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{"created":"2022-01-31T16:15:51.452363+00:00","id":"lit31969","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Guttmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 121-122","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n121\ndie er f\u00fcr die absolut sichere und haupts\u00e4chliche Grundlage der Beurteilung von Wehoegbbs Geisteszustand erkl\u00e4rt, in denen dieser glaubt \u201edas psychologische Problem des Geschlechtsgegensatzes gel\u00f6st und eine abschlie\u00dfende Antwort auf die sogenannte Frauenfrage gegeben zu haben: eine v\u00f6llig phrasenfreie, biB zum letzten Ende menschlichen Wissens gef\u00fchrte Erforschung des Wesens der Frau und die Erh\u00f6hung der Streitfrage auf ein Niveau, auf dem die bisherigen Er\u00f6rterungen sich nicht bewegt haben\u201c. Pbobst folgt Wbikibqebs Ausf\u00fchrungen, sie fortgesetzt zitierend, kommentierend, widerlegend; er zeigt, dafs Wbiniegbbs \u201eEntdeckungen\u201c der beiden Idealtypen (des absoluten Mannes = M, des absoluten Weibes = W) und der sexuellen Zwischenstufen (die die Norm bedeuten w\u00fcrden) durchaus nicht originell waren, dafs Weinikgeb vielmehr eine Menge (besonders Moebius) gelesen hatte und \u2014 bestenfalls! \u2014 nicht mehr wufste, was sein eigener Gedanke, was Erinnerung war.1 Viel wichtiger sei aber, dafs die Schl\u00fcsse, die Weininghr aus diesen Gedanken ziehe, pathologisch seien. Es folgt eine Darlegung des Systems der WEramoEBschen \u201ePhilosophie\u201c: der Hauptfehler liegt nach Pbobst erstens darin, dafs Welntsger als Tatsachen hinstelle, was er erst beweisen m\u00fcfste und davon ausgehend zu den k\u00fchnsten Schl\u00fcssen komme, da\u00df er aber zweitens, wie Moebius sagt, \u201edadurch zu sachlichen Kenntnissen zu kommen suche, dafs er ohne R\u00fccksicht auf die Erfahrung verallgemeinere und das, was bedingungswe\u00dfe gilt, f\u00fcr bedingungslos erkl\u00e4re\u201c. Die aprioristische Annahme von gr\u00f6\u00dfter Tragweite, die dem Buch zugrunde liege, habe eben schon vor der Durchf\u00fchrung der Arbeit bestanden. Im einzelnen mu\u00df das nat\u00fcrlich im Original nachgelesen werden. Ebenso die Begr\u00fcndung der psychiatrischen Diagnose: \u201eHysterie mit exquisit manisch-depressivem Charakter bei einem sogenannten D\u00e9g\u00e9n\u00e9r\u00e9 sup\u00e9rieur\u201c, die neuerdings (wie die ganze PsoBsische Brosch\u00fcre) von Helrach scharf angegriffen worden kt. Probst pl\u00e4diert zum Schlu\u00df daf\u00fcr, Weimnger nicht von literarischem Standpunkt aus zu bek\u00e4mpfen oder gar zu verachten, sondern den Ungl\u00fccklichen, dessen gl\u00e4nzende Begabung von einem schweren Schicksal zum Wahnsinn gef\u00fchrt wurde, zu bedauern.\nGuttmamn (Berlin).\nJahrbuch f\u00fcr sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Ber\u00fccksichtigung der Homosexualit\u00e4t. Herausgegeben im Namen des wissenschaftlich-humanit\u00e4ren Komitees von Dr. med. M. Hibschpeld. VI. Jahrgang. Leipzig, Max Spohr. 1904. 744 S.\nEine ausf\u00fchrliche Besprechung des VI. Jahrbuches kann der Referent wohl unterlassen, nachdem er Zweck und Ziele der Herausgeber in den letzten B\u00e4nden dieser Zeitschrift wiederholt genauer besprochen hat. Der neueste Band, gl\u00fccklicherweise erheblich k\u00fcrzer als die fr\u00fcheren Jahresberichte, bringt wieder zahlreiche Beweisst\u00fccke, die dem Kampfe gegen die jetzige Gestaltung des \u00a7 176 dienen. Es scheint sich auch nun eine st\u00e4rkere Str\u00f6mung \u2014 wenigstens unter den Gebildeten \u2014 geltend zu machen, die zur Aufhebung bzw. \u00c4nderung dieses Ungl\u00fccksparagraphen\n1 Vergl. das Referat \u00fcber das \u201eJahrbuch f. sex. Zwischenst.\u201c (diese Zeitschr. 36, Heft I/Il), wo dieselbe Theorie von Hibschfeld entwickelt wird.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nLitcraiwrbmicht.\nhinsielt. Nicht sum wenigsten \u00f6ffnen solch ersch\u00fctternde Erlebnisse, wie der Mordversuch des Landgerichtsdirektor Ham* gegen seinen Erpresser, der Menge die Augen, Aber auch die Berichte, die das Jahrbuch n Lotsenden bringt, die leisten Briefe der Selbstm\u00f6rder, welche sich vor der Schande, mit der sie \u00a7 176 bedroht, in den Tod fl\u00fcchten, die Gerichtoverhandlungen aus aller Herren Lander, wo Homosexualit\u00e4t mit Gef\u00e4ngnis bestraft wird, daa Material, das Juristen und vor allem Ante rer Publikation in diesen Blattern bringen \u2014 das alles verdichtet sich f\u00fcr jeden, der das Jahrbuch liest, zu dem Kind nick des gr\u00f6fsten Mitleids mit diesen Ungl\u00fccklichen. \u2014 Auch derartige Vorkommnisse, wie das Vorgehen des Pastor Philipps (man mufs sich den Namen merken, wenn man von der Kultur unserer Zeit sprechen will!) gegen die statistische Umfrage des Dr. Hibscsfblb, die bekanntlich zu dessen Verurteilung zu einer geringen Geldstrafe f\u00fchrte, sind aus propagandistischen Gr\u00fcnden nicht re bedauern. Denn die allgemeine Anerkennung in den meisten Zeitungen aller Parteien, dafs Hibschmld moralisch gesiegt habe, was auch aus der Urteilsformulierung evident hervorging, zeigt deutlich, dafs die Presse der Frage anders als vor mehreren Jahren gegen\u00fcbersteht. Hoffen wir \u00fcm, dafs die Volksaufklftrung weiter so gute Fortschritte mache, damit die Sachkenner und die Regierung bald diese Gesetzes\u00c4\u00fcdemng durchsetien k\u00f6nnen.\tGutthamm (Berlin).\nEmdespsyehologie. P\u00e4dagogik.\nZweiter Sammelbericht\nvon\nW 8i\u00abk.\nI. Ki ndespsyobologio.\na) Allgemeines.\n1.\tW. Amint. Fortschritte der Etnderseelenkunde 1895\u20141903. Arch f. d. ga, Psychol. 2. Literatur S. 69\u2014136. 1904. Auch: SammL v. Abhandl. W psycholog. P\u00e4dagogik, hrsg. von Mbdmann 1 (2). 1904, 68 S.\n2.\tK. Gboos. Das Seelenleben des Kindes. Ausgewahlte Vorlesungen. Berlin, Reuther u. Reichard. 1904. 229 8. Mk, 3,00.\n3.\tA. Dyboff. Ober das Seelenleben des Kindes. Bonn, Haustein. 19W, 59 S. Mk. 1,00.\n4.\tJ. Kino. The Psychology of Child Development. With an Introduction ef John Dewey. Chicago, University Press. 1903. 266 S. $ 1,00.\n5.\tA. Binet. Sommaire des travaux en cours \u00e0 la soci\u00e9t\u00e9 de psychologie de l\u2019eufant. Ann\u00e9e psychol. 10, 116\u2014130. 1904.","page":122}],"identifier":"lit31969","issued":"1906","language":"de","pages":"121-122","startpages":"121","title":"Jahrbuch f\u00fcr sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Ber\u00fccksichtigung der Homosexualit\u00e4t. Herausgegeben im Namen des wissenschaftlich-humanit\u00e4ren Komitees von Dr. med. M. Hirschfeld. VI. Jahrgang. Leipzig, Max Spohr. 1904. 744 S.","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:51.452373+00:00"}