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{"created":"2022-01-31T15:23:32.513401+00:00","id":"lit31875","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lobsien, Marx","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 34-79","fulltext":[{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Ged\u00e4chtnifsentwickelung bei Schulkindern,\nVon\nMarx Lobsien, Kiel.\nI.\nAlexander Netschajeff hat \u00fcber experimentelle Untersuchungen in gleichem Sinne in dieser Zeitschrift (24, 321 ff.) unl\u00e4ngst berichtet. Trotzdem halte ich nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, nachstehend die Ergebnisse meiner Untersuchungen aufzuzeichnen. Zun\u00e4chst kann ja eine ev. Best\u00e4tigung der dort gegebenen Resultate nur erw\u00fcnscht sein, sodann aber habe ich den Versuch gemacht, die Beobachtungsweise Netschajeff\u2019s in manchen, und wie mir scheint nicht unwesentlichen Punkten klarer zu umzeichnen. In einer Beziehung zwar geht seine Versuchstechnik weiter, als mir zu gehen verg\u00f6nnt war. Herr Netschajeff\u2019s Beobachtungen erstrecken sich \u00fcber sechs verschiedene Lehranstalten in St. Petersburg: Volksschule f\u00fcr Knaben, Volksschule f\u00fcr M\u00e4dchen, Realschule, M\u00e4dchengymnasium, M\u00e4dchenstift und Lyceum, insgesammt \u00fcber eine Sch\u00fcleranzahl von 687 im Alter von 9\u201418 Jahren. Dem gegen\u00fcber beschr\u00e4nken sich meine Experimente auf Sch\u00fcler und Sch\u00fclerinnen Kieler Volksschulen im Alter von 9\u201414, bew. 141/* Jahren. Diesem Mangel in der zeitlichen Ausdehnung steht eine wesentlich gr\u00f6fsere Anzahl von Versuchsergebnissen innerhalb des angegebenen Zeitraumes gegen\u00fcber. Ich stellte Versuche an mit 462 Sch\u00fclern, 238 Knaben und 224 M\u00e4dchen. Netschajeff beobachtete 88 Volkssch\u00fcler, 47 Knaben und 41 M\u00e4dchen im Alter von bezw. 9, 10 und 11 Jahren. Den L\u00f6wenantheil beansprucht eine Realschule mit 335 Sch\u00fclern. Ich bitte die Tabelle I (S. 32)","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtni\u00dfenhcickclung bei Schulkindern. 35\nsorglich zu vergleichen! Zun\u00e4chst! die Versuche in M\u00e4dchen-klassen sind so sehr in der Minderzahl gehalten, dafs ich lebhaft Bedenken trage, zumal wo sie zum Vergleich mit solchen an den Knabenklassen herangezogen werden, sie in allen Theilen zu unterschreiben. F\u00fcr das 9. bis 11. Schuljahr kommen ins-gesammt 41 Volkssch\u00fclerinnen in Betracht, und zwar f\u00fcr das neunte 9, das zehnte 15, das elfte 13, f\u00fcr die Zeit vom 12. bis 14. aber 60, bis zum 15. 60 + 19 = 79. Die Z\u00f6glinge eines M\u00e4dchengymnasiums und eines M\u00e4dchenstifts, gesammt 23 im Alter von 15\u201418 Jahren, bleiben f\u00fcr die vorliegenden Untersuchungen aufser Rechnung. Somit stehen den 60 + 41 = 101 Versuchen mit M\u00e4dchen, solche mit 343 Knaben im Alter von 9\u201415 Jahren, gegen\u00fcber. Dazu kommt ferner: die M\u00e4dchen geh\u00f6ren wesentlich verschiedenen Bildungsanstalten an (41 der Volksschule, 60 dem Gymnasium), die Versuchsergebnisse erfahren an ihrem Werth damit noch eine bedeutende Einbufse. Denn deren ganze Unterrichts- und Erziehungsweise bedingt noth-wendig Verschiedenheiten in der Entwickelung der Ged\u00e4chtnifs-arten, eine quantitativ verschiedene Inanspruchnahme dieser oder jener Ged\u00e4chtnifsweise. Dieser Unterschied bleibt gewifs auch bestehen innerhalb der verschiedenen Classen solcher Bildungsanstalten, die gleiche Ziele verfolgen, und wird immer ein nicht ganz tarir barer Fehlerwerth \u00e4hnlicher Versuchsweisen bleiben. Wenn man aber in der Weise Nets\u00e7hajeff\u2019s, eine geringe Anzahl Versuche mit M\u00e4dchen verschiedenartiger Bildungsanstalten, mit einer \u00fcberwiegend grofsen Anzahl Knaben, die derselben Schule angeh\u00f6ren, vergleicht \u2014 dann multiplicirt man den Fehler anstatt ihn zu verringern und gelangt zu Ergebnissen, die nicht einwandfrei sein k\u00f6nnen. Ich achte die Experimente Netschajeff\u2019s, soweit sie Knaben angehen, f\u00fcr weit werthvoller als diejenigen mit M\u00e4dchen. \u2014 Ich suchte dem Experiment und seinen Ergebnissen eine gr\u00f6fsere Gleichm\u00e4fsigkeit dadurch zu verleihen, dafs ich die Anzahl der Versuche mit Knaben und M\u00e4dchen ann\u00e4hernd gleich gestaltet und den Vergleich zun\u00e4chst beschr\u00e4nkte auf Unterrichtsanstalten, die in ihren Classen- und Gesammtzielen und Mitteln wenigstens theoretisch gleich gestellt sind.\nDie ferneren versuchstechnischen Umst\u00e4nde gestalteten sich ^Um Theil den von Netschajeff angestellten \u00e4hnlich. Die Versuche wurden angestellt, theils vor Beginn des Unterrichts, theils","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nMarx Lobsien.\nnach der zweiten gr\u00f6fseren Unterrichtspause, die 15 Minuten dauerte. Ich w\u00e4hlte diese Zeiten in UebereinStimmung mit den Ergebnissen meiner Untersuchungen \u00fcber die geistige Erm\u00fcdung1, um Einfl\u00fcsse der Erm\u00fcdung auf die Versuchsergebnisse m\u00f6glichst unwirksam zu machen. Ein weiteres, diese Fehlerquelle zu verstopfen, kann bei der vorliegenden Art des Experimentirens nicht unternommen werden. Man kann h\u00f6chstens bei abnormen \u00e4ufseren Einfl\u00fcssen den Versuch aussetzen, mufs aber im Uebrigen auf eine m\u00f6glichst grofse Anzahl von Einzelversuchen seine Hoffnung setzen. Den Erm\u00fcdungserscheinungen gegen\u00fcber sah sich Netschajeff durch \u00e4ufsere Umst\u00e4nde gezwungen, den Schaden dadurch gut zu machen, dafs er in jeder neuen Classe die Reihenfolge der Versuche \u00e4nderte. Es erschien ein Versuch, \u201eder in einer Classe zuerst ausgef\u00fchrt worden war, als letzter in einer anderen u. s. w. So konnten die Sch\u00fcler vom gleichen Alter und verschiedenen Classen unter g\u00e4nzlich verschiedenen Bedingungen hinsichtlich der Erm\u00fcdung beobachtet werden. Das gab den Vortheil, bei Beobachtung der Ergebnisse die Frage \u00fcber die Erm\u00fcdung g\u00e4nzlich unbeachtet lassen zu k\u00f6nnen\u201c (323) \u2014 eine Folgerung, die man schwerlich ohne Weiteres wird zugeben wollen.\nDie Versuche wurden mit einer ganzen Classe zugleich angestellt und dabei die \u00e4ufseren Umst\u00e4nde sorglich in R\u00fccksicht gezogen, die St\u00f6rungen des Versuchs veranlassen k\u00f6nnten.\nAn den Versuchsreihen nahm ich einige Aenderungen vor. Zun\u00e4chst k\u00fcrzte ich ihre L\u00e4nge; statt 12 einzelner Eindr\u00fccke benutzte ich 9. Dazu wurde ich bestimmt, theils durch die praktische Erw\u00e4gung, dafs nur das Alter von 8\u201414 V9 Jahren f\u00fcr mich in Frage kam, theils durch Ergebnisse, die bekannte Untersuchungen \u00fcber das Ged\u00e4chtnifs festgelegt haben.\nDas \u201eGed\u00e4chtnifs f\u00fcr abstracte Begriffe\u201c liefs ich aufser Rechnung, denn ich sah keine M\u00f6glichkeit: 1. sie reinlich zu sondern von den W\u00f6rtern, die Gef\u00fchls- und Gem\u00fcthszust\u00e4nde bezeichnen, es sei denn, dafs ich mich auf eine kurze Reihe beschr\u00e4nkte, die den j\u00fcngeren Z\u00f6glingen niemals geboten, aber von den \u00e4lteren, anderen Vorstellungen gegen\u00fcber, durch den Unterricht erzwungen, jeweils so oft wiederholend durchlaufen worden, dafs kein reinliches Ergebnifs m\u00f6glich war.\n1 Unterricht und Erm\u00fcdung. Herrn. Beyer u. S., Langensalza.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentwickelnng bei Schulkindern. 37\nAuch die von Netschajeff gebotenen W\u00f6rter leiden an diesem Mangel; sie lassen der Versuchsperson oft in der Deutung so viel Spielraum, dafs man nicht versichert ist, ob wirklich ein Abstractum oder an seiner statt ein Concretum durch die jugendliche Phantasieth\u00e4tigkeit in das Klanggebilde hineingedeutet wird. Diese Erw\u00e4gung bestimmte mich zu weiteren Aenderungen an den Versuchsreihen Netschajeff\u2019s. Nicht wenige seiner \u201eEindr\u00fccke\u201c sind durchaus nicht eindeutig, greifen vielmehr in ihrer Deutung in verschiedene Ged\u00e4chtnifsgebiete so \u00fcber, dafs man nicht sicher ist, ob dasjenige \u00fcberwiegt, das der Experimentator im Auge hatte. Wird z. B. das Wort \u201eHuhn\u201c vorgesprochen, so ist durchaus nicht ausgemacht, dafs es eine Gesichts Vorstellung weckt, wie beabsichtigt war, es ist im Gegentheil sehr wohl m\u00f6glich, wenn nicht wahrscheinlich, dafs Laut Vorstellungen \u2014 oder auch das wohlschmeckende Ei \u2014 reproducirend so sehr dominirt, dafs diese unbeabsichtigte Ged\u00e4chtnifsfunction sich ebenb\u00fcrtig, wenn nicht \u00fcberwiegend neben das gewollte Ergebnifs stellt. Ich bin weit davon entfernt, zu behaupten, dafs bei meinem Material gelungen ist, dieses zweite Fehlergebiet der vorliegenden Untersuchungen scharf zu umgrenzen, ich w\u00fcnsche nur, dafs es um einiges genauer geschehen sein m\u00f6chte als bei Netschajeff.\nDie von Netschajeff benutzten W\u00f6rter sind durchgehends dreisilbig. Die russische Sprache ist an solchen reicher als unsere, und so war es ihm leichter, ein \u00e4ufserlich \u00fcbereinstimmendes Material zu construiren, ein Material, an dem die visuelle, akustische, motorische Form des Ged\u00e4chtnisses reinlich zum Ausdruck gelangen kann. So sehr ich w\u00fcnschte, \u00e4hnliche Gleichm\u00e4fsigkeit in der \u00e4ufseren Wortgestaltung construiren zu k\u00f6nnen, so wenig unentschlossen war ich, als sich mir die Unm\u00f6glichkeit offenbarte, ohne die oben ger\u00fcgten M\u00e4ngel zu vermeiden, dieses Moment aufser acht zu lassen. Es ist mir zwar nicht unwesentlich, aber doch bedeutsamer, unter den Uebeln das kleinere zu w\u00e4hlen. Zwar scheint dieser Umstand einer besonderen Betonung werth, wo es sich um die Erkundung des typischen Unterschiedes zwischen visuellem und akustischem Ged\u00e4chtnifs handelt, aber in allen anderen F\u00e4llen steht der Klanginhalt, die durch den Ausdruck umschlossene Vorstellung durchaus im Vordergr\u00fcnde des Interesses. Dieser Unterschied pr\u00e4gt sich offenbar weit reiner aus bei dem Vergleich mit sinn-","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nMarx Lobsien.\nlosen Zeichenh\u00e4ufungen, die sich eben \u00e4ufserlich mit kleiner M\u00fche zu vergleichenden sinnvollen W\u00f6rtern gleich gestalten lassen. Endlich noch spielt das akustische Moment eine sehr bedeutsame Rolle, nicht sowohl bei der Summe dessen, was von den Sch\u00fclern reproducirt wird, als vielmehr bei der Form, in der das geschieht, also f\u00fcr die Genauigkeit des Reihenablaufs. Diese Seite der Betrachtung l\u00e4fst Netschajeff ganz aufser R\u00fccksicht, w\u00e4hrend doch, laut viel und oft bezeugter Erfahrung, bei solchen Wortreihen, zumal von bedeutender L\u00e4nge, wo man nicht durch Ausschliefsen des Wortsinnes allein das auditive Moment wirken lassen will, der lebendige Wortinhalt gar leicht die Spinnf\u00e4den zerreifst, welche etwa das Lautged\u00e4chtniis zwischen den einzelnen Gliedern kn\u00fcpfte. In Verfolg dieser Erw\u00e4gungen nahm ich es mit der \u00e4ufseren Textgestaltung solcher Eindr\u00fccke, die ihre Absicht lediglich auf das Ged\u00e4chtnifs des Wortinhaltes richten, nicht zu streng, wenn ich auch ohne Noth von einer ann\u00e4hernden Gleichstellung nicht abgewichen bin.\nFolgende Reihe von Eindr\u00fccken benutzte ich:\nA. I. 1. Zeitung\n2.\tSchl\u00fcssel\n3.\tTaschentuch\n4.\tGlas\n5.\tTafel\n6.\tKasten\n7.\tBuch\n8.\tHand\n9.\tKreide\nDiese Dinge wurden den Kindern je w\u00e4hrend einer Secunde gezeigt, nachdem sie zu scharfem Hinsehen aufgefordert worden waren. Selbstverst\u00e4ndlich mufste dabei Sorge getragen werden, dafs weder vor noch nach der jeweiligen Vorf\u00fchrung ein fr\u00fcherer oder sp\u00e4terer Gegenstand noch sichtbar war. Nachdem alle 9 Gegenst\u00e4nde in Zwischenr\u00e4umen von 1 Secunde gezeigt worden waren, erfolgte das Commando: Schreibt! und unter scharfer Contr\u00f4le, die jede Anleihe eines Sch\u00fclers bei dem Nachbar aus-schlofs, erfolgte die Niederschrift auf die bereit gehaltene Schreibfl\u00e4che\nH. 1. H\u00e4ndeklatschen\n2.\tKlopfen\n3.\tZerreifsen von Papier\n4.\tStampfen\n5.\tPfeifen\n6.\tKlingeln\n7.\tRollen einer Kugel\n8.\tKlirren mit Schl\u00fcsseln\n9.\tBrummen.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Eacperim. Untermchungen \u00dcb. d. Ged\u00e4chtnifsentvnckelung bei Schulkindern. 39\nDiese Ger\u00e4usche wurden in der Weise erzeugt, dafs die Sch\u00fcler die nothwendigen Bewegungen der H\u00e4nde, des Mundes u.s. w. nicht sahen, sondern nur das Ger\u00e4usch wahmahmen und zu deuten suchten. Dabei war ihnen anhehngegeben es onomatopoetisch oder auch durch Bezeichnung der Umst\u00e4nde, unter denen es hervorgebracht wird, zu charakterisiren.\nB. HI. 1.\t37\n6.\t96\n7.\t45\n8.\t28\n9.\t17\n2. 68\n3.\t54\n4.\t27\n5.\t63\nDiese neun Zahlw\u00f6rter wurden den Sch\u00fclern langsam und 'deutlich vorgesprochen.\nC. IV. Folgende W\u00f6rter, die mit Gesichts Vorstellungen ver* kn\u00fcpft sind, wurden mit deutlicher Articulation vorgesprochen:\n2.\tWandkalender\n3.\tZifferblatt\n4.\tFensterbank\n5.\tWandteller\n1.\tBlitzstrahl\n6.\tMondscheibe\n7.\tSonnenstrahl\n8.\tFeuerschein\n9.\tHimmelsblau.\nV. Dann folgende :\n1.\tSchutz\n2.\tGekreisch\n6.\tKrachen\n7.\tGebr\u00fcll\n8.\tPfeifen\n9.\tGeknall\n3.\tGebell\n4.\tDonner\n5.\tGebraus\nVI. 1. kalt\n2.\tweich\n3.\trund\n4.\tglatt\n5.\theifs\n6.\trauh\n7.\tspitz\n8. k\u00fchl\n9. scharf.\nVH. 1. Sorge\n2.\tFeigheit\n3.\tHoffnung\n4.\tZweifel\n5.\tHunger\n6.\tAngst\n7.\tFreude\n8.\tReue\n9.\tNeid.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nMarx Lohnen.\nVia 1. auditiv\n2.\tsimultan\n3.\tsubjectiv\n4.\tTransaction\n5.\tLyceum\n6.\tQuantit\u00e4t\n7.\tIntegral\n8.\tDiffusion\n9.\tAttraction.\nDiese letzte Gruppe enth\u00e4lt f\u00fcr Sch\u00fcler der Volksschule, die fremdsprachlichen Unterricht nicht geniefsen, nur sinnlose Zeichen-H\u00e4ufungen. \u2014\nBei der Werthung der Versuchsergebnisse benutzte ich wie Netschajeff nur die Zahl der richtigen Aufzeichnungen. Fehler kamen bei den Versuchen in so verschwindend geringer Menge vor, dafs sie ohne Nachtheil aus der Rechnung fortgelassen werden konnten, andererseits w\u00fcrde eine Fehler werthung, \u2014 wie ich sie zu Beginn im Auge hatte \u2014 aus nahe liegenden Gr\u00fcnden auf nicht geringen Widerspruch stofsen.\nEine Weiterf\u00fchrung der Versuche Netschajeff\u2019s endlich, suchte ich besonders dadurch, dafs ich auch die Form, die Reihenconstruction, in der die Eindr\u00fccke reproducirt wurden, einer n\u00e4heren Betrachtung unterzog. Netschajeff gestattete den Sch\u00fclern, die Vorstellungen \u201ein beliebiger Reihenfolge mitzu-theilen\u201c. Ich gab eine solche Erlaubnifs nicht ausdr\u00fccklich, sondern \u00fcberliefs die Mittheilung der Reihenfolge stillschweigend dem Einzelnen in der Hoffnung, auch dort \u00fcber das Ged\u00e4chtnifs Aufschl\u00fcsse zu erhalten. Es handelt sich sowohl um die Menge des vom Ged\u00e4chtnifs auf bewahrten, als auch um die Form, in der es reproducirt wird. Die letztere gerade bietet, soweit man sie innerhalb des Experiments zahlenm\u00e4fsig sch\u00e4tzen kann, neue und intimere Werthe f\u00fcr die Bestimmung des Reichthums an Reproductionsverm\u00f6gen dieser oder jener Seite des Ged\u00e4chtnisses, reichere als ausschliefslich in den Angaben \u00fcber den Umfang des Behaltenen vorhanden sind. Die durch die Weise Netschajeff\u2019s gewonnenen Werthe m\u00fcssen genauer bestimmt werden im Sinne und in Consequenz des allgemein zugestandenen Satzes: die Congruenz, die volle Uebereinstimmung nach Form und Inhalt der reproducirte Reihe von Eindr\u00fccken mit der ge-gebenen, bedeutet h\u00f6chste Energie des Ged\u00e4chtnisses. Die Etappenwerthe von o bis zu diesem Kulminationspunkte sind dann zu bestimmen nach der Erw\u00e4gung, dafs zuerst das Was, dann das Wie, zun\u00e4chst der Inhalt, erst hernach die Form, weil","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4ch tuifsen txoickelung bei Schulkindern. 41\neben diese von jenem schlechterdings abh\u00e4ngig ist, \u00fcber Werth und Unwerth entscheidet Immer aber bleibt die Werthabgrenzung innerhalb allgemeiner Angaben, denn selbst dann, wenn man beachtet, dafs jeweilige Umst\u00e4nde gar wohl eine H\u00f6herwerthung der formalen Seite bedingen k\u00f6nnen, so bleibt doch mit den Mitteln des vorliegenden Experiments ungemein schwer, ja unm\u00f6glich, zu bestimmen, ob bei der gegebenen Reihe\nab c d e f g \u00e4,\ndie reproducirte Reihe\nb a c f d e h g,\noder\na b c d e f g \u2014\nh\u00f6her zu werthen ist. War die Absicht gerichtet auf formale Genauigkeit, dann m\u00f6chte man geneigt sein, die letztere, ging das Absehen aber auf quantitative Vollst\u00e4ndigkeit, die erstere vorzuziehen, ein bestimmter ziffernm\u00e4fsiger Werth fehlt aber auch dann.\nII.\nT'ersnchsergebnisse.\nA. Mit Bezug auf den Umfang der reproducirten\nReihen.\nDie nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht \u00fcber die Ge-sammtergebnisse ; ich gebe die Werthe in %.\nTabelle I.\nKnaben:\nAlter:\tI :\tII\tm\tIV\tv\n\t13\u201414 %\t12-13\t11\u201412\t10\u201411 .\t9-10\n\t\ta\t\t\t\nReihe:\t; \\\t\t\t\t\nZeitung\t100\t91\t90\t92\t54\nSchl\u00fcssel\t95\t91\t66\t78\t14\nTuch\t98\t81\t92\t72\t67\nGlas\t81\t65\t100\t74\t64\nTafel\t93\t74\t90\t100\t72\nKasten\t98\t93\t88\t92\t76\nBuch\t96\t41\t88\t92\t43\nHand\t76\t67\t96\t88\t64\nKreide\t96\t85\t98\t96\t62\n \t_\t_\t_. _\t\t . ...\t.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\tMarx Lobsien.\nAlter:\t\u25a0 I\tII\tIII\tIY\tV\n\t13-14 V,\t12-13\t11\u201412\t10\u201411\t9\u201410\n* '\u25a0\tb\t\t\t\t\t\nKlatschen\t74\t50\t\u25a0 40\t54\t87\nKlopfen\t81\t76\t80\t76\t81\nReifsen\t57\t54\t32\t48\t54\nStampfen\t91\t70\t52\t74\t64\nPfeifen\t80\t43\t68\t66\t70\nKlingen\t54\t14\t46\t32\t11\nRollen\t64\t35\t40\t48\t15\nKlirren\t54\t100\t80\t46\t37\n\t\tG\t\t\t/\n37\t89\t100\t80\t74\t76\n68\t93\t96\t78\t78\t42\n54\t74\t'\t74\t78\t54\t40\n27\t67\t50\t48\t22\t50\n73\t80\t50\t54\t24\t43\n96\t76\t65\t72\t12\t57\n45\t80\t59\t54\t42\t28\n28\t93\t65\t76\t58\t30\n17\t74\t93\t92\t90\t83\ncl\nBlitz\t96\t93\t.90\t72\t50\nKalender\t76\t57\t62\t28\t26\nZifferblatt\t83\t65\t54\t22\t15\nBank\t70\t93\t80\t76\t76\nTeller\t61\t54\t40\t38\t9\nMondscheibe\t83\t70\t66\t90\t45\nSonnenstrahl\t72\t74\t54\t70\t62\nFeuerschein\t42\t57\t28\t50\t24\nHimmelsblau\t74\t64\t62\t50\t52","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4cMnifsentivickelung bei Schulkindern. 43\n\u25a0 11\u2014\u25a0wniiii\t\u2022 , 'I\t\"i' i iih\u00abh\u00abii\u2014\u00abnun im ' i \u00ce. I mmmmmiimmmmmm i i\u2014\u25a0\u25a0 im \u25a0\u25a0mm\u2014p\u2014^\nAlter;\tI\tii ;\tIII\tIY\tY\n\t13\u201414 '%\t12\u201413\t11\u201412\t10\u201411\t9\u201410\ne\t.\t\t\t\t\t\nSchufs\t91\t91\t\ty\u2014\t\t HO\t48\t;\t54\nGekreisch\t80\t65\t72.\t;\t' 32 .\t30\nGebell\t76\t. 74\t60\t62\t.67\nDonner\t.83\t83\t80\t80\t80\nGebraus\t48\t39 -\t36\t38 ,\t14\n. , Krachen\t50\t43\t50\t18\t11\nGebr\u00fcll\t91\t57\t74\t..\t42\t64\nPfeifen\t80\t65\t68\t30\t24\nGeknall\t74\t67\t48 - . r.\t86\t50\nf\nkalt\t98 '\t93\t86\t80\t59 *\nweich.\t76\t76\t64\t46\t. 19\nrund\t70\t59\t88\t62\t33\nglatt\t76\t59\t90\t58\t21\nrauh\t65\t57\t48\t52\t26\nheifs\t76\t65\t76\t52\t50\nspitz\t65\t74\t76\t52 \u25a0\t41\nk\u00fchl\t74\t70\t68\t60\t72\nscharf\t76\t80\t64\t52\t\u25a0 74\n9\nSorge\t96\t87 ..\t\u25a0\t72\t34\t.\t; 11 : . -\nFeigheit\t91\t76\t84\t38\t.11\nHoffnung\t, \" 74 , -\t65\t56\t58\t50\nZweifel\t39\t39\t12\t14\t9\nHunger\t, 81 ,\t62\t72\t34\t: 52\nAngst\t70\t50 .\t... 42,.\t36\t15.\nFreude\t, 76 '\t54\t80\t\u25a0 48 \u25a0\t43\t'\nReue\t, 72' .\t33\t: 34 '\t: is\t9\nNeid\t,, 80\t62 ..\t56\t64\t45","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nMarx Lobsieh..\nAlter:\tI\tII\tIII\tXV\tY\n\t13-14 */a\t12\u201413\t11\u201412\t10\u201411\t9-10\nauditiv\t76\t91\t66\t36\t39\nsimultan\t13\t54\t18\t2\t4\nsubjectiv\t98\t70\t16\t46\t2\nTransaction\t24\t15\t' 8\t20 ;\t0\nLyceum\t7\t13\t0\t0\to\nQuantit\u00e4t\t62\t26\t8\t2\t2\nIntegral\t7\t11\t14\t2 '\t2\nDiffusion\t45\t33\t14\t8\t0\nAttraction\t33\t26\t26\t6\t16\nIch berechne hieraus zun\u00e4chst den Gesammtdurch schnitt aus allen Altersstufen f\u00fcr die verschiedenen Gebiete.\nTabelle 2.\nArt des Ged\u00e4chtnisses\tWerth in \u00b0/0\nReale Dinge\t82,2\nGer\u00e4usche\t59,0'\nZahlen\t64,8\nW\u00f6rter: visuelle Vorstellungen\t60,6\nLautvorstellungen\t59,4\nTastvorstellungen\t64,2\nGef\u00fchlsvorstellungen\t31,2\nLautged\u00e4chtnifs\t24,0\nDiese Zahlen bieten also den zu vergleichenden Durchschnittswert]! f\u00fcr die verschiedenen Seiten des Ged\u00e4chtnisses bei Knaben.\nDie Curve offenbart deutlich eine sehr verschieden ausgepr\u00e4gte Ged\u00e4chtnifsenergie. Weil sie gewonnen wurde aus allen Versuchen unter m\u00f6glicher Ausmerzung individueller Besonderheiten, m\u00f6chte ich sie mit der aus den M\u00e4dchenversuchen gleich zu entwickelnden als Normalcurve bezeichnen und die nachfolgenden Ergebnisse nicht nur unter sich, wie Netschajeee allein vorhat, sondern besonders auch mit dieser vergleichen. \u2014","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Qedtichtnifsentmekelung bei Schulkindern. 45\nEin Vergleich der Curve mit dem entsprechenden Gesamrater gehn if s Netschajotfs (vgl S. 332) zeigt im Grofsen und Ganzen in der jeweiligen Tendenz zum Steigen oder Fallen Ueberein-stimmung, nur in betreff des Zahlenged\u00e4chtnisses zeigt sich eine bemerkenswerthe Abweichung, Trotzdem bedeutet sie keineswegs ein falsch oder richtig da oder hier, sondern das Ergebnifs entspricht in beiden F\u00e4llen den Thatsachen. Der Unterschied erkl\u00e4rt sich dem Kundigen ohne Weiteres aus der Verschiedenheit der Lehranstalten, der verschiedenen Pflege des Zahlenged\u00e4chtnisses besonders im elementaren Rechenunterrichte.\nDie nachstehenden Tabellen, aus den vorhergehenden berechnet , sollen die Weise der Entwickelung der verschiedenen Ged\u00e4chtnifsarten auf den in Frage kommenden Altersstufen offenbaren. Die Werthe sind auf \u00b0/o berechnet. Altersstufen : V = 9\u201410, IV \u2014 10-11, III = 11\u201412, II = 12\u201413, I = 13\u201414'/,.\nTabelle 3.\nArt des Ged\u00e4chtnisses\nStufe\nI\t92,56\t71,89\nII\t76,45\t57,33\nIII\t89,78\t57,19\nIV\t87,12\to\u00ab)jB3\nV\t64,00\t53,33\nNormal- werth\tj 82,2\t59,02\t\nI\n80,67\t73,00\t74,78\n72,33\t69,67\t64,89\n70,22\t59,67\t63,00\n49,83\t55,11\t48,44\n49,09\t46,56\t43,78\n64,8\t60,6\t59,4\n75,33\t75,44\t40,56\n73,67\t58,67\t37,67\n73,33\t55,33\t19,99\n57,11\t88,33\t12,44\n43,67\t27,22\t7 99 \u2022 i \u201c\n\u25a0 64,2\t31,2\t-\t24,0\nEin Vergleich bezeugt in manchen Punkten volle Ueber-oinstdmmung mit den Ergebnissen Netschajeff\u2019s. Deutlich \u00aboffenbart sich ein allm\u00e4hliches Ansteigen des Ged\u00e4chtnifsumfangs in den auf einander folgenden Stufen. Der Grad des Wachstums ist f\u00fcr die Altersstufen und verschiedenen Ged\u00e4chtnifs-","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nMarx Lobsien.\narten recht verschieden. Die Differenz f\u00fcr die Gesammtentwicke-Inng von der jeweiligen I. bis V. Stufe betr\u00e4gt:\nf\u00fcr Gegenst\u00e4nde\t92,56\n\u2014\t64\n28.56\nf\u00fcr Ger\u00e4usche\t71,89\n\u2014\t53,33\n18.56\nf\u00fcr Zahlen\t80,67\n\u2014\t49,09 31,58\nf\u00fcr Worte: visuelle Vorstellungen einkleidend\n73.00\n\u2014\t46,56\n26.44\nf\u00fcr Worte: akustische Vorstellungen einkleidend\n74,78\n\u2014\t43,78\n31.00\nf\u00fcr Worte: Tastvorstellungen einkleidend\n75.33\n\u2014\t43,67 31,66\nf\u00fcr Worte: Gef\u00fchlsvorstellungen weckend\n75.44\n\u2014\t27,22 48,22\nGesammtdurchschnitt f\u00fcr W\u00f6rter: 34,33.\nEndlich f\u00fcr Laute\t40,56\n\u2014\t7,22\n33.34\nGesammtdurchschnitt: 29,27 der Anfangsh\u00f6he.\nAm weitesten w\u00e4chst das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Gef\u00fchlsvorstellungeii und Zahlen, am geringsten f\u00fcr Ger\u00e4usche. Volle Bedeutung er*","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Expertin. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentunckelung bei Schulkindern. 47\nhalten diese Differenzwerthe aber erst im Vergleich zu der oben angedeuteten Normalcurve.\nDie H\u00f6he in der die Normale die Differenzwerthe durchschneidet, zeigt in noch deutlicherem Maafse die Entwickelung der verschiedenen Ged\u00e4chtnifsgebiete und zwar in negativem Sinne in dem Abstande von Curve V, positiv in den Entfernungen von Curve I. Je n\u00e4her der gesammte Durchschnittswerth der dem entsprechenden Werth auf der Curve 5 liegt, desto bedeutsamer ist die Entwickelung bei sonst gleicher Entfernung von Curve I.\nDas f\u00fchrt zugleich auf eine speciellere Betrachtung der Steigerungsunterschiede unter den einzelnen Altersstufen.\nTabelle 4.\nDifferenz in dem Umfange der Ged\u00e4chtnifsentwickelung auf\nden verschiedenen Altersstufen.\nDifferenz zwischen\tGegen- st\u00e4nde\tGer\u00e4usch\tZahlen\tvisuelle Vorstellungen\takustische Vor- stellungen\t1 Tast- stellungen\t1 Gef\u00fchlsvor- stellungen\t1 Laute\nI u. II\t+ 16,H\t+ 14,56\t+ 8,34\t+ 3,33\t+ 9,89\t+ 1,66\t+16,77\t+ 2,89\nII u. in\t-12,73\t+ 0,14\t+ 2,11\t+ 10,00\t+ 1,89\t+ 0,34\t+ 3,34\t+ 17,68\nHI u. IV i\t+ 2,06\t+ 1,86\t+ 20,89\t+ 4,56\t+ 14,56\t+ 16,22\t+ 17,00\t+ 7,55\nIV u. V\t+ 23,12\t+ 2,00\t+ 0,24\t+ 8,55\t+ 4,66\t+13,44 j+11,11\t\t+ 5,22\nDie Tabelle bezeugt f\u00fcr das 13. Lebensjahr eine bedeutende Zunahme f\u00fcr Gegenst\u00e4nde, Ger\u00e4usche und Gef\u00fchlsvorstellungen, ganz besonders im Vergleich zu der voraufgegangenen Altersstufe, wo sich sogar ein nicht unwesentlicher R\u00fcckgang verzeichnet findet. Daf\u00fcr zeigt dieses Alter eine bedeutende Zunahme des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr W\u00f6rter visuellen Inhalts und f\u00fcr sinnlose Lauth\u00e4ufungen, Wortklangbilder. Um das 10, Lebensjahr herum zeigt sich die gr\u00f6fste Zunahme \u00fcberhaupt im Zahlenged\u00e4chtnifs, f\u00fcr akustische, Tast- und Gef\u00fchlsvorstellungen. Wir haben hier, abgesehen von den Differenzen im Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Gegenst\u00e4nde und Ger\u00e4usche zwischen Stufe I und II \u00fcberhaupt den relativ bedeutendsten Ged\u00e4chtnifszuwachs zu verzeichnen. In der Zeit vom 9. bis 10. Lebensjahre findet sich eine \u2014 relativ die bedeutendste \u00fcberhaupt \u2014 Steigerung des","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nMarx Lohnen.\nGed\u00e4chtnisses f\u00fcr Gegenst\u00e4nde und damit f\u00fcr W\u00f6rter, die visuelle Vorstellungen bezeichnen.\nOhne Weiteres offenbart sich ferner, dafs der jeweilige Zuwachs an Ged\u00e4chtnifsst\u00e4rke auf verschiedenen Altersstufen keineswegs gleich grofs ist, es zeigt sich vielmehr, dafe die Zunahme, die Energie sich gleichsam auf einzelne Ged\u00e4chtnifeseiten con* centrirt und andere sehr viel weniger ber\u00fccksichtigt So ersieht man auch innerhalb der Entwickelung derselben Ged\u00e4chtnifsart ein nahezu regelm\u00e4fsiges Auf- und Absteigen der Werthe. Das wird noch wesentlich deutlicher, wenn man die absoluten Unter-schiedswerthe, d. h. diejenigen gegen Curve 5, anstatt der oben angedeuteten relativen vergleicht.\nTabelle 5.\nDifferenz zwischen, Stufen\t\u00e0 \u00a35\tGer\u00e4usche\tZahlen\tvisuelleVor-\u25a0 Stellungen\takustische Vor- stellungen\tTastvor- stellungen\tGef\u00fchlsvor- stelliingen\ta\nI u. II\t28,56\t18,56\t31,58\t26,44\t31,00\t31,66\t48,22\t33,34\nII u.III\t| 12,45\t4,00\t23,44\t23,11\t21,11\t30,00\t31,45\t30,45\nIII u. IV\t25,18\t3,86\t21,13\t13,11\t19,22\t29,66\t28,11\t12,77\nIV u. V\t23,12\t2,00\t0,24\t8,55\t4,66\t13,44\t11,11 |\t5,22\n\t! 64,00 i\t' l\t53,39\t49,09\t46,06\t43,78\t43,67\t27,22 i\t7,22\nDie Tabelle 6 zeigt deutlich, dafs der relative Ged\u00e4chtaifs-zuwachs f\u00fcr die Gesammtentwickelung der einzelnen Ged\u00e4chtnifs-weisen nicht stark variirte, mit Ausnahme des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr Gef\u00fchlsvorstellungen und Laute, wenn auch die Etappen dieser Entfaltung von recht ungleich verschiedener L\u00e4nge sind. Der Gesammtzuwachs betrug bei Knaben:\nGed\u00e4chtnifs f\u00fcr Gegenst\u00e4nde :\t\tetwa\tyk\n\u00bb?\t\u201e Ger\u00e4usche :\t\u00bb\u00bb\tVs\n\u00bb\u2022\td Zahlen.\tn\t8 f5\n\u00bb\u2022\t\u201e Worte: visuelle Vorstellungen :\tn\t1 iS\nn\t\u201e\t\u201e\t: akustische Vorstellungen\t\u2022 n\t3 <4\n\u00bb\u00bb\t\u201e\t\u201e\t: Tast vorstellungen :\tn\t8 i 4\ndes Umfangs um das 9. Lebensjahr herum. Dagegen stieg die Gesammtzunahme im\nGed\u00e4chtnifs f\u00fcr Gef\u00fchlsvorstellungen um etwa l4/a n\tn Lauth\u00e4ufungen\t\u201e\t\u201e45 7\nder urspr\u00fcnglichen Energie.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Experxm. Untersuchungen Ob. d. Ged\u00e4chtnifsentioickelung bei Schulkindern. 49\nTabelle 6.\n(1 Gegenst\u00e4nde, 2 Gemische etc., in der Reihenfolge von Tabelle 8.)\nTabelle 7.\nGed\u00e4chtnifsversuche mit M\u00e4dchen.\nAlter:\ti ! i !\tII\tHI\tIV\tV\n\t13\u201414\t12\u201413\t11\u201412\t10\u201411\t9\u201410\nReihe:\ti\t\t\t\t\nZeitung\t98\t92\t100\t40\t92\nSchl\u00fcssel\ti 100\t96\t97\t81\t92\nTuch\t100\t96\t95\t83\t84\nGlas\t100\t94\t97\t83\t88\nTafel\t100\t98\t97\t91\t94\nKasten\t100\t98\t97\t83\t84\nBuch\t98\t82\t78\t89\t92\nHand\t100\t84\t97\t72\t92\nKreide\t100 j i\t96\t88\t60\t86\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nMarx Lobsien.\nAlter:\tI\tII\tIII\tIV\tV\n\t13-14\t12\u201413\t11\u201412\t10\u201411\t9\u201410\nKlatschen\t93\t90\t61\t49\t54\nKlopfen\t84\t88\t68\t53\t60\nEeifsen\t74\t90\t60\t14\t42\nStampfen\t93\t64\t73\t19\t20\nPfeifen\t91\t92\t32\t83\t90\nKlingeln\t82\t42\t90\t51\t70\nBollen\t91\t92\t37\t23\t22\nKlirren\tj 93\t80\t37\t30\t48\nBrummen\t43\t42\t88\t49\t36\n37\t98\t84\t88\t65\t82\n68\t86\t95\t74\t53\t46\n54\t. 98\t72\t81\t58\t30\n27\t80\t54\t68\t60\t44\n73\t73\t66\t46\t38\t24\n96\t98\t62\t73\t60\t38\n45\t82\t60\t81\t65\t40\n28\t82\t74\t72\t65\t62\n17\t98\t94\t93\t98\t88\nBlitzstrahl\t100\t92\t73\t40\t64\nKalender\t100\t76\t81\t50\t58\nZifferblatt\t98\t94\t66\t74\t62\nFensterbank\t95\t88\t81\t55\t80\nWandteller\t95\t46\t66\t; 44\t26\nMondscheibe\t98\t62\t69\t50\t64\nSonnenstrahl\t93\t72\t66\t56\t58\nFeuerschein\t93\t64\t42\t56\t24\nHimmelsblau\t98\t92\t81\t79\t52\nSchufs '\t100\t96\t86\t51\t62\nGekreisch\t86\t40\t40\t38\t26\nGebell\t95\t38\t93\t62\t72\nDonner\t82\t82\t91\t76\t78\nGebraus\t41\t62\t29\t14\t6\nKrachen\t36\t35\t35\t40\t8\nGebr\u00fcll\t68\t80\t61\t93\t30\nPfeifen\t65\t70\t85\t62\t30\nGeknall\t73\t74\t91\t56\t42","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentwickdung bei Schulkindern. 51\nAlter:\tI\tII\tIII\tIV\tV\n\t13\u201414\ti co H 1 <M r-4 i\t11\u201412\t10-11\t9\u201410\nkalt\tI 95\t90\t91\t81\t74\nweich\t! 86\t58\t86\t76\t64\nrund\t80\t76\t91\t38\t68\nglatt\t!\t77\t34\t63\t24\t23\nrauh\t77\t92\t68\t32\t38\nheifs\t68\t68\t49\t62\t38\nspitz\t98\t96\t91\t76\t74\nk\u00fchl\t75\t80\t49\t67\t50\nscharf\t82\t68\t71\t74\t30\nSorge\t77\t68\t93\t42\t66\nFeigheit\t!\t71\t84\t63\t49\t24\nHoffnung\t91\t84\t61\t58\t56\nZweifel\t56\t20\t66\t12\t12\nHunger\t61\t84\t93\t42\t58\nAngst\t61\t78\t79\t32\t44\nFreude\t71 |\t70\t88\t74\t64\nReue\t72\t40\t54\t40\t10\nNeid\t86 i 1\t96\t73\t40\t22\nauditiv\t70\t96\t75\t40\t16\nsimultan\t27\t16\t15\t0\t2\nsubjectiv\t74\t40\t41\t7\t4\nTransaction\t23\t12\t11\t7\t4\nLyceum\t32\t2\t3\t1\t6\nQuantit\u00e4t\t22\t44\t5\t7\t0\nIntegral\t31\t26\t22\t5\t0\nDiffusion\t:\t43\t12\t13\t5\t2\nAttraction\t47\t66\t24\t25\t28\nHieraus ergiebt sich als Gesammtdurchsehnitt aus allen Altersstufen f\u00fcr die verschiedenen Ged\u00e4chtnifsgebiete :\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nMarx Lobgien.\nTabelle 8.\nArt des Ged\u00e4chtnisses\tWerth in %\nReale Dinge\t91,4\nGer\u00e4usche\t62,2\nZahlen\t71,8\nW\u00f6rter: visuelle Vorstellungen\t71,0\nakustische Vorstellungen\t60,2\nTastvorstellungen\t67,2\nGef\u00fchlsvorstellungen\t59,4\nLautged\u00e4chtnils\t23,8\nAuch hier offenbart sich, wie bei den obigen Berechnungen, bei den Knaben im Allgemeinen Uebereinstimmung mit den Versuchsergebnissen Netschajeff\u2019s ; die Ursache des Unterschiedes im Zahlenged\u00e4chtnis ist schon dort erl\u00e4utert worden, f\u00fcr sonstige Abweichungen m\u00f6chte ich auf das gr\u00f6fsere [Beobachtungsmaterial hinweisen, das mir zu Gebote stand.\nDie nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht \u00fcber die Weise der Ged\u00e4chtnifsentWickelung auf den verschiedenen Altersstufen der M\u00e4dchen.\nTabelle 9.\nArt des Ged\u00e4chtnisses\n\t\t\t\to \u00f6\t\u00a9\t3\t.\t3\t\u00e0 a\t\nStufe\tGegen- st\u00e4nde\t! 1 i Ger\u00e4usch i\tZahlen\t\u00a9 \u00d6C \u00a9 G 3 \u00a9 3\tkusti8ch Vor- tellunge\tTastvor- tellunge\t0\t\u00a9 1 1 \u00a7\u00e4 ' \u00abM \u00a9 <D\t3 * * i\n\t\t\t\t\u2022p 00\tc3\t\u00ae\t\u00e6\tO \u00ae !\t\nI\t99,56\t82,67\t87,22\t96,67\t71,44\t82,00\t! 70,22\t41,33\nII\t92,89\t75,56\t74,89\t77,22\t63,11\t74,67\t67,33\t34,89\nIII\t94,00\t56,00\t73,56\t72,78\t72,11\t70,89\t73,33\t23,22\nIV\t75,78\t46,22\t62,44\t56,22\t54,78\t58,78\t43,22\t10,44\nV\t89,33\t46,22\t50,44\t54,22\t38,22\t51,11\t32,89\t6,8^\nNormal- werth\t1 j 91,4\t62,2\t71,8\t71,0\t60,2\t67,2\t59,4\t23,8\nAuch diese Tabelle offenbart eine allm\u00e4hliche Steigerung des Ged\u00e4chtnisses von der V. bis zur I. Stufe, wenn auch ii","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentmcketung bei Schulkindern. 53\nungleichen Geschwindigkeiten. Die Differenz f\u00fcr die Gesammt-entwickelung zwischen diesen Stufen betr\u00e4gt\nf\u00fcr reale Gegenst\u00e4nde: 99,56\n\u2014\t89,33 10,23\nf\u00fcr Ger\u00e4usche:\t82,67\n\u2014\t46,22\n36.45\nf\u00fcr Zahlen :\t87,22\n\u2014\t50,44 36,78\nf\u00fcr W\u00f6rter: visuelle Vorstellungen:\n96,67\n\u2014\t54,22\n42.45\nf\u00fcr W\u00f6rter: akustische Vorstellungen :\n71.44\n\u2014\t38,22\n33.22\nf\u00fcr W\u00f6rter: Tastvorstellungen:\n82,00\n\u2014\t51,11 30,89\nf\u00fcr W\u00f6rter: Gef\u00fchlsvorstelluugen:\n70.22\n\u2014\t32,89 37,33\nf\u00fcr Laute:\t41,33\n\u2014\t6,89\n34.44\nGesammtdurchschnitt f\u00fcr W\u00f6rter: 33,49\nGesammtdurchschnitt der Ged\u00e4chtnifsentwickelung von Stufe V\u2014I \u00fcberhaupt: 30,28,\nalso fast um 1/3 der Anfangsh\u00f6he.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nMarx Lobsien.\nEs offenbart sich die bedeutendste Ged\u00e4chtnifszunahme fur W\u00f6rter, die visuelle Vorstellungen bezeichnen, die geringste f\u00fcr reale Gegenst\u00e4nde.\nEine speciellere Betrachtung der Steigerungsunterschiede innerhalb der einzelnen Altersstufen der M\u00e4dchen zeigt\nTabelle 10.\nSie enth\u00e4lt sowohl die relativen, wie die absoluten Unterschiede, die in Tabelle 4 und 5 f\u00fcr Knaben angegeben wurden.\nDifferenz zwischen\t\t\u2014 - Gegen- st\u00e4nde\tGer\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle Vor-\u25a0 Stellungen.\tr* z> w\t,\tfc\u00a3 X\tI-.\t\u00df \u2022++ s \u00a3 > = n\t\u00abu m\t\u25a0*-> ci\tx\t. \u00df ~\t4\u00bb o tc > c \u0153 ^ a ~ X\tGef\u00fchlsvor- stellungen\tV w\n( rel. I u. II\t+ 5,67\t+ 7,11\t+12,33\t+19,45\t+ 8,33\t+ 7,33\t+ 2,89\t+ 6,34\n1 abs.\t+10,23\t+36,45\t36,78\t42,45\t33,12\t30,89\t27,33\t34,44\n( rel. II u. III\t1,U\t+19,56\t+ 1,33\t+ 4,44\t- 9,00\t+ 3,78\t- 6,00\t+11,67\n( abs.\t3,56\t29,33\t24,45\t23\t18,89\t23,56\t34,44\t28,00\n( rel. III u. IV\t+18,22\t+ 9,78\t+16,56\t+17,33\t+17,32\t+12,11\t+30,11\t+12,78\n{ abs.\t4,67\t9,78\t23,11\t18,56\t33,89\t19,78\t40,44\t16,33\n( rel. IV u. V { \\ abs.\t\u2014 13,55\t0,00\t+ 12,00\t+ 2,00\t+ 16,56\t+ 7,67\t+10,33\t+ 3,55\n\t89,33\t46,22\t50,44\t54,22\t38,22\t51,11\t32,89\t23,8\n(Zugeh\u00f6rige Curve nebenstehend.)\nDie Tabellen und Curven offenbaren eine bedeutende Ge-d\u00e4chtnifssteigerung f\u00fcr M\u00e4dchen f\u00fcr alle Ged\u00e4chtnifsweisen, um das 12. Lebensjahr herum. Uebertroffen wird diese relative Steigerung nur im 14. Lebensjahr bez\u00fcglich des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr visuelle Vorstellungen. Um das 13. Jahr zeigt sich die weitaus gr\u00f6fste Steigerung des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr Ger\u00e4usche und, damit zusammenh\u00e4ngend, f\u00fcr Lauth\u00e4ufungen. Ein auffallender R\u00fcckgang im Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Gegenst\u00e4nde zeigt sich bei dem Uebergang von der V. zur IV. Stufe. Die durchschnittliche Ge-aammtzimahme zwischen den einzelnen Stufen betr\u00e4gt (Tab. 12) -","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentwickdung bei Schulkindern. 55\nTabelle 11.\nf \\\nTabelle 12.\nzwischen\t0/ Io\nI u. II\t'\t8,69\nII u. III\t3,08\nIII u. IV\t16,75\nIV u. V i\t4,82\nDer Gesammtzuwachs von der V. bis zur I. Stufe bedeutet Vergleich zu dem Anfangswerthe des Ged\u00e4chtnisses bei dchen :\nf\u00fcr Gegenst\u00e4nde: f\u00fcr Ger\u00e4usche: f\u00fcr Zahlen:\nf\u00fcr W\u00f6rter; visuelle Vorstellungen: f\u00fcr W\u00f6rter : akustische Vorstellungen f\u00fcr Tastvorstellungen: f\u00fcr Gef\u00fchlsvorstellungen: f\u00fcr Lauth\u00e4ufungen:\netwa 1/9\nv.\nn\n\u201e \u00bb/. \u00bb 4/s \u00bb 3/\u00ab \u201e \\ .l1/\u00bb\n\ndas 6 fache.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"Marx Lobsien.\n56\nB. Vergleich der Untersuchungsergebnisse an\nKnaben und M\u00e4dchen.\n1.\tDer Gesammtdurchschnitt der Ged\u00e4chtnifszunahme liegt bei den M\u00e4dchen etwas h\u00f6her, als bei den Knaben. Die Ge~ sammtzunahme von der V. bis zur I. Stufe betr\u00e4gt:\nM\u00e4dchen\t30,28\nKnaben_____29,27\nDifferenz 1,01 \u00b0/0\n2.\tDas Verh\u00e4ltnifs der Durchschnittswerthe f\u00fcr die einzelnen Stufen zeigt\nTabelle 13.\nZwischen\tKnaben\tM\u00e4dchen\tDurchschnitt\nI u. II\t7,81\t8,69\t8,25\nII u. III\t2,58\t3,08\t2,80\nIII u. IV\t10,60\t16,75\t13,67\nIV u. V\t6,91\t4,82\t5,86\nDiese Uebersichten, nach denen mit gr\u00f6fster Deutlichkeit hervorgeht, dafs die relative Ged\u00e4chtnifszunahme am gr\u00f6fsten ist zwischen der IV. und III. Altersstufe, widersprechen nicht, wie es den Anschein haben k\u00f6nnte, den oben (S. 47 und 35) gezogenen Folgerungen. Diese an einander gef\u00fcgt erst geben ein Bild von dem Umfange des Ged\u00e4chtnisses auf der n\u00e4chst h\u00f6heren Stufe.\nTabelle 14.\n--------M\u00e4dchen. ---------Knaben. ......... Durchschnitt.\nIil.IL\nIn der Energie des relativen Wachsthums des Gesammt-ged\u00e4chtnisses zeigen sich die Knaben den M\u00e4dchen gegen\u00fcber","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. G-ed\u00e4chtnifsentwickelimg bei Schulkindern. 57\nnur zwischen dem 9. und 10. Lebensjahre im Verh\u00e4ltnifs von ann\u00e4hernd 6 : 5 \u00fcberlegen, auf allen anderen sind die M\u00e4dchen den Knaben \u00fcberlegen. Diese Gr\u00f6fse in der Zunahme aber berechtigt offenbar nur im Vergleich zu dem Ged\u00e4chtnifs-umfange zu Beginn der Untersuchungen zu Schl\u00fcssen \u00fcber die Verschiedenheit des Ged\u00e4chtnisses zwischen Knaben und M\u00e4dchen.\nTabelle 15.\nGesammth\u00f6he, des Ged\u00e4chtnisses bei Knaben und M\u00e4dchen.\n\tKnaben\tM\u00e4dchen\tDifferenz\tDurchschnitt\t\nGegenst\u00e4nde\t92,56\t99,56\t4- 7,00\t\\\t\nGer\u00e4usche\t71,89\t82,67\t+10,78\t\t\nZahlen\t80,67\t87,22\t+ 6,55\t\t\nV isuelle V orstellungen\t73,00\t96,67\t+23,67\t\t>\t5,91\nAkust. Vorstellungen\t74,78\t71,44\t\u2014 3,34\t\t\nTastvorstellungen\t75,33\t82,00\t+ 6,67\t\t\nGef\u00fchlsvorstellungen\t75,44\t70,22\t\u2014 4,78\t\t\nLaute\t40,56\t41,33\t+ 0,77\tj\t\nIm Alter von 13 \u2014141/2 Jahren zeigt sich das Ged\u00e4chtnifs der M\u00e4dchen dem der Knaben insgesammt um 5,91 \u00b0/0 \u00fcberlegen. Besonders bemerkenswert!! ist das Uebergewicht in betreff des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr Zahlen, Ger\u00e4usche und besonders f\u00fcr visuelle Vorstellungen. Das Uebergewicht f\u00fcr Worte \u00fcberhaupt betr\u00e4gt 5,5%, liegt also wenig unter dem Durchschnitt.\nTabelle 16.\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\\\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\\ Il V\t\t\t\tJ\t/\t\\ \\\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tV \\\t\t\t/\t\tV \\ 1\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t'\t*\t\t\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\\ \\\t/\t/ /\t\\ \\\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\tv\t> /\t\t\t\\ \\\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tI\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tT\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nMarx Lobsien.\nTabelle 17.\nVergleich zwischen Knaben und M\u00e4dchen im Alter von\n12 \u201413 Jahren.\nGed\u00e4chtnifs f\u00fcr\tKnaben\tM\u00e4dchen\tDifferenz\tDurchschnitt\t\nGegenst\u00e4nde\t76,45\t92,89\t4-16,44\t\t\nGer\u00e4usche\t67,33 |\t75,56\t-fl 8,23\t\t\nZahlen\t72,33\t74,89\t4- 2,56\t\t\nW\u00f6rter: visuelle Vorst.\t69,67\t77,22\t4- 8,55\t\t\n\u201e\t: akust. Vorst.\t64,89\t63,11\t- 1,78\t\t\u2019 6,22%\n\u201e\t: Tastvorst.\t73,67\t74,67\t4- 1,00\t\t\nr : Gef\u00fchlsvorst.\t68,67\t67,33\t4- 8,66\t\t\nLaute\t37,67\t34,89\t\u2014 3,78\t.\t\nTabelle 18 (Curve).\nAuf dieser Altersstufe ist der Unterschied zwischen dem Ged\u00e4chtnifs der Knaben und M\u00e4dchen zu Gunsten der letzteren noch gr\u00f6fser als auf der h\u00f6heren, 6,22 %. Das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Zahlen \u00fcberwiegt nicht so sehr, als wieder das f\u00fcr visuelle Vorstellungen, und dann das f\u00fcr Gegenst\u00e4nde, Ger\u00e4usche und Gef\u00fchlsvorstellungen. Das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr W\u00f6rter \u00fcberhaupt ist \u2014 4,17 % \u2014 geringer als auf der h\u00f6heren Altersstufe und dem der Knaben \u00fcberlegen, le 19.\nAlter: 11\u20141.2 Jahre.\nGed\u00e4chtnifs f\u00fcr\nKnaben\nM\u00e4dchen Differenz Durchschnitt\nGegenst\u00e4nde\nGer\u00e4usche\nZahlen\nW\u00f6rter: visuelle Vorst. \u201e\t:\takust. Vorst.\n\u201e\t:\tTastvorst.\n\u201e\t:\tGef\u00fchlsvorst.\nLaute\n89,78\t;\t94,00\n57,19\ti\t56,00\n70,22\tI\t73,56\n59,67\t72,78\n63,00\t72,11\n73.33\t70,89\n55.33\tI\t73,33\n19,99\t!\t23,22 j\nf\u00fcr W\u00f6rter:\n+ 4,12\n\u2014\t1,19 + 3,34 4-13,11 4- \u2018411\n\u2014\t2,44 + 18,00 4- 3,23 4\" 3,45\n5,91","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsen\u00fcvickelung bei Schulkindern. 59\nTabelle 20 (Curve).\nDie nachstehende Tabelle bietet einen Vergleich zwischen Knaben und M\u00e4dchen im Alter von 10\u2014-11 Jahren.\nTabelle 21.\nGed\u00e4chtnifs f\u00fcr\tKnaben\tM\u00e4dchen\tDifferenz\tDurchschnitt\t\nGegenst\u00e4nde\t87,12\t75,78\t\u201411,34\t\t\nGer\u00e4usche\t55,33\t46,22\t\u2014 9,11\t\t\nZahlen\t49,33\t62,44\t*+13,11\t\t\nW\u00f6rter: visuelle Vorst.\t55,11\t56,22\t+ 1,11\t\t> +0,57\n\u201e\t: akust. Vorst.\t48,44\t54,78\t+ 6,34\t\t\n\u201e\t: Tastvorst.\t57,11\t58,78\t+ 1,67\t\t\n\u201e\t: Gef\u00fchlsvorst.\t38,33\t43,22\t+ 4,89\t\t\nLaute\t12,44\t10,44\t\u2014 2,00\t>\t\nGesammtmehr f\u00fcr W\u00f6rter: + 3,67\u00b0/0\nAuch hier weisen die Resultate der Versuche mit M\u00e4dchen ein Plus auf, aber nur ein geringes von 0,57 %.\nTabelle 22 (Curve).","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nMarx Lob8im.\nDie letzte Tabelle dieser Gruppe weist die Schwankungen des Umfangs verschiedener Ged\u00e4chtnilsarten zwischen Knaben und M\u00e4dchen auf f\u00fcr Stufe V, das Alter von 9\u201410 Jahren.\nTabelle 23.\n1 Ged\u00e4chtnilB f\u00fcr I\tKnaben\tM\u00e4dchen 1\t1 Differenz\tDurchschnitt\t\nGegenst\u00e4nde\t64,00\t89,33\t+25,33\t! \u2019\t\t\nGer\u00e4usche\t53,33\t46,22\t- 7,11\t\t\nZahlen\t49,09\t50,44\t+ 1,35\t\t\nW\u00f6rter: visaeile Vorst, j\t46,66\t54,22\t+ 8,34\t\t+ 4,38%\n\u201e\t: akust. Vorst.\t43,78\t38,22\t- 5,56\t\t\n\u201e\t: Tastvorst.\t43,67\t51,11\t+ 7,44\t\t\n\u00ab\t: Gef\u00fchlsvorst. !\t27,22\t32,89\t+ 5,67\t\t\nLaute\t7,22\t6,89\t- 0,33\t,\t\nDarchschnittsplus der M\u00e4dchen f\u00fcr W\u00f6rter: 3,97.\nTabelle 24 (Curve).\nEs er\u00fcbrigt sich noch der Vergleich zwischen der Ged\u00e4chtni entwickelung f\u00fcr Knaben und M\u00e4dchen der verschiedenen Alte stufen innerhalb der verschiedenen Ged\u00e4chtnifsarten.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentivickelung bei Schulkindern. 61\n1. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr reale Gegenst\u00e4nde.\nTabelle 25.\nAlter\tM\u00e4dchen\tKnaben\nI\t99,56\t92,56\nII\t92,89\t70,45\nIII\t94,00\t89,78\nIV\t75,78\t87,12\nY\t89,33\t64,00\nTabelle 26 (Curve).\n... Knaben.-------M\u00e4dchen.\nI JE M JV Y\n2. Ged\u00e4chtnifs\nTabelle 27.\nAlter\tKnaben\tM\u00e4dchen\nI\t71,89\t82,67\nII\t57,33\t75,56\nIII\t57,19\t56,00\nIV\t55,33\t46,22\nY\t53,33\t46,22\nf\u00fcr Ger\u00e4usche.\nTabelle 28 (Curve).\njir jv\n3. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Zahlen.\nTabelle 29.\nAlter\tKnaben\tM\u00e4dchen\nI\t80,67\t87,22\nII\t72,33\t74,89\nIII\t70,22\t73,56\nIV\t49,33\t62,44\nV\t49,09\t50,44\nTabelle BO (Curve).\nI JT M W V","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nMarx Lobsien.\n4.\tGed\u00e4chtnifs f\u00fcr W\u00f6rter: visuelle Vorstellungen.\nTabelle 31.\nTabelle 32 (Curve).\nAlter\t| Knaben 1 M\u00e4dchen 1\t1M\t90\t\ti\t\t\t\t\tL-iJ\n\t\tr\t\\|\t\t\t\t\t1 \t\t\u2014\u00ab\nI II\t73,00 i 96,67\t\t\\\t\t\tr\t\t!\n\t\t\tl\\j\t\t\ti\tJ_Lj\t\n\t69,67\t77,22\t\t\t\t\t\t1 . 1\t\nIII\t!\t59,67\t72,78\tro IV\t'\t55,11\t56,22 V\tJ\t46,56\t54,22 JO\t\t\t\t\t\t* i\t\t! 1\n\t\t\t1\t\\\t\t\t\t\n\t\t\tI\t\t\\\t\\\t\tj\n\t\t\t\t\t\t\tr~j i i\t\n\t\t\t\t\t\t\tX \". i\t\n\t\t\t|\t\t\t1\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t.Li J\t\n_____i__!__:__:_:\u20141_\u2014-\n/ a m er y\n5.\tGed\u00e4chtnifs f\u00fcr akustische Vorstellungen.\nTabelle 33.\t\t\nAlter\tKnaben\tM\u00e4dchen\nI\t[\t74,78\t71,44\nII\t1\t64,89\t63,11\nIII\t63,00\t72,11\nIV\t48,44\t54,78\nV\t43,78\t38,22\nTabelle 34 (Curve).\n6.\tGed\u00e4chtnifs f\u00fcr TastVorstellungen.\nTabelle 35.\nAlter\t; Knaben\tM\u00e4dchen\nI\t75,33\t82,00\nII\t43,67\t74,67\nIII\t73,33\t70,89\nIV\t57,11\t58,78\nV\t43,67\t51,11\nTabelle 36 (Curve).\n1\t!\t1 I I 1 I I 1\nsum Ji' r","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentwickelung bei Schulkindern. 03\n7. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Gef\u00fchlsvorstelllungen.\nTabelle 37.\nAlter\tKnaben\tM\u00e4dchen\nI\t75,44\t70,22\nII\t58,67\t67,33\nIII\t55,33\t73,33\nIV\t38,33\t43,22\nV\t27,22\t33,89\nTabelle 38 (Curve).\n8. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr sinnlose Lauth\u00e4ufungen.\nAlter\nI\nII\nIII\nIV V\nTabelle 39.\nKnaben\n40,56\n87,67\n19,99\n12,44\n7,22\nM\u00e4dchen\n41,33\n34,89\n23,22\n10,44\n6,89\nTabelle 40 (Curve).\nVergleich zwischen den Ergebnissen an sinnvollen W\u00f6rtern und inhaltlosen Lautcompositionen.\nTabelle 41.\nKnaben.\nAlter\tsinnvoll\tsinnlos\nI\t74,64\t40,56\nII\t66,72\t37,67\nIII\t62,83\t19,99\nIV\t49,75\t12,44\nV\t40,31\t7,22\nDie Tabelle zeigt deutlich den Einflufs des Wortsinnes f\u00fcr das Behalten, je niedriger das Alter, desto geringer die F\u00e4higkeit sinnlose Zeichenh\u00e4ufungen zu behalten. Setzen wir den Werth f\u00fcr die erste Colonne = 1, dann ergeben sich f\u00fcr die","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nMarx Lobsien.\nzweite etwa folgende Bruehwerthe: I: 4/7, II: */* > IH\u00b0 V\u00bb, IV: 1iil V: 7e* \u2014 Bei M\u00e4dchen ist das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr W\u00f6rter durchschnittlich etwas h\u00f6her entwickelt\nTabelle 42.\nM\u00e4dchen.\nAlter\tsinnvoll\tsinnlos\nI\t,i\t79,83\t41,33\nII\t70,58\t34,89\nIII\t69,78\t23,22\nIV\t\u00f60,7\u00f6\t10,44\nV\t44,16\t6,89\nDie Bruehwerthe sind dementsprechend niedriger: I: 1/f, II: a/7, III: 7a, IV: 7\u00bb\u00bb V: 7V Bas Ergebnifs m\u00f6ge folgende Curvenzeichnung veranschaulichen :\nTabelle 43.\nInteressant endlich noch ist der Vergleich zwischen den Versuchen mit W\u00f6rtern akustischen und visuellen Vorstellungs-inhalts einerseits und den realen Dingen und Ger\u00e4uschen andererseits.\nTabelle 44.\n\t\tK n\u2019a b e n\t\t\t\tM\u00e4dchen\t\t\n\tGegen- stand\tWort\tGe- r\u00e4usch\tWort\tGegen- stand\tWort\t, Ge-[ r\u00e4usch\tWort\nI\t92,56\t73\tI 71,89\t74,78\t99,56\t96,67\t! 82,67\t71,44\nII\t76,45\t69,(57\t57,33\t64,89\t92,89\t77,22\t, 75,66\t63,00\nIII\t89,78\t59,67\t57,19\t63\t94,00\t72,78\t, 56,00\t! 72,11\nIV\t87,12\t55,11\t55,33\t48,44\t75,78\t66,22\t46,22 i 46,22\t54,78\nV\t64,00\t46,56\t53,33\t43,78\t89,33\t54,22\t\t; 38,22","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Entersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentivickelung bei Schulkindern. 65\n30\n80\n70\n60\nS0\noo\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tv\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t(\\\tN\t\u2022\u2014\t\u2014*\tv\t\t\t\t\t\n\t\\\\\t\t\t\tV \\\t\t\t/\t\t\n\t\t\\\\\t\t\t\t\\\t\tf\t\t\n\t\t\t\t\t\t\\\t/\\\t\t\t\n\t\t\t\t\ts\t\t\t\t\t\n\t\t\t's s\t\t\\ \\\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\u00c7\u2014 \\ \\\t\t\\\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\"v\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\tS s\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t's\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\n\ts\t\t\t\t\t\t\t\n\t\u2022 S\t\u00ab An\t\t\t\t\t\t\n\ts\t\t\\\t.\tv\t\t\t\n\t\\n\ts w\t\\ y\t/\t\\\t\t\t\n\t\t\t\tV- N\t\\\t\\\t\t\n\t\t\t\t\t\t\\\t\t\n\t\t\t\ty\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\\\t\\ l \\\t\\\t\n\t\t\t\t\t\t'-V V\tA\t;\t\n\t\t\t\t\t\t\t\tV\n\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\ni \u00e6 \u00c6 ir r Tabelle 45b (Curve).\nTabelle 45a (Curve).\nKnaben:\nGegenst\u00e4nde: ----------- Visuelle Vorstellungen: ............\nM\u00e4dchen :\nGegenst\u00e4nde:------------ Visuelle Vorstellungen: \u2014-----------\nDie Tabelle offenbart als eigenth\u00fcmlicbes Ergebnifs, dafs zwar die unmittelbare Beobachtung der durch das Wort ver-anlafsten Reproduction einer visuellen Vorstellung f\u00fcr die Energie des Ged\u00e4chtnisses von sehr grofser Bedeutung ist, keineswegs aber immer das wirkliche Ger\u00e4usch dem durch das Wort reproducirten gegen\u00fcber. Nicht nur, dafs der Abstand zwischen beiden Curven, sowohl bei Knaben wie M\u00e4dchen ein weit geringerer ist, nein, das Verh\u00e4ltnifs ist geradezu umgekehrt. Und zwar weist die Curve der Knaben f\u00fcr akustische Vorstellungen gegen\u00fcber den realen im Alter von 9\u201411 Jahren zwar einen Vortheil der ersteren nach; um das 12. Jahr aber kreuzen sich die Curven und es \u00fcberwiegt, wenn auch nicht sehr bedeutend, das Wortged\u00e4chtnifs. Auch bei den M\u00e4dchen kreuzen sich die Curven um dieselbe Zeit, hier aber \u00fcberwiegt \u2014 umgekehrt wie oben \u2014 bei \u00e4lteren Kindern das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr -akustische Reize gegen\u00fcber dem entsprechenden Wortged\u00e4chtnifs, w\u00e4hrend bei den kleineren der Umfang des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr W\u00f6rter mit akustischem Vorstellungsinhalt gegen\u00fcber dem anderen; nur f\u00fcr das Alter von 9\u201410 Jahren findet sich ein Ueber-gewicht. In der ersten Curvenzeichnung (\u00c4) finden wir durchgeh ends ein Ueberwiegen des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr reale Dinge. Die Differenz zwischen den Curven ist keineswegs constant. Zwischen Knaben und M\u00e4dchen besteht der charakteristische\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nMarx Lobsien.\nUnterschied, dafs die Differenz zwischen beiden von unten nach oben consequent geringer wird und zwar ist das zur\u00fcckzuf\u00fchren auf die bedeutende Zunahme des Wortged\u00e4chtnisses zumal in 13 \u201414 V2 Lebensjahre. Bei den Knaben ist die Distanz von ungleicher Gr\u00f6fse. Am bedeutendsten \u00fcberragt das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr reale Dinge in der Zeit vom 10. \u201412. Jahre, am wenigsten um das 13. herum.\nIII.\nDie formale Seite der Ergebnisse.\nDie neun Glieder jeder Versuchsreihe bilden eine psychische Reihe, die aber nur lose gef\u00fcgt ist nach dem bekannten Gesetze der Gleichzeitigkeit. Aber gerade diese lose F\u00fcgung gew\u00e4hrt den Vortheil, dafs sich eigenartige Ged\u00e4chtnifserscheinungen deutlicher auspr\u00e4gen.\nIch gebe zun\u00e4chst eine Uebersicht \u00fcber die Gesammt* zahl der reproducirten Gliederanzahl innerhalb der verschiedenen Ged\u00e4chtnifsuntersuchungen.\nTabelle 46.\n1. Knaben.\nGed\u00e4chtnifs\t1\t2\t3\tGliederanzahl 4 | 5 ! 6\t\t\t7\t\u00ab\t\n\tAlter\t: 13-\t-14 Va\tJahre.\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t3\t2\t23\t20\nGer\u00e4usche\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t2\t7\t14\t14\t5\ti\nZahlen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t4\t4\t5\t9\t\t12\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t5\t17\t15\t8\t1\nakustische Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t4\t18\t18\t11\t9 t\u00e9\nTastvorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t6\t6\t17\t11\t6\nGef\u00fchlsvorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t5\t16\t14\t7\t3\nLaute !\t2\t3\t14\t16\t7\t1\t1\t\t\u2014\n\tAlter : 12\t\t-13 Jahre.\t\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\t1\t\u2014\t\u2014\t5\t6\t8\t19\t9\t1\nGer\u00e4usche\t\u2014\t1\t8\tH\t14\t7\t0\t\u2014\t\u2014\nZahlen\t\u2014\t\t\t7\t10\t11\t8\t4\t7\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t2\t\t17\t11\t8\t6\t\nakustische Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t4\t16\t16\t7\t3\t\u2014\nTastvorstellungen\t\t\u2014\t1\t5\t8\t12\t8\t10\t3\nGef\u00fchlsvorstellungen\t1\t1\t1\t10\t11\t10\t6\t1\t1\nLaute\t1\t9\t9\t16\t4\t2\t1\t-\t\u2014","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Gtdcichtniftenticickelung bei Schulkindern. 67\n1\t\tGliederanzahl\t\t\nGed\u00e4chtnifs\ti\t\t\t\t\n1\t1\tto i\t 09 1 1 ^\t5\t6 | 7 | 8 | 9\nAlter: 11\u201412 Jahre.\nGegenst\u00e4nde\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t2\t12\t20\t17\nGer\u00e4usche\ti\t2\t4\t11\t11\t19\t2\t\u2014\t1\nZahlen\t\t1\t6\t2\t9\t7\t10\t9\t6\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t3\t9\t12\t12\t10\t\u2014\t\u2014\nakustische Vorstellungen\ti\t\u2014\t2\t9\t8\t13\t16\t2\t\u2014\nTastvorstellungen\t\u2014\t\u2014\t1\t2\t8\t16\t9\t7\t7\nGef\u00fchlsvorstellungen\t\u2014\t1\t4\t8\t16\t12\t8\t\u2014\t\u2014\nLaute\t17\t14\t11\t4\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nAlter: 10\u201411 Jahre.\nGegenst\u00e4nde\t!\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t5\t7\t18\t19\nGer\u00e4usche\t1\t3\t4\t12\t12\t12\t4\t2\t\nZahlen\t\u2014\t\u2014\t1\t2\t10\t12\t14\t5\t\u00d4\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014.\t1\t5\t12\t15\t16\t2\t\u2014\t\u2014\nakustische Vorstellungen :\t\u2014\t4\t8\t12\t14\t5\t6\t\u2014\t\u2014\nTastvorstellungen\t1\t2\t\u00f6\t7\t12\t12\to\t5\t\nGef \u00fchl8vorstell ungen\tj\t3\t11\t14\t15\t5\t2\t1\t\t\u2014\nLaute\tj\t17\t17\t8\t2\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tAlter: 9-\t\t\u201410 Jahre.\t\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\t\u2014\t1\t3\t3\t14\t13\t8\t3\t1\nGer\u00e4usche\t1\t2\t6\t7\t15\t10\t4\t\u2014\t\u2014\nZahlen\t2\t3\t7\t10\t5\t11\t4\t\u2014\t\u2014\nvisuelle Vorstellungen\t6\t2\t14\t9\t12\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nakustische Vorstellungen\t\t\t7\t11\t10\t14\t2\t1\t\u2014\t\u2014\nTastvorstellungen\t\u2014\t4\t18\t10\t10\t4\t1\t\u2014\t\u2014\nGef\u00fchlsvorstellungen\t! 9\t18\t6\t7\t2\t2\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nLaute\t21\t10\t1\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nMarx Lohnten.\nTabelle 47.\nM\u00e4dchen.\nGed\u00e4chtnifs\t1\t2\tGliederan 3 | 4 | \u00f6\t\t\tzahl (5\t7\t8\t9\n\tAlter\tr i3-\t-14 V.\tJahre.\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t2\t42\nGer\u00e4usche\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t6\t19\t17\t1\nZahlen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t1\t3\t8\t11\t19\nvisuelle Vorstellungen\t.\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t1\t8\t34\nakustische Vorstellungen\t1\t\u2014\t1\t2\t8\t10\t11\t4\t4\nT&stvorstellungen\t' \t i\t\t\u2014\t1\t2\t6\t16\t14\t6\nGef\u00fchls Vorstellungen\t\t\u2014\t2\t6\t10\t8\t13\t4\t1\nLaute\t4\t10\t9\t7\t7\t3\t*\t\t-\n\tAlter: 12\t\t\u201413 Jahre.\t\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\t! \u2014\t\t\t\u2014\t\u2014\t3\t4\t24\t19\nGer\u00e4usche\t\u2014\t\t\t1\t7\t11\t14\t13\t4\nZahlen\t\u2014\t2\t4\t\u00f6\t6\t11\t10\t5\t7\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t6\t11\t12\t11\t\u2014\t2\nakustische Vorstellungen\t\t\t2\t6\t15\t18\t8\t1\t\nTastvorstellungen\t\u2014\t\t\u2014\t2\t6\t16\t19\t7\t2\nGef\u00fchlsvorstellungen\ti (\t\t2\t2\t5\t12\t13\t8\t8\nLaute\t7 ]\t17\t16\t8\t3\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tAlter: 11\t\t\u201412 Jahre.\t\t\t\t\t\t\nGegenst\u00e4nde\tI \u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1\t2\t9\t28\nGer\u00e4usche\t1\t-\t\t10\t12\t11\t3\t~\t\u2014\nZahlen\t; \u2014\t1\t\t1\t4\t5\t10\t15\t5\nvisuelle Vorstellungen\t\t\u2014\t1\t1\t2\t13\t11\t11\t9 \u2022mt\nakustische Vorstellungen\t\t\u2014\t_\t2\t7\t6\t11\t14\t2\nTastvorstellungen\t) ___\t1\t1\t4\t4\t10\t10\t8\t3\nGef\u00fchlsvorstellungen\t\u25a0 \u2014\t\u2014\t\u2014\t5\t5\t11\t11\t6\t3\nLaute ,\t; is :\t11\t\t2\t1\t\t\t\u2014\t\u2014\nAlter: 10\u201411 Jahre.\nGegenst\u00e4nde\t\u2014\t-\t1\t2\t2\t14\t14\t8\t4\nGer\u00e4usche\t3\t3\t14\t7\t9\t5\t1\t\u2014\t\t\t\nZahlen\t\u2014\t\u2014\t5\t8\t8\t9\t9\t4\t\u2014\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t3\t4\t12\t13\t4\t3\t1\t\u2014\nakustische Vorstellungen\t\u2014\t\t\t6\t8\t19\t6\t3\t1\t\u2014\nTastvorstellungen\t\u2014\t\u2014\t7\t11\t15\t9\t1\t\u2014\t\u2014\nGef\u00fchlsvorstellungen\t\u2022 \u2014\t6\t16\t12\t5\t1\t1\t1\t\u2014\nLaute\t18\t5\t6\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014 - __\t\t--","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00dcb. d. Ged\u00e4chtnifienhmckelung bei Schulkindern. 69\nGedftchtnifs\t\t\tGliederanzahl\t\t\t\n\t1\t2\t3\t4 | 6\t6 !\t7\t8\t9\nAlter : 9\u201410 Jahre.\nGegenst\u00e4nde\t!\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t3\t4\t8\t6\t19\nGer\u00e4usche\t;\t1\t6\t11\t8\t0\t11\t3\t3\t\u2014\nZahlen\t2\t3\t14\t8\t9\t7\t3\t1\t3\nvisuelle Vorstellungen\t\u2014\t2\t5\t15\t15\t7\t3\t2\t1\n^akustische Vorstellungen !\t4\t8\t15\t13\t11\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nTastvorstellungen\t\u2014\t2\t3\t18\t8\t14\t3\t\u2014\t\u2014\nGef\u00fclilsvorstellungen\t2\t11\t13\t17\t5\t2\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nLaute !\t20\t7\t\t\t\t\t\t\t\nAus diesen Werthen greife ich die h\u00f6chsten heraus und stelle sie vergleichend neben einander, um so von der Form des Reproducirten aus einen Maafsstab an die verschiedenen Ge-d\u00e4chtnifsgebiete zu legen. Ich multiplicire die Gliederanzahl mit der Zahl der gefundenen Reihen. Es ergeben sich dann folgende Werthe :\nTabelle 48.\nKnaben.\nAlter\tGegen- st\u00e4nde\tGe- r\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle Vorst.\takust. Vorst.\tTast- vorst.\tGef\u00fchls- vorst.\tLaute\nI\t192\t84\t108\t102\t108\t119\t90\t64\nII\t133\t70\t50\t85\t80\t72\t55\t64\nIII\t133\t114\t70\t60\t112\t96\t80\t17\nIV 1\t171\t60\t98\t96\t70\t66\t60\t17\nV ! \u00bb i\t78\t75\t66\t42\t70\t54\t36\t20\nTabelle 49.\nM\u00e4dchen.\nAlter\tGegen- st\u00e4nde\tGe- r\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle Vorst.\takust. Vorst.\tTast- vorst.\tGef\u00fchls- vorst.\tLaute\nI\t378\t133\t171\t306\t77\t112\t91\t20\nII\t192\t98\t70\t72\t108\t133\t91\t34\nIII\t252\t60\t120\t78\t112\t65\t71\t12\nVI\t91\t42\t57\t65\t96\t75\t48\t18\nV\t171\t66\t42\t65\t45\t72\t68\t20","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"10\nMarx Lobsien.\nDiese Werthe geben aber kein richtiges Bild, dieses gewinnt man nur im Zusammenhang mit dem folgenden. Die Uebersicht zeigt, wie oft eine Reihe ganz evolvirte. Ein Reihenablauf r\u00fcckw\u00e4rts kam so selten vor, dafs dieser Fall ganz aufser Betracht bleiben kann. Ich unterscheide den durchaus correcten Reihenablauf=r von demjenigen, da zwar auch alle zugeh\u00f6rigen Glieder repro-ducirt wurden, aber mit einzelnen Umstellungen = n.\nTabelle 50.\nM\u00e4dchen.\nGed\u00e4cht- nifs\tI\t\tII\t\tm\t\tIV\t\tV\n\tn\tr\tn\tr\t! n\tr\t1 n ...\tr\t \u00c4 J. r\n1\t42\t23\t26\t1\t28\t0\t26\t0\t24 ' -\n2\t5\t0\t4\t0\t0\t0\tI\t\t\t\u2014\t'\ti\n3\t19\t6\t1 7\t2\t5\t0\t1 1\ti\t2 1\n4\t34\t8\t3\t0\t1 2\t0\t; \u2014\t\u2014\t1 1 -\n5\t4\t0\t0\t0\t' 2\t0\t\u2014\t\t; \u2014 j \u2014\n6\t6\t1\t2\t0\t3\t0\t| \u2014\t\t1 \u2014 | \u2014\n7\t2\t0\t9\t0\t4\t0\t\u2014\t\u2014\t, \u2014 | \u2014\n8\t0\t0\t0\t0\ti 0\t0\t\u2014\t\ti\t\u2014\nTabelle 51.\nKnaben.\nGedacht-\tI\t\tii i! in 1! iv\t\t\t\t! ^\tw\nnifa\tn\tr !\tn\tr i: n\t_ r_ Ii . \u201c .\tr\t\tr \u2014. \u2014\u2014sjbr\n1\t21\t_\t1 19\t\u2014 16\t3\t17\t2\t! 19\t1\n2\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014 \u2014\t\u2014 3 1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n3\t12\t3\t| 7\t3 !\t8\t4 1\t9\t6\t' 4\t1\n4\t\t\t\u2014\ti\t!\t\t1\t\u2014\n5\t1\t\ti \u2014\t!\t\t\ti \u2014\t\n6\t5\t\t\t1 3\t1 Ij 3\t- ! 6\t1\t\u2014\t\u2014\n7\t3\t\u2014\t1\t- i; 3\t\u2014 , \u2014\t\ti \u2014\t\u2014\n8\t\u2014\t\t1 \u2014\t\t ;j \t\tti\t\u2014\t! \u2014\t\u2014\nIn der Genauigkeit des Reihenablaufs zeigen sich die M\u00e4dchen den Knaben durchweg und recht bedeutend \u00fcberlegen. Am besten steht bei beiden das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr ge' sehene Gegenst\u00e4nde, aber die M\u00e4dchen \u00fcbertreffen die Knaben um das Doppelte. Daf\u00fcr gelang der Reihenablauf bei dem Za hie n-ged\u00e4chtnifs den Knaben besser als den M\u00e4dchen. Dem ausgepr\u00e4gten Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr gesehene Dinge entspricht auf","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtni\u00dfentwickelung bei Schulkindern. 71\nden oberen Stufen der M\u00e4dchen die grofse Genauigkeit der Reihen-construction f\u00fcr Gesichtsvorstellungen, w\u00e4hrend darin die Knaben ganz versagten. Dieses Ergebnifs stimmt mit dem fr\u00fcher entwickelten, n\u00e4mlich, dafs die M\u00e4dchen durchweg ein ausgepr\u00e4gteres Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr visuelle Vorstellungen haben als Knaben, \u00fcberein; es ist leicht erkl\u00e4rlich, warum dasselbe Resultat sich bei dieser Art der Werthung der Versuchsergebnisse deutlicher ausdr\u00fcckt.\nEin fernerer Vergleich mit fr\u00fcheren Resultaten zeigt weiter, dafs die Genauigkeit in der Reihenreproduction innerhalb gewisser Grenzen mit dem Maafse des Ged\u00e4chtnifs-umfangs zu- und abnimmt, aber keineswegs direct proportional. Das zeigen noch deutlicher folgende Betrachtungen. Die Tabelle giebt eine Uebersicht \u00fcber die Anzahl der F\u00e4lle, da ein Glied in der Reproduction den Ort zugewiesen erhielt, der ihm nach der zu reproducirenden Reihe zukam. Die Werth e sind in Procent angegeben. Die Tabelle bildet zu der obigen die nothwendige Erg\u00e4nzung.\nTabelle 52.\nM\u00e4dchen.\nAlter 5 Gegen-\t\tGe-\tZahlen\tvisuelle\takust.\tTast-\tGef\u00fchls-\tLaute\nst\u00e4nde\t\trausche\t\tVorst.\tVorst.\tvorst.\tvorst.\t\nI\t72,4\t18,45\t40,9\t36,8\t23,8\t24,4\t16,6\t11,3\nII\t82,8\t10,9\t28,9\t12,4\t12,3\t16,9\t14,7\t8,9\nIII\t19,3\t9,01\t17,1\t6,7\t9,6\t10,8\t6,2\t3,3\nIV\t17,3\t3,9\t6,8\t2,8\t5,1\t4,7\t2,7\t1,5\nV\t13,1\t5,8\t7,1\t5,8\t4,5\t5,8\t3,5\t0,8\nTabelle 53.\nKnaben.\nAlter\tGegen- st\u00e4nde\t: Ger\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle V orst.\takust. Vorst.\tTast- vorst.\tGef\u00fchls vorst.\tLaute\nI\t37,4\t| 16,4\t34,9\t23,5\t24,1\t26,5\t18,5\t13,3\nII\t! 28,3\tI 10,3\t35,2\t14,8\t18,6\t25,6\t16,4\t17,7\nm\t13,1\t4,2\t15,1\t6,5\t6,7\t7,8\t. 6,7\t3,0\nIV\t13,7\t!\t6,9\t8,0\t3,1\t3,7\t6,7\t1,3\t1,6\nV\t16,2\ti 9,6 !\t11,3\t4,3 1\t7,2\t8,3\t2,7\t2,9","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nMarx Lohnen.\nBevor ich jedoch diese Tabellen einer eingehenderen Betrachtung unterwerfe, m\u00f6chte ich das wichtige Verhalten des ersten zum letzten Reihengliede beider Reproduction untersuchen. Die Untersuchung bezieht sich nur auf ganz reproducirte Reihen, verk\u00fcrzte sind ausgeschieden. Bei einer so losen, so ausschliefslich mechanischen Reihenconstruction, wie sie vorliegt, steht zu erwarten, dafe das erste und letzte Glied eine bedeutendere Rolle spielen als die anderen. Ja man m\u00f6chte erwarten, dafs wenigstens in sehr vielen F\u00e4llen, das letzte Glied, der letzte Eindruck, der den Kindern entgegentrat, an den Anfang gestellt werde.\nTabelle 54.\nM\u00e4dchen.\nAlter\ti Gegen- st\u00e4nde i\t\u00a9 \u00a9 u O \u00a7 s3 u\tZahlen\tvisuelle ' Vorst. 'i\takust Vorst.\tTast- vorst.\ti I\tGef\u00fchls-1! vorst. II\tLaute\t4J E ii Mi\ni\t\u00ab\t\t1\t3\t1\t3\t6\t\u2014\t14\nII ji 1\t\t_\t10\t11\t10\t6\t16\t17\t71\nUI\ti i\t- 1\t5\t3\t1\t10\t5\t8\t7\t38\nIV\t2\t2\t6\t14\t8\t11\t6\t10\t59\nV\t2\t1\t9\t10\t8\t8\t6\t12\t55\nInsges.:\t5\t8\t29\t39\t37\t33\t41\t46\t237\nTabelle 55.\nKnaben.\ni i Alter j\tGegen- st\u00e4nde\tGe- r\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle Vorst.\takust. Vorst.\tTast- vorst.\tGef\u00fchls- vorst.\tLaute\t\u00a3 \u00e0 I a 1\ni i\t\t\t\u2014\t3\t5\t3\t2\t1\t\n:u !\t\t8\t2\t6\t3\t4\t3\t3\t\u2022\u00df\nIII !\t13\t14\t1\t10\t8\t11\t10\t20\t\u00ab\u00cf\nIV\t\t5\t3\t6\t11\t7\t14\t18\t6*\nV\t9\t4\t9\t10\t8\t11\t15\t21\t8i-\nInsges. : |\t22\t31\t15\t35\t35\t36\t44\t63\t\nDie Einwirkung des letzten Gliedes ist nach dies60 Tabellen nur gering und es sind noch weitere Abstriche zu machen, weil weitaus nicht in allen F\u00e4llen mit der ersten Re' production des Endgliedes ein Ablauf der Reihe in umgekehrter","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. Ged\u00e4chtnifsentwickelung bei Schulkindern. 73\nFolge gegeben ist. Bezeichnend bleibt aber immer doch, 1. da Ts die Einwirkung des letzten Gliedes bei rein mechanischer Reihenconstruction sich bei den Knaben in h\u00f6herem Maafs e bemerkbar macht, als bei den M\u00e4dchen, 2. dafs sie bei h\u00f6herer Ged\u00e4chtnifsent-Wickelung geringer wird und 3. auch im Allgemeinen parallel geht der Gr\u00f6fse des Ged\u00e4chtnifs* umfanges.\nAm geringsten erweist sich sein Einflufs bei Knaben bez\u00fcg-lieh der Zahlenreihen, sodann des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr reale Dinge und Ger\u00e4usche, am bedeutendsten bei Gef\u00fchlsvorstellungen und Lautcompositionen. In Uebereinst\u00fcnmung damit gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse bei den M\u00e4dchen, nur das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Zahlenreihen bildet eine Ausnahme.\nJetzt zur\u00fcck zur Tabelle 52. Sie zeigt durchgehends ein Aufsteigen in der F\u00e4higkeit der genauen Reihenreproduction. ;Es w\u00fcrde hier zu weit f\u00fchren in Form von Curven und Tabellen alle Ergebnisse nebeneinander zu stellen. Ich begn\u00fcge mich mit den wesentlichsten. Zun\u00e4chst m\u00f6ge untersucht werden, in\n\u00ee\t___\nwelchem Verh\u00e4ltnis diese Tabelle zu den fr\u00fcheren Ergebnissen steht, sodann die Unterschiede zwischen Knaben und M\u00e4dchen ebenfalls im Vergleich zu jenen hervorgehoben werden.\nFolgende Tabelle giebt die Genauigkeit der Reihenreproduction in % f\u00fcr die verschiedenen Seiten des Ged\u00e4chtnisses an, f\u00fcr Knaben sowohl wie f\u00fcr M\u00e4dchen.\nTabelle 56.\n\tGegen- st\u00e4nde\tGe- r\u00e4usche\tZahlen\tvisuelle Yorst.\takust. Yorst.\tTast- vorst.\tGef\u00fchls- vorst.\tLaute\nM\u00e4dchen\t30,9\t9,45\t18,2\t10,8\t11,06\t12,3\t8,74\t5,14\nKnaben\t21,6\t11,48\t22,90\t10,44\t12,06\t14,98\t9,12\t. 7,70\nTabelle 57 (Curve)","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nMarx Lobsien.\nDie Differenz zwischen den Knaben und M\u00e4dchen im Ge-sammtergebnils ist nicht sehr bedeutend, auffallend ist, dafs in der Genauigkeit der Reihenreproduction die Knaben nur bez\u00fcglich des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr wirkliche Dinge erheblicher \u00fcbertroffen werden, sonst stehen sie ihnen nicht nach, sondern \u00fcbertreffen sie. Das offenbaren auch die Tabellen 68 und 59, die die Differenz zwischen der ersten und letzten Altersstufe veranschaulichen.\nTabelle 58.\nI = -\nM\u00e4dchen.\nTabelle 59.\nV =\nKnaben\n\t\t\t\t\t\t\t\trr\t\t\t\t\t\t\t\t\n90\t\t\t\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\\\t\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\t\t\n&\u2019\t\t\" \\ *\tk,\t\t.\t\u00bb,\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\\\t\t\tN\t\\\t\t\t\u2014\t\t\t >\t\t\t\n\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\tr^-\t\t\t\t\t\\\t\t\n\tJ\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\n(X)\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tjL\t\t\n\t\tS\t.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nSO\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\n\t\t\t\t\t\t\u2014 .\t\t.\t\t\t\t\t\t\t\\\t\nw;\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2022 \u2014\t-. \u2014\t\\\t\t\t\tJ\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t'*\t\t\t\t\n*\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\ty\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\tV\t\t1\n:o\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tJ\nio\t\tN\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\n\t\t\t\t^\t.\t\tV *>\t\t\t\tj\t\tk\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t-\t\t\t\t\t\tx %\t\t--\t\nDie Curven weisen eine rapide Steigerung f\u00fcr M\u00e4dchen im Alter von 13 \u201414 Jahren auf.\nUm einen Vergleich zu erm\u00f6glichen zwischen dem Gesammt-wachsthum in der Energie der Reihenproduction und der Zunahme des Gcd\u00e4chtnifsumfanges trage ich die entsprechenden Curven in obigen Tabellen nach.\nSie offenbaren deutlich, dafs Ged\u00e4chtnifsumfang und Energie in der genauen Reihenproduction proportional wachsen, wenn auch nicht direct. Die letztere","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Untersuchungen \u00fcb. d. G-ed\u00e4chtnifsentivickelung bei Schulkindern. 75\nArt des Ged\u00e4chtnisses wird durch ungleich niedrigere Werthe bezeichnet als die erstere.\nDieses Ergebnifs erleidet in der Entwickelung von Stufe zu Stufe nur geringe Modificationen. Ich begn\u00fcge mich damit, die Curven mit den entsprechenden nachzutragenden hinzuzeichnen.\nKeihenconstruction bei den verschiedenen\nGed\u00e4chtnifsarten.\n--------Knaben. ........ M\u00e4dchen.\n% 60 50 W 30 20 10\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u00ef i t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t/ ,/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\tf\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\tt /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\ti\t\u2022 \u25a0 >\t\t30\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t/\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\tf\t\tf\t\t20 10\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ty\t\n\t\t\t\t\u2014\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ty \u00bb\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ty\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2713 /\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tf\t\t\t\t\t\t\t\nI\tJE 1H W T Tabelle 60. Gegenst\u00e4nde. .in\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ti\tH m nr v Tabelle 61. Ger\u00e4usche.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nw 30 20\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\tU)\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t/ /\t\t30 2\u00f9\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t/ /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ti\t\n\t\t\t\t\t\t\tf y\ti\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\n\t\t\t\t\t\t/ * ' /\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t4\t\t\n10\t\t\t\t\t' /\ty\t\t\t\t\t10\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t/\ty /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\ty /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nw\tTabelle 62. Zahlen.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tTabelle 63. Visuelle Vorstellung 30\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t20 10\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n20\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t** y\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ty\t\t\n10\t\t\t\t\t\ty \u25a0*\t/ y*\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u00ab\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nTabelle 64.\nAkustische Vorstellungen.\nTabelle 65.\nTastvorstellungen,","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nMarx Lobsien.\nTabelle 66.\nGef\u00fchlBvorstellungen.\nTabelle 67. Ged\u00e4chtnife f\u00fcr Laute.\nDie Entwickelung des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr genaue Reihen-reproduction folgt in weitem Abstande der Entfaltung des Ge-d\u00e4chtnifsumfangs. Die M\u00e4dchen werden, wenn auch nur um ein Geringes, von den Knaben \u00fcbertroffen im Gebiete der Zahlen, W\u00f6rter, Tastvorstellungen und Laute, diese bleiben aber betr\u00e4chtlich hinter ihnen zur\u00fcck im Gebiete der realen Dinge. Hiernach wird nach dem weiter oben ausgesprochenen Gedanken der Unterschied im Ged\u00e4chtnifs zwischen Knaben und M\u00e4dchen in den genannten Gebieten um Einiges zu Gunsten der ersteren gemindert, in einem aber erweitert. Es ist unm\u00f6glich, diesen Werth in Zahlen auszudr\u00fccken, man mufs sich mit einer Sch\u00e4tzung begn\u00fcgen \u2014 und kann das um so eher, als es sich, wie eben gezeigt, um minimale Gr\u00f6fsen handeln w\u00fcrde.\n(Eingegangen am 6. Juli 1901.)","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Geschmacksempfindung eines Anencephalus.\nVon\nDr. Wilhelm Stebnbeeg, pract Arzt in Berlin.\nDa sich in der Gesammtliteratur nur eine kurze Angabe \u00fcber die Geschmacksempfindung eines ohne Gehirn geborenen Kindes1 vorfindet, glaubte ich, die Gelegenheit nicht ungen\u00fctzt lassen zu d\u00fcrfen, einen neugeborenen Anencephalus auf seine Geschmacksempfindung hin zu pr\u00fcfen.\nDiese Mifsbildung, wie die meisten Mifsbildungen eine Hemmungsbildung, fand sich, wie dies mit Mifsbildungen gew\u00f6hnlich der Fall ist, bei einem Kunde weiblichen Geschlechtes; seine Eltern sind mit einander verwandt und zwar in der Weise, dafs der Ehemann und der Vater der Ehefrau Geschwisterkinder sind ; f\u00fcnf Jahre zuvor hatte sich ebendieselbe Mifsbildung merkw\u00fcrdigerweise schon einmal bei einem Kinde dieser Frau gezeigt. 26 Stunden nach der Geburt nahm ich die Gelegenheit wahr, die Geschmackspr\u00fcfung vorzunehmen.\nEs wurden s\u00fcfs, bitter, salzig und sauer schmeckende Fl\u00fcssigkeiten verwandt, die vorher erst ein wenig erw\u00e4rmt wurden und mittels verschiedener Haarpinsel auf die Zunge in den Mund eingetragen wurden. Die s\u00fcfse Fl\u00fcssigkeit bestand in einer ges\u00e4ttigten Rohrzuckerl\u00f6sung, die bittere in einer 2 % L\u00f6sung von salzsaurem Chinin, welche deutlich und stark bitter schmeckte,\n1 W. P\u00e4eyer, Die Seele dea Kindes. 4. Aufl., S. 79. Herr Prof. Bins* wanoer theilt mir freundlichst auf Befragen mit, dafs jene Untersuchung von ihm ausgef\u00fchrt m\u00fcndlich mitgetheilt ist, ohne dafs eine Publication dar\u00fcber stattgefi^nden hat.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nWilhelm Sternberg.\n\ndie salzige in einer concentrirten L\u00f6sung von Kochsalz, die saure in einer Essigl\u00f6sung, welche deutlich sauer schmeckte.\nDie Mifsgeburt f\u00fchrte nicht, wie dies normale Kinder schon im Mutterleibe stets thun, Saugbewegungen beim Einf\u00fchren des Fingers in den Mund aus, so dafs dasselbe trotz mehrfach ausgef\u00fchrter Bem\u00fchungen seitens der Eltern den ganzen Tag noch gar keine Nahrung hatte zu sich nehmen wollen. Nachdem die s\u00fcfse L\u00f6sung auf die Zunge gebracht war, schlug das Kind die Augen auf, spitzt den Mund, schluckt zum ersten Mal und mit sichtlichem Behagen, f\u00fchrt Saugbewegungen aus und beifst sogar auf den Pinsel, denselben mit den Kiefern festhaltend, so dafs derselbe nur mit einiger M\u00fche aus dem Munde entfernt werden kann. Wurde alsdann die bittere Chininl\u00f6sung auf die Zunge gebracht, so verzieht sich sofort das Gesicht, das Kind wendet den Kopf ab, hebt denselben wiederholt etwas hoch, \u00f6ffnet den Mund weit, speichelt stark und bringt mit dem Speichel einen Theil der eingebrachten Fl\u00fcssigkeit mit W\u00fcrgbewegungen zur\u00fcck, dabei f\u00e4ngt das Kind an zu wimmern und \u00f6ffnet bei Wiederholung dieses Versuchs den Mund nicht so leicht. Wurde hiernach mit der Zuckerl\u00f6sung die Zunge eingepinselt, so wehrte das Kind bei den erstmaligen Versuchen zun\u00e4chst stets ab, sodann aber schluckt es wieder, beifst wiederum mit Behagen zu und beruhigt sich.\nDie saure Essigl\u00f6sung hatte zur Folge, dafs das Kind kl\u00e4glich das Gesicht zu dem \u201esauren Gesicht\u201c verzieht, speichelt, unruhig wird, den Kopf in die H\u00f6he hebt und bei Seite wendet, so dafs es Mifsbehagen zu empfinden scheint. Auch jetzt weicht dasselbe einem behaglichen \u201es\u00fcfsen Gesichtsausdruck\u201c bei mehrmaligem Bepinseln mit der Zuckerl\u00f6sung.\nAuch die stark salzig schmeckende Kochsalzl\u00f6sung bewirkt, dafs das Kind unruhig wird, den Mund zusammenprefst, bald wieder weit offen h\u00e4lt und nicht schluckt. Wurde mehrmals Zuckerl\u00f6sung darauf eingepinselt, so beruhigt das Kind sieb wieder und f\u00e4ngt wieder an, mit sichtlichem Behagen zu schlucken-\nDie s\u00fcfse Zuckerl\u00f6sung rief also bei jedesmaligen Versuchen regelm\u00e4fsig dieselben mimischen Reflexbewegungen bei dieser Mifsbildung hervor, die wir beim Erwachsenen als den \u201es\u00fcfsen Gesichtsausdruck\u201c, die bittere Chininl\u00f6sung dieselben Bewegungen, die wir als \u201ebitteren Ausdruck\u201c anzusehen gewohnt sind. S\u00fcfs wurde auch hier als angenehm zusagend, die anderen Geschm\u00e4cke","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Geschmacksempfindung eines Anencephalus.\n79\nals nicht angenehm wahrgenommen, wie dies Kussmaul1 * 3 und Genzmeb\u00ae bei neugeborenen normalen Kindern bereits nachgewiesen haben.\nDas Kind blieb 10 Tage am Leben, eine f\u00fcr derartige Mifs-bildungen ungew\u00f6hnlich lange Lebensdauer. Bei der Section zeigte sich die wenig ausgebildete Sch\u00e4delh\u00f6hle mit einer geringen kleinhirnartigen Masse erf\u00fcllt. Die Nebennieren fehlten zwar nicht, wie gew\u00f6hnlich bei Anencephalen, sie waren aber nur minimal entwickelt.\nZum Schlufs sage ich Herrn Geheimrath Olshausen f\u00fcr die freundliche Ueberlassung des Falles meinen Dank.\n1 Kussmaul, Untersuchungen \u00fcber das Seelenleben des neugeborenen\nMenschen. Leipzig u. Heidelberg 1859.\n3 Genzmeb, Untersuchungen \u00fcber die Sinneswahmehmungen des neugeborenen Menschen. Halle 1882.\n{Eingegangen am 1. August 1901.)","page":79}],"identifier":"lit31875","issued":"1902","language":"de","pages":"34-79","startpages":"34","title":"Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Ged\u00e4chtni\u00dfentwickelung bei Schulkindern","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:23:32.513407+00:00"}