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{"created":"2022-01-31T16:22:22.111678+00:00","id":"lit31822","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Rehmke, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 216-217","fulltext":[{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nAdolf Lasson. Dar Leib. Philos. Vortr\u00e4ge, hrsg. v. d. Ph\u00fcos.-Oes. in Berlin, 3. Folge, (6). 88 8. 1898.\nDie Frage nach dem Verh\u00e4ltnis von Leib und Seele sucht der Verf. mit Aristotelischer und Hegelscher Metaphysik zu l\u00f6sen. \u201eDer Geist ist es, der sich die Materie setzt als das Material seiner Offenbarung, er ist es, der uns in der Materie und ihren Bewegungen, in dem Leibe, der Seele und dem Selbst entgegentritt, auf immer h\u00f6heren Stufen sich entfaltend.\u201c \u201eDer Leib ist kein Ding, sondern ein Vorgang, ein Geschehen unter der Herrschaft, der Form des Zweckes.\u201c \u201eDer Dienst der Form und des Zweckes ist der Materie eingeboren, der Unterschied zwischen organischer und unorganischer Materie ist ein relativer, fliefsender ; in der organischen Leiblichkeit findet sich der Trieb zu continuirlich aufsteigender Innerlichkeit, die auf der h\u00f6chsten Stufe der Organisirtheit zur Erscheinung des Selbstes f\u00fchrt.\u201c \u201eLeib und Seele sind nicht von Wesen verschieden, hier mag also wirklich so etwas wie eine Identit\u00e4t bei verschiedener Erscheinungsweise gelten, nur mufs man ^solche Identit\u00e4t recht verstehen; sie bedeutet nicht eine Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der beiden, denn die Seele ist das Wesen und der Leib die Erscheinung des Wesens.\u201c \u201eDer Menschenseele als der Entelechie des Leibes wird man aufser dem pflanzlichen und tierischen Leben die feineren Bewegungen der Gliedmaafsen ebenso zuertheilen wie die feinere Ausbildung der Sinnesempfindung.\u201c Von diesem beseelten Leibe oder verleiblichten Seele unterscheidet der Verf. das \u201eSelbst\u201c des Menschen oder das \u201eIch-Wesen\u201c, das \u201emit klarem Bewufstsein sich seinen Zweck setzt\u201c und von der \u201eSeele\u201c als ein \u201eNeues\u201c zu unterscheiden ist; es ist das \u201egeistige\u201c Wesen des Menschen, das zwecksetzende Bewufstsein. \u201eDas Selbst ist noch kein Ich; kein Selbst ohne Leib; Ich bin ein Mensch, d. h. ich bin ein mit einem Leibe verbundenes Selbst, der Leib ist eben der Leib dieses Selbstes und k\u00f6nnte ohne diese seine Beziehung auf sein eigenes Selbst auch nicht mehr ein Leib heifsen. In Wahrheit aber wird das Selbst ebenso wie der Leib an einem Dritten gefunden und dieses Dritte ist eben der Mensch, Ich.\u201c \u201eEs mufs nicht heifsen: Ich habe einen Leib \u2014 sondern ich bin ein Leib, und ebenso: Ich bin ein Selbst.\u201c \u201eDer Leib geh\u00f6rt ebenso gut und mit gleicher Noth Wendigkeit mir an, wie die Innerlichkeit (das Selbst); aber die beiden sind auch nicht blos zwei Ansichten finer","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n217\nand derselben Sache, das w\u00fcrde sich mit ihrer v\u00f6lligen Verschiedenheit gar nicht vertragen. Es ist auch nicht ein und dasselbe Wesen in zwei verschiedenen Beziehungen genommen, wie einer Vater sein kann in der einen Beziehung und Sohn in der anderen, sondern Leib und Selbst wirken zusammen als zwei an und f\u00fcr sich verschiedene (Wesen) mit verschiedener Beschaffenheit und verschiedener Wirkungsweise und erst in ihrem Zu* sammenwirken ergiebt sich meine menschliche Bestimmtheit.\u201c \u201eZwischen dem Selbst und dem Leibe findet eine Wechselwirkung statt.\u201c \u201eNicht um das Verh\u00e4ltnifs von Leib und Seele also handelt es sich eigentlich, dieses ist gar nicht fraglich, es versteht sich vielmehr von selber. Das Verh\u00e4ltnis des Menschen zu seinem Leibe, das ist die Frage, also wird insbesondere das Verh\u00e4ltnis des Selbstes und Geistes als der beiden oberen Momente des Menschenwesens zum Leibe und zu der Seele als den beiden niederen Momenten zu er\u00f6rtern sein.\u201c Leib und Selbst, entwickelt der Verf. dann weiter, sind gegenseitig von einander abh\u00e4ngig, indem sie \u201eim Verh\u00e4ltnifs der Wechselwirkung stehen\u201c; diese Wechselwirkung sei freilich nicht zu verstehen, wenn Leib und Selbst im Verh\u00e4ltnifs einer \u201eheterogenen Causalit\u00e4t\u201c st\u00e4nden. Die Schwierigkeit, die in der Frage der Wechselwirkung von Leib und Selbst auftritt, werde aber gehoben durch die Annahme, \u201edafs das Seiende Geist und alle Erscheinung Geistes-erscheinung\u201c sei, der Leib ebensowohl wie das Selbst des Menschen. \u201e0hn6 Geist giebt es keinen Leib\u201c ebenso, wie ohne Geist kein Selbst; \u201eein dauernder, unverg\u00e4nglicher Gewinn ist die unverlierbare grofse Erkenntnis, dafs das ganze Gewebe der inneren und \u00e4ufseren Welt innerliche durchdrungen ist von den dem Geiste eingeborenen Formen seiner Th\u00e4tig-keit\u201c. So erscheinen dem Verf. Leib und Selbst nicht als zwei heterogene Gr\u00f6fsen, so dafs sie demnach wohl als in Wechselwirkung zu einander stehend begriffen werden k\u00f6nnten.\nJ. Kkbmxk (Greifswald).\nL. Hoobwbo. Heber die Messung und die physiologische Wirkung des f&radi-SChen Stromes. Zeitschr. f. Elektrotherapie und \u00e4rztliche Elektrotechnik (3), 97\u2014102. 1899.\nEin absolutes Faradometer ist schon seit langer Zeit ein Wunsch derer, die sich mit Elektrodiagnostik und Elektrotherapie befassen. Hoob-weg hat nun ein Instrument construirt, um die St\u00e4rke des Inductions-stroms nach Zehntel von Milliamp\u00e8re direct abzulesen. Es wird in der vorliegenden Abhandlung kurz geschildert. Es ist ein ziemlich com-plicirter Apparat, kostet 180 Mk., bedarf einer fixen Aufstellung, ist darum f\u00fcr die gew\u00f6hnliche Praxis nicht geeignet, wohl aber f\u00fcr Krankenh\u00e4user, elektrische Heilanstalten und f\u00fcr die Speclalpraxis des Neurologen. Eine genaue Schilderung des Instruments findet sich in Hoobwkq\u2019s \u201eElektrotechnik f\u00fcr Aerzte\u201c, Leipig, Engelmann, 1893.\nGaupp (Breslau).","page":217}],"identifier":"lit31822","issued":"1900","language":"de","pages":"216-217","startpages":"216","title":"Adolf Lasson: Der Leib. Philos. Vortr\u00e4ge, hrsg. v. d. Philos.-Ges. in Berlin, 3. Folge, (6), 88 S. 1898","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:22.111685+00:00"}