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{"created":"2022-01-31T16:24:37.307641+00:00","id":"lit31899","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 125-131","fulltext":[{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"XAteraturbericht.\n125\ningestrichen wurde, das sowohl e als t enthielt (8 Stunden Arbeit). Im Ganzen wurde bei diesen Versuchen keine Abnahme der Leistung bemerkt\nFerner wurden Versuche gemacht, um festzustellen, ob die muscul\u00e4re Leistungsf\u00e4higkeit Abends geringer ist als Morgens. Diese sowie die zuletzt erw\u00e4hnten Versuche wurden an erwachsenen Personen angestellt. Man machte Morgens nach dem Aufstehen und Abends nach Beendigung der gew\u00f6hnlichen (vorwiegend geistigen) Th\u00e4tigkeit 100, 200 oder 300 Con-tractionen an einem Federdynamometer, je eine Contraction in 1 Sec. Kein Unterschied zwischen der Morgen- und Abendleistung wurde bemerkt.\nMax Meter (Columbia, Missouri).\nSophia Bryant. The Doable Effect of Mental Stimuli; a Contrast of Types.\nMind, N. S. 9 (35), 305\u2014318. 1900.\nUnter Mental Stimulus versteht die Verf. einen Vorgang, der sowohl in unserem Bewufstsein eine Ver\u00e4nderung hervorruft, als auch in unserem K\u00f6rper. Der Procefs ist also doppelter Art. Er kann aber unter Umst\u00e4nden einfach werden, insofern eine Ver\u00e4nderung zur\u00fccktritt, ausf\u00e4llt. So f\u00e4llt bei der Reflexhandlung das Bewufstsein aus, bei aufmerksamem H\u00f6ren und Sehen hingegen fehlt jegliche Bewegung. Zwischen diesen beiden extremen Formen giebt es nat\u00fcrlich Mittelstufen. Viele Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dafs die K\u00f6rperbewegungen umsomehr eur\u00fccktreten, je breiteren Raum der zugeh\u00f6rige psychische Vorgang im Bewufstsein einnimmt und umgekehrt. Dem entspricht, dafs Menschen, welche tief empfinden, lebhaft vorstellen, langsam sind im Handeln und umgekehrt. Selbst im Bewufstseinsleben allein zeigt sich dieser Gegensatz. Lebhafter Vorstellende, tiefer F\u00fchlende haben einen langsameren Wechsel der Vorstellungen, ihre Phantasie ist \u00e4rmer, im Vergleich mit den weniger tief Empfindenden, weniger gr\u00fcndlich, aber rascher Vorstellenden und Denkenden. Ersteren Typus nennt Verf. \u00e4sthetisch, den anderen kinetisch, ein Gegensatz, der sich auch beim rein mechanischen Erinnern wiederfinden l\u00e4fst.\tOffner (M\u00fcnchen).\nG. Cordes. Experimentelle Untersuchungen fiber Associationen. Philos. Studien 17 (1), 30\u201477. 1901.\nDer Verf. stellt sich die Aufgabe, zu bestimmen, \u201eob psychische Verl\u00e4ufe, die als mittelbare Associationen zu bezeichnen w\u00e4ren, experimentell nachgewiesen werden k\u00f6nnen, und sodann \u2014 vorausgesetzt, dafs jeneFrage eine bejahende Antwort f\u00e4nde und ein gen\u00fcgend grofses Material gesammelt w\u00fcrde \u2014 die Abh\u00e4ngigkeitsbeziehungen dieser mittelbaren Associationen festzustellen.\u201c Er theilt seine Arbeit nach einer kurzen einleitenden Vorbemerkung in zwei Abschnitte, von denen der erste die einfache Association und der zweite die mittelbare Association behandelt. Hieran schliefsen sich dann einige Folgerungen f\u00fcr die Theorie der mittelbaren Associationen.\nIn der Einleitung legt der Verf. kurz die angewandte Versuchstechnik dar. Diese war im Ganzen die folgende: Die Versuchsperson befand sich","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nLitera turbericht.\nin einem schwarzen Kasten (Scripture, Phil. Stud. 7, 53) und blickte durch einen in einer Wand desselben befestigten vierkantigen Tubus auf das in einer gewissen Entfernung auf einem schwarzverh\u00fcllten Tisch befindliche und hier gegen einen schwarzen Pappst\u00e4nder gelehnte Reizobject. Du vordere Ende des Tubus war w\u00e4hrend der Ruhepausen durch einen Vorhang verdeckt. Die Expositionszeit des Reizwortes, bezw. -bildee betrog 3 Sec. Die Versuchsperson hatte die Karte w\u00e4hrend dieser Zeit anio-blicken und darauf \u00dcber ihre Erlebnisse zu berichten. \u201eF\u00fcr den Experimentator war nicht die Absicht leitend, f\u00fcr gewisse Theorien experimentelle Verificirung zu finden, sondern einfach die, die psychischen Geschehene-folgen, die man Associationen nennt, kennen zu lernen; die planm\u00e4\u00dfige Anordnung der Reize verfolgte den Zweck, g\u00fcnstige Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr du Zustandekommen von mittelbaren Associationen herzustellen.\u201c Verf. f\u00e4hrt fort: \u201eDafs thats\u00e4chlich solche Associationsverl\u00e4ufe, die man mittelbare Associationen nennen kann, Vorkommen, schien mir zu Beginn der Versuche gewifs, wurde mir in der ersten H\u00e4lfte des zweiten Semesters zweifel haft und ist f\u00fcr mich jetzt in das Gebiet der beobachteten Thatsachen ger\u00fcckt.\u201c\nI. Die einfache Association. Der Verf. f\u00fchrt zun\u00e4chst aus, dafs sich in den \u00e4lteren Associations versuchen zwei irrige Vorstellungen geltend machen. \u201eDie eine ist die, dafs man unter Association allgemein nur die Verkn\u00fcpfung von zwei oder mehr \u00bbVorstellungen\u00ab verstand; den Begriff Vorstellung gebraucht als \u00fcbergeordneten Begriff zu Wahrnehmungs-, Er-innerungs- und Phantasievorstellung\u201c, wobei der Begriff Vorstellung wohl im Sinne complexer Verl\u00e4ufe verwandt war, doch aber \u201ediejenigen Theile des an einem von aufsen gegebenen Eindruck sich kn\u00fcpfenden psychischen Geschehens, die sich der Selbstbeobachtung der Vp.1 zwar als f\u00fcr sich wahrnehmbare, von anderen Theilen dieses Geschehens unterscheidbare Theile gaben, ihrerseits aber nicht Vorstellungscharacter tragen, nur als Begleitserscheinung gelegentlich erw\u00e4hnt, wenn nicht ganz vernachl\u00e4ssigt oder gar als nicht zur Klarheit des Bewufstseins gelangende Vorstellungen verkannt wurden.\u201c Als zweiten Irrtum f\u00fchrt der Verf. den auf, \u201eda\u00df man ohne Weiteres als das Anfangsereignifs eines durch ein Reizwort angeregten Associationsverlaufes eben dieses Reizwort nahm.\u201c\nDer Verf. bespricht dann die einzelnen Glieder der Versuchsassociationen. Das erste ist ihm dasjeniges psychische Ph\u00e4nomen, das unmittelbar durch den \u00e4ufseren Reiz angeregt wTird. \u201eUm als erstes Glied einer beobachteten Association tauglich zu sein, mufs dies Ph\u00e4nomen der nachfolgenden Erinnerung der Vp. zug\u00e4ngig sein und ihr als ein unmittelbar nach Eintritt des Reizes gegebenes, von den zeitlich nachfolgenden Be-wufstseinsvorg\u00e4ngen w\u2019ohl unterscheidbares Geschehnifs erscheinen.\u201c Dieses erste Glied entsprach in der Mehrzahl der F\u00e4lle dem Vorstellungsinhalte, als dessen Symbol das Reizwort dient. \u201eDie meisten F\u00e4lle entsprechen also thats\u00e4chlich der f\u00e4lschlich oft als allgemein g\u00fcltig gemachten Annahme, dafs eine Vorstellung des Sinnes des Reizwortes erstes Glied der in Frage\n1 Hier wie immer Versuchsperson.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n127\nstehenden Verl\u00e4ufe sei.\u201c Meistens, aber nicht immer, fielen Apperception des Schriftbildes und Innewerden des Wortsinnes in einen Act, in dem bald die Auffassung des Wortsinns, bald die Auffassung des Wortes im Vordergr\u00fcnde stand, bald beides in innigster Verschlingung, in v\u00f6lligem In- und Miteinander zum Bewufstsein kam. Es kamen aber auch F\u00e4lle vor, in denen der Sinn des Wortes merklich sp\u00e4ter erfafst wurde als das Wortbild und die Vorstellung des Wortes (Association des Wortsinnes). Noch seltener waren F\u00e4lle, in denen der Sinn des Wortes erfafst wurde, bevor das Wort fertig gelesen war. Der Verf. f\u00fcgt dem Vorstehenden die Ausf\u00fchrungen hinzu, dafs schon hier \u201eangesichts eines Wortes innerhalb des durch den Wortsinn gegebenen Rahmens thats\u00e4chlich sehr Verschiedenes vorgestellt werden kann.\u201c Die Auffassung des Sinnes ist h\u00e4ufig verschieden, je nachdem das Reizwort ein Abstractum oder ein Verbum, oder ob es ein concretes Object repr\u00e4sentirt. In diesen F\u00e4llen handelt es sich nach C. um Assimilationen, \u201edie, mag man sie theoretisch auch dem Begriff \u00bbAssociationen* unterordnen, hier doch nicht als solche gelten k\u00f6nnen.\u201c \u201eEs ist nicht so, dafs bei diesen Versuchen etwa erst das Wortbild >rein* appercipirt w\u00e4re und daran sich dann reproductive Elemente angeschlossen h\u00e4tten, sondern so, dafs im Appercipiren reproductive Elemente mitwirken zum Zustandekommen einer subjectiv mitbedingten Vorstellung.\u201c Erinnert wird hier an die bei tachistoscopischen Versuchen gewonnenen Erfahrungen, nach welchen h\u00e4ufig mehr gesehen wird, als exponirt wurde. \u201eAehnlicherweise\u201c, f\u00e4hrt der Verf. fort, \u201ewird bei Associationsversuchen h\u00e4ufig beim Anblick eines Wortes unmittelbar eine Vorstellung ausgel\u00f6st, die durchaus subjectiv gef\u00e4rbt ist, d. h. Elemente enth\u00e4lt, die sich nicht aus dem vom Experimentator gegebenen Reiz erkl\u00e4ren lassen, sondern nur aus der Eigenart des Gesammtcomplexes der Vorstellungsdisposition der Vp.\u201c\nIn anderen F\u00e4llen kam es zu einer Auffassung des Wortsinnes \u00fcberhaupt nicht (sinnlose Silben) oder erst nach Eintritt eines anderen Ph\u00e4nomens. Im letzten Fall kann entweder die Aufmerksamkeit am Schriftbild haften bleiben (\u2014 verwandt damit Bind F\u00e4lle, \u201ein denen ein erster Eindruck des Gesammtbildes des weder in seiner Totalit\u00e4t noch in einzelnen Teilen klar nppercipirten Reizwortes eine Vorstellung herauff\u00fchrte, die von der Vp. nicht als Wortsinn angenommen wurde\u201c, kein Verlesen also, sondern eine Unterbrechung des Apperceptionsprocesses \u2014), oder die Wortvorstellung wird durch den Leseprocefs herbeigef\u00fchrt. Aeufserst schwer war es oft auch, wie C. weiter zeigt, bei der Exposition sinnloser Silben, zwischen Apperception und nachfolgender Association eine scharfe Grenze zu ziehen. -Aber in vielen F\u00e4llen war die Beobachtung, dafs z. B. das sinnlose Wort sofort zu einem sinnvollen erg\u00e4nzt sei und dabei selbst vollkommen im Hintergr\u00fcnde des Bewufstseins gestanden habe, so weit ich sehe, unanfechtbar.\u201c\nComplicirter gestalteten sich die Versuche, wenn das Reizwort statt auf weifsem auf farbigem Grunde gezeigt, oder wenn gleichzeitig acustische oder andere Sinnesreize gegeben wurden. \u201eZu diesen F\u00e4llen . . . wird man sich sehr oft mit negativen Feststellungen begn\u00fcgen m\u00fcssen, mit der Con-statirung, dafs der \u00bbNebenreiz\u00ab nicht zum Bewufstsein gekommen sei oder doch die Auffassung des Reizwortes nicht gest\u00f6rt habe u. s. w. \u2014 F\u00fcr die","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nLiteraturbericht.\nF\u00e4lle, in denen Beizwort und Nebenreiz klar zum BewuEstsein kam, ist a bemerken, dais solches gew\u00f6hnlich succesaiv, manchmal auch alternireod geschah, in anderen F\u00e4llen aber nach Angabe der Yp'en simultan. In aus den meisten Fallen stand das zu appercipirende Beizwort durchaus im Vordergr\u00fcnde des Bewnfstseins.\u201c\nWar das Reizwort in farbiger Schrift geschrieben, so kam es hftnfig zur Ausl\u00f6sung von Gef\u00fchlen oder es wurde das Reizwort als Aufforderong oder Befehl aufgenommen. Ein mit rother Tinte geschriebenes Wort erweckte z. B. das Gef\u00fchl des \u201eUnheimlichen\u201c, des \u201ehart Unangenehmen.* Diese Momente wirkten dann auch bei anderen Associationsverl\u00e4ufen mit\nDer Verf. bespricht dann das zweite Glied in Versuchsassociationen. \u201eSo wenig wie das auf die Beizung eintretende Ph\u00e4nomen . . . jedenfalls eine Vorstellung oder gar eine durch das Bei* wort eindeutig bestimmte Vorstellung ist, ist das associirte Ph\u00e4nomen ... stets.eine durch ein Wort .... eindeutig bestimmte Vorstellung \u2014 geschweige denn dieses Wort selbst.\u201c Der Verf. zeigt, dafs allerdings Wortassociationen (namentlich sogenannte Klangassociationen) Vorkommen, dafs diese aber durch eine planm\u00e4fsige Versuchsanordnung zur\u00fcckgedrin$ werden k\u00f6nnen. H\u00e4ufiger konnten Vorstellungen, im g\u00fcnstigsten Fslk \u201ebildartige, scharf umrissene Phantasie- und Erinnernngsvorstellungen* constatirt werden, denen sofort eine mehr oder weniger lebhafte Gef\u00fchl\u00bb\n\u2022 betonung eigen war oder durch die Vorstellung erweckt wurde, in seltenes F\u00e4llen auch ihr vorauf ging. Hierbei kann das die associirte Vorstellung (immer im Sinne spontaner Vorg\u00e4nge verstanden) characterisirende Wort nach dieser oder aber sie begleitend und mit ihr einen Complex bildend zum Bewufstsein kommen. Nicht selten wurden auch sogen. Doppelassociationen beobachtet u. s. w. Aber allen diesen Accociationen stellt C. die grofse Menge derjenigen gegen\u00fcber, in denen das associirte Ph\u00e4nomen \u201eganz oder in bedeutsamen Theilen unklar und undeutlich blieb oder aber durch eine F\u00fclle verschiedener Vorg\u00e4nge gebildet wurde, der gegen\u00fcber die Selbstbeobachtung der Vp. versagte.\u201c \u2014 Interessant sind die Ausf\u00fchrungen des Verf.\u2019s \u00fcber die sogenannten \u00bbUrtheilsassociationen\u00ab. & zeigt, dafs er diese nicht gefunden habe, in zwei F\u00e4llen, in denen er sie constatiren zu d\u00fcrfen glaubte, reichte sein Material zu endg\u00fcltiger Bestimmung nicht aus. C. schreibt selbst: \u201eDie Mehrzahl der F\u00e4lle, in denen ich erst Urtheilsassociationen glaubte erkennen zu d\u00fcrfen, hielt bei eingehender Pr\u00fcfung nicht stand. Es handelte sich dabei erstens um F\u00e4lle, in denen ein dem A-Ph\u00e4nomen\u201c (das auf die Reizung eintretende Ph\u00e4nomen) \u201eangeh\u00f6render psychischer Theilvorgang (\u00e4sthetisches Gef\u00fchl, Bekannt-heitsqualit\u00e4t) die Aufmerksamkeit erregte und zu einem Urtheil \u00fcber den Reiz f\u00fchrte, das als apperceptiver Vorgang anzusprechen ist. Zweitens waren es F\u00e4lle, in denen sich einem Reizoilde als B- Ph\u00e4nomen\u201c (associates Ph\u00e4nomen) \u201edie Vorstellung oder der Name des entsprechenden Object\u00ab associirte und die Vp. dann apperceptiverweise die Identification volhog. Endlich geh\u00f6rt hierher noch die gelegentlich beobachtete Association der SchlufsVorstellung eines einge\u00fcbten apperceptiven Vorgangs, der selbst nicht reproducirt wurde. In allen diesen F\u00e4llen wird man von Urtheilsassociationen zu sprechen nicht berechtigt sein.\u201c Auf Grund der ge-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n129\nTronnenen Erfahrungen warnt der Verf. sodann einmal vor einer Eintheilung der Associationen, die in irgend einer Weise zu dem Verh\u00e4ltnis in Begehung tritt, in dem das Reactionswort zum Reizwort steht und sodann vor Messungen von Associationszeiten. Er will nicht leugnen, dafs solche Messungen bei seinen Wort- und Vorstellungsassociationen, unter gewissen Cautelen vorgenommen, Werth haben k\u00f6nnen, bestreitet aber, dafs f\u00fcr alle \u00fcbrigen Associationen exacte Zeitmessungen m\u00f6glich sind.\nDas allgemeine Bild, das C. von psychischer Association gewann, beschreibt er selbst, wie folgt: \u201eEin einzelnes Element des A-Ph\u00e4nomens\u201c (s. o.) \u201e(Empfindung, Gef\u00fchl) oder ein Complex von Elementen .... tritt im Apperceptionsact besonders hervor........ W\u00e4hrend nun nach ge-\nschehener Apperception die \u00fcbrigen Bestandteile des A-Ph\u00e4nomens schnell ablaufen, verharrt der betonte Bestandteil l\u00e4nger; reproductive Elemente assimiliren sich ihm und in ihrem Zusammengehen kommt es zu einem mehr oder weniger klaren und deutlichen B-Ph\u00e4nomenen\u201c (s. o.) \u201edas nachfolgender Erinnerung zug\u00e4ngig ist. Wie also das A-Ph\u00e4nomen durch Zutritt reproductiver Elemente zu den durch den Reiz angeregten Empfindungselementen zu Stande kommt, so entsteht das B-Ph\u00e4nomen dadurch, dafs \u00bbich einem perseverirenden Bestandteile des A-Ph\u00e4nomens neue reproductive Elemente anschliefsen.\u201c Ebenso k\u00f6nnen sich im B-Ph\u00e4nomen mehrere Elemente oder Theilgebilde des A-Ph\u00e4nomens finden, wodurch der Vorgang complicirter wird. In vielen F\u00e4llen werden die im B-Ph\u00e4nomen sich wiederfindenden Elemente des A-Ph\u00e4nomens von der Vp. als \u00bbVermittelung\u00ab der Association empfunden. Ueber die Gesetzm\u00e4fsigkeit dieses Verlaufs \u00e4ufsert rieh der Verf. dahin, dafs die Vermutung, jene reproductiven Elemente, iie zur Assimilation mit den perseverirenden wach wurden, seien vorzugsweise solche, die sich mit den letzteren h\u00e4ufig im Bewufstsein fanden, in seinen Versuchen Best\u00e4tigung fand. C. f\u00fcgt aber hinzu, dafs diese Erkl\u00e4rung nicht f\u00fcr jene oft ziemlich \u201ephantastischen und doch scharf um-rissenen Phantasievorstellungen\u201c ausreiche, die bei manchen Personen h\u00e4ufig seien, er enth\u00e4lt sich jedoch eines weiteren Urteils \u00fcber diese Vorg\u00e4nge. Der Abschnitt schliefst mit der nochmaligen Betonung, dafs es sich in der vorliegenden Arbeit nur um psychische Vermittelung der Associationen handle, es wird anerkannt, dafs auch physische Factoren, wie die momentane Lage und die durch Uebung erworbenen Dispositionen des Articulationsmechanismus, die Association mit bestimmen k\u00f6nnen.\nII. Die mittelbareAssociation. Der Verf. bespricht die Versuche von Scripture , Ziehen, Aschaffenburg, Smith, Howe, M\u00fcnsterbekg. Das Wort \u201eunbewufst\u201c wird im Sinne von \u201eunbemerkt\u201c genommen. Bei Anstellung von Versuchen nach ScRiPTURE\u2019schem Muster konnte C. keine einzige mittelbare Association beobachten. Ebenso verh\u00e4lt sich 1er Verf. zum gr\u00f6fsten Theil ablehnend gegen\u00fcber den von Ziehen gesogenen Folgerungen. Eine ausf\u00fchrlichere Besprechung ist den von Aschaffenburg ver\u00f6ffentlichten Versuchen gewidmet. Ablehnend steht C. >uch den Versuchen Aschaffenbcrg\u2019s gegen\u00fcber, in denen ein durch Klang--esociation angeregtes Wort als Mittelglied angenommen wird. Der Verf. chreibt: \u201eIch str\u00e4ube mich gegen die Aschaffenburg\u2019sehe Deutung dieser\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\t$","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nLitcraturbericht,\nF\u00e4lle nicht deswegen, weil sie mir gegen irgend eine Theorie ventieisen, sondern nur deswegen, weil ich in meinen Versuchen keinen emsigen der* artigen Fall beobachtete, wohl aber nicht ganz selten F\u00e4lle, in denen die ersten Bestandteile des Reizwortes vor Apperception de\u00ab Ganzen f\u00fcr sich psychische Ph\u00e4nomene zu Wege brachten. Ich glaube um so mehr be* rechtigt zu sein, diese F\u00e4lle Aschafvekbubo's zu beanstanden, als die File, mit der die Reaction zu erfolgen hatte, die Selbstbeobachtung der Vp. \u00fcberaus erschweren mufste.\u201c Heber diejenigen Versuche Aschaffxhbubg\u2019b, in denen das Reactionswort dasselbe ist wie in einer fr\u00fcheren Association, deren Reizwort dem jetzigen verwandt ist, sagt der Verf.: \u201eEs ist zn bedauern, dale Aschaffekb\u00fcbo nicht mittheilt, ob die Mittelglieder \u00fcberhaupt nicht im Bewufstsein waren; auch bei Aufnahme dieser F\u00e4lle mag manchmal der gleiche Beobachtungsfehler mitgespielt haben. Aber dafa\nF\u00e4lle \u00e7haracterisirter Art \u00fcberhaupt Vorkommen, ist anzweifelhaft.\u201c Ueber Aschaffenbubo\u2019s \u00bbparaphasische Associationen\u00ab \u00e4ufsert sich C. dahin, dale diese nicht zu den mittelbaren Associationen zu z\u00e4hlen, sondern meistens auf Rechnung des Articulations* mechanismus zu setzen seien. Bei der Beschreibung seiner eigenen Ver* suche zwecks Erlangung mittelbarer Associationen betont C., dab nur \u201ev\u00f6llig freie Associationen\u201c von ihm gew\u00fcnscht wurden. Er mufiti daher um seinen Zweck zu erreichen, m\u00f6glichst g\u00fcnstige Versuchs!* dingungen einf\u00fchren und benutzte zun\u00e4chst \u201eDoppelreihen von Worten, deren erste H\u00e4lfte s\u00e4mmtlich einem Gebiete angeh\u00f6rten, w\u00e4hrend die zweite H\u00e4lfte aus jenem Gebiete fremden Worten oder sinnlosen Silben, Zahlen und dergl. bestand.\u201c Bei mannigfacher Variirung dieser Versuche ergab sich ein v\u00f6llig negatives Resultat, es war mit Sicherheit keine einzige mittelbare Association zu constatiren. Bei weiteren Versuchen mit starkem Nebenreiz ohne Doppelreihen ergaben sich, wie C. schreibt, einige, obwohl im Verh\u00e4ltnis zu der hohen Gesammtzahl der Versuche, nur wenige programmgern\u00e4fse F\u00e4lle, aus denen der Verf. aber doch nicht dai Vorkommen mittelbarer Associationen zu behaupten wagt. Er f\u00fcgt hinzu: \u201eDa nun aber das Vorkommen mittelbarer Associationen ander weitig sicher gestellt wurde, bin ich nicht geneigt, die Vorsicht so weit *a treiben, die wenigen bisher geh\u00f6rigen F\u00e4lle, die der sch\u00e4rfsten uns m\u00f6glichen Kritik stand hielten, nachtr\u00e4glich wieder in Zweifel zu ziehen. Schliefslich wurden noch andere Methoden versucht. Hier\u00fcber schreibt C.: \u201eDie Versuche .... ergaben, dafs neben den F\u00e4llen, wo auf das Reizwort einfach das zugeh\u00f6rige sinnvolle Wort .... \u00bbassociirt\u00ab wurde, neben den anderen F\u00e4llen, in denen das Reizwort nur wiedererkannt wurde, ohne zu einer Association zu f\u00fchren, auch solche vorkamen, in denen das zugeh\u00f6rige Wort, ohne selbst f\u00fcr sich zum Bewufstsein zu kommen, den Gang de\u00ab associativen Verlaufs bestimmt hatte.\u201c Die Anzahl dieser F\u00e4lle war freilich gering, doch aber glaubt C. aus den gewonnenen Erfahrungen die \u00abmittelbare Association\u00ab im Allgemeinen psychologisch characterisiren zu k\u00f6nnen. Er schliefst hiervon diejenigen dreigliedrigen Associationen aus, \u201ein denen das mittlere Glied nur fl\u00fcchtig, undeutlich und unklar, aber doch f\u00fcr sich bewufst wird.\u201c Diese sind den dreigliedrigen directen Associationen zuzuz\u00e4hlen. Als mittelbare Associationen bezeichnet C. vielmehr \u201enur als","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"titeraturberieht.\n131\nzweigliedrigbewufst gewordene Associationen, Associationen, in denen sich dem A-Ph\u00e4nomen sofort ein /^-Ph\u00e4nomen anschliefst, das dem Erlebenden deshalb auff\u00e4llig ist, weil es nicht mit dem A-Ph\u00e4nomen in einem Zusammenh\u00e4nge steht, wie er sonst bei Associationen beobachtet su werden pflegt.\u201c Nach C. \u201eist die mittelbare Association su verstehen als ein Specialfall der directen s weigliedrigen Associationen, in denen das 22-Ph\u00e4nomen ein Vorstellungen-Complez (Begriffssph\u00e4re) ist.\u201c Der Verf. sucht dann zu zeigen, dafs die Bildung des Terminus \u00bbmittelbare Association\u00ab auf einem Mifsverst\u00e4ndnifsberuht. \u201e\u00bbVermittelt\u00ab wird die in Frage stehende Association durch das aus dem A-Ph\u00e4nomen perseverirende Moment; auf diese Vermittelung kann das Wort \u00bbmittelbar\u00ab nicht gehen; denn gleiche Vermittelung ist auch bei jeder directen Association der Fall. Der Unterschied zwischen den beiden Associationsformen liegt nicht in der Verkn\u00fcpfung des A- mit dem B-Ph\u00e4nomen, sondern darin, welcher Bestandteil des /2-Complexes klar und deutlich wird. Sind in den meisten F\u00e4llen die Elemente, die sich innerhalb des /2-Complexes zu einer deutlichen Vorstellung zusammenschliefsen, unmittelbar auf den perseverirenden, den /2-Complex anregenden Bestandteil des A-Ph\u00e4nomens bezogen, so haben in unserem Specialfall die zu einer Vorstellung zusammenschliefsenden reproductive\u00bb Elemente ihren Assimilationsmittelpunkt aufserhalb jenes perseverirenden Bestandteils. Es ist also im ersteren Falle die Verwandtschaft der hervortretenden Vorstellung mit dem A-Ph\u00e4nomen tats\u00e4chlich eine n\u00e4here, unmittelbarere, als im letzteren. Und deshalb, meine ich, ist der nun einmal eingef\u00fchrte Ausdruck \u00bbmittelbare\u00ab Association als Gegensatz von \u00bbunmittelbar\u00ab oder \u00bbdirect\u00ab ertr\u00e4glich.\u201c\nDie Arbeit wurde in Wundt's Laboratorium w\u00e4hrend eines Zeitraums von S Semestern ausgef\u00fchrt. Sie ist in hohem Grade interessant. Reich an mitgetheiltem Versuchsmaterial wie an neuen Gesichtspunkten, wird sie zu mannigfachen weiteren Arbeiten auf diesem noch viel umstrittenen Gebiete Anlafs geben. Der Verf. bedauert, dafs er seine Arbeit aus Mangel an Zeit unterbrechen mufste, hofft aber mit dem vorliegenden anderen Arbeitern unn\u00f6thige M\u00fche erspart zu haben. Wie man den Folgerungen des Verf.\u2019s auch gegen\u00fcberstehen mag, so wird man ihm f\u00fcr die sorgf\u00e4ltige Durchf\u00fchrung der Untersuchung und die Anregungen, die sie bietet, immer zu grofsem Danke verpflichtet bleiben. \u2014\tKiesow (Turin).\nM. W. Calkins. An Attempted Experiment in Psychological Aesthetics. Psychol.\nReview 7 (6), 580\u2014591. 1900.\nMifs Calkins suchte festzustellen, wie und warum Personen von verschiedenem Lebensalter gegen\u00fcber verschiedenen bildlichen Darstellungen sich verschieden verhalten. Zwei Bilder wurden gezeigt, eine farbige Lithographie, darstellend ein junges M\u00e4dchen, und eine farblose Photographie von Chantron\u2019s Souvenir. Das Bild, das der Versuchsperson besser gefiel, wurde dann noch einmal mit einem dritten Bilde verglichen, einer Photographie eines violinspielenden Engels. Die Versuchspersonen wurden o Classen entnommen, 1. dem Kindergarten, 2. dem vierten Schuljahr, 3. dem neunten Schuljahr, 4. dem ersten Collegejahr, 5. dem vierten College-","page":131}],"identifier":"lit31899","issued":"1902","language":"de","pages":"125-131","startpages":"125","title":"G. Cordes: Experimentelle Untersuchungen \u00fcber Associationen. Philos. Studien 17 (1) 30-77. 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:37.307646+00:00"}