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{"created":"2022-01-31T16:25:22.650481+00:00","id":"lit31927","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Krueger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 204-205","fulltext":[{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nLiteraturbericht.\nlieh solche auf das Sitzfleisch) sexuelle Empfindungen erwecken und d* durch das Geschlechtsleben vorzeitig wecken. B. Bei den zuschauenden Sch\u00fclern kann der Anblick des Schlagens erregend wirken.\nW. Stbbn (Breslau).\nTh. Flournoy. Observations psychologiques sur le spiritisme. Comptes-Rendus du IVe Congr\u00e8s internat, de Psychol. 22 ao\u00fbt 1900. Paris, \u00a3lcan. 11 8.\nDer letzte Psychologencongrefs brachte auf dem Gebiete des Spiritismus und Occultismus viele kritiklose, anekdotenhafte Mittheilungen. Aber zuweilen verrieth sich doch das Bed\u00fcrfnifs nach einem streng wissenschaftlichen Pr\u00fcfen und Begreifen, wozu noch in letzter Stunde O. Vogt, und vor ihm, in mehr allgemeiner Weise, Flournoy fruchtbare Vorschl\u00e4ge machten. \u2014 Mit gutem Humor schilderte dieser die Verlegenheit, die vielen Gelehrten durch die \u201eangeblich supranormalen\u201c d. h. spiritistischen Ph\u00e4nomene bereitet wird. Gerade die \u201eofficiellen\u201c Vertreter der Psychologie m\u00fcfsten ihre Abneigung dagegen \u00fcberwinden und die behaupteten Erscheinungen selbst pr\u00fcfen ; das sei ihre wissenschaftliche wie p\u00e4dagogische Pflicht, zuletzt auch die beste Politik gegen\u00fcber den Angriffen der Gl\u00e4ubigen. Der Genfer Psychologe hat mehrere Jahre hindurch in Spiritistenkreisen eigene Anschauungen und Mittheilungen aus erster Hand gesammelt. Noch ist er keiner einzigen Thatsache begegnet, die \u201ezu Gunsten des Supranormalen\u201c spreche. Sein Mifstrauen in Sachen des Spiritismus wuchs mit der Erkenntnifs, wie zahlreich und m\u00e4chtig die Quellen der Selbstt\u00e4uschung auch f\u00fcr die ehrlichen Medien fliefsen, wip wenig der einmal \u00fcberzeugte Spiritist zu n\u00fcchterner Selbstkritik f\u00e4hig und geneigt zu sein pflegt. Den Hauptantheil an den Offenbarungen und den zu Grunde liegenden Erlebnissen der Medien haben unbewufste Factoren des Seelenlebens. Aus unbemerkten Perceptionen und latenten, d. h. f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht heraus-analysirten Erinnerungsbildern flechten sich die Gewebe der unterbewufsten Phantasie (imagination subliminale). Und was so dem regellosen Spiele der eigenen Vorstellungen unbewufst entstammt, erscheint dem Medium selbst, \u00e4hnlich wie dem Tr\u00e4umenden, dem Hypnotisirten, dem Halluciniren-den, als Mittheilung einer fremden, objectiv gegenw\u00e4rtigen Person. Aus seinem, anderweitig ausf\u00fchrlicher mitgetheilten, Material hebt Floubnoy hier den Fall einer tr\u00e4umerisch veranlagten Dame hervor, die nach einander mit den Bewohnern dreier Planeten in Verbindung zu stehen angab. Cagliostro's Geist vermittelte ihr Sprache und Schrift jener Planetenbewohner. Zuerst liefB sich die Bev\u00f6lkerung des Mars durch Mund und Hand des Mediums vernehmen. Auf die Aehnlichkeit der Schriftzeichen, der Laute und ihrer Bedeutung mit dem Franz\u00f6sischen aufmerksam gemacht, producirte Fri. S. eine Reihe von fremdartigen, unter sich \u00e4hnlichen, kindlichen Diagrammen f\u00fcr einzelne concrete Begriffe, die der unentwickelten Cultur eines der kleinen Planeten zwischen Jupiter und Mars entstammen sollten; diese Begriffe erinnern an die Vorstellungswelt der Abenteuerromane. Schliefslich erschienen drei grofse Buchstaben und ein geschriebener und gesprochener, aber nicht \u00fcbersetzter Satz vom Uranus, dessen Idiom dem franz\u00f6sischen weit \u00fcberlegen sei. Der gesprochene Satz enthielt 12 Silben, deren jede aus einem Consonanten und","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n205\n\u00abinem Vocal\u00a9 oder nur auB einem Vocal bestand.1 Flournoy betont das Kindische aller dieser Offenbarungen und den naiv-feierlichen Ernst, mit dem sie ohne jede Kritik vorgetragen werden. Es sei wie ein vor\u00fcbergehendes Wiederaufleben des kindlichen Zustandes. Die Frage der Gutgl\u00e4ubigkeit habe hier so wenig Sinn wie bei einem Jungen, der, den h\u00f6lzernen S\u00e4bel in der Hand, einen General vorstellt, oder bei dem M\u00e4dchen, das seine Puppe reden l\u00e4fst; \u201esie betr\u00fcgen nicht und wollen nicht betr\u00fcgen; sie spielen einfach.\u201c \u2014 F\u00fcr die n\u00e4here, wom\u00f6glich experimentelle Erforschung der mediumistischen Vorg\u00e4nge verspricht Flournoy sich viel von dem systematischen Zusammenarbeiten des in Paris neu gegr\u00fcndeten institut psychique. Zwei alte und gute methodische Grunds\u00e4tze empfiehlt er ihm zur Beachtung: 1. dafs nichts a priori f\u00fcr unm\u00f6glich zu halten ist ; 2. dafs das Ungew\u00f6hnlichste, das unserem gegenw\u00e4rtigen Wissen am meisten Widerstreitende auch am vorsichtigsten gepr\u00fcft werden mufs. Flournoy zweifelt nicht, dafs alle spiritistischen Erscheinungen bei strenger Analyse ihrer Elemente nnd Bedingungen einer psychologischen Erkl\u00e4rung nach bekannten Erfahrungen und Gesetzen zug\u00e4nglich seien. \u2014 Was er selbst, im Hinblick auf jene verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig einfachen F\u00e4lle, an Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnden vorbringt, ist gewifs geeignet, das Dunkel vielfach zu erhellen. Nat\u00fcrlich reicht es nicht f\u00fcr alle F\u00e4lle ans; z. B. nicht f\u00fcr die erstaunlichen Leistungen der \u201eHellseherin\u201c Mrs. Thompson, von denen Myebs und van Erden in Paris erz\u00e4hlten. Schliefslich m\u00fcssen auf diesem Felde die Erfahrungen der Physiologen, der Psychologen und ganz besonders der Psychopathologen mit dem guten Willen intelligenter Medien kritisch Zusammenwirken.\tKrueger (Kiel).\nG. von Bunge. Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Erster Band : Sinne, Verven, Muskeln, Fortpflanzung in achtundzw&nxig Tortrigen. Mit 67 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 381 S. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1901. Mk. 10.\u2014.\nVorliegendes Lehrbuch der Physiologie ist, wie der Herausgeber in dem Vorwort bemerkt, dadurch entstanden, dafs er sich durch den Wunsch seiner Sch\u00fcler zur Ver\u00f6ffentlichung seiner Vorlesungen veranlagt sah, wenngleich er sich dabei nicht verhehlen konnte, dafs es heutzutage unm\u00f6glich sei, das ganze weite Gebiet des vorliegenden Faches zu beherrschen. Dafs er mit R\u00fccksicht darauf die von ihm benutzten einschl\u00e4gigen Quellen \u00fcberall citirt, ist dankbar zu begr\u00fcfsen.\nDer bisher erschienene erste Band er\u00f6rtert die Physiologie der Sinnesorgane, des Nervensystems, der Muskeln und der Fortpflanzung. Die hier gew\u00e4hlte Form der Darstellung kommt dem Buche sehr zu gute, was bei einem Manne, der das Wort m\u00fcndlich und schriftlich so beherrscht wie Verf., kaum noch besonders hervorgehoben zu werden verdient.\nWas besonders betont werden mufs, das ist der Umstand, dafs Verf.\n1 Unter den Consonanten waren 7 t und ein d; von den, durchweg mit einander verbundenen, Schriftzeichen dieses Satzes \u00e4hneln die meisten dem lateinischen t.","page":205}],"identifier":"lit31927","issued":"1902","language":"de","pages":"204-205","startpages":"204","title":"Th. Flournoy: Observations psychologiques sur le spiritisme. Comptes-Rendus du IVe Congr\u00e8s internat. de Psychol. 22 ao\u00fbt 1900. Paris, Alcan. 11 S","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:22.650487+00:00"}