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{"created":"2022-01-31T16:28:31.078541+00:00","id":"lit31926","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 203-204","fulltext":[{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbelicht.\n203\nm\u00f6glicher Arbeit (inertia), als Princip abnehmender Arbeit (facilitation), als Princip gr\u00f6fstm\u00f6glichen Arbeitserfolges (economy).\nIn der ersten Form, als principium inertiae, vertritt es Ferbkbo angeregt durch Lombboso: das allgemeine menschliche Streben geht dahin, m\u00f6glichst wenig geistige wie k\u00f6rperliche Anstrengung zu leisten. Abgesehen von der unhaltbaren Voraussetzung, dafs das Gehirn in absoluter Unth\u00e4tig-keit ruhe, wenn \u00e4ufsere Reize fehlen, widerspricht Febkebo\u2019s Auffassung die Thatsache der spontanen Bewegungen. Sie m\u00fcfste sich mindestens eine ganz erhebliche Umformung gefallen lassen, etwa: geistiger Fortschritt h\u00e4ngt ab von dem Ausschlufs aller derjenigen Interessen, welche den Interessen feme liegen, die dem geistigen Leben Einheit verleihen; das menschliche Streben geht also dahin, m\u00f6glichst wenig zweck- oder werth-lose Arbeit zu leisten. \u2014 Auch in der zweiten Fassung, als Princip der Arbeitserleichterung, kommt ihm nicht dieselbe Bedeutung zu, wie seinem physikalischen Vorbild im Gebiete des Mechanischen. Die Thatsache, dafs durch Ausscheidung des minder Wichtigen und Herausarbeitung des Wichtigen, die Denkprocesse sich verk\u00fcrzen, die Denkarbeit sich vermindert, giebt nach Ansicht des Verf. noch kein Recht zu der Annahme, dafs s\u00e4mmtliche geistigen Processe auf eine Verminderung der Denkarbeit hinzielen. Nur als ein werthvoller Gesichtspunkt zur Zusammenfassung bestimmter, empirisch gefundener Thatsachen \u2014 Verf. verweist auf die Ver\u00e4nderungen der Sprachen hin \u2014 kann es dienen. Endlich auch in der dritten Fassung, als Princip der Oekonomie, in welcher es Mach und Avenabtus zum Grundprincip alles wissenschaftlichen Denkens erhoben und H. Counelics wie James es aufgenommen haben, spricht ihm Gibson nur untergeordnete Bedeutung zu. So sieht der sehr kritische Verf. in diesem Princip nur ein Princip zweiten Ranges, ein Ergebnifs, das uns lebhaft erinnert an die Streitfragen, wie etwa, ob Herr X. hochwohlgeboren ist oder nur wohlgeboren.\tOffneb (M\u00fcnchen).\nF. v. Lusciiau. Ueber kindliche Vorstellungen bei den sogen. Raturv\u00f6lkern.\nZcitschr. f. p\u00e4dag. Psychol, u. Pathol. 3 (2), 89\u201496. 1901.\nDer im Verein f\u00fcr Kinderpsychologie gehaltene Vortrag ist vor Allem eine Kritik der Kritiklosigkeit, mit der h\u00e4ufig \u201ePsychologie der Naturv\u00f6lker* getrieben wird. So ist auch die Behauptung, dafs der psychische Habitus der Naturmenschen dem des Kindes gleiche, in vielen F\u00e4llen nur Folge falscher Beobachtung, verfehlter Ausfragung und ungerechtfertigter Deutung. L. illustriert dies an zwei Eigenschaften, die man den Naturv\u00f6lkern zugeschrieben hat: der Schw\u00e4che im abstracten Denken und der Unf\u00e4higkeit zu z\u00e4hlen.\tW Stern (Breslau)\nA. Moll. Ueber eine wenig beachtete Gefahr der Pr\u00fcgelstrafe bei Kindern.\nZcitschr. f. p\u00e4dag. Psychol, u. Pathol. 3 (3), 215\u2014219. 1901.\nM. f\u00fchrt in die Discussion \u00fcber die Pr\u00fcgelstrafe den sehr bemerkens-werthen Gesichtspunkt ihrer sexuellen Gefahr ein. Diese Gefahr ist eine dreifache. 1. Es sind F\u00e4lle beobachtet wrorden, in denen Lehrer und Lehrerinnen in der Pr\u00fcgelstrafe ein Mittel sehen, sich sinnliche Erregung zu verschaffen. 2. Bei dem geschlagenen Sch\u00fcler k\u00f6nnen Schl\u00e4ge (nament-","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nLiteraturbericht.\nlieh solche auf das Sitzfleisch) sexuelle Empfindungen erwecken und d* durch das Geschlechtsleben vorzeitig wecken. B. Bei den zuschauenden Sch\u00fclern kann der Anblick des Schlagens erregend wirken.\nW. Stbbn (Breslau).\nTh. Flournoy. Observations psychologiques sur le spiritisme. Comptes-Rendus du IVe Congr\u00e8s internat, de Psychol. 22 ao\u00fbt 1900. Paris, \u00a3lcan. 11 8.\nDer letzte Psychologencongrefs brachte auf dem Gebiete des Spiritismus und Occultismus viele kritiklose, anekdotenhafte Mittheilungen. Aber zuweilen verrieth sich doch das Bed\u00fcrfnifs nach einem streng wissenschaftlichen Pr\u00fcfen und Begreifen, wozu noch in letzter Stunde O. Vogt, und vor ihm, in mehr allgemeiner Weise, Flournoy fruchtbare Vorschl\u00e4ge machten. \u2014 Mit gutem Humor schilderte dieser die Verlegenheit, die vielen Gelehrten durch die \u201eangeblich supranormalen\u201c d. h. spiritistischen Ph\u00e4nomene bereitet wird. Gerade die \u201eofficiellen\u201c Vertreter der Psychologie m\u00fcfsten ihre Abneigung dagegen \u00fcberwinden und die behaupteten Erscheinungen selbst pr\u00fcfen ; das sei ihre wissenschaftliche wie p\u00e4dagogische Pflicht, zuletzt auch die beste Politik gegen\u00fcber den Angriffen der Gl\u00e4ubigen. Der Genfer Psychologe hat mehrere Jahre hindurch in Spiritistenkreisen eigene Anschauungen und Mittheilungen aus erster Hand gesammelt. Noch ist er keiner einzigen Thatsache begegnet, die \u201ezu Gunsten des Supranormalen\u201c spreche. Sein Mifstrauen in Sachen des Spiritismus wuchs mit der Erkenntnifs, wie zahlreich und m\u00e4chtig die Quellen der Selbstt\u00e4uschung auch f\u00fcr die ehrlichen Medien fliefsen, wip wenig der einmal \u00fcberzeugte Spiritist zu n\u00fcchterner Selbstkritik f\u00e4hig und geneigt zu sein pflegt. Den Hauptantheil an den Offenbarungen und den zu Grunde liegenden Erlebnissen der Medien haben unbewufste Factoren des Seelenlebens. Aus unbemerkten Perceptionen und latenten, d. h. f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht heraus-analysirten Erinnerungsbildern flechten sich die Gewebe der unterbewufsten Phantasie (imagination subliminale). Und was so dem regellosen Spiele der eigenen Vorstellungen unbewufst entstammt, erscheint dem Medium selbst, \u00e4hnlich wie dem Tr\u00e4umenden, dem Hypnotisirten, dem Halluciniren-den, als Mittheilung einer fremden, objectiv gegenw\u00e4rtigen Person. Aus seinem, anderweitig ausf\u00fchrlicher mitgetheilten, Material hebt Floubnoy hier den Fall einer tr\u00e4umerisch veranlagten Dame hervor, die nach einander mit den Bewohnern dreier Planeten in Verbindung zu stehen angab. Cagliostro's Geist vermittelte ihr Sprache und Schrift jener Planetenbewohner. Zuerst liefB sich die Bev\u00f6lkerung des Mars durch Mund und Hand des Mediums vernehmen. Auf die Aehnlichkeit der Schriftzeichen, der Laute und ihrer Bedeutung mit dem Franz\u00f6sischen aufmerksam gemacht, producirte Fri. S. eine Reihe von fremdartigen, unter sich \u00e4hnlichen, kindlichen Diagrammen f\u00fcr einzelne concrete Begriffe, die der unentwickelten Cultur eines der kleinen Planeten zwischen Jupiter und Mars entstammen sollten; diese Begriffe erinnern an die Vorstellungswelt der Abenteuerromane. Schliefslich erschienen drei grofse Buchstaben und ein geschriebener und gesprochener, aber nicht \u00fcbersetzter Satz vom Uranus, dessen Idiom dem franz\u00f6sischen weit \u00fcberlegen sei. Der gesprochene Satz enthielt 12 Silben, deren jede aus einem Consonanten und","page":204}],"identifier":"lit31926","issued":"1902","language":"de","pages":"203-204","startpages":"203","title":"A. Moll: Ueber eine wenig beachtete Gefahr der Pr\u00fcgelstrafe bei Kindern. Zeitschr. f. p\u00e4dag. Psychol. u. Pathol. 3 (3), 215-219. 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:31.078547+00:00"}