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{"created":"2022-01-31T16:28:01.808317+00:00","id":"lit31853","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weinmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 309-310","fulltext":[{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nFr. Carstanjen. Der Impirlokriticigmiis, zugleich eine Erwiderung auf W. Wundt\u2019s Aufs\u00e4tze: \u201eDer naive und kritische Realismustf II und 111.\nVierteljahrsschr. f. ivissensch. Philos. 22 (1,2,3), 45\u201495, 190\u2014214, 267\u2014293.\n1898.\nDie \u201eimmanente Philosophie\u201c hatte auf Wundt\u2019s Angriff bereits erwidert. Im Namen des vereinigten \u201eEmpiriokriticismus\u201c \u2014 offenbar \u2014 folgte nun auch Carstanjen mit einer Erwiderung; \u2014 die sich aber, ebensowenig wie jene Anderen, als Widerlegung erweist. Wundt\u2019s \u00fcberlegene und hochbedeutsame Ausf\u00fchrungen (s. W. Stern\u2019s Referat, diese Zeitschr. 18 (4), 1898; und das bez\u00fcgliche Referat des Ref. in den Kant-ntudien, 1899) erscheinen vielmehr durch diese \u201eErwiderung\u201c aufs Gl\u00e4nzendste best\u00e4tigt.\nAus dem langen \u201eS\u00fcndenregister\u201c, das Wundt dem Empiriokriticismus vorh\u00e4lt und das Carstanjen S. 46 f. in 13 Haupts\u00fcnden gegliedert zusammenstellt, behandelt C. in den vorliegenden 3 Artikeln vor Allem zwei Hauptvorw\u00fcrfe Wundt\u2019s: der Empiriokriticismus trage den Charakter eines scholastischen Formalismus \u2014 und die empiriokritische Psychologie sei durchaus materialistisch und im Princip Gehirnphysiologie. \u2014 Solange C. die Geheimsprache des Empiriokriticismus Bpricht, k\u00f6nnte es nun manchmal scheinen, als habe W\u00fcndt den h\u00f6heren Standpunkt eines subtiler denkenden Gegners mifsverstanden. Sieht man aber n\u00e4her zu und h\u00e4lt man sieb an die Parthien, wo C. sich deutsch ausdr\u00fcckt, so gewahrt man, dafs er in allen principiellen Dingen selbst nichts Anderes vorbringt als eben Wundt: dafs somit Wundt den Empiriokriticismus durchaus richtig charakterisirt und durchaus mit Recht ver-urtheilt hat. \u2014\nS. 49 ff. sollen eine allgemeine Erkl\u00e4rung und Rechtfertigung der em-piriokri tisch en Theorie geben; sie best\u00e4tigen aber aufs Unzweideutigste und \u2014 Naivste die WuNDT\u2019sche Behauptung: dafs die ganze \u201eKritik der reinen Erfahrung\u201c nichts als einen rein formal-logischen Begriffs-Bchematismus darstellt, der soweit von aller concreten Erkl\u00e4rung entfernt ist, dafs er sich allerdings einer gewissen unwiderlegbaren, daf\u00fcr aber auch g\u00e4nzlich nichtssagenden und banalenSelbstverst\u00e4ndlich-keit n\u00e4hert. \u2014 (Siehe auch S. 214, 275, 277\u2014279, 289, 292 u. A.).","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nLiteraturbericht.\nDas Gleiche gilt bez\u00fcglich des zweiten Hanptvorwurfs Wcndt's: C. liefert selbst geradezu classische Belege daf\u00fcr, dafs die Psychologie des Empiriokriticismus eine durchaus materialistische ist. Ich verweise nur auf die Seiten 72, (wo mit \u00fcberraschendster Pl\u00f6tzlichkeit das \u201eSystem C\u201c eingef\u00fchrt wird), 73, 190 ff.\nGerade heute, wo die \u201ereine Psychologie\u201c mehr als je wieder anerkannt ist und der Streit zwischen Psychologie und Gehirnphysiologie sich endlich zu kl\u00e4ren beginnt, erscheinen die scholastisch-materialistischen ConBtructionen und formalistisch - physiologischen Allgemeinheiten des Empiriokriticismus als ein ganz und gar verlorener Posten. Vor einigen Jahren noch mochte die \u201ephysiologische Psychologie\u201c in derartigen begrifflichen Zurechtlegungen (s. u. A. S. 85, 86 , 87 , 93, 289) ihren \u201ephilosophischen\u201c Ausdruck begr\u00fcfsen.\nUnbedingt zurftckzuweisen ist der kleinliche und sophistische Einwnrf Cabstanjen\u2019s, W. schreibe der \u201eKritik der reinen Erfahrung\u201c Verschiedenes zu, was gar nicht ihre Sache Bein k\u00f6nne, da sie nicht \u201eSystem\u201c sein wolle (s. S. 63, 71, 279). W. wendet sich gegen Avenarius und den \u00cbmpirio-kriticisraus im Allgemeinen. Ob damit Avenarius in seiner \u201eKritik der reinen Erfahrung\u201c oder im \u201emenschlichen Weltbegriff\u201c getroffen wird, ist s a c h 1 i c h gleichg\u00fcltig. Genug, dafs Avenarius getroffen ist ! Cabstanjex h\u00e4tte somit gleichfalls sachlich erwidern und Avenarius nach dieser Richtung hin sachlich vertheidigen m\u00fcssen. Er hat es nicht gethan. Dies ist bedenklich und bedenklich f\u00fcr die Sache des Empiriokriticismus ist es auch, dafs man seit zwei Jahren vergebens auf die Fortsetzung der ganz unvollst\u00e4ndigen \u201eErwiderung\u201c wartet!\nSchlief8lich mufs bei dieser Gelegenheit wieder einmal auf die ebenso krampfhaften wie fruchtlosen Anstrengungen hingewiesen werden (vgl. d. Ref. \u201eDie erkenntnifstheoretische Stellung des Psychologen\u201c, diese Zeitschr. 17, 215ff.), mit welchen der Empiriokriticismus seine \u201emonistische\u201c Er-kenntnifstheorie durchzusetzen bem\u00fcht ist. Insbesondere S. 270 ff. zeigen, dafs die unvermeidbare dualistische Betrachtungsweise des Erkenntnifs-vorganges allen Constructionen trotzt.\tWeinmann (M\u00fcnchen).\nF. Werner. Beitr\u00e4ge iir Gollectivm&ifslehre. Philos. Stud. 15 (4), 453\u2014500.\n1900.\nZ\u00e4hlt man ab, wie oft es unter 1000 Druckzeilen eines Buches vorkommt, dafs eine Zeile einen bestimmten Buchstaben einmal, oder zweimal, .... enth\u00e4lt, so kann man durch eine Tabelle die Vertheilung dieses \u201eunstetigen Collectivgegenstandes\u201c zum Ausdruck bringen. Analog verh\u00e4lt es sich bei der Frage, wie oft unter einer bestimmten Anzahl von Bl\u00fcthen* k\u00f6pfen irgend einer Compositenspecies solche mit einer bestimmten Anzahl von Randbl\u00fcthen auftreten. Um aber die in solchen F\u00e4llen waltenden Gesetzm\u00e4fsigkeiten erkennen und rechnerisch verwerthen zu k\u00f6nnen, mufs man das Vertheiiungsgesetz analytisch nach bestimmten Regeln darstellen k\u00f6nnen. Hiemit besch\u00e4ftigt sich der Verf. im Anschlufs an Fechnek\u2019s \u201eCollectivmaafslehre\u201c und namentlich an die Abhandlung von Bruns \u201eZur Collectivmaafslehre\u201c. Er berechnet bei mehreren Beispielen die in letzterer Arbeit auftretenden Gr\u00f6fsen, z. B. die Coefficienten A (vgl. das Referat in","page":310}],"identifier":"lit31853","issued":"1900","language":"de","pages":"309-310","startpages":"309","title":"Fr. Carstanjen: Der Empiriokriticismus, zugleich eine Erwiderung auf W. Wundt's Aufs\u00e4tze: \"Der naive kritische Realismus\" II. und III. Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 22 (1, 2, 3), 45-95, 190-214, 267-293. 1898","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:01.808323+00:00"}