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{"created":"2022-01-31T16:34:22.166846+00:00","id":"lit31964","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 118-119","fulltext":[{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nLit'ni tnrhcrirhl\nziiert gewesenen Silben \u00fcberhaupt nicht mehr, w\u00e4hrend solche bei einem Gesunden unter gleichen Versuchsbedingungen noch sehr deutlich nachweisbar waren. Doch zeigte ee sich auch bei den Kranken, dafs anch die vergessenen Assoziationen teilweise l\u00e4ngere Zeit hindurch latente Erinnerungsspuren im Ged\u00e4chtnisse hinterlassen ; denn nach einer gleichen Zahl von Wiederholungen ergaben Reihen, die fr\u00fcher schon einmal gelernt waren, mehr Treffer als neue Reihen. \u2014 Bei der Analyse der Fehlreproduktionen ergab sich, dafs die Krankheit die Zahl der Teiltreffer und der reihenrichtigen Fehler vermehrt, so dafs diese w\u00e4hrend des H\u00f6hepunktes der Erkrankung die Zahl der Treffer \u00fcbersteigt. Aus der grofsen Zahl reihenrichtiger falscher F\u00e4lle und aus der H\u00e4ufigkeit der habituellen Aushilfssilben schliefst Verf. \u2014 aus ersterem mit, aus letzterem gegen M\u00fcller und Pilzecker \u2014, dafs bei den Kranken eine Steigerung der Perseverationstendenz der Vorstellungen besteht, was \u00fcbrigens auch gut mit dem klinischen Krankheitsbilde \u00fcbereinstimmt.\nEndlich erfahren wir in der vorliegenden Arbeit noch von den Versuchen des Verf.s \u00fcber Wiedererkennen, die er mit seinem m\u00e4nnlichen Patienten w\u00e4hrend des H\u00f6hepunktes der Krankheit und nach der Genesung angostellt hat. Die Versuche bestanden darin, dafs dem Patienten Silben, die ihm 1\u20142 Minuten vorher mehrmals vorgelesen worden waren, nun untermischt mit neuen nochmals vorgelesen wurden, und er nun jede einzelne als bekannt oder unbekannt zu bezeichnen hatte. So ergab sich, \u201edafs nach eingetretener Genesung eine Zunahme der richtigen Wiedererkennungen um ann\u00e4hernd 30 %\u201c stattfand. Auf der H\u00f6he der Erkrankung trat ferner in 26 \u00b0/0 aller F\u00e4lle eine F\u00e4lschung der Erinnerung ein, nach vorgeschrittener Genesung dagegen nur in 6%.\nDie Zur\u00fcckf\u00fchrung der verwickelten Ged\u00e4chtnisabweichungen, die das klinische Bild der KoRSAXowschen Psychose zeigt, auf diese experimentell dargestellten St\u00f6rungen, stellt Verf. f\u00fcr eine sp\u00e4tere Ver\u00f6ffentlichung in Aussicht.\tLipmank (Berlin).\nC. Boldt. Studien Aber Merkdefekte. Monatsschr. f\u00fcr Psychiat. u. Neurol. 17 (2), 97\u2014115. 1905.\nVerf. hat sich f\u00fcr eine Modifikation der \u00e4lteren RAXSCHBUKGSchen Methode entschieden ; er beh\u00e4lt dessen Einteilung in 7 Gruppen bei, von denen 3 akustische, 4 optische Versuche betrafen. In betreff seiner \u00c4nderungen mufs auf die Abhandlung selbst verwiesen werden. Das ganze Gebiet der Merkf\u00e4higkeit ist damit auch noch nicht ersch\u00f6pft; es fehlen z. B. Pr\u00fcfungen der Merkf\u00e4higkeit f\u00fcr Ber\u00fchrungen, sowie f\u00fcr Geruch und Geschmack. Die Anforderungen, die Ranschburg an seine Versuchspersonen stellt, h\u00e4lt B. f\u00fcr zu grofs. \u2014 Die Merkf\u00e4higkeit setzt sich zusammen aus Perzeption und Reproduktion. Nur wo die Perzeption einwandsfrei ist, kann man exakte Resultate \u00fcber das Wesen der Merkf\u00e4higkeit erwarten. Z. B. beim Ersch\u00f6pfungsstupor mit schwerer Hemmung kann jede Spur von Merkdefekt fehlen. B. operiert nur mit Leuten, deren Aufnahmef\u00e4higkeit intakt ist. 13 geistig Normale und 35 Patienten hat er untersucht. W\u00e4hrend bei den geistig Normalen die ersten Resultate (nach 5 Minuten) schlecht ausfallen, die zweiten (nach 15 Minuten) schon besser, und die letzten","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbei' ich t.\n119\nResultate (nach etwa 24 Stunden) die besten sind, \u2014 ist es bei den .Patienten gerade umgekehrt. Die Resultate erreichen schon bei der ersten Pr\u00fcfung ihren H\u00f6hepunkt, bleiben vielleicht darauf bis zur zweiten, um dann rasch zu fallen. Der Maniakus zeigt eine gesteigerte Merkf\u00e4higkeit, ebenso der Paralytiker in manischem Stadium. \u2014 Im allgemeinen kann man sagen, dais die Merkf\u00e4higkeit derjenige Teil der geistigen F\u00e4higkeit ist, welcher bei einer Einbufse des Besitzstandes zun\u00e4chst und am wesentlichsten leidet, namentlich also bei Paralyse, seniler Demenz, arteriosklerotischer Hirndegeneration. Die schwersten Merkdefekte fand B. bei schweren Intoxikationspsychosen. Wie andere fand auch B., dais die Merkf\u00e4higkeit bei Kindern durchschnittlich im 12.\u201414. Lebensjahr am leistungsf\u00e4higsten ist. Als Spezialgebiet der Merkf\u00e4higkeit, das bei tats\u00e4chlich vorhandenem Defekt am schnellsten und erheblichsten zerst\u00f6rt wird, nennt B. das Zahlenged\u00e4chtnis. Demn\u00e4chst kommen sinnlose Worte und Namen. Der Beruf wirkt nicht immer einen konservierenden Einflufs auf das entsprechende Spezialged\u00e4chtnis aus.\tUmpfenbach.\nP. Ekle. Zu Kenntnis der Psychosen nach Strangnlationsversach. \u00c4rztl.Sach-verst\u00e4ndigen-Zeit. 10 (22), 449\u2014456. 1904.\nEin 45 j\u00e4hriger Mann ver\u00fcbt bei klarem Bewufstsein an seiner Tochter einen Notzuchtsversuch. 2 Tage sp\u00e4ter Selbstmordversuch durch Erh\u00e4ngen. Im Anscblufs daran Konvulsionen, Bewu\u00dftlosigkeit, dann einige Tage tob-a\u00fcchtig-verworrene Erregung, dann 2 Monate ein apathisch-unbesinnlicher Zustand. Sp\u00e4ter Genesung, doch eine retrograde Amnesie von fast 2 Monate vor dem Erh\u00e4ngungsversuch, die Zeit der strafbaren Handlung einbegriffen. Die Amnesie blieb dann konstant. Der Betreffende wird daher mit Recht bestraft werden, verb\u00fcfst aber in Wirklichkeit eine Strafe f\u00fcr eine Handlung, f\u00fcr die ihm das Bewufstsein v\u00f6llig fehlt:\tUmpfenbach.\nTekitel. Cher die Beziehungen von ImbesllUtit and Taubstummheit- Arch, f\u00fcr Psychiat. u. Neurol. 30 (2), S. 799\u2014806. 1905.\nTaubstummheit und Imbezillit\u00e4t kommen h\u00e4ufig zusammen vor. Verf. fand in der Israelitischen Taubstummenanstalt zu Weifsensee 16 \u00b0/0 Imbezille. Ursache ist erbliche Belastung und Alkoholismus relativ h\u00e4ufig, ebenso Syphilis. Mit dem Idiotismus der Kretins ist h\u00e4ufig Taubstummheit verbunden. Weitere Beobachtungen haben ergeben, dafs bei Verwandtschaftsehen die Gefahr der Imbezillit\u00e4t und Idiotie bei den Nachkommen gr\u00f6fser ist, als bei den gleichzeitig erblich Belasteten. Andere 8eelenst\u00f6rungen kommen seltener vor. \u00c4hnlich liegen die Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Taubstummen; auch bei ihnen scheint die Vererbung eine geringere, die Blutsverwandtschaft allein zur Entstehung zu gen\u00fcgen. In Berlin schliefsen die Juden, wie T. aus den statistischen Beobachtungen von 3 Jahren ersieht, dreimal soviel konsanguine Ehen als die Evangelischen. Bei den Juden kommen zweifellos mehr Taubstumme, Idioten und Imbezille vor als bei den anderen Konfessionen. T. r\u00e4t daher, Verwandtenehen bis zu einem gewissen Grade zu verbieten.\tUmpfenbach.","page":119}],"identifier":"lit31964","issued":"1906","language":"de","pages":"118-119","startpages":"118","title":"C. Boldt: Studien \u00fcber Merkdefekte. Monatsschr. f\u00fcr Psychiat. u. Neurol. 17 (2), 97-115. 1905","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:22.166851+00:00"}