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{"created":"2022-01-31T16:29:41.051240+00:00","id":"lit31796","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 395-396","fulltext":[{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n395\nAnf\u00e4llen kehrte zur\u00fcck, wenigstens im grofsen Ganzen. Die retrograde Amnesie kann daher nicht organischer Natur sein, sie ist functioneller Natur. Damit ist dann die retrograde Amnesie bei genuiner Epilepsie dieselbe wie bei Hysterie, vielleicht auch dieselbe, wie sie nach Erh\u00e4ngen, Sch\u00e4delverletzung, Intoxikationen auftritt. Bei Epilepsie handelt es sich um eine tempor\u00e4re totale Amnesie, die bei organischen Hirnkrankheiten nie vorkommt, weil es sich da um locale St\u00f6rungen handelt. Durch eine organische L\u00e4sion wird nie ein Complex von zeitlich zusammengeh\u00f6renden Erinnerungen total ausgel\u00f6scht. Die dissociirten Erinnerungen der functioneilen Amnesie k\u00f6nnen in Hypnose wieder auf leben. Mitunter kommt bei Epileptischen w\u00e4hrend der Aura des n\u00e4chstfolgenden Anfalles die Erinnerung an alle Details der vorhergehenden Aura, die vorher total ausgel\u00f6scht schienen. Die Erinnerungsspuren waren also noch da, nur die Re-production einer ganz bestimmten Gruppe von Vorstellungen war gehemmt.\nUmpfenbach.\nEobeet Gaupp. \u201eOrganisch\u201c und \u201eFunctionell\u201c. Kritische Bemerkungen zu Nissl\u2019s Vortrag \u201e\u00fcber die sogenannten functioneilen Geisteskrankheiten\u201c.\nCentralblatt f. Nervenheilk. u. Psych. 129\u2014135. M\u00e4rz 1900.\nNissl kam in dem citirten Aufsatz (.M\u00fcnchener med. Wochenschrift (44). 1899.) zu dem Ergebnifs, dafs die Wissenschaft Krankheiten, die sich auf einem anatomisch intakten Boden entwickeln, nicht kenne; bei allen Psychosen, welcher Art sie auch sein m\u00f6gen, seien positive, d. h. demonstrir-bare und photographirbare Rindenbefunde zu erhalten. Damit ist allerdings die Berechtigung, von functioneilen Geisteskrankheiten zu sprechen, sehr ersch\u00fcttert, und man darf sie nicht in einen Gegensatz zu den organischen Geisteskrankheiten bringen.\nG. unterwirft die Ausf\u00fchrungen von Nissl einer Kritik und schliefst daraus, dafs der Begriff der functioneilen St\u00f6rung zun\u00e4chst noch nicht aufgehoben zu werden brauche, wenn auch feststehe, dafs diesen St\u00f6rungen materielle Ver\u00e4nderungen im Gehirne entsprechen ; man wisse eben noch nicht genau, welche Ver\u00e4nderungen der Hirnrinde reparabel seien, welche es nicht seien, und man kenne zur Zeit noch keine anatomische Rindenerkrankung, welche rasch komme und rasch wieder, auch nach jahrelangem Best\u00e4nde, vergehen werde.\tErnst Schultze (Andernach).\nEugen D\u00fcheex. Der Marquis de Sade und seine Zeit. Ein Beitrag zur Oultuiv und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts. Mit besonderer Beziehung auf die Lehre von der Psychopathia sexualis. Zweite Aufl. Berlin u. Leipzig, H. Barfsdorf, 1900. 502 S.\nOb Napoleon, d. h. der erste, der grofse, nicht das einzig Richtige getroffen hatte, als er die Werke des Marquis de Sade, die man ihm auf den Tisch gelegt hatte, zu vernichten, \u2014 ihren Verf. in eine Irrenanstalt zu stecken befahl? Man konnte wirklich daran zweifeln, wenn man den Cultus betrachtet, der neuerdings mit jenem Scheusal getrieben wird, und. die M\u00fche, die man sich giebt, die halbvergessenen Schmutzereien aus dem Staube auszugraben. Sollten sie in der That noch einen anderen Werth besitzen, als den der maafslosesten Scheufslichkeit? Das vorliegende Werk","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nLiteraturbericht.\nhat mich trotz aller gegenteiligen Behauptungen nicht eines anderen belehren k\u00f6nnen.\nIch kann in dieser Ausgrabung de Sade\u2019s nichts sehen als eine Verirrung, und zwar eine Verirrung der bedenklichsten Art, die durch alle Gelehrsamkeit und den ganzen Apparat von Schmutz- und Schandliteratur jener Zeit nicht besser wird.\nWenn der Verf. selber zugiebt, dafs die Lect\u00fcre der Schriften kein Vergn\u00fcgen sondern eine Aufgabe sei, so stimmen wir dem zu mit dem Zus\u00e4tze, dafs sie eine f\u00fcr den gew\u00f6hnlichen Menschen nicht zu l\u00f6sende Aufgabe sei.\nV ie ein Werk, das einfach den \u00e4ufsersten Grad des Widerw\u00e4rtigen darstellt, von eulturhistorischem und zeitgeschichtlichem Werthe sein soll, will mir nicht recht einleuchten, und wenn der Verf. f\u00fcr sich den Ruhm in Anspruch nimmt, dafs sein Buch nach Anlage, Ausf\u00fchrung und Inhalt das erste wissenschaftliche Originalwerk \u00fcber den Marquis de Sade in einer lebenden europ\u00e4ischen Sprache sei, so wollen wir ihm diesen Ruhm gerne g\u00f6nnen, vorausgesetzt, dafs es auch das letzte sein m\u00f6ge. Pelman.\nWiniarski. L\u2019\u00e9nergie sociale et ses mensurations. Rev. philos. 49 (2), 113\u2014134; (3), 256-287. 1900.\nDas ^ ehikel der socialen Mechanik ist die Anziehung. Wir selbst sind Massen, welche sich nach dem Maximum des Vergn\u00fcgens hin bewegen d. li. nach der maximalen Anziehung und dem minimalsten Widerstande. Das sociale Band hat als Basis rein mechanische Anziehungen z. B. die sexuelle. Die biologische Energie selbst kann man nicht erkennen, ebenso wie die Elektricit\u00e4t, wohl aber ihre Bezeugungen, n\u00e4mlich unsere Gef\u00fchle, Ideen und Handlungen. Sie ist eine Umwandlung der chemischen Energie in thermische, welche sich in den Geweben vollzieht und zu allen Ph\u00e4nomenen des Lebens Veranlassung giebt. Gef\u00fchle, Ideen und Handlungen geh\u00f6ren zur kinetischen Energie. Zu der potentiellen geh\u00f6rt die Nahrung. Die treibenden Kr\u00e4fte der urspr\u00fcnglichen socialen Gemeinschaften sind Hunger und Liebe. Durch Ber\u00fchrung mit der umgebenden Natur und mit anderen Gemeinschaften werden dieselben umgewandelt in \u00d6konomische, politische, juristische, moralische, \u00e4sthetische, religi\u00f6se und intellectuelle Bed\u00fcrfnisse, also Umwandlung in innere psychische Energien. Umgekehrt kann jedes Bed\u00fcrfnifs die Quelle von socialer Bewegung, d. h. von Arbeit wTerden.\nEs existirt eine Tendenz, die Intensit\u00e4t der kinetischen Energie der verschiedenen socialen Aggregate auszugleichen. Ueberall n\u00e4mlich, wo in der Gesellschaft irgendwelche Differenzen in Bezug auf die Intensit\u00e4t der V \u00fcnsche existiren, sucht sich diese Differenz auszugleichen, indem sie den Streit, die Concurrenz und die Arbeit hervorruft. Ueberall herrscht die Tendenz nach Transformation aller Unterschiede in der Intensit\u00e4t des Bed\u00fcrfnisses und der Civilisationsarbeit. Das definitive Ende dieses Processes, dieses Kampfes ist die Unbeweglichkeit.\nDie Umwandlung der socialen Energie erfolgt nur in einer Richtung, n\u00e4mlich von Aggregaten, bei denen die Intensit\u00e4t der Energie h\u00f6her ist,","page":396}],"identifier":"lit31796","issued":"1900","language":"de","pages":"395-396","startpages":"395","title":"Eugen D\u00fchren: Der Marquis de Sade und seine Zeit. Ein Beitrag zur Cultur- und Sittengeschichte des 18. Jahrhunderts. Mit besonderer Beziehung auf die Lehre von der Psychopathia sexualis. Zweite Aufl. Berlin u. Leipzig, H. Barfsdorf, 1900. 502 S","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:41.051246+00:00"}