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{"created":"2022-01-31T15:25:35.234847+00:00","id":"lit31909","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 137-138","fulltext":[{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n137\nBei den weniger ernsten Griechen war es verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig selten. Aehn-liche Verh\u00e4ltnisse findet man in neneren Zeiten. Goddam war zeitweilig der Spitzname des religi\u00f6sen Engl\u00e4nders.\nMan ist leicht geneigt die Frage nach dem Zweck des Fluchens dahin zn beantworten, dafs es eine Art von x\u00e2&a\u00e7ots sei : Man wird die Spannung los, die unertr\u00e4glich geworden ist Der Verf. lehnt jedoch diese Theorie ab, oder will ihr wenigstens nur untergeordnete Bedeutung beimessen. Die Sprechorgane sind kein besonders geeigneter Canal zur Ableitung \u00fcbersch\u00fcssiger Energie. Er zieht es vor, die Gewohnheit des Fluchens genetisch zu erkl\u00e4ren. Der Urmensch, der einen Gegner abzuwehren hatte, bediente sich aller m\u00f6glichen Mittel, um ihm Schrecken einzujagen. Hierzu sind nat\u00fcrlich die Namen von Naturgewalten (Donnerwetter) und Gottheiten ganz besonders geeignet. Je gr\u00f6fser der shock ist, den die Worte her-vorrufen, um so besser f\u00fcr den, der sie gebraucht. Die Entwickelung der religi\u00f6sen Anschauungen macht dann die Wahl der Fluchworte, wie wir sie jetzt finden, leicht verst\u00e4ndlich. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nRaymond Dodge. The Psychology of Reading. Psychol. Review 8 (1), \u00d66\u201460.\n1901.\nDodge kritisirt Zeitler\u2019s Artikel \u201eTachistoskopische Versuche \u00fcber das Lesen\u201c in Wundt\u2019s Studien, Bd. 16. Er h\u00e4lt Zeitler\u2019s Unterscheidung zwischen Lesen mit Apperception und mit Assimilation f\u00fcr nicht gl\u00fccklich und wendet sich namentlich gegen die Behauptung Zeitler\u2019s, dafs seine Versuchspersonen w\u00e4hrend der kurzen Darbietungszeit von 0,01\" bis 0,1\" eine Bewegung der Aufmerksamkeit \u00fcber einzelne Buchstaben der gelesenen W\u00f6rter wahrgenommen h\u00e4tten. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nSimon. Exp\u00e9riences de suggestions sur les d\u00e9biles. Ann\u00e9e psychologique 0, 441\u2014484. 1900.\nEine Reihe von ,tests', welche Binet zur Pr\u00fcfung der Suggestibilit\u00e4t in seinem Buch \u201ela Suggestibilit\u00e9\u201c beschrieben und unter Anderem an normalen Schulkindern angewandt hat, werden von Simon an 27 geistig schwachen Kindern executirt. Diese Kinder zeigten ebenfalls einen hohen Grad suggestiver Beeinflufsbarkeit, doch blieben sie hierin hinter den normalen Kindern zur\u00fcck. S. analysirt die Ergebnisse im Einzelnen und sucht nach ihnen die Kinder in eine Reihe von Typen einzutheilen.\nW. Stern (Breslau).\nEmil Kr\u00e4pblin. Einf\u00fchrung in die Psychiatrische Klinik. Dreifsig Vorlesungen.\nLeipzig, J. A. Barth, 1901. 328 S.\nIn manchen Kliniken ist es Sitte, dafs der Lehrer am Schl\u00fcsse des Semesters seinen Zuh\u00f6rern eine gedruckte Uebersicht \u00fcber die im Laufe des Semesters vorgestellten Krankheitsf\u00e4lle mit besonderer Hervorhebung der wichtigsten Gesichtspunkte zukommen l\u00e4fst. Das ist entschieden nach-ahmenswerth; der jedesmalige Gebrauch des Heftes wird den Studenten an die in der Klinik empfangenen Eindr\u00fccke lebhaft erinnern und eine Wiederholung der Anschauung erm\u00f6glichen.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLiteraturbericht.\nEine \u00e4hnliche Absicht schwebte Verf. vor, als er das zu besprechend\u00ab Buch schrieb. Es soll und kann sein Lehrbach der Psychiatrie nicht ersetzen, sondern es soll den Neuling in die psychiatrische Klinik ewf\u00fchnt und ihm eine Anleitung zur klinischen Beobachtung Greisteekranker geben. Dieser Aufgabe wird das Buch in vollem Maafse gerecht\nAn der Hand pr\u00e4gnant geschilderter und vortrefflich ausgesuchter Krankheitsbilder er\u00f6rtert Verf. die Klinik der verschiedenen Psychoses und legt ganz besonderen Werth auf die Stellung der Diagnose und die eingehende Begr\u00fcndung der Differentialdiagnose. Mit besonderem Nachdruck wird immer wieder auf die Bedeutung des Satzes verwiesen, dais die einfache Zustandsdiagnose, wie z. B. Bl\u00f6dsinn, Stupor, Melancholie, um nicht gen\u00fcgen darf, dafs wir vielmehr versuchen m\u00fcssen, an der Hand dieser oder jener wesentlichen, charakteristischen Erscheinungen, unter Ber\u00fccksichtigung des bisherigen Verlaufs, unter Verwerthung der \u00e4tiologisch bedeutsamen Momente zu einer exacten Diagnose zu gelang\u00ab. Damit wird uns auch die M\u00f6glichkeit gegeben, eine Prognose zu stellen, was um so wichtiger ist, als unser therapeutisches K\u00f6nnen oft versagt Jede Form von Psychose, die zu einem Zustand geistiger Schw\u00e4che f\u00fchrt, endigt mit einem gerade f\u00fcr diese Form charakteristischen Schwachsinn; Verlauf und Ende der Krankheit stimmen in den grundlegenden, nicht nur vor\u00fcbergehend auftretenden St\u00f6rungen \u00fcberein, und das erm\u00f6glicht die Prognostik.\nIn anziehender Weise und anregender Form, mit didactischem Geschick, mit einer feinen Beobachtungsgabe, die auch ganz unscheinbare Z\u00fcge zu verwerthen weifs, begr\u00fcndet K. in jeder der mitgetheilten Knni* heit\u00f6geschichten die Diagnose und berichtet \u00fcber das weitere Schicksal des Kranken. Offen bekennt auch Verf., wo und wann er fr\u00fcher zu einer falschen Auffassung dieses oder jenes Falles gekommen ist. Nebenher sind sociale und gerichts\u00e4rztliche Bemerkungen, vor Allem aber therapeutische Winke und Rathschl\u00e4ge eingestreut.\nRef. glaubt nicht fehlzugehen in der Annahme, dafs sich auch vorliegendes Buch bald einer ebenso grofsen Beliebtheit und Verbreiten! erfreuen wird wie des Verf.\u2019s Lehrbuch. Jedenfalls ist heute wohl kaum ein Buch geeigneter, den Studenten in die Klinik einzuf\u00fchren, ihm Interesse f\u00fcr die Psychiatrie einzufl\u00f6fsen und ihn zu selbst\u00e4ndigem Denken anzuregen.\tErnst Schultzb (Andernach).\nTh. Simon. Recherches anthropom\u00e9triques sur 223 gar\u00e7ons anormaux \u00e2g\u00e9s \u00e9tl \u00e0 23 ans. Ann\u00e9e psychologique 6, 191\u2014247. 1900.\nUm die Beziehung zwischen geistiger und k\u00f6rperlicher Entwickelung festzustellen, untersuchte S. an 223 geistig zur\u00fcckgebliebenen Knaben verschiedenen Alters Gr\u00f6fse, Brustumfang, Schulternbreite, Kopf umfang, Gewicht und Spannweite der Arme. Von den durch zahlreiche Tabellen und Curven belegten Ergebnissen seien erw\u00e4hnt: Das physische Wachsthum des K\u00f6rpers verlangsamt sich von Jahr zu Jahr und weist eigent\u00fcmliche 08cillationen auf, indem in den Alterstufen von 10 zu 11 und von 12 zu 13 Jahren fast station\u00e4re Zust\u00e4nde bestehen. Zum Wachsthum der Gr\u00f6fse steht das Wachsthum aller anderen Maafse in ziemlich gleichm\u00e4\u00dfiger","page":138}],"identifier":"lit31909","issued":"1902","language":"de","pages":"137-138","startpages":"137","title":"Emil Kr\u00e4pelin: Einf\u00fchrung in die Psychiatrische Klinik. Drei\u00dfig Vorlesungen. Leipzig, J. A. Barth, 1901. 328 S","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:25:35.234852+00:00"}