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{"created":"2022-01-31T15:25:34.802070+00:00","id":"lit31839","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 226-228","fulltext":[{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nLiteraturbericht.\nhistorische Einleitung orientirt \u00fcber die bisherigen Anschauungen und Lehren und zeigt die Unsicherheit unseres Wissens auf diesem Gebiete, Ito experimentirte an Kaninchen. Er stellte zunftchst die Temperatur verschiedener K\u00f6rpertheile (Rectum, Magen, Duodenum, Schenkelmuskeln, Innenfl\u00e4che der Haut am Bauche, Leber, Herz) bei verschiedenen Kaninchen fest. Als w\u00e4rmster Ort ergab sich das Duodenum, in dem die Temperatur bei einem hungernden Thier 0,7\u00b0 h\u00f6her sein konnte als im Rectum. 80 stellte Ito eine Art von Temperaturtopographie her. Er fand ferner, daft bei Kaninchen im Verlauf vorbereitender Operationen die Temperatur erheblich sank und zwar namentlich dann, wenn das Peritoneum verletzt werden mufste; Ito f\u00fchrt diesen Temperaturabfall auf eine Reizung der sensiblen Nerven des Peritoneums zur\u00fcck. Stichverletzungen der corpora striata und ihrer Umgebung (50 Stiche an 31 Kaninchen) f\u00fchrten 32 mal zu Temperatursteigerungen. Der Verf. konnte weiterhin durch Messungen feststellen, dafs es in hohem Grade wahrscheinlich sei, \u201edaft das Duodenum resp. das benachbarte Pankreas \u2014 die vielseitigste und energischste Dr\u00fcse des K\u00f6rpers \u2014 in Folge der Anregung seitens der corpora striata, durch gesteigerte Th\u00e4tigkeit in h\u00f6herem Grade W\u00e4rme entwickelt als andere Organe des Thierleibes.\u201c Ito untersuchte die Temperatur des Kaninchens nach unblutiger functioneller Ausschaltung einzelner Gehirntheile (Injection von Paraffin in die carotis interna) und fand dabei als wichtigstes Ergebnifs, dafs die beobachtete Temperatursteigerung in Folge partieller Ausschaltung des Gehirns jedenfalls grofsentheils nicht durch Kr\u00e4mpfe verursacht werde. Er glaubt, dafs das nerv\u00f6se Hauptcentrum f\u00fcr Steigerung der W\u00e4rmebildung in den corpora striata gelegen sei. Ito formulirt die Resultate seiner experimentellen Arbeit, der 42 Versuchsprotokolle im Anhang beigegeben sind, in folgenden S\u00e4tzen:\n\u201e1. Im Kaninchen ist das Duodenum der w\u00e4rmste Ort seines K\u00f6rpers, und zwar sowohl, wenn das Thier verdaut, als auch wenn es mehrere Tage ohne Nahrung geblieben ist.\n2.\tDer Stich in das corpus striatum verursacht Hyperthermie durch nerv\u00f6se Erregung, nicht durch Aufhebung einer Hemmung.\n3.\tIm Duodenum steigt nach dem Einstiche die Temperatur schneller und zu h\u00f6herem Maximum als in irgend einer anderen K\u00f6rperstelle. Es folgen dem Duodenum in abnehmender W\u00e4rmereihe: Magen, Leber, Rectum, Herz, Oberschenkelmuskulatur, Unterhaut\n4.\tDas Hauptw\u00e4rmecentrum liegt in der Mitte des freien Randes vom corpus striatum. Von dort gehen die nerv\u00f6sen Bahnen durch die Br\u00fccke und vermuthlich auf das Gebiet des Svmpathicus \u00fcber.\n5.\tWahrscheinlich erh\u00f6ht das gereizte W\u00e4rmecentrum zun\u00e4chst die Th\u00e4tigkeit des Pankreas und vielleicht auch der Duodenaldr\u00fcsen.\u201c\n____________ Gaupp (Breslau).\nH. Griesbach. Vergleichende Untersuchungen Aber die Sinneaschirfe Blinder\nund Sehender. Pfl\u00fcqer\u2019s Archiv 74,577\u2014638 ; 75, 366\u2014429,523\u2014572. 1899.\nDie Lehre, dafs der Ausfall des h\u00f6chsten Sinnes bei den Blinden eine Zunahme der Sch\u00e4rfe aller anderen Sinne bewirke (Sinnesvicariat), ist","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"LitcraPurbericht.\n227\nio vielen Punkten l\u00e4ngst als haltlos erkannt worden, behauptet sich aber trotzdem noch vielfach in der Blindenp\u00e4dagogik. Ebenso unbegr\u00fcndet ist die Annahme von der besonders entwickelten Localisationsf\u00e4higkeit der Blinden f\u00fcr T\u00f6ne und Ger\u00e4usche. Dufotjb glaubt sogar, dafs sich wegen dieser vermeintlichen F\u00e4higkeit Blinde zu Schiffsf\u00fchrem verwenden liefsen, am bei Seenebeln die Richtung von Schallsignalen genau zu ermitteln.\nVerf. hat eine sehr gr\u00fcndliche vergleichende Untersuchung zwischen der Sinnessch\u00e4rfe Blinder und Sehender ausgef\u00fchrt und besonders darauf geachtet, dafs die Altersstufen gleichm\u00e4fsig ber\u00fccksichtigt werden und die Versuchspersonen einer Versuchsanordnung in Bezug auf Alter, Lebensverh\u00e4ltnisse und Besch\u00e4ftigung m\u00f6glichst \u00fcbereinstimmen.\nZur Pr\u00fcfung der Angaben \u00fcber die Schallrichtung wurde ein Halbkreis mit einem Radius von 50 m beschrieben. Die Versuchsperson stand im Mittelpunkt, an der Peripherie bezeichneten f\u00fcnf Stangen in regel-m\u00e4fsigen Abst\u00e4nden die Standorte des die Signale abgebenden Assistenten. Beim Ert\u00f6nen des Signales streckte die Versuchsperson den Arm nach derjenigen Richtung, aus welcher sie den Schall wahrzunehmen glaubte. Zur Pr\u00fcfung der Riechsch\u00e4rfe bediente sich der Verf. des Kautschuk-Olfacto-meters von Zwaabdbmakeb, zur Untersuchung der Tastsch\u00e4rfe des selbst-construirten Aesthesiometers. Als Grenze der H\u00f6rweite wurde diejenige Entfernung in Metern betrachtet, in welcher mindestens f\u00fcnf nach einander zugefl\u00fcsterte Zahlen noch deutlich verstanden werden konnten.\nAus den Untersuchungen \u00fcber die F\u00e4higkeit, Schallrichtungen zu be-urtheilen, ergab sich, dafs ein erheblicher Unterschied zwischen Blinden und Sehenden nicht besteht; \u201eeine kleine Differenz spricht mehr zu Gnnsten der Sehenden\". Uebrigens ist die F\u00e4higkeit zur Schalllocalisation bei Sehenden und Blinden individuell und selbst bei den gleichen Personen sehr variabel.\nDie Untersuchung des Tastsinnes ergab bei einigen Blinden betr\u00e4chtliche Vergr\u00f6fserungen der Raumschwellen an den zur Arbeit vorwiegend benutzen Fingerspitzen. Im Uebrigen bestehen zwischen der Tastsch\u00e4rfe Blinder und Sehender keine bemerkenswerthen Unterschiede. Bei Blindgeborenen ist die Tastsch\u00e4rfe bisweilen sogar geringer als bei Sehenden.\nMittelst des \u00e4sthesiometrischen Verfahrens lassen sich die Einfl\u00fcsse der Erm\u00fcdung bei Blinden deutlich feststellen. Durch Handarbeit erm\u00fcden Blinde in h\u00f6herem Maafse als durch geistige Arbeit Die nach Handarbeit ermittelten Erm\u00fcdungswerthe Blinder sind gr\u00f6fser als die unter gleichen Bedingungen gefundenen Erm\u00fcdungswerthe der gleichalterigen Sehenden. Durch geistige Arbeit erm\u00fcden Blinde und Sehende in ungef\u00e4hr gleicher Weise. Eine kleine Differenz spricht auch hier zu Gunsten der Sehenden.\nBesondere Aufmerksamkeit hat der Verf. den Trugwahmehmungen im Gebiete des Tastsinnes geschenkt. Die Zahl derselben ist bei Blinden und Sehenden sehr verschieden; die meisten fallen im Allgemeinen auf das Jugum, die wenigsten auf die Fingerkuppen. Scharfe Spitzen beg\u00fcnstigen ihr Zustandekommen. Mit wachsender Reizzahl und bei Druckzunahme steigt die Zahl der Trugwahmehmungen bei blinden und sehenden\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLiteraturberichL\nVersuchspersonen. Verf. unterscheidet zwischen physiologischen und pathologischen Trugwahrnehmungen.\nWeder in der H\u00f6rweite noch in der Riechsch\u00e4rfe liefe sich ein Unterschied zwischen Blinden und Sehenden nachweisen.\nTh. Hkllxr (Wien).\n\u00a3. Bloch. Ueber einheitliche Bezelch&ingea der etologisehei Functiouprfifhi|i-methoden und ihrer Resultate. Zc\u00fctchr. f. Ohrenhdlk. 33 (3u.4), 203\u2014223. 1898.\nVerf. weist auf die mannigfachen Mifsverstftndnisse hin, die sich aus den bisherigen Bezeichnungen der otologischen Functionsprflfungsmethoden ergeben k\u00f6nnen. Eine einheitliche Terminologie w\u00e4re dringend nothwendig, zumal die H\u00f6rprfifungsmethoden in der letzten Zeit v\u00f6llig ausgebaut worden sind. Die Vorschl\u00e4ge des Verf.'s beziehen sich jedoch vornehmlich auf die Praxis des Ohrenarztes und k\u00f6nnen daher an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden.\nBei der statischen Functionspr\u00fcfung kommen verschiedene Stellungen und active Bewegungen mit offenen und mit geschlossenen Augen in Betracht, die ohne Apparate leicht ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. F\u00fcr diese empfiehlt der Verf. einige leicht verst\u00e4ndliche Symbole, bemerkt aber, dais die statische Functionspr\u00fcfung noch ihrer methodischen Ausgestaltung harre.\tTh. Hbllbb (Wien).\nV. Urbantschitsch. I. Ueber HGrdefeete bei Taubstummen. II. Ueber die praktische Durchf\u00fchrung der methodischen HOr\u00fcbungen in Taubstummen-\nschulen. Zeitschr. f. OhrmheUk. 33 (3u. 4), 224\u2014238, 238\u2014243. 1898.\nI. Verl hat 80 Z\u00f6glinge der israelitischen Taubstummenanstalt in Wien auf ihr H\u00f6rverm\u00f6gen gepr\u00fcft und hierbei nach Ausschlu\u00df von acht ungeeigneten Versuchspersonen folgende \u00fcberraschende Resultate gewonnen :\nVon 72 Z\u00f6glingen h\u00f6rten 54 mit beiden Ohren alle T\u00f6ne der vom Verf. construirten Harmonika vom Contra-A bis zum viermal gestrichenen f. Von den \u00fcbrigen 18 F\u00e4llen h\u00f6rten drei mit einem Ohre alle T\u00f6ne, 14 erwiesen sich als partiell taub, nur e i n Z\u00f6gling war beiderseits total taub.\nWeit ung\u00fcnstiger sind die von Bezold in der M\u00fcnchener Taubstummenanstalt erhaltenen Resultate. Er fand unter 156 Geh\u00f6rorganen 48mal totale Taubheit, 108mal H\u00f6rreste, ein Geh\u00f6r f\u00fcr alle T\u00f6ne in keinem Falle.\nVerf. bezieht diese auff\u00e4lligen Verschiedenheiten haupts\u00e4chlich auf die beobachteten Pr\u00fcfungsmethoden : er benutzte seine in fr\u00fcheren Arbeiten ausf\u00fchrlich beschriebene Harmonika, Bezold die continuirliche Tonreihe. Die letztere producirt T\u00f6ne von mittlerer Intensit\u00e4t, da nach Bezold ein H\u00f6rverm\u00f6gen, das sich bei mittelstarken T\u00f6nen nicht nachweisen l\u00e4fst, keinen praktischen Werth hat. Ukbantschitsch\u2019s Harmonika bringt aufser-ordentlich kr\u00e4ftige T\u00f6ne hervor, welche die Schallst\u00e4rke der im praktischen Leben vornehmlich in Betracht kommenden H\u00f6reindr\u00fccke bedeutend \u00fcbertreffen k\u00f6nnen. Mittels dieses Instrumentes wies Urbantschttsch in zahl-","page":228}],"identifier":"lit31839","issued":"1900","language":"de","pages":"226-228","startpages":"226","title":"H. Griesbach: Vergleichende Untersuchungen \u00fcber die sinnessch\u00e4rfe Blinder und Sehender. Pfl\u00fcger's Archiv 74, 577-638; 75, 365-429, 523-572. 1899","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:25:34.802075+00:00"}