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{"created":"2022-01-31T16:35:42.975045+00:00","id":"lit31984","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 206-208","fulltext":[{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"Litrratu rbrrich I.\n206\nR MicDoroALL. Tb\u00ab Itnctwe \u2022! Stafla HhytkB-Fom*. Ptyehol. lier.\nMonograph. Suppl. 4, 307\u2014412. (Harvard Ptyehol. Studiet 1). 1903.\nDer Verfasser stellt sich die Aufgabe, die objektiven Bedingungen der Rhythmisierung und die objektiven Verh\u00e4ltnisse einfacher rhythmischer Formen in untersuchen. Er benutzt dabei zum Teil geh\u00f6rte, zum Teil geklopfte Rhythmen. Demgem\u00e4fs besteht das verwendete Instrumentarium aus verschiedenen Apparaten. Die Versuchspersonen klopften mit dem Finger auf eine Mareysche Trommel, die Ausschl\u00e4ge wurden auf einem Kymographion aufgeschrieben und mit einer Zeitschreibung kontrolliert Ein Metronom diente zur Kontrolle der F\u00e4higkeit, mit den Fingern Takt zu halten. Die objektiven Rhythmen wurden zum kleineren Teil durch Telephonger\u00e4usche von variabler St\u00e4rke und Anordnung, zum gr\u00f6fseren aber durch einen geschickt erdachten Hammer- und Ambosapparat hervorgebracht, der mannigfache Variationen der Reizst\u00e4rken, Intervalldauem und Pausen erlaubte. (S. 313\u2014317. Abb. Tafel VTII.) Die Reizdauem sind dabei allerdings nicht variabel und die qualitative Ausgleichung der Reize bleibt unvollkommen. Die 14 Versuchspersonen waren durchweg psychologisch geschult, 5 von ihnen besafsen auch musikalische Schulung.\nDie Darstellung der zahlreichen sorgf\u00e4ltigen und gr\u00fcndlich bearbeiteten Versuche folgt nicht den einzelnen Versuchsgruppen, sondern den Ergeh nissen. Verfasser sucht das (353) zu rechtfertigen, hat aber den Referenten von der Zweckm\u00e4\u00dfigkeit des Verfahrens nicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Eine streng logische Anordnung l\u00e4fst sich doch nicht einhalten und bei der hier beliebten Form der Mitteilung ist jede Kontrolle, ver\u00e4nderte Gruppierung oder Betrachtung des Materials unter anderen Gesichtspunkten fast unm\u00f6glich gemacht. Man wird gezwungen, nur das aus den Versuchen zu folgern, was der Verfasser einem zeigen will. 8o sind z. B. die individuellen Verschiedenheiten der Personen nur als Fehlerquellen ber\u00fccksichtigt, w\u00e4hrend doch ein so umfangreiches Material Beitr\u00e4ge zur Kenntnis de\u00ab pers\u00f6nlichen Rhythmus h\u00e4tte liefern k\u00f6nnen. Vielleicht holt Herr M. eine Auswertung seiner Versuche unter diesem Gesichtspunkte noch einmal nach.\nAls elementare Bedingungen des rhythmischen Eindruckes werden Wiederholung, Betonung und Geschwindigkeit bezeichnet. Eine Wiederholung (mindestens eine subjektive) ist n\u00f6tig, aber auch gen\u00fcgend. (318f.) Die Betonung kann, wie schon oft hervorgehoben wurde, durch die verschiedensten objektiven Mittel erzeugt und durch subjektive Betonung ersetzt werden. Daher ist die Aufrechterhaltung bestimmter zeitlicher Relationen die einzige unbedingt notwendige und allenfalls auch gen\u00fcgende objektive Bedingung zur Erzeugung des Rhythmus. (321.) Die Geschwindigkeit hat dabei eine obere und eine untere Grenze. Langsame Folgen sind als rhythmisch besser wahrnehmbar bei verst\u00e4rkter Aufmerksamkeit, bei \u201evolumin\u00f6seren\u201c Kl\u00e4ngen (z. B. von Glocken) und bei st\u00e4rkerer Akzentuierung. Eine Vermehrung der Taktglieder bewirkt eine leichte Verl\u00e4ngerung der noch rhythmisch wahrnehmbaren Einheit, doch m\u00fcssen die einzelnen Eindr\u00fccke sich rascher folgen als bei Einheiten von weniger Gliedern. Wenn die Schnelligkeit \u00fcber die obere Schwelle hinaus ver-gr\u00f6fsert wird, so erfolgt Zusammenfassung mehrerer Glieder in eine un-","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht.\n207\nunterschiedene Einheit. Je schneller die Beize Aufeinanderfolgen, um so mehr steigt der Gruppenumfang. Mit wachsender Schnelligkeit w\u00e4chst die Kraft, Bestimmtheit und Festigkeit der rhythmischen Gruppen und erreicht ihr Maximum bei einer Intervalldauer, die individuell zwischen 0,3 und 0,6 s wechselt. (332.) Auch wenn einf\u00f6rmige Zeitfolgen, die durch das Metronom erzeugt sind, mit Fingerbewegungen begleitet werden, erfolgt eine rhythmische Differenzierung nicht nur in einfache Takte, sondern auch in Gruppen h\u00f6herer Ordnung. (333\u2014340.)\nDer l\u00e4ngste Abschnitt der Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit der Charakteristik der niedrigsten rhythmischen Einheit in bezug auf Zahl und Verteilung ihrer Elemente. Die blofse Selbstbeobachtung l\u00e4fst die Zahl der zu einer Einheit niedrigster Ordnung zusammengefafsten Elemente leicht als zu grofs erscheinen, da Gliederungen und Nebenbetonungen abersehen werden. Man kann das z. B. bei geklopften Rhythmen daran erkennen, dafs das Endintervall nach dem Abschlufs der Gruppe bei ungeraden Gruppen von 3 ab stets l\u00e4nger mt als das erste Intervall innerhalb der Gruppe, w\u00e4hrend es bei geradzahligen Gruppen diesem an L\u00e4nge durchschnittlich gleicht. Man erkennt daraus, dafs die Gruppe in Teile von je 2 Schl\u00e4gen geteilt wird, von denen der letzte bei ungerader Gesamtzahl synkopiert wird. (Tab. 20 S. 346.) Eb existieren, wie es scheint, nur zwei- und dreigliedrige Gruppen als letzte Einheiten. Alle l\u00e4ngeren Folgen sind Zusammensetzungen h\u00f6herer Ordnung aus diesen einfachsten, und zwar herrscht, je l\u00e4nger die Gruppe ist, um so mehr die zweiteilige Untergruppe \u00fcber die dreiteilige. (348.) Die \u00c4quivalenz rhythmischer Gruppen untereinander h\u00e4ngt nicht von der Zahl der Elemente, sondern von der Zeitgleichheit ab, die nur durch die Zugeh\u00f6rigkeit zu h\u00f6heren Gruppen, den Sinn und \u00e4hnliche sekund\u00e4re Momente verschoben wird.\nDie Verteilung der Intensit\u00e4ten in der Gruppe wird f\u00fcr drei- und viergliedrige Rhythmen mit verschiedenen Betonungsstellen und f\u00fcr synkopierte Gruppen untersucht. Bei vierteiligen Rhythmen ist die Tendenz zu einer Nebenbetonung st\u00e4rker, wenn der Akzent an dritter oder vierter, als wenn er an erster oder zweiter Stelle steht. Die Anfangsbetonung erscheint danach als nat\u00fcrlicher. Durchweg herrscht die Tendenz, die der Betonung n\u00e4chstliegenden unbetonten Glieder etwas st\u00e4rker zu w\u00e4hlen als die entfernteren. (363\u2014361.)\nWas die Dauer der Intervalle betrifft, so f\u00fchrt die Einf\u00fchrung eines st\u00e4rkeren Schlages in eine Reihe zu der Neigung, das ihm vorangehende Intervall zu \u00fcbersch\u00e4tzen, das nachfolgende zu untersch\u00e4tzen und zwar ist dieser Einflufs auf das vorangehende kleiner als auf das folgende. Mit zunehmender Intensit\u00e4t der Betonung w\u00e4chst auch diese Tendenz. M. bezeichnet seltsamerweise das vorangehende Intervall mit B, das folgende mit A. Das f\u00fchrt S. 365 Z. 6 v. oben zu einer recht st\u00f6renden Verwechslung. 8tatt A 0,900, B 1,100 muis es heifsen B 0,900, A 1,100. Sonst w\u00e4re die Berechnung in Tabelle 29 falsch. In der letzten Horizontalreihe von Tabelle 31 8. 367 findet sich ein Rechenfehler. Die dritte Zahl mufs hier 43,3 \u00b0/0 statt 60\u00b0/o heifsen. Geklopfte Folgen zeigen bei Abwesenheit be-wufster Akzentuation einen zweiteiligen Rhythmus der Dauern. Von","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nI,tin lit h rin-rieht\ndiesen Untergruppen erscheint immer die zweite k\u00fcrzer als die erste und zwar liegt diese Verk\u00fcrzung an dem zweiten, dem Endintervall der Untergruppe, w\u00e4hrend das erste, das Zwischenintervall in der k\u00fcrzeren Gruppe verl\u00e4ngert erscheint. \u00c4hnliche Verh\u00e4ltnisse, allerdings weniger deutlich und regelm\u00e4fsig bestehen auch bei jambischen und troch\u00e4ischen Rhythmen. Es iBt schade, dafs hier die Intensit\u00e4ten nicht zugleich roitgeteilt werden, da erst ihre Verteilung ein wirkliches Urteil \u00fcber den rhythmischen Charakter der ganzen Reihe erlauben w\u00fcrde. Bei dreiteiligen Rhythmen zeigt sich keine solche Alternation, sondern eine Zunahme der Gesamtdauern im Laufe der Reihe. Diese Zunahme betrifft haupts\u00e4chlich das Intervall, das dem betonten Element folgt, und charakterisiert sich dadurch als zunehmende Festigung und Differenzierung des Rhythmus im Verlauf der Reihe. (376.) Um die Gr\u00f6fse des Einflusses der Akzentuation auf die Zeitsch\u00e4tzung zu bestimmen, wurde bei verschiedenen objektiven Verh\u00e4ltnissen der Intervalle und verschiedenen Rhythmen die Methode der r. u. f. F\u00e4lle angewandt. Die Resultate sind in Tabelle 49 bis 52 S. 378 bis 382 mitgeteilt.\nDie Zusammenfassung rhythmischer Einheiten zu h\u00f6heren Gruppen ist zwar schon in den vorhergehenden Abschnitten wiederholt erw\u00e4hnt, wird aber dann im letzten Teile der Arbeit noch besonders untersucht. Die anfangs ger\u00fcgte Zerreifsung der Resultate derselben Versuchsreihen macht sich hier besonders st\u00f6rend geltend. Auch der aufmerksame Leser wird schwer entscheiden k\u00f6nnen, welche Abschnitte der Arbeit auf dieselben Versuche basiert sind. Bei Gruppen aus zwei Troch\u00e4en oder Daktylen wird die Zeitdauer der zweiten Gruppe im allgemeinen \u00fcbersch\u00e4tzt, d. h. beide Gruppen erscheinen gleich lang, wenn die zweite k\u00fcrzer ist als die erste. (Tab. 53 bis 55 S. 384.) Die zunehmende Bestimmtheit des Rhythmus im Verlaufe einer Reihe zeigt sich in der Besserung des Zeiturteils im Verlaufe eines jambischen oder troch\u00e4ischen Pentameters. (Tab. 58\u201459 S. 390\u2014391 bei so kleinen und \u00fcbersichtlichen Ziffern Prozentberechnungen zu geben, erscheint \u00fcberfl\u00fcssig.) Die letzten Abschnitte (S. 393\u2014410) enthalten in gedr\u00e4ngter Form das Ergebnis einer \u00e4ufserst m\u00fchevollen Durchschnitteberechnung der mittleren Variationen der Dauern geklopfter Rhythmen. Sie zeigen sehr deutlich die Differenzierung und Festigung des Rhythmus. \u00dcberall sind die mittleren Variationen der Pausen innerhalb des Taktes gr\u00f6fser als bei den Pausen zwischen den Takten. Die mittlere Variation des Taktes ist kleiner als die mittlere Variation der einzelnen Pause. Die mittlere Variation einer Gruppe aus zwei Takten ist kleiner als die mittlere Variation des einzelnen Taktes. Die mittlere Variation des zweiten Taktes dieser Gruppe ist kleiner als die des ersten Taktes. Man sieht deutlich, wie die Regulierung der Zeitdauer beim Klopfen am Gesamtrhythmus, nicht am einzelnen Schlage h\u00e4ngt.\nDie voranstehende \u00dcbersicht konnte unm\u00f6glich alle Ergebnisse der dankenswerten und wichtigen Untersuchung verzeichnen. M\u00f6ge der Verfasser auch die einzelnen Ausstellungen des Referenten nur als Zeichen seines Interesses und des Wunsches, aus den m\u00fchevollen Versuchen noch mehr zu lernen, anBehen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).","page":208}],"identifier":"lit31984","issued":"1906","language":"de","pages":"206-208","startpages":"206","title":"R. Mac Dougall: The Structure of Simple Rhythm-Forms. Psychol. Rev. Monograph. Suppl. 4, 307-412. (Harvard Psychol. Studies 1). 1903","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:42.975051+00:00"}