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{"created":"2022-01-31T16:23:39.644691+00:00","id":"lit31824","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 218-219","fulltext":[{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nLiteraturbericht.\nZiehen-Zandeb. Nervensystem. I.\u2014III.Abtheilung: Centralnervensystem. I. Theil : Makroskopische und mikroskopische Anatomie des R\u00fcckenmarks. Makroskopische nnd mikroskopische Anatomie des Gehirns. I. Abschnitt, von Prof. Dr. Ziehen. Jena, Gustav Fischer, 1899.\t402 S. 14 Mk. f\u00fcr\nden Einzelverkauf.\nVorliegendes Buch bildet den betreffenden Abschnitt des grofs angelegten, acht B\u00e4nde umfassenden Handbuches der Anatomie des Menschen, welches von dem bekannten Jenenser Anatomen Kabl von Babdeleben herausgegeben wird.\nIn dem Buche findet sich vollst\u00e4ndig die Anatomie des R\u00fcckenmarks. Schon der blofse Umstand, dafs ihm 341 Seiten und zudem noch von einem grofsen Format gewidmet sind, gen\u00fcgt, um die Behauptung zu st\u00fctzen, dafs wir ein gleich ausf\u00fchrliches und umfangreiches Werk \u00fcber die Anatomie des R\u00fcckenmarks kaum besitzen.\nNaturgem\u00e4fs wird zuerst die makroskopische und dann nach einer eingehenden W\u00fcrdigung der verschiedenen Methoden die mikroskopische Anatomie behandelt; bei dieser wird die Lage, Form und Structur der Elemente in den einzelnen Theilen des R\u00fcckenmarks (Wurzeln, Str\u00e4nge, graue Substanz, Commissuren, Centralcanal und substantia grisea centralis, Oberfl\u00e4che des R\u00fcckenmarks, Gliah\u00fcllen, Gliacentren, feinere Blutgef\u00e4fs-vertheilung) er\u00f6rtert. Ein besonderes und umfassendes Capitel ist dem Aufbau des R\u00fcckenmarks gewidmet, indem bei den einzelnen Bahnen deren Ursprung, Lage, Abgrenzung auf dem Querschnitt, Entwickelung, Endigung und schliefslich auch die Function beschrieben wird.\nDa der Bearbeiter Ziehen ist, dem wir schon manche werthvolle Studie \u00fcber die vergleichende Anatomie des Centralnervensystems verdanken, so erscheint es begreiflich, dafs auch diese eingehender ber\u00fccksichtigt wird. Der Verf. hat sich \u00fcberhaupt nicht damit begn\u00fcgt, die ungeheure Literatur zu sichten und geschickt zu verwerthen, sondern hat noch eine Reihe von Untersuchungen eigens f\u00fcr diesen Zweck angestellt, wie beispielsweise die Bestimmung der Gesammtzahl der Nervenfasern in den einzelnen Str\u00e4ngen, die Feststellung der Gr\u00f6fse der Ganglienzellen bei den verschiedenen Thieren.\nEine Uebersicht zu geben verbietet schon die Natur des Stoffes. Es m\u00f6ge daher gen\u00fcgen, zwei Punkte hervorzuheben.\nVerf. steht durchaus auf dem Boden der Neurontheorie. \u201eDie neueren Angriffe auf die Neurontheorie entbehren der thats\u00e4chlichen Begr\u00fcndung'4 sagt er S. 232 in einer Anmerkung. Indefs, wenn man auch noch so sehr von der Richtigkeit der Neurontheorie \u00fcberzeugt ist, so wird man doch das nicht bestreiten k\u00f6nnen, dafs ihre Gegner zu gewichtige und ernste Forscher sind, als dafs man ihre Einw\u00e4nde mit diesen wenigen Worten einer Fufsnote abthun k\u00f6nnte.\nF\u00fcr die Leser dieser Zeitschri\u00df werden von besonderem Interesse sein die Ausf\u00fchrungen \u00fcber das Verhalten der Ganglienzellen, insbesondere der am meisten studirten Vorderwurzelzellen. Verf. findet es h\u00f6chst zweifelhaft, ob irgendwelche Gebilde im Protoplasma der Vorderwurzelzellen pr\u00e4-formirt erscheinen. Er ist vielmehr der Ansicht, dafs chemische Einwirkung, Absterben, H\u00e4rtung und F\u00e4rbung das homogene Bild ver\u00e4ndern;","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Li fera turberich t.\n219\nand dafe er der Verwerthung aller Ergebnisse, welche sich auf diese Aus-f\u00e4llungen beziehen, sehr skeptisch gegen\u00fcbersteht, ist somit begreiflich. Die Pr\u00e4formation der sog. Granula, der NissL-K\u00f6rper oder, wie Ziehen sie mit von Lknhoss\u00e9e nennt, Tigroidk\u00f6rper, ist ihm zweifelhaft, die Pr\u00e4formation der Fibrillen im Protoplasma wahrscheinlich. Was die Function der einzelnen Bestandteile des Zellk\u00f6rpers angeht, so sind wir nur auf Hypothesen angewiesen. Ob die Structur der Ganglienzelle auch unter physiologischen Verh\u00e4ltnissen sich \u00e4ndert, ist nicht sicher erwiesen. Experimentelle Ergebnisse sind auch nicht ohne Weiteres zu verwerten, da beispielsweise die elektrische Reizung doch etwas wesentlich Anderes ist wie die physiologische Function.\nUeber den Schlufs der vorliegenden Lieferung, der mit der Anatomie des Gehirns beginnt, soll erst mit dem Erscheinen der weiteren Lieferung berichtet werden.\tErnst Schultze (Andernach)\nA. Pichler. Zur Lehre von der Sehnervenkreuinng im Ghiasma des Menschen.\nZeitschr. f. Heilkunde 21, 1. 1900.\nIn P.\u2019s Fall wurde wegen Carcinom die Exenteration der Orbita vorgenommen, der Patient starb drei Wochen sp\u00e4ter, so dafs die beiden Opticusst\u00fcmpfe, das Chiasma und die Tractus im Zusammenhang nach Mabchi\u2019s Methode untersucht werden konnten. Wenn auch bez\u00fcglich der topographischen Einzelheiten des Faserverlaufes, die Verf. in acht Schlufs-folgerungen zusammenfafst, auf die Originalarbeit verwiesen werden mufs, so Bei hier hervorgehoben, dafs nur ein Opticus erkrankt war und in beiden Tractus degenerirte Fasern nachgewiesen wurden, also wiederum der anatomische Nachweis der nur theilweisen Kreuzung der Sehnervenfasern im Chiasma des Menschen geliefert wird.\tAbelsdorff.\nH. Obersteiner. Die Bedeutung der individuellen Verschiedenheiten im Gehirn.\nVortr\u00e4ge des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 39 (5). 34 S. Wien 1899.\nGegen\u00fcber den anderen lebenden Organismen ist der Mensch ausgezeichnet durch die gr\u00f6fsere geistige Productionskraft, die aber nicht bei allen Individuen gleich gut ausgebildet ist. Es ist daher die Frage berechtigt, ob diese Variabilit\u00e4t der individuellen psychischen Ausbildung sich in einer entsprechend verschiedenen Entwickelung und Gestaltung des Gehirns und seiner Theile kundgiebt.\nBetrachtet man die geistige Potenz als ein einheitliches Ganze, so kann uns das absolute Hirngewicht keinen Aufschlufs geben, da es von zu vielen Factoren wie K\u00f6rpergewicht, K\u00f6rperl\u00e4nge, Alter, Rasse etc. abh\u00e4ngig i\u00dft. Eine directe Parallele zwischen Gehirngewicht und Intelligenz besteht .nicht, wenngleich man auch im Allgemeinen bei geistig hochstehenden Leuten mehr schwere Gehirne vorfindet. Die Verwerthung der Hirnoberfl\u00e4che ist auch nicht einwandfrei, und ebenso wenig ist zur Zeit die Kenntnifs der inneren Bauverh\u00e4ltnisse des Gehirns (Reichthum der Associationsfasern, Beschaffenheit der Nervenfasern und Nervenzellen) im Stande, unsere Kenntnisse zu f\u00f6rdern.","page":219}],"identifier":"lit31824","issued":"1900","language":"de","pages":"218-219","startpages":"218","title":"Ziehen-Zander: Nervensystem. I.- III. Abtheilung: Centralnervensystem. 1. Theil: Makroskopische und mikroskopische Anatomie des R\u00fcckenmarks. Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Gehirns. I. Abschnitt, von Prof. Dr. Ziehen. Jena, Gustav Fischer, 1899. 402 S","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:39.644696+00:00"}