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{"created":"2022-01-31T16:24:28.654205+00:00","id":"lit31831","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 222-223","fulltext":[{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nLitera turberich t.\nAdler. Die Symptomatologie der Eleinhirnerkrankungen. Wiesbaden, Bergmann, 1899. 70 8.\nYerf. f\u00fchrt auf 70 S. ein grofses casuistisehes Material besonders aus der deutschen, franz\u00f6sischen und englischen Literatur betreffend die Symptomatologie der Kleinhirnerkrankungen vor. Nach einander bringt er die Erkrankungen des Wurmes, der Kleinhirnhemisphftren, die Folgen des totalen Kleinhirnausfalles und die Affectionen der Kleinhirnschenkel. Jedes der vier Capitel beginnt mit der Mittheilung experimenteller, von Ferrier, Luciani u. A. an Thieren gewonnener Ergebnisse, dann folgen gedr\u00e4ngte Ausz\u00fcge aus Krankengeschichten der verschiedenen Autoren nebst summarischer Angabe der anatomischen Befunde.\nAuf den letzten Seiten (S. 67\u201470) zieht Verf. aus dem Material folgende Schlussfolgerungen: Die erste Aufgabe des Kleinhirns ist das K\u00f6rpergleichgewicht aufrecht zu erhalten.\nJede Kleinhirnhemisph\u00e4re steht mit der gleichseitigen K\u00f6rpermuskulatur in Verbindung und verhindert durch verst\u00e4rkte Innervation der gleichseitigen Dreher und Neiger des Rumpfes Schwankungen und Drehneigung nach der entgegengesetzten Seite.\nDer Wurm dagegen scheint die Vor- und R\u00fcckw\u00e4rtsschwankungen auszugleichen. Bei einseitiger Kleinhimaffection ist das Fallen auf die gesunde Seite Ausfalls-, auf die kranke Reiz symptom.\nEbenso sind Zwangsbewegungen nach der gesunden Seite als Ausfallserscheinung, nach der kranken als Reizerscheinung aufzufassen.\nFerner findet sich bei einseitiger Erkrankung: conjugirte Kopf- und Augenablenkung nach der gesunden Seite.\nAls zweite Function kommt dem Kleinhirn die Regulirung der willk\u00fcrlichen Bewegung zu. Gleichzeitig mit jeder Innervation eines Muskels findet nach Mann und Hering eine Erschlaffung der Antagonisten statt. Andererseits macht sich aber bei einer Dehnung des Antagonisten dessen \u201eReflextonus\u201c geltend. Diese verschiedenen Factoren in das richtige Verh\u00e4ltnis zu setzen \u2014 die Bedingung kraftvoller, pr\u00e4ciser Bewegung \u2014 scheint die Aufgabe des Kleinhirns zu sein. Daher die bei Kleinhirnerkrankungen beobachteten Anomalien der willk\u00fcrlichen Bewegung.\nL iE p ma NN (Dalldorf).\nGrawitz. Deber den sch\u00e4digenden Einflnfs des Alkohols auf die Functionen des menschlichen KOrpers. Der Alkoholismus 1, 28\u201437. 1900.\nVerf. giebt eine kurze Beschreibung der leider noch nicht \u00fcberall bekannten und nicht genug gew\u00fcrdigten sch\u00e4dlichen Einwirkungen des Alkohols auf die verschiedenen Organe des Menschen und deren Functionen. Diese Einwirkung giebt sich nicht nur in den verschiedenartigsten Ep krankungen kund, sondern auch in einer verminderten Widerstandsf\u00e4higkeit des menschlichen Organismus gegen\u00fcber pathologischen Processen und in einer damit einhergehenden gr\u00f6fseren Sterblichkeit der Alkoholisten (cf. A. Emjunghaus, Alkoholismus und Lebensversicherung, die gleiche Z\u00e4tschrift 38\u201444).\nDie urs\u00e4chliche Beziehung zwischen Alkoholismus und Epilepsie h\u00e4tte mehr hervorgehoben zu werden verdient. Mit Recht macht Verf. darauf","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Litera t urberich t.\n223\nbesonders aufmerksam, dafs der jugendliche Organismus viel energischer auf Alkoholzufuhr reagirt als der erwachsene, und dafs das Gleiche gilt vom weiblichen Organismus im Vergleich zum m\u00e4nnlichen.\nErnst Schultze (Andernach).\nA. Smith, lieber den heutigen Stand nnserer klinischen Kenntnisse des Alkoholismns. Referat, erstattet im Auftr\u00e4ge des III. internationalen Congresses gegen den Mifsbrauch geistiger Getr\u00e4nke. Paris 1890. Der Alkoholismns 1, 45\u201468. 1900.\nDie Betrachtung des Alkoholismus vom medicinischen Standpunkte ans hat die Frage zu l\u00f6sen: Wie wirkt der Alkohol nach der physiologischen und wie nach der pathologischen Seite?\nUnsere Kenntnifs \u00fcber die physiologische Wirkung des Alkohols weist noch viele L\u00fccken auf, wenngleich die Forschung der letzten Zeit manche Ergebnisse bez\u00fcglich der Resorption des Alkohols, seiner weiteren Schicksale und seiner Einwirkung auf den Organismus zu Tage gef\u00f6rdert hat.\nDarnach l\u00e4fst sich erwarten, dafs chronischer Alkoholgebrauch eine St\u00f6rung im Haushalte des K\u00f6rpers herbeif\u00fchrt durch vermehrte Ausgaben des Herzens an Arbeit und gleichzeitig verringerte Einnahmen an Kraftquellen, durch die daraus resultirenden Folgezust\u00e4nde. Die Sch\u00e4digung des Herzens bildet den Kern der Erkrankung, bo dafs S. geradezu von einem Syndrom der Herzerweiterung sprechen m\u00f6chte. Dessen Zustandekommen Bchiebt S. auf die Einwirkung des Alkohol, nicht auf eine etwaige gleichzeitige Zufuhr einer gr\u00f6fseren Fl\u00fcssigkeitsmenge.\nDer durch den Alkoholismus ausgel\u00f6ste Symptomencomplex verl\u00e4uft verschieden, je nachdem es sich etwa um psychopathisch minderwerthige Individuen oder um das Vorhandensein einer prim\u00e4ren Insufficienz der Herzmuskulatur handelt. Dementsprechend ist auch die Behandlung verschieden, und das Gleiche gilt auch von der Prophylaxe. Diese letztere vermag umsomehr, alB gerade die Aerzte oft genug dem Alkoholismus Vorschub leisten, indem sie ihren Kranken unzweckm\u00e4fsigerweise, vielleicht Bogar noch gegen ihren Willen, Alkohol verordnen. Es ist das um so bedauerlicher, als gerade unter den sogenannten Dipsomanen sich viele h\u00f6her zu bewerthende Intelligenzen, geistige Arbeiter und K\u00fcnstlernaturen vorfinden.\tErnst Schultze (Andernach).\nKr\u00e4pelin. Revere Untersuchungen fiber die psychischen Wirkungen des Alkohols.\nM\u00fcnchener medizin. Wochenschr. (42), 1365. 1899.\nKr\u00e4pelin berichtet in der vorliegenden kleinen Abhandlung \u00fcber eine Reihe von experimentellen psychologischen Arbeiten, die zum grofsen Theil in seinem Laboratorium entstanden, theilweise schon ver\u00f6ffentlicht sind, theilweise erst zur Ver\u00f6ffentlichung kommen sollen. Es handelt sich um die Frage, wie einmalige und wiederholte Alkoholgaben auf die einzelnen psychischen F\u00e4higkeiten des Menschen einwirken. Die Methoden der Untersuchung werden kurz geschildert. Die wesentlichsten Ergebnisse dieser experimentellen Arbeiten, die Manches aufkl\u00e4ren, aber Vieles noch unerkl\u00e4rt lassen, sind: Der Alkohol sch\u00e4digt die Auffassung \u00e4ufserer Eindr\u00fccke und die Verkn\u00fcpfung von Vorstellungen. Er erleichtert vor\u00fcber-","page":223}],"identifier":"lit31831","issued":"1900","language":"de","pages":"222-223","startpages":"222","title":"Grawitz: Ueber den sch\u00e4digenden Einflu\u00df des Alkohols auf die Functionen des menschlichen K\u00f6rpers. Der Alkoholismus 1, 28-37. 1900","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:28.654211+00:00"}