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{"created":"2022-01-31T16:28:18.733171+00:00","id":"lit31928","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 205-206","fulltext":[{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n205\n\u00abinem Vocal\u00a9 oder nur auB einem Vocal bestand.1 Flournoy betont das Kindische aller dieser Offenbarungen und den naiv-feierlichen Ernst, mit dem sie ohne jede Kritik vorgetragen werden. Es sei wie ein vor\u00fcbergehendes Wiederaufleben des kindlichen Zustandes. Die Frage der Gutgl\u00e4ubigkeit habe hier so wenig Sinn wie bei einem Jungen, der, den h\u00f6lzernen S\u00e4bel in der Hand, einen General vorstellt, oder bei dem M\u00e4dchen, das seine Puppe reden l\u00e4fst; \u201esie betr\u00fcgen nicht und wollen nicht betr\u00fcgen; sie spielen einfach.\u201c \u2014 F\u00fcr die n\u00e4here, wom\u00f6glich experimentelle Erforschung der mediumistischen Vorg\u00e4nge verspricht Flournoy sich viel von dem systematischen Zusammenarbeiten des in Paris neu gegr\u00fcndeten institut psychique. Zwei alte und gute methodische Grunds\u00e4tze empfiehlt er ihm zur Beachtung: 1. dafs nichts a priori f\u00fcr unm\u00f6glich zu halten ist ; 2. dafs das Ungew\u00f6hnlichste, das unserem gegenw\u00e4rtigen Wissen am meisten Widerstreitende auch am vorsichtigsten gepr\u00fcft werden mufs. Flournoy zweifelt nicht, dafs alle spiritistischen Erscheinungen bei strenger Analyse ihrer Elemente nnd Bedingungen einer psychologischen Erkl\u00e4rung nach bekannten Erfahrungen und Gesetzen zug\u00e4nglich seien. \u2014 Was er selbst, im Hinblick auf jene verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig einfachen F\u00e4lle, an Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnden vorbringt, ist gewifs geeignet, das Dunkel vielfach zu erhellen. Nat\u00fcrlich reicht es nicht f\u00fcr alle F\u00e4lle ans; z. B. nicht f\u00fcr die erstaunlichen Leistungen der \u201eHellseherin\u201c Mrs. Thompson, von denen Myebs und van Erden in Paris erz\u00e4hlten. Schliefslich m\u00fcssen auf diesem Felde die Erfahrungen der Physiologen, der Psychologen und ganz besonders der Psychopathologen mit dem guten Willen intelligenter Medien kritisch Zusammenwirken.\tKrueger (Kiel).\nG. von Bunge. Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Erster Band : Sinne, Verven, Muskeln, Fortpflanzung in achtundzw&nxig Tortrigen. Mit 67 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 381 S. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1901. Mk. 10.\u2014.\nVorliegendes Lehrbuch der Physiologie ist, wie der Herausgeber in dem Vorwort bemerkt, dadurch entstanden, dafs er sich durch den Wunsch seiner Sch\u00fcler zur Ver\u00f6ffentlichung seiner Vorlesungen veranlagt sah, wenngleich er sich dabei nicht verhehlen konnte, dafs es heutzutage unm\u00f6glich sei, das ganze weite Gebiet des vorliegenden Faches zu beherrschen. Dafs er mit R\u00fccksicht darauf die von ihm benutzten einschl\u00e4gigen Quellen \u00fcberall citirt, ist dankbar zu begr\u00fcfsen.\nDer bisher erschienene erste Band er\u00f6rtert die Physiologie der Sinnesorgane, des Nervensystems, der Muskeln und der Fortpflanzung. Die hier gew\u00e4hlte Form der Darstellung kommt dem Buche sehr zu gute, was bei einem Manne, der das Wort m\u00fcndlich und schriftlich so beherrscht wie Verf., kaum noch besonders hervorgehoben zu werden verdient.\nWas besonders betont werden mufs, das ist der Umstand, dafs Verf.\n1 Unter den Consonanten waren 7 t und ein d; von den, durchweg mit einander verbundenen, Schriftzeichen dieses Satzes \u00e4hneln die meisten dem lateinischen t.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nLiteraturbericht.\nauf die aus den Lehren der Physiologie f\u00fcr die Praxis sich ergebenden Folgerungen \u00fcberall hinweist, und dafs er so vielfach die thatsftchliche Bedeutung der Physiologie vor Augen f\u00fchrt. Das tritt insbesondere in det 18. und 19. Vorlesung zu Tage, wo er den Schlaf und den Hypnotismu bespricht, und in der letzten, die Vererbung behandelnden Vorlesung, in der er zu einer Vermeidung der Ehe zwischen Blutsverwandten in allen F\u00e4llen r\u00e4th, well kein Mensch ganz gesund sei, und weil eine geringe krankhafte Beanlagung beider Eltern sich bei der Nachkommenschaft summire und potenzire, und weil wir \u00fcber den Stammbaum und die Gebrechen aller Vorfahren niemals genau orientirt seien.\nEbenso folgt Verf. dem Zuge der Zeit, wenn er auch die Geschichte der Medicin ber\u00fccksichtigt, und dafs er Gall\u2019s nicht zu bestreitenden Verdiensten gerecht wird, soll nicht verschwiegen werden. Nachdr\u00fccklich hebt er hervor, dafs Gall schon 1825 vor Dax und vor Broca das Sprach* verm\u00f6gen mit den untersten Windungen des Stirnlappens in Zusammenhang brachte. Uebrigens h\u00e4lt Verf. es f\u00fcr m\u00f6glich, dafs die Angaben Gall\u2019s \u00fcber die Beziehungen des Kleinhirns zur Geschlechtsfunction zutreffen.\nNat\u00fcrlich bespricht Verf. auch actuelle Fragen; so h\u00e4lt er \u2014 um nur dies zu erw\u00e4hnen ; denn ein genaueres Eingehen auf den Inhalt des Buches verbietet sich schon von selbst \u2014 die Angaben von Flechsig \u00fcber die Function der Grofshimrinde trotz der stichhaltigen Einwendungen von D\u00e9jerine, Monakow, Sachs, Voot und Siemkrling, der hierbei ebenfalls h\u00e4tte erw\u00e4hnt werden d\u00fcrfen, nicht f\u00fcr widerlegt. Das Gleiche gilt auch ron der Neurontheorie. Im Gegensatz zu deren Gegnern h\u00e4lt er es nicht f\u00fcr ausgeschlossen, dafs die Vorg\u00e4nge, welche das Wesen der Nervenfunction ausmachen, nicht in den Fibrillen, sondern in dem diese umgebenden Protoplasma, in der Perifibrill\u00e4rsubstanz, sich abspielen; ja, er h\u00e4lt di\u00ab mit R\u00fccksicht auf deren Aggregatzustand f\u00fcr wahrscheinlicher. Einen triftigen Einwand gegen diese Annahme kann er darin nicht erblicken, dafs an den RANviER\u2019schen Einschn\u00fcrungen nur die Fibrillen keine Unterbrechung erleiden, da wir \u00fcber die Art und Fortpflanzung der Bewegungs-Vorg\u00e4nge bei der Nervenleitung noch nichts wissen und da es nicht fest-gestellt sei, wie weit es sich bei den RANviER\u2019schen Einschn\u00fcrungen um Kunstproducte handele. Freilich spricht Verf. sp\u00e4ter von einer in den einzelnen Fibrillen ablaufenden Erregung.\nSchliefslich schneidet Verf. auch neue oder bisher nur wenig discutirte Fragen an, z. B. die, ob in der Retina bereits Licht- und Farbenempfindungen uns zum Bewufstsein kommen k\u00f6nnen, was mit R\u00fccksicht darauf nicht unm\u00f6glich w\u00e4re, dafs die Retina entwickelungsgeschichtlich nur ein Theil des prim\u00e4ren Vorderhirns ist.\nUeber den zweiten Band des Lehrbuchs soll demn\u00e4chst, wenn er erschienen ist, an dieser Stelle kurz berichtet werden.\nErnst Schultze (Andernach).","page":206}],"identifier":"lit31928","issued":"1902","language":"de","pages":"205-206","startpages":"205","title":"G. von Bunge: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Erster Band: Sinne, Nerven, Muskeln, Fortpflanzung in achtundzwanzig Vortr\u00e4gen. Mit 67 Abbildungen im Text und 2 Tafeln. 381 S. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:18.733177+00:00"}