDer Lehrgang im Zeichnen sollte eine Reihe von fortschreitenden Stufen in der Methode des Zeichnens, nicht ein\u00a9 Reihe von Lee* tionen an schwieriger werdenden Gegenst\u00e4nden, beginnend mit den typischen Formen, sein.\nDie Studie des Dr. Lukens ist mit Vorsicht zu geniefsen, da eie nur zu sehr geeignet ist, die Ansichten Iber die psychologischen und physiologischen Bedingungen des Zeichnens und di\u00a9 Methode des Zeichenunterrichts noch mehr zu verwirren, als jetzt schon namentlich durch Lange's \u201ek\u00fcnstlerische Erziehung\u201c geschehen ist.\nH. Grothmann (Gr.-Lichterfelde).\n\u00c8dm. 0. Sanford. A C\u00aeiri\u00a7 In Experimental Psychology. Part I: Stifil*\u00bb and Perception. Boston, Heath u. Co., 1898. 449 S.\nEin n\u00fctzliches H\u00fclfsbuch nicht nur f\u00fcr Laboratoriumskurse, wie man nach dem Titel vermuthen k\u00f6nnte, sondern auch f\u00fcr Vorlesungen \u00fcber Psychologie. Es enth\u00e4lt eine reichhaltige Zusammenstellung aller der Dinge, Gesetzm\u00e4fsigkeiten, Methoden, die sich (meist mit geringen Mitteln) anschaulich demonstriren lassen, und die daher auch dem angehenden Psychologen m\u00f6glichst nur mit Heranziehung der unmittelbaren Anschauung und nicht mehr blos in verbaler Beschreibung vorgef\u00fchrt werden sollten. Der vorliegende 1. Band behandelt die verschiedenen Empfindungsgebiete, die optische Raumwahrnehmung und das Wkber\u2019sc\u00eei\u00a9 Gesetz, ein zweiter \u00fcber willk\u00fcrliche Bewegung, Ged\u00e4chtnifs, Aufmerksamkeit, Gef\u00fchle u. a. wird von dem Verf. in Aussicht gestellt. Den. L\u00f6wenantheil des Ganzen hat begreiflicherweise der Gesichtssinn davongetragen ; rund 300 von 450 Seite\u00f9 sind ihm gewidmet. Davon entf\u00e4llt wieder etwa die H\u00e4lfte auf die Raum- und Bewegungswahrnehmungen des Auges; besonders die verschiedenen optischen T\u00e4uschungen, und zwar nicht nur die geometrischen Muster, sind hier eingehend behandelt. Ausreichende Literatur-angaben sowie ein Kapitel \u00fcber die nothwendigsten Apparate, vielfach mit Fingerzeigen f\u00fcr ihre Herstellung mit einfachen Mitteln, vervollst\u00e4ndigen das Buch.\tEbbinghaus.","page":250}],"identifier":"lit31671","issued":"1901","language":"de","pages":"249-250","startpages":"249","title":"H. Lukens: Drawing in the Early Years. Proceed. of the National Educat. Assoc. 1900. S. 945-951","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:26.966030+00:00"}