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{"created":"2022-01-31T16:30:03.849990+00:00","id":"lit31782","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 379-381","fulltext":[{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n379\nbestimmungen im Sinne G. Heymans auszuf\u00fchren. Ich bin bestrebt, die Versuche in dieser Richtung auszudehnen.\u201c\nMit Bezug auf die gegenseitige Abschw\u00e4chung der Reize hebt der -Verf. nochmals hervor, dafs schon beim Wettstreit jeder der beiden Reize gesondert eine viel intensivere Empfindung hervorruft. \u201eMan hat sich also vorzustellen, dafs die gesondert stark empfundenen Reize bei gleichzeitiger Einwirkung sich gegenseitig fast vollst\u00e4ndig aufheben und nur der zuf\u00e4llige kleine, uncompensirt bleibende Rest zur Wahrnehmung gelangt. Diese Betrachtungsweise steht in vollst\u00e4ndigem Einklang mit der Heymans-schen Anschauung, und was wir als die aus dem Wettkampf hervorgehende Empfindung zu bezeichnen gewohnt sind, ist genau genommen die erh\u00f6hte Schwelle des oben genannten Autors.\u201c\nDer Verf. f\u00fchrt weiter aus, dafs die Verh\u00e4ltnisse complicirter werden, sobald man concentrirtere L\u00f6sungen f\u00fcr die Untersuchung verwende. Er zeigt, dafs aus solchen Combinationen wohl zusammengesetzte Empfindungen, aber keine Mischempfindungen resultiren, da man die Resultante immer in die einzelnen Componenten zerlegen k\u00f6nne. \u201eEbenso wenig wie man die Empfindung eines kalten Gegenstandes, worin man sowohl Druck wie K\u00e4lte erkannt hat, eine gemischte nennt, ebenso wenig darf man es mit Ger\u00fcchen thun, deren Zusammensetzung sich bei genauer Analyse feststellen l\u00e4fst.\u201c\nZum Schl\u00fcsse verweist der Verf. noch kurz auf Wundt\u2019s Hypothese der mehrdimensionalen Empfindungssysteme und meint, dafs man \u00fcberall Compensation erwarten k\u00f6nne, \u201ewo nur theilweise Unterschiede in Qualit\u00e4t vorhanden sind.\u201c \u201eVielleicht ist es daher erlaubt, einen Schritt weiter zu gehen. Wenn man annimmt, dafs viele Geruchsempfindungen, sobald sie in einigermafsen gr\u00f6fserer Intensit\u00e4t auf uns einwirken, so zu sagen unges\u00e4ttigte Ger\u00fcche bilden, vergleichbar mit Farben, die viel Weifs enthalten, so ist das Sonderbare der Vielseitigkeit der Compensation verschwunden. Durch Hinzuf\u00fcgung neuer, ebenfalls zusammengesetzter Ger\u00fcche mufs im Allgemeinen die S\u00e4ttigung abnehmen.\u201c Dafs eine solche Supposition nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, glaubt der Verf. aus den Ergebnissen der oben bereits erw\u00e4hnten Untersuchung schliefsen zu d\u00fcrfen.\nKiesow (Turin).\n*H. Zwaardemaker. Die Riechkraft von L\u00f6sungen differenter Concentration.\nArchiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie (5 u. 6), 415\u2014422. 1900.\nDer Verf. f\u00fchrt aus, dafs die Intensit\u00e4t des von einer riechenden L\u00f6sung herr\u00fchrenden Geruchs nicht nur von der specifischen Riechkraft des Riechstoffes, sondern auch von der Eigenart des L\u00f6sungsmittels selbst, wrie von der Concentration der L\u00f6sung abh\u00e4ngt. \u201eDie beiden letztgenannten Momente bestimmen die Dichte der riechenden Partikelchen in der Athmungsluft. Es hat sich herausgestellt, dafs die Intensit\u00e4t nicht ohne Weiteres dieser Dichte proportional ist, ja dafs sogar \u00f6fters eine gr\u00f6fsere Dichte weniger intensiven Geruch schafft, als eine geringere.\u201c\nDer Verf. zeigt sodann, wie die Riechkraft von L\u00f6sungen desselben K\u00f6rpers in verschiedenen Concentrationen mittelst des Olfactometers gemessen und verglichen werden kann. Aus dieser Darstellung mag Folgendes","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nLiteraturbericht.\nhervorgehoben werden: Es wird f\u00fcr L\u00f6sungen steigender Concentration die normale Eeizscbwelle bestimmt, als welche der Verf. den am h\u00e4ufigsten vorkommenden minimalen Werth betrachtet. Die Untersuchung der Athem-flecke, sowie die Bestimmung der Schwelle f\u00fcr ein unben\u00fctztes Kautschukrohr von 8 mm lichter Weite (= 7 mm L\u00e4nge) sind eine hinreichende Controlle f\u00fcr die Beschaffenheit der Nasenh\u00f6hle.\nEr fand auf diese Weise, dafs eine L\u00f6sung von Vanillin in Glycerin \u2022im Verh\u00e4ltnis von 1 : 50 keinen Geruch ausl\u00f6ste, w\u00e4hrend\nf\u00fcr\tdie L\u00f6sung\t1\t:\t1000\tbei\t3\tmm\tCvlinderl\u00e4nge\n55\t55\t55\t1\t55\t1\t5,\t5,\n55\t55\t55\t1\t\u2019\t100\t\u201e\t4\t\u201e\t\u201e\n55\t55\t55\t1\t*\t75\t\u201e\t\u00b1\t100\t\u201e\t\u201e\nminimale Empfindungen auftraten. Durch vielfache Controllversuche konnte sich der Verf. \u00fcberzeugen, dafs die Ursache dieser Riechkraftabnahme bei steigender Concentration nicht im Apparate gelegen war, er sucht sie vielmehr auf die Dichte des Riechstoffes in der Aspirationsluft selber zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nAls weiteres Beispiel f\u00fchrt der Verf. das Anethol an. Bei der Untersuchung dieses Riechstoffes zeigte sich aufserdem das schon von Passy entdeckte interessante Ph\u00e4nomen einer verschiedenen Qualit\u00e4t des Geruches bei verschiedenen Concentrationen. So wurde f\u00fcr eine paraffin\u00f6se L\u00f6sung die Reizschwelle bei einer Concentration von 1 : 1000 gleich 2,5 mm Cylinder-l\u00e4nge gefunden. Die L\u00f6sung 1 : 400 ergab bei 1 mm \u201eeine unbestimmte, etwas \u00e4therische Empfindung, bei 1,5 mm eine \u00e4ufserst schwache, mehr oder weniger anisartige Empfindung, bei h\u00f6heren Cylinderl\u00e4ngen wiederum undeutliche, qualitativ unbestimmte Empfindung\u201c u. s. w. Der Verf. hebt jedoch hervor, dafs man aus der Thatsache, dafs das Anethol in fast ges\u00e4ttigter L\u00f6sung weniger Riechkraft habe, als in mehr verd\u00fcnnter, nicht schliefsen d\u00fcrfe, dafs dies immer so sei. \u201eAlles h\u00e4ngt hier von der Eigenart des Riechstoffes ab.\u201c Der Verf. sucht dies an Scatol in paraffin\u00f6ser L\u00f6sung zu zeigen, Versuche, die ihn zu folgendem Schl\u00fcsse f\u00fchrten: \u201eVermuth ungsweise k\u00f6nnte man sich vielleicht \u00e4ufsern, die Sache verhalte sich in der Weise, dafs f\u00fcr jede Riechstoffl\u00f6sung ein Optimum der Concentration existirt, von dem an sich die Riechkraft sowohl nach oben als nach unten verringert.\u201c\nMit R\u00fccksicht auf diese Fragen verlangt der Verf. genaue Schwellenbestimmungen und beschreibt dann einige kleinere Verbesserungen, die er f\u00fcr diesen Zweck an seinem Olfactometer vornahm.\nZum Schlufs theilt der Verf. einige Schwellenbestimmungen mit, die mittelst dieser Verbesserungen gewonnen wurden. Er bezeichnet diese jedoch nur als vorl\u00e4ufige und ann\u00e4hernde, da die Anzahl der Einzelbeobachtungen, aus denen sie erhalten wurden, zu gering sei und die Werthe aufserdem nicht bei derselben Temperatur bestimmt werden konnten. Diese Werthe sind in einer Tabelle \u00fcbersichtlich zusammengestellt. Sie betreffen Eucalyptol, Eugenol, Anethol, Vanillin, Cumarin, Aethylbisulfid, Caprons\u00e4ure und Scatol. Als L\u00f6sungsmittel dienten bei diesen Versuchen","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n381\nGlycerin und fl\u00fcssiges Paraffin, welch letzteres der Verf. ebenfalls \u201eals ein geruchloses, vollkommen indifferentes Vehikel\u201c bezeichnet.\n~ .\tKiesow (Turin).\nW. Wundt. Zar Kritik tachistoskopischer Versuche. Zweiter Artikel. Philos.\nStudien 16 (1), 61\u201470. 1900.\nDie vorliegende Abhandlung ist eine Entgegnung des Verf.\u2019s auf den im 22. Bande dieser Zeitschrift von B. Erdmann und R. Dodge ver\u00f6ffentlichten Artikel \u201eZur Erl\u00e4uterung unserer tachistoskopischen Versuche\u201c, in welchem die Verff. die von Wundt gegen ihre Methode erhobenen Einw\u00e4nde zu widerlegen und ihre Kritik fr\u00fcherer Versuche aufrecht zu halten suchen. Wundt weist zun\u00e4chst den Vorwurf zur\u00fcck, dafs Ton und Form seiner Polemik \u201eeine ebenso ungeh\u00f6rige wie ungerechtfertigte Insinuation\u201c sei und sucht dann an einem Beispiele nachzuweisen (Physiol. Psychol. II, S. 268), dafs die Verff. an diesem keine sachgem\u00e4fse Kritik ge\u00fcbt h\u00e4tten.\nDie \u00fcbrigen Erwiderungen Wundt\u2019s beschr\u00e4nken sich auf sieben Bemerkungen, die kurz in folgenden S\u00e4tzen wiedergegeben sein m\u00f6chten:\n1.\tWundt anerkennt das Verdienst der Verff., \u201eden w\u00e4hrend des Lesens stattfindenden Fixationspausen ihre Aufmerksamkeit zugewandt\u201c zu haben. Es ist aber dies nach seiner Meinung das einzige, das die Arbeit besitzt. Bei der W\u00fcrdigung ihrer eigenen Ergebnisse befinden sich die Verff. in einem doppelten Irrthume, \u201ewenn sie glauben, es sei jemals die Meinung physiologischer Beobachter gewesen, man k\u00f6nne \u00fcberhaupt genaue Wahrnehmungen, wie sie zum Lesen erforderlich sind, bei bewegtem Auge vollziehen\u201c und \u201edafs durch ihre Versuche etwas anderes gewonnen wrorden sei, als ein Anhaltspunkt f\u00fcr die Bestimmung der Zahl der Fixationspausen w\u00e4hrend einer bestimmten Leseperiode.\u201c \u201eIhre Berechnungen \u00fcber die Dauer der Fixirpausen sind v\u00f6llig illusorisch.\u201c \u201eDas Problem selbst wird also nicht auf diesem Wege mehr oder minder unsicherer Muthmafsungen, sondern, wie ich S. 316 meines ersten Aufsatzes angedeutet habe, nur durch objective graphische Versuche ge l\u00f6st werden k\u00f6nnen.\u201c\n2.\tObwohl bei Anwendung des Falltaehistoskops die oberen Object-theile im physikalischen Sinne fr\u00fcher sichtbar werden als die unteren, mufs dieser Zeitunterschied f\u00fcr die psychophysische Seite des Vorgangs als nicht existirend angesehen werden. \u201eDer thats\u00e4chliche Unterschied der Apparate liegt also nicht in der Frage, ob die Beleuchtung simultan oder successiv sei \u2014 f\u00fcr die Empfindung ist sie in beiden F\u00e4llen simultan \u2014, sondern darin, ob es zwTeckm\u00e4fsiger sei, bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung oder bei Tageslicht zu beobachten.\u201c Das Arbeiten bei Tageslicht ist hier zu bevorzugen.\n3.\tF\u00fcr ein normales Lesen ist die Tagesadaptation die n\u00e4chste Bedingung. Die Verff. befinden sich in einem Irrthume, \u201ewenn sie meinen, es sei f\u00fcr das Auge ganz dasselbe, ob es- bei der Bewegung mit seinem Fixirpunkt zwischen den dunkeln oder hellen Stellen einer Schrift wechselt,","page":381}],"identifier":"lit31782","issued":"1900","language":"de","pages":"379-381","startpages":"379","title":"H. Zwaardemaker: Die Riechkraft von L\u00f6sungen differenter Concentration. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie (5 u. 6), 415-422. 1900","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:03.849995+00:00"}