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{"created":"2022-01-31T16:36:34.652531+00:00","id":"lit31729","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 182-183","fulltext":[{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nLiteraturbericht.\ndie Bedeutung der urspr\u00fcnglichen Einstellung der Beeinflussung der Bewegung w\u00e4hrend ihres Ablaufes gegen\u00fcbergestellt und gegen diese abgewogen wird; ferner eine Analyse der Genauigkeit selbst, die darnach in eine Genauigkeit der Wahrnehmung (Vorstellung) der Bewegung und in eine Genauigkeit der motorischen Ausf\u00fchrung (eine repr\u00e4sentative und eine motorische Genauigkeit) zerf\u00e4llt. Auch das Verh\u00e4ltnifs zum Weber-schen Gesetz wird untersucht und dieses als vorwiegend nicht g\u00fcltig befunden. Weitere Ergebnisse betreffen den Antheil, den verschiedene Sinne an der Contr\u00f4le auszuf\u00fchrender Bewegungen nehmen k\u00f6nnen, und schliefs-lich die Bedeutung der Uebung und der Erm\u00fcdung. \u2014 Den Schlufs der Arbeit bildet ein experimenteller Nachweis daf\u00fcr, dafs f\u00fcr rasches und gleichm\u00e4fsiges Schreiben die F\u00fchrung der Feder durch Bewegung des ganzen Vorderarmes geeigneter ist als blofse Bewegung der Finger in ihren Gelenken.\tWitasek (Graz).\nPaul Sollier. De la localisation c\u00e9r\u00e9brale des troubles hyst\u00e9riques. Revue neurologique 8 (3), 102\u2014107. 1900.\nFranz\u00f6sischen Forschern verdanken wir in erster Linie die moderne Auffassung der Hysterie als einer prim\u00e4r- psychischen Krankheit, deren k\u00f6rperliche Symptome von St\u00f6rungen des Vorstellungs- und Gef\u00fchlslebens abh\u00e4ngig erscheinen. Diese rein psychologische Theorie der Hysterie ist es nun, welche neuerdings eben wieder in Frankreich energische Gegner gefunden hat, Gegner, wolche vor Allem darauf ausgehen, auch die Hysterie einer anatomisch-localisirenden Betrachtungsweise zu unterwerfen, den Ort festzustellen, wo das hysterische Symptom seinen Sitz hat. Sollier vertritt schon seit einigen Jahren die Ansicht, dafs die hysterischen Symptome an der Stelle der Hirnrinde localisirt sind, welche das Centrum f\u00fcr die in Frage kommende Function darstellt. Er ist bei seinen experimentellen und klinischen Untersuchungen zu folgenden merkw\u00fcrdigen Resultaten gelangt: wenn man bei monosymptomatischer Hysterie die Sensibilit\u00e4t des ganzen Sch\u00e4dels genau untersucht, so findet man eine mehr oder wmniger ausgedehnte druckempfindliche Stelle, die gleichzeitig mehr oder weniger an\u00e4sthetisch oder analgetisch ist (je nach dem Grad der functioneilen St\u00f6rung) ; von dieser Analgesie und Druckempfindlichkeit hat der Kranke meist kein Wissen. Wenn man die so constatirte Stelle auf ein Gehirnschema \u00fcbertr\u00e4gt, so bemerkt man, dafs sie genau dem Rindenbezirk entspricht, der das Centrum der gest\u00f6rten Function darstellt. Das gilt nicht nur f\u00fcr die motorischen St\u00f6rungen und Centren, sondern auch f\u00fcr die visceralen. Findet man also bei hysterischer Anorexie am Sch\u00e4del eine druckempfindliche und an\u00e4sthetische Stelle, so ist die darunter liegende Gehirnpartie das functioneile Magencentrum. Sollier ist nun im Stande, bei Hysterischen in der Hypnose beliebige Symptome zu erzeugen ; er sucht dann durch Abtasten am Sch\u00e4del die Druckstelle und kann so mit aller Pr\u00e4cision die Centren der einzelnen Organe im Gehirn feststellen (!) So will er das Gehirncentrum f\u00fcr den Magen, das Herz, die Harnblase, den Kehlkopf, die Genitalorgane gefunden haben. Einige kurze Krankengeschichten dienen zur Illustration der vorgetragenen Anschauungen. - Sollier","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aiurberichL\n183\nschliefst daraus, dafs die hysterischen Symptome centraler, wahrscheinlich corticaler Entstehung seien, dafs sie denselben physiologischen Gesetzen folgen wie die Zeichen organischer Hirnerkrankung. Die St\u00f6rungen seien bei der Hysterie rein functioneil; sie seien deshalb besonders werthvoll, weil sie dazu dienen, die Localisation der einzelnen Gehirnfunctionen zu finden.\nNicht zufrieden mit diesen bereits recht absonderlichen Ansichten versteigt sich Sollier sogar zu der Behauptung, der oben skizzirte Parallelismus zwischen localer Gehirnst\u00f6rung und Druckstelle am Sch\u00e4del gelte nicht nur f\u00fcr k\u00f6rperliche, sondern auch f\u00fcr rein psychische St\u00f6rungen ; so vor Allem f\u00fcr das Ged\u00e4chtnifs. Es hat nach Sollier seinen Sitz im vorderen Theil des Stirnlappens. Bei hysterischer Amnesie will er An\u00e4sthesie der Stirne gefunden haben ; sie verschwinde im gleichen Maafse wie die Amnesie zur\u00fcckgehe.\nMan wird es also \u2014 falls man gesonnen ist, die Lehren Solller\u2019s zu acceptiren! \u2014 k\u00fcnftig leicht haben, eine Physiologie der Grofshirnrinde zu erhalten ; es bedarf weder mehr der Anatomie und Histologie, noch der Physiologie und pathologischen Anatomie ! Man braucht nur noch an Hysterischen zu experimentiren und kann so durch Tasten, Dr\u00fccken und Stechen am Sch\u00e4del genau feststellen, wo das Centrum eines jeden Organs im Gehirn seinen Sitz hat. Bequemer kann man es wahrlich nicht haben !\nGaupp (Breslau).\nG. T. W. Patrick. Some Peculiarities of the Secondary Personality. University of Iowa Studies in Psychology 2, 128\u2014152. 1899.\nDie Arbeit erschien bereits in der Psychol. Peview 5 (6), 1898 und wurde vom Eeferenten ausf\u00fchrlicher in der Zeitschrift f\u00fcr Hypnotismus 9 (1) besprochen.\nDer Yerf. theilt in derselben die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit, die er an drei verschiedenen Medien anstellte, von denen die beiden ersten weibliche Personen wraren, w\u00e4hrend das dritte zu des Yerf.\u2019s Studenten geh\u00f6rte.\nIm ersten Falle nahm das Medium im Trancezustand die Pers\u00f6nlichkeit eines Qu\u00e4kerarztes oder eines kleinen M\u00e4dchens an, die sich beide f\u00fcr Geister Verstorbener ausgaben. Das Medium war nach des Yerf.\u2019s Ueberzeugung keine Betr\u00fcgerin. Nach dem Erwachen war sie sich der in jenem Zustand gegebenen Antworten nicht mehr bewufst.\nIm zweiten Fall handelte es sich um eine automatische Schreiberin, die vorgab, beim automatischen Schreiben von dem Geiste ihrer verstorbenen Mutter beseelt zu sein. Auf des Verf.\u2019s Fragen nach seinen eigenen Familienverh\u00e4ltnissen schrieb sie diese mit Ausnahme eines einzigen Versehens, das sp\u00e4ter verbessert wurde, correct nieder.\nAusf\u00fchrlicher wurde der dritte Fall untersucht, in welchem das betreffende Medium ebenfalls automatisch schrieb. Die so erhaltenen Antworten wTaren die des Geistes eines gewissen Bart Laton.\nDer Verf. verwirft alle telepathischen und spiritistischen Erkl\u00e4rungs-wTeisen, und sucht sich den physiologischen Theorien einer mehrfachen Pers\u00f6nlichkeit zu n\u00e4hern. Er fordert weiter, dafs man nicht immer wieder","page":183}],"identifier":"lit31729","issued":"1900","language":"de","pages":"182-183","startpages":"182","title":"Paul Sollier: De la localisation c\u00e9r\u00e9brale des troubles hyst\u00e9riques. Revue nenrologique 8 (3), 102-107. 1900","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:34.652537+00:00"}