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{"created":"2022-01-31T16:28:19.189369+00:00","id":"lit31906","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 136-137","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLiteraturbericht.\nAbweichungen, die nach F\u00e9r\u00e9 und v. Krafft-Ebing zu der im Embryo pr\u00e4-formirten Entartungsform geh\u00f6ren sollen, vollkommen correcturf\u00e4hig sind, bis zu einem solchen Grade, dafs derartige Individuen im Stande sind, eine Familie zu gr\u00fcnden und normale Kinder zu erzeugen. Sobald der Arzt, wie F\u00e9r\u00e9 es w\u00fcnscht, anfinge, als Keformator auf socialem Gebiet nur im Interesse der Allgemeinheit, das ja oft genug dem des Individuums widerstreitet, aufzutreten, so k\u00e4men ganz unhaltbare Zust\u00e4nde. H\u00f6chstens ein Viertel aller Menschen d\u00fcrften sich fortpflanzen ! Denn e* giebt wohl heute kaum eine Familie, in der sich nicht eine Vererbungs-tendenz nach irgend einer pathologischen Richtung hin nachweisen liefe\u00ab. V\u00f6llige sexuelle Enthaltsamkeit von Individuen zu verlangen, die erfahrungs-gem\u00e4fs neben ihrer perversen Geschmacksrichtung oft auch unter einer anormalen St\u00e4rke ihres Geschlechtstriebes (bis zu Zwangshandlangen) leiden, ist ebenfalls ein undurchf\u00fchrbares Ideal! Und aufserdem ist sexueller Rapport noch durchaus nicht immer identisch mit Befruchtung. Es mag F\u00e4lle geben, in denen der Geschlechtsverkehr w\u00fcnschenswert ist, dagegen die Fortpflanzung besser vermieden wird 1 Gegen Anwendung eines sicheren anticonceptionellen Mittels bei solchen Individuen d\u00fcrfte vom Standpunkt einer vern\u00fcnftigen sexuellen Hygiene kaum etwas einni-wenden sein.\nMit den hier kurz besprochenen Grundlagen des F\u00c9R\u00c9\u2019schen Werkes steht und f\u00e4llt der Inhalt der \u00fcbrigen Capitel, welcher lediglich die einzelnen Hypothesen weiter ausbaut und im Ganzen sich eng an die bekannte Lehre und Eintheilung von v. Krafft-Ebing anschliefst. Da die letztere hinreichend bekannt ist, so kann an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden.\tvon Schbenck-Notzing (M\u00fcnchen).\nG. T. W. Patrick. The Psychology Of Profanity* Psychol. Review 8 (2), 113\u2014127.\n1901.\nDer Verfasser stellt sich die beiden Fragen: Warum flucht man und warum gebraucht man dazu die besonderen Worte, die man gebraucht? Er weist darauf hin, dafs die Beantwortung dieser Fragen von Wichtigkeit ist f\u00fcr die Probleme des Ursprungs der Sprache und der Beziehung zwischen Gem\u00fcthsbewegungen und ihrem Ausdruck. Er unterscheidet zun\u00e4chst die beiden Arten von swearing (das englische Wort ist doppeldeutig), n\u00e4mlich feierliche Versicherung und blofsen Ausruf. Die zweite Art (profanity) will er n\u00e4her untersuchen. Er unterscheidet sieben Classen von Fl\u00fcchen: 1. Namen von Gottheiten, Engeln und Teufeln. 2. Namen, die zur Religion irgendwie in Beziehung stehen, wie Sacrament, Kreuz. 3. Namen von heiligen und biblischen Personen, wie Maria und Joseph. 4. Namen von heiligen Orten. 5. W\u00f6rter, die zum k\u00fcnftigen Leben in Beziehung stehen, wie Himmel, H\u00f6lle, verdammt. 6. Vulg\u00e4re Ausdr\u00fccke, die man in guter Gesellschaft nicht gebraucht. 7. W\u00f6rter, die aus verschiedenen Gr\u00fcnden eine starke Wirkung haben, wie tausend. Solche W\u00f6rter haben jedoch gew\u00f6hnlich auch eine Beziehung zu religi\u00f6sen Begriffen. Die Geschichte des Fluchens lehrt uns, dafs ein gewisser Zusammenhang besteht zwischen diesem Laster und der Religiosit\u00e4t eines Volkes. Bei den alten Israeliten war es so gew\u00f6hnlich, dafs ein besonderes Verbot dagegen noth wendig war.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n137\nBei den weniger ernsten Griechen war es verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig selten. Aehn-liche Verh\u00e4ltnisse findet man in neneren Zeiten. Goddam war zeitweilig der Spitzname des religi\u00f6sen Engl\u00e4nders.\nMan ist leicht geneigt die Frage nach dem Zweck des Fluchens dahin zn beantworten, dafs es eine Art von x\u00e2&a\u00e7ots sei : Man wird die Spannung los, die unertr\u00e4glich geworden ist Der Verf. lehnt jedoch diese Theorie ab, oder will ihr wenigstens nur untergeordnete Bedeutung beimessen. Die Sprechorgane sind kein besonders geeigneter Canal zur Ableitung \u00fcbersch\u00fcssiger Energie. Er zieht es vor, die Gewohnheit des Fluchens genetisch zu erkl\u00e4ren. Der Urmensch, der einen Gegner abzuwehren hatte, bediente sich aller m\u00f6glichen Mittel, um ihm Schrecken einzujagen. Hierzu sind nat\u00fcrlich die Namen von Naturgewalten (Donnerwetter) und Gottheiten ganz besonders geeignet. Je gr\u00f6fser der shock ist, den die Worte her-vorrufen, um so besser f\u00fcr den, der sie gebraucht. Die Entwickelung der religi\u00f6sen Anschauungen macht dann die Wahl der Fluchworte, wie wir sie jetzt finden, leicht verst\u00e4ndlich. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nRaymond Dodge. The Psychology of Reading. Psychol. Review 8 (1), \u00d66\u201460.\n1901.\nDodge kritisirt Zeitler\u2019s Artikel \u201eTachistoskopische Versuche \u00fcber das Lesen\u201c in Wundt\u2019s Studien, Bd. 16. Er h\u00e4lt Zeitler\u2019s Unterscheidung zwischen Lesen mit Apperception und mit Assimilation f\u00fcr nicht gl\u00fccklich und wendet sich namentlich gegen die Behauptung Zeitler\u2019s, dafs seine Versuchspersonen w\u00e4hrend der kurzen Darbietungszeit von 0,01\" bis 0,1\" eine Bewegung der Aufmerksamkeit \u00fcber einzelne Buchstaben der gelesenen W\u00f6rter wahrgenommen h\u00e4tten. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nSimon. Exp\u00e9riences de suggestions sur les d\u00e9biles. Ann\u00e9e psychologique 0, 441\u2014484. 1900.\nEine Reihe von ,tests', welche Binet zur Pr\u00fcfung der Suggestibilit\u00e4t in seinem Buch \u201ela Suggestibilit\u00e9\u201c beschrieben und unter Anderem an normalen Schulkindern angewandt hat, werden von Simon an 27 geistig schwachen Kindern executirt. Diese Kinder zeigten ebenfalls einen hohen Grad suggestiver Beeinflufsbarkeit, doch blieben sie hierin hinter den normalen Kindern zur\u00fcck. S. analysirt die Ergebnisse im Einzelnen und sucht nach ihnen die Kinder in eine Reihe von Typen einzutheilen.\nW. Stern (Breslau).\nEmil Kr\u00e4pblin. Einf\u00fchrung in die Psychiatrische Klinik. Dreifsig Vorlesungen.\nLeipzig, J. A. Barth, 1901. 328 S.\nIn manchen Kliniken ist es Sitte, dafs der Lehrer am Schl\u00fcsse des Semesters seinen Zuh\u00f6rern eine gedruckte Uebersicht \u00fcber die im Laufe des Semesters vorgestellten Krankheitsf\u00e4lle mit besonderer Hervorhebung der wichtigsten Gesichtspunkte zukommen l\u00e4fst. Das ist entschieden nach-ahmenswerth; der jedesmalige Gebrauch des Heftes wird den Studenten an die in der Klinik empfangenen Eindr\u00fccke lebhaft erinnern und eine Wiederholung der Anschauung erm\u00f6glichen.","page":137}],"identifier":"lit31906","issued":"1902","language":"de","pages":"136-137","startpages":"136","title":"G. T. W. Patrick: The Psychology of Profanity. Psychol. Review 8 (2), 113-127. 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:19.189374+00:00"}