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{"created":"2022-01-31T16:39:17.074557+00:00","id":"lit31761","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 360-361","fulltext":[{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nLiteraturb er ich t.\nE. A. Kirkpatrick. Individual Tests of School Children. Psychological Review 7 (3), 274\u2014280. 1900.\nKirkpatrick machte an einer gr\u00f6fseren Zahl von Sch\u00fclern verschiedenen Alters Anwendung von den folgenden f\u00fcnf Methoden zur Pr\u00fcfung geistiger F\u00e4higkeiten: 1. Laut z\u00e4hlen so schnell wie m\u00f6glich f\u00fcr 10 Sec.\n2.\tVerticale Striche machen so schnell wie m\u00f6glich f\u00fcr 10 Sec. ; die Zeit, die erforderlich war, diese Striche zu z\u00e4hlen, wurde ebenfalls bestimmt.\n3.\t25 Karten sortiren in vier Haufen nach m\u00fcndlicher Anweisung vermittelst der Zahlw\u00f6rter 1, 2, 3 und 4. 4. 25 Karten sortiren in vier Haufen gem\u00e4fs den auf den Haufen befindlichen Buchstaben A, B, C und D. 5. Vier Tintenkleckse benennen innerhalb einer Minute. Die Sch\u00fcler wurden nach den Ergebnissen dieser Pr\u00fcfung sowie nach dem Urtheil ihrer Lehrer \u00fcber ihre Bef\u00e4higung in drei Classen eingetheilt. In 57 \u00b0/0 stimmten Urtheil der Lehrer und Ergebnifs der Pr\u00fcfung \u00fcberein. Ein Nachtheil der Pr\u00fcfungsmethoden ist jedenfalls, wie Kirkpatrick bemerkt, dafs sie nicht auf Kinder jeden Alters in gleicher Weise und vor Allem nicht auf Erwachsene angewandt werden k\u00f6nnen. Ein interessanter, freilich leicht verst\u00e4ndlicher Unterschied der Reactionsweise verschiedener Lebensalter ist z. B., dafs j\u00fcngere Kinder schnell bereit sind, Tintenkleckse zu benennen, \u00e4ltere erst nach einigem kritischen Z\u00f6gern sagen, \u201ees sieht so aus wie\u201c.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nGabriel Compayk\u00e9. Die Entwickelung der Kindesseele (Evolution intellectuelle et morale de l\u2019enfant). Mit Erlaubnifs des Verfassers nach der zweiten Auflage des Originales \u00fcbersetzt und mit erg\u00e4nzenden Anmerkungen versehen von Chr. Ufer. Altenburg, Osk. Bonde, 1900.\t8\u00b0. 460 S.\n9,50 Mk.\nZu Beginn dieses Jahres ist G. Compayr\u00e9\u2019s bekanntes Buch: \u201eEvolution intellectuelle et morale de l\u2019enfant\u201c in deutscher Uebersetzung von Chr. Ufer erschienen. Es ist der erste Band einer gr\u00f6fseren Sammlung, welche der Uebersetzer, Rector in Altenburg, als \u201eInternationale Bibliothek f\u00fcr P\u00e4dagogik und deren H\u00fclfswissenschaften11 im Verein mit N. M. Butler (New York), G. Compayr\u00e9 (Lyon), N. Fornelli (Neapel), W. Rein (Jena), J. Mourly Vold (Christiania) herausgiebt. Die Bibliothek soll, wie die Verlagsbuchhandlung Osk. Bonde berichtet, hervorragende moderne Werke des In- und Auslandes einem weiteren deutschen Lesekreis zug\u00e4nglich machen und so auch auf p\u00e4dagogischem Gebiete jenen anregenden Austausch der Gedanken herbeif\u00fchren, welcher auf anderen Gebieten schon so befruchtend gewirkt hat. Es war ein guter Gedanke Ufer\u2019s, die vielversprechende Sammlung mit Compayr\u00e9\u2019s Werk zu er\u00f6ffnen, das wie wenige geeignet ist, diejenigen Kreise, an welche die Herausgeber in erster Linie denken, die Lehrer, Erzieher und gebildeten Eltern, nicht nur f\u00fcr eine sorgf\u00e4ltigere psychologische Beobachtung der ihrer Th\u00e4tigkeit unterstellten Jugend, sondern auch f\u00fcr die Psychologie \u00fcberhaupt zu gewinnen. Auf den Inhalt des Buches einzugehen, ist wohl nicht vonn\u00f6then, da es in Fachkreisen hinreichend bekannt und anerkannt ist. Was die Uebersetzung anlangt, so verdient die leichtfl\u00fcssige Diction, welche oft vergessen l\u00e4fst, dafs man kein deutsches Original vor sich hat, uneingeschr\u00e4nkte Anerkennung. Nicht minder dank-","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n361\nbar wird man dem Herausgeber sein f\u00fcr die reichlichen, bis auf die j\u00fcngsten Erscheinungen heraufgehenden literarischen Nachweise, die er in Fufsnoten beigegeben hat. Schade, dafs er nicht auch ein Autoren- und Sachregister angeh\u00e4ngt hat. M\u00f6gen diesem ersten Bande noch manch andere, gleich werthvolle folgen!\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nP. J. M\u00f6bius. Ueber das Studium der Talente. Zeitschr. f. Hyim. 10, 65\u201475.\nM. r\u00fcgt, dafs Lombroso sich nur mit dem genialen Menschen besch\u00e4ftigt. Talent und Genie lassen sich nicht streng trennen. Unter Genie verstehen wir das sch\u00f6pferische Talent. Talent ist eine Begabung, die ein Vorzug bedeutet, eine F\u00e4higkeit, welche die Masse nicht hat. Das Genie kann man nicht f\u00fcr sich betrachten, man mufs die Erscheinungen und Bedingungen des Talentes erforschen. Es kommt dabei auf m\u00f6glichst genaue Einzeluntersuchungen an. Das Talent ist angeboren, wird unter Umst\u00e4nden vererbt. Verschiedene Talente k\u00f6nnen sich bei verschiedenen Generationen vertreten. \\ ielleicht wird es noch mal gelingen, Talente zu z\u00fcchten ! Das Vorkommen musikalischer Kinder beweist nicht nur das Angeborensein der Talente, sondern auch deren Organnatur, d. h. ihre Selbst\u00e4ndigkeit gegen\u00fcber den anderen Geistesf\u00e4higkeiten. Der nach einer Richtung hin sehr Hochbegabte kann nach einer anderen Richtung hin recht schwach begabt sein, sowohl in moralischer, wie in intellectueller Hinsicht. Allumfassende Geister giebt es nicht. M. erkl\u00e4rt es mit Recht f\u00fcr unzul\u00e4ssig, das Genie in dem Sinne als etwas Pathologisches zu bezeichnen, wie es Lombroso versucht hat. Das Talent ist nichts als eine Steigerung einer allen Menschen zukommenden F\u00e4higkeit, und das Genie ist nichts als ein h\u00f6herer Grad des Talentes. Dem Pathologischen ist jede Einseitigkeit verwandt. Im Talentmenschen ist das Verh\u00e4ltnifs zwischen den einzelnen Geistesf\u00e4higkeiten gest\u00f6rt. Je schw\u00e4cher die anderen F\u00e4higkeiten, desto leichter entstehen beim Talentmenschen Gleichgewichtsst\u00f6rungen. Das Talent oder Genie ist, insofern es auf einer St\u00f6rung des normalen Gleichgewichts beruht, in einem weiteren Sinne pathologisch. \u201eEs giebt nicht Ein Genie, so wenig wie es Eine Intelligenz oder Einen Willen giebt, sondern wir sprechen dann von Genie, wenn bestimmte Triebe bei einer im Allgemeinen g\u00fcnstigen Organisation ungew\u00f6hnlich hoch entwickelt sind. Es giebt so viele Arten von Genie, als es urspr\u00fcngliche Talente giebt, und deshalb ist das Studium der einzelnen Talente unentbehrlich zur Kenntnifs des genialen Mbnschen.\u201c\tUmpfenbach.\nH. H. Bawden. The Functional Significance of the Terms Sensory and Motor.\nPsychological Review 7 (4), 330\u2014400. 1900.\nBawden empfiehlt, die Bezeichnung \u201emotorisch\u201c \u00fcberall, wo in Wirklichkeit eine kin\u00e4sthetische Empfindung gemeint ist, durch den Ausdruck \u201ekin\u00e4sthetiseh\u201c zu ersetzen. Die Zweideutigkeit des Wortes \u201emotorisch\u201c tritt besonders auff\u00e4llig hervor in den Theorien der Aphasie. Einen organischen Kreisprocefs (\u201eorganic circuit\u201c Dewey\u2019s) kann man nicht in zwei Theile zerlegen, Reiz und Antwort, und dann den einen Theil sensorisch, den anderen motorisch nennen. Der centrale nerv\u00f6se Procefs, dem\nder gew\u00f6hnlichen Anschauung nach \u2014 die \u201eVorstellung\u201c entspricht, ist","page":361}],"identifier":"lit31761","issued":"1900","language":"de","pages":"360-361","startpages":"360","title":"Die Enwickelung der Kindesseele (Evolution intellectuelle et morale de l'enfant). Mit Erlaubni\u00df des Verfassers nach der zweiten Auflage des Orginales \u00fcbersetzt und mit erg\u00e4nzenden Anmerkungen versehen con Chr. Ufer. Altenburg, Osk. Bonde, 1900. 8\u00b0. 460 S","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:17.074562+00:00"}