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{"created":"2022-01-31T16:22:08.493343+00:00","id":"lit31845","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Maljarewski, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 232-233","fulltext":[{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nLiteraturbericht.\nVerf. geht zum Schlafs noch darauf ein, wie im Gegensatz zu seinen negativen Resultaten die \u00dcberraschend g\u00fcnstigen Resultate Gbtbsbach\u2019s und Wagner\u2019s zu erkl\u00e4ren sind. Zun\u00e4chst meint Verf., dafs beide Untersucher die Schwellen mit viel zu wenig Sorgfalt bestimmt haben, als dafs sie Anspruch auf Zuverl\u00e4ssigkeit machen k\u00f6nnten. W\u00e4hrend Verf. zu jeder einzelnen Schwellenbestimmung ca. 3 Minuten brauchte, hat Griesbach in 10 Minuten gegen 15, Wagner 6 \u201410 Schwellen bestimmt.\nFerner h\u00e4lt Verf. es nicht f\u00fcr ausgeschlossen, dafs auf das Anwachsen der Schwellen w\u00e4hrend der Schulstunden noch andere Factoren als die Erm\u00fcdung von Einflufs sind ; wie die Ver\u00e4nderung der Temperatur, der Blut-circulation u. s. w. So macht er besonders darauf aufmerksam, dafs das Anwachsen der Schwellen bei den Versuchen Dr. Wagner\u2019s sich im Wesentr liehen auf die erste Schulstunde beschr\u00e4nkte. Er will dies auf den Temperaturwechsel und die dadurch ver\u00e4nderte Blutcirculation zur\u00fcckf\u00fchren, die durch den Uebergang der Schulkinder aus der kalten Winterluft in das geheizte Schulzimmer hervorgerufen werden. Bei seinen Versuchen kam dieser Umstand nicht in Betracht, da die Sch\u00fcler im Schulhause wohnten.\nDa nun Verf. vollst\u00e4ndig die Vorschriften Griesbach\u2019s befolgt hat, sogar noch sorgf\u00e4ltiger verfahren ist, als dieser verlangt, und trotzdem bei sicher constatirter Erm\u00fcdung negative Resultate erhalten hat, so glaubt er sich zu dem Schl\u00fcsse berechtigt, dafs \u2014 m\u00f6gen auch seine negativen Resultate zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, worauf sie wollen \u2014 die Methode Griesbach\u2019b zur Erm\u00fcdungsmessung nicht geeignet ist.\tKramer (Breslau).\nA. Gebwirt. Experimentelle Studien fiber das Ged&chtnifs bei visuell\u00bb Empfindungen, v. Rechterew\u2019s Zeitschrift der Psychiatrie etc. (8). 1899.\nGerwert stellte Versuche an, mittels deren er die Ged\u00e4chtnifsst\u00e4rke bei visuellen Empfindungen maafs ; und zwar in Bezug auf Zeit und Uebergang von Erregungen geringer zu gr\u00f6fserer Intensit\u00e4t.\nDazu gebrauchte er einen Apparat nach dem Typus von \u201eRumfort\u2019s Photometer\u201c. Als Object der Wahrnehmung diente ihm der Schatten einer metallenen Stange ; dieser fiel auf das weifse Feld der R\u00fcckseite eines von allen Seiten geschlossenen Kastens. Durch die Benutzung einer zwei-v\u00f6ltigen elektrischen Lampe, die im Kasten sich befindet und die hintere Wand von innen beleuchtet, kann man die Schatten verst\u00e4rken und abschw\u00e4chen.\nUntersucht wurden f\u00fcnf Personen mit Pausen von 2\"\u2014 30\" und 1'\u201415\u2019. Die Betreffenden sollten den ersten Schatten wahrnehmen, und mit dem zweiten (n\u00e4chsten) nach der PauBe vergleichen.\nDas Resultat war folgendes:\n1.\tDas Erinnerungsbild der visuellen Wahrnehmungen ver\u00e4ndert sich erst nach den ersten drei Minuten, ist viel schw\u00e4cher nach f\u00fcnf Minuten und verschwindet vollst\u00e4ndig nach zehn Minuten.\n2.\tAm meisten richtige Antworten wurden nach 15\"\u201420\" gegeben.\n3.\tBei Uebergang von den Erregungen geringerer zu denen st\u00e4rkerer Intensit\u00e4t war die Zahl der richtigen Antworten gr\u00f6fser, als vice versa.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n283\nAehnliche Ergebnisse (wie unter 3.) erhielten fr\u00fcher Prof. Tschisch1, bei Untersuchung von Geh\u00f6rswahrnehmungen, sowie neuerdings Dr. Schu-kowsky* * bei passiven Bewegungen.\nM. Maljabewbxy (St. Petersburg).\nSigmuxd Fkeud. lieber Deckerinnerungen. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie 6, 215\u2014230. 1899.\nEs ist schwer, ja unm\u00f6glich, diese Abhandlung kurz zu referiren. Denn sie kann \u00fcberhaupt nur verstanden werden, wenn man sie Wort f\u00fcr Wort s tu dirt, den darin enthaltenen Dialog gewissermaafsen noch weiter analysirt, als es der Verf. bereits thut. Fkbud hat bekanntlich den Verglich gemacht, f\u00fcr die Entstehung mancher Formen functioneller Nervenleiden sexuelle Erlebnisse der Kindheit verantwortlich zu machen. Er ist bei der psychoanalytischen Behandlung solcher Kranker (z. B. Hysterischer) auf die Beobachtung gestofsen, dafs manchen Personen Bruchst\u00fccke von Erinnerungen aus den ersten Kinderjahren im Gedftchtnifs bleiben, welche allt\u00e4gliche und anscheinend gleichg\u00fcltige Dinge zum Inhalt haben, die auch beim Erleben auf das Kind keine starke Affectwirkung entfalten konnten. Er glaubt nun nachweisen zu k\u00f6nnen, dafs diese Gleichg\u00fcltigkeit des erinnerten Inhalts doch nur eine scheinbare ist, d. h. dafs dieser Inhalt nur einen Torso eines Erlebnisses darstellt, das als Ganzes bedeutungsvoll war. Die weggelassenen Elemente des Erlebnisses seien eben die wichtigen \u25a0gewesen. Warum werden aber sie weggelassen? Fbeud sagt: \u201eZwei psychische Kr\u00e4fte sind an dem Zustandekommen dieser Erinnerungen be-theiligt, von denen die eine die Wichtigkeit des Erlebnisses zum Motiv nimmt, es erinnern zu wollen, die andere aber \u2014 ein Widerstand \u2014 dieser Auszeichnung widerstrebt. Die beiden entgegengesetzt wirkenden Kr\u00e4fte heben einander nicht auf; es kommt nicht dazu, dafs das eine Motiv das andere \u2014 mit oder ohne Einbufse \u2014 \u00fcberw\u00e4ltigt, sondern es kommt eine Compromifswirkung zu Stande, etwa analog der Bildung einer Besultirenden\nim Kr\u00e4fteparallelogramm........\u201c \u201eDer Erfolg des Conflictes ist also der,\ndafs anstatt des urspr\u00fcnglich berechtigten ein anderes Erinnerungsbild zu Stande kommt, welches gegen das erstere um ein St\u00fcck in der Association verschoben ist.\u201c Also aus Conflict, Verdr\u00e4ngung, Ersetzung unter Compromifs-bildung resultirt dann der Effect, dafs von einem Erlebnifs der Kindheit nicht die wichtigsten Elemente, sondern begleitende Umst\u00e4nde sp\u00e4ter erinnert werden. Unter \u201eDeckerinnerung\u201c wird also eine solche verstanden, \u201edie ihren Ged\u00e4chtniswerth nicht dem eigenen Inhalt, sondern dessen Beziehung zu einem anderen unterdr\u00fcckten Inhalt verdankt.\u201c Was damit gemeint ist, sucht Fbeud durch ausf\u00fchrliche Mittheilung eines Dialogs zwischen sich und einem Patienten klarzumachen. Wer diesen Dialog \u2014 sein Inhalt ist einer\n1 Tschisch. Experimentelle Studien \u00fcber das Ged\u00e4chtnifs von Geh\u00f6rswahrnehmung. v. Bechtkbew\u2019s Zeitschrift d. Psychiatrie etc. (1). St. Petersburg 1896.\n* Schukowsky. Experimentelle Studien \u00fcber das Ged\u00e4chtnifs von passiven Bewegungen, v. Bechtbbbw\u2019s Zeitschrift d. Psychiatrie (6). St. Petersburg 1899.","page":233}],"identifier":"lit31845","issued":"1900","language":"de","pages":"232-233","startpages":"232","title":"A. Gerwert: Experimentelle Studien \u00fcber das Ged\u00e4chtni\u00df bei visuellen Empfindungen. v. Bechterew's Zeitschrift der Psychiatrie etc. (8). 1899","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:08.493349+00:00"}