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{"created":"2022-01-31T15:26:37.876029+00:00","id":"lit31921","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Thompson, Helen B.","role":"author"},{"name":"Katharina Sakijewa","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 187-199","fulltext":[{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus der physikalischen Abtheilung deB Physiologischen Instituts\nder Universit\u00e4t zu Berlin.)\nFeber die Fl\u00e4chenempfindling in der Haut.\nVon\nDr. Helen B. Thompson und Katharina Sakijewa.\n(Mit 1 Fig.)\n\u00a7 l.\nDurch die experimentelle Untersuchung, \u00fcber welche im Nachstehenden berichtet wird, sollte die F\u00e4higkeit zur Unterscheidung der Gr\u00f6fse von Fl\u00e4chen, welche die Haut ber\u00fchren, gepr\u00fcft und dabei insbesondere der Einflufs des bei der Ber\u00fchrung ausge\u00fcbten Druckes auf die Feinheit dieser Unterscheidung bestimmt werden. Dieses Ziel haben wir zwar, zum Theil aus Mangel an Zeit, nicht vollkommen erreicht; wir glauben aber, dafs es uns wenigstens gelungen ist, einen Fortschritt in der psychologischen Analyse des Urtheils \u00fcber die Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che und den Einflufs des Druckes zu machen.\nZun\u00e4chst haben wir zwei bereits fr\u00fcher ausgef\u00fchrte Untersuchungen zu erw\u00e4hnen, die unserem Thema nahe stehen.\nL Dieselbe Frage ohne Ber\u00fccksichtigung des Druckes hat M. Eisner zu l\u00f6sen versucht.1 Er benutzte zur Ber\u00fchrung kreisrunde Fl\u00e4chen und suchte den Unterschied zwischen den Durchmessern von zwei derselben zu bestimmen, die bei der\n1 M. Eisner. \u201eUeber die Beurtheilung der Gr\u00f6fee und der Gestalt von Fl\u00e4chen, welche die Haut ber\u00fchren.\u201c Inaugural-Dissertation zur Erlangung der medicinischen Doctorw\u00fcrde. Erlangen 1887.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nHelen B. Thompson und Katharina Sakijctoa.\nBer\u00fchrung als eben merklich verschieden in ihrer Gr\u00f6fse empfunden wurden. Das Verfahren dabei war das folgende: man ber\u00fchrte bei einer Versuchsperson, welche die Augen schlo\u00df, mit zwei verschieden grofsen Fl\u00e4chen dieselbe Hautstelle und die Versuchsperson mufste entscheiden, ob die Fl\u00e4chen von verschiedener Gr\u00f6fse waren und gegebenen Falls, welches die gr\u00f6fsere war. Zu diesen Versuchen benutzte M. Eisneb aus Hartgummi hergestellte Scheiben, die zur bequemen Handhabung mit einem Metallst\u00e4bchen versehen waren, \u201edamit sie, wenn man damit die Haut ber\u00fchrte, nicht dr\u00fcckten, sondern nur deutliche, reine Ber\u00fchrungsempfindung hervorbr\u00e4chten.\u201c Es zeigte sich nun eine ziemlich gr\u00f6fse Verschiedenheit in der Unterscheidungsf\u00e4higkeit der Haut an verschiedenen K\u00f6rperstellen. So ergab es sich, dafs auf der Zungenspitze zwei Fl\u00e4chen noch als verschieden grofs empfunden wurden, deren Durchmesser nur und 1 mm betrug; auf dem R\u00fccken, Oberarm, Oberschenkel und Unterschenkel dagegen mufsten zwei als verschieden grofs empfundene Fl\u00e4chen die Durchmesser von 2 und 25 mm haben. Wie wir sp\u00e4ter sehen werden, war ein so grofser Unterschied bei unseren Versuchen z. B. auf dem R\u00fccken und dem Oberarm durchaus nicht erforderlich. Es ist nun zweifelhaft, ob es M. Eisneb wirklich gelungen ist, mit seiner Versuchsmethode immer nur eine reine Ber\u00fchrungsempfindung hervorzurufen, und ob das Urtheil der Versuchsperson sich immer ausschlie\u00dflich auf die Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che gr\u00fcndete ; denn das Aufsetzen der Scheiben vermittelst der Hand konnte unm\u00f6glich immer und \u00fcberall in derselben Art geschehen; es war wohl unvermeidlich, dafs dabei eine mehr oder minder starke Druckempfindung oder eine verschiedene Art der Ber\u00fchrungsempfindung entstand. Diese Factoren spielen, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, eine sehr wichtige, sogar entscheidende Rolle in der Beurtheilung der Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che.\nVon den sonstigen Resultaten Eisnek\u2019s k\u00f6nnen wir die von ihm gefundene Wirkung der Uebung best\u00e4tigen, ferner die feinere Empfindung an denjenigen K\u00f6rperstellen, die gew\u00f6hnlich zur Localisation vermittelst der Tastempfindung benutzt werden. Doch haben wir selbst hier\u00fcber keine besonderen ausgedehnten Versuchsreihen angestellt, sondern k\u00f6nnen unser Urtheil nur auf gelegentlich eingeschobene Einzelversuche gr\u00fcnden. Die Erm\u00fcdung an den Extremit\u00e4ten, in Folge deren die Tastempfind-","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut.\n189\nlichkeit bei l\u00e4ngerer Th\u00e4tigkeit geschw\u00e4cht erscheint, k\u00f6nnen wir wenigstens am Oberarm nicht best\u00e4tigen. Am Unterarm, sowie am Ober- und Unterschenkel haben wir selbst keine Versuche gemacht\nII. Die erste von uns (H. Th.) hatte gelegentlich einer fr\u00fcheren experimentellen Arbeit die nachfolgenden Beobachtungen gemacht :\na)\tUm die Unterscheidungsf\u00e4higkeit der Haut f\u00fcr die Gr\u00f6fse einer ber\u00fchrenden Fl\u00e4che zu pr\u00fcfen, wurde ein Satz von quadratischen ungef\u00e4hr 3 mm dicken Korkst\u00fccken hergestellt, deren Seitenl\u00e4nge von 10 bis 20 mm anstieg. Durch aufgeklebte Bleist\u00fcckchen wurden sie alle zu dem gleichen Gewicht von 20 g gebracht. Legte man nun zwei dieser Korkplatten nach einander in wechselnder Folge auf dieselbe Stelle der Haut auf, so wurde im Allgemeinen die kleinste Korkplatte des betreffenden Paares als schwerer empfunden, ausnahmslos erschien aber allen Versuchspersonen die kleinste Platte (10 mm Seitenl\u00e4nge) viel schwerer, als die gr\u00f6fste (20 mm). Manche Versuchspersonen hielten die kleinsten Korkplatten nicht nur f\u00fcr schwerer, sondern auch f\u00fcr gr\u00f6fser, als die gr\u00f6fste; Andere hielten es fast f\u00fcr unm\u00f6glich, \u00fcberhaupt irgend ein Urthe\u00fc \u00fcber die Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che abzugeben.\nb)\tDa die vorstehenden Erfahrungen zu der Vermuthung f\u00fchrten, dafs die Intensit\u00e4t einer Druckempfindung durch das auf der Fl\u00e4cheneinheit lastende Gewicht bestimmt wird, so wurde ein \u00e4hnlicher Satz von Korkplatten wie bei den eben beschriebenen Versuchen angefertigt, jetzt aber die Belastung durch Bleist\u00fcckchen in der Art ausgef\u00fchrt, dafs das Gesammt-gewicht jedesmal der Gr\u00f6fse der Fl\u00e4che proportional, d. h. der Druck auf die Fl\u00e4cheneinheit stets derselbe war. Das absolute Gewicht wurde so gew\u00e4hlt, dafs es bei der gr\u00f6fsten Korkplatte (20 mm Seitenl\u00e4nge) 20 g betrug. W\u00e4re die oben ausgesprochene Vermuthung richtig, so h\u00e4tten alle Korkplatten dieser neuen Reihe beim Auflegen auf die Haut dieselbe Druckempfindung verursachen m\u00fcssen; jetzt aber erschienen die kleinsten Korkplatten leichter, als die gr\u00f6fseren.\nAus dieser Beobachtung ergiebt sich daher:\n1. Wenn auf zwei verschieden grofsen Fl\u00e4chen an derselben Stelle des K\u00f6rpers eine gleichstarke Druckempfindung hervorgerufen werden soll, so sind die dazu erforderlichen Belastungen weder","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nHelen B. Thompson und Katharina Sakijewa.\ndem absoluten Gewicht nach gleich, noch proportional der Gr\u00f6fee der Fl\u00e4chen, sondern sie liegen zwischen diesen beiden Grenzen.\n2. Die Empfindung der Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che wird beeinflufst durch die Gr\u00f6fse des auf ihr lastenden Gewichtes.\nDa nun die fr\u00fcheren Arbeiten \u00fcber die Unterscheidungsf\u00e4higkeit f\u00fcr die Gr\u00f6fse einer die Haut ber\u00fchrenden Fl\u00e4che nicht die M\u00f6glichkeit einer Beeinflussung des Urtheils durch die Verschiedenheit des Druckes ber\u00fccksichtigten, so bed\u00fcrfen sie von diesem Gesichtspunkte aus einer Nachpr\u00fcfung. In den nachfolgend beschriebenen Versuchen ist dieses nun zum Theil geschehen. Doch ist mit ihnen keineswegs das genannte Gebiet ersch\u00f6pft und das ganze Problem gel\u00f6st Wir hoffen jedoch, dafs eventuell andere Beobachter f\u00fcr die Fortsetzung und Vollendung dieser Versuche aus dem Nachfolgenden Nutzen ziehen k\u00f6nnen.\n\u00a7 2.\nZu unseren Versuchen wurde der nebenstehend abgebildete Apparat benutzt, der von dem Mechaniker des Physiologischen Instituts Herrn W. Oehmke f\u00fcr unsere Untersuchung n besonders hergestellt war. Er besteht aus einem c Metallcylinder A B, an dessen einem Ende zur bequemen Handhabung der Griff H angesetzt ist.\nDurch eine Oeffnung an dem anderen Ende ist eine Nadel N verschiebbar, die sich auf eine in dem Cylinder AB befindliche Spiralfeder st\u00fctzt und diese beim Einschieben zusammendr\u00fcckt. Damit dieses Verschieben m\u00f6glichst glatt und reibungslos geschieht, ist die Nadel mit einer langen F\u00fchrung versehen, zu welchem Zwecke \u00fcber den Handgriff H die B\u00fcchse C herausragt. Der von der Nadel ausge\u00fcbte Druck l\u00e4fst sich durch einen mit ihr verbundenen Index I auf der seitlich angebrachten Scala S, welche bis zu einem Drucke von 250 g anstieg, ablese n.\nAn die Spitze der Nadel N wurde ein Kork K aufgespiefst. Dr\u00fcckte man diesen nun auf die untersuchte K\u00f6rperstelle auf, so konnte man an der Scala sehen, wie hoch der ausge\u00fcbte Druck war.\nUm f\u00fcr den kleinen Druck von 20 g eine gr\u00f6fsere","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut\n191\nGenauigkeit zu erzielen, wurde f\u00fcr ihn eine andere schw\u00e4chere Spiralfeder mit der entsprechenden Scala eingesetzt In unserer Figur ist das Instrument mit der schw\u00e4cheren Feder und der zugeh\u00f6rigen Scala abgebildet\nEs wurden f\u00fcr die Versuche nur Korke verwandt, welche m\u00f6glichst ebene, runde Fl\u00e4chen besafsen. Die Durchmesser der benutzten Korke waren : 24,75 mm, 22,5 mm, 20,5 mm, 17,75 mm, 15,5 mm, 12,75 mm, 10,25 mm, 8,25 mm. Der Kork mit dem Durchmesser von 24,75 mm wurde als constante Gr\u00f6fse genommen, mit welcher alle anderen verglichen wurden.\nAus der nunmehr folgenden Beschreibung unserer Versuchsmethode geht hervor, dafs stets zwei gleiche derartige Apparate benutzt wurden.\nDer Kork von 24,75 mm Durchmesser wurde auf die Nadelspitze des einen Apparates, der Kork von 22,5 mm Durchmesser auf die Nadelspitze des anderen aufgespiefst. Dieses Paar setzte man nach einander mit demselben Drucke, z. B. 70 g, auf eine und dieselbe K\u00f6rperstelle der Versuchsperson auf. Die gegebenen Antworten wurden als richtige, falsche und unbestimmte notirt. Im letzten Falle wurde der Versuch \u00f6fters wiederholt, um zu sehen, ob die Ursache der undeutlichen Empfindung bei der Versuchsperson oder beim Experimentator lag (ungeschicktes, schiefes Aufsetzen des Korkes, gelindes Zittern der H\u00e4nde u. s. w.). Ein und dasselbe Paar von Korken wurde an einer und derselben Region des K\u00f6rpers 12 mal aufgesetzt und wenn 8/4 der Antworten richtig waren, wurde der betreffende Unterschied zwischen den Durchmessern als Unterschiedsschwelle der betreffenden Region angesehen. Wenn dieser Bruchtheil nicht erreicht war, wurde der Kork von 22,5 mm durch einen kleineren (von 20,5 mm, 17,75 mm, 15,5 mm u. s. w.) ersetzt und die Versuche wurden auf die beschriebene Weise wiederholt, indem immer derselbe Druck angewendet wurde, bis sich die Unterschiedsschwelle ergab.\nDie Versuchsreihen wurden an sieben K\u00f6rperstellen ausgef\u00fchrt :\n1.\tauf dem rechten Oberarm;\n2.\tauf der rechten Seite des Brustkorbes, 5\u201410 cm unter der Achselh\u00f6hle;\n3.\tauf der Brust \u2014 rechte Mamma;\n4.\tauf dem Bauch \u2014 unterhalb des Nabels;","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nHelen B. Thompson und Katharina 8ak\u00ffe%ca.\n5.\tauf dem R\u00fccken etwas unterhalb des linken Schulterblattes ;\n6.\tauf dem R\u00fccken ungef\u00e4hr in der H\u00f6he der ersten Lendenwirbel ;\n7.\tauf dem Glut\u00e4us.\nDie verschiedenen Drucke wurden nicht in stets aufsteigender Gr\u00f6fse genommen, sondern in nachstehender Folge : 70 g, 20 g, 150 g, 100 g und 250 g. Die Versuchsreihen mit dem Druck von 20, 70 und 150 g wurden an zwei Personen dreimal aus* gef\u00fchrt; die anderen Reihen nur je einmal. Um die gewonnenen Resultate nachzupr\u00fcfen, wurden noch zwei Personen herangezogen, an denen f\u00fcnf Versuchsreihen mit den verschiedenen Drucken je einmal ausgef\u00fchrt wurden. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in den weiter unten folgenden Tabellen dargestellt\nJede Versuchsreihe dauerte mit Einschlufs kleinerer Er holungspausen 11/2\u20142 Stunden. Dabei wurden noch folgende Vorsichtsmaafsregeln beachtet. Die Temperatur des Zimmen wurde immer so hoch gehalten, dafs die Versuchsperson, trofc der Entbl\u00f6fsung ihres K\u00f6rpers auch nicht die geringste K\u00e4lte-empfindung hatte, da sonst die Empfindlichkeit der Haut ung\u00fcnstig beeinflufst und auch die Aufmerksamkeit gest\u00f6rt wurde Nach je 4\u20146 abgegebenen Urtheilen wurde die betreffende Hautstelle leicht mit der Hand \u00fcberstrichen, um die eventuellen Nachempfindungen zu l\u00f6schen, welche die deutliche Wahrnehmung des folgenden Reizes hinderten. Die Versuchszeit f\u00fcr die ersten zwei Personen wurde fast immer Vormittags gew\u00e4hlt weil zu dieser Tageszeit die Versuchspersonen frischer waren.\nDie ersten Versuche stiefsen fast bei allen Versuchspersonen auf Schwierigkeiten ; die Fl\u00e4chenempfindung war sehr undeutlich oder vielmehr gar nicht vorhanden ; sogar die Fl\u00e4chen mit dem Durchmesser von 17,75 mm, selbst von 20,5 und 24,75 mm wurden nur als Punkte empfunden. Bei den Versuchspersonen H. Th. und K. S. trat die Fl\u00e4chenempfindung ziemlich bald auf; bei der Versuchsperson S. Sch. ergaben dagegen die drei ersten Versuchstage keine Resultate, alle Fl\u00e4chen wurden als Punkte empfunden; erst am vierten Tage konnte diese Versuchsperson verschiedene Fl\u00e4chen unterscheiden, ohne dafs aber ein Gr\u00f6fsen-urtheil m\u00f6glich war ; bald nachher wurde aber die Unterscheidungsf\u00e4higkeit sehr fein, wie es auch unten aus der Tabelle III (Seite 26) zu sehen ist. Der Factor, der dabei die entscheidende","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut\n193\nRolle spielte, wird sp\u00e4ter besprochen werden. Nur die Versuchsperson N. A. zeigte eine Abweichung von dem eben Gesagten ; bei ihr trat die reine Fl\u00e4chenempfindung sofort deutlich auf und war von Anfang an f\u00fcr ihr Urtheil maafsgebend.\nDie Thatsache, dafs die Unterscheidung der Fl\u00e4chen anf\u00e4nglich nur sehr schwankend und unsicher war, hat veranlagt, dafs wir die Versuche zun\u00e4chst mit Korken von ziemlich grofsen Durchmessern begannen, und als dann sp\u00e4ter die Unterscheidung mit der Uebung feiner geworden war, hat Mangel an Zeit uns nicht erlaubt, die Versuche mit den kleineren Durchmessern, wie sie Eisneb benutzte, anzustellen.\nDie Schwankungen der Zahlen, die besonders in den Reihen 1\u20146 und 8\u201410 der Tabellen I und II f\u00fcr einzelne K\u00f6rperstellen zu sehen sind, haben ihre Ursache zum Theil im Experimentator, denn das Aufsetzen der Korke geschah nicht immer in einer f\u00fcr die betreffende K\u00f6rperstelle passenden Weise, d. h. es wurde wohl manchmal der Kork etwas schief aufgesetzt, wodurch undeutliche Empfindungen erzeugt wurden, die falsche Beurtheilung hervorriefen. Mit der steigenden Geschicklichkeit des Experimentators wurden auch die Antworten der Versuchsperson consequenter.\nIn den nachfolgenden Tabellen sind die Gr\u00f6fsen derjenigen Durchmesser angegeben, die beim Vergleich mit dem Kork von 24,75 mm bei dreiviertel der Antworten richtig als die kleineren erkannt wurden.\nDie Versuchspersonen waren alle ungef\u00e4hr gleichen Alters und standen im Anfang der zwanziger Jahre.\nWie sich aus den nachstehenden Tabellen ergiebt, hatte die Verschiedenheit des Druckes nicht viel Bedeutung f\u00fcr die Beurtheilung der Fl\u00e4chengr\u00f6fse. Doch schien der mittlere Druck von 70 g und 100 g fast allen Versuchspersonen der beste f\u00fcr das Zustandekommen einer wirklichen Fl\u00e4chenempfindung und die Beurtheilung ihrer Gr\u00f6fse zu sein. Der gr\u00f6fste Druck von 250 g st\u00f6rte dadurch, dafs er die Aufmerksamkeit der Versuchsperson auf den starken Druck hinwenden und damit von der Gr\u00f6fse der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che ablenken liefs. Der kleinste Druck von 20 g schien zuerst allen Versuchspersonen zu klein zu sein, und die Ber\u00fchrung der Haut mit Korken bei der Aus\u00fcbung dieses Druckes rief eine sehr undeutliche Fl\u00e4chenempfindung hervor; nach einigen Versuchen aber wurde sie\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\t13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nHelen B. Thompson und Katharina Bakjjewa.\n00\nW\n43\nPh\nt\u00e4\n0\nCD\n\u00bb4\nfei\nfl\no\nto\nh\na>\n04\n03\nX\n\u00a9\n0\n03\nIm\n\u00ab\n>\na\n\u00a9\nl-H\n\u00a9\nr\u00dc\no3\nEh\ni 60\nS\nca\nII\n\u20224\nQ\n\u00ab ! 43\n<2\n60\ns\nrH\nII\n\u00a9\nE\no\n60\n8\nIm\nQ\ns\nX\n\u2022H\nCP\n\u00ab\n\u00a9\n43\n\u00a9\n\u00ab\na>\n10 >o\nO D* ifi lO |Q Ifi\n? S S 8 S i\n60\ng\nM\n\u00a9\n\u00a9\nX\ntH\n\u00a9\ntf\n00\n\u00a9 \u00ae X , ~ 'S I \u00a9 \u00ab. * D-' I 43\n\u201cTS\n\u00a9 'S \u00a9\niO iO |Q P- P- P-\nM\tM\tm\np- c-\niO\ti0\n\u00bbO Is* \u00abc >\nH S H S\n*0 10\nP*>\t10\ttO\tlO\tP>\t10\tiQ\n\u00a9\t\u00c7\tQ\tt>\t\u00bbQ\t0\n\u00bbh\t^\tca\tca\tth\trM\tm\u00ab\niO\t>Q\ti0\ttO\tO\t\u00a3\niO\tC\u00bb\tC-\t>\tC-\tt\u00bb\th\n~\t\u201ci\t#*\tM\t\u2022\u00bb.\t*\t%\nt\u00bb\tN\tt*\tN\tN\n8\ni0\n10\t10\t10\tlO\tlO\tC\u00ab\tlC\n<*\u00bb\t_*\u00bb\t_ *1\t__*V\t*%\t**\t\u00ab\n\u00a9\t\u00a9\tO\tQ\t\u00a9\tCM\tfM\n55\tn\t33\t\u00ab\tn\trt\tm\n43\n\u00bbI\n\u00a9\n43\n\u25a0H \u00a9\nP5\ncd\n\u00a9\n43\n\u2022H\n\u00ab 0\nio P\n\u00a9\n43\n\u2022 H \u00a9\n\u00ab\n10\t10\t10\t0\nP*\tCM\u00bb\t10\t10\tCM\tI\u00db\t|M\n*S\t\u2022>\t__\u2022*\t\u00c4 ___*\t\u00bb\nl>\tC-\t\u00a9\t10\tp-\tP\tCM\ni-i\tf-t\t55\tit\ti-t\tN\tM-\n10\t10\t10\t10\t0\t0\nP-\tO\tCM-\tP-\tC-\tCM\t0\n*.\t*1\t\u00c4\nCm\tCm\tCm\tOQ\tp-\tCm\t0\n60\nM\n\u00a9\n0\nM\n\u00f6\n\u00a9\n43\n\u00a9\n\u00ab\n00\n\u00a9\n43\n\u00a9\n\u00ab\nca\n\u00a9\n43\n\u00a9\n\u00ab\n10\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t10\t\u201e\nCm\tCm\tCM\tCm\t10\t[M\t0\nM\t*\\\t__*\\\th \u00e4 *\t\u00bb\np-\tp-\t\u00a9\tca\tio\tP-\tc\n10\tiQ\t10\t10\tlO\t\u00bbo\nP-\tCm\t|>\tCm*\tP-\tP*\t0\nP* CM \u00ff\ni-M rM OJ\n10\tiO\t10\t10\t10\tlO\t0\np\u00bb\tc-\tca\tcm\tcm\tcm\tea\n\u00abi\t\u2022*\t*s\t*s _ \u2022*__\u2022*\t\u2014^\nca\tca\tao\tca\tca\tes\tO\nio\tio\t^\t*0\tiS\nca\t\u00a9\tca\ti0\tca\tw\tca\n_*s\t\u00bbs _m.\t\u00bbi\t_T\n\u00a9\tio\t\u00a9\tio\tco\t\u00a9\tc\n\u00a9\n\u00a9\nM3\n\u00a9\nIm\n\u00a9\nft\nIm\n0\nN\na\n\u00a9\n\u00a9\n43\nh\no\nX\nM3\nX\n0\nIm\n\u00ab\nIm\t_\nC\u00ce m3\nfc; \u00a9 \u00a9 \u00a9 q m5\n43\n0\n\u00a9\n43\nC\n0\nx g \u00a9 X\n0 \u00a3 e\u00bb \u00d6\nO \u00ab \u0153 \u00ab \u00ab\nfl \u00ef \u00ae 5\n\u25a0S tf 0 \u2014 pi e","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceher die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut,\n195\nTabelle III.\nVersuchsperson Frl. Stud. phil. S. Sch.\nK\u00f6rperstelle\t20 g\t70 g\tDruck 100 g\t150 g\t250 g i\n\t1. Reih\u00a9\t2. Reihe\t3. Reihe\t4. Reihe\t5. Reihe\n\tUnterschiedsschwelle\t\t\t\t\nOberarm\t17,75\t17,75\t17,75\t17,76\t17,75\nBrust\t17,75\t20,5\t17,75\t22,5\t20,5\nSeite des Brustkorbes\t17,75\t22,5\t17,75\t20,5\t20,5\nBauch\t17,75\t20,5\t20,5\t17,75\t17,76\nB\u00fccken oben\t20,5\t22,5\t20,5\t17,75\t20,5\nB\u00fccken Mitte\t20,5\t22,5\t17,75\t17,75\t20,5\nGlut\u00e4us\t20,5\t20,5\t20,5\t20,5\t22,5\n\tTabelle IV.\t\t\t\t\nVersuchsperson Frl. Stud.\t\t\tphil. N. A.\t\t\n\t\t\tDruck\t\t\n|\t20 g\t70 g\t100 g\t150 g\t250 g\nK\u00f6rperstelle\tj\t1. Reihe\t2. Reihe\t3. Reihe\t4. Reihe\t6. Reihe\n\t\tUnterschiedsschwelle\t\t\t\nOberarm\t, 15,5\t20,5\t20,5\t20,5\t20,5\nBrust\t15,5\t17,75\t20,5\t20,5\t20,5\nSeite des Brustkorbes\t15,5\t17,75\t17,75\t20,5\t20,6\nBauch\t15,6\t20,5\t20,5\t20,5\t17,75\nR\u00fccken oben\t1\t35,5\t20,5\t17,75\t20,5\t20,5\nR\u00fccken Mitte\t;\t15,5\t17,75\t17,75\t17,75\t17,75\nGlut\u00e4us\t,\t17,75\t17,75\t17,75\t17,75\t20,5\ngew\u00f6hnlich ziemlich gut und deutlich ; die Versuchsperson S. Sch. fand sogar, dafs dieser Druck der geeignetste sei, um die Gr\u00f6fse der Fl\u00e4chen deutlich wahrnehmen zu k\u00f6nnen; nur die Versuchsperson N. A. fand ihn immer zu klein, um die Fl\u00e4che vollkommen deutlich wahrnehmen zu k\u00f6nnen.\nAus den Tabellen ergiebt sich ferner, dafs nach unseren\nVersuchen keine grofse Verschiedenheit in der Unterscheidungs-\nl\u00e4*","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nHelen B. Thompson und Katharina Sakijeioa.\nf\u00e4higkeit der Haut an den verschiedenen von uns untersuchten K\u00f6rperstellen besteht, wie dieses M. Eisneb gefunden hatte. Bei uns scheint die Unterscheidungsf&higkeit auf dem ganzen K\u00f6rper ziemlich gleichm\u00e4fsig vertheilt zu sein. Zum Theil k\u00f6nnen wir dieses wohl darauf zur\u00fcckf\u00fchren, dafs der entscheidende Factor f\u00fcr das gef\u00e4llte Vergleichungs\u00fcrtheil, wie wir sogleich noch n\u00e4her sehen werden, nicht die unmittelbare Gr\u00f6fsenempfindung der ber\u00fchrenden Fl\u00e4che war, sondern in anderen Begleitumst\u00e4nden lag.\n\u00a7 3.\nNachdem wir im Vorstehenden unsere Versuche und Ergebnisse systematisch dargelegt haben, wollen wir nunmehr diejenigen Resultate mittheilen, welche aus den gemachten Beobachtungen gewissermaafsen nur beil\u00e4ufig gewonnen wurden. Wie in \u00a7 1 schon erw\u00e4hnt ist, beziehen sie sich zum Theil auf die psychologische Analyse des von den Versuchspersonen bei dem Vergleich der Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen vollzogenen Urtheils.\n1. Sehr wenige der Urtheile erschienen den Versuchspersonen als reine Urtheile \u00fcber die Gr\u00f6fse der Fl\u00e4chen. In vielen F\u00e4llen war es unm\u00f6glich hier\u00fcber ein Urtheil zu f\u00e4llen, ohne gleichzeitig den Factor des Druckes mit in Erw\u00e4gung zu ziehen. Da zwei von den Versuchspersonen (H. Th. und K. S.) einerseits wufsten, dafs die beiden ihrer Gr\u00f6fse nach zu vergleichenden Fl\u00e4chen mit demselben absoluten Druck aufgesetzt wurden und da andererseits nach den (in \u00a7 1 unter Ha) angegebenen Erfahrungen die kleinere Fl\u00e4che bei thats\u00e4chlich gleichem Drucke subjectiv als st\u00e4rker gedr\u00fcckt empfunden wurde, so bestand stets die Neigung, einen wirklichen Fl\u00e4chen vergleich v\u00f6llig zu unterlassen und von dem subjectiv st\u00e4rker empfundenen Druck auf die geringere Gr\u00f6fse der Fl\u00e4che zu schliefsen. Das Ergebnifs dieses Schlusses war zwar richtig, aber das Urtheil, welches eigentlich h\u00e4tte gebildet werden sollen, war in Wirklichkeit gar nicht vollzogen worden. Die Versuchsperson S. Sch., welche diese Thatsache (\u00a7 1, II a) nicht wufste, unterschied die Gr\u00f6fse nach einigen Versuchen sehr fein; bei der n\u00e4heren psychologischen Analyse ergab es sich aber, dafs es bei der Beurtheilung nicht auf die Gr\u00f6fse der Fl\u00e4chen, sondern auf die Art der Ber\u00fchrungsempfindung ankam. Die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che (mit dem Durchmesser von 24,75 mm) rief die Empfindung einer weichen","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut.\n197\nzarten Ber\u00fchrung hervor, die sich auf eine ziemlich grofse, aber doch nicht sehr deutlich begrenzte Fl\u00e4che erstreckte ; es ist nicht gelungen, n\u00e4her zu analysiren, warum der betreffende Kork als gr\u00f6fser beurtheilt wurde, obgleich die Gr\u00f6fsenempfindung bei der vorhandenen Fl\u00e4chenempfindung undeutlich war. Die Art der Ber\u00fchrungsempfindung, die durch den Kork von 24,75 mm hervorgerufen wurde, war bei den Versuchspersonen K. S. und S. Sch. schliefslich so ausgepr\u00e4gt, dafs in den F\u00e4llen, wo dieser Kork zuerst aufgelegt wurde, sich das Urtheil \u00f6fters ohne Vergleich vollzog, indem die Versuchsperson dann diesen Kork als den gr\u00f6fseren bezeichnete, noch ehe der andere Kork aufgesetzt wurde. Bei der Versuchsperson N. A. trat, wie schon erw\u00e4hnt, die Fl\u00e4chenempfindung von Anfang an deutlich hervor, und die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che wurde fast immer richtig erkannt, und merkw\u00fcrdig war es dabei, dafs die betreffende Versuchsperson die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che auch manchmal als die st\u00e4rker dr\u00fcckende empfand; das Urtheil wurde in diesen F\u00e4llen zwar nach dem Druck vollzogen, war aber doch richtig, denn die als st\u00e4rker dr\u00fcckend empfundene Fl\u00e4che war auch objectiv die gr\u00f6fsere.\n2. Der psychologische Character des Urtheils war bei den Versuchspersonen H. Th., K. S. und S. Sch. abh\u00e4ngig von der Beschaffenheit der K\u00f6rpergegend, auf welche die Korke aufgedr\u00fcckt wurden.\na) An K\u00f6rperstellen, wo weiche Substanz in gr\u00f6fserer Menge gleichm\u00e4fsig vorhanden war, z. B. auf den Glut\u00e4en und den Mammae, war die Unterscheidungsf\u00e4higkeit gering und es war schwer zu sagen, auf welche Factoren das Urtheil eigentlich begr\u00fcndet war. Im Ganzen schien es etwas mehr vom Druck mittelbar abgeleitet, als unmittelbar auf die Empfindung der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che begr\u00fcndet zu sein. Die kleinere Fl\u00e4che machte n\u00e4mlich bei absolut gleichem Drucke einen tieferen Eindruck an der betreffenden K\u00f6rperstelle und rief dadurch ein gr\u00f6fseres Gef\u00fchl der Spannung hervor, welches dann zur richtigen Unterscheidung benutzt wurde, da ja die Versuchspersonen H. Th. und K. S. bewufst erwarteten, dafs es die kleinere Fl\u00e4che sein sollte, die diesen Eindruck machte. Bei der Versuchsperson N. A. trat diese Abh\u00e4ngigkeit von der untersuchten K\u00f6rpergegend f\u00fcr das Urtheil nicht hervor. Obwohl die kleineren Fl\u00e4chen bei den Versuchen mit den gr\u00f6fseren Drucken von 150 und 250 g einen tieferen Eindruck auf den weicheren K\u00f6rper-","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nHelen B. Thompson und Katharina Sakijeum.\nstellen, wie den Glut\u00e4en und den Mammae machten, so wurde dadurch die Fl\u00e4chenempfindung doch nicht beeinflufst und das stets richtige Urtheil st\u00fctzte sich auf die Empfindung der Fl\u00e4chengr\u00f6fse.\nb)\tBei einer Region, welche im Wesentlichen aus einer d\u00fcnnen Muskelschicht ohne Knochenunterlage bestand, wie auf dem Bauche, beruhte die Unterscheidung fast g\u00e4nzlich auf der Verschiedenheit der Druck- und Ber\u00fchrungsempfindung und zwar zum Theil durch Vermittelung der in \u00a7 1 in II a erw\u00e4hnten falschen Beurtheilung des Druckes : der scheinbar kleinere Druck der gr\u00f6fseren Fl\u00e4che wurde leicht bemerkt und ihre weichere Ber\u00fchrung sehr deutlich empfunden; von den beiden wurde dann auf die geringere Gr\u00f6fse der anderen Fl\u00e4che geschlossea Bei der Versuchsperson N. A. wurde diese Art der Schlu\u00dffolgerung nie oder nur sehr selten gemacht; sie meinte das Urtheil immer auf die reine Fl\u00e4chenempfindung zu gr\u00fcnden.\nc)\tAuf K\u00f6rperstellen, wo die Haut nur durch eine d\u00fcnne Muskelschicht von den darunterhegenden Knochen getrennt war, z. B. an der Seite des Brustkorbes und auf dem R\u00fccken unter dem Schulterblatt, war das Urtheil in viel h\u00f6herem Grade ein reines Urtheil \u00fcber die Fl\u00e4chengr\u00f6fse; aber es beruhte nicht allein auf den Empfindungen in der Haut, sondern es wurde unterst\u00fctzt durch die Differenzirung der Knochenunterlage. Die R\u00e4nder der Druckfl\u00e4che konnten besonders bei den starken Drucken durch die Knochen localisirt werden und die Vorstellung der Fl\u00e4chengr\u00f6fse wurde darauf gegr\u00fcndet\n3. Von anderen Beobachtungen, welche aber noch weiter best\u00e4tigt und genauer verfolgt werden m\u00fcssen, f\u00fchren wir hier folgende an:\na) Dieselbe Fl\u00e4che erschien zu verschiedenen Zeiten der subjectiven Empfindung nach sehr verschieden deutlich. Derselbe Kork, der das eine Mal als ein blofser Druckpunkt ohne merkbare Fl\u00e4chenausdehnung empfunden wurde, erzeugte an derselben Stelle zu einer anderen Zeit das ganz bestimmte Gef\u00fchl einer ber\u00fchrenden Fl\u00e4che. Ein analoger Unterschied bot sich bei unmittelbar auf einander folgender Ber\u00fchrung mit demselben Kork an verschiedenen K\u00f6rperregionen dar, indem er auf der einen als blofser Druckpunkt, auf der anderen als Fl\u00e4che empfunden wurde. Da, wo nahe unter der Hautoberfl\u00e4che ein Knochen lag, trat im Allgemeinen leichter ein bestimmtes Gef\u00fchl","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Fl\u00e4chenempfindung in der Haut.\n199\nder Fl\u00e4chenber\u00fchrung auf, als an weicheren fleischigeren Stellen. Einige Versuchspersonen glaubten, dafs sie an einigen K\u00f6rperstellen besonders deutlich die Fl\u00e4chen und ihre Gr\u00f6fsen unterscheiden k\u00f6nnten; als solche Stelle gab z. B. die Versuchsperson S. Sch. die Seite des Brustkorbes die Versuchsperson N. A. den Oberarm an. Doch geht aus unseren Tabellen III und IV (Seite 195) hervor, dafs hier hinsichtlich der Feinheit der Unterscheidung eine subjective T\u00e4uschung vorlag.\nb) Aber wenn auch eine deutliche Fl\u00e4ehenempfindung entstand, so wurde derselbe Kork an verschiedenen K\u00f6rperstellen doch verschieden grofs empfunden.\nAnf\u00e4nglich erschien uns derselbe Kork um so gr\u00f6fser zu sein, je weiter die mit ihm ber\u00fchrte K\u00f6rperstelle nach unten lag. Bei einer kurzen zur Pr\u00fcfung dieser Erscheinung besonders angestellten Versuchsreihe ergab sich aber keine durchg\u00e4ngige Best\u00e4tigung daf\u00fcr. Doch w\u00e4re es sehr w\u00fcnschenswerth, dafs weitere systematische Beobachtungen nach dieser Richtung hin angestellt w\u00fcrden, da die Empfindung in den entsprechenden F\u00e4llen \u00c4ufserordentlich deutlich war.\nZusammenfassung der Ergebnisse.\n1.\tAuf die Unterschiedsempfindlichkeit der Haut f\u00fcr die Gr\u00f6fse sie ber\u00fchrender Fl\u00e4chen \u00fcbt eine Aenderung des Bo r\u00fchrungsdruckes zwischen den Grenzen von 20 und 250 g nur einen geringen Einflufs aus, solange die beiden zu vergleichenden Fl\u00e4chen mit demselben Druck aufgelegt werden.\n2.\tDie absolute Unterscheidungsf\u00e4higkeit der Haut f\u00fcr die Gr\u00f6fse sie ber\u00fchrender Fl\u00e4chen ist an allen im Tasten nicht geschulten Stellen des K\u00f6rpers beinahe die gleiche.\n3.\tDas Urtheil \u00fcber die Verschiedenheit der Gr\u00f6fse zweier die Haut ber\u00fchrender Fl\u00e4chen ist selten auf einfache Fl\u00e4chenempfindung gegr\u00fcndet, sondern gew\u00f6hnlich auf mehrere andere Factoren in zusammengesetzter Weise auf gebaut, z. B. Druckempfindung, Spannung der Haut und Localisation durch die unter der betreffenden Hautstelle liegenden Knochen.\nZum Schl\u00fcsse erlauben wir uns Herrn Prof. Dr. Arth\u00fcb K\u00f6nig, unter dessen Leitung die Arbeit ausgef\u00fchrt wurde, f\u00fcr sein stetiges Interesse und seine Rathschl\u00e4ge unseren besten Dank auszusprechen.\n(.Eingegangen am 16. September 1901.)","page":199}],"identifier":"lit31921","issued":"1902","language":"de","pages":"187-199","startpages":"187","title":"Ueber die Flachenempfindung in der Haut","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:26:37.876034+00:00"}