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{"created":"2022-01-31T16:29:39.803929+00:00","id":"lit31710","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Freudenthal","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 286-287","fulltext":[{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLiteraturbericht.\nZustande der Erregung, dann aber auch durch Undeutlichkeit der Laute von Lispeln und Anstofsen mit der Zunge bis zu ganz ausgepr\u00e4gtem Stottern.\u201c\nDer Vert hebt sodann hervor, dafa Versuche, dem Linksh\u00e4ndigen den vorwiegenden Gebrauch der linken Hand in der Jugend abzugew\u00f6hnen, meistens ohne Erfolg bleiben und dafs man die Linksh\u00e4ndigkeit\u00bb anstatt sie abgew\u00f6hnen zu wollen, lieber zu m\u00f6glichster Vollkommenheit auszubilden bestrebt sein solle. Mit interessanten Mittheilungen \u00fcber die Spiegelschrift Linksh\u00e4ndiger schliefst die Studie.\nManches dieser Schrift wird in Fachkreisen wohl nicht ohne jeden Widerspruch bleiben und erst durch gr\u00f6fseres Material und genauere Einzel-untersuchungen festgestellt werden k\u00f6nnen. Aber es wird dem Vert das Verdienst verbleiben, die Aufmerksamkeit der Forscher auf Verh\u00e4ltnisse gelenkt zu haben\u00bb die bisher \u00fcbersehen wurden und so zu v\u00f6llig neuen Studien Anregung bieten d\u00fcrften. Der Verf. h\u00e4lt auch selbst seine Mittheilungen nicht f\u00fcr ersch\u00f6pfend und fordert daher zu weiterer Mitarbeit an den aufgeworfenen Problemen auf. Zu diesem Zwecke sind der Schrift einige Fragebogen zur Ausf\u00fcllung beigegeben.\tKibsow (Turin).\nOsLzsLT-Nswm. Weshalb das Problem der Willensfreiheit nicht in l\u00f6sen ist\nLeipzig und Wien, Franz Deuticke, 1900. 56 S.\nDie kleine Schrift wendet sich zun\u00e4chst an Philosophen ; sie hat aber auch f\u00fcr den Juristen hohes Interesse. H\u00e4ngen ja doch zahlreiche wichtige Fragen des Rechts von der Beantwortung der Vorfrage ab : Sind die Handlungen des Menschen determinirt, oder ist der Wille, aus dem sie hervorgehen, frei? Verf. ist sich der praktischen Tragweite der Entscheidung in dem einen oder anderen Sinne v\u00f6llig bewufst (s. S. 44 ff.).\nDer philosophische Inhalt der Schrift giebt nun auch dem, der die Besch\u00e4ftigung mit Philosophie nicht zum Lebensberuf erw\u00e4hlt hat, zu mannigfachen Bedenken Anlafs. Hier nur einige, den ersten Seiten der Schrift entnommene Proben:\nS. 1 ist behauptet, dafs der Glaube an die Unfreiheit menschlichen Handelns \u201eauch immer eine pessimistische Str\u00f6mung\u201c herbeif\u00fchre. Und doch waren Luther und Calvin, wie Spinoza und Leisniz zwar Deterministen, nicht aber Pessimisten. Eben darum ist dann auch die weitere Ansicht des Verf.\u2019s, dafs religi\u00f6se Zeiten die Vertreter der Noth wendigkeitslehre \u201egering sch\u00e4tzen\u201c, nicht haltbar.\nDie Bestimmung des f\u00fcr seine Arbeit grundlegenden Begriffes \u201eUrsache\u201c = \u201enothwendiges Antecedens\u201c ist gleichfalls bedenklich. Weder ist jedes nothwendige Antecedens Ursache, wie der Winter nicht Ursache des Fr\u00fchlings ist; noch braucht die Ursache der Wirkung zeitlich vor-aufzugohen (s. statt Anderer Lipps Logik S. 83). Letzteres ist nicht unbestritten; der Verf. aber nimmt es in merkw\u00fcrdigem Widerspruche zu seiner obigen Begriffsbestimmung selbst an, wenn er im n\u00e4chsten Satze (S. 2) die Ursache als einen Thatsachencomplex bezeichnet, \u201eder keinen Augenblick bestehen kann, ohne dafs die Wirkung erfolge\u201c.\nAuch sonst fehlt es an ungenauen oder unklaren Ausdr\u00fccken nicht","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n287\nS. 8 spricht der Verf. von der \u201eFrage nach der Evidenz, nach der Beweisbarkeit des Problems\u201c, 8. 5 von der Alternative, dafa das Gausalgesetz \u201emit Gewifsheit oder mit Wahrscheinlichkeit\u201c \u201eevident\u201c sein k\u00f6nne, wiewohl doch Evidenz und Wahrscheinlichkeit einander ausschliefsen. Ben, wie Verf. S. 6 sagt, \u201eunanschaulich vorstellbaren\u201c \u201eBegriff einer blauen Tugend\u201c vermag ich mir nicht vorzustellen.\nBen Juristen nmfs Anm. 24 besonders peinlich ber\u00fchren. \u201eEin trauriges Beispiel von den Gefahren, die durch Verwirrungen anzurichten sind, die in der juristischen Praxis durch laienhafte Begriffsbestimmungen der deterministischen Lehre entstehen k\u00f6nnen, bietet die Lehre eines angesehenen modernen Strafrechtslehrers (Liszt) . .\nAber l\u00e4fst sich ein Mann wie Liszt in dieser Weise abthun? Was w\u00fcrde der Verf. wohl von einem Juristen halten, der \u00fcber das Freiheits-problem und die Bestrebungen eines bedeutenden Philosophen, es zu l\u00f6sen, in einer FuXsnote von acht Zeilen aburtheilte?\nIm Hauptergebnisse wird dem Verf. zuzustimmen sein: Bas Problem der Freiheit oder Unfreiheit des menschlichen Willens ist noch immer ungel\u00f6st. Verfr\u00fcht w\u00e4re es, wollte man den uralten Streit zwischen Determinismus und Indeterminismus im Sinne des einen oder anderen als endg\u00fcltig gel\u00f6st ansehen.\nDamit wird vor Allem die bevorstehende Reform des Strafgesetzbuches zu rechnen haben. Nimmt sie in jenem Streite Stellung, so wird sie den f\u00fcr das Strafrecht praktisch brauchbareren und zugleich den derzeitigen Volksanschauungen entsprechenden Indeterminismus zu Grunde legen m\u00fcssen.\tFbe\u00fcdbnthal (Breslau).\nJ. D\u00e9j\u00e9bxnb. S\u00e9miologie da syst\u00e8me nerveux. (Ch. Bouchard. Trait\u00e9 do pathologie g\u00e9n\u00e9rale. Tome V, p. 369\u20141168.) Paris, Masson <& Oie., 1901.\nBer vorliegende f\u00fcnfte Band des grofs angelegten Werkes Bouchard\u2019s behandelt u. A. auf mehr als 800 Seiten die Erkrankungen des Nervensystems. Entsprechend dem Plane des Werkes werden die einzelnen Symptome geschildert, ihre klinische Bedeutung und etwaige Beziehung zur Physiologie gew\u00fcrdigt, ihre Pathogenese und diagnostischer Werth mit Ber\u00fccksichtigung der Localisation kurz auseinandergesetzt. Wenngleich die Therapie bei dieser rein symptomatologischen Darstellung vernachl\u00e4ssigt wird, so ist der praktische und didaktische Zweck der Arbeit doch ein bedeutender, und das gilt um so mehr, als ein so bew\u00e4hrter Forscher wie J. Dkj ekink deren Autor ist. Angesichts dieses Umstandes braucht kaum die fl\u00fcssige und klare Darstellung und die ausgiebige Verwerthung unserer weitverzweigten Literatur betont zu werden.\nVerf. bespricht nach einander die St\u00f6rungen der Intelligenz (\u00fcbrigens recht kurz, fast zu kurz behandelt), die der Sprache und Schrift, der Motilit\u00e4t, der Sensibilit\u00e4t, der Reflexe, der vegetativen Organe, des Sehorgans und die sog. trophischen St\u00f6rungen. Auf die anziehende Darstellung der Aphasie sei besonders aufmerksam gemacht.","page":287}],"identifier":"lit31710","issued":"1901","language":"de","pages":"286-287","startpages":"286","title":"Oelzelt-Newin: Weshalb das Problem der Willensfreiheit nicht zu l\u00f6sen ist. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1900. 56 S","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:39.803934+00:00"}