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{"created":"2022-01-31T16:23:40.139040+00:00","id":"lit31851","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 238-239","fulltext":[{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLiteraturbericht\nund Gefahren sowie deren Verh\u00fctung und giebt eine Reihe praktischer und beachtenswerter Winke.\nEine reichhaltige Uebersicht \u00fcber die bisherigen Erfahrungen der psychischen und suggestiven Behandlung einzelner Krankheitsformen bildet den Schlufs der das Thema ersch\u00f6pfend behandelnden Arbeit, der ein f\u00fcnf kleingedruckte Seiten umfassendes Literaturverzeichnifs beigegeben ist.\tE. Schultz\u00ae (Andernach).\nA. Grohhann. Der Schwachsinnige und seine Stellung in der Gesellschaft F\u00fcr Eltern and Lehrer. Z\u00fcrich, Ed. Rascher (Meyer & Zeller\u2019s Nachf.), 1900.\nVerf. hat durchaus recht, wenn er darauf hinweist, dafs pathologische Naturen, vor Allem schwachsinnige Menschen so oft von ihrer gesunden Umgebung falsch behandelt werden, Jenen zum Schaden, Diesen zum Leid und zum Aerger. Schuld daran ist vor Allem der v\u00f6llige Mangel psychologischer Anschauungen, die Unf\u00e4higkeit einer individualisirenden Beurteilung, das Festhalten an vorgefafsten Meinungen, denen gegen\u00fcber alle Aufkl\u00e4rungsversuche vergeblich sind.\nVerf., der durch sein Besch\u00e4ftigungsinstitut f\u00fcr Nervenkranke und mancherlei einschl\u00e4gige Arbeiten bekannte Autor, hatte zu diesen Beobachtungen mehr als mancher Andere Gelegenheit bei den Angeh\u00f6rigen der seinen Rath suchenden Patienten. Das erzeugte in ihm den Wunsch, hierin Wandel zu schaffen. Vorliegendes Schriftchen ist die erste Arbeit, die diesem Zwecke dienen soll.\nDen guten Erfahrungen, die manche Speciallehrer, manche Specialinstitute mit der Erziehung Schwachsinniger gemacht haben wollen, steht er recht skeptisch gegen\u00fcber. Er meint, man solle lieber das untersuchen, das feststellen, was f\u00fcr diese besser nicht geschehen solle. Da sie die Segnungen der Cultur nur zu ihrem eigenen oder Anderer Schaden dank ihren Eigenschaften und Neigungen mifsbrauchen, so m\u00f6ge der Schwachsinnige aus der Gesellschaft entfernt und in primitivere Lebensformen gebracht werden. Des Genaueren wird das Verh\u00e4ltnis der moralischen und der intellectuellen Defecte besprochen, sowie die durch dessen Schwankungen bedingte Verschiedenartigkeit der Naturen. Der Schwachsinnige hat nicht ein bescheideneres Quantum dessen, was der Vollsinnige bekommt, n\u00f6thig, sondern etwas qualitativ Anderes. Nicht zu untersch\u00e4tzen ist bei seiner Erziehung der Einflufs der Musik und Religion. Es wird kurz er\u00f6rtert, wie G. sich die Erziehung der verschiedenen Gruppen von Schwachsinnigen in praxi ausgef\u00fchrt denkt.\nDie Hauptsache aber ist und bleibt die Ausbreitung der Aufkl\u00e4rung \u00fcber das Wesen der Schwachsinnigen, die ihnen angemessenen Erziehungsmethoden und die ihnen zukommende Stellung im Leben. Freilich wird es noch lange dauern, ehe etwas Derartiges und Eingreifendes, wie Verf. w\u00fcnscht, f\u00fcr die Masse der Schwachsinnigen geschehen kann. Die Gleichg\u00fcltigkeit, die Gedankenlosigkeit in allen psychologischen Dingen ist zu grofs; und vor Allem werden die M\u00fctter dagegen sein, die fast aller Einsicht in der Beurtheilung der eigenen Spr\u00f6fslinge ermangeln. Mehr ver-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t\n239\nspricht sich Verl, von der Einf\u00fchrung einer zwangsweisen Versorgung Schwachsinniger; bis dahin hat es aber auch noch lange Weile trotz unserer gesetzeslustigen Zeit.\nDie Schrift kann Eltern und Lehrern, die mit Schwachsinnigen zu thun haben, warm empfohlen werden. Verf. hat offenbar Gelegenheit gehabt, Vielerlei zu sehen, und dar\u00fcber erstattet er in anregender Weise Bericht; er macht viele treffende Bemerkungen, giebt gut Beobachtungen wieder und bringt das Alles in einem frischen, urw\u00fcchsigen, der Originalit\u00e4t nicht entbehrenden Tone wieder. Zum Theil mag das daran liegen, dafs Verf. nicht Fachmann im strengsten Sinne des Wortes ist, und das erkl\u00e4rt auch, dafs sich mit einzelnen seiner Anschauungen die Psychiater nicht recht einverstanden erkl\u00e4ren werden. Indefs verf\u00fcgt V. \u00fcber einen klaren, praktischen Blick, und vor Allem merkt man ihm auf jeder Seite an, er hat ein warmes Herz f\u00fcr die Schwachsinnigen. Die Eltern schwachsinniger Kinder werden schon allein durch die beiden letzten S\u00e4tze der Arbeit f\u00fcr den Verf. eingenommen werden; denn sie lauten:\nEs ist keine Ehre, gescheite, und es ist keine Schande, dumme Kinder zu haben.\nDas ist nur Gl\u00fcck oder Ungl\u00fcck. Ebnst Schtiltze (Andernaeh).\nW. Uhthoff. Beitr\u00e4ge in den Gesichtst\u00e4uschungen (H&llncinationen, Illusionen etc.) bei Erknnkungen des Sehorgans. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie 5, 241 ff. u. 370 ff. 1899.\nDie Psychiatrie nimmt bekanntlich heute an, dafs bei den Geisteskrankheiten die Sinnest\u00e4uschungen einer Ver\u00e4nderung im Gehirn ihre Entstehung verdanken, w\u00e4hrend das Sinnesorgan selbst unver\u00e4ndert ist; nur selten sollen Ver\u00e4nderungen des peripheren Organs als ausl\u00f6sende Factoren mitwirken. Auch f\u00fcr die Gesichtst\u00e4uschungen Nichtgeisteskranker gilt diese Lehre. Die meisten Erkrankungen des Sehorgans f\u00fchren niemals zu Sinnest\u00e4uschungen, und wenn solche doch einmal Vorkommen, so ist die Erkrankung des Sinnesorgans nur eine ausl\u00f6sende Ursache, w\u00e4hrend die der Hallucination zu Grund liegende k\u00f6rperliche Ver\u00e4nderung auch in solchen F\u00e4llen im Grofshirn zu suchen ist. Uhthoff hat nun in der vorliegenden Abhandlung einen werthvollen Beitrag zu der Kategorie von Fallen gebracht, bei welchen Erkrankungen des Sinnesorgans Gesichtst\u00e4uschungen ausl\u00f6sten. Er giebt sieben Krankengeschichten. In drei F\u00e4llen handelt es sich um das Auftreten von Gesichtst\u00e4uschungen bei peripherer intraocularer Erkrankung des Auges und entoptischer Wahrnehmbarkeit der dadurch gesetzten Sehst\u00f6rungen. (Chorioiditis centralis, Anophthalmus ex enucleatione und sympathische Ophthalmie mit Tr\u00fcbung der brechenden Medien.) Der zweite dieser F\u00e4lle zeigt deutlich den Ueber-gang von Illusionen (Deutung der Glask\u00f6rpertr\u00fcbungen als V\u00f6gel) in Hallu-cinationen. Fall 4 schildert die Entstehung von Visionen bei hochgradiger 8ehst\u00f6rung in Folge von neuritischer Sehnervenatrophie mit Erhaltung von nur kleinen excentrisch nach aufsen gelegenen Gesichtsfeldpartien. In Fall 5 handelt es sich um einen durch Opticusatrophie blind gewordenen Tabiker, der massenhafte Gesichtst\u00e4uschungen hatte (z. B. Palmengarten","page":239}],"identifier":"lit31851","issued":"1900","language":"de","pages":"238-239","startpages":"238","title":"A. Grohmann: Der Schwachsinnige und seine Stellung in der Gesellschaft. F\u00fcr Eltern und Lehrer. Z\u00fcrich, Ed. Rascher (Meyer & Zeller's Nachf. 1900)","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:40.139046+00:00"}