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{"created":"2022-01-31T16:22:35.844888+00:00","id":"lit31816","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 154-155","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturbericht.\nA. Cramer. Gerichtliche Psychiatrie. Ein Leitfaden f\u00fcr Mediclner and Juristen.\nZweite mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des B\u00fcrgerlichen Gesetzbuch! f\u00fcr das Deutsche Reich vermehrte und verbesserte Auflage. Jena, Gustav Fischer, 1900. 301 S.\nDafs die g\u00fcnstige Prognose, die dem CRAMER'schen Leitfaden bei dem Erscheinen der ersten Auflage gestellt wurde, durchaus berechtigt war, ergiebt sich schon aus dem Umstand, dafs ihr die zweite Auflage bereits jetzt, nach etwa 21/a Jahren, gefolgt ist.\nDie neue Auflage ber\u00fccksichtigt naturgem\u00e4fs in besonderer Weise das B\u00fcrgerliche Gesetzbuch und er\u00f6rtert weiterhin des genaueren neue oder strittige, in letzter Zeit wieder lebhafter discutirte Fragen wie die der geminderten Zurechnungsf\u00e4higkeit. Auch der specielle Theil weist mannigfache Ver\u00e4nderungen und Verbesserungen auf.\nBei der klaren, \u00fcbersichtlichen Darstellung und bei der zweckm\u00e4\u00dfigen Verwerthung reicher eigener Erfahrung wird sich Cramer\u2019s Leitfaden zweifellos auch in dieser ver\u00e4nderten Form als ein brauchbarer, empfehlens-werther Rathgeber bew\u00e4hren.\tErnst Sch\u00fcltze (Andernach).\nWilhelm Weygandt. lieber die Hischzust\u00e4nde des manisch* depressiven ine* seins. Ein Beitrag zur klinischen Psychiatrie mit vier Abbildungen und einer lithographischen Tafel. M\u00fcnchen, J. F. Lehmann, 1899.\t63 S.\nMk. 2.\u2014.\nSchon seit langer Zeit werden sowohl f\u00fcr die Manie wie die Melancholie ganz bestimmte St\u00f6rungen auf affectivem, associativem wie psychomotorischem Gebiete als charakteristische Zeichen angesprochen. Bei der Manie handelt es sich n\u00e4mlich um gehobene Stimmung, Ideenflucht, psychomotorische Erregung, bei der Melancholie aber, dem Spiegelbilde der erstgenannten Krankheit, um deprimirte Stimmung, Denkhemmung, psychomotorische Hemmung.\nDiese drei Gruppen von St\u00f6rungen erfreuen sich einer ziemlich weitgehenden Selbst\u00e4ndigkeit, sind in gewissem Grade von einander unabh\u00e4ngig und k\u00f6nnen in ihrer Intensit\u00e4t sowohl wie Qualit\u00e4t einem gro\u00dfen Wechsel unterliegen. So kommt es, dafs man in einem manischen Anfalle des circul\u00e4ren oder manisch-depressiven Irreseins St\u00f6rungen findet, die dem Krankheitsbilde der Melancholie angeh\u00f6ren und umgekehrt. Solche aus den Kardinalsymptomen entgegengesetzter Phasen zusammengesetzte Mischzust\u00e4nde k\u00f6nnen nicht nur vor\u00fcbergehend auftreten, sondern f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit das Krankheitsbild beherrschen, ja geradezu einen Anfall de\u00ab circul\u00e4ren Irreseins ersetzen oder wenigstens in seiner l\u00e4ngsten Zeit Ausfallen. Es kommen alle m\u00f6glichen Combinationen vor. Am meisten Interesse aber wegen der H\u00e4ufigkeit des Vorkommens, der l\u00e4ngeren Dauer und der Leichtigkeit der Verkennung beanspruchen der manische Stupor (charakterisirt durch heiteren Affect, psychomotorische Hemmung, Denkerschwerung), die agitirte Depression (depressiver Affect, Ideenflucht, psychomotorische Erregung) und die unproductive Manie (heiterer Affect, Denkhemmung, psychomotorische Erregung).","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n155\nW. belegt seine Ausf\u00fchrungen durch pr\u00e4gnante Krankengeschichten und schliefst differentialdiagnostische Er\u00f6rterungen an. Er betont des \u00f6fteren nnd mit Recht in seiner lesenswerthen klinischen Studie, dafs diese auch einen nicht zu untersch\u00e4tzenden praktischen Zweck habe, weil sie dem Arzte eine sichere Prognostik erm\u00f6gliche.\nErnst Sch\u00fcltze (Andernach).\nB. von Krafft-Ebing. Die zweifelhaften Geisteszust\u00e4nde vor dem Gtvilrichter des Deutschen Reiches nach Einf\u00fchrung des B\u00fcrgerlichen Gesetzbuchs.\nZweite Auflage. Separatabdruck aus des Verf.\u2019s Lehrbuch der gerichtlichen Psychopathologie. Dritte Auflage. 2. Ausgabe. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1900. 36 8.\nEine klare und \u00fcbersichtliche Darstellung aller der Gesichtspunkte die bei der Beurtheilung von civilrechtlichen Streitf\u00e4llen demn\u00e4chst, wenn das B\u00fcrgerliche Gesetzbuch in Kraft getreten sein wird, f\u00fcr den Richter sowohl wie f\u00fcr den sachverst\u00e4ndigen Arzt von Belang sein werden.\nErnst Sch\u00fcltze (Andernach).\nOttokar Lorenz. Lehrbuch der gesammten wissenschaftlichen Genealogie. Stammbaum und Ahnentafel in ihrer geschichtlichen, sociologischen und naturwissenschaftlichen Bedeutung. Berlin, Verlag von M. Hertz, 1898. 489 S.\nWenn ein Buch, das anscheinend abseits vom Wege gelegen, mehr durch Zufall in unsere H\u00e4nde kommt, dann zu einer Quelle der Anregung nnd des Genusses wird, so sind wir diesem Zufall dankbar. Auf gleiche Dankbarkeit glaube ich rechnen zu d\u00fcrfen, wenn ich diesmal die Rolle des Znfallee \u00fcbernehme, und den Leser mit dem vorliegenden Buche bekannt mache. Denn das Lehrbuch verdient in der That, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Bisher hatte die Geschichtswissenschaft von der Lehre von der Vererbung erworbener Eigenschaften wenig Notiz genommen, und dafs Lorenz diese Frage als Erster nicht nur aufgeworfen, sondern in einer Reihe von gr\u00fcndlichen Untersuchungen die technischen Grundlagen gelegt hat, auf denen eine L\u00f6sung des Probl\u00e8mes allein m\u00f6glich erscheint, das m\u00fcssen wir ihm zum Verdienste anrechnen.\nIndem er die Beziehungen der Genealogie mit den anderen Wissen sch\u00e4ften und insbesondere mit den Naturwissenschaften behandelt, er\u00f6ffnet er nach allen Richtungen hin unverhoffte Ausblicke und neue Bahnen, nnd wenn er sich auch vorsichtig innerhalb der Grenzen seiner engeren Wissenschaft zu halten sucht, so liefert er doch allen anderen Wissenschaften ein massenhaftes Material zu neuen Arbeiten, und gar manches, das mehr oder weniger als feststehend galt, werden wir auf Grund seiner Ausf\u00fchrungen einer neuen Pr\u00fcfung und wahrscheinlich auch einer neuen Bewerthung unterziehen m\u00fcssen. Dies gilt vor Allem von der Lehre von der Erblichkeit, nnd wenn er weiter nichts gethan h\u00e4tte, als dafs er dem Gespenste der erblichen Uebertragung geistiger St\u00f6rungen einen t\u00fcchtigen \u00dftofs versetzt, so w\u00fcrde das allein schon ein grofses Verdienst bedeuten.","page":155}],"identifier":"lit31816","issued":"1900","language":"de","pages":"154-155","startpages":"154","title":"Wilhelm Weygandt: Ueber die Mischzust\u00e4nde des manisch-depressiven Irreseins. Ein Beitrag zur klinischen Psychiatrie. M\u00fcnchen, J. F. Lehmann, 1899. 63 S","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:35.844894+00:00"}