Open Access
{"created":"2022-01-31T14:11:17.699578+00:00","id":"lit31781","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 377-379","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n377\nEs ergab sich, dafs erstens immer ein Nasenloch sch\u00e4rfer empfindet, als das andere, dafs zweitens in der Majorit\u00e4t der F\u00e4lle das linke Nasenloch an Sch\u00e4rfe der Empfindung und Wahrnehmung das rechte \u00fcbertrifft, dafs drittens diese Asymmetrie bei beiden Geschlechtern und sowohl bei Erwachsenen als bei Kindern besteht. Unter 50 Versuchspersonen \u00fcbertraf bei 42 das linke Nasenloch an Sch\u00e4rfe das rechte.\nZur Erkl\u00e4rung der Erscheinung mufs man ber\u00fccksichtigen, dafs, w\u00e4hrend beim Gesichts-, Geh\u00f6rs- und Tastsinn, desgleichen beim Muskelsinn die sensitiven Wege sich kreuzen, beim Geruchssinn den Experimenten von Ferrier und Collet gem\u00e4fs die entsprechenden Fasern sich nicht kreuzen. Wenigstens haben die wichtigsten einen directen Ueber-gang. Sie begeben sich von einer Hemisph\u00e4re nach der., entsprechenden Nasengrube. Da nun die linke Hemisph\u00e4re umfangreicher ist als die rechte, so ist es nach den Verf. selbstverst\u00e4ndlich, dafs die Empfindlichkeit des linken Nasenlochs die des rechten \u00fcbertrifft.\nMerkw\u00fcrdigerweise fanden die Verf. im Einkl\u00e4nge mit van Biervliet\u2019s Theorie, dafs es sich mit der tactilen Empfindlichkeit der Na\u2019senl\u00f6cher gerade umgekehrt verh\u00e4lt.\nDie Feststellungen von T. und V. \u00fcber die Asymmetrie des Geruchsorgans sind insofern von Bedeutung, als sie eine Erg\u00e4nzung bilden zu den Festsetzungen van Biervliet\u2019s \u00fcber die Asymmetrie der \u00fcbrigen Sinne. Bef. hat an erwachsenen Personen, welche den verschiedensten Berufsklassen angeh\u00f6rten, die geruchliche Empfindlichkeit gepr\u00fcft, allerdings unter Anwendung einer oberfl\u00e4chlicheren Methode, indem die Personen auf gef ordert wurden, eine durchg\u00e4ngig zur Pr\u00fcfung verwendete Geruchssubstanz abwechselnd mit dem einen und andern Nasenloche zu beriechen. Unter 30 Versuchspersonen erkl\u00e4rten 22 mit Bestimmtheit, mit dem linken Nasenloche sch\u00e4rfer zu riechen als mit dem rechten. Giessler (Erfurt).\nH. Zwaardemaker. Die Compensation von Geruchsempfindungen. Archiv f\u00fcr Anatomie u. Physiologie (5 u. 6), 423\u2014432. 1900.\nDer Verf. bezieht sich zun\u00e4chst auf die unl\u00e4ngst von G. Heymans ver\u00f6ffentlichte Arbeit \u201eUntersuchungen \u00fcber psychische Hemmung [Diese Zeitschrift Bd. 21. S. 321), indem er ausf\u00fchrt, dafs die von diesem Autor behauptete Thatsache an sich unbestreitbar feststehe, obwohl die quantitativen Verh\u00e4ltnisse in Folge der von ihm verwandten complicirten Beizmittel weniger klar seien. Er stellt sich sodann die Aufgabe, den \u201eungemein fruchtbaren Gedanken\u201c, den Heymans durch seine Arbeit anregte, an den weit einfacheren Verh\u00e4ltnissen der Olfactometrie einer Pr\u00fcfung zu unterziehen.\nUnter Hinweis auf die in den einzelnen Sinnesgebieten von Helmholtz, Chauveau, Valentin, Aronsohn, Nagel, Luchtmans, Oehrwall (?), Kiesow, Czermak und Klug gefundenen, theils als Wettstreit, theils als Compensation oder gegenseitige Abschw\u00e4chung von Empfindungen bezeichneten That-sachen sucht der Verf. zu zeigen, dafs auf diese Erscheinungen durch die HEYMANs\u2019sche Lehre neues Licht f\u00e4llt.\nDer Verf. beschreibt sodann die technischen Schwierigkeiten, die mit Bezug auf die Olfactometrie bei diesen Untersuchungen zu \u00fcberwinden sind.","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nLiteraturbericht.\nEr nennt aufser den schon in seiner Abhandlung \u201eDie Riechkraft von L\u00f6sungen differenter Concentration {Arch. f. Anat. und Physiol. Phys. Abth. 1900) erw\u00e4hnten Folgende :\n1.\tDer von der aspirirten Luft zur\u00fcckgelegte Weg mufs in beiden neben einander gestellten Riechmessern genau die gleiche L\u00e4nge haben.\n2.\t\u201eBei Compensationsversuehen und Schwellenbestimmungen nach G. Heymans wrird ferner auch die zwischen Ausschieben und Beobachtung verlaufende Zeit nicht ganz ohne Einflufs sein.\u201c\n3.\tDie Reactionszeit ist in den Compensationsversuehen ein ungemein wichtiger Factor, denn nicht so selten stellt sich heraus, dafs der Wettkampf abwechselt mit einer eigenth\u00fcmlichen Art des Mischgeruches, in welchem erst die eine und dann die andere Qualit\u00e4t sich geltend macht. In diesem Falle wird die Reactionszeit das Ausschlag gebende Moment sein, wovon es abh\u00e4ngt, wmlche der beiden Empfindungen sich zuerst bemerkbar macht.\u201c\n4.\tAuch die Erm\u00fcdung ist weder aufser Acht zu lassen, noch zu untersch\u00e4tzen.\nDer Verf. zeigt nun an der Hand der von ihm ausgef\u00fchrten Versuche, dafs, sobald die Compensation zweier Geruchsempfindungen eingetreten ist, innerhalb einer gewissen Breite noch Wettstreit stattfindet, bis man an einen Punkt gelangt, wo derselbe auf h\u00f6rt und eine der Ger\u00fcche \u00fcberwiegt. \u201eDieser Punkt wird die von G. Heymans gesuchte erh\u00f6hte Schwelle sein.\u201c Je nachdem man schwache oder starke Reize verwendet, variirt die Breite. Der Verf. verweist auf die GAMBLE\u2019schen Werthe der Unterschiedsempfindlichkeit, glaubt aber, dafs besonders bei schwachen Reizen auch der Lenkung der Aufmerksamkeit ein Antheil zufalle.\nGleichzeitiges Einwirken von Aethylbisulfid 1 : 100 000 und von Cumarin 1 : 1000 000 in paraffin\u00e4rer L\u00f6sung ergab.\n1.\tbei Combinirung von 1j.2\u20141 Olfactie jederseits gar keine Empfindung,\n2.\tbei Combinirung von D/a Olfactie Aethylbisulfid mit 11/.2 Olfactie Cumarin eine \u201e\u00e4ufserst schwache, unbestimmte Empfindung\u201c,\n3.\tbei Combinirung von 2, 21/2, 5, 10, 20 Olfactien von jedem der beiden Ger\u00fcche Wettstreit.\nAehnliches ergab sich bei gleichzeitiger Einwirkung von Scatol und Cumarin, von Caprons\u00e4ure und Aethylbisulfid, wie von Euealyptol und Aethylbisulfid.\n\u201eAlso v\u00f6llige Compensation bei Combinirung schwacher, Wettstreit bei Combinirung intensiver Reize. So habe ich es \u00f6fters angetroffen und m\u00f6chte glauben, dafs es Regel ist. Der Uebergang liegt jedoch verschieden hoch und manchmal wfird er nicht einmal erreicht.\u201c\nAngesichts des geringen Materials, das bis jetzt vorliegt, f\u00fchrt der Verf. weiter aus, dafs eine Gesetzm\u00e4fsigkeit in diesen Dingen bisher nicht nachgewiesen werden konnte, obwohl sie sicherlich existire. Er vermuthet hier einen Zusammenhang mit den specifischen Energien des Geruchs, deren jeder Riechstoff wohl mehrere gleichzeitig reize. \u201eVielleicht, dafs man am Ende doch nicht wird vermeiden k\u00f6nnen, mehr als zwei Riechstoffe zu vermengen und mit derartigen Zusammenstellungen Reizschwellen-","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n379\nbestimmungen im Sinne G. Heymans auszuf\u00fchren. Ich bin bestrebt, die Versuche in dieser Richtung auszudehnen.\u201c\nMit Bezug auf die gegenseitige Abschw\u00e4chung der Reize hebt der -Verf. nochmals hervor, dafs schon beim Wettstreit jeder der beiden Reize gesondert eine viel intensivere Empfindung hervorruft. \u201eMan hat sich also vorzustellen, dafs die gesondert stark empfundenen Reize bei gleichzeitiger Einwirkung sich gegenseitig fast vollst\u00e4ndig aufheben und nur der zuf\u00e4llige kleine, uncompensirt bleibende Rest zur Wahrnehmung gelangt. Diese Betrachtungsweise steht in vollst\u00e4ndigem Einklang mit der Heymans-schen Anschauung, und was wir als die aus dem Wettkampf hervorgehende Empfindung zu bezeichnen gewohnt sind, ist genau genommen die erh\u00f6hte Schwelle des oben genannten Autors.\u201c\nDer Verf. f\u00fchrt weiter aus, dafs die Verh\u00e4ltnisse complicirter werden, sobald man concentrirtere L\u00f6sungen f\u00fcr die Untersuchung verwende. Er zeigt, dafs aus solchen Combinationen wohl zusammengesetzte Empfindungen, aber keine Mischempfindungen resultiren, da man die Resultante immer in die einzelnen Componenten zerlegen k\u00f6nne. \u201eEbenso wenig wie man die Empfindung eines kalten Gegenstandes, worin man sowohl Druck wie K\u00e4lte erkannt hat, eine gemischte nennt, ebenso wenig darf man es mit Ger\u00fcchen thun, deren Zusammensetzung sich bei genauer Analyse feststellen l\u00e4fst.\u201c\nZum Schl\u00fcsse verweist der Verf. noch kurz auf Wundt\u2019s Hypothese der mehrdimensionalen Empfindungssysteme und meint, dafs man \u00fcberall Compensation erwarten k\u00f6nne, \u201ewo nur theilweise Unterschiede in Qualit\u00e4t vorhanden sind.\u201c \u201eVielleicht ist es daher erlaubt, einen Schritt weiter zu gehen. Wenn man annimmt, dafs viele Geruchsempfindungen, sobald sie in einigermafsen gr\u00f6fserer Intensit\u00e4t auf uns einwirken, so zu sagen unges\u00e4ttigte Ger\u00fcche bilden, vergleichbar mit Farben, die viel Weifs enthalten, so ist das Sonderbare der Vielseitigkeit der Compensation verschwunden. Durch Hinzuf\u00fcgung neuer, ebenfalls zusammengesetzter Ger\u00fcche mufs im Allgemeinen die S\u00e4ttigung abnehmen.\u201c Dafs eine solche Supposition nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, glaubt der Verf. aus den Ergebnissen der oben bereits erw\u00e4hnten Untersuchung schliefsen zu d\u00fcrfen.\nKiesow (Turin).\n*H. Zwaardemaker. Die Riechkraft von L\u00f6sungen differenter Concentration.\nArchiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie (5 u. 6), 415\u2014422. 1900.\nDer Verf. f\u00fchrt aus, dafs die Intensit\u00e4t des von einer riechenden L\u00f6sung herr\u00fchrenden Geruchs nicht nur von der specifischen Riechkraft des Riechstoffes, sondern auch von der Eigenart des L\u00f6sungsmittels selbst, wrie von der Concentration der L\u00f6sung abh\u00e4ngt. \u201eDie beiden letztgenannten Momente bestimmen die Dichte der riechenden Partikelchen in der Athmungsluft. Es hat sich herausgestellt, dafs die Intensit\u00e4t nicht ohne Weiteres dieser Dichte proportional ist, ja dafs sogar \u00f6fters eine gr\u00f6fsere Dichte weniger intensiven Geruch schafft, als eine geringere.\u201c\nDer Verf. zeigt sodann, wie die Riechkraft von L\u00f6sungen desselben K\u00f6rpers in verschiedenen Concentrationen mittelst des Olfactometers gemessen und verglichen werden kann. Aus dieser Darstellung mag Folgendes","page":379}],"identifier":"lit31781","issued":"1900","language":"de","pages":"377-379","startpages":"377","title":"H. Zwaardemaker: Die Compensation von Geruchsempfindungen. Archiv. f\u00fcr Anatomie u. Physiologie (5 u. 6), 423-432. 1900","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:17.699584+00:00"}