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{"created":"2022-01-31T16:37:18.673483+00:00","id":"lit31685","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groenouw","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 258-259","fulltext":[{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nLiteraturbericht.\nbezw. Fallbahnen bedingt ist durch die verschieden lange Dauer der Netz-hautreizungen. Je k\u00fcrzer die Reizung ist, um so concaver w\u00f6lbt sich die Fl\u00e4che dem Beobachter zu. Auch der \u201eLothhoropter\u201c wird, wenn Momentanbeobachtungen gemacht werden, concaver.\nUm nun zu untersuchen, welcher von den verschiedenen L\u00e4ngs1-horoptern der wirkliche sei, wurde die F\u00e4higkeit des Doppelauges, geringste Entfernungsdifferenzen zu erkennen, als Crit\u00e9rium gew\u00e4hlt. Es zeigte sich, dafs die geringsten Entfernungsdifferenzen erkannt wurden, wenn es sich um Einordnung dreier Nadeln in eine scheinbar frontale Ebene handelte*\nDemnach ist h\u00f6chst wahrscheinlich der empirische L\u00e4ngshoropter f\u00fcr Dauerreize der wirkliche L\u00e4ngshoropter, und die zugeh\u00f6rige Anschauungs-fl\u00e4che \u2014 eine frontale Ebene \u2014 mit der HERiN\u00df\u2019schen Kernfl\u00e4che identisch*\nHeine (Breslau)^'\nA. Bielschowsky. Die neueren Anschauungen \u00fcber das Sehen der Schielenden*\nKlinische Monatsbl. f. Augenheilk. 38 (Beilageheft), 93\u2014107. 1900.\nDas Sehen der Schielenden ist vielfach gegen die Lehre von der am geborenen Identit\u00e4t der Netzh\u00e4ute ins Feld gef\u00fchrt worden. Dafs Schielende nicht doppelt sehen, wurde von Seiten der Empiristen durch die Ausbildung einer neuen Identit\u00e4t beider Netzh\u00e4ute erkl\u00e4rt, w\u00e4hrend die Nativisten eine angeborene Incongruenz der Netzh\u00e4ute annahmen, welche die Schielstellung der' Augen erzeuge im Interesse des Einfachsehens, Alfred Graeee nimmt an, dafs der Localisation d\u00e9r Netzhautbilder ausschliefslich Erfahrungsmotive zu Grunde fliegen. Die Schielenden sehen zwar Anfangs, doppelt, gelangen indessen fr\u00fcher oder sp\u00e4ter zum Einfachsehen, indem sie entweder-auf beiden Augen einen Theil des Sehfeldes unterdr\u00fccken (region\u00e4re Exclusion) oder auf Grund eines neugebildeten Identit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses binocular einfach sehen. Javal ist der Ansicht, dafs die Identit\u00e4t der Foveae> angeboren, die der peripheren Netzhautstellen erst intra vitam erworben sei. Wird in der Schieiperiode eine falsche Projection erworben, sa kann sich diesh in seltenen F\u00e4llen neben der normalen Correspondenz der Netzh\u00e4ute geltend machen, so dafs unoculares Doppelt- bezw. binoculares Dreifachsehen auftritt. Wir \u00fcbergehen eine Anzahl weiterer Theorien und erw\u00e4hnen noch die von Tschermak, welcher die anomale Sehrichtungsgemeinschaffc der Schielenden der normalen- angeborenen Correspondenz gegen\u00fcberstellt. Bei der ersteren besteht nicht, wie bei der letzteren, eine constante. Beziehung zwischen beiden Netzh\u00e4uten, sondern eine Stelle der einen hat mit einer Anzahl innerhalb eines fl\u00e4chenhaften Bezirkes gelegenen Stellen der anderen Netzhaut abwechselnd Sehrichtungsgemeinschaft. Verf. untersuchteeine gr\u00f6fsere Zahl von Schielenden mit H\u00fclfe der TscHRRMAx\u2019schen Nachbildermethode und fand ein sehr verschiedenes Verhalten. Die einen haben ein Sehfeld, in dem ausschliefslich die Eindr\u00fccke des f\u00fchrenden Auges enthalten sind, w\u00e4hrend andere auch Theile vom Netzhautbilde des Schielauges benutzen und die entsprechenden Bilder im f\u00fchrenden Auge unterdr\u00fccken, noch andere besitzen ein, wenn auch unvollkommenes, Binocular-sehen auf Grund anomaler Beziehungen der Netzh\u00e4ute* Die Unvollkommenheit der letzteren Art von Binocularsehen wird haupts\u00e4chlich veranlafst durch die Unbest\u00e4ndigkeit der ' erworbenen Localisations weise: die einer","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\n259\nNetzhautstelle anomaler Weise znkommende Sehrichtung schwankt innerhalb weiter Grenzen. Das Sehen der Schielenden lehrt, dafs eine angeborene Identit\u00e4t der Netzh\u00e4ute nicht besteht, da intra vitam andersartige \u25a0Beziehungen zwischen beiden Augen entstehen k\u00f6nnen. Andererseits ist aber auch die streng empiristische Anschauung unhaltbar, da trotz fr\u00fchzeitiger Entwickelung des. Schielens doch die normale Correspondenz der Netzh\u00e4ute bestehen bleiben und nach Beseitigung des Schielens in k\u00fcrzester Frist bei sonst g\u00fcnstigen Bedingungen zu normalem Binoeularsehen f\u00fchren kann.\tGboenouw (Breslau),\nF. Schenk u. W. Just. Ueber intermittirende Netzhantreizuiig. Neunte Mittheilung. Heber eine bisher nicht beachtete methodische Schwierigkeit und ihre theoretische Bedeutung. Arch. f. d. ges. Physiologie 82, 192\u2014198. 1900.\nVerff, haben gefunden, dafs f\u00fcr die Untersuchung der intermittirenden Netzhautreizung mit H\u00fclfe der aus schwarzen und weifsen Sectoren bestehenden Kreiselscheiben Ungleichm\u00e4fsigkeiten der letzteren, die bei directer Beobachtung der unbewegten Scheibe sich der Wahrnehmung entziehen, in hohem Grade in Betracht kommen. Der Einflufs des Sectoren-wechsels auf die zur Verschmelzung n\u00f6thige Umdrehungszahl kann hierdurch derartig modificirt werden, dafs man die Scheibe schneller drehen mufs als der Zahl der Sectoren entspricht. Verff. halten es f\u00fcr m\u00f6glich, dafs diese methodische Schwierigkeit zu dem Zustandekommen derjenigen Erscheinungen beitr\u00e4gt, die bisher von manchen Autoren auf die Verschiedenheiten der Conturenbewegungen bezogen worden sind.\nAbelsdobee (Berlin).\nTh. Axenfeld. Ein Beitrag zur Lehre vom Verlernen des Sehens. Klinische Monatsbl. f. AugenheilJc. 38 (Beilageheft), 29\u201447. 1900.\nDie yon A. ver\u00f6ffentlichte Beobachtungsreihe an einem 7j\u00e4hrigen er-, blindeten M\u00e4dchen, das bis zum 6. Lebensjahre gut gesehen und schon die Schule besucht hatte, ist von hohem theoretischen Interesse: durch Entfernung des grauen Staares auf einem Auge gelang es, ein brauchbares Sehverm\u00f6gen herzustellen, und doch hatte die Patientin w\u00e4hrend des einen Jahres, wo nur durch optische Hindernisse das Sehverm\u00f6gen aufgehoben war, das Sehen so g\u00e4nzlich verlernt, dafs sie nach der Operation einer operirten Blindgeborenen nahezu vollst\u00e4ndig glich. Die Orientirungsst\u00f6rung war anf\u00e4nglich eine so hochgradige, dafs Pat. sich im hellen Zimmer nur durch Tasten zurecht fand. Mit einer Theilnahmlosigkeit gegen\u00fcber allen Seheindr\u00fccken war das Fehlen aller Erinnerungsbilder gepaart, so wurde der eigene Vater erst an der Stimme erkannt, und eine der Pat. geh\u00f6rige zahme Katze wurde als Schaf und erst nach Bef\u00fchlen richtig als solche bezeichnet. Allm\u00e4hlich und sprunghaft stellte sich wieder eine E\u00fcckbildung des Sehens ein.\nEine Analogie f\u00fcr dieses \u201eVerlernen des Sehens\u201c bieten diejenigen F\u00e4lle, bei welchen wegen starker Reizung des Auges und Lichtscheu von kleinen Kindern die Lider monatelang krampfhaft geschlossen werden, die den Ophthalmologen bekannte Amaurose nach Blepharospasmus ; der Zustand bietet nur graduell von dem geschilderten verschiedene Symptome.\n17*","page":259}],"identifier":"lit31685","issued":"1901","language":"de","pages":"258-259","startpages":"258","title":"A. Bielschowsky: Die neueren Anschauungen \u00fcber das Sehen der Schielenden. Klinische Monatbl. f. Augenheilk. 38 (Beilageheft), 93-107. 1900","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:18.673488+00:00"}