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{"created":"2022-01-31T15:26:02.075692+00:00","id":"lit31937","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wirth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 218-220","fulltext":[{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nI\u00c0teratwrbericht.\nmehr Einheitlichkeit und System in das Ganze gekommen, wenn der ph\u00e4nomenologische Gesichtspunkt, der im letzten Kapitel gelegentlich der Frage nach der Allgemeinheit, bezw. Abstractheit oder speciellen Concret-heit fn Tnari^keit und Freude beil\u00e4ufig gestreift wurde, von vorne hemin die Frage der Analyse von Qaf\u00fchLaa -noch mehr pikf rt\nWibth (Leipzig).\nHenbt Hughes. Die Mimik des Menschen auf Grand volantarischer Psychologie.\nFrankfurt a. M., Joh. Alt, 1900. 42\u00f6 S. Mk. 14.\u2014.\nDie Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Mimik, welche auch die P&ntomimik zu umfassen bestrebt sind, k\u00f6nnen von der Behandlung der \u201evoluntarischen Grundlage\u201c, dem Versuche einer ganzen Gef\u00fchls- und Willenspsychologie, leicht abgetrennt werden. Von kurzen Hinweisen abgesehen, erf\u00fcllen dieselben zun\u00e4chst 8. 88\u2014209, wo die einzelnen Bewegungen des Gesichtes und des \u00fcbrigen K\u00f6rpers an der Hand der Muskelanatomie beschrieben werden, ferner den Schlufs des Buches S. 343\u2014419, wo die eigentliche Psychologie der Mimik behandelt wird und die Gern\u00fcthsbewegungen als Eintheilungsgrund f\u00fcr die typischen Ausdrucksformen festgehalten sind. Zahlreiche Abbildungen, vor Allem die bekannten nach Pidbbit etc. sind besonders in diesen letzten Theil eingef\u00fcgt. Der Werth des Buches d\u00fcrfte vor Allem in der zuerst genannten Gruppe zu suchen sein. Wenn auch nichts Neues geboten wurde, so ist doch alles wesentliche Material an Ausdrucksbewegungen systematisch geordnet. Zun\u00e4chst werden die einzelnen Muskelgruppen der Sinneswerkzeuge, der \u00fcbrigen k\u00f6rperlichen Organe und Glieder in ihrer urspr\u00fcnglichen, \u00e4ufserlichsten Function dargelegt und dann bereits die \u201eVerinnerlichung\u201c, d. h. die eigentliche mimische Bedeutung der \u00e4hnlichen Combinationen angeschlossen; es wird also bereits, nur unter einem anderen Gesichtspunkt, dem letzten Theile vorgegriffen. Als Erklftrung8princip gilt hier vor Allem im Anschlufs an Wundt die Gef\u00fchlsverwandtschaft des dargestellten Seelenzustandes einerseits und der darstellenden Bewegung bei jener urspr\u00fcnglichen Function andererseits. Doch scheint Verf. bei dem Bestreben, m\u00f6glichst viele unter sich verschiedene Gem\u00fcthsbewegungen verschiedenen Coordinationen ein und der n\u00e4mlichen Muskelgruppe eindeutig zuzuordnen, vor Allem bei den Augenbewegungen nach Schema S. 138 zu weit zu gehen. Bei der Mimik des Mundes darf die rein asthenische Oeffnung in Folge von Ueberraschung und anderweitiger Besch\u00e4ftigung der Aufmerksamkeit kaum, wie auf S. 151, mit der willk\u00fcrlichen Oeffnung des Mundes zur Aufnahme von Speise in Zusammenhang gebracht werden. Die Verschiebung des psychologischen Thatbestandes wird noch klarer im letzten Theile S. 372. Verf. setzt hier bei dem \u201eErstaunen\u201c nicht die Absorption der Energie durch das Neue und die hiermit gegebene Hemmung anderweitiger Functionen dem Oeffnen des Mundes parallel, sondern ein zweites Stadium der positiven Ergreifung des Neuen, um jene Analogie mit der Aufnahme von Speise zu erlangen. Doch betont Verf. selbst auch, dafs jenes Offenstehen des Mundes nur bei relativer Schw\u00e4che vorkomme. Noch schwieriger wird die Zur\u00fcckf\u00fchrung nat\u00fcrlich bei den Reflexbewegungen, und d\u00fcrfte z. B. die angedeutete Be-","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n219\nxiehung zwischen dem willk\u00fcrlichen oder triebartigen Aufreifsen des Mundes (bei gleichzeitiger Betheiligung der Lippenmuskeln etc.), wie es der Vorbereitung oder Androhung des Verschlingens entspricht, und dem reflectorischen Aufreifsen beim G\u00e4hnen doch sehr gewagt sein. Die h\u00e4ufige Verbindung des letzteren mit sonstigem Dehnen und Becken, das krampfartige Auftreten bei Hysterie etc., das auch Verf. erw\u00e4hnt, weisen doch u. a. auf die Bedeutung hin, die allen \u00e4hnlichen Muskelvorg\u00e4ngen als solchen zukommt. Zur Zur\u00fcckf\u00fchrung des L\u00e4chelns wird nur auf eine zweck-m\u00e4fsige Verschiebung der Wangen bei behaglichem Kauen verwiesen und scheint die Komik im Verh\u00e4ltnifs zum gegenw\u00e4rtigen Stande ihrer theoretischen Behandlung ganz besonders zu kurz gekommen zu sein. Von der eigentlich psychologischen Mimik am Schl\u00fcsse mufs vor Allem lobend hervorgehoben werden, dafs Verf. sich nicht auf zu wenige Qualit\u00e4ten des Gem\u00fcthslebens einschr\u00e4nken liefs, sondern der ganzen Mannigfaltigkeit desselben gerecht zu werden versuchte. Seine Coordination von Stimmung, Aufmerksamkeit, Neigung und Achtung, von denen die erste und dritte als \u201eintellectuelle\u201c Affecte den anderen als \u201eGef\u00fchlsaffecten\u201c gegen\u00fcberstehen and deren jede wieder in zwei Gegens\u00e4tze sich scheidet, d\u00fcrfte allerdings kaum gl\u00fccklich gew\u00e4hlt sein. In den verschiedenen Schemen f\u00fcr diese paarweise gegen\u00fcberstehenden Qualit\u00e4ten, in denen m\u00f6glichst viele Gef\u00fchlsbegriffe (zu je elf und in f\u00fcnf verschiedenen Intensit\u00e4tsstufen) untergebracht sind, tritt jene Unzul\u00e4nglichkeit deutlich hervor. Unter die Stufen der \u201eAufmerksamkeit\u201c ist z. B. jegliche Th\u00e4tigkeit und endlich auch Zorn, Wildheit und Wuth gerechnet, so dafs schliefslich nur noch irgend eine Intensit\u00e4tssteigerung \u00fcberhaupt als die eine Dimension des Schemas festgehalten ist, oft aber sogar nicht einmal diese. Die zweite Dimension der schematischen Darstellung soll der fortschreitenden \u201eVerinnerlichung\u201c oder Vergeistigung der rein physiologischen Vorg\u00e4nge zu Gern\u00fcthsbewegungen entsprechen und geht ihr Sinn aus der \u201evoluntarischen Grundlegung\u201c hervor. Wenn nun auch eine Unterscheidung zwischen eigentlichen Gef\u00fchlen und mehr k\u00f6rperlich localisirbaren Stimmungen, welche den Organempfindungen verwandt sind, versucht werden kann, so ist doch damit niemals der psychologische Gesichtspunkt der \u201eInnerlichkeit\u201c \u00fcberhaupt verlassen, w\u00e4hrend andererseits die physiologischen Aeufserungen auch f\u00fcr die \u201egeistigsten\u201c Vorg\u00e4nge stets \u201e\u00e4ufserlich\u201c bleiben. Zudem ist jener relativ berechtigte Gesichtspunkt oft gar nicht als zweite Dimension beibehalten, z. B. in der Reihenfolge \u201eEnergielosigkeit, Theil-nahmslosigkeit, Nervosit\u00e4t\u201c oder \u201eZaghaftigkeit, Aufregung, Ungeduld\u201c, zwei Unterabtheilungen der \u201eAchtlosigkeit\u201c. S. 31 f. u. a. zeigen eine \u00e4hnliche Verschiebung der Begriffe zur Fixirung an sich berechtigter Unterscheidungen. Dort wird der Gegensatz von Trieb und Willk\u00fcrhandlung so bezeichnet, als ob bei den Trieben noch ein im K\u00f6rper localisirter Vorgang gegeben sei, w\u00e4hrend bei der Willk\u00fcr die Verinnerlichung so weit stattgefunden habe, dafs der Vorgang in die Seele verlegt werde. F\u00fcr jeden der schematisch geordneten Gef\u00fchlsbegriffe ist dann eine einfache Beschreibung des typischen \u00e4ufseren Verhaltens gegeben, wobei die Darstellung sich vor Allem an die allgemein anerkannten Aeufserungen der oberen Intensit\u00e4tsstufen h\u00e4lt. \u2014 Die bereits zu Anfang erw\u00e4hnte allgemeine Gef\u00fchls- und","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nLiteraturbericht.\nWlllenspsychologie bringt zun\u00e4chst in dem ersten Abschnitt bis 6. 88 \u00aban Zurtickf\u00fchrung der Willens-, Instinct- und Reflexvorgftnge auf die Tritt\u00ab in Anlehnung an die WuNDT\u2019sche Psychologie. Doch ist mit Absicht benik viefe Metaphysik \u00fcber die Entstehung von Bewulstsein ans K\u00f6rperliches in die wissenschaftlichen Darlegungen eingemengt. Im zweiten allganen psychologischen Theil 8. 210\u2014343 wird dann der Aufbau der Bewu\u00dftsein\u00bb einheit mit ihrer einheitlichen Gemtithsbewegung aus \u201eEinzehmpul\u00ab\u00ae1 systematisch durchzuftihren versucht, um die Grundlegung zu der B\u00bb Schreibung der Aeufserung jener entwickelten Einheit zu gewinnen. D\u00ab \u201eEinzelimpuls\u201c ist aber keineswegs als psychologische Hypothese auf Gnad der Bewufstseinsanalyse gewonnen, sondern rein physiologisch als Vorgang in einer Muskelfaser (bezw. als Analogon hierzu) gedacht. Die Verallgemeinerung des Begriffes, die Verf., wenigstens nach der Vorrede, ik etwas Neues anzusehen scheint, geschieht durch eine ganz \u00e4u\u00dferliche Analogie des motorischen Vorganges zur Actualit\u00e4t \u00fcberhaupt, wie sie auch bei der Empfindung vorliegt; da aber nun Verf. f\u00fcr das Bewu\u00dftsein, \u00e8m jederzeit einem Zusammenarbeiten solcher Einzelimpulse entspricht, kemi andere Grundqualit\u00e4t als die Empfindung kennt, so wird schliefslich du Bewulstsein der Th\u00e4tigkeit doch wiederum den Muskelempfindungen benr. \u201eAnschauungen\u201c, etc. gleichgesetzt. Daneben besteht, nicht recht verarbeitet, der Gegensatz von Intellectus und Voluntas. An der Hand viel\u00bb und umfangreicher Schemen und nach Aufz\u00e4hlung vieler Principien werden dann alle einzelnen Qualit\u00e4ten, Baum- und Zeitvorstellung, die Erkenntnis \u201eF\u00fchlung\u201c und Strebung auf das Zusammenarbeiten von Einzelimpt\u00dcMB zur\u00fcckgef\u00fchrt, h\u00e4ufig sogar unter Anwendung mathematischer Formeln \u00fcber Ver\u00e4nderungsrichtungen. Verf. f\u00fchlt sich vor Allem mit Hinweis sof Schopenhauer berufen, die Fachwissenschaft auf die voluntarische Psychologie hinzuweisen und das \u201ew\u00fcste und leer liegende\u201c Gebiet der V\u00f6lker psychologie zu cultiviren. Wundt\u2019s V\u00f6lkerpsychologie I, 1 war erst kan vor Herausgabe des Buches erschienen und nicht mehr ber\u00fccksichtigt Auch wer mit der Methode des Verf.\u2019s principiell nicht einverstanden ist, wird seinem ernsten Streben nach einheitlicher Gestaltung einer Psychophysiologie auf Grund eigener Intuition die Anerkennung nicht versag\u00ae k\u00f6nnen und sich \u00fcber das Interesse freuen, das von einem nicht beruf\u00bb m\u00e4fsigen Psychologen den Fragen entgegengebracht wird, die auch di\u00ab Fachwissenschaft in neuerer Zeit immer mehr besch\u00e4ftigen.\nWirth (Leipzig).\nAlexander Pilez. Die periodischen Geistesst&nmgen. Eine klinische Stiih.\nMit 57 Curven im Texte. Jena, Gustav Fischer, 1901. 210 S.\nDa seit dem 1878 erschienenen Werk von Kirn die periodisch\u00ae Psychosen keine monographische Bearbeitung erfahren haben, so ist die vorliegende Arbeit sicherlich ein berechtigtes Unternehmen, zumal sie eingehend die bisher verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig wenig studirten somatischen St\u00f6rungen ber\u00fccksichtigt und hinsichtlich der meisten zur Discussion stehenden Fragen sich auf eigene Beobachtungen st\u00fctzen kann.\nEs sei im Voraus bemerkt, dafs P. unter periodischen Psychosen aua-","page":220}],"identifier":"lit31937","issued":"1902","language":"de","pages":"218-220","startpages":"218","title":"Henry Hughes: Die Mimik des Menschen auf Grund voluntarischer Psychologie. Frankfurt a. M., Joh. Alt, 1900. 425 S","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:26:02.075698+00:00"}