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{"created":"2022-01-31T16:38:06.967041+00:00","id":"lit31688","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Abelsdorff","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 259-260","fulltext":[{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\n259\nNetzhautstelle anomaler Weise znkommende Sehrichtung schwankt innerhalb weiter Grenzen. Das Sehen der Schielenden lehrt, dafs eine angeborene Identit\u00e4t der Netzh\u00e4ute nicht besteht, da intra vitam andersartige \u25a0Beziehungen zwischen beiden Augen entstehen k\u00f6nnen. Andererseits ist aber auch die streng empiristische Anschauung unhaltbar, da trotz fr\u00fchzeitiger Entwickelung des. Schielens doch die normale Correspondenz der Netzh\u00e4ute bestehen bleiben und nach Beseitigung des Schielens in k\u00fcrzester Frist bei sonst g\u00fcnstigen Bedingungen zu normalem Binoeularsehen f\u00fchren kann.\tGboenouw (Breslau),\nF. Schenk u. W. Just. Ueber intermittirende Netzhantreizuiig. Neunte Mittheilung. Heber eine bisher nicht beachtete methodische Schwierigkeit und ihre theoretische Bedeutung. Arch. f. d. ges. Physiologie 82, 192\u2014198. 1900.\nVerff, haben gefunden, dafs f\u00fcr die Untersuchung der intermittirenden Netzhautreizung mit H\u00fclfe der aus schwarzen und weifsen Sectoren bestehenden Kreiselscheiben Ungleichm\u00e4fsigkeiten der letzteren, die bei directer Beobachtung der unbewegten Scheibe sich der Wahrnehmung entziehen, in hohem Grade in Betracht kommen. Der Einflufs des Sectoren-wechsels auf die zur Verschmelzung n\u00f6thige Umdrehungszahl kann hierdurch derartig modificirt werden, dafs man die Scheibe schneller drehen mufs als der Zahl der Sectoren entspricht. Verff. halten es f\u00fcr m\u00f6glich, dafs diese methodische Schwierigkeit zu dem Zustandekommen derjenigen Erscheinungen beitr\u00e4gt, die bisher von manchen Autoren auf die Verschiedenheiten der Conturenbewegungen bezogen worden sind.\nAbelsdobee (Berlin).\nTh. Axenfeld. Ein Beitrag zur Lehre vom Verlernen des Sehens. Klinische Monatsbl. f. AugenheilJc. 38 (Beilageheft), 29\u201447. 1900.\nDie yon A. ver\u00f6ffentlichte Beobachtungsreihe an einem 7j\u00e4hrigen er-, blindeten M\u00e4dchen, das bis zum 6. Lebensjahre gut gesehen und schon die Schule besucht hatte, ist von hohem theoretischen Interesse: durch Entfernung des grauen Staares auf einem Auge gelang es, ein brauchbares Sehverm\u00f6gen herzustellen, und doch hatte die Patientin w\u00e4hrend des einen Jahres, wo nur durch optische Hindernisse das Sehverm\u00f6gen aufgehoben war, das Sehen so g\u00e4nzlich verlernt, dafs sie nach der Operation einer operirten Blindgeborenen nahezu vollst\u00e4ndig glich. Die Orientirungsst\u00f6rung war anf\u00e4nglich eine so hochgradige, dafs Pat. sich im hellen Zimmer nur durch Tasten zurecht fand. Mit einer Theilnahmlosigkeit gegen\u00fcber allen Seheindr\u00fccken war das Fehlen aller Erinnerungsbilder gepaart, so wurde der eigene Vater erst an der Stimme erkannt, und eine der Pat. geh\u00f6rige zahme Katze wurde als Schaf und erst nach Bef\u00fchlen richtig als solche bezeichnet. Allm\u00e4hlich und sprunghaft stellte sich wieder eine E\u00fcckbildung des Sehens ein.\nEine Analogie f\u00fcr dieses \u201eVerlernen des Sehens\u201c bieten diejenigen F\u00e4lle, bei welchen wegen starker Reizung des Auges und Lichtscheu von kleinen Kindern die Lider monatelang krampfhaft geschlossen werden, die den Ophthalmologen bekannte Amaurose nach Blepharospasmus ; der Zustand bietet nur graduell von dem geschilderten verschiedene Symptome.\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nLi ter a tiirbcricht\nW\u00e4hrend aber dieser Blepharospasmus mit seinem Folgezustand die Grenzen des 4. Lebensjahres nicht \u00fcberschreitet und hierbei der absichtlichen Unterdr\u00fcckung der unangenehmen Sehempfindungen eine grofse Rolle zugeschrieben wird, zeigt die A.\u2019sche Beobachtung, dafs ein rein optisches Hindernifs auch noch in einem vorgeschritteneren Alter zum Verluste der optischen Erinnerungsbilder und der Orientirung im Raume f\u00fchren kann.\nABEtSDORFi' (Berlin).\nOtto Miltz. Das Auge der Polyphemiden. Zoologica, hrsg. von C. Chun, 11 (28). 60 S. 1899.\nDer Verf. unterzieht die Augen dieser zur Ordnung der Cladoceren oder Daphniden geh\u00f6rigen Krebsfamilie einer umfassenden, durch vorz\u00fcgliche Zeichnungen erl\u00e4uterten Untersuchung. Er weist eine weitgehende Differenz im Augenbau gegen\u00fcber den anderen Daphniden nach und zeigt wie sich diese Abweichung auf Grund der Lebensverh\u00e4ltnisse erkl\u00e4ren l\u00e4fst. F\u00fcr die Leser dieser Zeitung wird haupts\u00e4chlich der biologisch-physiologische Theil der Arbeit von Interesse sein.\nDer Verf. f\u00fchrt hierin Folgendes aus:\nW\u00e4hrend die \u00fcbrigen Daphniden sich von Pflanzen und Detritus ern\u00e4hren, hat sich die Familie des Polyphemiden einer r\u00e4uberischen Lebensweise angepafst und macht auf kleinere Wasserthiere Jagd. Die Polyphemiden leben meist in gr\u00f6fserer Tiefe, wo das Licht nur geschw\u00e4cht eindringt, oder gehen doch ihrem Nahrungserwerbe vorz\u00fcglich des Nachts nach. Diese neue Lebensweise hat auf den K\u00f6rperbau eingewirkt, indem sich nicht allein die Extremit\u00e4ten zu Greiff\u00fcfsen umwandelten, sondern auch die Augen in ihrem morphologischen Baue eine betr\u00e4chtliche Umwandlung erfahren haben. Das Sehorgan der Daphniden ist ein medianes halbkugliges Facettenauge, das sich in steter zitternder Bewegung befindet. Das Facettenauge besteht aus einer gr\u00f6fseren Anzahl von Augenelementen, deren jedes aus einem lichtbrechenden Apparate \u2014 Cornea und Krystall-kegel, \u2014- und einem dicht dahinterliegenden lichtpercipirenden Apparate \u2014 Rhabdom oder Sehstab, zusammengesetzt und von Pigment umgeben ist. Diese Facettenglieder stehen strahlenf\u00f6rmig nach aufsen auf dem ungef\u00e4hr kugelf\u00f6rmigen Ganglion opticum. Nach der G\u00dfENACHER-ExxEB\u2019schen Theorie vom musivischen Sehen kommt im Facettenauge folgendermaafsen ein Bild zu Stande : Durch den lichtbrechenden Apparat wird in Folge seiner eigen-th\u00fcmlichen Functionsweise bewirkt, dafs in jedem Facettengliede nur die ann\u00e4hernd senkrecht auf die Einzelcornea auffallende]! Lichtstrahlen dem Rhabdome zugef\u00fchrt werden und sich hier in einen Nerveneindruck Umsetzen. Jedes Facettenglied erh\u00e4lt also nur von dem direct in seiner Verl\u00e4ngerung liegenden Theile der Aufsenwelt einen Lichteindruck (kein differenzirtes Bild). Aus all\u2019 diesen Lichtpunkten in den verschiedenen Facettengliedern entsteht dann mosaikartig, \u201emusivisch\u201c ein Bild der Aufsenwelt. Dieses Bild ist um so genauer, je zahlreicher die Facettenglieder sind und je weniger sie divergiren. Die St\u00e4rke des einzelnen Lichteindruckes h\u00e4ngt von der Zahl der senkrecht auf die Cornea auffallenden Strahlen ab, ist also der Fl\u00e4che der Cornea direct proportional. Bei den Daphniden finden sich nun nicht besonders zahlreiche und noch dazu","page":260}],"identifier":"lit31688","issued":"1901","language":"de","pages":"259-260","startpages":"259","title":"Th. Axenfeld: Ein Beitrag zur Lehre vom Verlernen des Sehens. Klinische Monatsbl. f. Augenheilk. 38 (Beilageheft), 29-47. 1900","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:06.967046+00:00"}