Open Access
{"created":"2022-01-31T16:29:39.456987+00:00","id":"lit31709","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 284-286","fulltext":[{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLiteraturbericht.\nQuellen u. dergl., der vielfach angetroffen wird, leitet er aus der Ver-, ehret ng der unter oder bei ihnen Begrabenen ab. Auch die mohammedanische, j\u00fcdische und christliche Gottheit prefst er in diesen K\u00e4hmen, nicht ohne in den entlegensten Erdstrichen und Zeitr\u00e4umen interessante Analogien zur Best\u00e4tigung seiner k\u00fchnen Auslegungen zu finden.\nMabhubb freilich \u2014 und mit ihm wohl mancher Andere \u2014 vermag solcher Phantasie nicht mehr zu folgen. Er \u00fcbt strenge Kritik und wirft dem Verf. vor, dafs er den Begriff Religion gleich Jevons und Robebtsox Smith willk\u00fcrlich zu eng gefafst habe, dafs er seine Behauptungen nicht hinreichend belegt, aus wenig Thatsachen voreilig allgemeine Gesetze ab strahirt, gelegentlich seiner Theorie abg\u00fcnstige Thatsachen nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt habe, kurz er erhebt gegen die Methode des Verf.\u2019s eine Reihe von Vorw\u00fcrfen, denen, so schwer sie sind, ihre Berechtigung nicht abgesprochen werden kann. Bern Fernerstehenden aber zeigt diese Discussion, wieweit die vergleichende Religionswissenschaft noch von wahrer Wissenschaft entfernt ist.\tOffne\u00bb (M\u00fcnchen).\nF. Ltjeddeckens. Rechts- lld Linksh\u00e4ndigkeit. Leipzig, W. Engelmann, 1900.\n82 S.\nIn der vorliegenden interessanten Studie werden die Erscheinungen der Rechts- und Linksh\u00e4ndigkeit von einem g\u00e4nzlich neuen Gesichtspunkte aus beleuchtet. Der Verf. f\u00fchrt aus, dafs es sich bei der sogenannten Linksh\u00e4ndigkeit nicht etwa um eine, durch die Nachl\u00e4ssigkeit von M\u00fcttern, Kinderw\u00e4rterinnen, Pflegerinnen u. s. w. entstandene Angewohnheit handle, sondern, dafs diese Erscheinung auf tief greifende, oftmals durch Vererbung \u00fcbertragene physiologische Verh\u00e4ltnisse zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. Das ausschlaggebende Moment f\u00fcr die Entstehung der Rechts- und Linksh\u00e4ndigkeit erblickt der Verf. in dem in den beiden Kopfseiten herrschenden Blutdruck. Er sucht an der Hand der Entwickelungsgeschichte, eines der Pathologie entnommenen Beweismaterials, unter Benutzung von Verhobst\u2019a Daten und Tabellen (Kaliberverh\u00e4ltnifs der inneren Karotiden) u. s. w. zu zeigen, dafs unter normalen Verh\u00e4ltnissen der Blutdruck in der linken Kopfh\u00e4lfte ein h\u00f6herer sein mufs als in der rechten. Je nach den hier vorliegenden Verh\u00e4ltnissen l\u00e4fst sich die ganze Menschheit nach dem Verf. in drei Gruppen theilen. Diese sind:\n\u201eI. Die grofse Mehrzahl, bei der wir einen h\u00f6heren Blutdruck ia der linken Kopfh\u00e4lft\u00a9 haben,\nII. seltene F\u00e4lle, wo wir wenigstens theoretisch eine gleiche Blut-vertkeilung in beiden H\u00e4lften annehmen m\u00fcssen,\nHI. zahlreiche, aber in ihrem Verh\u00e4ltnifs zu den \u00fcbrigen noch nicht genau bestimmte Individuen mit h\u00f6herem Druck in der rechten Kopfseite.\u201c\nBei h\u00f6herem Druck in der linken Kopfseite entsteht die sogenannte Rechtsh\u00e4ndigkeit, im entgegengesetzten Falle die sogenannte Linksh\u00e4ndigkeit, gleicher Druck in beiden Kopfh\u00e4lften d\u00fcrfte auch beiderseits gleiche Functionen zu begr\u00fcnden scheinen. Der Verf. hebt jedoch hervor, dafs, wie F\u00e4lle letzterer Art theoretisch \u00fcberhaupt schon selten za","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"LiteraturberichL\n285\nccnstatiren seien, die gleiche Function beider Seiten auch in solchen F\u00e4llen noch zu den Ausnahmen geh\u00f6ren, d\u00fcrften. \u201eEher macht es den Eindruck, als wenn ein abwechselndes Ueberwlegen der einen oder der anderen Hirn-h&lfte dabei statth\u00e4tte.\u201c Als Beispiel f\u00fchrt der Verf. den von Mbteb im Journal of mental science von 1886 mitgetheilten Fall L. V. an. (Vergl. T\u00fcckbt, Psychotherapie, 1895, 8. 85.) \u201eDie behandelnden Aerzte waren, sicher, dafs in diesem Falle eine doppelte Gehirnth\u00e4tigkeit bestand und dafa bei schlechter Sprache, heftigem und unangenehmem Wesen In Verbindung mit der rechtsseitigen L\u00e4hmung die rechte, bei iiefsender Sprache, ruhigem Benehmen und linksseitiger L\u00e4hmung die linke Hemisph\u00e4re das Uebergewieht hatte.\u201c\nDie Ausdr\u00fccke Rechts- und Linksh\u00e4ndigkeit sind nach dem Verf. unpassend und geben zu falschen Vorstellungen Anlafs. Beide Erscheinungen sind nur Theilerscheinungen ganzer Complexe von Ver\u00e4nderungen, die sich nicht auf eine der H\u00e4nde beschr\u00e4nken, sondern sich in mehr oder weniger hohem Grade \u00fcber die ganze K\u00f6rperh\u00e4lfte erstrecken k\u00f6nnen.\nDie einzelnen Erscheinungen sind in besonderen Capiteln ausf\u00fchrlich behandelt. Wir entnehmen diesen Ausf\u00fchrungen noch einige Mittheilungen \u00fcber Beobachtungen, die der Verf. selbst und andere vor ihm an sogenannten Linksh\u00e4ndern anstellen konnten.\nEs wurde bei Linksh\u00e4ndern der rechte Truncus anonymus auffallend weit nach links, in der Richtung des st\u00e4rksten Blutstroms gelegen gefunden; in anderen F\u00e4llen beobachtete man, dafs sich von demselben die linke Carotis communis abzweigte oder dafs dies\u00a9 Gefftfse sich kreuzten. Ohne f\u00fcr die Entstehung dieser Eigenth\u00fcmlichkeiten eine entscheidende Erkl\u00e4rung geben zu wollen, legt L. die Vermothung nahe, dafs di\u00a9 zweite Sch\u00e4dellage hierbei eine Rolle spielen k\u00f6nne, zumal, in Arbeiterkreisen, wo Lagever\u00e4nderungen ante partum leichter Vorkommen als in h\u00f6heren, auch die Linksh\u00e4ndigkeit h\u00e4ufiger auftrete.\nEine Reih\u00a9 von Beobachtungen stellte der Verf. an seinem eigenen Sohne am. Drei Monate nach der Geburt desselben, wurde bemerkt, dafs die linke Pupille bedeutend weiter war als die rechte. Sp\u00e4ter zeigte sich, bei dem Kinde die Neigung, sich, beim Schlafen auf die linke Seite zu drehen. Sieben Monate alt bezorzugt\u00a9 das Kind beim Ergreifen von Gegenst\u00e4nden, die link\u00a9 Hand vor der rechten. (Der Vater sowie ein, Bruder der Mutter waren linksh\u00e4ndig.) Beim Erlernen des Gehens wurde beobachtet, da.Cs das recht\u00a9 Bein schw\u00e4cher war als das linke. Ein. \u00a9igentMmlich.es Verhalte* zeigt\u00a9 auch die Sprache des Kindes. Di\u00a9 gr\u00f6fsere Weit\u00a9 der linken Pupille konnte sp\u00e4ter an einer betr\u00e4chtlichen Anzahl von Linksh\u00e4ndern best\u00e4tigt werden. Ebenso meint L., dafs, wie eich bei h\u00f6herem, Druck in der linken Kopfhftlfte hier ein h\u00f6herer Intraoculardruck sowie eine k\u00fcrzere Augenaxe nachweisen lasse, so bei Linksh\u00e4ndern diese Erscheinungen vielfach auf der rechten Seite gefunden werden. Der Verf. glaubt ferner bei Linksh\u00e4ndern Erscheinungen, beobachtet zu haben, die auf eine langsamere Entwickelung des motorischen Sprachcentrums zur\u00fcckzuf\u00fchren seien. \u201eDie beobachteten Anomalien kennzeichneten sich einmal durch eine Hemmung der Sprache und Stamm.ein besonders im","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLiteraturbericht.\nZustande der Erregung, dann aber auch durch Undeutlichkeit der Laute von Lispeln und Anstofsen mit der Zunge bis zu ganz ausgepr\u00e4gtem Stottern.\u201c\nDer Vert hebt sodann hervor, dafa Versuche, dem Linksh\u00e4ndigen den vorwiegenden Gebrauch der linken Hand in der Jugend abzugew\u00f6hnen, meistens ohne Erfolg bleiben und dafs man die Linksh\u00e4ndigkeit\u00bb anstatt sie abgew\u00f6hnen zu wollen, lieber zu m\u00f6glichster Vollkommenheit auszubilden bestrebt sein solle. Mit interessanten Mittheilungen \u00fcber die Spiegelschrift Linksh\u00e4ndiger schliefst die Studie.\nManches dieser Schrift wird in Fachkreisen wohl nicht ohne jeden Widerspruch bleiben und erst durch gr\u00f6fseres Material und genauere Einzel-untersuchungen festgestellt werden k\u00f6nnen. Aber es wird dem Vert das Verdienst verbleiben, die Aufmerksamkeit der Forscher auf Verh\u00e4ltnisse gelenkt zu haben\u00bb die bisher \u00fcbersehen wurden und so zu v\u00f6llig neuen Studien Anregung bieten d\u00fcrften. Der Verf. h\u00e4lt auch selbst seine Mittheilungen nicht f\u00fcr ersch\u00f6pfend und fordert daher zu weiterer Mitarbeit an den aufgeworfenen Problemen auf. Zu diesem Zwecke sind der Schrift einige Fragebogen zur Ausf\u00fcllung beigegeben.\tKibsow (Turin).\nOsLzsLT-Nswm. Weshalb das Problem der Willensfreiheit nicht in l\u00f6sen ist\nLeipzig und Wien, Franz Deuticke, 1900. 56 S.\nDie kleine Schrift wendet sich zun\u00e4chst an Philosophen ; sie hat aber auch f\u00fcr den Juristen hohes Interesse. H\u00e4ngen ja doch zahlreiche wichtige Fragen des Rechts von der Beantwortung der Vorfrage ab : Sind die Handlungen des Menschen determinirt, oder ist der Wille, aus dem sie hervorgehen, frei? Verf. ist sich der praktischen Tragweite der Entscheidung in dem einen oder anderen Sinne v\u00f6llig bewufst (s. S. 44 ff.).\nDer philosophische Inhalt der Schrift giebt nun auch dem, der die Besch\u00e4ftigung mit Philosophie nicht zum Lebensberuf erw\u00e4hlt hat, zu mannigfachen Bedenken Anlafs. Hier nur einige, den ersten Seiten der Schrift entnommene Proben:\nS. 1 ist behauptet, dafs der Glaube an die Unfreiheit menschlichen Handelns \u201eauch immer eine pessimistische Str\u00f6mung\u201c herbeif\u00fchre. Und doch waren Luther und Calvin, wie Spinoza und Leisniz zwar Deterministen, nicht aber Pessimisten. Eben darum ist dann auch die weitere Ansicht des Verf.\u2019s, dafs religi\u00f6se Zeiten die Vertreter der Noth wendigkeitslehre \u201egering sch\u00e4tzen\u201c, nicht haltbar.\nDie Bestimmung des f\u00fcr seine Arbeit grundlegenden Begriffes \u201eUrsache\u201c = \u201enothwendiges Antecedens\u201c ist gleichfalls bedenklich. Weder ist jedes nothwendige Antecedens Ursache, wie der Winter nicht Ursache des Fr\u00fchlings ist; noch braucht die Ursache der Wirkung zeitlich vor-aufzugohen (s. statt Anderer Lipps Logik S. 83). Letzteres ist nicht unbestritten; der Verf. aber nimmt es in merkw\u00fcrdigem Widerspruche zu seiner obigen Begriffsbestimmung selbst an, wenn er im n\u00e4chsten Satze (S. 2) die Ursache als einen Thatsachencomplex bezeichnet, \u201eder keinen Augenblick bestehen kann, ohne dafs die Wirkung erfolge\u201c.\nAuch sonst fehlt es an ungenauen oder unklaren Ausdr\u00fccken nicht","page":286}],"identifier":"lit31709","issued":"1901","language":"de","pages":"284-286","startpages":"284","title":"F. Lueddeckens: Rechts- und Linksh\u00e4ndigkeit. Leipzig, W. Engelmann, 1900. 82 S","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:39.456992+00:00"}