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{"created":"2022-01-31T13:31:01.218546+00:00","id":"lit31877","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 95-103","fulltext":[{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nE. y. Hartmann. Die moderne Psychologie. Leipzig, H. Haaeke, 1901. 458 S.\nIn dem gegenw\u00e4rtigen Stadium der psychologischen Forschung, in welchem sich nach langer, rein empiristischer Richtung wieder das Be-d\u00fcrfnifs nach metaphysischer Fundamentirung regt, mufs es lebhaftes Interesse erwecken, wenn ein Mann, der alle Zeit durch und durch Metaphysiker war und ist, seinerseits die Br\u00fccke schl\u00e4gt zur specialwissen-, schaf tlichen Psychologie, und ihre Principien und Meinungen von einem m\u00f6glichst umfassenden Betrachtungsstandpunkte aus einer kritischen Musterung unterzieht. Ein solcher Versuch liegt vor in dem neuesten Werk E. v. Hartmann\u2019s, des fleifsigsten aller philosophischen Schriftsteller.\nLeider mufs man sich diese eigentlich werthvollen und fruchttragenden Seiten aus dem sehr volumin\u00f6sen Buche erst mit M\u00fche heraussuchen, weil die Anlage des ganzen Werkes eine nicht gl\u00fcckliche ist. Bei der Lekt\u00fcre des weitaus gr\u00f6fsten Theils der 458 Seiten kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dafs man gar nicht ein fertig durch- und ausgearbeitetes Buch, sondern eine ungeheure Materialsammlung zu einem solchen vor sich habe ; und wir glauben, die Bedeutung, die wir den hierin verstreuten Ideen Hartmann\u2019s zuschreiben, gar nicht besser kennzeichnen zu k\u00f6nnen, als durch den aufrichtigen Wunsch, dafs der Verf. bald einmal die Quintessenz aus diesem Buche ziehe, d. h. eine zusammenh\u00e4ngende positive Darstellung seiner eigenen Anschauung in den grundlegenden psychologischen Streitfragen gebe.\nDas Buch nennt sich im Untertitel: \u201eeine kritische Geschichte der deutschen Psychologie in der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhundert\u201c, und gerade darin steckt sein Grundmangel, dafs es nicht nur Kritik, sondern auch Geschichte sein will \u2014 und doch nicht ist. H. ist viel zu sehr der Mensch der eigenen Weltanschauung und der begeisterte K\u00e4mpfer, als dafs ihm die k\u00fchl betrachtende, anschmiegsame, reconstructive Art des Historikers nicht innerlich v\u00f6llig fremd sein sollte. Das zeigt jede Seite des Buches. Man kann den Begriff Geschichte auffassen, wie man mag \u2014 dafs er einen Werdegang und zwar einen irgend wie zusammenh\u00e4ngenden Werdegang bedeute, wird niemand bezweifeln. Hiervon finden wir bei Hartmann nichts. Zur Gesammtcharakteristik der modernen Psychologie f\u00fchrt er die vier Eigenschaften an: dafs sie hinter das Bewufstsein auf ein in irgend","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nLiteraturbericht\nwelchem Sinne Unbewufstes zur\u00fcckgehe, dafs sie naturwissenschaftlich p- ] f\u00e4rbt, geschichtlich fundamentirt und in sich weit st\u00e4rker gespalten sei als irgend eine fr\u00fchere Periode psychologischer Forschung, und stellt fest, welche Probleme abgethan, \u00fcberwunden und vor Allem brennend seien; aber eine, wenn auch nur einleitende Schilderung der groben \\ Z\u00fcge der psychologischen Entwickelung in den letzten 50 Jahren fehlt vollst\u00e4ndig. Vielmehr wird die Psychologie sofort zerschnitten in eine Reihe einzelner Probleme, von denen nun jedes f\u00fcr sich behandelt wird: Aufgaben und Methoden; das Unbewufste; Association und Reproduction; Empfindung, Gef\u00fchl, Wille ; Einheit des Bewufstseins ; der psycho-physische Parallelismus. Nun kann man ja Geschichte auch, wie Windklband um gezeigt hat, als Geschichte der Probleme behandeln, aber auch das thut Hartmann nicht. Denn der Charakter des einzelnen Capitels ist nun im Grofsen der eines Massenreferates \u00fcber alles, was die Hauptpsychologen in den letzten 50 Jahren \u00fcber das betreffende Problem geschrieben haben, oder noch mehr der eines Massenexcerptes ; denn Hartmann sucht sie, mit steter Angabe der Stellen, m\u00f6glichst selbst reden zu lassen. So folgen sich\ndenn in erm\u00fcdender Eint\u00f6nigkeit auf einander : \u201e Jodl w\u00fcnscht_____\u201c \u201eH\u00f6rr-\nding lehrt . . . .\u201c \u201eStumpf meint . . .w u. s. w., ohne dafs also auch nur innerhalb der Capitels selbst irgend etwas wie ein Zusammenhang geboten w\u00fcrde. Und nun wiederholt sich dieses Referiren und Aufz\u00e4hlen Capitel f\u00fcr Capitel ; immer wieder begegnen uns dieselben M\u00e4nner, nur mit anderen Seiten ihrer Werke, so dafs uns also in dieser Geschichte der Psychologie weder die Wissenschaft selbst, noch die Entwickelung der einzelnen Probleme, noch die Pers\u00f6nlichkeiten als etwas Ganzes entgegentreten.\nSo ist denn dieser historisch-referirende Theil des Buches f\u00fcr den, der erst eingef\u00fchrt sein will, \u00fcberhaupt nicht brauchbar, denn er wird durch die unorganische Aufreihung nur verwirrt und abgeschreckt; f\u00fcr den aber, der schon als Fachmann in der Bewegung steht, giebt er einen ungeheuren Ballast von unverarbeitetem und zum gr\u00f6fsten Theil ihm be- jj kannten Stoff, was wenig zu einer Vertiefung in das Werk anreizen kann.\nNoch einmal ein Referat dieser Referate zu geben, ist unm\u00f6glich and unn\u00f6thig; erw\u00e4hnt sei daher nur, dafs die Darstellung sich auf die deutachen Psychologen und zwar nur auf diejenigen erstreckt, die in einer der Principienfragen etwas Eigenes gegeben haben. Dankenswerth ist, dafs man auf manche, jetzt wenig beachtete Psychologen aus der ersten H\u00e4lfte des besprochenen Zeitraums aufmerksam gemacht wird, wie George, Fokt-lage, Ulrici, J. H. Fichte, Horwicz. Dafs Hartmann seine eigene \u201ePhilosophie des Unbewufsten\u201c in die Liste der besprochenen Werke einreiht, ist nat\u00fcrlich und gerechtfertigt. Vermifst habe ich Avenabius und Mach. \u2014\nDie eigentliche Bedeutung des Buches liegt, wie schon bemerkt, nach der Seite des Kritischen hin. Auch diesen kritischen Betrachtungen ist es nicht f\u00f6rderlich, dafs sie zum Theil in die oben genannten Referate eingestreut sind; was zu unendlichen Variationen der gleichen Themata f\u00fchrt. Zu diesen Einzelkritiken Stellung zu nehmen, mufs den behandelten Verfassern selbst \u00fcberlassen bleiben. Wir werden uns hier dagegen vor Allem halten an die Zusammenfassungen, die am Schluff\u00bb jedes Capiteb,","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n97\nund, unter dem Titel \u201edie Bilanz der modernen Psychologie\u201c, als letztes Capitel deB ganzen Werkes gegeben werden.\nDer eigenartige Zug in der Stellungnahme H.\u2019s, ein Zug, der sicher auf das psychologische Denken befruchtend und anregend wirken wird, ist die mit eiserner Consequenz durchgef\u00fchrte Unterordnung aller Probleme und Lehrmeinungen unter einen Gesichtspunkt, der sonst in der Psychologie nur als einer unter vielen Ber\u00fccksichtigung findet: unter die Alternative: Bewufst \u2014 Unbewufst.\nSchon in der Einleitung nennt er als ersten aller Hauptstreitpunkte der modernen Psychologie : \u201eDie Bedeutung und Tragweite des Unbewu\u00fcsten und der genetische Zusammenhang der bewufst psychischen Ph\u00e4nomene mit ihnen.\u201c \u2014 Und in seinem Schlufswort formulirt er als Resultat seiner Kritik die Aufgabe einer \u201evollst\u00e4ndigen, allumfassenden Psychologie\u201c also: \u201eeine vollst\u00e4ndige Psychologie wird von den bewufst psychischen Ph\u00e4nomenen als Grundlage der weiteren Erkenntnifs ausgehen, sie ins Gebiet des relativ Unbewufsten erweitern und sie sowohl als central bewufste wie als relativ unbewufste genetisch aus dem Zusammenwirken physiologischer Vorg\u00e4nge mit unbewufst psychischen Th\u00e4tigkeiten erkl\u00e4ren.\u201c\nWir versuchen zun\u00e4chst, die Grundgedanken H.\u2019s zu formuliren. Erschwert wird diese Arbeit durch die Ueberlastung der Sprache mit schwer fl\u00fcssigen Terminis, z. T. auch selbstgeschaffenen, (wie \u201eallotrope Causalit\u00e4t\u201c, , \u00bbsynthetische Categorialfunctionen\u201c, \u201ehomologe Correspondenz\u201c) deren Kenntnifs aus fr\u00fcheren Schriften H.\u2019s vorausgesetzt wird. Die folgende Zusammenfassung wird ohne sie auszukommen suchen.\nDas Problem der Psychologie ist Erkl\u00e4rung der im Bewufstsein gegebenen psychischen Ph\u00e4nomene. Diese Erkl\u00e4rung ist aber nicht aus den Kategorien und Eigenschaften des Bewufstseins selbst m\u00f6glich; vielmehr ist eine Deutung der Bewufstseinsph\u00e4nomene und ein Zusammenhang zwischen ihnen nur herstellbar, wenn man mitwirkende Factoren annimmt, in deren Wesen es liegt, selber nicht bewufst zu sein. Diese Annahme des \u201eUnbewufsten\u201c ist nur eine Hypothese, ja eine niemals direct verificirbare Hypothese, dennoch ist sie ebenso unentbehrlich, wie etwa die physicalische Hypothese des Atoms. Unter dem Namen des \u201eUnbewufsten\u201c ist nun eine Mannigfaltigkeit von Bedingungen zum psychischen Leben zu verstehen, welche sich des N\u00e4heren auf drei Gruppen reduciren lassen, auf das \u201ephysiologisch Unbewufste\u201c, das \u201erelativ Unbewufste\u201c und das \u201eabsolut Unbewufste\u201c. Das physiologisch Unbewufste besteht aus rein materiellen Dispositionen gewisser nerv\u00f6ser Organe; es ist die Bedingung f\u00fcr Reproduction und Association. Das relativ Unbewufste beruht darauf, dafs es eine Uebereinanderschichtung von Bewufstseinsindividuen giebt, und dafs etwas f\u00fcr ein niederes Bewufstsein schon bewufst sein kann (z. B. f\u00fcr das R\u00fcckenmarksbewufstsein, das Bewufstsein eines Ganglions, einer Zelle), was f\u00fcr ein h\u00f6heres Bewufstsein (z. B. des Menschen) unter der Schwelle liegt. Ist das relativ Unbewufste doch f\u00fcr irgend ein Bewufstsein bewufst, so ist das \u201eabsolut Unbewufste\u201c ein Factor, der schlechthin niemals und nirgend die Form des Bewufsten annehmen kann. Dieser Factor tritt uns entgegen in dem, was wir psychische Th\u00e4tigkeit nennen, in einer\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\tT","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nLiteraturbericht.\nTh\u00e4tigkeit, die als Theilfanction des universellen Weltgrundes im Individuum sich beth\u00e4tigt, die im Wollen, im Denken, in der Aufmerksamkeit auf die Bewufstseinsph\u00e4nome wirkt, sich ihrer bedient, sie teleologisch dirigirt, die \u2014 in der Form des Gef\u00fchls \u2014 sich im Bewufstsein reflectirt, die die Vielheit der Bewufstseinsinhalte zur Einheit des Ich zusammenfafst \u2014 die aber nie selbst bewufst ist. Nur durch das Zusammenwirken aller dreier Arten des Unbewufsten kann die Psychologie wirklich das Entstehen and den Zusammenhang der Bewufstseinsph\u00e4nomene erkl\u00e4ren; ungen\u00fcgend sind daher alle Versuche, die entweder gar keinen oder nur einen der genannten Factoren gelten lassen. Ohne die Annahme von irgend etwas Unbewusstem sucht die \u201eBewufstseins-Psychologie\u201c auszukommen, welche \u201epsychisch\u201c und \u201ebewufst\u201c identificirt und daher dem Bewufstsein alle m\u00f6glichen Eigenschaften und F\u00e4higkeiten zuerkennen mufs, (Activittt, F\u00e4higkeit der Einheitsbildung, Aufspeicherung von Vorstellungen) die in Wahrheit unbewufst sind. Mit dem physiologisch Unbewufsten begn\u00fcgt sich die \u201epsychologische Physiologie\u201c, die verkappter Materialismus ist und die restlose Erkl\u00e4rung der psychischen Ph\u00e4nomene in der Reduction auf materielle Dispositionen sieht; ihr Gegenst\u00fcck ist die \u201eantiphysiologische Psychologie des Unbewufsten\u201c (vertreten durch den speculativen Idealismus), die aus einer sch\u00f6pferisch psychischen Th\u00e4tigkeit alles Bewufste hervorzaubern will, auch dasjenige, was nur durch die materiell-physiologischen Seiten der Welt bedingt sein kann. Als h\u00f6here Synthese all dieser Einseitigkeiten sieht H. in seiner oben skizzirten Auffassung die \u201eallseitige, allumfassende Psychologie\u201c.\nIm Zusammenhang findet der Leser diese Grundanschauung, wenn auch nur sehr knapp, in dem letzten Capitel dargestellt ; ich nahm sie vorweg, weil nur so die Kritik, die H. an allen einzelnen Probleml\u00f6sungen der modernen Psychologie \u00fcbt, verst\u00e4ndlich werden kann. \u2014\nRef. bekennt gern, dafs er, wie er in manchen Punkten der oben skizzirten Lehre zustimmt, so auch die ge\u00fcbte Einzelkritik an zahlreichen Stellen f\u00fcr zutreffend und aufserordentlich fruchtbar h\u00e4lt. An dieser Stelle mufs er sich mit dem Herausgreifen einiger Hauptpunkte begn\u00fcgen.\nNach dem 1. Capitel (Einleitung), das \u00fcber die Absicht des Vert's orientirt und ein chronologisches Verzeichnis der behandelten Schriften bringt, behandelt das 2. Capitel AufgabenundMethoden der Psychologie, con8tatirt die erfreuliche Uebereinstimmung der modernen Psychologie in Bezug auf die Methoden und sucht in Bezug auf die Aufgabe nachzuweisen, dafs sie ohne Ber\u00fccksichtigung des Unbewufsten nicht richtig formulirt werden kann. \u201eInnerhalb des unmittelbar gewissen, thats\u00e4chlich gegebenen com-plexen und ver\u00e4nderlichen Bewufstseinsinhalts ist weder ersch\u00f6pfende und sachgetreue \u201eBeschreibung\u201c, noch \u201eKunde\u201c, noch \u201eWissenschaft\u201c m\u00f6glich. Zugleichsein und Ver\u00e4nderung werden im Bewufstseinsinhalt erlebt und erfahren, Zusammenh\u00e4nge und Beziehungen nicht, also auch nicht urs\u00e4chliche und Zweckbeziehungen u. s. w.\u201c\nCap. III. hat das Unbewufste zum Gegenstand. H. schildert, wie der Begriff des Unbewufsten, der in der ersten Jahrhunderth\u00e4lfte in der Metaphysik heimisch geworden war, seit Beginn der zweiten auch in die Psychologie Eintritt zu erlangen sucht. Dieser Procefs sei j\u00e4h unterbrochen","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n99\nworden durch H.\u2019e Philosophie des Unbewufsten (1868), welche durch die metaphysische, die antimechanistisch-teleologische und die antitheistische Yerwerthung des Begriffs auf die in jener Zeit allein herrschenden entgegengesetzten Str\u00f6mungen abschreckend wirkte; die Folge war bei der Psychologie eine \u201eSelbstcastration aus lauter unsachlichen R\u00fccksichten\u201c. (Hierbei scheinen mir die Einfl\u00fcsse des Buches doch erheblich \u00fcbersch\u00e4tzt, die Forschungsmotive unserer Wissenschaft ebenso erheblich untersch\u00e4tzt ni werden.) Es trat nun n\u00e4mlich seitdem die Tendenz auf, den Begriff des Unbewufsten in der Psychologie m\u00f6glichst einzuschr\u00e4nken, entweder indem man wie Wundt psychisch und bewufst identificirte und unbewufste psychische Th\u00e4tigkeiten f\u00fcr einen Widerspruch in sich selbst erkl\u00e4rte, oder indem man, wie Jodl, zwar die Unbewufstheit gewisser in der psychischen Causalit\u00e4t betheiligter Elemente anerkannte, aber diese Unbewufstheit nur als eine physiologische betrachtet wissen wollte. Es folgt eine Zusammenstellung dessen, was in Bezug auf das Problem des Unbewufsten heute als gesichert gelten kann, und wor\u00fcber noch wesentliche Meinungsverschiedenheiten bestehen.\nCap. IV. Association und Reproduction. Hier ist besonders die Stellung bemerkenswerth, die H. zu dem Gegensatz von Associations-nnd Apperceptionstheorie einnimmt. Association beruht auf physiologisch-mechanischen Grundbedingungen, aber es ist nichts falscher, als hieraus non alles an den Vorstellungen sich vollziehende Geschehen erkl\u00e4ren zu wollen. Vielmehr hat gegen\u00fcber dieser Mechanisirungstendenz diejenige Anschauung Recht, welche eine sch\u00f6pferische Synthese, eine ausw\u00e4hlende Th\u00e4tigkeit des Geistes unter den zur Verf\u00fcgung stehenden Reproductionen, annimmt. Aber hieran ist wiederum nichts falscher, als diese psychische Th\u00e4tigkeit selbst wieder zu einem Bewufstseinsinhalt zu machen, sie dadurch dem passiven Vorstellungsinhalte, dem sie eben \u00fcbergeordnet wurde, sogleich wieder neben zu ordnen, ja, f\u00fcr sie sogar nach einem\u00ae gesonderten physiologischen Substrat zu suchen und sie dadurch ihres hypermechanischen Charakters ganz zu entkleiden. \u201eDie Apperceptions-pnychologie, die nur mit physiologischen und bewufst psychischen (im Text deht hier der schlimme Druckfehler \u201eunbewufst\u201c) Factoren arbeitet und loch die mechanische Associationspsychologie \u00fcberwinden will, ist eine )hnm\u00e4chtige Velleit\u00e4t, ein Versuch mit absolut untauglichen Mitteln\u201c i\\ 177). Mir scheint, dafs diese Charakteristik die Schw\u00e4che des Wundt\u2019-chen Apperceptionsbegriffs vorz\u00fcglich pr\u00e4cisirt.\nIn einem \u00e4hnlich treffenden Gedankengang nimmt das 5. Cap.: Empfindung, Gef\u00fchl und Wollen zum Problem des Willens Stellung, lleiben wir zun\u00e4chst bei dem stehen, was uns das Bewufstsein zeigt, so nebt es keinen Willen. Es ist ein Vorurtheil des naiven Denkens, dafs las Wollen ein besonderer innerlich direct erlebbarer Inhalt des Bewufst-feins neben Gef\u00fchl, Vorstellung und Empfindung sei. Vielmehr haben Analytiker wie M\u00fcnstebbekg und Ebbinghaus vollst\u00e4ndig Recht, wenn sie den unter dem Namen Willen einhergehenden Bewufstseinsbestand restlos ln jene anderen Inhalte aufl\u00f6sen. Dennoch ist das Wollen mehr als eine ^genstandlose Illusion, ja wesenhafter als alle die Elemente, in die es eben","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nLiteraturbetHcht\naufgel\u00f6st worden. Jene Inhalte sind n\u00e4mlich nichts anderes als die in-activen Bewufstseinsrepr\u00e4sentanten f\u00fcr eine psychische Th\u00e4tigkeit, die aber als solche unbewufst ist und bleibt. Die Inactivit\u00e4t jener Bewafstseina-ph\u00e4nomene ist die Wiederspiegelung einer kernhafteren Activit\u00e4t, f\u00fcr die der alte Namen Wille die nat\u00fcrliche Bezeichnung darbietet. \u2014 Eine eigent\u00fcmliche Folgerung aus dieser Anschauung ist es, dafs die Gef\u00fchle ihres Amtes, wirkliche Willensmotive zu sein, enthoben werden. Motive sind Vorstellungen, sie werden hierzu erhoben durch die allgemeine charaktero-logische Willensveranlagung; und was wir Gef\u00fchl nennen, ist nichts anderes als eine rein passive Bewufstseinsspiegelung dieser vom Willen vollzogenen Werthsch\u00f6pfung. Auf diesem Wege glaubte H. die eud\u00e4monistische Motivation und die darauf gegr\u00fcndete Ethik \u00fcberwinden zu k\u00f6nnen. -Durchaus metaphysischen Charakter tr\u00e4gt endlich die Anschauung, daft die Empfindungen in unserem Bewufstsein nichts anderes sind als Synthesen aus den f\u00fcr uns unterschwelligen Gef\u00fchlen der zu uns zugeh\u00f6rigen niederen Bewufstseinsstufen.\nDie Einheit des Bewufstseins (Cap. VI.) ist nach H. mehr als blofser Zusammenhang, d. h. als Summationsph\u00e4nomen der bewufeten Ph\u00e4nomene oder Correlat der physischen Einheit des Organismus, sondern nur verst\u00e4ndlich durch eine die Einheit herbeif\u00fchrende Th\u00e4tigkeit (der Genitiv \u201edes Bewufstseins\u201c ist nicht gen. subjectivus, sondern objectivns. Ref.). F\u00fcr jede individuelle Bewufstseinseinheit ist aber diese synthetische Th\u00e4tigkeit nach H. nicht eine substantiell getrennte selbst\u00e4ndige, sondern nur concrete Sonderbeth\u00e4tigung einer absoluten Substanz. Dieses Absolute ist aber wiederum nicht aufzufassen in Gestalt eines h\u00f6chsten transcen-denten Bewufstseins, sondern als unbewufstes, absolutes, alleines Subject\nDem psychophysischen Parallelismus ist das VII. Cap. gewidmet, das umfangreichste (106 S.) und auch das weitaus bedeutendste des Ruches. Ich halte es in der That f\u00fcr geeignet, dem nun schon seit Jahren in wenig ver\u00e4nderten Bahnen dahinwogenden Streit eine neue und aos-sichtsvolle Wendung zu geben. Zwei Gesichtspunkte, mit denen Ref. in letzter Zeit an dieses Problem heranzugehen sich gew\u00f6hnt hatte, findet er zu seiner Freude von H. gleichfalls angewendet: erstens die Ueberzeugung, dafs das Problem des Verh\u00e4ltnisses von Physischem zu Psychischem nicht zum urspr\u00fcnglichen Ausgangspunkt des Philosophirens erw\u00e4hlt werden d\u00fcrfe, sondern nur von einer noch allgemeineren metaphysischen Betrachtungsweise her seine L\u00f6sung finden k\u00f6nne, zweitens die Ansicht, daft diese zu erhoffende L\u00f6sung weder in dem Parallelismus, noch in der Wechselwirkung, sondern in einer Synthese von Beiden zu suchen sei. Freilich in der specielleren Anwendung dieser Gesichtspunkte kann ich mich nicht mit H. identificiren.\nSchon der rein referirende Theil ist in diesem Capitel weit nuta-bringender als in den anderen, einestheils weil er die gesammte Neuzeit von Nicolaus von Cues an umfafst, anderntheils, weil er nicht nur den Inhalt der leicht zug\u00e4nglichen Lehrb\u00fccher wiederholt, sondern (und zwar gerade f\u00fcr die letzte Zeit) auch die Zeitschriften- und Monographien-Literatur (Wentscher, Erhardt, Busse, K\u00f6nig, Heymans, Paulsen) excerpirt, so daft wir hier ein so ziemlich l\u00fcckenloses und bis zur Gegenwart durchgef\u00fchrtes","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n101\nMaterial f\u00f6r dieses so wichtige Problem vor uns haben. Dann aber ist der kritische Theil hier besonders weitz\u00fcgig angelegt. H. zeigt, dafs das scheinbar so einfache Problem und vor Allem die scheinbar so durchsichtige L\u00f6sung des Parallelismus in Wirklichkeit in eine grofse Reihe von Fragen (er formulirt etwa ein Dutzend) zerf\u00e4llt, die s\u00e4mmtlich erst einer sorgsamen Dnrcharbeitung bed\u00fcrfen. Ich erw\u00e4hne hier nur einige der Fragen: was soll parallel gehen? Ph\u00e4nomene, Ver\u00e4nderungen von Ph\u00e4nomenen, Th\u00e4tig-keiten, Dispositionen oder essentielle metaphysische Attribute? \u2014 Welches Materielle geht den Bewufstseinsph\u00e4nomenen parallel? (Hier macht er mit vollstem Recht auf die Verwirrung aufmerksam, die daraus entsteht, dafs man den Parallelismus bald psychophysisch meint als Parallellaufen von Bewufstseinsinhalten und nerv\u00f6sen Processen, bald erkenntnifs-theoretisch als Parallellaufen von Vorstellungen und den ihnen entsprechenden Dingen). \u2014 Wie unterscheidet sich parallelistische Abh\u00e4ngigkeit von Causalit\u00e4t? \u2014 Wie verh\u00e4lt sich die innere Gesetzm\u00e4fsigkeit jeder Reihe zu der der anderen? \u2014 Welches ist der Umfang der Geltung des Parallelismus und wo sind seine Grenzen? (Hier giebt es nur, wie H. richtig betont, die Alternative : entweder wird der Parallelismus consequent durchgef\u00fchrt, dann kommt man zur Allbeseelung und mufs auch aufserhalb des Bewufstseins, also auch in Molec\u00fclen, in Atomen, Psychisches, annehmen. Oder man scheut den Begriff des Unbewufst-Psychischen, dann ist der Parallelismus ein begrifflicher Torso, der nicht zu Ende gedacht werden darf). \u2014 Die wichtigste Frage lautet: welches sind die Beweisgr\u00fcnde f\u00fcr die metaphysische Hypothese des Parallelismus? Sie sind wesentlich negative, n\u00e4mlich solche, die die Wechselwirkung widerlegen wollen. Als Argumente werden angef\u00fchrt a) die Unm\u00f6glichkeit der Causalit\u00e4t zwischen Heterogenem, b) das Axiom der geschlossenen Naturcausalit\u00e4t, c) das Gesetz der Erhaltung der Energie, d) das Beharrungsgesetz.\na) Das erste Argument ist nach H. hinf\u00e4llig, denn \u201ealles, was aufeinander wirkt ist mehr oder minder verschieden und die Leichtigkeit und St\u00e4rke der causalen Beziehungen hat mit dem Mehr oder Minder dieser Verschiedenheit keinen Zusammenhang\u201c; b) \u201edas Axiom der geschlossenen Naturcausalit\u00e4t im Sinne der mechanistischen Weltanschauung ist ein Vor-urtheil unserer Zeit.\u201c Es sind nicht alle Bewegungen eines materiellen Systems restlos aus den Gesetzen der Bewegungen ihrer Theile zu erkl\u00e4ren, bei den organischen Individuen treten zu den Atomgesetzen noch h\u00f6here Naturgesetze hinzu, c) und d) Das Energiegesetz bezieht sich lediglich auf das Quantum der vorhandenen Energie, bestimmt aber das Geschehen eindeutig nur in anorganischen K\u00f6rpern. F\u00fcr die organische Welt dagegen gilt das Energieprincip, ohne darum die M\u00f6glichkeit auszuschliefsen, \u201edafs bei der Art und Weise der Umwandlung der mechanischen materiellen Energie nicht-mechanische nicht-materielle Kr\u00e4fte bestimmend mitgewirkt haben\u201c. Denn eie ist denkbar, ohne dafs dadurch das Quantum der vorhandenen Energie selbst vermehrt oder vermindert w\u00fcrde.\nTrotz seiner Bek\u00e4mpfung des Parallelismus vermag sich H. auch nicht den gegenw\u00e4rtigen Vertretern der Wechselwirkungslehre anzuschliefsen, einerseits weil sie mit ihrem Dualismus und ihrer Tendenz, die Seele als etwas Selbst\u00e4ndiges und darum Unsterbliches hinzustellen, einer x^sk.-","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nLiteraturbericht.\nst\u00e4ndigen Richtung angeh\u00f6ren, andererseits, weil sie f\u00fcr dasjenige Psychische, das auf den K\u00f6rper zu wirken im Stande sei, das Bewu\u00dftsein halten, w\u00e4hrend dies selbst v\u00f6llig inactiv ist. Die leider nirgend klar heran* gearbeitete Anschauung H.\u2019s selbst glaube ich so verstanden zu haben, dafs er Parallelismus annimmt zwischen Bewufstseinsinhalten und materiellen Vorg\u00e4ngen, ihn aber nicht als letztes Weltgesetz, sondern nur als ph\u00e4nomenale Folge einer indirecten Causalit\u00e4t auffafst. In director Wechselwirkung stehen n\u00e4mlich nur die einander \u00fcbergeordneten unbewufsten Th\u00e4tigkeiten des Ich und seiner Theilindividuen (der Zelle u. s. w.) So wirken die physiologischen Reize auf die einheitliche Th\u00e4tigkeit des Ich, welche darauf dann wieder mit den Acten des Auffassens oder des Willens antwortet und auf seine ihm untergeordnete Theilindividuen einwirkt Da das letzte Capitel (die Bilanz der modernen Psychologie) schon oben Besprechung fand, so habe ich den Bericht nur noch durch die Bemerkung zu vervollst\u00e4ndigen, dafs ein chronologisches und ein alphabetisches Autorenverzeichnifs, sowie ein Sachregister das Buch beschlie\u00dft. \u2014\nE. v. H. ist trotz seiner Fruchtbarkeit und trotz des zeitweisen starken literarischen Erfolges seiner Philosophie des Unbewufsten b\u00dfher auf die wissenschaftliche Arbeit der Zeit ohne gro\u00dfen Einflu\u00df geblieben. Allein er hat nicht so Unrecht, wenn er mit einem gewissen Triumphgef\u00fchl darauf hinweist (S. 117), da\u00df manche Punkte, um derentwillen er seinerzeit verlacht und bek\u00e4mpft worden ist, jetzt nach Jahrzehnten von anderen Seiten her in die wissenschaftliche Betrachtung Eingang gefunden haben. Da\u00df Pflanzen beseelt seien, da\u00df man den niederen Himtheilen und dem R\u00fcckenmark, ja auch den Molec\u00fclen und Atomen in irgend welcher Weise Bewu\u00dftsein zuschreiben k\u00f6nne, gilt heute l\u00e4ngst nicht mehr als absurd In der Physik steht gegen den Materialismus ein Dynamismus, in der Biologie gegen den Mechanismus eine immer st\u00e4rker anschwellende teleologische Richtung auf, und der Parallelismus wird hart bedr\u00e4ngt \u2014 Stellungnahmen, die H. in der That schon vor drei Jahrzehnten vertreten hatte.\nSo wird H. sicherlich f\u00fcr alle diejenigen, welche, wie der Ref., glauben, dafs die Weltanschauung der kommenden Zeit eine anti- oder sagen vir lieber eine hyper-mechanistische sein wird, als ein fr\u00fcher und einsamer Verk\u00fcnder zu gelten haben. Und so bin ich denn auch \u00fcberzeugt, da\u00df die Psychologie auf ihrem Zukunftswege davon so manchen Nutzen ziehen wird, da\u00df E. v. H. sich entschlossen hat, in ihre Discussionen einzugreifen. Er that es hier kritisch und seine Kritik wird in vielen Punkten fracht-tragend sein; aber sie wird erst ihre Wirkung ganz zeigen k\u00f6nnen, wenn H. \u2014 ich wiederhole den Wunsch hier nochmals \u2014 seine eigene psychologische Lehre, statt sie durch die Kritik nur durchschimmern zu lassen, zu einer zusammenh\u00e4ngenden positiven Darstellung gestalten wird. \u2014 Wenn H. bisher speciell innerhalb der Psychologie mit seinen fr\u00fcheren Schriften, deren Inhalt doch an so vielen Stellen zu ihr Beziehung hat, wenig Beachtung gefunden hat, so liegt dies allerdings, ganz abgesehen von der metaphysikfeindlichen und mechanistischen Richtung der j\u00fcngsten Vergangenheit, an einem schweren Grundmangel der H.\u2019schen Philosophie: an einem gewissen Wortcultus. An nur allzu vielen Stellen glaubt er durch Anwendung schwer dahinflie\u00dfender Termini die Erkl\u00e4rung bestreiten","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturhericht.\n103\nzu k\u00f6nnen und ganz und gar in die Scholastik geh\u00f6rt die Verwendung, die der Grundbegriff seiner gesammten Philosophie, der des \u201eUnbe-wufsten\u201c findet. Dieses negative Neutrum, welches zun\u00e4chst nur aussagt, dafs eine bestimmte Eigenschaft nicht vorhanden ist, wird nun zum eus realissimum hypostasirt ; zugleich aber wird alles und zwar das Disparateste, in den Begriff hineingeworfen, sobald es jener \u201ebewufsten\u201c Eigenschaft ermangelt : die absolute Th\u00e4tigkeit des Weltgrundes ebenso wie die physiologischen Vorg\u00e4nge im Nerven. Aber ist denn jemals das N icht-haben einer Eigenschaft ein Grund gewesen zu einer metaphysischen Identification? Umfafst der Begriff des Nicht-Schwarzen noch irgend eine sachliche Einheit, wenn ich das Weifse, die Liebe und den Rosenduft \u2014 denn alle drei sind nicht schwarz \u2014 hereinnehme? Was vielleicht unter einem speciellen methodologischen Gesichtspunkt gerechtfertigt ist : - gegen\u00fcber einem bestimmten Erscheinungscomplex (z. B. dem des Bewusstseins) alles andere unter einem gemeinsamen Begriff zusammenzu-fassen \u2014 es ist v\u00f6llig ungerechtfertigt als metaphysische Synthese. Der Begriff des Unbewufsten, den die Psychologie und die Philosophie so n\u00f6thig brauchten, er war in der H.'schen Verallgemeinerung f\u00fcr sie einer wirklichen Verwendbarkeit baar geworden. Wenn auch H. dann wieder den so postulirten Begriff in seine verschiedenen Arten zerlegt, es bleibt doch die Scheidung das Secund\u00e4re, die Identification das Prim\u00e4re und der Grundfehler ist dadurch nicht wieder gut zu machen.\nIn dem vorliegenden Buche ist in dieser Beziehung ein grofser Fortschritt zu constatiren. H. giebt selbst zu, dafs er jetzt die verschiedenen Categorien des Unbewufsten viel sch\u00e4rfer und principieller gegen einander abgrenzt als fr\u00fcher, wo es ihm ausgesprochener Maafsen auf die Betonung des Gemeinsamen ankam. Die positiveren Unterscheidungsmerkmale: synthetische Th\u00e4tigkeit, Wollen, materielle Erregungen tauchen doch schon viel h\u00e4ufiger aus dem negativen Nebelmeer des Unbewufsten heraus. Je weiter der gesch\u00e4tzte Denker auf diesem Wege fortschreitet, um so mehr Ertrag wird die Metaphysik im Allgemeinen und die Psychologie im Besonderen aus seiner Gedankenarbeit erhoffen d\u00fcrfen.\nW. Stern (Breslau).\nj. Jastrow. Some Currents and Undercurrents in Psychology. (President's Address, Amer. Psychol. Ass.) Psychol. Revieic 8 (1), 1\u201426. 1901.\nJastrow bespricht in diesem Artikel verschiedene Str\u00f6mungen, die sich gegenw\u00e4rtig in der Psychologie, namentlich in Amerika, bemerkbar machen. Er dr\u00fcckt den Wunsch aus, dafs dem functionellen Gesichtspunkte in der Psychologie, besonders im psychologischen Einf\u00fchrungsunterricht, ein bedeutenderer Platz zugewiesen werde. Er illustrirt diesen Gesichtspunkt durch Hinweis auf die Vorz\u00fcge gr\u00f6fserer Sehsch\u00e4rfe in der Centralgrube im Vergleich zu einer mehr diffusen Gesichtsempfindung ohne Fovea; auf die wunderbaren Coordinationen des binoculareu Sehens, die zweifellos ein sp\u00e4tes Entwickelungsproduct sind. Er erw\u00e4hnt ferner die dreifache Weise, in der psychologische Probleme in neuerer Zeit in Angriff genommen zu werden pflegen, n\u00e4mlich als Probleme der genetischen, normalen und abnormen Psychologie, und zeigt die Bedeutung dieser","page":103}],"identifier":"lit31877","issued":"1902","language":"de","pages":"95-103","startpages":"95","title":"E. v. Hartmann: Die moderne Psychologie. Leipzig, H. Haacke, 1901. 458 S","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:31:01.218552+00:00"}