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{"created":"2022-01-31T16:24:57.557270+00:00","id":"lit31850","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 236-238","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLiteraturberich t.\nDa die M\u00f6glichkeit eines Wirkens der Seele zagegeben werden mais, so ist die psychologische Betrachtung gen\u00f6thigt, auf die Unterscheidung zwischen mittelbarer und unmittelbarer Wirkung der Seele einzugehen. Bezeichnet \u201eHandlung\u201c die Ver\u00e4nderung, die als Wirkung auftritt, so giebt es nur eine Art von Handlungen, die als unmittelbare Wirkungen hingestellt werden k\u00f6nnen, n\u00e4mlich die Wirkungen der Seele im Gehirn. Die Gehimver\u00e4nderungen sind nun unbewusste Handlungen. Bewulstes und unbewufstes Handeln deckt sich nicht immer mit bewufster und unbewusster Handlung. Die Seele kann sich ihres Handelns nicht bewufst sein, w\u00e4hrend -sie sich doch der Ver\u00e4nderung, welche als die Wirkung der handelnden Seele auftritt, bewuSst ist. Bewulstes Handeln und bewuSste Handlung liegt bei den sogenannten willk\u00fcrlichen Leibesbewegungen vor. \u201eWillk\u00fcrliche Handlung\u201c heifst die Wirkung der Seele, die vorher schon von der wollenden Seele vorgestellt, deren WillenBinhalt oder Zweck also schon vorher gewesen ist. Als \u201ewillk\u00fcrliches Handeln\u201c ist jenes zu bezeichnen, welches seinen Grund in der Wollen genannten Bewufstseinsbestimmtheit hat. Das unbewufste Handeln ist unwillk\u00fcrliches Handeln, und die be-wufste Handlung, die zu dem unbewufsten Handeln geh\u00f6rt, ist eine unwillk\u00fcrliche Handlung. Es giebt also bewufste willk\u00fcrliche und bewufete unwillk\u00fcrliche Handlungen. Ebenso sind auseinanderzuhalten das bewufste willk\u00fcrliche und das bewufste unwillk\u00fcrliche Handeln der Seele; letzteres ist das \u201etriebm\u00e4fsige Handeln\u201c.\nDer Verf. er\u00f6rtert sodann eingehend die Begriffe \u201eWillenshandlung\u201c und \u201eTriebhandlung\u201c und zeigt, dafs unter \u201eTrieb\u201c das Zusammen von gegenst\u00e4ndlicher und zust\u00e4ndlicher Bewufstseinsbestimmtheit, verbunden mit einer von ihnen erst hervorgerufenen bestimmten Empfindung (Muskelempfindung), zu verstehen sei.\nDem Aufsatze sind zwei Tafeln beigegeben, auf welchen das Handeln bezw. die Handlungen der Seele schematisch dargestellt sind.\n____________ Saxinoeb (Linz).\nWind scheid. Pathologie u\u00bbd Therapie der Erkrankungen des peripherisch\u00ab! VervensySterns. Leipzig, Naumann, 1899. 244 S.\nAuf das kleine Compendium sei nur kurz hingewiesen, um es allen Denen zu empfehlen, die sich rasch \u00fcber eine in das genannte Capitol geh\u00f6rende Frage orientiren wollen. Das kleine Buch enth\u00e4lt kurz gedr\u00e4ngt anscheinend Alles, was sich \u00fcber das grofse Gebiet der Erkrankungen der peripheren Nerven sagen l\u00e4fst, allerdings ohne auf Literatur und theoretische Auseinandersetzungen n\u00e4her einzugehen.\tUmpfenbach.\nvon Schbenck-Notzino. Psychotherapie (Suggestion, Snggestivtherapie). Eolbh* bubo Real-Encyclop\u00e4die der gemmmten Heilkunde 19, 532\u2014674. 3. Aufl. 1898.\nEine systematische Physiologie der psychogenen k\u00f6rperlichen Erscheinungen, die der Psychotherapie als Grundlage dienen k\u00f6nnte, giebt es bis heute noch nicht; was uns aber dar\u00fcber bekannt ist, inwiefern Vorstellungen, Gem\u00fcthsbewegungen und Willensacte motorische, vasomotorische, secretorische, trophische Functionen, sei es nun hemmend oder f\u00f6rdernd . beeinflussen k\u00f6nnen, das f\u00fchrt Verf. kurz an.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\n237\nDa zur Therapie im weitesten Sinne des Wortes auch die Verh\u00fctung geh\u00f6rt, so mufs auch hier die Prophylaxe er\u00f6rtert werden. Die meiste Beachtung verdient die erbliche Belastung. Neben ihr verdienen eine W\u00fcrdigung die schon in den ersten Lebensjahren beginnende richtige Behandlung neuropathischer Kinder, die Bek\u00e4mpfung vorzeitiger oder anomaler Erregungen des Sexuallebens, eine verst\u00e4ndige Erziehung mit Vermeidung jeder einseitigen Inanspruchnahme des Ged\u00e4chtnisses, die sch\u00e4dliche Wirksamkeit narkotischer Stoffe, insbesondere des Alkohol, eine rationelle K\u00f6rperpflege.\nDie Psychotherapie bezweckt, auf psychischem Wege den Kranken zu veranlassen, an seiner Heilung mitzuarbeiten, sei es im Sinne der Zur\u00fcok-dr\u00e4ngung der Krankheitserscheinungen, sei es durch Kr\u00e4ftigung und St\u00e4rkung der gesunden Vorstellungen und Gef\u00fchle. Man kann hierbei verschiedene Wege einschlagen.\nVerf. unterscheidet die indirect wirkenden Methoden von der directen Voretellungstherapie.\nDie erstere Methode setzt nicht das Mitwissen des Heilobjects voraus ; sie zieht die Aufmerksamkeit des Patienten vom Heilvorgange ganz ab und nimmt sie gefangen durch Nebensachen. Es wird insbesondere das Ge-mfithsleben ausgenutzt. Auf diesem Wege kann man die Therapie f\u00f6rdern durch Massage uud Gymnastik, durch medicament\u00f6se, mechanische, elektrische, mystische Mittel, durch Scheinoperationen und absichtliches Ignoriren.\nDie directe Form setzt eine active Theilnahme des Patienten voraus, und je nachdem sie sich an die Intelligenz oder an das Gem\u00fcthsleben wendet, spricht man von motivirenden oder affectiv wirksamen Methoden. Die k\u00fcnstliche Steigerung des Gem\u00fcthslebens stellt die wirksamere Methode dar und erweist sich oft da als heilsam, wo die blofse Vorstellung nicht gen\u00fcgt\nDie wirksamste Methode der Psychotherapie ist aber die Suggestion; sie bedeutet nach Verf.: \u201eEinschr\u00e4nkung der Associationsth\u00e4tigkeit auf bestimmte Bewufstseinsinhalte (Vorstellungen, Gef\u00fchle, Strebungen) lediglich durch Inanspruchnahme der Erinnerung und Phantasie in der Weise, dafs derEinflufs entgegen wirkender Vorstellungen abgeschw\u00e4cht oder aufgehoben wird, woraus sich eine Intensit\u00e4tssteigerung der suggerirten Vorstellung (d. h. eine Vermehrung der Vorstellungsenergie) \u00fcber die Norm ergiebt.\u201c\nJe nach den Ursachen, die die Suggestionen ausl\u00f6sen, kann man unterscheiden : Auto-, Personal- und Objectsuggestionen. Es werden die Hauptpunkte der psycho-phy Biologisch en Therapie von Oscar Vogt erw\u00e4hnt.\nZu den suggestiven Erscheinungen geh\u00f6rt auch die Hypnose. Man kann hier mit Bernhetm unterscheiden die HypnoBe ohne Schlaf (die Wachsuggestion), die Hypnose mit wirklichem Schlafe und die Hypnose mit der Einbildung geschlafen zu haben. Verf. giebt eine Beschreibung der von ihm angewandten Technik und betont mit Recht, dafs es so viele Methoden der Hypnotisirung wie Hypnotisirende giebt, und dafs die Qualit\u00e4t der letzteren von entscheidender Bedeutung f\u00fcr den Ausfall des Erfolges der hypnotischen Proceduren ist. Nach einer Besprechung der Hypnotisirbar-keit schildert Verf. die mit der Hypnose verbundenen Unannehmlichkeiten","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLiteraturbericht\nund Gefahren sowie deren Verh\u00fctung und giebt eine Reihe praktischer und beachtenswerter Winke.\nEine reichhaltige Uebersicht \u00fcber die bisherigen Erfahrungen der psychischen und suggestiven Behandlung einzelner Krankheitsformen bildet den Schlufs der das Thema ersch\u00f6pfend behandelnden Arbeit, der ein f\u00fcnf kleingedruckte Seiten umfassendes Literaturverzeichnifs beigegeben ist.\tE. Schultz\u00ae (Andernach).\nA. Grohhann. Der Schwachsinnige und seine Stellung in der Gesellschaft F\u00fcr Eltern and Lehrer. Z\u00fcrich, Ed. Rascher (Meyer & Zeller\u2019s Nachf.), 1900.\nVerf. hat durchaus recht, wenn er darauf hinweist, dafs pathologische Naturen, vor Allem schwachsinnige Menschen so oft von ihrer gesunden Umgebung falsch behandelt werden, Jenen zum Schaden, Diesen zum Leid und zum Aerger. Schuld daran ist vor Allem der v\u00f6llige Mangel psychologischer Anschauungen, die Unf\u00e4higkeit einer individualisirenden Beurteilung, das Festhalten an vorgefafsten Meinungen, denen gegen\u00fcber alle Aufkl\u00e4rungsversuche vergeblich sind.\nVerf., der durch sein Besch\u00e4ftigungsinstitut f\u00fcr Nervenkranke und mancherlei einschl\u00e4gige Arbeiten bekannte Autor, hatte zu diesen Beobachtungen mehr als mancher Andere Gelegenheit bei den Angeh\u00f6rigen der seinen Rath suchenden Patienten. Das erzeugte in ihm den Wunsch, hierin Wandel zu schaffen. Vorliegendes Schriftchen ist die erste Arbeit, die diesem Zwecke dienen soll.\nDen guten Erfahrungen, die manche Speciallehrer, manche Specialinstitute mit der Erziehung Schwachsinniger gemacht haben wollen, steht er recht skeptisch gegen\u00fcber. Er meint, man solle lieber das untersuchen, das feststellen, was f\u00fcr diese besser nicht geschehen solle. Da sie die Segnungen der Cultur nur zu ihrem eigenen oder Anderer Schaden dank ihren Eigenschaften und Neigungen mifsbrauchen, so m\u00f6ge der Schwachsinnige aus der Gesellschaft entfernt und in primitivere Lebensformen gebracht werden. Des Genaueren wird das Verh\u00e4ltnis der moralischen und der intellectuellen Defecte besprochen, sowie die durch dessen Schwankungen bedingte Verschiedenartigkeit der Naturen. Der Schwachsinnige hat nicht ein bescheideneres Quantum dessen, was der Vollsinnige bekommt, n\u00f6thig, sondern etwas qualitativ Anderes. Nicht zu untersch\u00e4tzen ist bei seiner Erziehung der Einflufs der Musik und Religion. Es wird kurz er\u00f6rtert, wie G. sich die Erziehung der verschiedenen Gruppen von Schwachsinnigen in praxi ausgef\u00fchrt denkt.\nDie Hauptsache aber ist und bleibt die Ausbreitung der Aufkl\u00e4rung \u00fcber das Wesen der Schwachsinnigen, die ihnen angemessenen Erziehungsmethoden und die ihnen zukommende Stellung im Leben. Freilich wird es noch lange dauern, ehe etwas Derartiges und Eingreifendes, wie Verf. w\u00fcnscht, f\u00fcr die Masse der Schwachsinnigen geschehen kann. Die Gleichg\u00fcltigkeit, die Gedankenlosigkeit in allen psychologischen Dingen ist zu grofs; und vor Allem werden die M\u00fctter dagegen sein, die fast aller Einsicht in der Beurtheilung der eigenen Spr\u00f6fslinge ermangeln. Mehr ver-","page":238}],"identifier":"lit31850","issued":"1900","language":"de","pages":"236-238","startpages":"236","title":"von Schrenck-Notzing. Psychotherapie (Suggestion, Suggestivtherapie). Eulenburg Real- Enzyklop\u00e4die der gesammten Heilkunde 19, 532-574. 3 Aufl. 1898","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:57.557276+00:00"}