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{"created":"2022-01-31T16:05:19.280006+00:00","id":"lit31878","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 103-104","fulltext":[{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturhericht.\n103\nzu k\u00f6nnen und ganz und gar in die Scholastik geh\u00f6rt die Verwendung, die der Grundbegriff seiner gesammten Philosophie, der des \u201eUnbe-wufsten\u201c findet. Dieses negative Neutrum, welches zun\u00e4chst nur aussagt, dafs eine bestimmte Eigenschaft nicht vorhanden ist, wird nun zum eus realissimum hypostasirt ; zugleich aber wird alles und zwar das Disparateste, in den Begriff hineingeworfen, sobald es jener \u201ebewufsten\u201c Eigenschaft ermangelt : die absolute Th\u00e4tigkeit des Weltgrundes ebenso wie die physiologischen Vorg\u00e4nge im Nerven. Aber ist denn jemals das N icht-haben einer Eigenschaft ein Grund gewesen zu einer metaphysischen Identification? Umfafst der Begriff des Nicht-Schwarzen noch irgend eine sachliche Einheit, wenn ich das Weifse, die Liebe und den Rosenduft \u2014 denn alle drei sind nicht schwarz \u2014 hereinnehme? Was vielleicht unter einem speciellen methodologischen Gesichtspunkt gerechtfertigt ist : - gegen\u00fcber einem bestimmten Erscheinungscomplex (z. B. dem des Bewusstseins) alles andere unter einem gemeinsamen Begriff zusammenzu-fassen \u2014 es ist v\u00f6llig ungerechtfertigt als metaphysische Synthese. Der Begriff des Unbewufsten, den die Psychologie und die Philosophie so n\u00f6thig brauchten, er war in der H.'schen Verallgemeinerung f\u00fcr sie einer wirklichen Verwendbarkeit baar geworden. Wenn auch H. dann wieder den so postulirten Begriff in seine verschiedenen Arten zerlegt, es bleibt doch die Scheidung das Secund\u00e4re, die Identification das Prim\u00e4re und der Grundfehler ist dadurch nicht wieder gut zu machen.\nIn dem vorliegenden Buche ist in dieser Beziehung ein grofser Fortschritt zu constatiren. H. giebt selbst zu, dafs er jetzt die verschiedenen Categorien des Unbewufsten viel sch\u00e4rfer und principieller gegen einander abgrenzt als fr\u00fcher, wo es ihm ausgesprochener Maafsen auf die Betonung des Gemeinsamen ankam. Die positiveren Unterscheidungsmerkmale: synthetische Th\u00e4tigkeit, Wollen, materielle Erregungen tauchen doch schon viel h\u00e4ufiger aus dem negativen Nebelmeer des Unbewufsten heraus. Je weiter der gesch\u00e4tzte Denker auf diesem Wege fortschreitet, um so mehr Ertrag wird die Metaphysik im Allgemeinen und die Psychologie im Besonderen aus seiner Gedankenarbeit erhoffen d\u00fcrfen.\nW. Stern (Breslau).\nj. Jastrow. Some Currents and Undercurrents in Psychology. (President's Address, Amer. Psychol. Ass.) Psychol. Revieic 8 (1), 1\u201426. 1901.\nJastrow bespricht in diesem Artikel verschiedene Str\u00f6mungen, die sich gegenw\u00e4rtig in der Psychologie, namentlich in Amerika, bemerkbar machen. Er dr\u00fcckt den Wunsch aus, dafs dem functionellen Gesichtspunkte in der Psychologie, besonders im psychologischen Einf\u00fchrungsunterricht, ein bedeutenderer Platz zugewiesen werde. Er illustrirt diesen Gesichtspunkt durch Hinweis auf die Vorz\u00fcge gr\u00f6fserer Sehsch\u00e4rfe in der Centralgrube im Vergleich zu einer mehr diffusen Gesichtsempfindung ohne Fovea; auf die wunderbaren Coordinationen des binoculareu Sehens, die zweifellos ein sp\u00e4tes Entwickelungsproduct sind. Er erw\u00e4hnt ferner die dreifache Weise, in der psychologische Probleme in neuerer Zeit in Angriff genommen zu werden pflegen, n\u00e4mlich als Probleme der genetischen, normalen und abnormen Psychologie, und zeigt die Bedeutung dieser","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nLiteraturbericht.\nTrinit\u00e4t am Studinm der \u201eIntelligenz\u201c. Er betont die Gefahr, die der Psychologie von popul\u00e4ren Str\u00f6mungen droht. Das popul\u00e4re Interesse ist besonders leicht durch das Mystische gefesselt, und so ist es kein Wunder, wenn man vielfach unter Nicht-Psychologen die Ansicht verbreitet findet, dafs die Hauptaufgabe der Psychologie in Untersuchung der Telepathie und \u00e4hnlicher Ph\u00e4nomene bestehe. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nJul. Bergmann. Seele und Leib. Archiv f\u00fcr systemat. Philosophie N. F. 4(4), 401\u2014437 u. 5 (1), 25\u201468.\nVerf. beabsichtigt \u201eden Begriff der Seele so zu bestimmen, wie es vor dem Versuche, ihre Natur zu ergr\u00fcnden, m\u00f6glich und zum Zweck eines solchen Versuches erforderlich ist\u201c. Dazu gen\u00fcgt ihm das Merkmal des \u201eBewusstseins\u201c. Dies Bewufstsein wird unter Berufung auf den \u25a0 Sprachgebrauch mit Denken gleichgesetzt und die so definirte Seele mit dem Ich; denn \u201ejedes mit Bewufstsein begabte Wesen ist sich auch seines Bewu\u00dftseins bewufst, und zwar als des seinigen, und so hat es die Vorstellung Ich und ist einerlei mit dem von ihm vorgestellten Ich\u201c. Nun erst fragt Verf., ob es wirklich auch solche so definirte Seelen giebt. Die scholastischen Schwierigkeiten, in welche sich der Verf. hierbei verstrickt, sind im Original nachzulesen, ebenso der kurze \u201eBeweis\u201c, den Verf. 8. 413 f\u00fcr die Existenz an sich seiender Dinge giebt, die einst Seelen sind.\nNachdem Verf. so \u201edie allgemeine Natur der Seelen\u201c erledigt hat, wendet er sich zur \u201eallgemeinen Natur der K\u00f6rper\u201c. Diese Er\u00f6rterungen k\u00f6nnen in dieser Zeitschr. \u00fcbergangen werden. Verf. sucht nun weiter tu beweisen, dafs jedenfalls nur ein K\u00f6rper, der einheitlich ist und in der Ver\u00e4nderung, insbesondere im Stoffwechsel mit sich identisch bleibt, Subject eines Bewufstseins sein kann, und weist nach, dafs solche K\u00f6rper \u201edenkbar\u201c sind. Nunmehr steht der \u201eVermuthung, dafs das Bewu\u00dftsein eine Eigenschaft von K\u00f6rpern sei\u201c, aufser einigen Zweifeln, die sp\u00e4ter er ledigt werden, nichts mehr im Wege. Da nun ferner aus Geschwindigkeitsver\u00e4nderungen kein Bewufstsein entstehen kann, so schreibt Verf. kurzerhand \u201eder Form (der Organismen) zwei ganz verschiedene Bedeutungen, organische Kraft und Subject des Bewufstseins zu sein, zu. Zwischen beiden besteht ein gegenseitiges Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnifs. Damit glaubt Verf. die \u201eempirische\u201c Auffassung ausgef\u00fchrt zu haben. Dieser stellt er schlie\u00dflich die metaphysische Auffassung gegen\u00fcber und deutet im Dienst der letzteren die empirische Auffassung des Verh\u00e4ltnisses der Seele zum Leib um: es existirt ein unendliches absolutes Bewufstsein, die k\u00f6rperliche Welt ist sein Inhalt u. s. f. Nur, \u201ewie ein Wahmehmungsact dieses absoluten Bewufstseins, der die individuell eigenth\u00fcmliche Form eines einheitlichen K\u00f6rpers oder eine die Materie zur Hervorbringung eines K\u00f6rpere von solcher Form bef\u00e4higende Eigenschaft zum Inhalt hat, das Dasein einer diesen K\u00f6rper f\u00fchlenden und sich mit ihm identificirenden Seele zur Folge haben k\u00f6nne, und auf welche Weise die Seelen in dem absoluten Bewufstsein enthalten seien\u201c, diese Fragen vermag Verf. nicht (doch wohl: noch nicht) \u201egen\u00fcgend zu beantworten\u201c.\nZiehen (Utrecht).","page":104}],"identifier":"lit31878","issued":"1902","language":"de","pages":"103-104","startpages":"103","title":"J. Jastrow: Some Currents and Undercurrents in Psychology. (President's Address, Amer. Psychol. Ass) Psychol Review 8 (1), 1-26. 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:05:19.280011+00:00"}