Open Access
{"created":"2022-01-31T16:27:35.451711+00:00","id":"lit31711","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 25: 287-288","fulltext":[{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n287\nS. 8 spricht der Verf. von der \u201eFrage nach der Evidenz, nach der Beweisbarkeit des Problems\u201c, 8. 5 von der Alternative, dafa das Gausalgesetz \u201emit Gewifsheit oder mit Wahrscheinlichkeit\u201c \u201eevident\u201c sein k\u00f6nne, wiewohl doch Evidenz und Wahrscheinlichkeit einander ausschliefsen. Ben, wie Verf. S. 6 sagt, \u201eunanschaulich vorstellbaren\u201c \u201eBegriff einer blauen Tugend\u201c vermag ich mir nicht vorzustellen.\nBen Juristen nmfs Anm. 24 besonders peinlich ber\u00fchren. \u201eEin trauriges Beispiel von den Gefahren, die durch Verwirrungen anzurichten sind, die in der juristischen Praxis durch laienhafte Begriffsbestimmungen der deterministischen Lehre entstehen k\u00f6nnen, bietet die Lehre eines angesehenen modernen Strafrechtslehrers (Liszt) . .\nAber l\u00e4fst sich ein Mann wie Liszt in dieser Weise abthun? Was w\u00fcrde der Verf. wohl von einem Juristen halten, der \u00fcber das Freiheits-problem und die Bestrebungen eines bedeutenden Philosophen, es zu l\u00f6sen, in einer FuXsnote von acht Zeilen aburtheilte?\nIm Hauptergebnisse wird dem Verf. zuzustimmen sein: Bas Problem der Freiheit oder Unfreiheit des menschlichen Willens ist noch immer ungel\u00f6st. Verfr\u00fcht w\u00e4re es, wollte man den uralten Streit zwischen Determinismus und Indeterminismus im Sinne des einen oder anderen als endg\u00fcltig gel\u00f6st ansehen.\nDamit wird vor Allem die bevorstehende Reform des Strafgesetzbuches zu rechnen haben. Nimmt sie in jenem Streite Stellung, so wird sie den f\u00fcr das Strafrecht praktisch brauchbareren und zugleich den derzeitigen Volksanschauungen entsprechenden Indeterminismus zu Grunde legen m\u00fcssen.\tFbe\u00fcdbnthal (Breslau).\nJ. D\u00e9j\u00e9bxnb. S\u00e9miologie da syst\u00e8me nerveux. (Ch. Bouchard. Trait\u00e9 do pathologie g\u00e9n\u00e9rale. Tome V, p. 369\u20141168.) Paris, Masson <& Oie., 1901.\nBer vorliegende f\u00fcnfte Band des grofs angelegten Werkes Bouchard\u2019s behandelt u. A. auf mehr als 800 Seiten die Erkrankungen des Nervensystems. Entsprechend dem Plane des Werkes werden die einzelnen Symptome geschildert, ihre klinische Bedeutung und etwaige Beziehung zur Physiologie gew\u00fcrdigt, ihre Pathogenese und diagnostischer Werth mit Ber\u00fccksichtigung der Localisation kurz auseinandergesetzt. Wenngleich die Therapie bei dieser rein symptomatologischen Darstellung vernachl\u00e4ssigt wird, so ist der praktische und didaktische Zweck der Arbeit doch ein bedeutender, und das gilt um so mehr, als ein so bew\u00e4hrter Forscher wie J. Dkj ekink deren Autor ist. Angesichts dieses Umstandes braucht kaum die fl\u00fcssige und klare Darstellung und die ausgiebige Verwerthung unserer weitverzweigten Literatur betont zu werden.\nVerf. bespricht nach einander die St\u00f6rungen der Intelligenz (\u00fcbrigens recht kurz, fast zu kurz behandelt), die der Sprache und Schrift, der Motilit\u00e4t, der Sensibilit\u00e4t, der Reflexe, der vegetativen Organe, des Sehorgans und die sog. trophischen St\u00f6rungen. Auf die anziehende Darstellung der Aphasie sei besonders aufmerksam gemacht.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nLiteraturberich t.\nRef. verfehlt nicht, auf die vornehme Ausstattung und die vorz\u00fcgliche Wiedergabe der fast durchweg gut gelungenen Photographien hinsuweisen; sie k\u00f6nnten manchem unserer Verleger als Muster dienen.\nE. Schultzs (Andernach).\n0. Lombroso. Kerker - Palimpseste. WkidlMchriften \u00abi SelbclbekeutBln* gefaageier ferlreehet. Ii dem Zeile\u00bb e\u00bbd Geheimacluifte* der Tr\u00e4nte gestmill. Vom Verfasser deutsch herausgegeben in Verbindung mit Dr. med. H. K\u00fcrslla. Hamburg, Verlagsanstalt vorm. J. F. Richter A, G. 1899. 318 S. Mk. 10.\u2014.\nDer Inhalt des Buches wird sehr gut durch den Titel wiedergeben: es bringt Aufzeichnungen von Verbrechern, sprachlicher und zum Theil auch bildlicher Natur, die von Lombroso in einer l\u00e4ngeren Reihe von Jahres in italienischen Gef\u00e4ngnissen gesammelt sind. Entnommen sind sie den verschiedensten Fundst\u00e4tten : den W\u00e4nden der Gef\u00e4ngniszellen, den B\u00fcchern der Gef\u00e4ngnifsbibliotheken, Gef\u00e4fsen, Bettstellen, Einwickelpapieren, Kleidungsst\u00fccken ; zum Theil bestehen sie in l\u00e4ngeren Autobiographien. Dazu kommen \u00e4hnliche Aufschriften von H\u00e4usermauern und den W\u00e4nden \u00f6ffent lieber Lokale, die von Sch\u00fclern Lombboso\u2019b zusammengebracht sind, ferner Proben aus der franz\u00f6sischen criminalpsychologischen Literatur und einige Mittheilungen aus englischen und deutschen Erfahrnngskreisen. Der Inhalt der Aufzeichnungen ist h\u00f6chst mannigfaltiger Art. Zum grofsen Theil be-treffen sie das Verbrechen: Versicherungen der Unschuld, aber auch \u00c0eu\u00fbe-rungen des Stolzes \u00fcber das Verbrechen, seltener Reue. Im Zusammenh\u00e4nge hiermit dann Klagen \u00fcber das Schicksal, gefangen zu sein, Klagen \u00fcber die Gef\u00e4ngnifsbeamten, das Essen, \u00fcber die Richter und die Gesetze, Eine andere grofse Gruppe besteht aus Mittheilungen an Kameraden: Gr\u00fcfsen an sie, Nachrichten \u00fcber Gerichtsverhandlungen, Warnungen. Mit einem sehr starken Procentsatz ist begreiflicherweise das Gebiet der Sexual! t\u00e4ten und Obsc\u00f6nit\u00e4ten betheiligt (l/4 von diesen in der Kirche). Aber auch Politik, Religion und Kirche werden vielfach ber\u00fchrt ; in den B\u00fcchern \u00fcber-wiegen kritische und meist abf\u00e4llige Bemerkungen \u00fcber ihren mora\u00fcsirenden Inhalt. Eine eingehendere Betrachtung des mitgetheilten Materials von verschiedenen Gesichtspunkten aus und eine Er\u00f6rterung seiner Bedeutung bildet den Sehlufs des Buches. Namentlich die illusorische Natur des Nutzens und die sehr reale Natur der schweren Nachtheile der Einzelhaft scheint dem Verf. aus diesen ungeschminkten Selbstbekenntnissen der Verbrecher hervorzugehen.\nDer Uebersetzer hatte grofse Schwierigkeiten zu \u00fcberwinden. Zum Theil weil die Aufzeichnungen zumeist nat\u00fcrlich nicht in der Schriftsprache, sondern in verschiedenen Dialekten und in verschiedenen Abarten der italienschen Gaunersprache abgefafst sind, zum Theil auch wegen der nicht wiederzugebenden Derbheit mancher Erg\u00fcsse. Bisweilen hat er, um die sich str\u00e4ubende Feder im Flufs zu erhalten, sich mit Uebertrsgungen ins Franz\u00f6sische geholfen.\tEbbinghaus.","page":288}],"identifier":"lit31711","issued":"1901","language":"de","pages":"287-288","startpages":"287","title":"J. D\u00e9j\u00e9rine: S\u00e9miologie du syst\u00e8me nerveux. (Ch. Bouchard. Trait\u00e9 de pathologie g\u00e9n\u00e9rale. Tome V, p. 359-1168.) Paris, Masson & Cie., 1901","type":"Journal Article","volume":"25"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:35.451717+00:00"}