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{"created":"2022-01-31T16:28:57.885094+00:00","id":"lit31800","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weiss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 24: 451-452","fulltext":[{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht.\n451\nvollem Umfange statistisch zu l\u00f6sen sucht ; aber auch die ganze Schw\u00e4che des statistischen Verfahrens tritt in ihr zu Tage.\nWeiss (Gr.-Lichterfelde).\nWill. S. Monroe. Individual Child Study. The Journal of Pedagogy. Syracuse N. Y. 12 (1). 1900.\nDer Verf. geht von der Thatsache aus, dafs sich f\u00fcr das Studium der Seele des Kindes zwei Wege bieten. Einerseits kann man Beobachtungen gleichzeitig an mehreren Kindern machen, deren Anzahl dazu gen\u00fcgt, dafs sie auf einander einen gewissen Einflufs aus\u00fcben k\u00f6nnen, andererseits kann das einzelne Kind beobachtet werden. Jene Seite der Kinderpsychologie wurde bisher vorwiegend betont; das Studium des einzelnen Kindes fand nur vereinzelte Vertreter. Als bedeutendste Ver\u00f6ffentlichungen in dieser Richtung werden erw\u00e4hnt : Professor Dietrich Tiedemann, Record of Infant Life. Syracuse 1890. Madame Kecker, L\u2019\u00e9ducation progressive, Paris 1835 und Preyer\u2019s Seele des Kindes. Der PREYER\u2019schen Methode folgten Mrs. Shinn \u201eKotes of the development of a Child\u201c, Berkeley 1893; Kathleen Carter Moore \u201eThe development of a Child\u201c, Kew York 1896; Dr. Theo B. Koss \u201eChild study record\u201c, State Kormal School, California Pa. 1898. Der Verf. ist Lehrer an der State Kormal School, Westfield Mass. Jede Sch\u00fclerin dieser Anstalt wird veranlafst, w\u00e4hrend der Sommerferien ein Kind von 3\u20146 Jahren zu studiren. Sie wfird zu diesem Zwecke durch Besprechung der Methoden dieses Studiums vorbereitet. Die beobachtende Dame mufs m\u00f6glichst viel mit dem Kinde spielen, ohne ihm zum Bewufstsein zu bringen, dafs es ein Gegenstand der Beobachtung ist. Eine mehrj\u00e4hrige Erfahrung hat den Kutzen dieses Verfahrens gezeigt. Als Beispiel werden die Beobachtungen von Miss Isabelle Blake angef\u00fchrt. Sie wurden angestellt an einem Knaben von normaler K\u00f6rperbeschaffenheit und normaler Gesundheit. Wir f\u00fchren die wichtigsten Ergebnisse an:\nDer Knabe konnte die Farben des Spectrums wohl unterscheiden (man legte ihm bunte Papierbl\u00e4tter vor) und dieselben mit den Farben der Gegenst\u00e4nde richtig vergleichen. Er nannte blau, roth. Legte man diese beiden Farben neben einander, so sagte er, das Blau sei wie der Himmel. Auf die Frage nach seiner Lieblingsfarbe fiel,, die Antwort verschieden aus, jedoch zeigte er sich stets erfreut beim Anblick eines gewissen, zarten Violetts. Bei Combinationen von Farben zu je zweien und dreien gab er den Combinationen mit Orange speciell mit Orange und Gr\u00fcn den Vorzug. Das musikalische Geh\u00f6r war m\u00e4fsig, dagegen marschirte er t\u00fcchtig nach dem Rhythmus des Clavierspiels.\nDie Frage der Kinder \u201eWas ist das?\u201c h\u00f6rte man bei ihm selten, oft aber \u201eWarum thust du das? und charakteristisch war f\u00fcr ihn die Frage \u201eWohin geht das?\u201c, beispielsweise beim Anblick einer Strafse, einer Th\u00fcr, oder auch der Pedale am Clavier.\nEr zeigte Vorliebe f\u00fcr Farbe und Bewegung; sein Ideal war, so grofs zu sein, um reiten und fahren zu k\u00f6nnen. Er baute gern und interessirte sich bei bunten Bildern haupts\u00e4chlich f\u00fcr die Handlungen der dargestellten Personen.\n30*","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nLi fera turberi eh t.\nSeine Begriffe von gut und b\u00f6se schienen in dem Gef\u00fchl zu bestehen, dafs er thun m\u00fcsse, was seine Mutter w\u00fcnschte.\nEr war freundlich, aber auch neidisch, gutartig beim Spielen, aber auch herrisch. Er zerst\u00f6rte z. B. absichtlich mehrmals die Kartenh\u00e4user, welche seine Schwester baute, indem er darauf trat. Getadelt, antwortete er: \u201eIch kann gehen, wo ich will.\u201c\nEr zeigte Nachahmungstrieb, sowohl indem er Handlungen, wie das Lesen Erwachsener nachahmte (er hielt einen Schachteldeckel vor das Gesicht und erz\u00e4hlte eine Geschichte), als auch indem er beim Bauen bekannte Gegenst\u00e4nde nachbildete. Hierbei schien ihm aber nicht die Absicht inne zu wohnen, bestimmte Dinge nachzubilden, sondern wurde vielmehr durch eine zuf\u00e4llige Aehnlichkeit eines seiner Bauwerke mit einem ihm bekannten Object auf die Nachbildung gef\u00fchrt.\nEr zeichnete oft, nannte seine Bilder nur Tisch, Stuhl u. s. w., be-zeichnete sie nie als Menschen oder Thiere. Miss Blake hatte M\u00fche, ihn dazu zu bewegen, ein Bild seines Vaters zu malen. Er zeichnete in der Reihenfolge: Kopf, Beine (unmittelbar am Kopf), F\u00fcfse, Augen, Nase, H\u00e4nde. Wenn er Thiere zeichnen sollte, zeichnete er eine Kuh, ein Eichh\u00f6rnchen, einen L\u00f6wen. Aus den Bildern war wenig zu machen, interessant war nur das Bild des Eichh\u00f6rnchens. Der Schwanz desselben hatte einen solchen Eindruck auf ihn gemacht, dafs er dem Thiere 2\u20143 Schw\u00e4nze verlieh. Niemals liefs er Schwanz oder F\u00fcfse bei den Thieren weg.\nAls er einen Hut mit einer Nadel zeichnen sollte, f\u00fchlte er sich sicherer. Er zeichnete nur das eine Ende der Nadel und f\u00fchrte diese nicht, wie sonst Kinder pflegen, durch den Hut hindurch.\nWeiss (Gr.-Lichterfelde).\nW. Ament. Ueber das Verh\u00e4ltnils der ebenmerklichen zu den \u00fcbermerklichen Unterschieden bei Licht- und Schallintensit\u00e4ten. (Aus dem Psychologischen Institut der Universit\u00e4t W\u00fcrzburg.) Diss. W\u00fcrzburg. Auch: Philosoph. Studien 16 (2), 135\u2014196. 1900.\nDie vorliegende Abhandlung enth\u00e4lt die Resultate einer psychophysischen Untersuchung, durch welche zum ersten Male der Versuch gemacht ist, f\u00fcr die Auffassung des Verh\u00e4ltnisses, in dem die Methode der Unterschiedsbestimmung zu der der Unterschiedsvergleichung steht, eine experimentelle Grundlage zu schaffen.\nDer Verf. leitet die Arbeit ein, indem er hervorhebt, dafs es f\u00fcr die Bedeutung ebenmerklicher Reizunterschiede nicht gleichg\u00fcltig sei, ob man diese Unterschiede unabh\u00e4ngig von den ihnen zugeh\u00f6rigen Werthen der Reizscala als gleich merkliche Empfindungsunterschiede betrachte, oder ob man sie s\u00e4mmtlich als merklich gleiche ansehe, und sie somit \u201emit anderen gr\u00f6fseren, \u00fcbermerklichen und unmittelbar als gleich empfundenen Unterschieden auf eine Stufe\u201c stelle. Er f\u00fchrt aus, dafs diese beiden Fragen bei den bisherigen Untersuchungen irrth\u00fcmlich in eine einzige zusammengezogen wurden und das Problem seit Fechner in der einfacheren Form bestimmt ward: \u201eSind zwei gleichmerkliche bezw. merklich gleiche Empfindungsunterschiede auch als gleich grofs aufzufassen?\u201c Er zeigt","page":452}],"identifier":"lit31800","issued":"1900","language":"de","pages":"451-452","startpages":"451","title":"Will S. Monroe: Individual Child Study. The Journal of Pedagogy. Syracuse N. Y. 12(1). 1900","type":"Journal Article","volume":"24"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:57.885100+00:00"}