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{"created":"2022-01-31T16:36:16.811103+00:00","id":"lit31972","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Loria, Stanislaw","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 160-186","fulltext":[{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\n(Aus dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Krakau.)\nUntersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\nEin Beitrag zur Psychologie der Aufmerksamkeit.\nVon\nStanislaw Lobia.\nI.\n\u00a7 1. Lange galt als unanfechtbar der Satz von Helmholtz, \u201edie Aufmerksamkeit sei ganz unabh\u00e4ngig von der Stellung der Akkommodation des Auges, \u00fcberhaupt von einer bekannten Ver\u00e4nderung in und an diesem Organe\u201c. Erst in der Abhandlung \u201eDie Aufmerksamkeit und die Funktion der Sinnesorgane\u201c 1 bat W. Heinrich auf Grund unmittelbarer Messungen der Pupillen-gr\u00f6fse und des Kr\u00fcmmungsradius der vorderen Linsenfl\u00e4che, diese Behauptung als unrichtig gefunden und damit eine neue Grundlage f\u00fcr die Untersuchung der Erscheinungen der Aufmerksamkeit im Anschlufs an die Funktion der Sinnesorgane geschaffen.\nDie genannte Untersuchung ergab n\u00e4mlich folgendes:\n1.\tBei der Anschauung der Objekte in den seitlichen Teilen des Gesichtsfeldes \u00e4ndert sich die Akkommodation, trotzdem der Abstand der angeschauten Objekte derselbe bleibt wie derjenige der zentral gesehenen. Die \u00c4nderung offenbart sich in der Abflachung der Linse und in der Vergr\u00f6fserung der Pupille.\n2.\tDer Kr\u00fcmmungsradius nimmt beim seitlichen Sehen mit dem Winkel, unter welchem sich das Objekt zur Achse befindet, anfangs zu, von dem Winkel von 50\u00b0 an ab. Diese \u00c4nderungen sind relativ gering.\n1 Vgl. Zeitschr. f. Psych, u. Physiol, d. Sinnesorgane 9 n. 11.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n161\nEs wurde dann die Frage aufgeworfen, ob die Linse f\u00fcr alle Entfernungen des paraxial liegenden Objektes dieselbe Kr\u00fcmmung beh\u00e4lt oder ob sich diese mit der Entfernung des Objektes \u00e4ndert, mit einem Worte, ob eine paraxiale Akkommodation existiert oder nicht.\nZu diesem Zwecke wurde das seitliche Objekt konstant unter einem Winkel von 45\u00b0 gehalten und nur seine Entfernung vom Auge, wie auch die Entfernung des zentral liegenden Fixierzeichens ge\u00e4ndert. Die Ergebnisse der Messungen des Kr\u00fcmmungsradius der vorderen Linsenfl\u00e4che illustriert folgende Tabelle.\nHerr D. (Refr. 3,5 DM).\n(Jede Zahl bildet einen Mittelwert aus 16 Messungen.)\n\tSo\tSlt\tSjo\tSn\nC1S\t\u25a0 \u25a0 11,62\t13,37\t14,00\t15,14\nC25\t15,80\t14,90\t15,44\t16,05\nIn dieser Tabelle bezeichnet S ... die Entfernung des paraxial gestellten Objektes, C... die Entfernung des axial gestellten Fixierzeichens.\nDie horizontalen Reihen geben die \u00c4nderung der Kr\u00fcmmungen bei konstanter Entfernung des Fixierzeichens und einer variablen Entfernung des paraxialen Objektes; die vertikalen dagegen die Kr\u00fcmmungen bei konstanter Lage des paraxialen Objektes und variabler \u00c4nderung des axialen Fixierzeichens.\nDie Untersuchung der geometrisch-optischen Verh\u00e4ltnisse ergab, dafs die beobachteten Ver\u00e4nderungen als Akkommodationserscheinungen aufzufassen sind. W. Heinbich formuliert daher seine Ergebnisse u. a. in folgenden zwei S\u00e4tzen.\n1.\t\u201eDas Auge besitzt im allgemeinen die F\u00e4higkeit auf Entfernungen paraxial liegender Objekte zu akkommodieren.\u201c\n2.\t\u201eDie Akkommodation war in den beobachteten F\u00e4llen keine vollst\u00e4ndige, sondern mit von der Lage des axial liegenden Fixierzeichens abh\u00e4ngig.\u201c\n\u00a7 2. Hat die erw\u00e4hnte Untersuchung die Existenz einer Akkommodations\u00e4nderung der Linse bei Betrachtung der seitlich liegenden Objekte durch unmittelbare Messungen zweifellos er-\nZeitichrift f\u00fcr Psychologie 40.\t11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"Stanislaw Loria.\nI6\u00e2\nwiesen, so kann man sie andererseits nicht als eine abschliefsende betrachten.\nErstens wurden ja nur die Kr\u00fcmmungsradien derjenigen Formen der Linse, die zwei Linien im Gesichtsfelde entsprechen, gemessen. Man hat n\u00e4mlich 1. die \u00c4nderungen der Linse bei konstanter Entfernung des paraxial liegenden Objektes und variablem Bogenabstand vom zentralen Fixierzeichen, 2. die \u00c4nderungen der Linse bei konstantem Winkel von 450 und variabler Entfernung des Objektes untersucht. Das ganze \u00fcbrige Gesichtsfeld blieb aufserhalb der Untersuchung. Zweitens war die Frage, ob die paraxiale Akkommodation eine approximative oder eine genaue ist, einer n\u00e4heren Untersuchung bed\u00fcrftig. Es war ja sehr m\u00f6glich, dafs die Ungenauigkeit der paraxial en Akkommodation, wie sie Heineich gefunden hat, darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, dafs das Auge infolge der Untersuchungsanordnung, von der Seite durch das Licht einer elektrischen Bogenlampe stark beleuchtet war. Es ist ja ohne weiteres verst\u00e4ndlich, dafs ein sehr starker, von der Seite kommender Reiz die Genauigkeit der Einstellung der Linse auf seitliche Objekte beeinflussen mufste.\nIch habe mir daher auf Anregung des Herrn Prof. Dr. W. Heinrich zur Aufgabe gestellt die Erscheinungen des peripheren Sehens zu untersuchen. Und zwar:\n1.\thabe ich mir die Frage gestellt, ob die Einstellung der Linse bei Betrachtung der paraxial liegenden Objekte eindeutig durch die Lage des Objektes bestimmt ist oder nicht ;1\n2.\twollte ich f\u00fcr den Fall, dafs die erste Untersuchung eine bejahende Antwort ergibt, den Raum des seitlichen Gesichtsfeldes, in welchem die paraxiale Akkommodation t\u00e4tig ist, ermitteln und seine Grenzen aufsuchen.\n\u00a7 3. Die Methode der Untersuchung der ersten Frage basierte auf folgender \u00dcberlegung. Nimmt man das kleinste Objekt, welches bei einer bestimmten Einstellung der Linse scharf erkannt wird, so hat eine geringe Hinausschiebung desselben aus der richtigen Lage, vorausgesetzt, dafs die Linse unver\u00e4ndert bleibt, zur Folge, dafs die Erkennbarkeit des Objektes verloren geht. Man kann mithin bei gegebener Einstellung der Linse die\n1 Diese Untersuehungsreihe habe ich als vorl\u00e4ufige Mitteilung kn \u201eBulletin de l\u2019Acad\u00e9mie des Sciences de Cracovie (Classe des sciences math\u00e9matiques et naturelles) S\u00e9ance du 17 Octobre 1904\u201c ver\u00f6ffentlicht.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n163\nLage der Punkte im Raume bestimmen, welche sich auf der Retina Bcharf abbilden. Die Anwendung dieser \u00dcberlegung auf die oben gestellte Frage, ergibt folgendes Verfahren. Wird das Auge auf ein axiales Fixierzeichen gestellt und nimmt man seitlich ein gen\u00fcgend kleines Objekt, welches man dem Auge zu n\u00e4hert, so wird es anfangs nicht erkannt, bis man zu den Punkten gelangt, welche sich auf der Retina scharf abbilden, und in \u25a0welchen daher die Erkennbarkeit beginnt. R\u00fcckt man mit dem Objekte noch n\u00e4her heran, so beginnt das Spiel der Akkommodation, man schreitet durch den Raum, dessen alle Punkte sich auf der Retina Bcharf abbilden, bis man endlich zu diesen Punkten kommt, \u00fcber die hinaus die Akkommodation nicht mehr reicht und wo daher die Erkennbarkeit wieder wegf\u00e4llt. Man bekommt auf diese Weise f\u00fcr eine bestimmte Anfangseinstellung der Linse den totalen Akkommodationsraum, der durch zwei Linien, eine obere und eine untere begrenzt ist. Stellt sich dann weiter heraus, dafs trotz der \u00c4nderung der Lage des Fixationszeichens, jener Akkom-modationsraum sich nicht \u00e4ndert, so mufs man konsequenterweise schliefsen, dafs die paraxiale Akkommodation von der Lage des zentralen Fixierzeichens unabh\u00e4ngig ist, die obere Linie der der maximalen Relaxation, die untere der maximalen Kr\u00fcmmung der Linse entspricht.\n\u00a7 4. In praktischer Ausf\u00fchrung gestaltete sich die Untersuchung folgendermafsen : Auf einer grofsen Tischplatte wurde eine Reihe konzentrischer Kreise in Abst\u00e4nden von je 10 cm gezeichnet; die Kreise waren noch in Abst\u00e4nden von je 10\u00b0 durch Radien geteilt. Das verkleinerte Bild hiervon reproduzieren die beigelegten Zeichnungen.\nDas Fixierzeichen bestand aus einem schwarzen Punkt auf weifsem Karton. Drei parallele Striche von 2 mm Breite, 2 mm Abstand und 2 cm L\u00e4nge in vertikaler Richtung stellten das paraxial zu betrachtende Objekt dar, da es sich gezeigt hat, dafs von 100 seitlich ab diese Breite der Streifen von der Grenze der Erkennbarkeit und zwar im allgemeinen auf dem ganzen Felde nicht weit entfernt ist.1 Das Fixierzeichen und die Streifen waren auf verschiebbaren Stativen befestigt und befanden sich mit dem Auge in der horizontalen Hauptebene, auf welche sich\n1 Wir wollen nicht behaupten, dafs diese Breite auch in der Tat die Grenze der Erkennbarkeit bildet. Sie hat sich nur praktisch als ausreichend erwiesen.\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\n.Sftrioij\u00eestc Loria.\nauch s\u00e4mtliche Untersuchungen beziehen. Die ganze Untersuchung wurde in einem hellen gleichm\u00e4\u00dfig beleuchteten Saal bei Tage ausgef\u00fchrt. Die Untersuchungsperson safs \u2014 den Kopf wie \u00fcblich in einer Kinnst\u00fctze befestigt \u2014 mit dem R\u00fccken gegen das Fenster gewandt, so dafs die aufgestellten Objekt\u00ab1 gleichm\u00e4\u00dfig hell beleuchtet waren. Untersucht wurde das linke Auge, das rechte war w\u00e4hrend der Untersuchung zugedeckt Die untersuchte Person richtete das Auge auf den zentralen Fixations-punkt : sobald sich das Auge ruhig verhielt, wurde der Beobachter auf ge fordert, seine \u201eAufmerksamkeit dem seitlichen Teile des Gesichtsfeldes zuzuwenden\u201c, sodann der vor dem seitlichen Objekte stehende Schirm weggenommen und der Beobachter sollte \u00fcber das, was er gesehen hat, entscheiden. Dabei kontrollierte der vor dem Beobachter stehende Experimentator, ob das Auge wirklich unbeweglich blieb.\nDer Gang der Untersuchung war folgender: Bei einer gegebenen Lage des zentralen Fixierzeichens r\u00fcckte man das seitliche Objekt l\u00e4ngs der Radien dem Auge n\u00e4her. Es wurde zuerst der entfernteste Punkt, in welchem das Objekt erkannt war, ermittelt; dann wurden der Reihe nach die Schnittpunkte des Radius mit dem Kreise auf die Erkennbarkeit des Objektes gepr\u00fcft und endlich der dem Auge am n\u00e4chsten hegende Punkt gesucht, wo das Objekt noch erkennbar ist. Besondere Sorgfalt wurde der Ermittlung der Grenzpunkte zugewendet Indem man einmal mit dem Objekte von oben dem Akkommodationsraumt* zu sich u\u00e4herte, das andere Mal vom Akkommodationsraume nach oben 3ich entfernte, ermittelte man die Grenzpunkte a\u00df Mittelwerte beider Ablesungen. Die Zahl der gemachten Beobachtungen betrug gew\u00f6hnlich in jedem Punkte vier, an den Grenzen jedoch in der Regel mehr, so da\u00df die Gesamtzahl der zur Bestimmung des Feldes, auf welchem das Objekt erkannt war, bei einer bestimmten Lage des Fixationspunktes gemachten Beobachtungen sich ungef\u00e4hr auf 2400 bel\u00e4uft. Die ganze Reihe von Beobachtungen wurde bei jeder neuen um je 10 cm von der fr\u00fcheren sich unterscheidenden Entfernung des Fixationszeichens wiederholt. Zu bemerken sei noch, da\u00df die Versuchspersonen sich anfangs zwei Wochen lang im seitlichen Sehen ge\u00fcbt haben und dafs w\u00e4hrend der Beobachtung nach je 5\u20148 Bestimmungen eine Pause gemacht wurde. An dieser Untersuchung haben die Herren Stud. phil. Phegee, Stud. phil. Kolodziejski und Stud. phil. Stets","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n165\nteilgenommen. Ich benutze die Gelegenheit, um ihnen f\u00fcr ihre Geduld und Aufopferung meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Ich schulde auch Herrn Dr. Bbudzewski Dank, der mit bereitwilliger Liebensw\u00fcrdigkeit die Augen der Herren untersucht hat.\n\u00a7 5. Das Resultat der nach geschildertem Verfahren ausgef\u00fchrten Untersuchung lautet : Das Feld, auf welchem das seitlich gestellte Objekt erkannt wird, ist vollkommen unabh\u00e4ngig von der Lage des Fixationszeichens.\nIch gebe hier die Untersuchungsresultate in tabellarischer und graphischer Form wieder.\nUntersuchungsperson : Herr Pkeger. Die vom Herrn Dr. Bbudzewski mitgeteilten Daten lauten: Beiderseitige Emetropie. Das Innere des Auges ohne Ver\u00e4nderung; die Sehsch\u00e4rfe links V =* 1, rechts etwas gr\u00f6fser V \u2014 */8, Punctum proximum 10 cm.\nTabelle I. Obere Linie.\n\tVersuchsreihe I\t\t\t\tVersuchsreihe II\t\t\n\t\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinauf- gehend\tMittel- wert\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\n\t10\u00bb\t95\t105\t100\t95\t105\t100\n\u20223\t20\"\t60\t70\t65\t60\t70\t65\n\u00a9\t30\u00b0\t55\t65\t60\t60\t60\t60\n\t40\"\t40\t40\t40\t35\t45\t40\n\t60\u00ab\t16\t25\t20\t15\t25\t20\n\t10\u00b0\t95\t105\t100\t95\t105\t100\nfl8 \u00e4 S\u00fc\t20\u00b0\t60\t70\t65\t60\t70\t65\n\t25\u00ab\t55\t65\t60\t55\t65\t60\n\t30\u00b0\t45\t55\t60\t50\t50\t60","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nStdnislaw Larin.\nUntere Linie.\n\u2022\t\tVersuchsreihe I\t\t\tVersuchsreihe II\t\t\n\u25a0\t\tvon oben\tvon nnten\tMittel- wert\ti von oben\tvon unten\tMittel- wert\n\t\therab- steigend\thinauf- 1 gehend\t\therab-t steigend\thinauf- gehend\t\n\u00fc\t10\u00b0\t8\t12\t10\t8\t12 |\t10\n\u00a9 -*->\t20\u00b0\t10\t10\t10\t10\t10\t10\n\t30\u00ab\t8\t12\t10\t10\t10\t10\n\"S a \u00bb\t10\u00bb\t10\t10\t10\t10\tio !\t10\n\t20\u00ab\t5\t15\t10\ti!\t8\t12 1\t10\nTaf. I.\n\nTafel I. Die obere Grenzlinie auf der lateralen Seite beginnt bei (100 cm 10\u00b0), geht leicht gew\u00f6lbt durch den blinden Fleck zum Punkt (65 cm 20 \u00b0), erf\u00e4hrt hier zwischen 200 und 300 eine leichte Biegung und f\u00e4llt mit kleiner W\u00f6lbung \u00fcber (40 cm 40 \u00b0j auf (20 cm 50\u00b0) hinunter. Die untere Grenzlinie umschreibt hier von dem Punctum proximum an einen Bogen, geht also durch die Punkte (10 cm 10\u00b0), (10 cm 20\u00b0), (10 cm 30\u00b0) und wendet sich dann nach unten. Diese Strecke war aber infolge der kleinen Entfernung vom Auge schwer zu untersuchen und ist daher als unsicher mit Punkten angezeigt.\n\u00c4hnlich gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse auf der nasalen Seite. Die obere Grenzlinie f\u00fchrt, ebenso wie die laterale gew\u00f6lbt, von (100 cm 10 \u00b0) nach (65 cm 20 \u00b0). Es folgt nun zwischen (2011 und 30\u00b0) eine Biegung, die sich jedoch nur bis (60 cm 25\u00b0) er-","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n167\nstreckt; die Linie senkt sich noch eine kleine Strecke weit nach unten und endet bei (50 cm 30\u00b0). Von der unteren Linie liefsen sich nur die Punkte (10 cm 10\u00b0), (10 cm 20\u00b0) genau bestimmen.\nDie Aussagen des Beobachters lauten: Von der unteren Linie hinauf erstreckt sich der Raum, in welchem das seitliche Objekt relativ deutlich erkannt wird. Es folgt dann ein Raum, in dem die Aussage unsicher wird und \u201emehr als zwei Streifen\u201c lautet. Die obere Grenze dieses Raumes wird hier eben als obere Grenze des seitlichen Feldes angegeben. Von dieser oberen Linie weiter hinauf wird das Objekt unerkennbar : Die Aussagen lauten \u201ezwei Streifen\u201c, \u201eein Streifen\u201c, \u201eein Fleck\u201c.\nVersuchsperson Herr Stein. \u201eBeiderseitige Myopie, die sich durch 4,5 D verbessern l\u00e4fst. Man erzielt dabei am linken Auge die volle (V = \u2022/\u00ab), am rechten nur die unvollst\u00e4ndige (V = etwas weniger als \u00b0/s) Sehsch\u00e4rfe. Mit Zylindern wird keine Verbesserung erreicht. Die ophthalmoskopische Untersuchung ergab nichts Anormales. \u00dcbrigens besteht ein anscheinendes Schielen, das jedoch ohne Bedeutung und \u2014 meiner Ansicht nach \u2014 durch die negative Lage des Winkels c zu erkl\u00e4ren ist.\u201c Die Untersuchung ergab:\nTabelle II.\nObere Linie.\n\tVersuchsreihe I\t\t\t\tVersuchsreihe 11\t\t\n\tvon oben 1 herab-: steigend\t\tvon unten hinauf- gehend\tvon oben Mltte1\u2019 herab-wert j' steigend\t\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\n\t10\u00ae\t50\t60\t50\t50\t60\t60\n\t20\u00ae\t35\t45\t40\t35\t45\t40\n?\t26\u00b0\t35\t\u2014\t35\t35\t\u2014\t36\n3\t27\u00ae\t25\t35\t30\t25\t35\t30\n\t30\u00ae\t20\t20\t20\t20\t20\t20\n\t40\u00ae\t15\t25\t20\t16\t25\t20\n\t50\u00ae\t8\t12\t10\t10\t10\t10\n\t10\u00ae\t60\t50\t60\t60\t50\t50\n\t20\u00ae\t35\t46\t40\t40\t40\t40\ns\t25\u00ae\t35\t\u2014\t35\t1\t35\t\u2014\t35\n\t27\u00ae\t30\t30\t30\t30\t30\t30\n\t30\t1\t15\t26\t20\t!\t15\t25\t20","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nStamxtaic Loria.\nUntere Linie.\nBeide Versuchsreihen identisch\n\t\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\nS3 Ix \u00a9 \u25a0*\u00bb\t10\u00bb\t40\t40\t40\n03 a\t26\u00b0\t40\t30\t35\nNasal\t10\u00ae\t40\t40\t40\n\t25\u00ae\t40\t30\t35\nTaf. II.\nTafel II. Die \u00e4ufsere Grenzlinie beginnt bei dem Punkt (50 cm 10\u00b0), sie geht mit leichter W\u00f6lbung durch den blinden Fleck und den Punkt (40 cm 20 #) bis nach (35 cm 25 \u00b0) hinunter. Von hier aus f\u00fchrt sie in fast gerader Richtung durch (30 cm 27 \u00b0) nach (20 cm 30 \u00b0) weiter, biegt zwischen 30 0 und 400 stark um und endet bei (10 cm 50\u00b0). Die untere Grenzlinie beginnt schon bei (40 cm 10\u00b0), \u00fcberschreitet den blinden Fleck und m\u00fcndet bei (35 cm 25\u00b0) in die \u00e4ufsere ein. Vollst\u00e4ndig symmetrisch gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse auf der nasalen Seite des Gesichtsfeldes.\nWas an dem Verlauf der erhaltenen Linien zuerst auff\u00e4llt, ist der Umstand, dafs die \u00e4ufsere Linie so verl\u00e4uft, als ob das Auge weniger myopisch w\u00e4re, wie die \u00e4rztliche Untersuchung ergab. Das wird wohl darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, dafs die an-","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n169\ngegebene Myopie ohne Atropinisierung des Auges gemessen wurde.\nVergleicht man den hier ermittelten Akkommodationsraum mit dem vorher besprochenen, so f\u00e4llt vor allem das Zusammenschmelzen des ganzen Raumes von dem Winkel 25\u00b0 an in eine Linie, auf. Diese Erscheinung w\u00e4re ohne weiteres verst\u00e4ndlich, wenn wir genauere Daten \u00fcber den Nahe- und den Fempunkt des Auges zur Verf\u00fcgung h\u00e4tten. Da die Akkommodationsbreite f\u00fcr paraxiale Entfernungen mit dem zunehmenden Winkel stark abnimmt, so ist es verst\u00e4ndlich, wenn sie in dem Falle, wo sie zentral sehr gering ist, paraxial in eine Linie zusammenschmilzt. Wie interessant auch der Fall ist, so war es uns doch leider unm\u00f6glich, das Auge des Herrn St. infolge seiner raschen Abreise einer nochmaligen genaueren Untersuchung unterziehen zu lassen.\nDas Zusammenschmelzen des ganzen Raumes in eine Linie gab Veranlassung zu einem psychologisch sehr wichtigen Versuch.\nIst die deutliche Erkennbarkeit keine rein zentrale Funktion, sondern von dem Mechanismus des Akkommodationsapparates im Sinnesorgane abh\u00e4ngig, so mufs man konsequenterweise folgenden Schlufs ziehen: Da einer Einstellung der Linse eine ganze Linie in der horizontalen Ebene des Gesichtsfeldes (eine Fl\u00e4che im Raume) derart entspricht, dafs alle auf dieser Linie (event, im Raume auf einer entsprechenden Fl\u00e4che) sich befindenden Punkte, als Bildpunkte auf der Retina sich abbilden, 60 m\u00fcssen alle in verschiedenen Punkten einer solchen Linie gleichzeitig aufgestellten Objekte auch gleichzeitig am deutlichsten erkannt, oder \u2014 anders ausgedr\u00fcckt \u2014 gleichzeitig \u201edurch die Aufmerksamkeit umfafst werden\u201c. Diese Konsequenz, welche weiter ausf\u00fchrlicher behandelt ist, haben wir zuerst beim Herrn St. best\u00e4tigt gefunden.\n\u00a7 6. Endlich wurde noch die erste Frage mit dem Herrn Kolodziejski untersucht und die eindeutige Beziehung der Einstellung der Linse zur Lage des paraxial aufgestellten Objektes best\u00e4tigt gefunden.\nII.\n\u00a7 7. Nach der Feststellung der eindeutigen akkommodativen Einstellung des Auges f\u00fcr die Entfernungen paraxial liegender Objekte, handelte es sich jetzt darum\n1. den genauen Verlauf dieser Linie zu ermitteln, welche als Objekt betrachtet, bei vollkommener Abspannung der Linse,","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nSianitla a- Lot-ia.\nder Retina als Lage der Bildpunkte konjugiert ist, d. h. die-jenigen Punkte in der horizontalen Ebene zu bestimmen, welche sich bei vollst\u00e4ndiger Abflachung der Linse auf der Retina abbilden ;\n2. ebensolche Linien f\u00fcr andere Einstellungen der Linse zu ermitteln.\nAn den Untersuchungen, \u00fcber welche im nachfolgenden berichtet wird, haben die Herren Stud. phil. Kolodziejski und Stud, med. Fl. teilgenommen. Ich f\u00fchle mich verpflichtet, ihnen f\u00fcr den regen Anteil bei dieser Arbeit meinen w\u00e4rmsten Dank auszusprechen. Die Atropinisierung der Augen sowie die genaue Augenpr\u00fcfung verdanke ich dem Herrn Prof. Dr. Wiche rklewioz, Direktor der okulistischen Klinik. Es sei mir gestattet, f\u00fcr das freundliche Entgegenkommen meinen verbindlichsten Dank auszudr\u00fccken.\nDie Angaben \u00fcber beide Augen sind folgende: Herr K. \u201eBeiderseitige Hypermetropic 0,25 D, Sehsch\u00e4rfe 1. s/6, r. %, Sn 0,5 : 10 cm oo.\u201c Herr Fl. : \u201eDas rechte Auge normal Sehsch\u00e4rfe \\ ; das linke myopisch 1,25 D p. prox. 10. Akkommodation gut/\n\u00a7 8. Um den Verlauf der Linie des deutlichsten Sehens bei vollst\u00e4ndiger Abflachung der Linse zu ermitteln, hat man das untersuchte (linke) Auge atropinisiert und nach dem oben geschilderten Verfahren, auf dem bereits beschriebenen Perimeter, l\u00e4ngs der Radien von je 5\u00b0 Abstand, diejenigen Punkte gesucht, in welchen das Objekt am deutlichsten gesehen war. Als Objekt dienten 3 parallele schwarze Streifen von je 1,5 mm Breite und Abstand. Da jetzt der Zustand des Auges infolge der Atropininjektion fixiert war, so kann von der Gefahr, dafs man infolge eines etwa zu nahen Heranr\u00fcckens in die Sph\u00e4re der Akkommodation hineingekommen ist, nicht mehr die Rede sein, und es ist mithin die Lage desjenigen Punktes auf jedem Radius, dessen Bild sich am sch\u00e4rfsten auf der Retina abbildete eindeutig bestimmt worden. \u201eAm deutlichsten gesehen\u201c lautete die entsprechende Aussage der untersuchten Person.\nUm den Punkt des deutlichsten Sehens breitet sich auf jedem Radius eine Strecke aus, wo die drei Streifen als solche noch erkannt, jedoch minder scharf gesehen-werden. Das ergibt sich daraus, dafs man zwar die scharfe Abbildung eines Objektes auf einem Schirm (in unserem Falle auf der Retina) nur dann bekommt, wenn der Schirm in der Bildebene sich befindet ; mau","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n171\nbekommt jedoch auch eine Abbildung, wenn auch minder scharf, wenn der Schirm den Strahlenb\u00fcndel etwas vor oder hinter der Bildebene schneidet. Die L\u00e4nge dieser Strecke h\u00e4ngt ab 1. von der Gr\u00f6fse des Objektes, 2. von der Gr\u00f6fse der Pupille. Sie ist gr\u00f6fser, wenn das Objekt gr\u00f6fser ist, sie verk\u00fcrzt sich, wenn die Pupille sich vergr\u00f6fsert.\nEs mag hier hervorgehoben werden, dafs die Beobachter sehr leicht die Lage angeben, wo das Objekt am sch\u00e4rfsten gesehen wird. Man ermittelt auch die Lage dieses Punktes, wenn man die ganze Strecke l\u00e4ngst eines Radius, auf welcher die Streifen als \u201edrei\u201c erkannt werden, halbiert.\n\u00a7 9. Die Untersuchung, welche eine halbe Stunde nach der Injektion des Atropins bei Tageslicht in der bereits geschilderten Weise erfolgte, ergab folgende Resultate:\nHerr K. :\nTabelle III.\nVersuchsreihe I\t\t\t\tVersuchsreihe II\t\t\n\t!\tvon oben\tvon unten\tvon oben\tvon unten\tMittel-\n\t\therab-\thinauf-\therab-\thinauf-\t\n\t!\tBteigend\tgehend\tsteigend\tgehend\twert\n\t6\"\t66\t70\t65\t70\t67\n\t10\u00b0\t55\t45\t60\t60\t50\n\u00ab1 fr\u00ab CD\t20\u00b0\t25\t30\t26\t30\t27\n09 hl\t25\u00b0\t15\t20\t15\t20\t17\n\t30\u00b0\t10\t15\t10\t15\t12\n\t36\u00ae\t10\t10\t10\t10\t10\n\t5\u00bb\t65\t70\t65\t70\t67\n\t10\u00ae\t45\t55\t50\t50\t50\n\u20223\t20\u00ae\t25\t30\t25\t30\t27\nS\t26\u00ab\t16\t20\t15\t20\t17\n\t30\u00ae\t10\t15\t10\t15\t12\n\t36\u00ab\t10\t10\t10\t10\t10\nGraphisch sind diese Resultate auf der Tafel III Kurve (a) dargestellt.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nStanislaw Loria.\nHerr Fl.:\nTabelle IV.\nVersuchsreihe I\t|\tVersuchsreihe II\nii\n\t1 1\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinauf-gehend\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\n\t10\u00b0\t65\t75\t70\t70\t70\n\t20\u00b0\t50\t60\t50\t60\t65\n\u00f6S u \u00a9\t25\u00b0\t|\t40\t40\t35\t45\t40\nce\t30\u00bb\t30\t30\t30\t30\t30\n\t35\u00b0\t,\t20\t25\t20\t25\t22\n\t40\u00bb\t15\t20\t15\t20\t17\n\te O\t70\t70\t65\t75\t70\n\t15\u00ae\t55\t65\t55\t55\t55\n\"3\t20\u00b0\t40\t50\t40\t60\t45\n<c cd\t25\u00b0\t30\t40\t35\t35\t35\n\t30\u00ae\t25\t25\t25\t25\t25\n\t35\u00ae\t20\t20\t20\t20\t20\n\t40\u00ab\t10\t20\t15\t15\t15\nGraphisch sind diese Resultate auf der Tafel IV Kurve (a) dargestellt.\n(Die auf der Tafel III als (b) bezeichnete Kurve gibt die obere Grenze an, bis zu welcher die 1,5 mm breiten Streifen als \u201emehr wie zwei Striche\u201c gesehen werden.)\n\u00a7 10. Die beiden gefundenen Kurven wiederholen die bereits von Helnbich angegebene und in meiner ersten Untersuchungsreihe zum Ausdruck gebrachte Tatsache, dafs das Auge f\u00fcr paraxial gestellte Objekte myopisch ist. Im Unterschiede von den Beobachtungen Heinrichs zeigt sich \u00fcberall, dafs die Myopie f\u00fcr paraxial gestellte Objekte mit dem Winkel zunimmt, d. h. dafs die Punkte des deutlichen Sehens um so weniger vom Auge entfernt sind, je gr\u00f6fser der Winkel ist, unter welchem das Objekt seitlich gestellt wird.\nDer Verlauf der beiden Kurven spiegelt die Beschaffenheiten der untersuchten Augen ab:\nDas Auge, dem die Kurve (a) auf der Tafel III angeh\u00f6rt, ist zentral hypermetropisch. Bei 5 0 seitlich ist es schon myopisch","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n173\n(Fernpunkt 95 cm), die Grenzlinie des Feldes mufs daher auf dieser Strecke sehr steil hinunterfallen. Dann nimmt die Entfernung der Fernpunkte vom Auge auf den weiteren Radien rasch ab.\nDas Auge, dem die Kurve (a) auf der Tafel IV entspricht, ist myopisch, sein Fempunkt liegt zentral in der Entfernung von 80 cm. Paraxial iBt auch hier das Auge stark myopisch, die paraxiale Myopie nimmt aber mit dem Winkel nicht so rasch zu \u25a0wie es bei dem hypermetropischen Auge der Fall war. Dies bedeutet: Das hypermetropische Auge ist in der Richtung des axialen Strahles zu kurz, in der Richtung der paraxialen Strahlen relativ lang. Deswegen ist der ganze Verlauf der Kurve sehr steil. Das myopische Auge ist in der Richtung des axialen Strahles zu lang und in der Richtung der paraxialen Strahlen relativ kurz. Deswegen ist der ganze Verlauf der Kurve bedeutend flacher.\nDer Verlauf der unteren Grenzlinien gibt in beiden F\u00e4llen nichts Wesentliches. Es mag nur bemerkt werden, dafs beim Herrn K. die Linie so nahe dem Auge liegt, dafs es unm\u00f6glich war, sie mit Hilfe meiner Objekte zu ermitteln.\nHat man den Verlauf der oberen Grenzlinie bei atropini-siertem Auge kennen gelernt, so ist es nicht schwer sich zu \u00fcberzeugen, dafs auch bei nicht atropinisiertem Auge die Objekte erst von dieser Linie an scharf gesehen werden.\n\u00a7 11. Aus dieser Tatsache ergibt sich eine f\u00fcr die Untersuchung der peripheren Sehsch\u00e4rfe wichtige Folgerung. Man kann die periphere Sehsch\u00e4rfe nur in der Form messen, dafs man zuerst die \u00e4ufsere Grenzlinie der paraxialen Akkommodation feststellt und dann auf dieser Linie die kleinsten noch erkennbaren Objekte ermittelt. Geht man \u00fcber diese Linie hinaus, so mufs infolge der Myopie des Auges die Erkennbarkeit der Objekte viel rascher abnehmen, als es aus der Verminderung des Winkels, unter welchem die Objekte gesehen werden, folgen w\u00fcrde. Die Abnahme des Sehwinkels verbindet sich in diesem Falle mit der Wirkung der paraxialen Myopie.\nUm diese Konsequenz experimentell zu pr\u00fcfen, habe ich die Grenzen festgestellt, bis zu welchen drei parallele Striche als \u201emehr als zwei Striche\u201c erkannt werden. Es wurden daher mit den beiden Untersuchungspersonen die \u00e4ufsersten Linien f\u00fcr drei parallele schwarze Streifen von","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nStanishiw Loria,\n1.\t3\tmm\tBreite,\t3\tmm\tAbstand,\t2\tcm\tL\u00e4nge\n2.\t4\tmm\t\u201e\t4\tmm\t\u201e\t2\tcm\t\u201e\n3.\t6\tmm\t\u201e\t6\tmm\t\u201e\t2\tcm\t\u201e\ngesucht.\nDie entsprechenden Ergebnisse lauten:\nHerr K.:\nTabelle Y. Taf. III.\nObjekt 3 mm.\nLateral\nNasal\n\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\t\tvon oben herab-eteigend\tvon unten hinauf- gehend\tMittel- wert\n5\u00ae\t100\t110\t105\t6\u00bb\t100\t110\t105\nO O H\t90\t95\t92\t10\u00bb\t90\t95\t92\n30\u00b0\t60\t60\t60\t15\u00ae\t70\t75\t72\n25\u00b0\t50\t55\t52\t20\u00b0\t60\t60\t60\n30\u00ae\t45\t50\t47\t25\u00ae\t45\t50\t47\n35\u00b0\t30\t35\t32\t30\u00ae\t30\t40\t35\nO O\t25\t30\t27\t35\u00ae\t25\t25\t25\n45\u00ae\t18\t20\t19 Objekt\t40\u00ae 4 mm\t\u2014\t\t\u2014\n5\u00ae\t110\t120\t115\t6\u00ae\t110\t120\t115\n10\u00b0\t100\t100\t100\t10\u00bb\t95\t105\t100\n20\u00bb\t60\t70\t65\t15\u00ae\t75\t80\t77\n25\u00bb\t55\t55\t65\t20\u00ae\t65\t60\t62\n30\u00bb\t45\t60\t47\t25\u00ae\t50\t50\t50\n35\u00ab\t30\t40\t35\t30\u00ae\t30\t40\t35\n40\u00bb\t25\t30\t27\t36*\t25\t30\t27\n45\u00ab\t15\t20\t17\t40\u00ae\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nObjekt 6 mm\n10\u00bb\t120\t125\t123\to e\t120\t125\n20\u00bb\t70\t70\t70\t15\u00ae\t100\t100\n25\u00ae\t60\t65\t62\t20\u00ae\t66\t70\n30\u00ab\t45\t50\t48\t25\u00ae\t50\t65\n35\u00ab\t35\t40\t37\t30\u00ae\t35\t45\n40\u00ae\t30\t30\t30\t35\u00bb\t25\t30\n45\u00bb\t15\t20\t17 ;\t40\u00ae\t\u2014\t\u2014","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n175\n199","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nStaniiknc Loria,\nHerr Fl.:\nTabelle VI. Taf. IV. Objekt 4 mm.\n\tvon oben herab-8 teigend\tvon unten hinaufgehend\tMittelwert |\t\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\n20\u00bb\t65\t65\t65\t!\t15\u00bb\t62\t65\t64\n26\u00b0\t40\t50\t45\t||\t20\u00bb\t45\t55\t50\n30\u00b0\t30\t40\t35 I!\t25\u00ae\t35\t40\t37\n35\u00b0\t25\t25\t25\t30\u00bb\t25\t30\t27\n40\u00bb\t15\t20\t17 i\t35\u00ae\t20\t20\t20\n\t\t\t1\t40\u00bb\t10\t20\t15\n\t\t\tObjekt 6\tmm\t\t\t\n20\u00b0\t65\t70\t67\t1\t15\u00bb\t75\t75\t75\n25\u00bb\t50\t55\t62 ij\t20\u00ab\t60\t65\t62\n30\u00bb\t35\t40\t37\t!\t25\u00ab\t40\t50\t45\n35\u00bb\t20\t30\t25\t30\u00bb\t25\t30\t27\nO O\t15\t20\t17 !;\t35\u00ae\t20\t20\t20\n\t\t\t\t40\u00ae\t10\t20\t15\nDie entsprechenden Linien sind auf der Tafel III mit den Buchstaben e, f, g, auf der Tafel IV mit e, f bezeichnet.\nAus dem Verlaufe dieser Kurven kann man die Wirkung der Myopie sehr leicht ermitteln. Nehmen wir z. B. auf der lateralen Seite der Tafel IV den Punkt (250 40 cm), in welchem das Objekt von 1,5 mm scharf erkannt wird, und fragen, wie weit k\u00f6nnte man das Objekt von 4 mm Breite vom Auge entfernen, damit es unter demselben Winkel gesehen werde.\nIst der Winkel a im Winkelmafs ausgedr\u00fcckt, so m\u00fcssen wir haben\n__ 1,5 mm ____\t4 mm\n400 mm (400 x) mm woraus\tx = 666-6 mm\nd. h. k\u00e4me die Myopie nicht in Betracht, so m\u00fcfste die Entfernung beider Punkte fast 66-7 cm betragen; man findet sie dagegen nur 5 cm grofs.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n177\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 40.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\niSiajiwiatt Loria.\nAuch in dem Verlauf der verschiedenen Kurven spiegelt sich die Wirkung der Myopie wieder. Je gr\u00f6fser der Winkel und mithin auch die Myopie des Auges, desto weniger entfernen sich die Linien voneinander. An der \u00e4ufseren Grenze des Gesichtsfeldes verlaufen sie trotz der bedeutenden Unterschiede der Objekte sehr dicht beisammen.\nIII.\n\u00a7 12. Der Versuch mit dem Herrn Stein zeigte, dais alle gleichzeitig in verschiedenen Punkten der Grenzlinie des Akkom modationsraumes gestellten Objekte auch gleichzeitig deutlich gesehen werden. Daraus ergibt sich ein Mittel, welches gestattet, f\u00fcr jeden beliebigen Zustand der Linse alle diejenigen Punkte zu finden, deren Bildpunkte auf die Retina fallen.\nMan mufs nur alle diejenigen Punkte im Raume aufsucbec. welche bei gegebener Einstellung der Linse am deutlichsten gesehen werden. Es ist aber unm\u00f6glich, einen beliebigen Zustand der Linse dauernd zu fixieren. Infolgedessen war es notwendig, den Versuch so auszuf\u00fchren, dafs man sicher sein k\u00f6nnte, dafs die Linse w\u00e4hrend der Zeit des Versuchs unbeweglich in dem gew\u00fcnschten Zustande bleibt.\nDie dazu f\u00fchrende \u00dcberlegung war folgende : L\u00e4fst man in vollst\u00e4ndig dunklem Raume ein leuchtendes Objekt fixieren, so wird der Akkommodationszustand der Linse durch die Lage des zentral aufgestellten Objektes eindeutig bestimmt. Erscheint dann seitlich ein leuchtendes Objekt auf so kurze Zeit, dafs w\u00e4hrend derselben die Linse ihren Zustand reflexartig nicht ver\u00e4ndern kann, so wird das Objekt nur dann deutlich erkannt, wenn es sich in einer Entfernung befindet, von welcher sein, bei dem durch die Lage des zentralen Fixierzeichens bestimmten Zustande der Linse erzeugtes Bild auf die Retina f\u00e4llt. Befindet sich das Objekt in anderer Entfernung, so wird es nicht erkannt werden k\u00f6nnen.\n\u00a7 13. Die Ausf\u00fchrung aller Untersuchungen gestaltete sich folgendermafsen :\nAls Objekte, mit welchen man die Untersuchung machte, dienten kleine schwarze, auf Stativen befestigte Kasten. Die Vorderseite eines solchen Kastens war mit einer matten Scheibe versehen, auf welcher beliebige schwarze Buchstaben oder Streifen angebracht werden konnten. Im Inneren des Kastens befand","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n179\nsich eine zur Beleuchtung der Scheibe dienende, kleine, 12 Volt starke Gl\u00fchlampe. Ein ebensolcher Kasten mit Momentverschlufs diente zur Aufstellung an der Peripherie.\nFig. 1.\nDas periphere Objekt. A ... im Querschnitt\nB ... Vorderansicht M. .. Momentverschlufs Q . . . Gl\u00fchlampe S .. . Scheibe.\nDie Fig. 1 zeigt die Skizze eines solchen mit Momentverschlufs versehenen Kastens.\nDie Untersuchung wurde in vollkommen dunklem Zimmer ausgef\u00fchrt, damit das zentrale Fixierzeichen den Akkommodationszustand der untersuchten Person eindeutig bestimmen k\u00f6nnte und keinerlei st\u00f6renden Einfl\u00fcsse besonders seitens der peripher gestellten Objekte die Einstellung der Linse ver\u00e4nderten.\nNachdem man die untersuchte Person aufgefordert hat, das auf matter, durch die Gl\u00fchlampe beleuchteter Scheibe angebrachte\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nStanislaw Loria.\nZeichen su fixieren, \u00d6ffnete man auf sehr kurze Seit den Moment-verschlufe, mit welchem eine ebenso beleuchtete, mit drei schwanen Streifen versehene Scheibe des seitlich aufgestellten Kastens geschlossen war und befragte die untersuchte Person \u00fcber das Gesehene.\nAuf solche Weise suchte man l\u00e4ngs der Radien diejenigen Punkte, in welchen die drei Streifen am deutlichsten gesehen werden.\nSorgt man daf\u00fcr, dafs die Expositionszeit des peripher gestellten Objektes gen\u00fcgend klein ist, um jede reflexartig auftretende \u00c4nderung der Akkommodation zu vermeiden, so sind hier die Verh\u00e4ltnisse in bezug auf die Genauigkeit der Bestimmung der Lage des Objektes dieselben wie die bereits bei der Untersuchung des atropinisierten Auges besprochenen. Hier und dort haben wir mit festgelegter Kr\u00fcmmung der Linse zu tun. In der fr\u00fcheren Untersuchung geschah diese Festlegung mit Hilfe des Atropins, hier erreichte man dasselbe dadurch, dafs das Auge ein gegebenes zentrales Zeichen genau fixierte und alles vermieden wurde, was eine St\u00f6rung dieser Fixation bewirken k\u00f6nnte.\nMan findet daher auch bei den Untersuchungen im Dunklen, dafs auf jedem Radius zu beiden Seiten des Punktes des deutlichsten Sehens sich kurze Strecken befinden, wo die Beitlich gesehenen Streifen noch erkannt werden. Der Punkt, in welchem die Streifen am deutlichsten wahrgenommen werden, liegt in der Mitte dieser Strecke. In unserer Untersuchung waren f\u00fcr jeden Punkt vier Bestimmungen gemacht; zwei bei der Entfernung und zwei bei der Ann\u00e4herung des Objektes ans Auge. Es sei noch bemerkt, dafs man daf\u00fcr sorgen mufs, dafs das zentral stehende Objekt nicht zu dunkel sei im Vergleich mit der momentan exponierten peripheren Scheibe. Ist hierf\u00fcr gesorgt \u2014 ich erreichte es dadurch, dafs ich in jedem Kasten dieselbe 12 Volt starke Gl\u00fchlampe anbringen liefe \u2014 so k\u00f6nnen die Punkte, welche f\u00fcr eine durch das zentrale Objekt bestimmte Kr\u00fcmmung der Linse scharf gesehene Objektpunkte bilden, ermittelt werden.\n\u00a7 14. Die Resultate dieser Untersuchungsreihe lauten folgendermafsen :\nVor allem wurden die Linien, welche bei vollst\u00e4ndiger Abflachung der Linse zur Retina als Ort der Bildpunkte konjugiert sind, von neuem gepr\u00fcft. In das zentrale Punctum remotum des","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchung** \u00fcber das periphere Sehen.\n181\nmyopischen Auges ist ein Fixationsobjekt gestellt worden. Mit peripher gestellten Objekten suchte man diejenigen Punkte auf, in welchen bei scharfer Fixation des zentralen Zeichens die momentan erscheinenden peripheren Objekte am deutlichsten wahrgenommen werden. Es ergab sich die bereits gefundene Linie von neuem. Dann wurden auf der gefundenen Linie in verschiedenen Punkten, d. h. in dem zentral und in den peripher liegenden, die als Objekte dienenden drei Streifen an beleuchteten Scheiben, gleichzeitig aufgestellt, und alle auch gleichzeitig als \u201eam deutlichsten gesehen\u201c gefunden.\nDieselbe Untersuchung wiederholte man f\u00fcr einige andere Akkommodationszust&nde der Linse und fand jedesmal die den verschiedenen Einstellungen der Linse entsprechenden Linien. Immer wurden alle auf einer solchen Linie gleichzeitig auf-gestellten Objekte auch gleichzeitig als \u201eam deutlichsten\u201c gesehen. Selbstverst\u00e4ndlich konnten nicht alle Objekte gleich deutlich gesehen werden, denn das \u201eam deutlichsten\u201c weiter gegen die Peripherie zu steht in bezug auf Deutlichkeit weit hinter dem in der N\u00e4he des Zentrums gelegenen zur\u00fcck.\nBei dem hypermetropischen Auge war es unm\u00f6glich, den Zustand der vollst\u00e4ndigen Abflachung der Linse durch die Aufstellung eines zentralen Zeichens zu fixieren. Hier haben wir daher den Akkommodationszustand des Auges durch die periphere Aufstellung eines Objektes auf der f\u00fcr die vollkommene Abflachung der Linse gefundenen Linie fixiert, und sobald dies geschehen war, konnte man feststellen, dafs ein anderes beliebig peripher aufgestelltes Objekt nur dann gleichzeitig mit dem ersten gesehen wurde, wenn es sich auf derselben Linie befand.\n\u00dcber den Verlauf der Linien, welche anderen Akkommodationszust\u00e4nden des Auges entsprechen, haben wir folgendes gefunden.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nStanislaw Loria,\n1. Versuchsperson Herr K. :\nTabelle VH. Tafel III.\nFirierzeichen (120 cm 0 \u00b0)\nVersuchsreihe I\tj Versuchsreihe II\nli\n\tvon oben herabsteigend\t\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\tvon oben herabsteigend\tvon unten hinauf-gehend\tB\u00fcttel- wert\n\t6\u00b0\t60\t70\t66\t60\t70\t66\n2\t\u00a9 e\t42\t64\t48\t40\t66\t48\ns -\u00aba*\t20\u00ae\t20\t28\t24\t22\t30\t24\n\t26\u00b0\t13\t20\t16\t13\t20\t16\n\t30\u00ae\t10\t16\t12\t10\t16\t12\n\t6\u00ae\t65\t70\t62\t66\t70\t62\n\u00dc\t10\u00bb\t36\t60\t48\t36\t60\t48\n1\t16\u00ab\t26\t40\t37\t26\t40\t37\n\u00ce5\t20\u00bb\t20\t30\t26\t20\t30\t25\n\t26\u00bb\t16\t20\t17\t16\t20\t17\nFixierzeichen (66 cm 0\u00b0)\n\t10\u00bb 1\t30\t46\t37\t30\t45\t37\n18 u\t20\u00bb\t16\t22\t19\t15\t23\t19\nS 3\t26\u00ae\t13\t18\t15\t15\t16\t15\n\t30\u00ae\t|\t11\t11\t11\t10\t12\t11\n\u2019S '\t10\u00bb\t30\t43\t36\t30\t43\t36\n3\t16\u00bb 1\t20\t30\t25\t20\t30\t25\n\u00a34\t20\u00bb\t15\t20\t17\t15\t20\t17\nDie entsprechenden Linien sind auf der Tafel IH mit den Buchstaben, c, d bezeichnet.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n183\n2. Versuchsperson Herr Fl. :\nTabelle VIII. Tafel IV.\nFixationspunkt (62 cm 0\u00b0)\nVersuchsreihe I\tVersuchsreihe II\n!i\n\tfvon oben i herab-\u25a0 steigend\t\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\ti von oben herabsteigend\tvon unten hinaufgehend\tMittel- wert\n\t10\u00b0\tii 46\t60\t47\ti 46\t50\t47\n\u2019S\t20\"\t32\t35\t34\t30\t37\t34\n9 w\t25\u00b0\t27\t30\t28\t25\t33\t28\n-3\t30\u00b0\t22\t26\t23\t22\t25\t23\n\t36\u00bb\t17\t20\t00 vH\t16\t20\t18\n\t10\u00bb\t46\t51\t48\t46\t50\t48\n\t15\u00bb\t1\t37\t40\t38\t37\t40\t38\n\u2019S 2\t20\u00bb\t30\t36\t32\t30\t35\t32\n\t26\u00bb\t| 22\t25\t24\t20\t28\t24\n\t30\u00bb\t! 20\t20\t20\t15\t25\t20\n\t35\u00bb\t!\t17\t17\t17\t15\t19\t17\nFixationspunkt (34 cm 0\u00b0)\n\t10\u00ae\t! 25\t35\t30\t'1\t25\t35\t30\nA u 2 08\t20\u00bb\t20\t30\t25 j! 22\t20\t30\t25\n\t25\u00ae\t! 20\t25\t\t20\t25\t22\n\t30\u00bb\t16\t22\t18\t15\t20\t18\n\t10\u00bb\t25\t35\t30\t25\t35\t30\nNasal\t15\u00ae\t20\t30\t25\t20\t30\t25\n\t20\u00bb\t15\t26\t20\t16\t25\t20\n\t25\u00bb\t15\t20\t16\t15\t20\t16\nDie entsprechenden Kurven sind auf der Tafel IV mit den Buchstaben b, c bezeichnet.\nIV.\n\u00a7 15. Bestimmt man die Lage der Punkte in bezug auf das Auge durch seine Entfernung vom Auge und durch den Winkel, welchen der Einfallsstrahl mit der Achse des Auges bildet (wir wollen ihn kurz als den Winkel der paraxialen Aufstellung bezeichnen), so lassen sich die Resultate der Untersuchung folgenderma\u00dfen zusammenfassen.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nStanixhm Larin.\n1.\tDie akkommodative Einstellung des Auges auf paraxiale Entfernungen ist eindeutig durch die Lage des Objektes bestimmt, sie ist unabh\u00e4ngig von der Entfernung des Fixierzeichens, das man aufstellt, um die Unbeweglichkeit des Augapfels zu erzielen.\n2.\tDas Auge ist paraxial stark myopisch; die Myopie nimmt mit dem Winkel der paraxialen Aufstellung zu.\n3.\tDie Akkommodationsbreite nimmt mit dem Winkel der paraxialen Aufstellung ab.\n4.\tMan kann f\u00fcr jeden Zustand der Linse in der horizontalen Hauptebene eine Linie (im Raume mufs es eine Fl\u00e4che sein) als Gesamtheit derjenigen Punkte ermitteln, welche mit der Retina als Lage der Bildpunkte konjugiert sind (die Akkommodationslinie). Zwei solcher Linien, deren eine der maximalen Abflachung, die andere der maximalen Kr\u00fcmmung der Linse entspricht, begrenzen den totalen Akkommodationsraum des Auges.\n5.\tDie Grenzen des Akkommodationsraumes h\u00e4ngen von den Beschaffenheiten des Auges ab (vgl. die R\u00e4ume f\u00fcr das myopische und das hyper-metropische Auge auf der Tafel III und IV).\n6.\tStellt man in verschiedenen Punkten einer Akkommodationslinie axial und paraxial Objekte auf, so werden diese Objekte gleichzeitig am deutlichsten gesehen.\nV.\n\u00a7 16. Zuletzt wollen wir noch auf die psychologische Bedeutung der gewonnenen Tatsachen hinweisen.\nVor Heinrich war man gew\u00f6hnt, die Aufmerksamkeit als eine rein zentrale Funktion aufzufassen. Die Aufmerksamkeit war es, welche spontan aus dem Dargebotenen das Einzelne in den Blickpunkt des Bewufstseins hinauf hob, das andere, das vorher im Blickpunkte war, zu der dunklen Masse zur\u00fccksinken liefe. Indem Heinrich auf die Inkonsequenzen, welche aus","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen.\n185\nsolcher Betrachtungsweise resultieren, hingewiesen hat,1 hat er sich auch gleichzeitig zur Aufgabe gestellt, den Mechanismus dieser Erscheinungen zu erforschen. Die Auffindung der paraxialen Akkommodation beim Auge und der Nachweis, dafs auch das Trommelfell als ein Akkommodationsapparat des Ohres anzusehen ist,\u00ae bilden u. a. zwei grundlegende Tatsachen, welche schon f\u00fcr sich allein gestatten, eine ganze Reihe von Erscheinungen \u201eder Funktion der Aufmerksamkeit\u201c dem Verst\u00e4ndnisse n\u00e4her zu bringen.\nBetrachten wir die Schlufsfolgerungen, welche sich aus den gefundenen Akkommodationserscheinungen ergeben. Indem Heineich die Akkommodationseinstellung der Linse f\u00fcr paraxial liegende Objekte nachgewiesen hatte, hat er somit den Mechanismus gefunden, der verst\u00e4ndlich macht, warum bei beliebiger Aufstellung der Objekte, das deutliche Auftreten des peripher aufgestellten Objektes, das zentral stehende undeutlich erscheinen l\u00e4fst.\nWir haben eine weitere Konsequenz gezogen. Sie zeigt, dafs das ganze Bild \u201evon der Aufmerksamkeit, welche das eine in den Blickpunkt des Bewufstseins hineinbringt, das andere dagegen aus demselben hinausschiebt\u201c \u2014 unhaltbar ist. Gerade auf dem optischen Gebiete, aus welchem diese bildliche Analogie gewonnen wurde, haben wir ein Verfahren eingeschlagen, welches diese Voraussetzung verwirft. In dem dritten Abschnitt unserer Untersuchung haben wir \u00fcberall die relativ am deutlichste Erkennbarkeit der gleichzeitig zentral und peripher gestellten Objekte konstatiert und aus dieser Tatsache die Methode zur Auffindung der Akkommodationslinien abgeleitet.\nAus der \u00dcberlegung, dafs die Erscheinungen des deutlichen Sehens der zentral oder peripher aufgestellten Objekte, durch die Akkommodationsfunktion des Auges zu erkl\u00e4ren sind, haben wir die weitere Schlufsfolgerung gezogen, dafs alle in den einer Akkommodationslinie entsprechenden Punkten aufgestellten Objekte \u201eam deutlichsten\u201c gesehen werden m\u00fcssen. Das Experiment hat diese Schlufsfolgerung best\u00e4tigt.\n\u00a7 17. Dieses Resultat stellt die bisherigen Untersuchungen \u201e\u00fcber den Umfang des Bewufstseins\u201c in ein ganz anderes Licht.\n1 W. Heinrich : Die moderne physiologische Psychologie in Deutschland. n. Aufl. 1898.\n* W. Heinrich : Sur la fonction de la membrane du tympan. Bulletin de l'Acad\u00e9mie des Sciences de Cracovie. Juillet 1903.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nStanixlaw L&ria.\nHat man fr\u00fcher in Anlehnung an das Bild, das man sich von der Funktion der Aufmerksamkeit konstruiert hat, die Frage untersucht: \u201ewie viel auf einmal in dem Blickpunkte des Be-wuf8tseins sich befinden kann\u201c \u2014 so zeigt unsere Untersuchung, dafs man bei optischen Eindr\u00fccken auf diese Frage folgendes antworten kann: \u201eAlles, was die Bedingung des \u201eoptimum\u201c der Einwirkung auf die Betina\u201c erf\u00fcllt; d. h. alles, was sich auf einer Akkommodationslinie (resp. einer Akkommodationsfl\u00e4che) befindet.\nMan kann auch die Erkl\u00e4rung daf\u00fcr finden, warum man bei den Untersuchungen \u00fcber den \u201eUmfang des Bewufstseins\u201c diese Tatsache nicht bereits l\u00e4ngst gefunden hat. Man bediente sich n\u00e4mlich immer solcher Objekte, welche sich auf einer Ebene befanden. Von derart aufgestellten Objekten konnten nur diejenigen deutlich gesehen werden, welche auf der Partie der Ebene lagen, wo sich diese an die Akkommodationsfl\u00e4che anschmiegt. Alles andere, weil aufserhalb der Akkommodationsfl\u00e4che liegend, mufste undeutlich gesehen werden.\nDerartige Versuche, weit entfernt \u00fcber den Umfang des Bewufstseins Aufschlufs geben zu k\u00f6nnen, sind im Anschlufs an unsere Untersuchungsmethode doch imstande, \u00fcber den Verlauf der Akkommodationsfl\u00e4che um den zentralen Fixationspunkt herum genauer zu orientieren.\nDieser Teil der Akkommodationsfl\u00e4che ist ja f\u00fcr die Erscheinungen des Sehens die wichtigste und bedarf noch einer weiteren Untersuchung. Deshalb sind auch die zentralen Partien der entsprechenden Kurven auf den Tafeln III und IV punktiert gezeichnet.\n(Eingegangen am 24. Juli 1905.)","page":186}],"identifier":"lit31972","issued":"1906","language":"de","pages":"160-186","startpages":"160","title":"Untersuchungen \u00fcber das periphere Sehen: Ein Beitrag zur Psychologie der Aufmerksamkeit","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:16.811108+00:00"}