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{"created":"2022-01-31T16:26:04.464592+00:00","id":"lit31861","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groenouw","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 23: 315-316","fulltext":[{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n315\neine H\u00e4lfte eines feinen geraden Striches gegen die andere H\u00e4lfte mittels einer Mikrometerschraube so weit, bis die Lageverschiedenheit beider H\u00e4lften eben merklich wird, so erh\u00e4lt man \u201eals kleinsten Gesichtswinkel\u201c eine erheblich geringere Gr\u00f6fse als der allgemein angenommenen entspricht. Man kann dann n\u00e4mlich Lagen unterschiede noch erkennen, denen ein Gesichtswinkel von 10\u201c bis 12\u201c entspricht Verf. giebt hierf\u00fcr folgende Erkl\u00e4rung. Theilt man eine Fl\u00e4che durch eine verticale Linie in zwei H\u00e4lften, deren eine schwarz, die andere weifs gef\u00e4rbt ist, und zerlegt diese Fl\u00e4che durch einen Horizontalschnitt in eine obere und untere H\u00e4lfte, so kann man mittels einer Mikrometerschraube beide H\u00e4lften so gegen einander verschieben, dafs die verticalen Grenzlinien zwischen Schwarz und Weifs in der oberen und der unteren H\u00e4lfte nicht mehr in einer Flucht liegen, sondern etwas gegen einander verschoben sind. Setzen wir nun den idealen Fall, dafs die sechseckigen Sehfeldelemente der Netzhaut (die optischen Querschnitte der Zapfen) in geraden und zuf\u00e4llig dem Bilde der Grenzlinie parallelen Reihen angeordnet w\u00e4ren. Solange die beiden verticalen Grenzlinien in einer Flucht liegen, wrerden alle Sehfeldelemente einer Verticalreihe gleichstark durch das Licht der weifsen Fl\u00e4chenh\u00e4lfte erregt werden. Verschiebt man nun aber die obere so gegen die untere Fl\u00e4chenh\u00e4lfte, dafs beispielsweise das Netzhautbild der weifsen Fl\u00e4che in der oberen H\u00e4lfte etwas weiter nach rechts her\u00fcber reicht als in der unteren, so f\u00e4llt unter Umst\u00e4nden in der oberen H\u00e4lfte ein Theil des Bildes der weifsen Fl\u00e4che schon auf eine etwas weiter rechts gelegene verticale Ele-mentenreihe, welche in der unteren H\u00e4lfte noch vollkommen in dem schwarzen Theile des Bildes liegt. Es braucht so nur ein sehr kleiner Theil jedes Elementes von dem weifsen Licht getroffen zu werden, um eine merkliche Erregung auszul\u00f6sen und damit auch die Lageverschiedenheit der beiden Linienh\u00e4lften merklich zu machen. Vorausgesetzt ist hierbei, dafs je zwei benachbarten Sehfeldelementen eben merklich verschiedene Ortswerthe zukommen. Freilich wird eine kleine Verschiebung des Linienbildes auf der Netzhaut hinreichen, um beide Linienh\u00e4lften wieder auf eine und dieselbe Elementenreihe von durchg\u00e4ngig gleichem Breitenwerth zu bringen, aber eine abermalige kleine Verschiebung des Auges wird beide Linienh\u00e4lften wieder auf Reihen verschiedenen Breiten-werthes gelangen lassen. Diese zwar vor\u00fcbergehende, aber sich wiederholende Merklichkeit der Lageverschiedenheit kann gen\u00fcgen, die Wahrnehmung der letzteren zu sichern.\nBeim binocularcn Tiefsehen handelt es sich ebenfalls um die Wahrnehmung von Lageverschiedenheiten. Derartige Versuche, welche ergaben, dafs die Genauigkeit der binocularen Tiefenwahrnehmung viel gr\u00f6fser ist, als man nach den bisherigen Anschauungen \u00fcber das Aufl\u00f6sungsverm\u00f6gen des Auges erwarten konnte, regten den Verf. zu dem vorstehenden Vortrage an.\tGroenouw (Breslau).\nM. Mebdas. Die erwerbliche Sehsch\u00e4rfe, ihre Untersuchung and Berechnung.\nDissert\u00e2t. Breslau 1899. 26 S.\nVerf. setzt zun\u00e4chst auseinander, in welcher Weise die wissenschaftliche Sehsch\u00e4rfe bestimmt wird, sodann geht er auf den Begriff der er-","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nLitera turberich t.\nwerblichen Sehsch\u00e4rfe ein, deren Grenzen wesentlich andere sind als die der wissenschaftlichen. Es besteht noch volle Erwerbsf\u00e4higkeit bei einer Sehsch\u00e4rfe von s/4 bis V'9 der wissenschaftlichen Sehsch\u00e4rfe, w\u00e4hrend volle Erwerbsunf\u00e4higkeit bereits bei einer Sehsch\u00e4rfe von 1 \u00abo bis V6 besteht, je nach den Anspr\u00fcchen, welche der fragliche Beruf an das Sehen stellt Schliefslich weist Verf. darauf hin, dafs bei der Untersuchung der centralen Sehsch\u00e4rfe eine m\u00f6glichst gleichm\u00e4fsige Beleuchtung erforderlich sei. Er empfiehlt zu diesem Zwecke einen von Magnus angegebenen Apparat, eine viereckige Laterne mit Milchglasscheiben, welche Buchstaben der Snellen-schen Tafeln enthalten. Die transparenten Tafeln werden von hinten her durch zwei Normalkerzen beleuchtet.\tGroenocw (Breslau).\nH. Cohn. Lichtpr\u00fcfer f\u00fcr Arbeitspl\u00e4tze. \u2014 T\u00e4felchen zur Pr\u00fcfung feinen Farbensinns. Wochenschrift f\u00fcr Therapie u. Hygiene des Auges S (3). 1899.\nDer Lichtpr\u00fcfer besteht aus einem vor die Augen zu haltenden K\u00e4stchen, in welches drei graue Gl\u00e4ser eingeschoben werden k\u00f6nnen. 40 Centimeter von demselben entfernt ist ein T\u00e4felchen befestigt, auf welchem sich eine gr\u00f6fsere Anzahl kleingedruckter vierstelliger Zahlen befinden. Der Arbeitsplatz wird, falls es sich um Tageslicht handelt, in der Mittagsstunde in der Weise gepr\u00fcft, dafs der Untersuchende, nachdem zun\u00e4chst die drei grauen Gl\u00e4ser entfernt worden sind, feststellt, wieviel vierstellige Zahlen er in 30 Sec lesen kann. Vermag er in derselben Zeit ebensoviel Zahlen noch durch ein graues Glas, welches nur 20\u00b0 0 des Tageslichtes hindurchl\u00e4fst, zu lesen, so ist der Platz brauchbar. Liest der Untersuchende ebenso gut durch zwei graue Gl\u00e4ser, so ist der Platz gut, liest er durch drei Gl\u00e4ser, welche nur 1% des Tageslichtes durchlassen, so ist die Beleuchtung vorz\u00fcglich.\nZur Pr\u00fcfung feinen Farbensinns empfiehlt Verf. eine von ihm nach Analogie der PFL\u00dcGER\u2019schen Florcontrasttafeln construirte purpurfarbige Tafel, welche schwarze SNET.LEN\u2019sche Haken von der Gestalt eines \u00a3 enth\u00e4lt. Bedeckt man die Tafel mit einem Florpapier von bestimmter Dicke, so erscheinen die Haken gr\u00fcn auf rotem Grunde, werden also von einem Farbenblinden nicht gesehen. Wer die Haken unter dem Flor richtig erkennt und die Richtung angeben kann, nach welcher hin jeder Haken ge\u00f6ffnet ist, besitzt einen feinen Farbensinn. Mittels eines rothen Glases mufs auch ein Farbenblinder die Haken (schwarz auf rothem Grunde) sehen, sonst simulirt er.\tGroenouw (Breslau).\nM. Meyer. Zar Theorie des H\u00f6rens. Pfl\u00fcger\u2019s Arch. f. d. gcs. Physiol. 78, 346-362. 1899.\nVerf. beanstandet zun\u00e4chst die physikalischen Grundlagen der (in dieser Zeitschrift 22, 391 referirten) EwALD\u2019schen H\u00f6rtheorie. Die Ergebnisse der Beobachtungen, welche Ewald an Kautschukmembranen anstellte, lassen sich nicht so ohne Weiteres auf die aus organischen Zellen aufgebaute Cortische Membran \u00fcbertragen ; die Spannungsverh\u00e4ltnisse der letzteren sind der EwALD\u2019schen Theorie nicht g\u00fcnstig und schliefslich fehlt im Ohre ein Analogon der in Ewald\u2019s Experimenten die Kautschukmembran be-","page":316}],"identifier":"lit31861","issued":"1900","language":"de","pages":"315-316","startpages":"315","title":"M. Merdas: Die erwerbliche Sehsch\u00e4rfe, ihre Untersuchung und Berechnung. Dissertat. Breslau 1899. 26 S","type":"Journal Article","volume":"23"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:04.464598+00:00"}