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{"created":"2022-01-31T16:37:45.163718+00:00","id":"lit31962","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hillebrand, Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 108-116","fulltext":[{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nLiterahirberickt.\nanerkannten physiologischen Verbindungen unsere Assoziationsfasern eine gr\u00f6fsere Rolle spielen, als W\u00fckdt selbst jetzt zugesteht? Jedenfalls sind diese Schlufser\u00f6rterungen jetzt allenthalben vorsichtiger ausgefallen als in der 4. Auflage.\n\u00dcberblickt man die neue Auflage im ganzen, so ist jedenfalls ein erstaunliches Werk geschaffen, wahrscheinlich das vollkommenste Denkmal der W\u00fcNDTSchen Psychologie. Im einzelnen waren als die Hauptfortschritte bzw. -Ver\u00e4nderungen gegen\u00fcber der letzten Auflage hervorzuheben: die Verj\u00fcngung des anatomisch-physiologischen Teils, die aufserordentliche durchg\u00e4ngige Bereicherung der tats\u00e4chlichen Darstellung und wohl auch eine etwas weitergehende Verschiebung der WunDTSchen Willenstheorie in der Richtung der emotionalen Auffassung sowie scbliefslich eine vorsichtigere erkenntnistheoretische Interpretation der psychophysischen Beziehungen.\tTb. Zibbst (Berlin).\nG. E. M\u00fclxsh. Die Geilchtspukte ud die Tatsachen der psychophytlachea Methodik. Ergebnisse der Physiologie von G. Asbbb und K. Sputa II (2), S. 1\u2014244. Wiesbaden 1904.\nGem\u00e4fs dem Ziele, das sich das AsHaa-Spiaosche Unternehmen steckt, den einzelnen Gebieten der Physiologie eine \u201eoriginale, kritische und lehrhafte Zusammenfassung\u201c nach ihrem gegenw\u00e4rtigen Stande zuteil werden zu lassen, mufste dasselbe trachten auch von der psychophysischen Methodik, einem der wichtigsten aber auch schwierigsten Kapitel, eine monographische Darstellung zu erhalten. Dafs zur L\u00f6sung dieser Aufgabe der G\u00f6ttinger Psychophysiker der Berufenste war, unterliegt keinem Zweifel; nicht als historischer Berichterstatter steht er dem Problemenkreis der psychophysischen Methodik gegen\u00fcber, sondern als Einer, der schon in der klassischen Epoche Fbchbbbs den t\u00e4tigsten Anteil an ihrer Ausbildung genommen und fortan unerm\u00fcdlich an deren kritischer Vertiefung und Weiterentwicklung arbeitet. Die auf solche Weise erworbene Vertrautheit mit allen Einzelheiten des Gebietes erm\u00f6glicht es ihm aus der Masse des Vorhandenen das Wichtige und Wesentliche auszulesen; der nur etwas ferner Stehende w\u00fcrde Gefahr laufen, allein schon durch die enorme Literatur erdr\u00fcckt zu werden und schon darum den Blick f\u00fcr das Wesentliche zu verlieren.\nEine \u201ezusammenfassende und zugleich kritische \u00dcbersicht \u00fcber alle Verfahrungsweisen und Gesichtspunkte, die seit dem Auftreten Fbcbkbbs in diesem Gebiete zutage gekommen sind, zu geben unter gleichzeitiger Heranziehung aller derjenigen Versuchstatsachen, welche geeignet sind, \u00fcber die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Verfahrungsweisen und die Bedeutung der mittels derselben zu gewinnenden Resultate gewisse Auskunft zu geben\u201c \u2014 das ist die Aufgabe, wie G. E. M\u00fcllbb sie sich gestellt hat. Die so gesteckten Grenzen \u00fcberschreitet er aber \u00fcberall dort, wo der bisherige Bestand L\u00fccken aufweist, die ausgef\u00fcllt werden m\u00fcssen, wenn \u201eein gewisser Abschlufs der psychophysischen Methodik\u201c erreicht werden soll \u2014 denn dies ist das letzte Ziel seiner Arbeit.\nWenn ich \u00fcber diese im Folgenden berichten will, so mufs ich voraus-schicken, dafs die \u00e4ufserst knappe und konzise Darstellung des Verf.s ein","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n109\n\u00abr\u00e9it\u00e9r\u00e9s Komprimieren nicht gestattet; es geht nicht an aus der Quintessenz noch einmal eine Quintessenz zu ziehen ; um k\u00fcrzer zu sein als das Original kann das Referat nichts anderes tun als eine Auslese treffen, -wobei der Gesichtspunkt der Wichtigkeit nicht der allein entscheidende ist, vielmehr neben ihm auch die Erw\u00e4gung, ob man das Eine oder Andere als mehr oder weniger bekannt annehmen darf, mafsgebend sein mufs.\nI.\tSchon die Einteilung der Mafsmethoden weicht von der bisher \u00fcblichen ab und ist rationeller als diese; sie trennt nur dort, wo die Verschiedenheit wirklich in der Methode und nicht in der Aufgabe liegt. Scheidet man die Aufgaben in die Ermittelung 1. von absoluten Schwellen, 2. von Unterschiedsschwellen, 3. von Reiz\u00e4quivalenzen, 4. von \u00e4quivalenten Reizunterschieden, und achtet darauf, daTs eine und dieselbe Methode unter Umst\u00e4nden jeder dieser vier Aufgaben dienen kann, so ergeben die Unterschiede des Verfahrens die Dreiteilung in 1. Herstellungsmethode, 2. Grenzmethode, 3. Konstanzmethode. Man kann den Unterschied dieser Einteilung von der bisher \u00fcblichen leicht an einem Beispiele klar machen: die Herstellungsmethode (d. i. die Methode durch eigenh\u00e4ndiges Hin- und Her\u00e4ndem des Reizes diesem einen Wert zu geben, bei welchem die Empfindung einer an sie gestellten Anforderung, etwa einer gegebenen gleich zu erscheinen, bestens entspricht) kann jeder der oben genannten vier Aufgaben dienstbar gemacht werden; wendet man sie auf Unterschieds-schwellen an, so ist Bie mit der alten \u201eMethode der eben merklichen Unterschiede\u201c identisch \u2014 wendet man sie auf Reiz\u00e4quivalenzen an, so wird die \u201eMethode der mittleren Fehler\u201c darau b \u2014 bedient man sich ihrer um die scheinbare Mitte zwischen zwei gegebenen Empfindungen festzustellen, also einen \u00e4quivalenten Reizunterschied herzustellen, so nimmt sie die Gestalt der alten \u201eMethode der \u00fcbermerklichen Unterschiede\" oder \u201emittleren Abstufungen\u201c an. Die Methode ist aber im Wesen immer dieselbe; und selbst die rechnerische Verwertung der Resultate, die sich nat\u00fcrlich der Besonderheit der Aufgabe anzupassen hat, bleibt f\u00fcr alle, wenn auch nicht identisch, so doch analog.\nII.\tDie Herstellungsmethode verwirft Verf. im allgemeinen; f\u00fcr Aquivalenzbestimmungen l\u00e4fst er sie unter der speziellen Bedingung gelten, dale diejenigen Fehlreize, welche einem Hauptreiz gleichgesetzt werden, sich nur in einem ganz kleinen Wertintervall bewegen. Er verwirft die Methode, weil der Gang, den der variable Reiz durchmacht, ganz undurchsichtig und unkontrollierbar, das Verfahren daher gar nicht rekonstruierbar ist Da wir nicht wissen, wie die Versuchsperson bei dieser \u201ebestm\u00f6glichen\u201c Herstellung vorgegangen ist, ist z. B. die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen, dafs sie die h\u00f6heren, vielleicht aber auch die niedrigeren Reizwerte bevorzugt hat, dafs sie sich ferner ein Mal mehr M\u00fche gibt das andere Mal weniger, schliefslich dafs sie sich \u00fcberhaupt nicht blofs von der jeweiligen Vergleichung der Reize, sondern vielleicht auch von der Erinnerung an fr\u00fchere Einstellungen derselben Versuchsreihe leiten l\u00e4fst. Das Regellose der Herstellungsmethode vermeidet man, wenn man sich der, das gleiche Anwendungsgebiet besitzenden.\nHI. Grenzmethode bedient, eine Methode, die bisher den Namen \u201eMethode der Minimal\u00e4nderungen\u201c (Wuhdt) oder \u201eMethode der kleinsten","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nLitera turberickt.\nUnterschiede\u201c (G. E. M\u00fclleb) f\u00fchrte und zun\u00e4chst zur Ermittelung von Unter-schiedsschwellen, dann aber auch zn den \u00fcbrigen der oben erw\u00e4hnten Messungsaufgaben ben\u00fctzt wurde. Die Art, wie man durch auf- und absteigendes Verfahren f\u00fcr die obere und untere Schwelle je zwei Werte gewinnt, darf als bekannt angesehen werden. M\u00fcller hat die beiden Wege zu einem \u201eVerfahren des vollen Ab- und Aufstiegs\u201c kombiniert, das wesentlich darin besteht, dafs man den Weg zwischen einem entschieden zu groben und einem entschieden zu kleinen variablen Reiz in konstanten kleinen Stufen hin und her durchwandert und dabei die Ein- und Austrittsstellen in das bzw. aus dem Unentschiedenheitsgebiet, also vier Werte bei jedem Hin- und Hergang, notiert; aus den die obere Grenze dieses Gebietes bezeichnenden zwei Werten hat man das Mittel zu nehmen und erh\u00e4lt so ein Mafs f\u00fcr die obere OS, und \u00c4hnliches gilt f\u00fcr die untere. F\u00fcr beide Schwellen wird dann auch die mittlere Variation bestimmt. Den dieaem Verfahren anhaftenden Nachteil, dafs es n\u00e4mlich seiner Natur nach ein \u201ewissentliches\u201c ist, vermeidet man dadurch, dafs man ein den obigen Anweisungen entsprechendes Versuchsprogramm entwirft, sich aber bei Ausf\u00fchrung der Versuche nicht an die Reihenfolge dieses Programmes h\u00e4lt, sondern die Versuche regellos durcheinander mischt und erst im Protokolle wieder ordnet.\nIV. Ben\u00fctzt man eine der beiden besprochenen Methoden zur Ermittlung von \u00c4quivalenzen (\u00e4quivalente Reize oder \u00e4quivalente Reizunter-schiede), so erh\u00e4lt man aufser einem eventuell vorhandenen konstanten bekanntlich stets auch variable Fehler und es ist eine seit Fechher von den meisten Psychologen vertretene Meinung, dafs der mittlere variable Fehler ohne weiteres als Mafs der UE anzusehen sei \u2014 die alte \u201eMethode der mittleren Fehler\u201c beruht ja auf diesem Gedanken. (Dafs sie bei Fechher in der Form einer \u201eHerstellungsmethode\u201c auftritt, ist unwesentlich, es k\u00f6nnte ebensogut die Grenzmethode ben\u00fctzt werden; nur w\u00fcrde man letzterenfalls, da das Verfahren zu einer oberen und einer unteren Schwelle f\u00fchrt, nicht einen sondern zwei m. v. F., und daher ein J0 und ein Ju ben\u00fctzen m\u00fcssen). Der prinzipielle Standpunkt M\u00fcllers dieser Auffassung gegen\u00fcber, den wir \u00fcbrigens schon aus seiner \u201eGrundlegung\u201c kennen, ist der, dafs mit dem m. v. F. \u00fcberhaupt nicht die Unterschiedsschwelle, sondern nur das infolge der zuf\u00e4lligen Variabilit\u00e4t derselben entstehende Gebiet von Werten gemessen werde, ein Gebiet, das Verf. sehr passend als \u201eStreuungsgebiet\u201c bezeichnet, das also, wenn man die termini der Fehlertheorie gebrauchen will, nicht von den systematischen Fehlern, sondern von den zuf\u00e4lligen Fehler Vorg\u00e4ngen beherrscht wird. Aber selbst das gilt nur mit wesentlichen Einschr\u00e4nkungen. Wenn man mittels der Grenzmethode etwa Jo bestimmt (von Ju gilt nat\u00fcrlich Analoges), so h\u00e4ngt der Wert desselben nicht allein von der Streuung ab sondern auch von der H\u00e4ufigkeit, mit der die einzelnen Fehlreizbetr\u00e4ge auftreten ; diese H\u00e4ufigkeitsverteilung aber h\u00e4ngt wieder von der Gr\u00f6fse der Stufen, in denen der Abstieg erfolgt, sowie von der Gr\u00f6fse des Ausgangswertes ab. Also selbst als blofses Streuungs-mafs k\u00f6nnte man Jo nur dort ansehen, wo Versuchsgruppen von identischer H\u00e4ufigkeitsverteilung miteinander verglichen werden. Bestimmt man aber den m. v. F. mit der Herstellungsmethode (Fechkers Verfahren), so ist der","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nIll\nso gewonnene Wert Jm schon gar nicht als Mafs f\u00fcr die UE zu betrachten. Einerseits n\u00e4mlich ist Jm nicht nur von den mittleren Werten der oberen und unteren US, sondern auch von der zuf\u00e4lligen Variabilit\u00e4t dieser beiden Schwellen abh\u00e4ngig, w\u00e4hrend es, wenn es wirklich ein Mals f\u00fcr die UE sein sollte, doch nur von den beiden Werten Ja und Jm abh\u00e4ngen d\u00fcrfte \u2014 andererseits h\u00e4ngt Jm aber sowohl von der relativen H\u00e4ufigkeit ab, mit welcher die Versuchsperson die einzelnen Fehlreize herstellt, als auch von der Wahrscheinlichkeit, dafs der einzelne zur Herstellung gelangte Fehlreiz den Schein der Gleichheit mit dem Hauptreiz erweckt und so \u00fcberhaupt zur Notierung gelangt. K\u00f6nnte man nun auch diese Wahrscheinlichkeit bewerten durch Annahme irgend eines Fehlerverteilungsgesetzes, so entzieht sich doch der ersterw\u00e4hnte Umstand (die H\u00e4ufigkeit, mit der die einzelnen Fehlreize hergestellt werden) jeder Bewertung, wir haben in denselben \u00fcberhaupt keinen Einblick. Man nehme nur an, dafs sich bei einer ganz bestimmten Versuchskonstellation und daher bei einer bestimmten UE die tats\u00e4chlich hergestellten Fehlreize das eine Mal dicht um einen gewissen Wert herumscharen, so dafs weiter abliegende Fehlreize, obschon sie auch den Eindruck der Gleichheit erwecken w\u00fcrden, tats\u00e4chlich fast gar nicht zur Herstellung gelangen \u2014 man nehme ferner an, dafs ein anderes Mal s\u00e4mtliche Fehlreize, die dem Hauptreiz gleich zu erscheinen geeignet sind, auch wirklich, und zwar in gleicher H\u00e4ufigkeit zur Herstellung gelangen, also kein Dichtigkeitsmaximum bilden: so ist klar, dafs der m. v. F. im ersten Falle betr\u00e4chtlich kleiner ausfallen mufs als im zweiten. Somit kann Jm sich \u00e4ndern bei konstanter UE. \u2014 Dafs \u00fcbrigens mit \u00c4nderungen der US entsprechende \u00c4nderungen des m. v. F. nicht parallel gehen m\u00fcssen, hat Ebbinghaus auch empirisch nachgewiesen, indem er zeigte, dafs bei passend gew\u00e4hlter \u00c4nderung der Versuchsumst\u00e4nde das eine Mal der m. v. F. bedeutend mehr Bteigen kann als der ebenmerkliche Unterschied, das andere Mal aber der ebenmerkliche Unterschied erheblich mehr zunehmen kann als der m. v. F. Das erstere ist z. B. der Fall, wenn die Vergleichung zweier gleichzeitiger Reize durch sehr kurze Exposition derselben, das zweite, wenn sie durch ein dazwischengeschobenes leeres Zeitintervall erschwert wird.\nV. Die meistumstrittene unter den psychophysischen Mafsmethoden, die \u201eMethode der richtigen und falschen F\u00e4lle\u201c, erf\u00e4hrt eine besonders eingehende W\u00fcrdigung. Verf. hat den alten Namen fallen gelassen, weil es in vielen F\u00e4llen, in denen diese Methode zur Verwendung kommt, \u00fcberhaupt keinen Sinn hat von \u201erichtig\u201c oder \u201efalsch\u201c zu reden \u2014 man denke z. B. an die Bestimmung der scheinbaren Mitte zwischen zwei gegebenen Grenzreizen u. dgl. m. Die Methode f\u00fchrt nunmehr den Namen \u201eKonstanzmethode\u201c.\nZur Vereinfachung der Darstellung kn\u00fcpft Verf. seine Er\u00f6rterungen haupts\u00e4chlich an ein spezielles Problem, n\u00e4mlich an die Bestimmung der Raumschwelle einer gewissen Hautregion, also an die Bestimmung einer .absoluten Schwelle\u201c ; die Anwendung auf Probleme anderer Art ergibt sich dann ohne Schwierigkeit. Ich werde den folgenden Er\u00f6rterungen durch wegs diesen Spezialfall zugrunde legen und, der Bezeichnungsweise M\u00fclle as folgend, mit D den jeweiligen Spitzenabstand, mit z die relative Anzahl","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nl\u00c0tn'aturbci'irli/,\nder F\u00e4lle, wo der Eindruck doppelter, mit e die der Falle, wo der Eindruck einfacher Ber\u00fchrung stattfand, mit u die Anzahl der unentschiedenen F\u00e4lle\nf\tf\nbezeichnen. Dem herk\u00f6mmlichen \u2014 entspricht also das x, dem das e; das u behalt seine Bedeutung.\nDas Verfahren der richtigen und falschen Falle in seinen groben Z\u00fcgen als bekannt vorausgesetzt, erinnere ich zun\u00e4chst daran, dais die Kernfrage die ist, wie man aus den versuchsm\u00e4Tsig ermittelten Gr\u00f6fsen D, z, e, u und n (letzteres bedeutet die Gesamtzahl der Versuche mit einem bestimmten D) den Wert der UE gewinnt. Da dieser letztere Wert reziprok der Unterschiedsschwelle zu setzen ist und zur Bestimmung dieser letzteren die anderen psychophysischen Mafsmethoden ihrer Tendenz nach unmittelbar f\u00fchren, so ist, weil doch die UE nicht auf zwei, miteinander g\u00e4nzlich unvergleichbaren Wegen bestimmt werden kann, die Kernfrage auch dahin zu formulieren: wie m\u00fcssen die nach der Konstanzmethode erzielten Versuchsergebnisse rechnerisch behandelt werden um mit den Ergebnissen der anderen Mafsmethoden in Beziehung gesetzt werden zu k\u00f6nnen? Ob man das Problem in dieser oder in der obigen Weise fafst, ist sachlich irrelevant; die letztere Fassung aber macht das Bed\u00fcrfnis nach einer exakten Diskussion der Konstanzmethode darum viel eindringlicher, weil in vielen Gesamtdarstellungen der Psychologie diese Methode s. z. a ganz f\u00fcr sich dasteht, ohne jede Br\u00fccke zu den \u00fcbrigen Mafsmethoden, nicht anders als wenn es von vorn herein dem Geschmack des Einzelnen anheimgestellt w\u00e4re, welcher von den klassischen Methoden er sich anvertrauen will.\nWenn auch die Stellung, die der Verf. zur Konstanzmethode einnimmt, schon aus seiner \u201eGrundlegung\u201c und aus sp\u00e4teren seiner Arbeiten bekannt ist, so darf man, was er diesbez\u00fcglich in der vorliegenden Abhandlung bringt, doch keineswegs als blofse Rekapitulation ansehen; abgesehen von positiv neuen Arten die Versuchsergebnisse zu behandeln (s. u.) finden wir die fragliche Methode hier von Grund aus und nach allen nur immer in Betracht kommenden Seiten er\u00f6rtert, alle Kautelen ber\u00fccksichtigt, alle M\u00f6glichkeiten, wie man die empirischen Resultate theoretisch verwerten kann, erwogen, so dafs mir dieses schwierigste Kapitel der Mafsmethodenlehre hiermit zu einem befriedigenden Abschlufs gelangt zu sein scheint. Zun\u00e4chst hat M\u00fclleb das Versuchsverfahren selbst bis ins Einzelnste ausgearbeitet und ihm festere und strengere Formen gegeben, was schon darum zu begr\u00fcfsen ist, weil die Vergleichbarkeit der Arbeiten verschiedener Experimentatoren in dem Mafse abnimmt, in welchem die Bewegungsfreiheit des Einzelnen gr\u00f6fser wird. Wir finden hier Er\u00f6rterungen \u00fcber die Urteilsausdr\u00fccke, \u00fcber die Urteilszeiten, die Urteilsrichtung, \u00fcber subjektive und objektive Sicherheit des Urteils, \u00fcber unwissentliches, halbwissentliches und wissentliches Verfahren, \u00fcber Wahl und Reihenfolge derjenigen Gr\u00f6fsen, auf welche sich die Urteile beziehen, \u00fcber Vor- und Probeversuche, \u00fcber Protokollierung von Selbstbeobachtungen u. a. m. In betreff alles dessen mufs ich auf das Original verweisen; nur das Eine sei um sp\u00e4terer Erw\u00e4gungen willen schon hier erw\u00e4hnt, dafs M\u00fclleb die Wahl der zur Beurteilung vorzulegenden Reizgr\u00f6fsen nicht dem Belieben \u00fcberlassen will, sondern die Verwendung","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n113\nvon sog. \u201eVollreihen\u201c empfiehlt, d. i. von solchen Reihen von Vergleichereizen, die ans kleinen Stufen von konstanter Gr\u00f6fse bestehen and mit einem Vergleichsreiz beginnen, der stets gr\u00f6fser, und mit einem schlielsen, der stets kleiner erscheint als der Hauptreiz. Es wird sich zeigen, dale die Resultate der Konstanzmethode unter dieser Bedingung gewisse mathematische Verwertungen zulassen, die bei Verwendung regelloser Vergleichsreize nicht Platz greifen konnten.\nDa die Werte, welche durch die Konstanzmethode ermittelt werden, nur dann eine reale Bedeutung haben und daher auch nur dann einer weiteren Bearbeitung zug\u00e4nglich sind, wenn der Gang der Resultate ein \u201eregelrechter\u201c ist, so m\u00fcssen Kriterien f\u00fcr den \u201eregelrechten Gang\u201c aufgestellt oder, was dasselbe ist, es mufs gezeigt werden, worin eventuelle \u201eVerkehrtheiten\u201c des Ganges bestehen k\u00f6nnen. Verf. sieht eine \u201eVerkehrtheit erster Ordnung\u201c dann gegeben, wenn der Wert von z f\u00fcr ein gegebenes D gleich grots oder kleiner ist als f\u00fcr ein kleineres D, eine \u201eVerkehrtheit zweiter Ordnung\u201c dann, wenn die Geschwindigkeit, mit welcher z bei wachsendem D zunimmt, sinkt und dann wieder ansteigt, d. h. wenn zwischen zwei Abschnitten, in denen der Gang der z-Werte konstante Geschwindigkeit oder sogar Beschleunigung zeigt, ein Intervall mit Verz\u00f6gerung eingeschaltet ist. Beide Arten von Verkehrtheit k\u00f6nnen durch zu geringe Versuchszahl entstehen, die zweite aber aufserdem auch dadurch, dafs Versuchsreihen, die unter unvergleichbaren Bedingungen gewonnen sind, zusammen geworfen werden.\nVI. Die Behandlung der Versuchsergebnisse kann eine unmittelbare oder mittelbare sein, letzteres dann, wenn irgend eine Annahme \u00fcber die Beziehung zwischen Gr\u00f6lse und relativer H\u00e4ufigkeit der zuf\u00e4lligen Fehler gemacht und ben\u00fctzt wird, mag das betreffende Fehlerverteilungsgesetz nun das gutbew\u00e4hrte GauBSsche oder ein anderes sein. Diese letztere, mittelbare, Behandlung werde ich zuerst besprechen. Bekanntlich ist Fkchneb der Ansicht gewesen, zwei zu vergleichende UE\u2019s verhielten sich umgekehrt wie diejenigen D's, welche in beiden F\u00e4llen ein und dasselbe \u2014\nw\nergeben, gleichg\u00fcltig, welchen Wert dieses \u2014 habe; nur darum, weil es untunlich sei durch Herumprobieren dasjenige D zu finden, welches ein\nj*\ngleiches \u2014 liefert wie in einem gegebenen Falle, hat Fechneb einen indirekten\nfl\nWeg betreten, der es erm\u00f6glichen sollte die UE\u2019s auch dann zu vergleichen,\nf\nwenn die fraglichen Versuchskonstellationen nicht dasselbe \u2014 liefern. Das\nglaubte Fechheb unter Einf\u00fchrung des Gaussschen Fehlerverteilungsgesetzes einfach in der Weise zu erreichen, dafs er die UE proportional der Pr\u00e4zisionskonstanten h setzte. M\u00fclles hatte dieses Verfahren bekanntlich schon in seiner \u201eGrundlegung\u201c eingehend kritisiert und dargetan, dafs nicht die UE, sondern nur die Streuung, also das Ergebnis der zuf\u00e4lligen Fehlervorg\u00e4nge, durch die Gr\u00f6fse h gemessen werde. Er hat seinerseits, ebenfalls unter Zugrundelegung des Gaussschen Gesetzes, Formeln entwickelt, in welchen als Unbekannte nicht blofs das Pr\u00e4zisionsmafs h sondern vor allem der Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 40.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nLiterohit bn-Uht\nZentralwert 8, d. h. derjenige Wert vorkommt, den D haben m\u00fcfste um ein\nY\n\u2014 = 0,5 zu ergeben. Erst hiermit ist eine Verbindung der Konstanzmethode mit den \u00fcbrigen Methoden, vor allem der Grenzmethode hergestellt: denn jener S-Wert, der soeben dadurch charakterisiert wurde, dafs die relative Anzahl der \u201erichtigen Falle\u201c \u00ab\u2022 0,5 ist, hat diese Charakteristik eben dadurch, dafs er derjenige Wert ist, der, wenn man sich die nach einer Reizflndungsmethode ermittelten (zuf\u00e4lligen) Schwellenwerte nach ihrer Gr\u00f6fse geordnet denkt, ebensoviele von diesen Werten \u00fcber sich wie unter sich haben w\u00fcrde. M\u00fcllers Formeln gestatten demnach einen Haupt-wert S zu finden, den man der UE unmittelbar reziprok setzen kann, und sich zugleich auch vermittels des h \u00fcber die Streuung zu orientieren. Der Gegensatz zu Fechbeb besteht also erstens darin, dafs h als eine Gr\u00f6fse angesehen wird, die prinzipiell mit der UE nichts zu tun hat, sondern nur von den zuf\u00e4lligen Fehlervorg\u00e4ngen abh\u00e4ngt, zweitens darin, dafs nicht jedes beliebige D sondern nur dasjenige als Mafs der UE anerkannt wird,\nwelches ein z\nvom Betrage 0,5 liefert.\nIn der Tat ergibt die Dis-\nkussion der M\u00fcLLBRSchen Formeln (auf die ich hier nicht eingehen kann), dafs nur f\u00fcr den speziellen Wert 0,5 das dazugeh\u00f6rige D \u2014 das in diesem Falle S heifst \u2014 vom Pr\u00e4zisionsmafse unabh\u00e4ngig ist und somit, als von den zuf\u00e4lligen Fehlervorg\u00e4ngen unabh\u00e4ngig, nur mehr durch den systematischen Fehler bestimmt wird: der systematische Fehler aber ist hier nichts anderes als die Tatsache der Unterschiedsschwelle. Entscheidend gegen die Ansicht, dafs man die UE reziprok denjenigen D-Werten setzen d\u00fcrfe, welche ein und dasselbe z, es m\u00f6ge welchen Wert auch immer haben, ergeben, spricht die folgende Tatsache: wenn man f\u00fcr zwei Versuchskonstellationen und f\u00fcr ein bestimmtes beiderseits gleiches D die Relation zL )> zs gefunden hat, so kann die Wahl eines anderen D unter Umst\u00e4nden die Relation Zi<z4 ergeben; w\u00e4re also das I) willk\u00fcrlich, bo k\u00f6nnten sich f\u00fcr die UE der beiden Konstellationen unter Umst\u00e4nden widersprechende Resultate heraussteilen. Darin liegt nichts Paradoxes, wenn man sich klar h\u00e4lt, dafs die den z-Wert mitbeeinflussende Streuung umso ausschlaggebender sein mufs, je kleiner die ReizdiSerenz D ist, ja dafs bei D \u2014 0 das z offenbar ganz allein durch die Streuung bestimmt wird. Nur f\u00fcr den Fall, dafs das Produkt hS konstant w\u00e4re, k\u00f6nnte man, wie Fechner es ganz allgemein tat, h auch als Mafs f\u00fcr die UE ansehen; denn diese Konstanz w\u00fcrde besagen, dafs der Durchschnittswert der zuf\u00e4lligen Schwankungen einer gewissen Gr\u00f6fse immer dem mittleren Wert dieser Gr\u00f6fse proportional gehe. Aus allgemeinen Gesichtspunkten, s. z. s. \u201evon vorn herein\" l\u00e4fst sich dar\u00fcber nichts sagen: mit gr\u00f6fserem S k\u00f6nnte das h gr\u00f6fser oder auch kleiner werden; was aber die tats\u00e4chlichen Erfahrungen anlangt, so fafst sie M\u00fclleb dahin zusammen, dafs im Gebiete der UE das Produkt hS unter gewissen Bedingungen bei variierter Reiz-st\u00e4rke und variierter Aufmerksamkeit eine Tendenz zur Konstanz zeigt, dafs aber, sobald man die Versuchsweisen oder die Versuchspersonen wechselt oder zeitlich weit voneinander getrennte Versuchsperioden vergleicht, auch nicht ann\u00e4hernd von einer Konstanz die Rede sein kann.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n115\nVII. Will man die Ergebnisse der Konstanzmethode unmittelbar, d. h. ohne Zuhilfenahme eines hypothetischen Fehlerverteilungsgesetzes behandeln, so kann man dies durch Ermittelung entweder des Zentralwertes oder des \u00dfcheitelwertes bewerkstelligen. Doch haben diese Behandlungsweisen, abgesehen von ihrer Umst\u00e4ndlichkeit, den Nachteil, dafs man \u00fcber die Streuung nichts erf\u00e4hrt, vor allem aber den, dafs der weitaus gr\u00f6fBte Teil der Versuchsresultate g\u00e4nzlich unausgen\u00fctzt bleibt, da nur diejenigen Werte in rechnerische Verwendung kommen, f\u00fcr welche das z den im Begriffe des Zentral- bzw. Scheitelwertes gelegenen Bedingungen entspricht. M\u00fcllkb hat nun ein besonderes Verfahren ersonnen, welches, ohne diesen Nachteilen unterworfen zu sein, doch eine unmittelbare Behandlung der Resultate zul\u00e4fst, allerdings aber an die Bedingung gebunden ist, dafs man \u201eVollreihen\u201c (s. o.) ben\u00fctzt und dafs alle Vergleichsreize V in gleicher Anzahl zur Verwendung kommen. Die \u00dcberlegung ist in den Hauptz\u00fcgen folgende: g\u00e4be es keine zuf\u00e4lligen Fehlervorg\u00e4nge, so w\u00fcrden die Gebiete, in welchen V kleiner erscheint als H, in welchen das Urteil \u201eunentschieden\u201c abgegeben wird, und in welchen es gr\u00f6fser erscheint, scharf aneinander grenzen, sie w\u00fcrden nicht \u00fcbereinander greifen. Nennt man die Anzahl der Urteile dieser drei Gruppen beziehentlich Et ... . Eu ... . Eg, so w\u00fcrde die Z7J5 eindeutig durch das i.'\u00ab- Gebiet bestimmt sein und w\u00e4re daher dem Produkte aus der Zahl z der in diesem Gebiete vorkommenden Vergleichsreize mit der Gr\u00f6fse i der konstanten Reizstufen reziprok zu setzen. W\u00fcrde man die V-Werte als Abszissen, die f\u00fcr jedes V gefundenen Urteilszahlen n als Ordinaten darstellen, bo w\u00fcrden auf jedes V die s\u00e4mtlichen mit diesem V angestellten Versuche, und nur diese fallen und somit w\u00fcrde jedem der drei Gebiete je ein Rechteck entsprechen, dessen H\u00f6he n und dessen Basis iz w\u00e4re, wo z die Anzahl der V bedeutet, auf welche sich die Urteile eines bestimmten, z. B. des ^\u201e-Gebietes richten. Die Rechtecke w\u00fcrden aneinander stofsen. Tats\u00e4chlich aber werden die Gebiete Et... . Eu ... . Eg wegen der zuf\u00e4lligen Fehlervorg\u00e4nge \u00fcbereinander greifen und nicht durch Rechtecke, sondern durch Fl\u00e4chen, die von einer empirisch ermittelten Kurve und einem Abszissenst\u00fcck begrenzt sind, dargestellt werden ; die Ordinaten werden im allgemeinen kleiner sein als n. Setzt man nun die empirisch gefundene Fl\u00e4che einer dieser Kurven, z. B. der \u00ab-Kurve, \u00e4quivalent jenem idealen Rechteck, dafs das Eu-Gebiet unter Voraussetzung des Mangels zuf\u00e4lliger Fehler darstellt, so wird durch Division mit der H\u00f6he n die Basis desselben gefunden. Dieser Basis (dem \u201eIdealgebiet der w- Urteile\u201c) kommt also die Bedeutung zu, dafs sie das Gebiet, und nur dieses, charakterisiert, in welchem bei Mangel zuf\u00e4lliger Fehler die Urteile auf \u201eunentschieden\u201c lauten w\u00fcrden, ein Gebiet, dem die UE ohne weiteres reziprok zu setzen ist. Heifst dieses Gebiet 7k, so ergibt Bich also die Gleichung\nWas aber die Pr\u00e4zision anlangt, so ist dieselbe oSenbar durch das Verh\u00e4ltnis bestimmt, in welchem die tats\u00e4chliche Abszisse zur idealen Abszisse Bteht; mithin wird\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nLiteratur!, ri< ht\ni 2\u00bb\tzn\ni \u25a0 z: -----\u2022 = -irrt----------_n\ndie Streuung und der reriproke Wert davon die Pr\u00e4zision darsteilen.\nVIII. Die vorstehenden Mitteilungen m\u00f6gen gen\u00fcgen, um dem Leeer eine ann\u00e4hernde Vorstellung von dem Charakter der behandelten Fragen und von der Art der Behandlung zu geben. Nur auf die Bedeutung, die M\u00fclleb \u2014 mit Recht \u2014 der Selbstbeobachtung beimifst, m\u00f6chte ich kun zu sprechen kommen, weil dieser Punkt die Methodik jedee psychophysischen Experimentes betrifft. Es ist f\u00fcr jeden Versuch von prinzipieller Bedeutung, sich stets die M\u00f6glichkeit vor Augen zu halten, dafs die Aufgabe, die der Experimentator stellt und die, welche die Versuchsperson l\u00f6st, nicht zusammenfallen. Bei vorz\u00fcglichen Selbstbeobachtern kann man das oft aus ihren Angaben unmittelbar entnehmen, sonst aber ist man auf mittelbare Anzeichen angewiesen. Jedesmal, wenn die Versuchsperson \u201eindirekte Kriterien\u201c ben\u00fctzt, hat eine Verschiebung der Fragestellung stattgefunden, m\u00f6gen diese Kriterien auch immer im Dienst der eigentlichen Frage Btehen. Die vorliegende Arbeit gibt zwei instruktive Beispiele daf\u00fcr, deren erstes schon aus fr\u00fcheren von M\u00fclles und Mabtin angestellten Untersuchungen bekannt ist, w\u00e4hrend das zweite als vollst\u00e4ndig neu auch nach Seite des Gegenstandes selbst interessieren d\u00fcrfte. Das erste betrifft die Rolle, die der \u201eabsolute Eindruck\u201c bei Gewichtsvergleichungen spielt und aus welcher hervorgeht, dafs die auf ein Relationsurteil abzielende Frage des Experimentators h\u00e4ufig gar nicht mit einem Relationsurteil beantwortet wird, mag auch die Antwort die \u00e4ufsere Form eines solchen haben. Das zweite Beispiel betrifft den Fall, dafs \u00fcber die \u00c4quivalenz zweier Reizunterschiede geurteilt werden soll, wie etwa wenn man zwischen zwei gegebenen Empfindungen A und C die scheinbare Mitte B zu suchen hat Hier hat langj\u00e4hrige Selbstbeobachtung den Verf. zur \u00dcberzeugung gef\u00fchrt, dafs kein eigentlicher Vergleich von Empfindungsunterschieden stattfindet, sondern dafs das schliefsliche Urteil von der Leichtigkeit bestimmt wird, mit der es gelingt das Empfindungspaar AB, bzw. BC als einen \u201eeinheitlichen Komplex\u201c aufzufassen; der Grad dieser Leichtigkeit (\u201eKoh\u00e4renzgrad\u201c) entscheidet dann dar\u00fcber, ob das B mehr dem A oder dem C zugeh\u00f6rt, ihm n\u00e4her steht. Hier wird nicht nur nicht \u00fcber Empfindungsunterschiede geurteilt, sondern es wird sogar \u00fcber ein Moment geurteilt, das gar nicht einmal ausBchliefslich von Empfindungsunterschieden, sondern aufserdem noch von einer Reihe anderer Umst\u00e4nde abh\u00e4ngt. Man sieht, dafs Beobachtungen dieser Art weit \u00fcber die Spezialinteressen hinausreichen, unter deren F\u00fchrung sie gemacht wurden. Untersuchungen im Rahmen eng umgrenzter Fragen beherrschen, wenn sie bis an die Wurzel dringen, oft ein ebenso ausgedehntes Feld wie die sog. \u201egrofsen Probleme\u201c \u2014 nur mit ungleich gr\u00f6fserer Sicherheit. Fa. Hillbbbaxd (Innsbruck).\nBbodxakk. Experimenteller und klinischer Beitrag snr Psychopathologie der polynenritischen Psychose I. Journal f\u00fcr Psychologie und Neurologie 1 (6), 225\u2014246, 1902 ; 3 (1), 1\u201448. 1904.\nDie KoBSAKOwsche polyneuritische Psychose (Cerebropathia psychica toxaemica) eignet sich in hervorragender Weise f\u00fcr eine Untersuchung der","page":116}],"identifier":"lit31962","issued":"1906","language":"de","pages":"108-116","startpages":"108","title":"G. E. M\u00fcller: Die Gesichtspunkte und die Tatsachen der psychophysischen Methodik. Ergebnisse der Physiologie von G. Asher und K. Spiro. II (2), S. 1-244. Wiesbaden 1904","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:45.163723+00:00"}