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{"created":"2022-01-31T16:26:50.469324+00:00","id":"lit32001","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weygandt, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 1-41","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"1\nExperimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\nVon\nWilhelm Weygandt in W\u00fcrzburg.\n1. Einleitung.\nDie bisherigen Untersuchungen \u00fcber die Tiefe des Schlafes beruhen bekanntlich auf der Idee Kohlsch\u00fcttees , auf den Schlafenden zu verschiedenen Schlafzeiten verschieden grofse Schallreize einwirken zu lassen, bis Erwachen eintritt. Fechneb1 erz\u00e4hlt, wie er in der Vorlesung eine Schlaftiefenmessung als undurchf\u00fchrbar bezeichnet habe und nachher ihm sein Zuh\u00f6rer Kohl8Ch\u00fctteb vorschlug, Versuche mit einem Schallpendel in den verschiedenen Epochen vom Einschlafen an unter verschiedenen Umst\u00e4nden anzustellen und die St\u00e4rke des Schalles, welcher eben notwendig ist, den Schl\u00e4fer aufzuwecken, zur Messung des Schlafes zu verwerten. Kohlschdttee f\u00fchrte auf Grund dieser Idee mittels eines von verschiedenen H\u00f6hen auf eine Schieferplatte herabfallenden Pendelbammers mehrere Versuchsreihen an 6 Versuchspersonen durch und berichtete 1862 in seiner Dissertation* * hier\u00fcber. Sein wichtigstes Ergebnis war das, dafs die Festigkeit des Schlafes, die der zum Erwecken n\u00f6tigen Schallintensit\u00e4t direkt proportional gesetzt wurde, sich vom Einschlafen ab stets ver\u00e4ndert; anfangs nimmt sie rasch zu, erreicht in der ersten Stunde nach dem Einschlafen ihr Maximum und nimmt dann zun\u00e4chst rasch, darauf langsamer ab, so dafs in den letzten Stunden vor dem Erwachen eine sehr geringe Festigkeit besteht.\n20 Jahre sp\u00e4ter widmeten sich M\u00f6nninghoff und Piesbebgen* demselben Problem. Die Schlafkurve von Piesbebgen zeigte\n1 Elemente der Peychophysik. 1860. Bd. II, S. 440.\n* Messungen der Festigkeit des Schlafes. Zeitschrift f\u00fcr rationelle Medizin 17, 3. Reihe. 1863.\n\u2019 Messungen \u00fcber die Tiefe des Schlafes. Zeitschrift f\u00fcr Biologie 19. 1883, Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 89.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nWilhelm Weygandt.\n\u00c4hnlichkeit mit den Ergebnissen Kohlsch\u00fcttebs, nur etwas deutlichere Nachschwankungen nach dem Verlassen des Kulminationspunktes. Bei dem herzleidenden M\u00f6nninghoff war der Schlaf auffallend leise und erreichte seine gr\u00f6fste Tiefe erst nach \u00f6'/g Stunden.\nUnter Ausschlufs der mannigfachen Versuchsfehler jener Autoren suchte dann sp\u00e4ter Michelson1 die Schlafkurve festzustellen. Auch er folgte dem Prinzip der Weckschwelle unter Anwendung von Schallreizen. Die Resultate haben ebenfalls \u00c4hnlichkeit mit denen Kohlsch\u00fcttebs, vor allem ergab sich, dafs die gr\u00f6fste Schlaftiefe in der ersten H\u00e4lfte der Schlafzeit liegt. Bei zwei Personen war der Kulminationspunkt nach 8/4 bis 1 Stunde, bei zwei anderen jedoch erst nach l* */4 bzw. 3'/, Stunden erreicht. Es folgte jedesmal ein ziemlich j\u00e4her Abfall, doch zeigte die zweite H\u00e4lfte der Schlafkurve gew\u00f6hnlich noch mehrere Schwankungen, vor allem lebhaft bei den zwei letzten Versuchspersonen. Eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese verschiedenen Typen fand sich darin, dafs die Vertreter des ersten mit hohen, steilen Schlafkurven und fr\u00fchen Kulminationspunkten den r\u00fcstigen, frischen Personen mit der Morgendisposition angeh\u00f6rten, w\u00e4hrend die flacheren Kurven mit sp\u00e4terem Gipfel von den in ihrer Leistungsf\u00e4higkeit eingeschr\u00e4nkten oder zur Abenddisposition hinneigenden Personen herr\u00fchrten. Der fr\u00fche bzw. sp\u00e4tere Kulminationspunkt der Schlaftiefe entsprach somit auch einem fr\u00fchen bzw. sp\u00e4ten Kulminationspunkt der geistigen Leistungsf\u00e4higkeit des Tages.\nAuch der von Kb\u00e4pelin angegebene Schlafapparat, den R\u00f6mer2 1896 der Jahresversammlung des Vereins deutscher Irren\u00e4rzte zu Heidelberg demonstrierte, bedient sich desselben Versuchsprinzips, f\u00fcr dessen Bearbeitung er die technisch vollkommenste Vorrichtung abgibt. Versuchsergebnisse, die durch diesen Apparat gewonnen sind, sind bis jetzt noch nicht erschienen.\nAlle diese, durch mannigfach modifizierte Methoden gewonnenen Versuchsergebnisse haben das Gemeinsame, dafs die erste Zeit des Schlafes in ihrer Bedeutung betr\u00e4chtlich \u00fcberwiegt. Die einzige Ausnahme, die Schlafkurve von M\u00f6nninghoff, k\u00f6nnen\n1 Untersuchungen \u00fcber die Tiefe des Schlafes. Kr\u00f6pelins Psychologische Arbeiten 2, 84. Vorher erschienen als Dorpater Inauguraldissertation 1891.\n* Bericht in der Allg. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie 58.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\t3'\nwir wegen der pathologischen Bedingungen, unter denen die Versuchsperson stand, aufser Betracht lassen. Einerlei ob die Versuchsperson einen Morgen- oder Abendtypus verriet, der Kulminationspunkt liegt mindestens in der ersten H\u00e4lfte des Schlafes. Das Resultat entspricht wohl der popul\u00e4ren Ansicht von dem besonderen Werte des Vormittemachtschlaf es, aber es ist doch auffallend, sobald Wir die teleologische Frage aufwerfen, wozu denn der Schlaf, dessen wichtigster Teil doch nach einer oder wenigen Stunden Ruhe erledigt scheint, \u00fcberhaupt die so betr\u00e4chtliche L\u00e4nge von 7 bis gegen 9 Stunden zu haben pflegt.\nR\u00f6jeeb 1 hat nun eine Reihe von Versuchen angestellt, die darauf hinausliefen, die geistige Arbeitsf\u00e4higkeit 1 oder 2 Stunden nach dem Erwachen, weiterhin auch die geistige Arbeitsf\u00e4higkeit nach einem Schlaf, der morgens oder abends abgek\u00fcrzt war, mit Hilfe kontinuierlicher und diskontinuierlicher Methoden festzustellen; sp\u00e4terhin versuchte er auch noch die Wirkung des Nachmittagsschlafes2 auf dieselbe Weise zu beleuchten. Die Versuche, die in umfassenderWeise, unter peinlicher Sorgfalt an mehreren, freilich nicht durchweg besonders r\u00fcstigen Versuchspersonen angestellt wurden und sich dabei des Addierens und Zahlenlemens, sowie der Wahlreaktionen und Assoziationsreaktionen bedienten, hatten kein besonders schwer wiegendes und eindeutiges Ergebnis. Es zeigte sich zun\u00e4chst, dafs morgens nach dem Erwachen erst allm\u00e4hlich der Gipfel der Leistungsf\u00e4higkeit erreicht wird, besonders deutlich bei den Sp\u00e4tnaturen oder dem Abendarbeitertypus. Abendliche Abk\u00fcrzung des Schlafes zeitigte keine nennenswerte Beeintr\u00e4chtigung der Leistungsf\u00e4higkeit, w\u00e4hrend morgenliche Abk\u00fcrzung die Leistungsf\u00e4higkeit bei den Sp\u00e4tnaturen verschlechtert, bei den Fr\u00fchnaturen hingegen nicht deutlich beeintr\u00e4chtigt. \u00c4hnlich, wenn auch weniger deutlich, waren die Ergebnisse der Nachmittagsschlafversuche.\n2. Versuchsplan.\nDie eigenartige Erscheinung, dafs gerade die ersten Schlafstunden die wesentlichste Bedeutung f\u00fcr die erholende Wirkung\n1 \u00dcber einige Beziehnngen zwischen Schlaf nnd geistigen T\u00e4tigkeiten. UL internat. Kongrefs f\u00fcr Psychologie, Manchen 1896, im Kongrefsbericht 8. 363, Manchen 1897.\n* Experimentelle Studien aber den Nachmittagsschlaf. Jahressitznng ' des Vereins der deutschen Irren\u00e4rzte 18., 19. Sept. 1896 zu Heidelberg, in dem Bericht der AUg. Zeitschr. f. Psychiatrie 53.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nWilhelm Weygandt.\ndes Schlafes zu haben scheinen, so dafs man geneigt sein k\u00f6nnte, den sp\u00e4teren Stunden ihren Wert mehr oder weniger abzusprechen, veranlafste mich zu Versuchen nach einer anderweitigen Anordnung. Die zugrunde liegende Idee war die, dafs nach einzelnen Abschnitten des Schlafes die geistige Leistungsf\u00e4higkeit gepr\u00fcft und dann durch Vergleichung mit der Leistungsf\u00e4higkeit vor dem Schlafe sowie nach dem v\u00f6lligen Erwachen festgestellt werden sollte, welche erholende Wirkung die betreffenden Schlafabschnitte von verschieden langer Dauer erkennen lassen.\nAn anderem Orte, bei Gelegenheit der Untersuchung des Traumes1\u2019* *, wies ich darauf hin, dafs es sich beim Eintritt des Schlafes um einen successiven Vorgang handelt, der die verschiedenen psychischen Funktionen nicht gleichzeitig, sondern nach und nach, freilich unter normalen Verh\u00e4ltnissen in rascher Folge, betrifft. Schreibversuche im Zustande hochgradiger geistiger Erm\u00fcdung lassen erkennen, dafs das assoziative Denken eher abbricht, als die motorische Leistung. Mechanisch wird auch vom Normalen noch eine kleine Weile weiter geschrieben, w\u00e4hrend der assoziative Zusammenhang bereits abgeschnitten ist. Auf diese Versuche kann ich erst bei einer sp\u00e4teren Gelegenheit eingehender zu sprechen kommen ; ebensowenig kann ich mich jetzt \u00e4ufsern \u00fcber dynamometrische Versuche kurz vor dem Einschlafen, sowie \u00fcber die Anwendung der Methode des fortlaufenden Assoziierens in der Zeit st\u00e4rkster Erm\u00fcdung.\nZwei Hauptversuchsreihen bedienten sich der kontinuierlichen Methoden des Addierens einstelliger Zahlen, sowie des Auswendiglernens von zw\u00f6lfstelligen Zahlengruppen. Es wurden die gedruckten Zahlenhefte aus der Heidelberger Universit\u00e4tsbuchdruckerei J. H\u00f6bning benutzt. Beim Rechnen wurden immer je zwei Zahlen addiert und das Resultat hingeschrieben, worauf zum n\u00e4chsten Zahlenpaar \u00fcbergegangen wurde. Nach jeder Minute erfolgte ein Glockensignal, das markiert wurde. Beim Zahlenlemen wurde laut gelesen, jede Lesung durch einen Strich markiert und bei einem alle 5 Min. ert\u00f6nenden Glockensignal ein anderes Zeichen gemacht.\nJeder Versuch hatte drei Abschnitte:\n1. den Abendversuch: halbst\u00fcndiges Arbeiten direkt vor dem Schlafen; darauf legte sich die Versuchsperson zu Bette,\n1 Entstehung der Tr\u00e4ume. Dies., Leipzig 1893.\n* Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Traumes. Philos. Studien 20, 456.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\t5\nliefs eine Weckuhr gehen und schlief ein, was bei der bestehenden geistigen Erm\u00fcdung rasch gelang. Nach einer bestimmten Frist von x/2 bis zu 6 Stunden erfolgte das Wecksignal, worauf die Versuchsperson\n2.\tden Nachtversuch absolvierte. Nach dieser halben Stunde Arbeit legte sie sich wieder hin, diesmal ohne Weckuhr. Das Einschlafen ging jetzt gew\u00f6hnlich etwas langsamer von statten. Es wurde nun so lange geschlafen, bis die Versuchsperson zur Morgenzeit ganz spontan erwachte und keinerlei Neigung zum Einschlafen mehr empfand. Sodann wurde\n3.\tder dritte Versuch, der Morgenversuch erledigt.\nAnfangs wurde zwei N\u00e4chte hintereinander experimentiert,\nindes schien die zweite Nacht doch noch etwas unter dem Einflufs der St\u00f6rungen der vorigen Nacht zu stehen, wenigstens wurde an dem Tage nach einer VerBuchsnacht die k\u00f6rperliche Frische nicht in dem gleichen Mafse empfunden wie nach einer v\u00f6llig durchschlafenen Nacht. Deshalb wurde sp\u00e4terhin nur experimentiert, wenn der Tag und die Nacht vorher durchaus ungest\u00f6rt verlaufen war. Dafs Alkohol und Excitantien ausgeschlossen waren, versteht sich von selbst. Bei den nicht Nacht f\u00fcr Nacht fortgesetzten Versuchen war eine Berechnung des t\u00e4glichen \u00dcbungszuwachses nicht ang\u00e4ngig, doch konnte auch davon Abstand genommen werden, denn es handelte sich einmal um eine Versuchsperson von recht hoher \u00dcbung, und fernerhin kam es ja auch nicht darauf an, die Leistungen verschiedener N\u00e4chte miteinander zu vergleichen, sondern die der drei Abschnitte einer und derselben Nacht. Auffallend gering war die Einwirkung \u00e4ufserer, st\u00f6render Momente wie der n\u00e4chtlichen Temperatur, eines Gef\u00fchls der Trockenheit im Munde bei dem lauten Auswendiglernen usw. Wie schon angedeutet, handelte es sich bei all diesen Versuchen nur um eine einzige Versuchsperson, den Verfasser dieser Arbeit (33 j\u00e4hrig). Es ist begreiflich, dafs sich zu einer solchen Versuchsanordnung nicht leicht eine gr\u00f6fsere Zahl von Versuchspersonen findet, weniger noch als bei den fr\u00fcheren, blofs die Weckschwelle betreffenden Schlafuntersuchungen. Sind schon die kontinuierlichen Versuchsarbeiten an sich unbeliebt, so trifft das noch mehr zu bei einer Arbeit unter solchen Bedingungen, wie sie die beschriebene Versuchsanordnung mit sich bringt. Immerhin f\u00e4llt wenigstens der Einwand weg, der gegen die Arbeit von M\u00f6nninghoff und Piesbergen","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"i\u00df\tWilhelm Weygand t.\nerhoben werden konnte, bei der die eine der zwei Versuchspersonen unter pathologischen Bedingungen stand. Der Einwand, dafs die Identit\u00e4t des Versuchsleiters und der Versuchsperson Anlafs zu bedenklichen Autosuggestionen geben k\u00f6nnte, liegt nahe; es sei aber im voraus schon betont, dafs die Resultate absolut nicht dem, was dem Autor als wahrscheinlichstes Ergebnis vorschwebte, entsprochen haben. Die urspr\u00fcnglich wohl plausible Erwartung, dafs das Ergebnis \u00e4hnlich wie die fr\u00fcheren Schlafkurvenfeststellungen doch auch in einer \u00fcberwiegenden Wirkung der ersten Schlafh\u00e4lfte zu finden sei, stiefs im Laufe der Versuche auf andersartige, widersprechende Befunde, bis erst hinterher, bei einem \u00dcberblick \u00fcber die fast fertige Versuchsreihe sich ein die Schwierigkeit l\u00f6sender Gesichtspunkt ergab. Sollten die Versuche andere Personen zu einer scharfen Nachpr\u00fcfung veranlassen, so wird das einem intensiven Wunsche des Autors entsprechen.\n3. Versuche.\nIch m\u00f6chte hier die Versuche in der Weise besprechen, dafs ich zun\u00e4chst die Additions-, dann die Lemversuche erl\u00e4utere. Die einzelnen Versuche sollen nicht chronologisch angeordnet sein, sondern dem Versuchsplan entsprechend, so zwar, dafs die Zunahme der ersten Schlaf zeit zwischen Abend versuch und Nachtversuch, deren erholende Wirkung gemessen werden soll, das Anordnungsprinzip darstellt. Zur Veranschaulichung halte ich es f\u00fcr dringend erw\u00fcnscht, die Resultate nicht nur in Zahlen, sondern auch graphisch wiederzugeben.\nVersuch 1. (Addieren.)\nDatum 19.\u201420. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 1150\u201412*\u00b0.\nEinminutenleistung 1\t64 59 46 ! 33 ! 27\t37 25 20 21 14\t11 10 11 13 18\t28 10 19 16 6\t28 21 17 19 15\t11 13 23 24 21\t\nFUnfminuten- ,| 099 leistung1\t\t117\t63\t79\t\t100\t92\t\nViertelstunden- ]\t1A0\t1 leistung1 |'\t|\t\t\t\t\t\t\t\n1 Anzahl der in je 1 bzw. 5 bzw. 15 Minuten geleisteten Additionen von 2 einstelligen Zahlen.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n7\nNachtversuch 115\u20141 *7 (nach lj2 Stunde Schlaf).\nEinminuten- leistung\t70 50 61 64 62\t59 58 70 56 62\t66 71 71 66 56\t67 73 71 72 66\t65 64 70 73 76\t65 69 65 69 71\t73 68\nF\u00fcnfminuten- leistung\t307\t305\t330\t349\t348\t339\t\nViertelstunden- leistung\t942\t\t\t1036\t\t\t\nMorgenversuch 820\u20148 52 (nach 5 lj2 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t79 68 71 65 68\t71 71 60 71 68\t70 62 60 64 70\t57 67 61 62 60\t63 64 59 56 68\t58 52 58 68 60\t65 67\nF\u00fcnfminuten- leistung\t341\t341\t326\t307\t310\t296\t\nViertelstunden- leistung\t1008\t\t\t913\t\t\t\nWO-\nWIV-\nDiagramm 1.\nTabelle und Diagramm lassen erkennen, dafs der Abendversuch unter dem Einflufs betr\u00e4chtlicher geistiger Erm\u00fcdung steht, wie es bei der sp\u00e4ten Abendstunde nach einem mit der gew\u00f6hnlichen, meist geistigen Arbeit voll ausgef\u00fcllten Tage nicht anders zu erwarten ist. Die Leistung f\u00e4llt rasch ab, vom ersten zum zweiten F\u00fcnfminutenabschnitt fast um 50 \u00b0/0, im dritten noch weiter, w\u00e4hrend in der zweiten Viertelstunde eine gewisse","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nWilhelm Weygandt.\nSteigerung der Leistung zu erkennen ist, doch nur so gering, dafs die Gesamtviertelstundenleistung nicht viel mehr als die H\u00e4lfte der Anfangsviertelstunde betr\u00e4gt.\nDer Nachtversuch wurde nach einem ungef\u00e4hr halbst\u00fcndigen Schlaf vorgenommen. Die angef\u00fchrte Zeitdauer des Schlafes ist nat\u00fcrlich immer nur approximativ zu verstehen. Es l\u00e4fst sich ja die Zeit von dem Hinlegen im verdunkelten Zimmer bis zum wirklichen Einschlafen nicht genau absch\u00e4tzen, wenn sie auch wenigstens in der ersten Schlafperiode zweifellos recht kurz gewesen ist. Die Zwischenzeit vom Ende des ersten Versuchsabschnittes bis zum Anfang des n\u00e4chsten schwankt auch vielfach, weil aufser f\u00fcr die eigentliche Experimentierarbeit auch f\u00fcr andere Verrichtungen, wie rasches Ankleiden, Uhraufstellen, Wassertrinken, Urinieren usw. etwas Zeit von nicht immer gleich langer Dauer notwendig war. Unsicherer ist die Zeitsch\u00e4tzung der zweiten Schlafperiode, weil hier das Einschlafen gew\u00f6hnlich weniger prompt erfolgte als bei der ersten Schlafperiode.\nDie Kurve des Nachtversuchs, nach halbst\u00fcndigem Schlaf, zeigt einen ganz anderen Charakter. Die Anfangsleistung steht betr\u00e4chtlich h\u00f6her als die des Abend Versuchs. Weiterhin ist ein Ansteigen der Leistungsf\u00e4higkeit von der ersten zur zweiten Viertelstunde unverkennbar. Soweit die Einminutenwerte ersehen lassen, stand die Arbeitsweise nicht unter dem Einflufs so betr\u00e4chtlicher Schwankungen wie beim Abendversuche, wo die Einminutenwerte 16, 6 und 28 aufeinander folgten. Offenbar hat hier die hochgradige geistige Erm\u00fcdung manchmal geradezu l\u00e4hmend gewirkt, so dafs derartig abnorm niedrige Werte vorkamen wie sechs Additionen in einer ganzen Minute, also durchschnittlich 10 Sek. auf eine Addition zweier einstelliger Zahlen.\nDer Morgenversuch, nach etwa 5 % Stunden weiteren Schlafes, l\u00e4fst wieder eine Steigerung der Anfangsleistung erkennen; in den ersten 10 Minuten dr\u00fcckt sich entschieden eine weitere g\u00fcnstige Wirkung des Schlafes aus, freilich in viel geringerem Grade als bei dem Leistungsanstieg vom Abend- zum Nachtversuch.\nW\u00e4hrend die Abendleistung der ersten 10 Minuten nach % Stunde Schlaf um 73,9% \u00fcbertroffen wurde, erfolgte auf die Nachtleistung der ersten 10 Minuten durch den weiteren Schlaf von 5% Stunden nur ein weiterer Zuwachs von 11,3%.\nVon dem dritten F\u00fcnfminutenabschnitt ab jedoch sinkt die","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n9\nLeistung des Morgen Versuchs, wenn auch nicht besonders steil und kontinuierlich, so doch unverkennbar in einer an die Er-m\u00fcdungsversuche erinnernden Weise. Es findet sich daf\u00fcr keine andere Erkl\u00e4rung, als dafs die Versuchsperson, wenn auch nicht konstitutionell als Abendtypus, sondern viel eher als Morgenarbeiter zu betrachten, sich doch durch viele Berufsarbeit in einer leichten chronischen Abspannung befand, so dafs der Arbeitstypus sich dem der Abendarbeiter n\u00e4herte und in der fr\u00fchesten Morgenzeit nach dem Erwachen die Disposition zum geistigen Arbeiten noch nicht ganz frisch war, sondern bereits in der zweiten Viertelstunde die Erm\u00fcdung den \u00dcbungseinflufs \u00fcberwog.\nVersuch 2. (Addieren.)\nDatum 20.\u201421. Juli 1904.\nAbendversuch 11\u201d\u201412 0#.\n\t72\t42\t17\t9\t18\t21\t\nEinminuten-\t63\t27\t26\t12\t22\t36\t\nleistung\t62 54\t31 13\t20 21\t10 21\t16 10\t36\t\n\t63\t21\t26\t8\t6\t\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t304\t134\t109\t60\t71\t\t\nViertelstunden- leistung\t\t547\t\t\t(224)\t\t\n,\tNachtversuch 12 *\u00b0-\t\t\t-l*1 (nach \u2018/s Stunde Schlaf).\t\t\t\t\n\t67\t64\t64\t71\t63\t53\t64\nEinminuten-\t65\t64\t68\t65\t72\t61\t\nleistung\t68\t61\t63\t70\t67\t64\t\n\t53\t60\t61\t62\t61\t63\t\n\t61\t53\t68\t64\t67\t65\t\nF\u00fcnfminuten-leistung\t'\t304\t302\t324\t332\t330\t306\t\nViertelstunden- leistung\t\u00bb30\t\t\t\u00bb68\t\t\t","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nWilhelm Weygandt.\nMorgenversuch 8 45\u20149 15 (nach 6 lj2 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t62 69 72 70 73\t62 77 64 61 69\t74 72 68 71 69\t69 72 71 75 65\t66 59 69 64 71\t56 65 66 71 60\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t346\t333\t354\t352\t329\t318\t\nViertelstunden- leistung\tI\t1033\t\t\t999\t\t\t\nDiagramm 2.\nEine sch\u00f6ne Best\u00e4tigung fand der erste Versuch durch den folgenden, 4 Monate sp\u00e4ter ausgef\u00fchrten:\nAuch hier zeigte sich beim Abendversuch die typische Erm\u00fcdungskurve ; nur der erste F\u00fcnfminutenabschnitt ist noch relativ hoch, doch lassen die Einminutenwerte ein kontinuierliches Abnehmen von Wert zu Wert w\u00e4hrend der ersten 7 Minuten ohne eine einzige Schwankung erkennen. Die zweite Viertelstunde, deren beiden letzte Werte fehlen, zeigt wieder einige unter dem Einflufs besonders intensiver Erm\u00fcdung und Schlafbed\u00fcrfnisses stehende abnorm geringe Werte von neun, acht und f\u00fcnf Additionen in 1 Minute.\nDer Nachtversuch nach % Stunde Schlaf l\u00e4uft auch hinsichtlich der ganzen Kurvenrichtung direkt dem Versuch 1 parallel.\nDer Anfangswert des Morgenversuchs ist wieder etwas gestiegen; hier erfolgt jedoch nach 10 Minuten noch kein Abfall,","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge tur Psychologie des Schlafes.\n11\nsondern der Gipfel der Leistung, w\u00e4hrend erst in dem dritten Zehnminutenabschnitt die Leistung sinkt, so dafs wir auch hier, wenn wir den Abfall von der ersten zur zweiten Viertelstunde beachten, eine leichte morgenliche Erm\u00fcdung zugeben m\u00fcssen.\nVersuch 3. (Addieren.)\nDatum 14.\u201415. Juli 1903.\nAbendversuch 1110\u201411 *\u00bb.\nEinminuten- leistnng\t69 59 54 53 61\t69 53 59 61 56\t51 48 43 28 38\t37 25 29 23 28\t24 24 11 33 22\t21 26 22 24\nFflnfminuten- leistung\t276\t278\t'\t208\t\t142\t114\t(93)\nViertelstunden- leistung\t762\t\t\t(549)\t\t\nNachtversuch 1250\u20141*\u00b0 (nach etwa 1 Stunde Schlaf).\n\t58\t59\t46\t51\t- 54\t48\nEinminuten-\t54\t60\t51\t50\t43\t34\n\t61\t58\t49\t64\t43\t49\nleistung\t48\t66\t47\t52\t47\t52\n\t57\t54\t50\t36\t40\t51\nF\u00fcnfminuten- leistung\t268\t287\t243\t253\t227\t234\nViertelstunden- leistung\t798\t\t\t714\t\t\nMorgenversuch 8\u2019*\u20148\u201c (nach 6 */* Stunden Schlaf).\n\t61\t64\t62\t65\t48\t55\nEinminuten-\t57\t62\t69\t64\t64\t59\n\t53\t65\t64\t68\t66\t63\nleistung\t61\t58\t63\t68\t66\t62\n\t63\t67\t64\t58\t62\t63\nF\u00fcnfminuten- leistung\t295\t316\t322\t323\t306\t302\nViertelstunden- leistung\t933\t\t\t931\t\t","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nWilhelm Weygandt.\nDiagramm 3.\nBei der Pr\u00fcfung der erholenden Wirkung einer einst\u00fcndigen Schlafzeit ergab zun\u00e4chst der Abendversuch wieder eine unverkennbare Erm\u00fcdungskurve, freilich nicht in dem ausgesprochenen Mafse, wie die beiden vorigen Versuche, sondern erst nach 10 bis 12 Minuten sank die Leistung deutlich. Wenn wir die ausgefallene letzte Minute der zweiten Viertelstunde aus dem Durchschnitt der vorhergehenden 4 Minuten erg\u00e4nzen, so w\u00fcrde sich am Schlufs ein geringer Anstieg zeigen. \u00dcbrigens ist der Zustand geistiger Erm\u00fcdung auch aus der Vergleichung der Einminutenwerte mit ihren erheblichen Schwankungen, wie z. B. 24, 11, 33 hintereinander, klar zu erkennen. Dafs die anf\u00e4ngliche Leistungsf\u00e4higkeit des Abendversuchs doch etwas nachhaltiger war als bei den fr\u00fcheren Versuchen, erkl\u00e4rt sich wohl aus dem ein wenig fr\u00fcheren Beginn des Versuchs 1110 abends ; aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden war eben ein absolut gleichm\u00e4fsiger Anfang der Versuche nicht immer durchf\u00fchrbar.\nDer Nachtversuch selbst zeigt in seiner Gesamtheit eine erhebliche Steigerung. Die Gesamtleistung \u00fcbertrifft die des auf 30 Minuten erg\u00e4nzten Abendversuchs um 33,3%- Immerhin ist zu beachten, dafs hier die erholende Wirkung der vollen Stunde Schlaf weniger zutage trat als bei den vorigen Versuchen die des halbst\u00fcndigen Schlafes, die vom Abend- zum Nachtversuch einen Anstieg um 190,9%, bzw. 158,9% ergaben. Dabei zeigt der dritte Nachtversuch in m\u00e4fsigem Grade, doch deutlich den Erm\u00fcdungscharakter in seinem Abfall vom zweiten F\u00fcnfminutenabschnitt ab, freilich unter Schwankungen, die in dem vierten","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n13\nund sechsten F\u00fcnfminutenabschnitt wieder durch eine leichte Steigerung ausgedr\u00fcckt sind.\nDer Morgenversuch hingegen ergibt noch eine leichte Steigerung und zeigt diesmal auch eine ziemlich konstante H\u00f6he, so dafs wir hier von der fr\u00fcher beobachteten morgenlichen leichten Erm\u00fcdungsdispoBition nichts mehr erkennen. Augenscheinlich hat der reichliche zweite Schlafabschnitt von etwa 61/* Stunden die Disposition gehoben. Gerade die Dauer des zweiten Schlafabschnittes ist ja von verschiedenen Umst\u00e4nden abh\u00e4ngig, leichte unvermeidliche St\u00f6rungen k\u00f6nnen ein fr\u00fchzeitiges Erwachen veranlassen, \u00e4ufsere Reize, Urindrang usw., worauf ein sp\u00e4teres Wiedereinschlaf en nicht immer prompt erfolgt.\nVersuch 4. (Addieren.)\nDatum 16.\u201417. Juli 1903.\nAbendversuch 11 *\u00b0\u201412 os.\nEinminuten- leistung\t52 61 60 61 61\t69 60 66 63 69\t48 61 61 46 60\t47 39 46 29 14\t23 38 19 64 46\t60 38 48 32 36\t31 32\nFQnfminuten- leistung\t295\t286\t246\t176\t180\t204\t\nV iertelstnnden-leistung\t827\t\t\t659\t\t\t\nNachtversuch 200\u20142*\u00b0 (nach l*/4 Stunden Schlaf).\n\t67\t69\t62\t66\t61\t59\t\nEinminuten-\t66\t63\t63\t63\t67\t66\t\n\t61\t58\t66\t61\t70\t44\t\nleistung\t61\t68\t66\t62\t60\t46\t\n\t66\t54\t46\t63\t60\t67\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t280\t302\t282\t305\t318\t270\t\n\"Viertels tunden-leistung\t864\t\t\t893\t\t\t","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nWilhelm Weygandt.\nMorgenversuch 900\u2014929 (nach 6 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t73 69 70 63 73\t65 68 73 63 66\t73 68 56 61 58\t66 76 71 65 67\t64 72 58 60 64\t64 57 68 64\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t348\t335\t316\t345\t318\t(253)\t\nViertelstunden- leistung\t999\t\t\t(916)\t\t\t\nDiagramm 4.\nBei diesem Versuch mit der nahezu 2st\u00fcndigen Schlaf zeit war der Grad der geistigen Erm\u00fcdung am Abend nicht besonders betr\u00e4chtlich, ja die Anfangsleistung um 1180 stand noch etwas h\u00f6her als die des Nachtversuchs. Immerhin zeigt auch hier der Abendversuch unverkennbar den Erm\u00fcdungstypus, vor allem von der ersten bis zur zweiten Viertelstunde ist der Abfall bedeutend. Nur der letzte F\u00fcnfminutenabschnitt zeigt wieder einen kleinen Aufstieg. Als \u201eSchlufsantrieb\u201c m\u00f6chte ich diese Erscheinung aber nicht bezeichnen, weil die Einminutenwerte erkennen lassen, dafs vor allem die 9. bis 5. Minute vor Schlufs mehr Arbeit produzieren, w\u00e4hrend die 4 letzten Minuten wieder entschieden abf allen.\nDer Nachtversuch ergibt eine betr\u00e4chtliche Zunahme der Leistungsf\u00e4higkeit und auch eine im ganzen ansteigende Kurve von der ersten zur zweiten Viertelstunde. Indes zeigt der Morgenversuch, dem eine reichliche Schlafperiode von etwa 6 Stunden","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n15\nvorherging, einen weiteren Anstieg der Leistungsf\u00e4higkeit, freilich auch einen schon bei den fr\u00fcheren Versuchen erkennbaren Typus der etwas ung\u00fcnstigen Morgendisposition mit dem leichten Nachlassen der Leistung.\nVersuch 5. (Addieren.)\nDatum 15.\u201416. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 11 *\u00b0\u201412 \u00b0*.\nEinminuten- leistung\t69 50 65 52 55\t59 59 55 61 60\t66 60 56 65 63\t55 53 59 64 56\t62 . 56 54 61 54\t47 43 36 33 30\t61 60\nF\u00e4nfminuten- leistung\t291\t294\t310\t287\t277\t188\t\nV iertelstunden-leistung\t895\t\t\t752\t\t\t\nNachtversuch 215\u20142 47 (nach etwa 2 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t69 62 55 65 68\t62 67 64 63 66\t63 57 72 69 68\t67 69 63 67 62\t64 66 66 72 71\t72 64 72 65 60\t72 60\nF\u00e4nfminuten- leistung\t319\t| 322\t\t329\t328\t339\t333\t\nViertelstunden- leistung\t970\t\t\t1000\t\t\t\nMorgenversuch 8 M\u20149 ** (nach 5 */a Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t77 74 67 59 62\t65 66 61 59 63\t66 67 69 67 65\t66 68 59 48 58\t65 57 67 56 66\t59 66 69 70 64\t56 60\nF\u00fcnfminuten- leistung\t339\t314\t324\t298\t310\t318\t\nViertelstunden- leistung\t977\t\t\t026\t\t\t","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nWilhelm Weygandt\nDiagramm 5.\nDieselbe Versuchsanordnung einer 2 st\u00fcndigen Schlaf zeit zwischen Abend- und Nachtversuch treffen wir hier wieder. Auch die Disposition erinnert lebhaft an den vierten Versuch. Die Leistung des Abendversuchs ist verh\u00e4ltnism\u00e4fsig hoch, das Sinken der Kurve tritt auffallend sp\u00e4t ein, der Gipfel liegt im dritten F\u00fcnfminutenabschnitt, ein erheblicher Abfall ist erst vom f\u00fcnften zum sechsten zu erkennen, ja die beiden allerletzten Einminutenwerte (der 31. und 32.) zeigen wieder einen kleinen Anstieg der Leistung. Der Nachtversuch ergibt ein fast kontinuierliches Ansteigen der Leistung. Demgegen\u00fcber l\u00e4fst der Morgenversuch wieder die leichte morgenliehe Erm\u00fcdungsdisposition erkennen, so intensiv, dafs nur noch die erste, aber nicht mehr die zweite Viertelstunde die entsprechenden Werte des Nachtversuchs \u00fcbertrifft, w\u00e4hrend beim vorigen Versuch die Morgenleistung doch entschieden h\u00f6her stand als die Nachtleistung.\nVersuch 6. (Addierern)\nDatum 16.\u201417. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 11 35\u201412 01.\nEinminuten- leistung\t57 59 61 56 58\t52 47 27 36 17\t29 17 17 17 18\t18 16 16 16 10\t17 12 15 14 4\t30 25 59 37 41\t33 23\nF\u00fcnfminuten- leistung\t291\t179\t98\t76\t62\t192\t\nViertelstunden- leistung\t568\t330\t\t\t\t\t\t","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n17\nNachtversuch 33S\u20144 04 (nach 3 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t64 53 59 58 53\t60 51 61 59 58\t63 61 59 66 67\t66 65 65 68 57\t63 71 66 71 70\t55 68 68 66 74\t63\nF\u00fcnfminuten- leistung\t287\t289\t316\t321\t341\t331\t\nViertelstunden- leistung\t892\t\t\t993\t\t\t\nMorgenversuch 9 08\u20149 38 (nach 4 lj2 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t77 69 62 69 66\t66 61 61 77 60\t69 69 65 71 69\t65 62 70 65 58\t58 61 59 67 66\t65 62 59 64 68\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t343\t325\t343\t320\t311\t318\t\nViertelstunden- leistung\t101t\t\t\t949\t\t\t\n*00 -\nDiagramm 6.\nDie Erm\u00fcdungskurve ist beim Abendversuch deutlich ausgesprochen, nach ziemlich guter Anfangsleistung tritt rasches Sinken ein, nur dafs gegen den Schlufs hin wieder ein beachtenswerter Anstieg auff\u00e4llt. Die Leistung des Nachtversuchs zeigt einen sch\u00f6nen kontinuierlichen Anstieg, w\u00e4hrend die in ihrer Gesamtheit, nicht aber in der zweiten Viertelstunde h\u00f6her liegende Morgenleistung wieder den Charakter einer etwas ung\u00fcnstigen Morgendisposition erkennen l\u00e4fst.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 39.\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nWilhelm Weygandt.\nVersuch 7. (Addieren.)\nDatum 21. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 1 *\u00b0\u20141 ** vorher 1 V\u00ab Stunden \\ a ,, .\nNachm. V\u00ab Stunde / 8chlaf\nauTser Bett.\nEinminuten- leistung\t61 49 48 46 67\t48 49 47 61 63\t48 60 49 66 67\t62 61 64 68 64\t69 61 61 60 69\t74 62 71 71 72\t72\nF\u00fcnfminuten- leistung\t264\t248\t\t260\t300\t310\t360\t\nViertelstunden- leistung\t772\t\t\t960\t\t\t\nVersuch 6\u201c\u20146\u201c, vorher 41/* Stunden Schlaf\nEinminuten- leistung\t63 64 64 69 73\t70 71\t. 67 72 66\t60 70 70 64 66\t64 66 69 74 76\t70 70 77 71 77\t80 70\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t323\t346\t330\t347\t366\t\t\nViertelstunden- leistung\t999\t\t\t(862)\t\t\t\nMorgenversuch 9\u201c\u201410\u00b0\u00b0, vorher 2'/* Stunden Schlaf.\nEinminuten- leistung\t76 69 62 69 70\t74 69 68 72 73\t78 80 61 77 74\t68 66 63 64 61\t62 34 67 73 63\t68 60\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t346\t366\t370\t302\t319\t\t\nViertelstunden- leistung\t1071\t\t\t(739)\t|\t\t\t\nTagversuch, Mittag 12 60\u2014l*1.\n\t76\t76\t76\t64\t71\t63\t67\nEinminuten-\t74\t74\t74\t70\t70\t63\t\n\t76\t76\t75\t68\t62\t65\t\nleistung\t:\t79\t76\t75\t68\t67\t68\t\n\t68\t63\t74\t66\t74\t61\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t372\t366\t374\t335\t344\t320\t\nViertelstunden- leistung\t\t1111\t\t\t999\t\t","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n19\nDiagramm 7.\nEine gesonderte Betrachtung verdient der siebente Versuch, der durch seine ung\u00fcnstige Anordnung etwas aus dem Rahmen des Ganzen f\u00e4llt. Es war schon vorher eine Zeit von rund 1 lL Stunden geschlafen worden. Der Anfangsversuch l\u00e4fst daher den Erm\u00fcdungscharakter vermissen; nach 4:1/i Stunden war die Leistungsf\u00e4higkeit noch ein wenig gewachsen, nach 2 weiteren Stunden jedoch zeigt sich eine Reduktion, vor allem vor dem dritten bis zum vierten F\u00fcufminutenabschnitt f\u00e4llt die Kurve betr\u00e4chtlich. Die Indisposition am fr\u00fchen Morgen ist unverkennbar, aber auch bei dem nach 2 st\u00fcndigem Wachen ausgef\u00fchrten, vierten Versuchsabschnitt l\u00e4fst die im ganzen ein wenig angestiegene Leistung deutlich einen leichten Erm\u00fcdungscharakter feststellen.\nVersuch 8. (Addieren.) ~ Datum 27.-28. Juli 1904.\nAbendversuch 1115\u20141146.\n1 Einminuten- leistung\t72 68 63 62 59\t70 64 64 59 53\t64 57 51 44 34\t20 21 18 33 35\t21 9 13 21 20\t11 3 27 40 44\t46\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t324\t310\t250\t127\t84\t125\t\t\nViertelstunden- leiistung\t884\t\t\t836\t\t\t\t\n2","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nWilhelm Weygandt.\nNachtversuch 6 00\u2014638 (nach 53/4 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t65 63 70 57 66\t67 69 70 58 66\t71 72 67 68 76\t75 63 62 65 61\t67 64 67 59 64\t74 72 65 65 59\t72 76 72 70 63\t75 63 71\nF\u00fcnfminuten- leistung\t321\t330\t354\t326\t321\t335\t353\t(209)\nViertelstunden- leistung\t1005\t\t\t982\t\t\t\t\nMorgenversuch 9 30\u201410 02 (nach 2l/4 Stunden Schlaf).\nEinminuten- leistung\t74 72 64 63 74\t68 83 65 68 72\t75 64 60 68 68\t78 70 75 71 62\t63 67 69 63 84\t62 65 77 67 61\t70 73\t\nF\u00fcnfminuten- leistung\t347\t356\t335\t356\t346\t332\t\t\nViertelstunden- leistung\t1038\t\t\t1034\t\t\t\t\nDiagramm 8.\nHier haben wir zun\u00e4chst eine recht reine Erm\u00fcdungskurve, jedoch mit Schiulsantrieb. Die Leistung des Nachtversuchs nach der ausgiebigen Ruhezeit von ann\u00e4hernd 6 Stunden entspricht einer leidlich frischen, ausgeruhten Disposition. Der Morgenversuch brachte noch einen kleinen Zuwachs, indes ist die nicht vollwertige Morgendisposition auch hier gegen Ende nicht zu \u00fcbersehen.\nWenn wir diese Versuche, die zum gr\u00f6fsten Teile (6) schon angestellt waren, ehe \u00fcberhaupt die andere Versuchsmethode zur","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge ztur Psychologie des Schlafes.\n21\nAnwendung gelangt war, \u00fcberblicken und nach etwas Gemeinschaftlichem suchen, so ist das Resultat nicht eben reichhaltig. Durchweg ergibt sich eine betr\u00e4chtliche Mehrleistung von dem ersten zum zweiten Abschnitt, dagegen nur eine ganz geringe Hebung nach der zweiten Schlafperiode, bei den Morgenversuchen, die zum grofsen Teil unter dem Einflufs leichter morgenlicher Indisposition standen. Ein deutlicher Unterschied, ob eine kurze oder lange Schlafzeit die Beseitigung der abendlichen Erm\u00fcdungskurve und die rasche Hebung der Leistung hervorbringt, ist schlechterdings nicht wahrzunehmen. Wir w\u00e4ren nach dem Ausfall dieser Versuche berechtigt, durch ihre Ergebnisse die so ganz anders gewonnenen Befunde Kohlsch\u00fcxtees neuerdings best\u00e4tigt zu sehen, eben jene Lehre, dafs die ersten Schlaf Zeiten die \u00fcberwiegend wichtigen seien. Freilich tritt dadurch die andere Frage um so dringender an den Tag, welche Bedeutung denn \u00fcberhaupt die sp\u00e4teren Schlafstunden haben, wenn schon ein kurzer Schlaf von 1lt Stunde die gleiche Erholung bringt wie eine Schlafzeit von 3 oder 6 Stunden.\nEhe daher eine Schlufsfolgerung gewagt sei, m\u00fcssen wir noch die Ergebnisse der \u00fcbrigen Versuche durchnehmen, die zum gr\u00f6fsten Teil erst nach Erledigung der Additionsversuche vorgenommen wurden.\nBei den Lern versuch en wurde so vorgegangen, dafs eine Gruppe von zw\u00f6lf einstelligen Ziffern halblaut gelesen und dann diese Lesung so oft wiederholt wurde, bis ein einmaliges auswendiges Hersagen m\u00f6glich war. Jede Lesung wurde durch einen Strich markiert. Von 5 zu 5 Minuten erfolgte das Zeitsignal. Die Tabellen enthalten aufser der Angabe der in je 5 bzw. 15 Minuten auswendig gelernten Zahlen noch eine Rubrik der sogenannten L e s e z a h 1 e n, die die Anzahl der zum Auswendiglernen notwendigen Lesungen der Zahlengruppen w\u00e4hrend 5 Minuten ausdr\u00fccken, ferner die Sprechzahlen, die Angabe, wie viel mal eine zw\u00f6lfstellige Reihe in der Zeiteinheit gelesen und hergesagt wurde, so dafs sich daraus ein M\u00e4fs f\u00fcr die Sprech-geschwindigkeit ergibt, und schliefslich den sogenannten Lernwert, der erkennen l\u00e4fst, wie viel gelernte Zahlen auf je 100 Lesungen einer Zahlenreihe f\u00fcr die Zeiteinheit kamen. Es ist aus den Tabellen leicht zu ersehen, dafs bei guter Disposition und frischer Leistungsf\u00e4higkeit, vor allem also in den Morgenversuchen, die Versuchsperson \u00f6fter die Zahlengruppen bereits nach einmaligem Durchlesen auswendig hersagen konnte.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nWilhelm Weygandt.\nVersuch 9.\nDatum 30. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 12 00\u201412 30.\nF\u00fcnfminutenleistung1\tViertelstundenleistung1\tLesezahl\tSprechzahl\tLernwert\n182\t\t35\t50\t520,0\n160\t480\t40\t53\t400,0\n138\t\t34\t46\t405,9\n144\t\t33\t47\t436,4\n140\t363\t33\t44\t424,2\n79\t\t31\t38\t254,8\nNachtversuch 1 25\u20141 65 (nach lj2 Stunde Schlaf).\n212\t\t27\t44\t748,1\n202\t594\t31\t48\t651,6\n180\t\t33\t48\t545,5\n150\t\t32\t45\t468,75\n144\t444\t32\t44\t450,0\n150\t\t36\t49\t416,7\nMorgenversuch 9 10\u2014940 (nach 6 Stunden Schlaf).\n372\t\t39\t59\t953,8\n432\t1248\t37\t73\t1167,56\n444\t\t39\t76\t1138,46\n468\t\t40\t79\t1170,0\n468\t1392\t41\t80\t1141,5\n456\t\t39\t77\t1169,2\n132 160 136 1S4 140 *9\tia 101 160 160 141 140\tVI 432 444 4M 4M 4S6\nDiagramm 9.\n1 Anzahl der in je 5 bzw. 15 Minuten auswendig gelernten Zahlen (in 12stelligen Gruppen).","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4gt zur Psychologie des Schlafes.\n23\nWir sehen zun\u00e4chst beim Abendversuch eine ausgesprochene Erm\u00fcdungskurve. Vom ersten Abschnitt an f\u00e4llt die Leistung, in der Mitte der Arbeitszeit h\u00e4lt sie sich ein wenig, um dann gegen Ende schroff zu sinken. Noch etwas kontinuierlicher erscheint die Abnahme hinsichtlich der Sprechgeschwindigkeit.\nNach % st\u00e4ndigem Schlaf ist wohl eine gewisse Wirkung \u2022dieser Erholungszeit dadurch ausgesprochen, dafs das gesamte Niveau der Kurve etwas h\u00f6her liegt; um 16,5 % liegt die Leistung des ersten F\u00fcnfminutenabschnitts, um 23,75 \u00b0/0 die der ersten Viertelstunde h\u00f6her, als die Leistungen der betreffenden Abschnitte des Abendversuchs. Ferner fehlt hier der j\u00e4he Abfall der letzten Arbeitsperiode. Aber in ihrer Gesamtheit mufs die Kurve dieses Nachtversuchs doch auch als Erm\u00fcdungskurve bezeichnet werden. Das steht im Gegensatz zu den Nacht-\u25a0versuchskurven beim Addieren einstelliger Zahlen.\nGanz anders stellt sich der Morgenversuch dar. Jetzt nach \u20ac Stunden ruhigen Schlafes setzt der erste F\u00fcnfminutenabschnitt 75,5%, die erste Viertelstunde gar 110,1% h\u00f6her ein als beim Nachtversuch. Dazu nehmen die Einzelwerte des Morgenversuchs noch bis in die zweite Viertelstunde hinein zu. Kurzum, hier m\u00fcssen wir zugeben, dafs auch der zweite, ja recht lange Abschnitt des Schlafes noch seine betr\u00e4chtliche Bedeutung f\u00fcr die Erholung deutlich kundgibt, w\u00e4hrend bei den Additionsversuchen nur ein ganz bescheidener Effekt der zweiten Schlafperiode festzustellen war, ja manchmal der Morgenversuch gegen\u00fcber dem Nachtversuch zur\u00fcckstand.\nVersuch 10.\nDatum 18.\u201419. September 1904.\nAbendversuch 111#\u201411 *\u2022.\nD\u00fcnlminutenleiatung\tViertelstundenleietung\tbesezahl\tSprechzahl\tLemwert\n238\t\t38\t67\t642,1\n159\t498\t36\t49\t441,7\n101\t\t27\t35\t307,4\n40\t229\t14\t18\t286,7\n106\t\t16\t25\t675,0\n81\t\t20\t26\t406,0","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nWilhelm Weygandt.\nNachtversuch 12 45\u20141 16 (nach etwa 40 Minuten Schlaf).\n192\t\t33\t59\t581,8\n188\t576\t32\t47\t587,5\n196\t\t33\t50\t593,9\n180\t525\t26\t41\t692,3\n192\t\t34\t50\t564,7\n153\t\t29\t41\t527,6\nMorgen versuch 830\u20149 00 (nach 61/2 Stunden Schlaf).\n396\t\t36\t69\t1100,0\n432\t1284\t38\t73\t1121,0\n456\t\t38\t76\t1200,0\n456\t1392\t38-\t76\t1200,0\n480\t\t40\t80\t1200,0\n456\t\t38\t76\t1200,0\nDiagramm 10.\nDer nach demselben Versuchsplan durchgef\u00fchrte Lernversuch Nr. 10 hat eine ungemein weitgehende \u00c4hnlichkeit der Ergebnisse mit Versuch 9. Die Anfangsleistung des Abendversuchs steht wohl ein wenig h\u00f6her als bei Versuch 9, auch f\u00e4llt der vierte F\u00fcnfminutenabschnitt durch seinen aufserordentlich geringen Wert auf. Ferner ist der Kurvenabfall im Nachtversuch etwas weniger steil als beim vorigen Versuch, indes ist auch hier im Gegensatz zu unseren Additionsversuchen die Erm\u00fcdungskurve unverkennbar. Fast identisch ist in beiden Versuchen der Morgenversuch ausgefallen, jedesmal aufserordentlich viel h\u00f6here Werte als beim Nachtversuche und jedesmal im Gegensatz zum Erm\u00fcdungscharakter der Nachtversuche ein ausgesprochenes An-","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n25\nsteigen von der ersten zur zweiten Viertelstunde, nicht ohne den gleichm\u00e4fsigen kleinen Abfall im sechsten F\u00fcnfminutenabschnitt.\nV ersuch 11.\nDatum 22.\u201423. M\u00e4rz 1904.\n\tAbendversuch 1140~\t-1210.\t\t\nF\u00fcnfminutenleistung\tViertelstundenleistung\tLesezahl\tSprechzahl\tLernwert\n200\t\t41\t57\t487,8\n172\t552\t41\t56\t419,5\n180\t\t35\t50\t514,5\n73\t\t30\t36\t243,3\n47\t180\t23\t37\t142,4\n60\t\t22\t27\t272,7\nNacht v\tersuch 1 36\u20142 06 (nach 1\tStunde S\tk'hlaf).\t\n192\t\t37\t53\t518,9\n236\t684\t36\t55\t655,6\n256\t\t33\t55\t754,5\n252\t\t31\t52\t812,9\n294\t804\t29\t63\t1013,8\n258\t\t31\t53\t832,3\nMorgenve\trsuch 920\u20149 60 (nach 5\t/2 Stunde]\ta Schlaf).\t\n348\t\t37\t66\t940,6\n336\t1038\t39\t67\t861,6\n354\t\t30\t60\t1180,0\n366\t\t39\t69\t938,5\n372\t1098\t37\t67\t1005,4\n360\t\t39\t69\t923,1\nDiagramm 11.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nWilhelm Wcytjimdl.\nBeim Abendversuche trat die Erm\u00fcdung nicht rasch, sondern erst nach 15 Minuten, dann aber in extremer Weise ein, so dafs die Versuchsperson zeitweise mit dem Einschlafen k\u00e4mpfte.\nNach l8t\u00fcndigem Schlaf war eine derartige Erholung eingetreten, dafs jetzt die Kurve nicht mehr den Erm\u00fcdungscharakter zeigt, im Gegensatz zu den vorigen Versuchen mit halbst\u00fcndigem Schlaf. Die Anfangsleistung steht zwar nicht h\u00f6her als beim Abendversuch, dann aber beginnt ein deutliches Ansteigen, das freilich nicht bis zum Schlufs anh\u00e4lt.\nAber die folgende Schlafzeit bleibt deshalb nicht wirkungslos, sondern der Morgenversuch zeigt ein weiteres betr\u00e4chtliches Anwachsen der Leistung und auch ein entschiedenes \u00dcber wiegen \u2022der zweiten Viertelstunde \u00fcber die erste.\nVersuch 12.\nDatum 24. M\u00e4rz 1904.\nAbendversuch 1216\u201412\u201c (um IO00 etwa l/i Stunde geruht).\nFfinfminutenleistung j Viertelstundenleistung\t\tLesezahl ! Sprechzahl\t\tLernwert\n264\t\t28\t60\t942,9\n240\t663\t34\t64\t706,6\n169\t\t32\t46\t496,9\n163\t386\t37\t60\t413,5\n151\t\t32\t44\t471,9\n82\t\t39\t46\t210,3\nNachtversuch 3\u201c\u2014415 (nach 2 Stunden Schlaf).\t\t\t\t\n300\t\t30\t66\t1000\n300\t888\t28\t53\t1071,4\n288\t\t29\t53\t1028,6\n312\t936\t30\t66\t1041\n288\t\t32\t66\t900\n336\t\t29\t67\t1168,6\nMorgenversuch 9S0\u20141000 (nach 41/\u00ab Stunden Schlaf).\t\t\t\t\n372\t\t31\t62\t1200\n376\t1140\t37\t68\t1016,2\n392\t\t38\t71\t1031,6\n408\t1248\t34\t68\t1200\n408\t\t36\t69\t1166,7\n432\t\t37\t73\t1194,6","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n27\nDie Versuchsanordnung weicht diesmal von der \u00fcblichen insofern etwas ab, als die Versuchsperson bereits vor dem Abendversuch ]/4 Stunde lang geruht hatte. Der Abendversuch selbst steht daher schon unter etwas g\u00fcnstigerer Disposition, zeigt h\u00f6heren Anfangswert und sp\u00e4teren, doch in dem sechsten Abschnitt recht weitgehenden Abfall der Kurve.\nDie 2 st\u00fcndige Ruhezeit l\u00e4fst ein deutliches Steigen der Leistungsf\u00e4higkeit erkennen, vor allem steht der Anfangswert erheblich h\u00f6her als beim vorigen Versuch mit seiner nur ein-st\u00fcndigen Erholung, der auch in seinem Gipfel nicht soweit reicht wie der Anfangswert von Versuch 12.\nDer Morgen versuch, nach etwa 4 */2 Stunden weiteren Schlafes ausgef\u00fchrt, zeigt durchweg frische Disposition, die ein Ansteigen von Anfang bis zum Schlufs erm\u00f6glicht.\nDas Protokoll vermerkt f\u00fcr den Nachtversuch, dafs mit lebhaftem Unlustgef\u00fchl \u00fcber die Schlafunterbrechung zu arbeiten angefangen wurde ; unter G\u00e4hnen, K\u00e4lteempfindung und schmerzhaftem Reiz an der Conjunctiva ging das Auswendiglernen von statten. Vielleicht l\u00e4fst sich das Schwanken der Kurve, ihr etwas unregelm\u00e4fsiger Verlauf, auf diese St\u00f6rungen beziehen, doch eine erhebliche Minderleistung ist nicht zu konstatieren.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nWilhelm Weygandt.\nVersuch 13.\nDatum 29.\u201430. September 1904.\nAbendversuch 1115\u2014-11B0.\nF\u00fcnfminutenleistung\tViertelstundenleistung\tLesezahl\tSprechzahl\tLernwert\n264\t\t39\t51\t910,3\n192\t576\t32\t58\t600,0\n120\t\t35\t45\t343,4\n24\t\t8\t10\t300,0\n96\t180\t13\t21\t738,4\n60\t\t7\t12\t857,1\n84\t\t13\t20\t643,1\nNacht v(\t\u00eersuch 320\u2014r360 (nach 3\tStunden\tSchlaf).\t\n168\t\t34\t48\t494,1\n180\t592\t32\t47\t562,4\n244\t\t31\t51\t787,1\n268\t\t34\t56\t788,2\n304\t856\t31\t57\t980,6\n284\t\t35\t57\t811,4\nMorgen versuch 9 25\u20149 65 (nach 4 */2\u20145 Stunden Schlaf).\n360\t\t38\t68\t947,4\n420\t1236\t39\t74\t1076,9\n456\t\t38\t76\t1200,0\n492\t\t41\t82\t1200,0\n504\t1488\t42\t84\t1200,0\n492\t\t41\t82\t1200,0\nDiagramm 13.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\t29\nDer Abendversueh setzt mit ziemlich hohem Anfangswert ein, f\u00e4llt alsbald ab und l\u00e4fst in den letzten 20 Minuten durch abnorm geringe Werte einen hohen Grad von geistiger Erm\u00fcdung erkennen. Wie die geringen Wiederholungs- und Sprechzahlen im Gegensatz zu dem verh\u00e4ltnism\u00e4fsig hohen Lemwert erkennen lassen, wurde langsam gelesen und gesprochen und \u00f6fter geradezu stolsweise, von manchen Pausen unterbrochen, gelernt.\nBeim Nachtversuch, nach 3 Stunden ruhigen Schlafes, f\u00fchlte sich die Versuchsperson anf\u00e4nglich noch recht abgespannt und m\u00fcde, dazu war auch die Stimme etwas erm\u00fcdet. Dem entsprechen die etwas geringen Anfangswerte des Nachtversuchs, der aber bald einen ganz erheblichen Anstieg zeigt, weit rascher und steiler als der vorige Nachtversuch nach 2st\u00fcndigem Schlaf.\nEbenso l\u00e4fst der Morgen versuch mit seinen hohen Werten und seiner steigenden Kurve die g\u00fcnstige Wirkung der zweiten Schlafperiode von 4 V\u00bb bis 6 Stunden erkennen. In den letzten 20 Minuten wurde hier so flott auswendig gelernt, dais, wie der Lemwert angibt, auf jede Lesung hin die Reihe schon direkt auswendig aufgesagt werden konnte.\nVersuch 14.\nDatum 2. April 1904.\nAbendversueh 1200\u201412*\u00b0 (vorher 9\u201410 sehr m\u00fcde.)\nFftnfminutenleistung ' Viertelstundenleistung\t\tLesezahl\tSprechzahl\tLern wert\n228\t\t37\t66\t616,2\n210\t644\t42\t69\t600,0\n206\t\t37\t64\t666,7\n184\t\t36\t51\t626,7\n139\t412\t41\t62\t339,0\n89\t\t41\t49\t317,1\nNachtversuch 600\u20146\u201c (nach 4 Stunden Schlaf).\t\t\t\t\n234\t\tv\t-\t\t\t34\t53\t688,2\n282\t804\t36\t60\t781,1\n288\t\t36\t60\t800,0\n324\t\t34\t61\t952,9\n312\t978\t33\t59\t945,6\n342\t\t34\t62\t1058,8","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nWilhelm Weygandt.\nMorgenversuch 930\u20141000 (nach 3%\u20144 Stunden Schlaf).\n396\t\t36\t69\t1100,0\n396\t1200\t36\t69\t1100,0\n408\t\t39\t73\t1046,2\n432\t\t37\t73\t1167,6\n468\t1380\t40\t79\t1170,0\n480\t\t41\t81\t1170,8\nDiagramm 14.\nDer Abendversuch zeigt eine recht regelm\u00e4fsige Erm\u00fcdungskurve, Abfall vom Anfang bis zum Ende. Nach 4 Stunden ruhigen Schlafes, freilich unter Tr\u00e4umen, wurde der Nacht-versueh angestellt, den die K\u00fchle des Zimmers, ferner G\u00e4hnen, sowie Reize an der Conjunctiva und im Kehlkopf etwas st\u00f6rten. Immerhin stieg die Kurve ziemlich regelm\u00e4fsig an, ihr Gipfel liegt am Schlufs, ihr Anfangswert steht betr\u00e4chtlich h\u00f6her als bei dem vorigen Nachtversuch mit einer vorhergehenden Schlafdauer von 3 Stunden.\nDer Morgenversuch leistet wieder erheblich mehr und l\u00e4fst bis zum Ende hin eine aufsteigende Kurve erkennen.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n31\nVersuch 15.\nDatum 8.\u20149. April 1904.\nAbendversuch 1160\u20141220.\nF\u00fcnfminutenleistung\tViertelstundenleistung\tLesezahl\tSprechzahl\tLernwert\n228\t\t40\t59\t570,0\n252\t684\t36\t57\t700,0\n204\t\t35\t52\t582,9\n196\t\t35\t51\t560,0\n152\t468\t38\t39\t400,0\n120\t\t39\t49\t307,7\nNachtversuch 546\u20146 15 (5 Stunden Schlaf).\n372\t\t41\t72\t907,3\n390\t1140\t38\t70\t1026,4\n378\t\t34\t66\t1111,8\n408\t\t36\t70\t1133,3\n444\t1264\t38\t75\t1168,4\n412\t\t37\t72\t1113,5\nMorgen versuch 9 00 - 9 30 (2 Stunden Schlaf).\n432\t\t39\t75\t1107,4\n420\t1320\t38\t73\t1105,3\n468\t\t42\t81\t1114,3\n486\t\t43\t83\t1130,2\n450\t1380\t38\t76\t1184,2\n444\t\t38\t75\t1168,4\nDiagramm 15.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nWilhelm Weygandt.\nDer Abendversuch stellt eine Erm\u00fcdungskurve dar, die immerhin eine etwas bessere Disposition erkennen l\u00e4fst, als die fr\u00fcheren Abendversuche. Der Gipfel liegt erst im zweiten F\u00fcnfminutenabschnitt, nicht am Anfang, die Werte sind im ganzen h\u00f6her als bei fr\u00fcheren Gelegenheiten und der Abfall ist nicht besonders steil. Auf diese in nicht allzu schwerer Erm\u00fcdungsdisposition geleistete Arbeit wurde 5 Stunden ruhig geschlafen.\nDer Nachtversuch, der jetzt eigentlich schon in die Morgenstunden hineinf\u00e4llt, zeigt einen recht hohen Wert ohne irgend ein Zeichen der Erm\u00fcdung. Nach zwei weiteren Schlafstunden ist aber die Leistungsf\u00e4higkeit noch weiter angestiegen.\nVersuch 16.\nDatum 9.\u201410. April 1904.\nAbendversuch 11*\u00b0\u20141160.\nFflnfminutenleistung\tViertelstundenleistung\tLeserahl\tSprechzahl\tLernwert\n236\t\t36\t55\t655,6\n174\t554\t32\t47\t543,76\n144\t\t12\t24\t1200,0\n126\t\t11\t21\t1145,45\n102\t360\t14\t23\t425,0\n132\t\t33\t34\t400,0\nNachtversuch 6 l0\u20146*\u00b0 (nach 6 Stunden Schlaf).\n324\t\t33\t60\t981,8\n384\t1116\t33\t65\t1163,6\n408\t\t37\t71\t1102,7\n408\t\t36\t70\t1133,3\n432\t1296\t38\t74\t1139,9\n456\t\t38\t76\t1173,7\nMorgenversuch 9 \u00ae\u00b0\u2014940 (vorher 2 Stunden Bettruhe, davon etwa eine\ngeschlafen).\n432\t\t38\t74\t1136,8\n468\t1392\t42\t81\t1114,3\n492\t\t42\t83\t1171,4\n492\t\t42\t83\t1171,4\n456\t1452\t41\t79\t1112,2\n504\t\t42\t84\t1200,0","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n33\nDiagramm 16.\nDer Abendversuch l\u00e4fst eine ausgepr\u00e4gtere Erm\u00fcdungsdisposition erkennen als sein Vorg\u00e4nger. Die Werte sind geringer, der Abfall ist steiler. Nach 6 st\u00fcndigem Schlaf, der allerdings durch einmaliges Erwachen unterbrochen war, fand der Nachtversuch statt, um 6 10 beginnend. Er setzt nicht ganz so hoch ein wie sein Parallelversuch nach 5 st\u00fcndigem Schlaf, steigt aber dann entschieden flotter und zu einem h\u00f6heren, im letzten Abschnitt gelegenen Gipfel an. Auch Sprechgeschwindigkeit und Lernwert steigen bis zum Schluls, so dafs wohl noch ein weiteres Ansteigen der Leistung bei der Fortsetzung des Lernens h\u00e4tte erwartet werden d\u00fcrfen.\nDer Morgenversuch fand mehr als 2 Stunden sp\u00e4ter statt; es dauerte lange, bis nach dem Nachtversuche wieder eingeschlafen werden konnte, immerhin gelang es der Versuchsperson, noch einmal f\u00fcr etwa 1 Stunde in Schlaf zu sinken. So betr\u00e4chtlich auch die Leistungsf\u00e4higkeit durch die erste Schlafperiode gestiegen war, so l\u00e4fst doch der Morgenversuch nach der letzten Schlafstunde ein weiteres Anwachsen deutlich erkennen. Der am Anfang liegende, geringste Wert der Morgenkurve ist gleich dem zweith\u00f6chsten des Nachtversuchs. Von da ab steigt die Leistung mit einer geringen Unterbrechung bis zum Schlufs, mit dem auch wieder der Maximalbetrag des Lernwerts, die Einpr\u00e4gung jeder Reihe auf einmalige Lesung hin, erreicht wird.\n4. Deutung der Versuche.\nWie schon angedeutet, w\u00e4re nach dem Ausfall der gr\u00f6fseren Anzahl der Additionsversuche (Nr. 1, 3, 4, 5, 6 und 7) das vor-\nZeitsehrift f\u00fcr Psychologie 39.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nWilhdm Weygandt.\nl\u00e4ufige Ergebnis entschieden dahin zu formulieren gewesen, dafs die abendliche Erm\u00fcdung durch die folgende Schlafperiode, wenigstens f\u00fcr die Versuchsdauer von V* Stunde, so gut wie vollst\u00e4ndig beseitigt werde, oft so ausgiebig, dafs der Nachtversuch bessere Leistungsf\u00e4higkeit kundgibt als der nach viel l\u00e4ngerer zweiter Schlafperiode veranstaltete Morgenversuch. Auf die L\u00e4nge der ersten, Erholung bringenden Schlafperiode kam es dabei gar nicht an, J/, Stunde war so wirksam wie 2 oder wie 4 Stunden. Die Wirkung der zweit\u00e9n Schlafperiode war demgegen\u00fcber geringf\u00fcgig, manchmal spiegelte sie sich \u00fcberhaupt nicht in dem Zahlenergebnis wieder, sondern es wurde nachher schlechter gearbeitet als vorher. Das Gesamtergebnis schien somit eine Best\u00e4tigung der fr\u00fcheren Weckversuche von Kohl-8ch\u00fctteb und seinen Nachfolgern zu bilden, die ja auch eine \u00fcberwiegende Bedeutung der allerersten Schlafperiode gegen\u00fcber den folgenden Stadien des Schlafes dargelegt hatten. Auch die zwei sp\u00e4ter ausgef\u00fchrten Versuche entsprachen diesem Ergebnis. Die Wirkung der ersten Schlaf p\u00e9riode war durch eine Mehrleistung von 19,6 bis 190,9 % gegen\u00fcber der abendlichen Leistung ausgedr\u00fcckt, so zwar, dafs gerade die beiden st\u00e4rksten Wirkungen auf die k\u00fcrzeste Schlafperiode von 1/9 Stunde fallen. Die zweite Schlafperiode f\u00f6rderte nur einmal eine Mehrleistung des Morgenversuchs von mehr als 10 \u00b0/\u201e zutage (23,3 \u00b0/0 beim ' dritten Versuch mit 6st\u00fcndiger Dauer der zweiten Periode), sonst hingegen nur Mehrleistungen bis zu 9 %, dreimal aber auch eine Minderleistung bis zu 3,4 \u00b0/0. Irgend welche Beziehungen zwischen dieser Wirkung und der Dauer der zweiten Schlafperiode waren nicht zu erkennen.\nBeachtenswert war auch die Umkehr im Verlauf der Arbeitskurve. W\u00e4hrend die Abendversuche in sch\u00f6nster Weise den Erm\u00fcdungstypus darbieten, indem der Gipfel der Leistung im Anfang oder wenigstens in der ersten halben Stunde liegt und nachher ein vielfach recht schroffer Abfall erfolgt, hatten sich diese Verh\u00e4ltnisse einer den \u00dcbungsfaktor weit \u00fcberwiegenden Erm\u00fcdung nach einiger Zeit des Schlafes durchweg ge\u00e4ndert, im Nachtversuch ist ein deutliches Ansteigen der zweiten Viertelstunde oder doch wenigstens nur ein geringer Abfall gegen\u00fcber der ersten Viertelstunde zu erkennen. Dafs etwaige st\u00f6rende Momente keinen tiefgreifenden Einflufs hatten, ist bereits erw\u00e4hnt. Ebenso wurde schon auf die bei den Morgenversuchen anzu-","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n35\ntreffende leichte Ann\u00e4herung an den Erm\u00fcdungstypus hingewiesen.\nEs sei dahingestellt, ob an der gelegentlichen leichten Minderleistung der Morgenversuche ein Umstand beteiligt ist, der sich der Versuchsperson w\u00e4hrend der Arbeit auf dr\u00e4ngte: bei diesen Versuchen, die gegen\u00fcber den Nachtversuchen weit mehr in der Gef\u00fchlslage der Lust begonnen wurden, war alsbald w\u00e4hrend der etwas eint\u00f6nigen Addierarbeit ein lebhaftes Auftauchen von allen m\u00f6glichen Assoziationen zu bemerken, die zu dem Gegenstand der Arbeit keinerlei Beziehung hatten und somit ablenkend oder hemmend wirken konnten. Bei den Nachtversuchen hingegen war doch noch subjektiv ein Gef\u00fchl des Unbehagens und auch der M\u00fcdigkeit so deutlich zu f\u00fchlen, dafs ablenkende Assoziationen nicht zur Geltung kamen und somit st\u00f6rende Einfl\u00fcsse dieser Art wegfielen.\nAls die Versuchsperson, die ja der Not der Umst\u00e4nde gehorchend mit dem Versuchsleiter identisch war, nach Absolvierung von sechs Additionsn\u00e4chten die zweite Methode, das Auswendiglernen anwandte, da konnte, so sehr sie auch das Nachdenken \u00fcber die Beobachtung und Deutung der bisherigen Ergebnisse vermied, eine Suggestion doch offenbar nur in dem Sinne erfolgen, als ob tats\u00e4chlich entsprechend den vorhegenden Befunden und den zahlreichen SchlafkurVen von Kohlsch\u00fctteb, Michelson u. A. der Hauptwert des Schlafes auf seinen ersten Stunden beruhe und von der Verl\u00e4ngerung wenig erholende Wirkung mehr zu erwarten sei.\nNachdem nun die ersten sechs N\u00e4chte mit Lern versuchen ab-\u00dfolviert waren, wollte das nunmehr berechnete Resultat in keiner Weise zu den Ergebnissen der Additionsversuche stimmen.\nEs seien an dieser Stelle Berechnungen mitgeteilt, die die Ausf\u00fchrungen verdeutlichen sollen. Wie oben angedeutet, war es nicht zweckm\u00e4fsig, mehrt\u00e4gige Versuchsreihen zu veranstalten, weshalb eine Beobachtung des t\u00e4glichen \u00dcbungszuwachses unm\u00f6glich war. Die Vergleichung der einzelnen Werte miteinander erheischt daher um so gr\u00f6lsere Vorsicht. Es seien nun im folgenden die Wirkungen der Schlafperioden auf die jeweils hinterher gepr\u00fcfte geistige Leistungsf\u00e4higkeit berechnet an deren Zuwachs gegen\u00fcber der vorhergehenden Leistung. Nun ist allerdings die allenthalben zu konstatierende Erm\u00fcdungskurve der Abendversuche in ihrem Verlaufe wieder recht mannigfaltig, bald\n3* \u2022","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nWilhelm, Weygandt.\nein kontinuierliches Nachlassen von Anfang an, bald ein j\u00e4her Abfall, bald ein irregul\u00e4rer Verlauf. Deshalb sollen in den folgenden Beobachtungen zuerst der Gesamt\u00fcbungszuwachs in Prozenten wiedergegeben werden und daraufhin noch besonders der \u00dcbungszuwachs der ersten Viertelstunden, die ja im wesentlichen erm\u00fcdungsfreier sind als die ganzen, halbst\u00fcndigen Versuche.\nTabelle 17.\nAdditionsversuche.\n\u00dcbungszuwachs der einzelnen Versuchsabschnitte in Prozenten.\nNr.\tAbendversuch Zahl der Additionen\t1. Schlafperiode Dauer\t\tNachtversuch Zahl der Additionen\tZuwachs in %\t2. Schlafperiode ungef\u00e4hre Dauer\tMorgenversuch Zahl der Additionen\tZuwachs in %\n1\t680\t7,\tStd.\t1978\t+190,9\t57\u00bb Std.\t1921\t- 2,9\n2\t833\t7*\t\t1898\t+127,8\t67. \u201e\t2032\t+ bl\n3\t1111\t1\t\t1512\t+ 32,5\t6 \u201e\t1864\t+ 23,3\n4\t1386\t2\ty>\t1757\t+ 26,8\t5 V*\t\u201e\t1915\t+ 9,0\n5\t1647\t2\t\t1970\t+ 19,6\t57, \u201e\t1903\t- 3,4\n6\t898\t3\t\t1885\t-f 109,9\t1 \u201e\t1960\t+ 4,0\n7\t1732\t\t\u00bb\t2066\t+ 19,3\t27* \u201e\t2015\t\u2014 2,5!\n8\t1220\t53/*\tif\t1987\t+ 62,9\t2 \u201e\t2072\t+ 4,3\nTabelle 18.\nLernversuche.\n\u00dcbungszuwachs der einzelnen Versuchsabschnitte in Prozenten.\nNr.\tAbendversuch Anzahl der auswendig gelernten Zahlen\t1. Schlaf-p\u00e9riode Dauer\tNachtversuch Anzahl der auswendig gelernten Zahlen\tZuwachs in \u00b0/o\t2. Schlafperiode ungef\u00e4hre Dauer\tMorgenversuch Anzahl der auswendig gelernten Zahlen\tZuwachs in %\n9\t843\t7, std.\t1038\t+ 23,1\t6 Std.\t2640\t+154,3\n10\t727\t7. \u201e\t1101\t+ 51,4\t67, \u201e\t2676\t+ 143,1\n11\t732\ti \u201e\t1488\t+103,3\t57, \u201e\t2136\t+ 43,6\n12\t1049\t2 \u201e\t1824\t+ 73,9\t47* \u201e\t2388\t+ 28,7\n13\t756\t3 \u201e\t1448\t+ 91,4\t47\u00e4 \u201e\t2724\t+ 88,1\n14\t1056\t4 \u201e\t1782\t+ 68,7\t37, \u201e\t2580\t+ 44,8\n15\t1152\t5\t\u201e\t2404\t+108,7\t2 \u201e\t2700\t+ 12,3\n16\t914\t6 \u201e\t2412\t+163,9\t1 \u201e\t2844\t+ 17,9\n1 In dem 2 Stunden darauf erfolgenden Tagversuch betrug die Zahl der Additionen 2110, der Zuwachs in % -j\u2014 4,7.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n37\nBei den folgenden beiden Tabellen, die den an der Hand der jeweiligen ersten Versuchs Viertelstunde berechneten Zuwachs in Prozenten wiedergeben, ist auf eine Anf\u00fchrung der eigentlichen Versuchszahlen verzichtet, die ja in Tabelle 1 bis 16 mitgeteilt sind.\nTabelle 19.\nAdditionsversuche.\n\u00dcbungszuwachs der 1. Viertelstunden der einzelnen Versuchsabschnitte\nin Prozenten.\nN'\t1. Schlafperiode\tZuwachs in \u00b0/o\t2. Schlafperiode\t\tZuwachs in %\n1\tV. std.\t130,3\t6 7a\tStd.\t70,01\n2\t7. \u201e\t70,0\t6 Va\t\u00bb\t11,1\n3\t1 \u201e\t4,7\t6\tiy\t16,9\n4\t2\t4,7\t67.\t\u00bb\t16,6\n5\t2\t8,4\t5'/a\t\u00bb\t0,7\n6\t3\t6,5\t4\tr\u00bb\t13,3\n7\t*7* * ,\t29,2\t2 7*\ta\t7,21\n8\t&7* \u201e\t13,7\t2\tti\t3,3\nTabelle 20.\nLernversuche.\n\u00dcbungszuwachs der ersten Viertelstunden der einzelnen Versuchsabschnitte\nin Prozenten.\nNr.\t1 1. Schlafperiode\tZuwachs in \u00b0/0\t2. Schlafperiode\tZuwachs in %\n9\t! 7, Std.\t23,75\t47* Std.\t110,1\n10\t7. ,,\t15,7\t6\t122,9\n11\t1 ,,\t23,9\t67. \u201e\t62,0\n12\t2 \u201e\t34,1\t6\t28,35\n13\t3 \u201e\t2,8(35,9)*\t47* ,,\t108,8\n14\t4\t\u201e\t24,8\t37a ,,\t49,5\n15\t5\t\u201e\t66,7\t2\t15,8\n16\t6 \u201e\t101,2\t1\t24,7\n1 Der Tagversuch zeigt 3,7 % Zuwachs.\n* W\u00fcrde man statt der ersten Viertelstunde, die einen aufserordentlich hohen Anfangsantrieb zeigt, den Abschnitt der 6. bis 20. Minute in Berechnung ziehen, so erg\u00e4be sich ein \u00dcbungszuwachs von 36,9 \u00b0;0, also nahezu das Gleiche wie bei dem vorhergehenden Versuch Nr. 12.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nWilhelm Wey garnit.\nGeradezu \u00fcberraschend ist der Gegensatz, den die Lem-versuche zu dem Ergebnis der Additionsversuche bilden. Erst als eine gr\u00f6fsere Anzahl von Lemversuchen vorlag, war es m\u00f6glich, sich ein Bild von der Verschiedenheit zu machen. Die Abendversuche zeigen wohl ganz wie bei der Rechenarbeit die Symptome betr\u00e4chtlicher geistiger Erm\u00fcdung, der Gipfel liegt bei sieben von den acht Versuchen im ersten F\u00fcnfminutenabschnitte, die zweite Viertelstunde f\u00e4llt betr\u00e4chtlich ab.\nDie Nachtversuche, die beim Addieren durchweg keine Spuren von Erm\u00fcdung mehr erkennen lassen, wenn auch die H\u00f6he ihrer Leistung hinter den Morgenversuchen noch zur\u00fccksteht, verhalten sich bei der Lernarbeit ganz verschieden davon. Bei den Versuchen 9 und 10 mit ihren halbst\u00fcndigen ersten Schlafperioden zeigen auch diese Nachtversuche noch deutlich ausgesprochenen Erm\u00fcdungscharakter und ihr Gesamtwert reicht nicht viel \u00fcber den der entsprechenden Abendversuche hinaus. Entschieden mehr betrug die Leistung bei den Versuchen 11 bis 14 mit ihren ersten Schlafperioden von 1 bis 4 Stunden. Bei Versuch 12 l\u00e4fst die Nachtkurve auch noch Zeichen erheblicher Erm\u00fcdung erkennen; die \u00fcbrigen Versuche (11, 13 und 14) hingegen zeigen ein entschiedenes Ansteigen von der ersten zur zweiten Viertelstunde, jedoch steht die Gesamtleistung doch noch weit hinter dem Ergebnis der entsprechenden Morgenversuche zur\u00fcck. Erst Versuch 15 und 16 mit ihrer 5 bzw. 6 st\u00e4ndigen zweiten Schlafperiode reichen im Nachtversuche n\u00e4her an die bestdisponierten Leistungen der Morgenversuche heran, ohne ihnen indes vollst\u00e4ndig gleichzukommen.\nWie ein Vergleich unserer Diagramme und auch die Durchsicht der Tabellen 18 und 20 ergibt, l\u00e4fst sich bei der Lemmethode in diesem Verhalten eine gewisse Proportionalit\u00e4t zwischen der Dauer der betreffenden Schlafperiode und ihrer erholenden Wirkung auf die darauf folgende Leistung erkennen. Eine strenge Gesetz-m\u00e4fsigkeit wird niemand, der mit dem Wesen derartiger Versuche vertraut ist, bei denen \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse und Dispositionsdifferenzen nie ganz auszuschliefsen sind, verlangen k\u00f6nnen. Aber approximativ ist diese Proportionalit\u00e4t in auffallender Weise ersichtlich.\nUm eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr diesen Gegensatz zwischen Additionsund Lernversuchen zu finden, m\u00fcssen wir auf den psychologischen Charakter beider Methoden eingehen. Bei dem Addieren liegt der Nachdruck auf der Reproduktion wohl einge\u00fcbter, eindeutig","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\n39\nbestimmter Assoziationen von verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringer Variabilit\u00e4t, wozu noch die motorische Leistung des Niederschreibens der Summen und des Minutenmarkierens tritt. Demgegen\u00fcber repr\u00e4sentiert das Auswendiglernen einen Merkakt; begleitet ist er von der motorischen Aktion des Hersagens, die freilich trotz der erheblichen Sprechgeschwindigkeit weniger eingreift als die Schreibbewegung beim Addieren, wozu dann noch das schriftliche Markieren jeder einzelnen Lesung der Reihen sowie des F\u00fcnfminutenzeichens hinzukommt. Der Merkakt mit seiner F\u00fclle von Kombinationsm\u00f6glichkeiten der neun Ziffern in zw\u00f6lfstelligen Gruppen ist f\u00fcr die Versuchsperson ungemein viel anstrengender als das Addieren. Alle Versuchspersonen, die mit beiden Methoden gearbeitet haben, sind dar\u00fcber einig; ja ich konnte konstatieren, dals die meisten Personen, die ich \u00fcber ihre subjektive Stellung zu den beiden Arbeiten befragen konnte, diesen Unterschied noch betr\u00e4chtlicher empfunden haben, als ich selbst bei meiner recht h\u00e4ufigen Anwendung dieser Methoden. Gerade meine fr\u00fcheren Versuche \u00fcber die. Bedeutung des Arbeitswechsels bei kontinuierlichen Arbeiten1 liefsen diese Tatsache der gr\u00f6fseren Anstrengung durch die Lemmethode gegen\u00fcber dem Addieren deutlich erkennen.\nWh' m\u00fcssen angesichts dessen sagen: F\u00fcr die Ausf\u00fchrung leichter, wohl einge\u00fcbter geistiger Arbeiten wie das Addieren reicht eine kurze Schlafperiode hin, um die abendliche Erm\u00fcdung auf die Arbeitszeit von einer halben Stunde v\u00f6llig zu verdecken; f\u00fcr die anstrengende, einen Merkakt verlangende Arbeit des Auswendiglernens hingegen ist eine weit l\u00e4ngere Erholung durch den Schlaf notwendig, ehe nach abendlicher Erm\u00fcdung wieder eine erhebliche Steigerung der Leistungsf\u00e4higkeit eintritt. Vt Stunde hat hier f\u00fcr diese T\u00e4tigkeit nur geringe erholende Wirkung, 1 bis 4 Stunden wirken immer g\u00fcnstiger, aber selbst nach 5 und 6 st\u00fcndiger Schlafzeit ist die Leistungsf\u00e4higkeit noch nicht soweit wiederhergestellt, dafs nicht durch eine weitere Schlafperiode von 1 bis 2 Stunden noch eine Steigerung eintreten k\u00f6nnte. Hier hat also jede Stunde des Schlafes, auch die nach den Weckschwellenversuchen so bedeutungslos erscheinenden letzten Abschnitte, doch noch ihre volle Bedeutung. Mit anderen\n1 \u00dcber den Einflufs dee Arbeitswechsels auf fortlaufende geistige Arbeit. Kr\u00f6pelins psychologische Arbeiten 2, 118.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nWilhelm Weygandt.\nWorten, f\u00fcr schwierige geistige Arbeiten ist die erholende Wirkung des Schlafes der Schlafdauer im ganzen proportional.\nSomit bedeuten unsere Versuche f\u00fcr die Weckschwellenuntersuchungen eine Best\u00e4tigung und gleichzeitig eine Erg\u00e4nzung. Tats\u00e4chlich hat auch eine kurze Schlafperiode schon eine betr\u00e4chtliche erholende Wirkung f\u00fcr leichtere, wohl einge\u00fcbte geistige T\u00e4tigkeit. Handelt es sich aber um anstrengende, schwierigere Leistungen, dann ist jede Stunde Schlaf von eigener Bedeutung und eine Abk\u00fcrzung erscheint unter allen Umst\u00e4nden verwerflich. Die Nutzanwendung liegt sehr nahe, dafs vor allem Kopfarbeiter, insbesondere solche, die einigermafsen Schwieriges leisten und wom\u00f6glich produktiv t\u00e4tig sein m\u00fcssen, unter keinen Umst\u00e4nden ihren Schlaf abk\u00fcrzen d\u00fcrfen.\nIch m\u00f6chte darauf verzichten, auf Grund meiner Versuche weitere Perspektiven zu zeichnen. Ich gebe gerne zu, dafs eine Ausdehnung auf andere Methoden, vor allem Auffassungspr\u00fcfungen, sowie auf mehrere Versuchspersonen w\u00fcnschenswert erscheint. Vielleicht ist mir sp\u00e4ter einmal m\u00f6glich, das erste Desiderat zu erf\u00fcllen. Dafs die Durchf\u00fchrung einer gr\u00f6fseren Serie von Versuchsn\u00e4chten mit vielen Schwierigkeiten verkn\u00fcpft ist, brauche ich Kennern der psychologischen Methodik nicht auseinanderzusetzen. Vor allem m\u00f6chte ich den in g\u00fcnstigeren \u00e4ufseren Umst\u00e4nden arbeitenden Psychologen eine Heranziehung von weiteren Versuchspersonen anempfehlen. Selbstverst\u00e4ndlich ist es angebracht, diese neuen Reagenten nach dem unwissentlichen Verfahren arbeiten zu lassen, eine Forderung, der die bisherige Versuchsperson jetzt nach Ausf\u00fchrung und Exegese dieser zwei ersten Versuchsreihen nat\u00fcrlich nicht mehr zu entsprechen vermag; dafs Autosuggestion die Ergebnisse nicht von vornherein beeinflufst haben kann, i\u00dft schon oben motiviert worden. Vorl\u00e4ufig m\u00f6ge man vorlieb nehmen mit den an einer Person gewonnenen Ergebnissen, bis sich eine Reihe anderer Reagenten einfindet Es ist ja gerade bei der Anwendung kontinuierlicher Methoden nicht leicht, geeignete Versuchspersonen zu finden, um so weniger als es sich bei den Schlafversuchen um eine keineswegs angenehme Versuchsanordnung handelt. Wohl hatte ich fr\u00fcher das Gl\u00fcck, zu Hungerversuchen1 aufser dem Ver-\n1 \u00dcber die Beeinflussung geistiger Leistungen durch Hungern. Kr\u00f6pelin, Psychologische Arbeiten 4, 128 u. 130.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes.\t41\nsuehsleiter noch f\u00fcnf Versuchspersonen zu finden, indes bei der Anwendung der kontinuierlichen Methode des Auswendiglernens sinnloser Silben ergriffen doch einmal zwei von diesen, den 24 st\u00e4ndigen Hunger bereitwilligst ertragenden Personen vor dem Schlufs des Versuchs die Flucht.\nVor allem erstrebenswert w\u00e4re es, dafs unter den k\u00fcnftigen Versuchspersonen sich m\u00f6glichst ausgesprochene Vertreter des Morgen- und des Abendtypus befinden w\u00fcrden. Gerade bei letzterem, dem ja die bisherige Versuchsperson nicht angeh\u00f6rt, sollte man ein noch sch\u00e4rferes Hervortreten der verz\u00f6gerten Erholungswirkung des Schlafes f\u00fcr schwierigere Arbeiten erwarten.\nEine eingehendere Nachpr\u00fcfung w\u00fcrde demnach einen lebhaften Wunsch des Verfassers erf\u00fcllen. Sollte \u00fcberhaupt durch die vorliegende Untersuchung das Interesse auf das bisher noch aufserordentlich selten experimentell bearbeitete und doch nach mancher Richtung, rein theoretisch wie auch hinsichtlich der praktischen Bedeutung, ungemein wichtige Gebiet der Psychologie der regelm\u00e4fsigen Abweichungen vom normalen Bewufst-seinszu8tande hingelenkt werden, so w\u00fcrde das durchaus mit meinen Absichten \u00fcbereinstimmen.\n(Eingegangen am 26. Dezember 1904.)","page":41}],"identifier":"lit32001","issued":"1905","language":"de","pages":"1-41","startpages":"1","title":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:50.469330+00:00"}