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{"created":"2022-01-31T16:35:27.711091+00:00","id":"lit31985","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 209-210","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Literatwbericht.\n209\nR. H. Stetson. Rhythm Md Rhyme- Psychol. Rev. Monogr. Supplem. 4, 413\u2014466. (Harvard Psychol. Studies 1.) 1903.\nStetson stellt Bich die Aufgabe, zu untersuchen, welche Rolle wiederkehrende qualitative Faktoren von der Art des Reimes in der rhythmischen Gruppierung Bpielen. Er untersucht zu diesem Zwecke sowohl geh\u00f6rte wie gesprochene Rhythmen. Die geh\u00f6rten Rhythmen wurden durch Anschl\u00e4gen von Zapfen, die in ein gleichm\u00e4fsig bewegtes Rad in verschiedenem Abstand voneinander eingesteckt werden konnten, an feststehende Metallst\u00e4bchen hervorgebracht. Der \u201eReimklang\u201c wurde durch Erzeugung von Nebenger\u00e4uschen bei dem entsprechenden Schlage hervorgehoben. Der betonte Schlag war meist nicht objektiv verst\u00e4rkt. Zuerst wird die Frage behandelt, warum der Reim am Versende zu stehen pflegt. Es ergab sich, dafs Verl\u00e4ngerung der Pause am Ende eines Versfufses in der zweiten Vers-h\u00e4lfte besser als in der ersten bemerkt wurde, dafs eine Pause in der zweiten Versh\u00e4lfte schon bei geringerer L\u00e4nge die Verseinheit bricht, dafs also augenscheinlich das Versende f\u00fcr die rhythmische Einheit von besonderer Bedeutung ist. Die einzelnen Verse mufsten nat\u00fcrlich durch l\u00e4ngere Pausen voneinander getrennt werden als die Versf\u00fcfse innerhalb des VerBes. Wurde nun am Versende ein Reimklang eingef\u00fchrt, so konnte diese Pause weit kleiner gew\u00e4hlt werden, w\u00e4hrend ihr zul\u00e4ssiges Maximum dasselbe blieb. Bei katalektisch schliefsenden Daktylen wird das Ende des einen und der Anfang des n\u00e4chsten Verses je durch einen Akzent gebildet. R\u00fccken diese Akzente zeitlich zu nahe aneinander, so verwirrt sich der Rhythmus. Auch diese Pause wird durch Einf\u00fchrung eines Reimklanges verk\u00fcrzt. L\u00e4fst mau von den Versuchspersonen gereimte sinnlose Silbenreihen mit vorgeschriebenem Akzent wiederholen, so zeigt sich, dafs bei Verschiedenheit des Akzentes der Reim Bchwer zu empfinden ist. Ebenso bef\u00f6rdert Gleichheit der H\u00f6he des Sprechtones die Reimwirkung.\nZur Untersuchung gesprochener Verse benutzte S. eine Verbindung des Phonographen mit der Tonschreibung auf eine rotierende berufste Glasplatte, wie letztere schon Hensbn angegeben hatte. Die Verbesserung der HENSBNschen Anordnung besteht wesentlich in einer sicheren F\u00fchrung des Schreibstiftes und in der Verbindung mit dem Phonographen, die eine Kontrolle erm\u00f6glicht, welchem Laute jeder Teil der Kurve zugeh\u00f6rt. Die Kurve wurde unter dem Mikroskope ausgemessen. Die Silbenreihen bestanden aus der Silbe \u201eta\u201c; als Reimsilben wurden \u201eda\u201c, \u201ena\u201c, \u201ega\u201c und \u201eka\u201c benutzt. Bei ungereimten Versen, die zuerst untersucht wurden, (jambischen und katalektisch - daktylischen Tetrametern) ist die Pause am Versende stets mindestens um ein Viertel l\u00e4nger als die Pause zwischen den Versf\u00fcfsen, steigt zuweilen bis auf die dreifache L\u00e4nge und variiert in sehr weiten Grenzen. Die betonten Silben zeigen unter dem Mikroskop verschiedene Formen, die Endsilbe eines Verses aber ist immer, bei gereimten wie bei ungereimten Versen kegelf\u00f6rmig, zeigt also ein langsames Ansklingen des Tones. Bei gereimten Versen ist die Endpause im allgemeinen k\u00fcrzer alB bei ungereimten, sinkt aber doch nur selten bis auf die L\u00e4nge der Pause zwischen den VerBf\u00fcfBen herab. Bei ungereimten Versen ist die Intensit\u00e4tsverteilung der Akzente wechselnd, bei gereimten\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie <0.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\n/.I teraturberkht,\nist ganz \u00fcberwiegend der Reimklang verst\u00e4rkt. Das gilt nicht nnr von Endreimen, sondern auch von Reimen am Ende des dritten und zweiten Fufses eines jambischen Tetrameters. Aus den Tabellen dieser Versuche (Tab. 10 u. 11 S. 450\u2014452) l\u00e4fst sich \u00fcbrigens eine interessante Regelm\u00e4\u00dfigkeit ablesen, auf die der Verfasser nicht aufmerksam gemacht hat. Wenn man von der Versuchsperson Ha. absieht, ist von den zwei Reimkl\u00e4ngen jedes Paares fast immer der erste der st\u00e4rkere. Auf 26 F\u00e4lle der Verst\u00e4rkung kommen nur 4 Gleichheitsf\u00e4lle und 3, in denen der erste Klang schw\u00e4cher ist. Bei Ha. ist bei Reimung des vierten oder dritten Fufses der erste Klang zweimal st\u00e4rker und siebenmal schw\u00e4cher, bei Reimung des zweiten Fufses viermal st\u00e4rker und einmal schw\u00e4cher. Hier ist also das Resultat unklar. Da sich die erste zur zweiten Reimsilbe wie Erwartung zur Erf\u00fcllung verh\u00e4lt, w\u00fcrde gerade dies Resultat, wenn es sieh bei Wiederholung der Versuche best\u00e4tigen sollte, von allgemeinerem Interesse sein.\nAn die Beschreibung seiner Experimente f\u00fcgt Verfasser den Versuch einer theoretischen Ausdeutung im Sinne von M\u00fcnstbhbkrgs bekannten Ansichten \u00fcber die wesentliche Bedeutung der Muskelspannung f\u00fcr den Rhythmus. Diese Bem\u00fchungen zeigen die Vereinbarkeit seiner Resultate mit M\u00fcnsterbebgs Theorie, f\u00fcgen aber weder neue Argumente f\u00fcr diese Theorie hinzu, noch widerlegen sie die entgegenstehenden Ansichten. Sonderbar ber\u00fchrt es, dafs den Gegnern untergeschoben wird, sie n\u00e4hmen eine \u201etranszendentale\u201c geistige Aktivit\u00e4t an (S. 456), noch sonderbarer wirkt die Behauptung, f\u00fcr einen allgemeinen synthesierenden Proze\u00df m\u00fcsse Jambus und Troch\u00e4us gleichwertig sein. (S. 460.) Verfasser wird sich inzwischen aus der Darstellung in Lipps\u2019 \u00c4sthetik \u00fcberzeugt haben, dafs er hierin irrt. Wenn wir also auch aus diesen theoretischen Schlu\u00dfbemerkungen geringen Vorteil ziehen, so soll uns das die Freude an den wertvollen tats\u00e4chlichen Ergebnissen der Arbeit nicht tr\u00fcben.\nJ. Cohn (Freiburg i. B. .\nJ. J. van Biervliet. L\u2019\u00e9dncatioi de U m\u00e9moire \u00e0 l'\u00e9cole. Revue philos. 5\u00ee (6), 569\u2014586. 1904.\nVerf. geht von einer Beobachtung auB, welche verschiedene deutsche Schulm\u00e4nner \u00fcbereinstimmend gemacht hatten, dafs n\u00e4mlich die von einer Realschule kommenden Abiturienten zu Beginn ihres Studiums die Abiturienten humanistischer Lehranstalten \u00fcbertrafen, weil sie mit den Apparaten und operatorischen Mafsnahmen vertrauter waren, dafs aber sp\u00e4ter das Verh\u00e4ltnis sich umkehrte. Hieraus ergibt sich, dafs die humanistischen Studien besser f\u00fcr die Wissenschaft vorbereiten als die realistischen, v. B. kn\u00fcpft hieran die Frage, ob man nicht imstande sein sollte, dies durch entsprechende Messungen des Intellekts der jungen Leute vor und nach ihrem Studium festzustellen.\nMit Hilfe wissenschaftlicher Arbeiten l\u00e4fst sich der Intellekt nicht messen. Denn es gibt literarisch ungebildete Handwerker von hoher Intelligenz, andererseits eminente Gelehrte, welche sich im gew\u00f6hnlichen Leben wie Bornierte benehmen. Man mufs daher die Intelligenz im all-","page":210}],"identifier":"lit31985","issued":"1906","language":"de","pages":"209-210","startpages":"209","title":"R. H. Stetson: Rhthm and Rhyme. Psychol. Rev. Monogr. Supplem. 4, 413-466. (Harvard Psychol. Studies 1). 1903","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:27.711096+00:00"}